Programming: Principles and Practice Using C++ 2nd Edition, (Ebook PDF) download
Programming: Principles and Practice Using C++ 2nd Edition, (Ebook PDF) download
https://ebookmass.com/product/programming-principles-and-practice-
using-c-2nd-edition-ebook-pdf/
https://ebookmass.com/product/programming-principles-and-practice-
using-c-second-edition-stroustrup/
https://ebookmass.com/product/c-programming-language-c-programming-
lang-_p2-2nd-edition-ebook-pdf/
https://ebookmass.com/product/data-parallel-c-programming-accelerated-
systems-using-c-and-sycl-2nd-edition-james-reinders/
https://ebookmass.com/product/cosmetic-dermatology-principles-and-
practice-second-edition-principles-practice-2nd-edition-ebook-pdf/
Principles and Practice of Hospital Medicine 2nd Edition
Edition Sylvia C. Mckean
https://ebookmass.com/product/principles-and-practice-of-hospital-
medicine-2nd-edition-edition-sylvia-c-mckean/
https://ebookmass.com/product/data-parallel-c-programming-accelerated-
systems-using-c-and-sycl-james-reinders/
https://ebookmass.com/product/national-incident-management-system-
principles-and-practice-2nd-edition-ebook-pdf/
https://ebookmass.com/product/c-programming-for-dummies-2nd-edition-
dan-gookin/
https://ebookmass.com/product/principles-and-practice-of-toxicology-
in-public-health-2nd-edition-ebook-pdf/
Chapter 4 Computation
4.1 Computation
4.2 Objectives and tools
4.3 Expressions
4.3.1 Constant expressions
4.3.2 Operators
4.3.3 Conversions
4.4 Statements
4.4.1 Selection
4.4.2 Iteration
4.5 Functions
4.5.1 Why bother with functions?
4.5.2 Function declarations
4.6 vector
4.6.1 Traversing a vector
4.6.2 Growing a vector
4.6.3 A numeric example
4.6.4 A text example
4.7 Language features
Chapter 5 Errors
5.1 Introduction
5.2 Sources of errors
5.3 Compile-time errors
5.3.1 Syntax errors
5.3.2 Type errors
5.3.3 Non-errors
5.4 Link-time errors
5.5 Run-time errors
5.5.1 The caller deals with errors
5.5.2 The callee deals with errors
5.5.3 Error reporting
5.6 Exceptions
5.6.1 Bad arguments
5.6.2 Range errors
5.6.3 Bad input
5.6.4 Narrowing errors
5.7 Logic errors
5.8 Estimation
5.9 Debugging
5.9.1 Practical debug advice
5.10 Pre- and post-conditions
5.10.1 Post-conditions
5.11 Testing
Chapter 6 Writing a Program
6.1 A problem
6.2 Thinking about the problem
6.2.1 Stages of development
6.2.2 Strategy
6.3 Back to the calculator!
6.3.1 First attempt
6.3.2 Tokens
6.3.3 Implementing tokens
6.3.4 Using tokens
6.3.5 Back to the drawing board
6.4 Grammars
6.4.1 A detour: English grammar
6.4.2 Writing a grammar
6.5 Turning a grammar into code
6.5.1 Implementing grammar rules
6.5.2 Expressions
6.5.3 Terms
6.5.4 Primary expressions
6.6 Trying the first version
6.7 Trying the second version
6.8 Token streams
6.8.1 Implementing Token_stream
6.8.2 Reading tokens
6.8.3 Reading numbers
6.9 Program structure
Chapter 7 Completing a Program
7.1 Introduction
7.2 Input and output
7.3 Error handling
7.4 Negative numbers
7.5 Remainder: %
7.6 Cleaning up the code
7.6.1 Symbolic constants
7.6.2 Use of functions
7.6.3 Code layout
7.6.4 Commenting
7.7 Recovering from errors
7.8 Variables
7.8.1 Variables and definitions
7.8.2 Introducing names
7.8.3 Predefined names
7.8.4 Are we there yet?
Chapter 8 Technicalities: Functions, etc.
8.1 Technicalities
8.2 Declarations and definitions
8.2.1 Kinds of declarations
8.2.2 Variable and constant declarations
8.2.3 Default initialization
8.3 Header files
8.4 Scope
8.5 Function call and return
8.5.1 Declaring arguments and return type
8.5.2 Returning a value
8.5.3 Pass-by-value
8.5.4 Pass-by-const-reference
8.5.5 Pass-by-reference
8.5.6 Pass-by-value vs. pass-by-reference
8.5.7 Argument checking and conversion
8.5.8 Function call implementation
8.5.9 constexpr functions
8.6 Order of evaluation
8.6.1 Expression evaluation
8.6.2 Global initialization
8.7 Namespaces
8.7.1 using declarations and using directives
Chapter 9 Technicalities: Classes, etc.
9.1 User-defined types
9.2 Classes and members
9.3 Interface and implementation
9.4 Evolving a class
9.4.1 struct and functions
9.4.2 Member functions and constructors
9.4.3 Keep details private
9.4.4 Defining member functions
9.4.5 Referring to the current object
9.4.6 Reporting errors
9.5 Enumerations
9.5.1 “Plain” enumerations
9.6 Operator overloading
9.7 Class interfaces
9.7.1 Argument types
9.7.2 Copying
9.7.3 Default constructors
9.7.4 const member functions
9.7.5 Members and “helper functions”
9.8 The Date class
Part V Appendices
Appendix A Language Summary
A.1 General
A.1.1 Terminology
A.1.2 Program start and termination
A.1.3 Comments
A.2 Literals
A.2.1 Integer literals
A.2.2 Floating-point-literals
A.2.3 Boolean literals
A.2.4 Character literals
A.2.5 String literals
A.2.6 The pointer literal
A.3 Identifiers
A.3.1 Keywords
A.4 Scope, storage class, and lifetime
A.4.1 Scope
A.4.2 Storage class
A.4.3 Lifetime
A.5 Expressions
A.5.1 User-defined operators
A.5.2 Implicit type conversion
Visit https://ebookmass.com today to explore
a vast collection of ebooks across various
genres, available in popular formats like
PDF, EPUB, and MOBI, fully compatible with
all devices. Enjoy a seamless reading
experience and effortlessly download high-
quality materials in just a few simple steps.
Plus, don’t miss out on exciting offers that
let you access a wealth of knowledge at the
best prices!
