Sport and Society in The Soviet Union The Politics of Football After Stalin Manfred Zeller All Chapter Instant Download
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Manfred Zeller is a lecturer at the Research Centre for East European
Studies at the University of Bremen, Germany. He completed his
PhD at the University of the Federal Armed Forces, Hamburg and
has contributed to English and German edited collections and peer-
reviewed journals.
‘A ground-breaking account of football spectatorship in the post-
Stalinist Soviet Union. Zeller tackles a range of topics with insight and
originality, superbly capturing the everyday experiences of fandom at
multiple levels. Rarely has a work of football scholarship shown such
sophisticated analysis of mediated spectatorship. This is an outstanding
piece of football history and an excellent contribution to the cultural and
social history of the late Soviet Union.’
Allan McDougall, Professor of History,
University of Guelph, Canada
MANFRED ZELLER
Translation by Nicki Challinger
To my family
Published in 2018 by
I.B.Tauris & Co. Ltd
London • New York
www.ibtauris.com
The right of Manfred Zeller to be identified as the author of this work has been asserted
by the licensor in accordance with the Copyright, Designs and Patents Act 1988.
All rights reserved. Except for brief quotations in a review, this book, or any part thereof,
may not be reproduced, stored in or introduced into a retrieval system, or transmitted,
in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording or
otherwise, without the prior written permission of the publisher.
Every attempt has been made to gain permission for the use of the images in this book.
Any omissions will be rectified in future editions.
A full CIP record for this book is available from the British Library
A full CIP record is available from the Library of Congress
List of Figures ix
Foreword by Nikolaus Katzer xii
Acknowledgements: Dusty Heroes xvi
Editorial Note xx
Notes 227
List of Source Documents 273
Bibliography 278
Index 296
LIST OF FIGURES
Nikolaus Katzer
Sport and sports fans are phenomena of modern mass culture. They
have been inextricably linked since spectators first took an interest in
physical activity undertaken by athletes and players. It is obvious that
spectators are an intrinsic part of what occurs both in and around modern
stadiums and that they shape the appearance of modern societies.
Despite this, however, little research has yet been carried out by
historians. Cultural philosophers and social scientists view spectator
sports as a feature of the standardisation and commercialisation of
culture, leisure time and a new kind of sociability. Since hooliganism
and para-military style of support have recently become a part of the
game too, political entities are now also making their voices heard.
What is it, though, that makes passive participation, passionate group
consciousness, the duplication of patterns of behaviour, thinking and
feeling or the striving for eternal youth attractive? None of this would
occur without the connection to sport, which is increasingly being used
as a stage for self-promotion and ostentatious symbolic practices.
The historical research by Manfred Zeller addresses these questions in
an original way. It explicitly intends to contribute to the field of general
history, and lays the foundations for a topic which has yet to be greatly
developed, and one for which no relevant sources were initially known.
This ambitious project required powers of deduction, a talent for
improvisation, artistic imagination and intelligent use of skills.
It provides unusual insights into the inner world of late socialist
FOREWORD xiii
*
Jahr auf Jahr verging, und ein
Bauerngeschlecht folgte dem andern.
Das neue Land war nicht von dem alten zu unterscheiden. Ruhig
und grün lag es hinter den Deichen, die die Menschen fortwährend
stärker machen lernten, so daß sie dem Meere besser widerstehen
konnten, wenn es herankam; und das tat es ja hin und wieder.
Ringsum in der M a r s c h
— so hieß das fruchtbare
Land — lagen reiche Höfe.
Aus weiter Ferne kamen
magere Kühe, weideten in
dem saftigen Grase, fraßen
sich fett und wurden zum Schlächter gesandt.
Und vor den Deichen lag das Meer und hatte seine Ebbe und
Flut und spülte über Salzkräuter hin, die Schlick sammelten, neues
Land bildeten und von dem Strandhafer erstickt wurden — genau so
wie früher.
Dann kam ein Tag, wo einmal ein Hänfling in
dem Fliederstrauch im Garten des Bauern saß. Er
war auf dem Wege nach Süden, denn es war
Herbst; seine Kinder waren längst flügge, und die
Fliegen begannen spärlicher zu werden.
„Das ist ein schönes Land,“ sagte er und sah
über all das Grün hin. „Wären hier mehr Bäume,
so hätte ich Lust, hier zu wohnen, wenn ich im Frühling
zurückkomme.“
„Ich bin das schönste Land der Welt!“ sagte die Marsch. „Aber ich
bin auch auf seltsame Art entstanden. Aus dem Meere bin ich
emporgestiegen. Das Meer hat mich gebildet. Vögel und Fische,
Tang und Salzkräuter und tausend andere Tiere und Pflanzen haben
mir jeder sein Scherflein gegeben. Darum bin ich schöner und
merkwürdiger als alle andern Teile der Erde.“
„Hat das Meer dich gebildet?“ fragte der Hänfling. „Wie
merkwürdig! Ich habe immer gedacht, das Meer tut nur Böses.
