Innenhafen Duisburg
Der Innenhafen Duisburg ist ein zentral gelegener Hafenbereich in der Stadt Duisburg, Nordrhein-Westfalen, der sich über eine Fläche von etwa 89 Hektar erstreckt.
Ursprünglich als Industrie- und Handelshafen genutzt, hat sich das Gebiet seit den 1990er-Jahren zu einem multifunktionalen Quartier mit Büros, Wohnbereichen, Gastronomie, Events und kulturellen Einrichtungen entwickelt.
Die Umgestaltung des Innenhafens erfolgte im Rahmen eines umfassenden Stadtentwicklungsprojekts, das von renommierten Architekten wie Norman Foster und ortsansässigen Planern umgesetzt wurde.
Heute gilt der Innenhafen Duisburg als bedeutendes Beispiel für die Revitalisierung ehemaliger Industrieareale und zieht sowohl Touristen als auch Einheimische an.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wo heute der Innenhafen liegt, floss vor vielen Jahrhunderten der Rhein. Er bildete hier bis ins 5. Jahrhundert die Grenze der Germania Magna zum Römischen Reich. Am Standort des heutigen Rathauses befand sich im Mittelalter unmittelbar am Rheinufer ein fränkischer Königshof. Dort entstanden auch die alte Duisburger Stadtkirche, die Salvatorkirche, der Burgplatz, die Duisburger Markthalle und die Stadtmauer.
Etwa im Jahre 1000 – so die neuesten Forschungen – verlagerte der Rhein sein Bett westwärts. Duisburg lag nicht mehr unmittelbar am Rhein, war jedoch noch für etwa 400 Jahre über einen schiffbaren toten Rheinarm mit dem Fluss verbunden. Danach wurde aus der ehemals sehr bedeutenden Handelsstadt ein kleines Ackerbürgerstädtchen. Erst im 19. Jahrhundert war eine von Duisburger Kaufleuten und Industriellen 1826 als „Rhein-Canal-Actien-Verein“ gegründete Initiative zur Wiederbelebung der Verbindung zum Rhein erfolgreich. Ihr Projekt, der Rheinkanal, entstand in den Jahren 1828 bis 1832. Zunächst wurde so der heutige Außenhafen vom westlich gelegenen Rhein bis zur heutigen Marientorbrücke gegraben. Als Ruhrkanal ließ der „Ruhr-Canal-Aktien-Verein“ 1840 bis 1844 eine Fortsetzung bis zur Ruhr bauen. Deren westlicher Abschnitt ist der Innenhafen. Zuerst ließ sich die Holzindustrie, die ihren Absatz im Bergbau fand, im Hafen nieder. Als deren Raumbedarf durch modernere Produktionsmethoden sank, nahmen die Getreidemühlen mit ihren markanten Speichergebäuden an vielen Stellen ihren Platz ein. Sie gaben dem Innenhafen den Beinamen „Brotkorb des Ruhrgebiets“, der die sprunghaft anwachsende Bevölkerung im Revier versorgte.
Nach dem Niedergang der Getreidemühlen in den 1960er Jahren hatte der Innenhafen seine wirtschaftliche Kraft eingebüßt und beherbergte weitgehend nur noch Lager- und Gewerbehallen. Trotzdem versperrte dieses Gebiet der Duisburger City den Zugang zum Wasser. Durch die Freilegung der Stadtmauer und den Bau eines neuen Wohnviertels am Corputiusplatz wurden Ende der achtziger Jahre erste Schritte unternommen, dem Innenhafen ein neues Gesicht zu geben.
Im Rahmen der IBA Emscher Park, die die Industrieflächen des Ruhrgebiets beispielhaft erneuert hat, wurde eine Umnutzung des gesamten Innenhafens in Angriff genommen. Das Wasser sollte in die Stadt zurückgeholt werden, sollte erlebbar gemacht werden und für mehr Lebensqualität sorgen – und Investoren anlocken. Es wurde Raum für Arbeit insbesondere im Dienstleistungsbereich, für Wohnen, Kultur und Freizeit geschaffen. Dabei wurden die industriellen und historischen „Wahrzeichen“ des Hafens ganz bewusst erhalten.
Der Innenhafen heute
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im neu gestalteten Quartier des Innenhafens sind verschiedene Museen angesiedelt wie die von Herzog & de Meuron zum Kunstmuseum umgestaltete Küppersmühle, die Werhahnmühle, die nach dem Auszug des Kindermuseums ATLANTIS zunächst durch ein Legoland Discovery Center und dann vom Explorado Kindermuseum genutzt wurde und das Kultur- und Stadthistorische Museum.
Dani Karavan legte den „Garten der Erinnerung“ an, in dem der Architekt Zvi Hecker das Gemeindezentrum und die Synagoge der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen aufbaute.
