Das Kirchenjahr ist voll von klangvollen Festen. Zu jedem gäbe es ein passendes Wort aus der Heiligen Schrift. Dennoch bewegt mich seit einiger Zeit ein völlig unscheinbarer, liturgiefreier Tag, der eher durch sein Nicht-Sein als durch sein Da-Sein auffällt: der Karsamstag. Dieser ist ein geheimnisvoller, scheinbar schwebender Tag, ein Tag des Übergangs, ein Brückentag zwischen abgrundtiefer Dunkelheit und aufstrahlendem neuen Licht.
Der Karsamstag ist der Tag der totalen Gottesfinsternis, des "Todes" Gottes. Er ist der Tag der Grabesruhe, des Schweigens, der Leere und des Nichts. Die Jünger Jesu haben all ihre Hoffnungen begraben. Sie sind enttäuscht und verzweifelt. Nichts ist ihnen geblieben außer ihren Erinnerungen. Ihre Träume und Hoffnungen sind zerbrochen. Sie zweifeln, sie klagen, und sie weinen. Ganz so wie das alte Volk Israel nach der Zerstörung Jerusalems und des Tempels geklagt hat.