Masud Gharahkhani

norwegischer Politiker

Masud Gharahkhani (* 22. September 1982 in Teheran) ist ein norwegischer Politiker der sozialdemokratischen Partei Arbeiderpartiet (Ap). Seit 2017 ist er Abgeordneter im Storting. Im November 2021 wurde er zum Stortingspräsidenten gewählt.

Masud Gharahkhani, 2022

Gharahkhani kam in der iranischen Hauptstadt Teheran zur Welt. Mit seinen Eltern floh er 1987 im Alter von vier Jahren über die Türkei nach Norwegen. Dort wuchs er in der Ortschaft Skotselv in der Kommune Øvre Eiker auf. Sein Vater wurde in der Gemeinde lokalpolitisch aktiv.[1][2] Masud Gharahkhani ist ausgebildeter Radiograph und arbeitete von 2003 bis 2008 in einem Krankenhaus. In den Jahren 2004 bis 2007 war er der Vorsitzende der Jugendorganisation Arbeidernes Ungdomsfylking (AUF) in der damaligen Provinz Buskerud.[3]

In der Legislaturperiode zwischen 2007 und 2011 war er Mitglied im Fylkesting von Buskerud und dem Kommunalparlament von Øvre Eiker.[3] Im Jahr 2011 wurde er in das Drammener Kommunalparlament gewählt. In der Wahl zum Bürgermeister unterlag er dem Kandidaten der Høyre.[4][5] Bei der Parlamentswahl 2009 verpasste Gharahkhani den Einzug ins norwegische Nationalparlament Storting. Bei der Wahl 2017 konnte er schließlich ein Mandat erhalten. Im Storting vertritt er den Wahlkreis Buskerud und wurde zunächst Mitglied im Familien- und Kulturausschuss. Im Januar 2018 wechselte er in den Kommunal- und Verwaltungsausschuss. Nach der Stortingswahl 2021 wurde Gharahkhani zweiter stellvertretender Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses und Mitglied im Fraktionsvorstand der Arbeiderpartiet-Gruppierung.[6]

Am 25. November 2021 wurde er als Nachfolger seiner zurückgetretenen Parteikollegin Eva Kristin Hansen zum Präsident des Stortings gewählt.[7][8] Zugleich endete seine Zeit im Fraktionsvorstand sowie im Wirtschaftsausschuss. Stattdessen wurde er Vorsitzender des Wahlausschusses.[3]

Im Oktober 2022 veröffentlichte er die Autobiografie Norge i mitt hjerte.[2]

Positionen

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Einwanderung

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Im Jahr 2011 erklärte er, dass Kinder ab vier Jahren auf ihre Sprachfähigkeiten getestet werden sollten, da es nicht akzeptabel sei, wenn sie eingeschult werden, ohne die norwegische Sprache zu beherrschen.[9] Im Februar 2011 äußerte er, dass Eltern, die ihre Kinder in ausländische Koranschulen schicken, mit Strafen belegt werden sollten.[10] Im April 2020 wurde er unter anderem von Parteimitgliedern dafür kritisiert, dass er als einwanderungspolitischer Sprecher seiner Partei gegen die Aufnahme von Waisenkindern aus dem Flüchtlingslager Moria eintrat.[11]

Gharahkhani äußerte im Anschluss an den Tod der 22-jährigen Iranerin Mahsa Amini im September 2022 mehrfach Kritik am Iran. Amini war von der iranischen Sittenpolizei festgenommen worden, da sie den Hidschāb in der Öffentlichkeit nicht korrekt getragen habe, und drei Tage nach ihrer Festnahme gestorben. Gharahkhani kritisierte unter anderem die Einschränkung des Internets, mit der er auf die im Iran stattfindenden Proteste reagiert wurde. Auf seine bei Twitter getätigten Äußerungen hin wurde Norwegens Botschafter im Iran mit der Begründung, dass Gharahkhani sich in interne iranische Angelegenheiten einmische, einbestellt.[12][13] In einem Interview mit iranischen Oppositionsmedium sprach er sich für das Ende der Regierungszeit von Ali Chamenei aus. Daraufhin wurde im November 2022 im Iran erneut der norwegische Botschafter Sigvald Hauge einbestellt.[14]

  • 2022: Norge i mitt hjerte
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Commons: Masud Gharahkhani – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Anne-Marit Borgen Werring: Tok til tårene da sønnen ble innstilt som stortingspresident. In: NRK. 24. November 2021, abgerufen am 24. November 2021 (norwegisch (Bokmål)).
  2. a b Sofie Prestegård, Finn-Ove Hågensen: Fikk brev i posten: «Mamma ble stiv av skrekk». In: TV 2. 13. Oktober 2022, abgerufen am 13. Oktober 2022 (norwegisch).
  3. a b c Knut Are Tvedt: Masud Gharahkhani. In: Store norske leksikon. Abgerufen am 22. November 2021 (norwegisch).
  4. Majoran Vivekananthan: Masud Gharahkhani kan bli første ordfører med innvandrerbakgrunn. In: Utrop. 6. Dezember 2010, abgerufen am 5. Juni 2020 (norwegisch).
  5. Idar Krogstad: Fremdeles borgerlig flertall – Høyre mister likevel mange i bystyret. In: NRK. 14. September 2015, abgerufen am 5. Juni 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  6. Biografi: Gharahkhani, Masud. In: Stortinget. Abgerufen am 22. November 2021 (norwegisch).
  7. Endringer i presidentskapet. In: Stortinget. 25. November 2021, abgerufen am 25. November 2021 (norwegisch).
  8. Masud Gharahkhani valt som stortingspresident. In: Nordre. 25. November 2021, abgerufen am 25. November 2021 (norwegisch).
  9. Mads A. Andersen, Gunn Kari Hegvik, Erlend Skevik: Ap-yndling: Kjærligheten brukt i svertekampanje. 9. April 2011, abgerufen am 5. Juni 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  10. Karen Setten: Ap vil straffe koranskole-foreldre. Verdens Gang, 20. Februar 2019, abgerufen am 5. Juni 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  11. Åse Marit Befring: Moria-barna splitter Ap: – Jeg får meldinger med hets. In: NRK. 16. April 2020, abgerufen am 5. Juni 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  12. Silje Lien Sveen, Eirik Husøy, Vilde Haugen: UD bekrefter: Norges ambassadør til Iran kalt inn på teppet etter Gharakhani-utspill. In: Verdens Gang. 25. September 2022, abgerufen am 25. September 2022 (norwegisch (Bokmål)).
  13. Marit Kolberg: Iran protesterer på Stortingspresidentens tvitring. In: NRK. 25. September 2022, abgerufen am 25. September 2022 (norwegisch (Bokmål)).
  14. Svein Vestrum Olsson: Iran hadde nytt møte med Norge om Gharahkhani. In: NRK. 7. November 2022, abgerufen am 8. November 2022 (norwegisch (Bokmål)).