Exploring the Variety of Random
Documents with Different Content
stolze Zeit war hier versammelt, neu hervorgezaubert trotz
Carmagnole und Marseillaise.
Rundum saßen Herren in Seidenstrümpfen und Damen mit
Spitzentüchern, elegant in all der entsetzlichen Notdurft dessen, was
man ihnen, den gefangenen Opfern der Volksrache, gelassen hatte.
Knie über Knie geschlagen die Herren, graziöse Köpfchen in schlanke
Hände gelegt die Damen, eine einzige große Erlauchtheit.
Und darüber hin schmeichelte wie Weihrauchwolken Wolfgang
Amadés wundervolle Grazie.
Es kommt gegen das Ende des Allegro eine Stelle ganz
unvermittelt, lieblicher als aller bisheriger Fluß süßer Melodie, ganz
wider Schule und Hergang, als dächte plötzlich einer der Spieler an
ein leises Zofenhändchen, das ihm hinterrücks neckisch zärtelnd
über die Wange streichelte. Als diese Stelle kam, hörte Herr Primus
hinter sich ein wohlgefällig leises: Ah!
Er drehte sich um — Blanchefleure. Sie hatte ihn erkannt, hob
aber sachte die Hand, nicht zu stören. Bald danach war der Satz zu
Ende und während die Herren und Damen vom Adel entzückt zu den
Spielern traten, reichte Herr Kapitän Thaller der armen, reizend
blassen Blanchefleure seine ehrlichen Hände, um ihr seinen Antrag
zu machen.
Sie hörte ihn mit hochgezogenen erstaunten Augenbrauen an,
als er begann: „Sie sind jetzt Witwe und arm wie eine Appenzeller
Kuhdirn, Gott sei Dank.“
„Oh!“ zweifelte sie: „Ah?“
„In jetziger Zeit aber sind wir Soldaten alles. Die Revolution
glaubt den Offizier zu vernichten und macht ihn zum Herrgott.
Unsereins krabbelt es in den Händen, so stark sind wir jetzt! Ich
werde Sie also aus dem Höhlenloch herausholen: wie, das werden
Quintus und ich schon zuwege bringen.“
„Warten Sie,“ sagte Blanchefleure, „da kommt eine Menuett.“
Wirklich begannen die vier Musikanten einen jener reizenden
Tänze der eleganten Zeit zu spielen, bei dem man sich mit Augen
und Fingerspitzen Dinge sagte, für die sich der plebejisch
umschlingende Walzer keinen Rat weiß. Und die ganz leichtsinnigen
von den Herren und Damen ordneten sich zum Antritt.
„Es ist vielleicht die letzte Menuett,“ entschuldigte Blanchefleure
mit reizendem Lächeln; „und ich würde es sehr beklagen, sie nicht
getanzt zu haben: — mit Ihnen, Herr Kapitän,“ fügte sie
herzbezwingend hinzu, als der arme Junge tiefbetrübt zurücktrat,
und sie nahm ihn bei der Hand. „Scheuen Sie sich doch nicht,“ fuhr
sie fort. „Wir haben doch Egalité, Fraternité. Was, Sie glauben auch
nicht recht daran? Immerhin; ich tanze gern mit Ihnen.“
Und der süße, schwermütig kokette Tanz des todesnahen
Leichtsinns begann. Kein Totentanz war so wie der. So voll
leichtfertiger Absage an das Ende. Es war die Melodie der Menuett
aus dem Don Giovanni und sie spielte wie diese kurz vor dem ersten
Zuschlagen des Schicksals; übermütig frivol und graziös wie diese.
Im Annähern fuhr Primus Thaller mit seiner ehrlich heißen
Werbung fort. „Ich habe Sie lieb wie keine andere und Sie sollen
meine Frau sein.“
Das neckische Zurückweichen des Tanzes der Koketterie führte
Blanchefleure von ihm weg. Ihre Augen lachten, aber sie sagte:
„Was Ihnen nicht einfällt. Sie sind geschmacklos, mein Freund.“
Wieder schwemmten sie die weichen Wogen des Tanzrhythmus
zu ihm; ihre Hände umschlangen sich. „Mein Geliebter wären Sie
vielleicht worden, dort unten in La Réole, wo die Herdenglocken
süße, befreite Natur predigen. Ich hatte immer meine Saison der
Naturrückkehr.“
Und sie neigte sich zurück und schritt im neckenden Taktschritt
davon, während das Herz des armen Primus in Flammen tobte,
gebändigt vom Tanzgesetz, von der allgemeinen Grazie, innerlich
aber unbändig, als ob die ganze Revolution in ihm gefesselt läge und
gefoppt würde. Und wieder kam sie zurück: „Aber Madame Thaller
zu werden — mein lieber, ehrlicher Freund aus Appenzell! Was
denken Sie? Man könnte Sie küssen für so viel Naivetät! Ach, daß wir
nicht mehr in La Réole unsere Komödie haben durften. Welche
Bêtise! Nun müssen wir sogar auf den Kuß verzichten! Außer Sie
wollten mit einem Handkuß vorlieb nehmen?“
Es kam nun die Stelle in der Menuett, da auf dem Theater der
Wehschrei Zerlinens den süßen Leichtsinn zerreißt. Und obwohl die
galanten Herren Miradoux, Vicomte Chantigny, Avenarius und Abbé
Mervioli die Noten für eine kleine ununterbrochene Rückkehr zu
einem fröhlichen Dacapo überarbeitet hatten, gebot doch das
Schicksal den Originalsatz. Die Tür wurde aufgerissen und eine arge
Branntweinstimme zerriß das Blumengewinde eines kurzen Traumes.
„Ihr da, Bürger und Bürgerinnen! Ruhe im Namen der
Republik!“
Der Reigen erstarrte zu Eis, hinhorchten Herren und Damen,
denn jene Unterbrechung kannten sie. Es war die alltägliche
Verlesung der Namen jener, welche vor Gericht geladen waren, um
— recht oft — verurteilt zu werden. Aus dem Temple ging der Weg
besonders leicht in die Sackgasse mit dem einzigen Fenster nach der
Ewigkeit, dem Loch der Guillotine.
Diesmal wurde auch der Name der kleinen Bürgerin Massimel
verlesen. „Hier,“ rief sie, aber sie war erbleicht.