Darüber muß ich etwas Näheres hören. Erzähle! Ich habe Zeit. Die
Sonne scheint heute so warm, und ich habe hier im Garten siebzehn
Fliegen gefunden. Erst heute nacht reise ich weiter.“
Und die Marsch erzählte, wie alles zugegangen war.
„Hörst du das Meer draußen hinter den Deichen?“ fragte sie
zuletzt. „Es ist meine Mutter. Ihr verdanke ich das Leben. Geduldig
hat sie Millionen kleiner Stücke Lehm und Sand und Kreide
zusammengetragen, um mich daraus zu bauen. Sie hat mich mit
ihren eigenen Pflanzen gedüngt. Sie blieb stillstehen, damit das alles
Zeit fände, zu sinken, und damit ich fest und gut würde.“
„Ja,“ sagte der Hänfling. „Ich kenne auch eine Geschichte vom
Meere. Die sollst du jetzt hören. Sie spielt viele, viele Meilen weit von
hier; und es ist viele, viele Jahre her. Dort lag ein Land, so schön wie
du, aber ganz anders. Das ragte mit weißen Felsufern zum Himmel
auf und trug grüne Wälder, wogendes Getreide und üppiges Gras.
Im Walde sangen die Vögel, und die Hirsche sprangen. Die Bauern
pflügten ihren Boden, und überall dufteten die Blumen. Ganz zu
äußerst am Felsufer hatte der Gutsherr sein Schloß erbaut. Mit
Türmen und Zinnen und goldenen Wetterfahnen ragte es in die
Lüfte.“
„Das Land möchte ich sehen,“ sagte die Marsch.
„Du kannst nicht hinkommen,“ fuhr der Hänfling fort. „Denn jenes
Land existiert nicht mehr. Es ist eines Tages zusammengestürzt, und
das Meer ist schuld daran.“
„Du lügst,“ sagte die Marsch. „So etwas könnte das Meer niemals
tun. Es kann wohl hier und da einmal böse werden und bis über die
Deiche hinaufspritzen. Ich habe auch den Bauern erzählen hören,
daß es eines Nachts zur Zeit seines Urgroßvaters ganz über mich
hereingebrochen ist. Doch am nächsten Tage lief es wieder durch
die Schleusen hinaus und lag hübsch da und baute Land wie früher.“
„Ich lüge nicht,“ sagte der Hänfling. „Höre weiter! Jeden Tag
nahm das Meer ein Stück Kreide von dem Felsen fort und höhlte ihn
so völlig aus. Dann schüttelte sich das Meer mit aller Gewalt und
nahm einen Anlauf, und da stürzte das Felsufer ein. Menschen und
Tiere und Bäume und Blumen stürzten nieder und wurden
zerschmettert. Die Burg fiel ein mit ihren Türmen und Zinnen und
goldenen Wetterfahnen. Am nächsten Tage überspülte das Meer das
Ganze in aller Ruhe, als ob nichts geschehen wäre.“
„Ich glaube dir trotzdem nicht,“ sagte die Marsch. „Woher weißt
du das?“
„Ich habe es von meiner Urururururgroßmutter,“ erzählte der
Hänfling. „Die hatte ihr Nest in einer wunderschönen Buche. Fünf
Junge hatte sie und dann natürlich einen Mann. Die stürzten alle
nieder und kamen in den Wellen um. Sie selbst wurde durch ein
reines Wunder gerettet. Aber die Katastrophe hatte sie so
erschüttert, daß sie sie nie vergaß. Als sie im nächsten Jahr aus
Italien zurückkehrte und einen neuen Mann nahm und sechs neue
Kinder bekam, da erzählte sie es ihnen. Und die haben es ihren
Kindern erzählt. Und so ist es bis zu mir gelangt. Und du kannst
überzeugt sein, daß die Geschichte von dem bösen Meer sich von
Generation zu Generation forterben wird.“
„Ich kann es nicht glauben,“ rief die Marsch.
„Warte ein wenig,“ sagte der Hänfling. „Was ist denn das da?“ Er
flog auf den Deich, wohin der Bauer die alte, rostige Wetterfahne
geworfen hatte, betrachtete sie und hackte mit dem Schnabel
darauf.
