Vor anderthalb Jahren hätte sich Lidia am liebsten versteckt. Sie wollte nicht, dass ihre Freundinnen und ihre Klassenkameraden sie krank und ohne Haare im Bett sehen. Kurz vor ihrem 12. Geburtstag wurde bei Lidia Knochenkrebs im rechten Oberschenkel festgestellt.
Sie musste oft und lange ins Krankenhaus, wurde mehrmals operiert und bekam Chemotherapie. Die sollte den Krebs verdrängen, eine Nebenwirkung war aber, dass Lidia ihre langen braunen Haare verlor.
Zur Schule gehen konnte sie nicht. Und auch wenn sie nicht im Krankenhaus lag, war sie so erschöpft, dass sie sich viel ausruhen musste. Aber lernen sollte sie dennoch. Ihr Schulleiter fragte damals, ob eine Lehrerin zu ihr nach Hause kommen soll oder ob sie lieber virtuell am Unterricht teilnehmen will, vertreten durch einen kleinen Roboter – einen Avatar, der an ihrem Platz in der Klasse sitzt. Lidia entschied sich für den Avatar: "Zu Hause allein im Kinderzimmer mit einer Lehrerin zu lernen, die Vorstellung fand ich sehr unangenehm."