„Denken Sie jetzt an meinen Antrag?“ fragte Primus Thaller,
angstvoll hinter sie tretend.
Die arme, blasse Blanchefleure sah ihn mit ihren erschrockenen
Augen an, über denen verwunderte Augenbrauen standen. „Ach
Gott, mein Freund,“ sagte sie kläglich. „Ihre Republikaner lassen
einem nicht einmal sein bißchen Tanzfreude. Dort in der Ecke steht
meine kleine Zofe, die sich mit mir einsperren hat lassen. Zénobe!
Du darfst mit diesem Herrn weitertanzen. Bitte, entschuldigen Sie
mich wegen dieser fatalen Verhinderung und nehmen Sie mit ihr
vorlieb; sie ist ein reizendes Kind.
Adieu, mein Freund!“
Und Herr Miradoux, der Unverbesserliche des ancien régime,
begann von neuem auf der Geige die Schmeichelweise Mozarts zu
streichen, ganz piano ....., leise lachend ordneten sich etliche Paare,
wie früher. Aber die kleine Zénobe wagte nicht, mit anzutreten. Sie
weinte vor Schreck und meinem Großvater war es gar nicht um den
Tanz mit der Zofe. Er drehte ihnen allen, schwerblütig fortwandelnd,
den Rücken.
Das war die denkwürdige Menuett gewesen, die der bürgerliche
Kapitän Primus Thaller in einer Reihe mit einem hochansehnlichen
Adel getanzt hatte.
Es war die letzte Menuett des Rokoko gewesen, mitten in ihrer
graziösen Süßigkeit zerrissen durch den Ruf des Jakobinertribunals.
In eigenartig gemischter Betrübtheit stieg Herr Kapitän Primus
wieder in den Tag hinauf und auch die kleine Blanchefleure verließ
ihr Gefängnis, um vor Gericht zu treten.
Dessen Barriere glich einem Branntweinschanktisch. Vier oder
fünf unordentliche Rohlinge lauerten dort, schmutzig und bösartig
wie gesträubte Bauernhunde.
„Bürgerin Blanchefleure Massimel? Witwe?“ knurrte sie einer an.
„Da Sie es so wünschen — — —“
„Vom ehemaligen Hofstaat der Bürgerin Antoinette Capet?“
„Wessen? Der Königin, wollen Sie sagen?“
„Ach, so? Notieren Sie das genau, Bürger Pouprac! Königin
sagte sie.“
„Ich denke, das genügt schon,“ murrte Pouprac gleichmütig.
Dann aber sah er boshaft auf. „Warum lächeln Sie, Bürgerin? Sie
beleidigen das Gericht damit! Warum lächeln Sie?“
„Mein Gott, wie sehen Sie denn aus!“ platzte die arme
Blanchefleure tiefrot im ganzen Antlitz hervor. „Wenn man solche
Pantalons anhat wie Sie!“ Und sie drückte die Hände vors Gesicht
und lachte wie ein dummer Backfisch.
Pouprac warf einen Blick auf seine Hosen aus blau-weiß-
rotgestreiftem Kattun, auf diese stolze Flagge und Schaustellung
seiner republikanischen Gesinnung. Dann sprang er wütend auf
seine beiden nationalgetigerten Beine: „Sie sind des Todes schuldig,
Bürgerin Massimel,“ brüllte er. „Des Todes wegen Beleidigung der
französischen Nationalfahne!“
Da zog die kleine Marquise die Hände von ihrem Antlitz und sah
ihn an, hohe, erstaunte, drollige Augenbrauen, gerümpfte Nase:
„Sie, Sie wollen mich richten! Waschen Sie sich und ziehen Sie
Strümpfe an, bevor Sie mich nur bedienen wollen!“
Und sie ging. Sie hatte sich auf das Schafott gelacht.
Mein Großvater hörte nur noch von ihr, wie sie nicht zulassen
wollte, daß man ihr die Haare abschneide. „Meinen Sie,“ hatte sie
den Gerichtsbeamten gefragt, „daß das unbedingt nötig ist? Der
Mann auf dem Gerüst kann sie gebrauchen, um das Haupt daran in
die Höhe zu heben: — nachher; wie das so eine Ihrer Gewohnheiten
sein soll.“
Und als der Sansculotte mit grober Kürze darauf bestand, hatte
sie die lieblichen Schultern gezuckt: „Meinetwegen. Ich wußte schon,
als Sie kamen, mich zu köpfen, daß Sie keinen ästhetischen Sinn
haben. Und ich habe recht behalten.“
Nach diesen letzten, befreit geistigen Worten starb sie aber
dennoch als armes, zitterndes Weib.
Sie starben und alle, die um sie hätten weinen können, waren
tot oder hatten an das eigene Sterben zu denken. So verstand keine
Seele, was mit der schönen Blanchefleure zu Ende gegangen war,
die ihr Lebelang recht behalten hatte.
Auch mein armer Großvater hat sie nie verstanden.
Nur ich, nur ich! Ich verstehe sie, der ich ihr Bild erst vom
Trödler loskaufen mußte, wie zur Rache des Nachgebornen an der,
die durchaus nicht seine Urgroßmutter werden wollte.
Gut, daß sie es nicht wurde. Sie ist dabei jung geblieben, ewig
jung und begehrenswert.
Und ich darf sie lieben, wie der ehrliche Primus Thaller sie
liebte, nur besser noch: Verständiger, luxuriöser.
Sie hatte in allem recht und ich sehne mich nach ihr ...
Madame Dorette und die
Natur.
Es bedurfte in der Geschichte der Kultur des Herrn Chevalier von
Landry, um zu beweisen, daß man, vom Königshofe Frankreichs an
die frische Vogesenluft versetzt, sterben müßte.
Nur das Vorbild seines Oheims, des Kardinals und Erzbischofs
von Straßburg, Rohan, hatte ihm vorläufig das Leben gerettet,
jedoch nur auf kurze Zeit.
Rohan und der Chevalier waren vom Hofe weg nach dem Elsaß,
dem ihrer Meinung nach brutalsten Lande der Welt, verbannt
worden, in dem man kaum erst das Französische zu erlernen
begann, geschweige denn die Sprache von Versailles. Die
berüchtigte Halsbandgeschichte war schuld gewesen. Der Kardinal
und der Chevalier hatten beide die entzückend leichtfertige Königin
sehr geliebt, und der Chevalier hatte gehofft, bald der Nachfolger
des beschränkten Rohan in der Gunst Marie Antoinettes zu werden.