„Das ist eine Wetterfahne!“ sagte er. „Und zwar eine feine
Wetterfahne ist es gewesen. Vielleicht war sie auf dem Schloß am
Felsufer angebracht. Du solltest das Meer einmal fragen.“
Die Marsch lag ein Weilchen da und dachte nach. Das Meer war
unruhiger als gewöhnlich. Ab und zu spritzte Schaum über den
Deich auf.
„Hör’ einmal dein sanftes Meer,“ sagte der Hänfling höhnisch.
„Meer!“ rief die Marsch.
„Laß mich!“ rief das Meer zurück. „Ich bin heute wütend und weiß
nicht, was ich tue.“
Da rief die Marsch: „Stets habe ich dich als meine milde Mutter
verehrt und dir gedankt, daß du mir das Leben gegeben hast. Nun
sitzt hier ein Hänfling, der erzählt, du seiest böse und wild und
habest ein entsetzliches Unglück angerichtet.“
„Ich mache, was ich will,“ erwiderte das Meer. „Sende den
Hänfling zu mir heraus, so werde ich ihn ertränken!“
„Hör’ mal an!“ rief der Hänfling.
Und die Marsch fragte: „Ist das wahr, daß du vor vielen Jahren
ein prachtvolles Felsufer mit der Schloßherrschaft, mit Bauern,
Hirschen und Wäldern und einer ganzen Hänflingfamilie vernichtet
hast?“
„Das wird wohl stimmen,“ antwortete das Meer. „Was weiß ich
noch von den alten Geschichten! Ich mache, was ich will.“
„Ist das die Windfahne des Schlosses, die da auf dem Deich
liegt?“ rief die Marsch.
„Wenn da eine Windfahne liegt, so hat sie auch wohl mal
irgendwo gesessen,“ sagte das Meer. „Was soll all das Gerede? Du
bist mein Land. Ich habe dich gebaut; und was in dir ist, hast du von
mir erhalten. Laß mich zufrieden! Und hüte dich!“
„Hörst du es?“ rief der Hänfling.
Die Marsch dachte nach. Die Dämmerung brach herein. Die
Kühe lagerten sich im hohen Grase nieder, um wiederzukäuen. Der
Bauer stand in seiner Tür und sah nach Westen.
„Der Himmel sieht schlimm aus,“ sagte er. „Und das Meer ist
heute abend sehr unruhig. Wenn wir zur Nacht nur kein Gewitter
bekommen!“
„Ich bleibe bis morgen hier,“ zwitscherte der Hänfling. „Laß uns
noch ein bißchen zusammen plaudern, Marsch! Ich verstehe recht
gut, daß du es satt hast. Es ist niemals angenehm, über seinen
Nächsten so etwas zu erfahren. Aber die Wahrheit ist die
Hauptsache.“
Die Marsch lag schweigend da und dachte nach. Der Abend
rückte vor. Der Bauer schlief mit den Seinen. Im Busch schlief auch
der Hänfling. Das Meer aber brüllte lauter und lauter. Wilde Wolken
jagten am Himmel dahin.
Da plötzlich erwachte die Marsch aus ihren Gedanken.
„Du böses Meer!“ rief sie.
„Was sagst du?“ brüllte das Meer. „Bist du von Sinnen? Schiltst
du mich aus, obwohl ich dir das Leben gegeben habe?“
„Du böses Meer!“ rief die Marsch wieder. „Dieb! Lügner!
Heuchler! Kein Körnchen von dem, was du mir gabst, ist dein
Eigentum. Du hast jeden Fetzen von m i r geraubt. Dieb! Lügner!
Heuchler! Den Fels zertrümmertest du und trugst ihn herüber und
spieltest den Wohltäter mit deiner Diebesbeute! Jetzt kenne ich dich,
und ich verachte dich.“
„Rasest du?“ brüllte das Meer, und alle die weißen Wogenkämme
sprangen auf den Deichrand. „Das Felsufer habe ich erbaut, und
dich habe ich erbaut. Das Felsufer habe ich niedergerissen, und ich
reiße dich nieder, sobald es mir Spaß macht. Ich mache, was ich
will.“
„Dieb! Lügner! Heuchler!“ schrie die Marsch.
Es war, als ob das Meer vor Wut einen Augenblick still würde.
Aber dann erhob es sich mit all seiner Macht.
„Nieder mit dir, du undankbares Kind!“ schrie es.
Es durchdrang die Deiche und stürmte auf die Marsch los. Es
zerbrach die Schleusenpfähle, die Bäume und alles, was ihm im
Wege stand. Es überschwemmte das Gehöft des Bauern, so daß er
und die Seinen in ihren Betten ertranken, wie die Kühe auf der
Wiese ertrunken waren.
