In meiner Heimatstadt Chicago gab es schon im letzten Sommer Demonstrationen von Christen, die mit dem Konterfei Dietrich Bonhoeffers durch die Straßen zogen. Das waren offenbar Liberale, während des Nominierungsparteitags der Demokraten, jedenfalls lange vor dem Wahlsieg Donald Trumps – und Monate bevor der neue amerikanische Film über Bonhoeffers Leben in die Kinos kam und heftigen Streit über die verzerrte Beschreibung des Helden auslöste.

Dieser deutsche Pfarrer fasziniert Amerikaner aller politischen Lager. Warum? Weil er den Mut hatte, gegen das zu kämpfen, was wir die Kräfte des Bösen nennen. Lange war er Pazifist, nur schweren Herzens entschloss er sich, die Operation Walküre, also die Anschlagspläne gegen Hitler, zu unterstützen. Entscheidend dafür war unter anderem sein Aufenthalt in den USA, wo er die schwarzen Gemeinden lieben lernte: Ihre Lebendigkeit trotz der eigenen leidvollen Geschichte und ihre Widerständigkeit beeindruckten ihn.