Die reizende Geschichte war mit dem ärgerlichsten Skandalprozeß zu
Ende gegangen, und weil der Kardinal in Bergzabern das Schloß
seiner Väter aus größter Langeweile von neuem aufzubauen begann,
folgte der Chevalier seinem Beispiel, den gewaltigen Versuch zu
wagen, aus einem Stück Elsaß ein Stück Versailles zu machen.
Es war entsetzlich, zu Beginn der Verbannung!
Die Landry hatten ihren Stammsitz seit drei Generationen nicht
gesehen. Großvater Landry, Vater Landry und Landry Sohn hatten,
ähnlich den Seligen des Himmelreichs, im Angesicht des Königs Zeit
und Ewigkeit vergessen. Louis quatorze, Louis quinze, Louis seize,
vor jedem lächelte ein Landry, hinter jedem flüsterte ein Landry. Die
Landry waren erbangesessen hinter dem oeil de boeuf. Alles, was
ihnen von ihrem Vogesenbesitz bewußt war, bildeten die
hunderttausend Ecus jährlich: Hunderttausend fröhliche, leichtfertige
Taler, die dem Elsaß gänzlich unnötig waren und die darauf
brannten, an Karossen, Puder, Pferde, Sängerinnen, Samt, Tressen,
Jagdpartien, Festschmäuse und Trinkgelder verwendet zu werden.
Und nun saß er, der erste Landry seit fast einem Jahrhundert,
wieder auf dem Schlosse. Von der Wasserscheide der Vogesen bis
weit ins ebene Land hinein gehörte ein Stück Erde ihm, schön, mild,
reich und still wie eine Insel der Seligen. Er aber starb beinahe
daran.
Er taufte sein Schloß um; er nannte es Schloß Patmos, weil Jean
Evangeliste de Landry hier verbannt saß. Er, der niemals einen Berg
erstiegen, ächzte dreimal die Woche zum Kamm der Vogesen empor,
schaute nach Westen und wünschte im Graben der einzigen Straße
Frankreichs sein Leben zu beschließen, der Straße von Paris nach
Versailles.
Er sah sie: ein beständiger, leuchtender Königszug. Karosse an
Karosse. Die hochfrisierten Damen mußten sich oft weit vorbeugen,
lachend oder vor Schreck aufschreiend, weil zwei Pferdehäupter
hinter ihnen über dem Fond des Wagens nickten. So voll, so
rauschend war der Verkehr. — Die ganze Straße war ein Trab, ein
Geplauder, ein Lächeln, Winken, Nicken, sie war Frankreichs Salon,
Stelldichein und einziger Ausflug ins Freie zugleich.
Nach einiger Zeit lernte Herr von Landry infolge der vielen
Seufzer die Bergluft atmen und sie machte ihn etwas stärker. Er
sagte mit einem Teil jenes Trotzes, der die Landry vor über hundert
Jahren geziert hatte: Schön: Kann ich nicht nach Versailles kommen,
so soll Versailles zu mir kommen. Hunderttausend Taler Rente
bedeuten hier mitten in der Naivetät dieser Gegend das Dreifache.
Ich will mir meine eigene Hofhaltung schaffen.
Nach einem Jahr stand Schloß Patmos da, wie aus Zucker und
Tragant gebildet. Herr von Landry lud ein, was jemals im Leben
einen Strahl von Versailles erhascht hatte, und ein unendlicher Jubel
entstand unter dem französischen Pfründenadel zu Straßburg. Ach,
wie atmeten diese Franzosen auf! Mit den Elsässern war keine
Anspielung und kein Lächeln zu tauschen. Sie verstanden kein
Parfüm, keinen Schnitt, keine Mode, kein Kompliment und keine
Bosheit. Eine reich bezahlte Stelle und ein sorgenloses Amt hatte viel
entzückende Leute nach diesem Straßburg gelockt. Voll tanzender
Hoffnung waren sie gekommen und sahen hier Menschen mit
Rosetten an den Hosen, mit ungepudertem Haar, ja sogar Menschen
in Stiefeln, Menschen, die den Hut dazu mißbrauchten, ihn auf den
Kopf zu stülpen, statt ihn unter dem Arme zu tragen. Es waren hier
Leute, die nicht einmal wußten, den Spazierstock graziös auf den
Boden zu setzen, geschweige denn ihre Beine. Alles war aus!
Da eröffnete ihnen dieser schwermütige Halbgott Landry sein
neu umgebautes, zuckernes, filigranes und brokatnes Patmos. Ein
kleines Versailles, neuester Mode. Ach, die Welt war wieder
wohnlich!
Es kamen in Scharen, die es mit Grazie verstanden, unnütz zu
sein. Nicht ein Zimmer im Schlosse war unbesetzt, und was von den
Bewohnern nicht dem Adel angehörte, war mindestens Blumenstaub
aus der feinsten Blüte des geistigen Frankreich. — Dichter, Musiker,
Philosophen und zwei Maler waren von Paris verschrieben worden.
Das leichte Geistesvolk weilte gern in Patmos. In Paris war große
Rivalität und allzuviel Angebot; hier schmückte es Schloß und Park
wie Halbgötter auf ehrfurchtsvollen Postamenten.
Nun hatte man schon das zweite Jahr im ältern Versailler Stil
Konversation gemacht, hatte musiziert, getanzt, Komödie gespielt,
gejagt und geliebt, da fuhr der Schreck in Herrn von Landry, ob man
in Paris und Versailles nicht inzwischen längst eine neue Mode hätte?
Es war ein großes Wagnis; er fuhr trotz des königlichen Verbots
in einer sehr vollkommenen Verkleidung nach Paris; als ein
deutscher Gelehrter, um dort von den Intimsten seines Briefwechsels
zu erfahren, wie man inzwischen seine Kleider, seinen Geist, seine
Perücke und seine Gefühle trug.