Das Ganze spielte sich in kürzester Zeit ab. Eine Stunde,
nachdem es begonnen hatte, standen die Marsch und noch viel
mehr Land unter Wasser. Nur die höchsten Kirchtürme ragten noch
auf. Kein lebendes Wesen war übriggeblieben.
Auf der Flaggenstange im Garten des Bauern saß der Hänfling.
Nur so entging er dem Wasser. Er schlug mit den Flügeln, war
ganz verwirrt vor Schrecken und konnte nicht fliegen.
„Du böses Meer!“ schrie er.
„Ich mache, was ich will,“ sagte das Meer.
Dann schlug es auch über dem Hänfling zusammen, und nun war
alles begraben.
Die Erde und der Komet.
D ie Geschichte, die ich nun erzählen will, ist höchst seltsam. Sie
dauert ein paar hundert Jahre, so daß derjenige von uns, der
mit darin vorkäme, lange vor ihrem Ausgang, ja bevor sie so recht in
Gang gekommen wäre, tot und begraben sein würde.
Sie spielt draußen im Weltraume, wo die Sterne schwimmen, und
wo es so kalt ist, daß der dickste Winterüberzieher nicht mehr
Schutz bietet als ein kurzes Hemd. Und der Weltraum ist so groß,
daß niemand es in Worten ausdrücken kann. Aber das macht nichts.
Denn wenn einer es könnte, so würden ihn die andern doch nicht
verstehen.
*
Draußen im Weltraum drehte sich die Erde um die Sonne, wie sie
es seit vielen Jahrtausenden bis auf den heutigen Tag getan hat. Sie
drehte sich in einem fort; einem andern wäre längst schwindlig
davon geworden.
Aber die Erde war an diese Drehung gewöhnt, die ein ganzes
Jahr dauerte; und sobald sie die eine Umdrehung beendet hatte,
begann sie die nächste.
Während der ganzen Zeit drehte sie sich außerdem noch um sich
selbst, wie ein junger Hund, der hinter seinem Schwanz herläuft.
Doch dazu brauchte sie nicht mehr als vierundzwanzig Stunden; und
das tat sie auch nur, damit die Sonne alle ihre Seiten gleichmäßig
beschiene. Denn auf der Seite, die der Sonne abgewandt war,
herrschte stets finstere Nacht. Und wenn die Erde Europa, Asien
und Afrika ununterbrochen der Sonne zukehren würde, so
kämen die Leute in Amerika ja überhaupt nicht aus dem Bett
heraus.
Die Erde hatte also gar nicht so wenig zu tun; und
außerdem hatte sie auch noch auf den Mond achtzugeben.
Der Mond konnte ja freilich, wenn es darauf ankam, für
sich selber sorgen. Denn er hatte nichts andres zu tun, als
sich, ganz wie die Erde, um sich selbst zu drehen und
außerdem um die Erde, so wie die Erde sich um die Sonne
bewegte. Er war viel kleiner als die Erde und hatte in
Wirklichkeit nichts zu sagen. Darum redete die Erde immer in
befehlendem Tone mit ihm, und dafür neckte der Mond sie
unaufhörlich.
Ein wenig kam das ja auch daher, daß die beiden
einander so nahe waren, und daß alle die andern Sterne zu
weit entfernt waren, so daß man nicht mit ihnen sprechen
konnte. Und wenn man immer und ewig zusammen sein
muß, wird man leicht ärgerlich aufeinander.
Regelmäßig einmal in jedem Monat war der Mond voll.
Dann grinste sein rundes Gesicht so recht von Herzen, so
daß die Erde stets ganz wütend wurde.
„Seht, wie er leuchtet, der jämmerliche Trabant!“ sagte
die Erde. „Er bildet sich ein, er wäre ein Fixstern.“
Der Mond grinste, solange es dauerte. Aber es dauerte nie lange.
Mit jeder Nacht bekam er ein immer längeres Gesicht; und es sah
aus, als hätte er Katzenjammer. Schließlich verschwand er ganz,
kam aber sofort wieder hervor und wurde größer und größer, bis er
dann wieder voll war.
„Kannst du mir folgen?“ fragte die Erde.
„Natürlich,“ erwiderte der Mond.
„Hoffentlich nimmst du die Zeit richtig wahr,“ fuhr die Erde fort.
