"Das Land ist im Eimer", sagt Oliver, 54, aus Köln über die USA. Aber es gebe dort so viel zu sehen und zu erleben – trotz Donald Trump, trotz der politischen Entwicklung. "Amerika ist vielleicht nicht mehr das Sehnsuchtsland", sagt er in einer Sprachnachricht an ZEIT ONLINE. Aber es bleibe kulturell interessant.

Im Rahmen des Audio-Projekts Anruf an alle hat ZEIT ONLINE die Mitglieder der Community gefragt, ob sie unter den aktuellen Umständen noch in die Vereinigten Staaten reisen würden. Viele der Menschen, die sich bei uns gemeldet haben, haben darauf eine klare Antwort: Aktuell kommt eine USA-Reise für sie nicht infrage. Für manche ist es aber eine schwierige Abwägung – gerade wenn es nicht nur um eine Urlaubsreise nach Kalifornien oder New York geht, sondern um persönlichen Beziehungen, Familienmitglieder und Freundinnen, die dort leben. 

Die 55-jährige Julie will zum Beispiel auch weiterhin an die Ostküste zu ihrer Familie fliegen. In Ihrer Sprachnachricht erzählt sie von ihrer betagten Mutter und zwei Brüdern, die in Maryland wohnen, und sagt: "Ich kann meinen Leuten nicht den Rücken kehren und es macht mich unfassbar traurig, dass ich das Gefühl habe, diese Entscheidung verteidigen zu müssen." 

Für Marc Henning ist die Lage anders. Er wird auf eine USA-Reise verzichten. "Meine Frau und ich haben überlegt, nächstes Jahr im Sabbatical nach Colorado zu ihrer Tante zu fliegen. Das haben wir aber aufgrund der aktuellen Regierung verworfen." Für Karin waren die USA ihr Traumland, auch sie hat Freundinnen und Freunde dort, die sie aber aktuell nicht besuchen wird. "Ich hätte mir nie vorstellen können, was aus diesem Land wird." 

Die drastischen und teils repressiven Maßnahmen der neuen Trump-Regierung haben in unserer Community ebenfalls Eindruck hinterlassen. Minderheiten, etwa trans Personen, bekommen die Auswirkungen bereits zu spüren. Trump will per Dekret trans Menschen vom Frauensport ausschließen und ihnen den Dienst im Militär verbieten. Ivo, eine 29-jährige trans Person, macht diese Entwicklung Sorgen. "Ich würde aktuell nicht in die USA einreisen, da ich mir als trans Person nicht sicher sein kann, dass die Grenzkontrolle nicht zusätzlich erschwert wird."

Eine Auswahl der eingesendeten Sprachnachrichten können Sie hier hören.

"Ich habe ein mulmiges Gefühl"

Tilman, 38

"Wir wollten im Sabbatical in die USA reisen"

Marc Henning, 55

"Man weiß nicht, nach welche Kriterien Grenzbeamte aussortieren"

Flavio, 25

"Als trans Person würde ich aktuell nicht in die USA reisen"

Ivo, 29

"Ich bin aktuell nicht bereit, einen Schüleraustausch durchzuführen"

Katharina, 55

"Ich will meine Freundschaften nicht aufgeben"

Louisa Sach, 61

"Ich will die großen US-Städte sehen, trotz Trump"

Oliver, 54

"Meine betagte Mutter lebt noch dort"

Julie, 55

"Ich werde meine Sehnsuchtsstadt unter Trump nicht besuchen"

Dörte, 61

"Wir fahren nicht in Länder, die von Autokraten regiert werden"

Birgit, 62

"Die USA waren mal mein Traumland"

Karin, 67

"Unsere mehrwöchige USA-Reise blasen wir ab"

Claudia, 61

"Ich will dieser Regierung keinen Cent in den Rachen werfen"

Annette, 72

"Hätte ich Reisepläne, würden mich Trump und Vance nicht davon abbringen"

Jürgen, 58

"Trumps Handeln ist mir zu erratisch"

Barbara, 70

"Ich verstehe viele Amerikaner nicht mehr"

Claudia, 67

"Die USA ist mir schon lange suspekt"

Anne Boos, 54

"Unser Sohn studiert in New York, nur deshalb fliegen wir hin"

Anja, 63

"Die USA befindet sich auf dem Weg in den Faschismus"

Jong-Sung, 45

"Mir fehlt der Widerstand gegen Trump"

Stephi, 52

Bei Anruf an alle haben wir Sie seit dem Bruch der Ampelkoalition durchgehend nach Ihrer Meinung und zu aktuellen Ereignissen befragt. Mal ging es um Ihren Blick auf die Kanzlerkandidaten, mal um das umstrittene Finanzpaket und mal um Ihre Wünsche für den Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD. Hier finden Sie alle bislang erschienenen Folgen: www.zeit.de/anrufanalle. Sie finden Anruf an alle auch auf Spotify und auf Apple Music.

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