Da ward ihm eine große Überraschung. Schon seit Herr
Benjamin Franklin dagewesen war, versuchte man sich ein wenig in
Aufrichtigkeit; nun aber war Herr Jean Jacques Rousseau
unwiderstehlich in Mode gekommen, und man spielte geradezu
Natur! Man versuchte die Natur genau so zu sehen wie Herr
Rousseau und entdeckte hiedurch mehr als ein Dutzend ungeahnte,
gänzlich neue Gefühle. Ganz Paris und Versailles waren entzückt. Der
König schob eigenhändig einen Bauernkarren aus dem Dreck, die
Königin buk eine Omelette, ja Madame de France spielte einmal den
guten, aufrichtigen Bauern unter der Dorflinde auf der Geige zum
Tanz auf. In allen Salons bewunderten sie das Gefühlsleben der
Kohlenbrenner und Wilddiebe, und der Herzog von Orléans brach in
Freudentränen aus, als er in dem Dorfe Saint Léger ein bäurisches
Ehepaar streiten fand und hierbei die erste Ohrfeige sah und hörte.
Mit einem köstlichen Gefühl eilte Chevalier Landry nach dem
Elsaß zurück und brachte der reizendsten aller Gastgesellschaften
den unerhörten Vorsatz mit, sie werde sich von nun an der Natur
gemäß zu verhalten und zu unterhalten haben.
Herren und Damen überboten sich von da ab in Erfindungen
und Entdeckungen, aber vollkommen wurde man erst, als der
Chevalier zur größten Ergötzung der erlauchten Gesellschaft ein
Naturkind eingeladen hatte, das die Feinheiten der übrigen
vergangnen Moden noch gar nicht erst kennen gelernt hatte.
Das war ein deutscher Jüngling.
Hans Georg von Hirschbach kam aus dem Thüringer Walde und
hatte soeben in Straßburg die Philosophie zu Ende studiert. Er war
ein Prachtjunge, aber nur für Deutschland. Aufmerksam und
nachdenklich, von einer zusammengehaltenen Resolutheit, etwas
schweigsam, etwas einsam, etwas holperig. Er hatte eine warme,
tiefe, herzliche Stimme, lachte stets nur aus Freude und nie über
Bosheiten, schlug und balgte sich ein wenig gern, scheute sehr die
Damen, war hellbraun, krausköpfig, stämmig und hatte einen festen
Nacken, schiefgeneigten Kopf, starke Stirne und starke Kinnbacken.
Sein Teint war kräftig wie Roggenbrot, sein Gang etwas werfend und
schleuderhaft, wenn er allein die Landstraße maß, und höchst
befangen und stolperbedroht in Gesellschaft.
Er hatte zu Hause nichts getrieben als Vogelfang und Pirschjagd.
In Straßburg war er ein bißchen im Fechten, Schießen und Reiten
fortgefahren, hatte das Zechen, das Singen und Radaumachen
erlernt, war dann über die Bücher geraten und hatte sich mit seiner
ganzen Waldburschenseele dem Shakespeare verschrieben.
Und gerade Hans Georg geriet in die diskrete, lächelnde,
wespenboshafte und bis zum Überschwang liebenswürdige
Gesellschaft im Schlosse des Chevaliers Landry!
Er geriet mit Wissen und Willen seiner Mama hinein, die
außerordentlich viel auf die feingeschliffene Kultur von Versailles
gab. Hans Georgs Mama war zärtlich, geistvoll, belesen und sprach
das delikateste Französisch, alles mitten im Thüringer Wald. Sie
wünschte sehr, daß ihr Sohn diese Eigenschaften von ihr geerbt
haben möchte, die er an einer bessern Stelle verwerten sollte. Ihr
Bittgesuch hatte der alte Freund der Familie, ein Straßburger
Gelehrter und Gast Landrys, dem Hausherrn von Schloß Patmos
gebracht und eine Einladung voll Honigseim erfloß nach Straßburg
„an den Chevalier Jean de Hirsbac“.
In der Fahrpost, in welcher der junge Thüringer nach dem
Schlosse fuhr, saß nur noch eine Reisende, nebst unermeßlich vielen
Koffern und Schachteln. Diese Dame war so jung, so graziös, so
schön und in jeder Bewegung so sicher, daß Hans Georg vor Scheu
fast die Beine unter sich auf den Sitz gezogen hätte. Denn es waren
Beine, die in Stulpenstiefeln steckten, was ihn zum erstenmal sehr
genierte. Wenn man zierlich sein wollte, dann trug man ohne
Nachsicht Kniehosen und Seidenstrümpfe.
Er fürchtete sich vor ihrer Bekanntschaft. Er betrachtete sie
lange Zeit nur ganz versteckt, gelegentlich aus dem Profil
hinüberhuschend. Sie war königlich blaß, hatte eine kapitale Frisur,
breiten Hut à la Schäferin, eine wunderbar reine Stirn, und der Mund
wie das Profil waren fein und von gefaßtem Schwung. Die Augen
hatte sie durch die stolz und nachlässig geschlossenen Lider
verdeckt, aber man sah durch diese zarten Lider, daß sie tief und
groß und braun waren.
Das wird eine respektvolle, traurige Reise werden, dachte der
junge Hirschbach, zog die Füße nach hinten, legte die Hände
gleichmäßig auf die Knie und schaute den wundervollen, bläulich
violetten Lichtreflex auf dem ungepuderten schwarzen Haar der
jungen Dame an, der direkt vom Himmel durch das Fenster auf sie
kam, bei jeder Pappel am Weg aufhüpfte, bei jeder Sonnenbiegung
mit Goldbraun tauschte und langsam unter dem puderfeinen
Straßenstaub erstickte.
In Molsheim fragte er den Postmeister, ob er über Schloß
Patmos etwas wisse.
„Wir nennen es anders,“ sagte der Postmeister mürrisch. Der
Herr von Landry war bei Bürger und Bauer gleich unbeliebt. Alles
Geld ging nach Paris, die Handhabung der Gerichte war von den
ärgsten Mißbräuchen begleitet, und die Bauern wurden von den
Pächtern auf das empörendste ausgesogen, denn Landry brauchte
entsetzlich viel Geld und kümmerte sich trotz seines weichen
Herzens ganz und gar nicht darum, woher es kam. Er wußte gar
nicht, daß Geld manchmal sehr schwer wog, Lebenskraft und Blut
bedeutete. Für ihn war der Louisdor eine Spielmarke.
Die Dame im Fond des Wagens blickte auf. „Ah, Sie wollen nach
Patmos?“
„Ja, Madame,“ sagte der gute Junge ängstlich, da er soeben für
den Postmeister eine Grobheit fertig hatte und nun nicht wußte,
wohin damit.