Vom Garten führt die Buckelbrücke für Fußgänger hinüber zur Marina und den Bürokomplexen Five Boats und Hitachi Power Office.
Weitere renovierte Speichergebäude und Neubauten werden als Büro-, Kontor- und Parkhäuser, von öffentlichen Einrichtungen sowie von Gastronomie- und Freizeitbetrieben genutzt.
Eine vollständige Liste aller bautechnischen Objekte findet sich im Rundgang Innenhafen Duisburg.
Gastronomie und Events
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gastronomie am Innenhafen Duisburg umfasst eine vielfältige Auswahl an Restaurants, Cafés und Bars und hat sich seit den 1990er Jahren zu einem zentralen Bestandteil des Quartiers entwickelt. In den umgebauten ehemaligen Speichergebäuden und modernen Neubauten entlang der Uferpromenade finden sich unterschiedliche kulinarische Angebote mit regionaler und internationaler Küche. Die gastronomischen Betriebe tragen zur Attraktivität des Innenhafens als Freizeit- und Kulturort bei und ziehen sowohl Einheimische als auch Touristen an. In den Sommermonaten ist die Außengastronomie an der Promenade besonders beliebt, da die Lage am Wasser und die nahegelegenen Grünflächen eine entspannte Atmosphäre bieten.
Alle zwei Jahre findet im Juni seit dem Jahr 2000 im Innenhafen Duisburg eine Drachenboot-Fun-Regatta statt, welche nach dem Guinness-Buch der Rekorde, die größte Drachenboot-Fun-Regatta der Welt ist. Neben professionellen Sportlern treten hierbei auch Vereine und Firmen an. Parallel dazu findet das internationale Hafenfest statt.
Fortsetzung der Entwicklungstätigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2008 sollte nach Wiederholung eines an vergaberechtlichen Problemen gescheiterten Auswahlverfahrens ein Investor mit der Errichtung des Eurogate beginnen, einem halbellipsenförmigen multifunktionalen Gebäude mit bis zu 10 Geschossen und einer Nutzfläche von etwa 35.000 m². Der Gebäudeentwurf von Foster folgt der Rundung des Holzhafens. Die Bauarbeiten zur Landgewinnung im Uferbereich sind abgeschlossen.
Für den Westen des Innenhafens, der unmittelbar an die Altstadt grenzt, hat Foster mittlerweile in einem neuen Entwurf im Auftrag der Stadtverwaltung eine ähnliche Umwandlung konzipiert wie sie im Ostteil durchgeführt wurde – und noch lange nicht abgeschlossen ist: Ein weiteres avisiertes Neubaugebiet liegt am äußersten Ostrand nahe der Küppersmühle, die zudem selbst ein Objekt von baulichen Erweiterungsabsichten bildet, da das Kunstmuseum als Folge der Fusion der Sammlungen Grothe und Ströher zusätzlichen Platzbedarf hat. Auf der Rückseite der Bürogebäude am Nordufer ist darüber hinaus ein Park vorgesehen. Um die Ideen des Planers bezüglich Innenhafen und Innenstadt gebündelt zu realisieren, umfasst der Zuständigkeitsbereich der bisherigen Innenhafen-Entwicklungsgesellschaft nun auch das Management der Umgestaltung des gesamten Stadtzentrums.
Seit 2012 ist das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen mit seinen bisher in Düsseldorf (Hauptstaatsarchiv) und Brühl (Personenstandsarchiv Brühl) ansässigen Teilen im Innenhafen zu finden. Im Dezember 2007 erhielt das österreichische Architekturbüro Ortner und Ortner den Zuschlag, ein unter Denkmalschutz stehendes historisches Speichergebäude aus den 1930er Jahren umzubauen.[1]
Ansichten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bilder
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Five Boats mit Marina bei Sonnenuntergang
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Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen, im Garten der Erinnerung
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Ein Abschnitt der historischen Stadtmauer vor dem Altstadtpark am Innenhafen
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Schwanentorbrücke: eine Hubbrücke; links daneben der RWSG-Speicher, der zum Landesarchiv ausgebaut und erweitert worden ist.
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Ansicht bei Nacht, links H2-Office mit Restauration, rechts Küppersmühle und Werhahnmühle.
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Parkhaus im Innenhafen bei Nacht
Panoramen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Beschreibung dieser Sehenswürdigkeit und Ankerpunkt als Teil der Route der Industriekultur
- Innenhafen Duisburg (Website der Entwicklungsgesellschaft)
- Fosters Plan für die Innenstadt einschl. Innenhafen ( vom 12. Dezember 2012 im Internet Archive) (PDF-Datei; 1,57 MB)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Duisburg: Razzia wegen Landesarchiv-Affäre ( vom 11. Februar 2011 im Internet Archive)
Koordinaten: 51° 26′ 27″ N, 6° 45′ 58″ O