Katmandu

Maya hat nichts verkauft. Wieder nichts. "Zu wenig Touristen", sagt sie. Sie sagt es lächelnd, nicht klagend, aber ein wenig verzweifelt. Die zarte 24-jährige Frau aus dem Westen Nepals steht etwas ratlos auf dem Durbar Square, einer Art historischem Freilichtmuseum im Zentrum der Hauptstadt Katmandu. Seit dem späten Vormittag hat sie versucht, eines der kleinen Seidentäschchen, die sie in einer alten Plastiktüte bei sich trägt, loszuwerden.

Die Konkurrenz ist groß, und es kommen immer weniger Besucher. Zwar bietet Nepal nach wie vor eine einzigartige Naturkulisse, doch der Ruf ist ruiniert. Es ist der Mythos vom Shangri-La, das James Hilton in seinem Roman Der verlorene Horizont 1933 als ein Land beschrieb, in dem Mensch und Natur in spiritueller Eintracht harmonisieren. Ein Missverständnis von Anfang an.