„Als Gast?“
„Ja, Madame.“
„Da sind wir Kameraden.“
„Sie auch, Madame?“ Und Johann Georg Freiherr von
Hirschbach übersetzte sich, seinen Namen und Titel ins Französische
und stellte sich vor.
„Ei, Herr Baron. Und Ihr Alter?“
„Vierundzwanzig.“
„Nur?“ sagte die schöne Dame bedauernd. „Ich bin schon
zwanzig. Ich habe auch schon sehr viel erlebt, denn ich bin Witwe.“
„Ach, gnädigste Frau,“ rief der gute Georg in vorwurfsvollem
Bedauern.
Sie erzählte kurz und ruhig ein wenig von ihrem Mann, der sehr
alt, sehr elegant und graziös gewesen war. Herr Vicomte de
Maintignon. Sie selbst heiße Dorette. Der Vicomte war stets leise
parfümiert, stets zärtlich, von immer gleich gelassener Heiterkeit,
zeigte es nie, wenn er krank war, liebte die Fröhlichkeit und sagte ihr
einmal sehr unvermittelt: „Mein Kind, lebe lang und amüsiere dich,“
neigte sich danach hinten in seinen Stuhl und starb lächelnd, die
letzte Prise Schnupftabak noch in der herabsinkenden Hand, welche
von den zierlichsten Manschetten umrahmt war, die man in jenem
Jahre trug.
Der junge Hirschbach stieß einen leisen Ruf der Hochachtung
vor solcher Kultur aus und meinte, daß er selbst sich wie ein Wilder
vorkäme. Die Dame lächelte und die weitere Fahrt ward sehr
angenehm, da der junge Thüringer sehr schnell seine Scheu verlor.
Es war das die Schuld ihrer Stimme; früher, beim Betrachten ihrer
klar geschwungenen Linien hatte er eine metallkühle, klavierharte
Altstimme von ihr erwartet. Aber nein. Ihr Organ war weich,
verdeckt und zutraulich; nicht hoch, aber warm.
Als zwei gute Freunde kamen sie in Patmos an und brachten
den Kammerdiener des leichtfertigen Grafen in siedend heiße
Verlegenheit. Es stand nämlich nur mehr ein Mansardenzimmer frei.
Die beiden unten im Flur hörten die Stimme des sorglosen
Landry auf dem Balkon über der Einfahrt, von dem er ihnen schon
entgegengewinkt hatte: „Aber dieses Mansardenzimmer hat ohnehin
zwei Betten!“
„Gewiß,“ zögerte der Kammerdiener, „jedoch Madame de
Maintignon und dieser junge Deutsche ...“
„Seht doch, sind sie nicht einen Tag lang in derselben
Postkutsche gefahren?“ fragte der Graf.
„Allerdings, aber —“
„Vor dem Auge der Natur sind Tag und Nacht gleich. Wir dürfen
hier in Patmos der Natur keine Schande machen.“
Von den beiden Leuten unten war eines tief dunkelrot
geworden, und das hieß Johann Georg. Er sah nach Dorette hinüber
und nach ihrem ruhigen Lächeln.
„Madame!“ flehte er.
Dorette zuckte die Achseln. „Man hat jetzt diese Sitte, natürlich
zu sein,“ sagte sie. „Ich, ich fürchte viel zu sehr, mich lächerlich zu
machen, und finde überdies nichts Arges an dem Gedanken des
Herrn von Landry. Hören Sie doch nur, daß man Kammerdiener sein
muß, um Einwendungen zu machen.“
In der Tat erklang nochmals die verschüchterte Stimme des
Dieners: „Ob aber die Dame einverstanden sein möchte?“
„Daß ihr beschränkten Tölpel auch gleich immer an das
Schlimmste denken müßt,“ rief Landry. „Geh hinunter und du wirst
sehen, daß sie sich als Leute von Welt gar nicht zieren werden.“
Wirklich machten weder die Dame noch der junge Baron aus
Deutschland eine Einwendung. Sie begrüßten bald danach den
Grafen, der sich mit der Abendtoilette etwas verspätet hatte, im
großen Salon und trafen ein Bürschlein von etwa zwölf Jahren bei
ihm, sorgfältig frisiert, gepudert, Hut und Degen auf einem Tisch
und ein aufgeschlagenes Buch vor sich. Es war ein außerehelicher
Sohn des Kardinals Rohan, den Landry bei sich hatte.
Da Madame de Maintignon an ihrem Reifrock einen Schaden
bemerkte, der beim Aussteigen durch Darauftreten eines
Hirschbachschen Stiefels entstanden war, stellte Landry seinen
Cousin dem jungen Deutschen zuerst vor.
Das kleine Herrlein machte eine Verbeugung, schlank, biegsam,
fein und weltmännisch zum Staunen. „Sie beehren mich zur besten
Stunde, mein Herr,“ hub er an, „da ich gerade des Tacitus Germania
las und Sie mir also Gelegenheit gewähren, Ihnen meine
Bewunderung für Ihre Vorfahren auszusprechen, und Ihren
Vorfahren meine größten und entzücktesten Komplimente über einen
Erben ihrer Tugenden zu machen, wie Sie es sind, mein Herr!“
Der gute Johann Georg stand wie vor einem Mirakel. Wenn ein
zwölfjähriger Knabe also mit ihm begann, wie würde er den
Erwachsenen antworten müssen? Dorette war es, die ihn durch eine
rasche Zwischenfrage des Stammelns und Suchens überhob.
Sie kam herbei und sagte freundlich: „Wie glücklich sind Sie,
mein Herr, die Gedanken der alten Klassiker Ihr eigen nennen zu
können. Darf ich fragen, welche von jenen bewundernswerten
Dichtern sich schon Ihr Herz zu gewinnen verstanden?“
„Seit Sie vor mir stehen, Madame,“ sagte der Knabe mit einer
reizend gespielten Verlegenheit und einem zärtlich schüchternen
Blick, „weiß ich mich an keinen mehr zu entsinnen; es — es müßte
denn Anakreon sein.“
Johann Georg machte, daß er davon kam. Er hatte eine
Heidenangst vor den Überirdischen dieses Schlosses bekommen, die
er noch kennen lernen würde.
Aber nein; es wurde reizend.
Johann Georg ward noch am selben Abend von den Damen
umdrängt wie ein reifes Obstbäumlein, und sie hätten ihm sehr heiß
gemacht, wenn nicht die großen Reifröcke gebieterisch einen weiten
Kreis bedingten, so oft nur vier oder fünf der reizenden Geschöpfe
sich um ihn gruppieren wollten.
Herr von Landry hatte ihn als Meister in der Natur vorgestellt,
und Johann Georg war überglücklich, den entzückten Schönen von
den Köhlern des Thüringer Waldes, vom Hörselberg und vom
Vogelfang mit Sprenkel und Dohne erzählen zu können. Alles war vor
solchen Neuigkeiten außer sich: Johann Georg kam aus einer
gänzlich andern Welt.
An diesem Abend standen herrlich getürmte Wolken fern über
den Auen des Rheins, und die verliebte Abschiedsglut des
Untergangshimmels jenseits vom Wasgau warf ihnen Rosen über
Rosen hinüber. Formvoll und massig standen sie, ein Gekröse von
Blaßblau, Veilchenhauch, Pfirsichblüte und zartem Fraise.
„Dort oben ist Traumburg und Schloß Glück. Dort wohnen die
Seelen aller Gefangenen, und um die Taubenschläge dieser
Luftschlösser fliegen als Vögel die Seufzer der Liebe, des Heimwehs
und der Freiheit.“ Hans Georg hatte es leise zu Demoiselle Eliante
gesagt und dabei sehnsuchtsvoll nach Madame Maintignon geblickt,
die heute Nacht mit ihm das Zimmer teilen würde. Aber die lebhafte
Eliante schlug einen silbernen Jubel auf, rief das ganze Schloß herbei
und erzählte ihnen, Wort für Wort, die wunderbaren Sätze des
wilden, schwermütigen Waldjungen, der sich für einsame Stunden
solchen Stil als eine Mischung von Shakespeare und Ossian
angewöhnt hatte.
Die schöne Heloise brach in Tränen aus, die stolze Amante mit
der stählernen Stimme rief „herrlich“, die zärtliche Céleste warf ihm
einen süßen, schmachtenden Blick zu, und Glycère, die leise
Zweideutige, flüsterte: „Ich gestatte Ihnen, Herr Baron, für dieses
entzückende Gedicht noch kühnere Träume, als dort oben in den
Wolken möglich sind.“
Frau Dorette neigte ganz reizend den hochfrisierten Kopf, der
jetzt blühweiß vor Puder wallte, und sah ihn links an und sah ihn
rechts an. Dem armen Jungen schwoll das Herz im Leib zu
unerträglicher Größe an.
Nach Mitternacht dann führte er seine Dame mit zitternden
Knien und würgender Kehle in ihr Gemach.
Dort sah es inzwischen seltsam aus. Mitten durch das Zimmer
war eine starke Kordel in Mannshöhe gespannt und daran hingen
Reifröcke: fünf Reifröcke, einer hart an dem andern. Sie bildeten
eine Mauer von sechs Fuß Dicke und waren undurchdringlich für
jeden Blick. Madame Dorette schlüpfte dahinter und sagte dann:
„Adieu, mein Freund. Erzählen Sie mir, bis ich eingeschlafen bin,
hübsche Geschichten, und sodann gute Nacht.“
Der arme Georg setzte sich auf sein Bett, zog die Strümpfe
herab und begann von Tannhäuser zu berichten, der im Venusberge
mehr schöne Dinge erlebte, als ihm angenehm war. Er hörte hinter
der Rockwand ein leises Schlürfen, ein Knistern von Seide, ein
Rascheln von Wäsche und das Knicken eines Bettes. Als er eben
Beziehungen zwischen dem glücklichen Sänger und seiner eignen,
unfruchtbaren Lage beginnen wollte, hörte er den leisen, schnellen
Atem der schönen Dorette. Sie war eingeschlafen.
Er zerwarf und zerwühlte noch lange Zeit sein Lager. Endlich
strafte er seinen bangen Durst, verehrte Dorettens Reinheit, verhielt
sich still, dachte, sie ist ein Engel; ich will ihrer würdig sein, und
schlief ein.
Am anderen Tage verzog er sich leise und schnell aus dem
Zimmer, um Dorette bei den heiligen, langen Stunden der Toilette
nicht zu stören. Im Garten weilte noch keine Seele, denn sie standen
im Schlosse vor zehn Uhr nicht auf. Da setzte er sich auf die wölbige
Rasenbank vor dem Bassin bei der arkadischen Tempelruine und
horchte dem Rieseln des Wasserfädchens zu, das aus der
moosgrünen Urne eines verliebten Götterpaares lief. Da seine
Nachtruhe kurz gewesen war, schlief er wieder ein und wurde erst
von dem verwunderten Gelächter eines ganzen Taubenflugs junger
Damen und Herren geweckt, die eine halbe Stunde vor Mittag den
schattigen Weg daherkamen.
„Reizend,“ sagte Landry. „Er hat recht, auch wir halten von
heute ab nach dem Frühstück eine Siesta im Grünen.“
Georg war sehr froh, daß sie ihn überrascht hatten. Wie, wenn
er etwa gar mit Dorette am Arm vor die Gesellschaft hintreten hätte
müssen? Nun hielten sie doch alle Dorette für seine Geliebte!
Aber kein Mensch schien sich viel um das kleine Ereignis zu
kümmern; kaum daß ihn die zweideutige Glycère mit einem leisen
Blitzlein unter seinen Augen prüfte. Der Deutsche erkannte bald, daß
es überhaupt nur Pärchen gab auf Schloß Patmos. Diese
behandelten sich zart und fein wie höfliche Fremde und nannten sich
mit solch milder Ruhe „Sie“ und „Freund“ und „Freundin“, daß nur
eine starke Neugierde vermocht hätte, hier mehr als bloße
Kameradschaft zu erkennen. Aber es schien niemand neugierig;
vielleicht, weil man genau wußte: Alles ist, wie ich bin.
Nur dieser Deutsche ahnte nicht, was die Mode über Menschen
vermag. Das Kind Shakespeares glaubte wahrlich selbst hier noch an
originale Charaktere und an Individualitäten!
Der heitere Landry nahm ihn ein wenig beiseite und ließ
Glycère, seine Freundin, mit der schönen Dorette in den Park
ausschwärmen. „Heute nachmittag ist ländliches Fest,“ sagte er zu
seinem Gast. „Besitzen Sie irgendein bukolisches Kostüm? Bauer,
Schäfer oder ähnliches?“
„Ich habe meine deutsche Jägertracht,“ gestand der junge
Baron zögernd.
Landry lachte. „Wo denken Sie hin, mein Freund? Ein Galarock,
das geht doch nicht!“
„Ach, da ist nichts von Frack und Parforcepeitsche dran,“
erklärte ihm Georg. „Sehen Sie, teurer Chevalier, die französische
Jagd, das ist die Jagd der Geselligkeit. Die deutsche Pirsch, das ist
die Jagd des einsamen Träumers. Wir sind gekleidet wie das
schattenleise, graue Wild, wie der tausendjährige Baumgreis, wie
der uralte Fels. Wir fühlen uns am geselligsten, wenn wir allein sind;
denn dann sind wir den stillen Geschwistern nahe; dem Busch und
dem Stein, dem kleinen Waldestümpel, diesem dunklen Auge der
träumenden Berghöhe, um das die scheuen, nächtigen Wildfährten
geschrieben sind, die wir lesen als die Schrift der Natur. Wir wissen
alles, von der leisen, huschenden Dämmerungsvogelliebe in den
Nächten Oculi und Lätare, bis zu den verschwiegenen Winternächten
des Fuchses, von der Erregung des Rehs bis zu dem wilden Aufschrei
des eifersüchtigen Hirsches. Wir hegen und pflegen diese Liebe und
töten nur zögernd, als Bevollmächtige des großen Zeugers und
Zerstörers allen Lebens. Bis in die Seele des Wildes schleichen wir, in
sein geheimstes Weben. So sind wir einsam und dennoch reich
gesellt.“
„Ach,“ rief der eifrige Landry, „das ist köstlich, das müssen Sie
uns lehren. Bitte, zeigen Sie mir doch jenes waldfarbene Kostüm!“
Der junge Hirschbach nahm seinen Wirt mit sich, und während
Landry schwermütig in den Anblick des Walles von aufgehängten
Reifröcken versank, hinter dem sein junger Freund so glücklich sein
mußte, packte der junge Deutsche sein graugrünes Jägerkleid aus.
„Wenn Sie gestatteten, daß ich mich darin sähe?“ bat Landry.
Lachend half ihm Georg beim Anlegen jener Stücke.
Landry war ein schöner Kerl, und das schlichte Grau und Grün
mit dem Federgesteck saß ihm keck und fein zugleich. Es ließ ihn
frischer und dennoch nachdenklicher erscheinen, und mit
unverhohlener Liebe besah sich der Chevalier in seiner Verkleidung
vor dem Spiegel. Dann ging er in den Park, um von seinen Gästen
lauten Jubel zu ernten. Er verkündete die entzückende Neuheit der
deutschen Jagd. „Denken Sie sich, meine Freundinnen, es gibt da
eine Methode, die heißt ‚der Anstand’. Diese werden wir üben, in den
Vogesen. Jeder von den Messieurs nimmt sich die Dame, der es
gefällig sein wird, und übt mit ihr in den stillen Hainen den Anstand.
Sie sehen,“ wandte er sich zu dem entsetzten Hirschbach, „welche
Reize wir Ihren Jagdmethoden abzugewinnen verstehen.“
„Aber so wird die Methode ganz erfolglos sein, ohne jede
Beute,“ rief Georg.
„Meinen Sie,“ lächelte Landry.
Der arme Junge errötete. „Ich meinte, vom Wilde werden wir
nichts sehen, noch hören,“ verbesserte er sich.
„Ach, das ist doch Sache der gemeinen Jägerei,“ tröstete der
Schloßherr.
Herr von Landry kam nicht mehr zurück. Man hatte ihn in Paris
erkannt, als einen der Mitwisser der Halsbandgeschichte in der
Wohnung seiner Frau eingefangen, und tat ihm der König nichts, so
köpften ihn die Jakobiner.
Er aber lächelte.
Es hieß, die Liebe zu seiner Gattin hätte ihn nach Paris
getrieben, und der Name Landry war der Zukunft gerettet.
In Patmos wartete man vergebens auf den Bringer origineller
Neuheiten. Statt seiner kamen unversehens die Bauern. Die brachten
noch ganz andere Überraschungen mit sich, als der delikate
Chevalier.
Es geschah solches mitten in einem Schäferspiel, das die
verwaisten Gäste arrangiert hatten, am Abend eines schönen
Septembertages, nachdem soeben für dreihundert Taler
bengalisches Licht verbrannt war.
Das Stück spielte im Freien, im Blumenparterre vor dem
Schlosse, und von der Terrasse sah die übrige Gesellschaft zu.
Dorette gab sehr überzeugend eine Prinzessin, die Perlenstaat
und Seidenrobe ablegt, um ihrem Schäfer in die Blumengefilde der
schuldlosen Natur zu folgen, wie es in den hübschen Versen hieß.
Der Herr von Bareilles gab den Schäfer wie aus Zucker und
Biskuit.
Hans Georg spielte den bösen Jägersmann, der des Schäfers
Hündlein erschossen hatte und die süßen Tauben des Myrtenhaines
bedrohte.
Heloise hinwiderum hatte diesen Jägersmann zärtlich zu
zähmen.
In der dichtverhangenen Laube, wo sich Dorette zum zweiten
Akt als Bauernmädchen umkleiden sollte, ertappte sie den Hans
Georg, der eben zwei Pistolen aus dem Dickicht hervorzog und zu
sich steckte.
„Haben Sie denn mit Ihrer Flinte noch nicht genug?“
„Leider nein,“ sagte ihr Freund wortkarg und ernst. „Wir werden
bald ein etwas wahrheitsgetreueres Spiel durchzumachen haben.“
Vom Schlosse her drang unbestimmter Lärm. Es war, als
trampelten zahlreiche Menschen durch die Korridore.
„Sie wollen sich doch nicht schießen!?“ schrie Dorette.
„Still,“ herrschte der Thüringer.
Im Schlosse wurden erregte Stimmen laut, dann Hilferufe.
Die Darsteller des Schäferspieles, die der Terrasse näher
standen, scharten sich zu einem Klumpen und schrien ihren
Welcome to our website – the perfect destination for book lovers and
knowledge seekers. We believe that every book holds a new world,
offering opportunities for learning, discovery, and personal growth.
That’s why we are dedicated to bringing you a diverse collection of
books, ranging from classic literature and specialized publications to
self-development guides and children's books.
ebookmasss.com