„Vergiß es nur nicht: wenn ich einmal um die Sonne laufe, läufst du
dreizehnmal um mich. Sonst kommt der Kalender in Unordnung.“
„Ich bin schon lange genug umhergerennt, um zu wissen, was ich
zu tun habe, du böser, alter Planet!“ sagte der Mond; denn er war an
diesem Tage gerade voll, und dann pflegte er kein Blatt vor den
Mund zu nehmen.
Aber er neckte die Erde auch noch auf andere Art. Manchmal
zog er von dem Wasser auf der Erde so viel, wie er konnte, auf die
eine Seite hinüber, so daß dort Hochwasser war, während auf der
andern das Wasser niedrig stand. Dann geschah es, daß an der
einen Stelle Überschwemmungen und Unglücksfälle eintraten, und
daß an der andern die Schiffe strandeten. Und die Leute, die
darunter zu leiden hatten, riefen, auf dieser verfluchten Erde sei das
Leben nicht auszuhalten. Aber das kränkte die Erde natürlich, da sie
unschuldig war, und darum wurde sie doppelt böse auf den Mond.
„Nun ist der Bursche schon wieder voll,“ schalt sie. „Ich möchte
eigentlich wissen, was für einen Zweck es hat, daß er in einem fort
herumrennt.“
So zankten sie sich, während ein Jahr nach dem andern verstrich
und sie ihre bestimmten Bahnen zurücklegten. Ringsum wanderten
die andern Sterne mit ihren Sorgen und Kümmernissen dahin. Und
in der Mitte des Ganzen leuchtete über ihnen allen die Sonne.
*
Eines Tages im März kam ein
fremder Stern durch den Weltraum
angeschwommen.
Weder die Erde noch der Mond hatten ihn jemals gesehen; und
darum machten sie große Augen, als sie ihn erblickten. Er glich auch
den andern Sternen durchaus nicht; denn er hatte einen langen,
leuchtenden Schweif.
„Was in aller Welt ist das für ein Bursche?“ fragte die Erde.
„Ich habe noch nie so etwas gesehen!“ sagte der Mond.
Sie waren beide so überrascht, daß sie nahe daran waren,
stillzustehen. Der fremde Stern kam immer näher; und die Erde
bekam Angst, daß er gegen sie anrennen werde. Als er nahe genug
war, so daß man ihn anrufen konnte, schrie die Erde:
„Hallo! Was willst du hier auf meinem Weg? Wer bist du? Woher
kommst du? Wohin gehst du?“
„Du fragst viel auf einmal,“ sagte der fremde Stern.
„Wer bist du?“ fragte die Erde wieder.
„Ich bin bloß ein kleiner Komet,“ erwiderte der Stern. „Aber wer
bist du denn?“
„Ich bin ja die Erde. —
Nun weißt du wohl
Bescheid?“
„Bescheid weiß ich
wahrhaftig noch nicht,“
antwortete der Komet. „Diese Himmelsgegend ist mir nämlich ganz
fremd; ich bin noch nie hier gewesen und noch keinem einzigen von
den Sternen vorgestellt worden.“
„Da bist du an die richtige Quelle gekommen,“ erklärte die Erde
wichtig. „Es ist nicht meine Gewohnheit zu prahlen; aber ich darf
wohl sagen, daß ich der Begabteste von uns allen bin.“
„Da habe ich ja Glück gehabt,“ sagte der Komet. „Aber spute dich
ein bißchen mit deiner Erzählung. Ich habe keine Zeit, müßig zu
sein.“
„Wir bewegen uns sehr schön schnell dahin,“ versetzte die Erde
in freundlichem Ton. „Komm mit und begleite mich einmal um die
Sonne herum! ... Wie? Es dauert bloß ein Jahr. Währenddessen
können wir uns hübsch unterhalten.“
„Püh!“ erwiderte der Komet höhnisch. „Das nennst du schön
schnell? Ich pflege ganz anders dahinzusausen. Spute dich und laß
hören, was für Leute ihr hierzulande seid!“
„Versprich mir zuerst, daß du dich in acht nehmen willst, nicht
gegen mich anzurennen,“ sagte die Erde.
Da lachte der fremde Stern so sehr, daß sein Schweif sich in drei
Teile spaltete.
„Hab’ keine Angst,“ erwiderte er. „Ich bin ein lockerer, loser
Geselle; und wenn ich mit einem Klotz wie du zusammenstieße,
würde ich in tausend Stücke gehen.“
„Aha,“ meinte die Erde voll Eifer. „Du bestehst aus nichts als
Feuer? In dem Zustand bin ich auch einmal gewesen.“
„Das ist wohl schon ziemlich lange her?“ fragte der Komet
mißtrauisch. „Mich dünkt, du hast eine große Eiskapuze auf deinem
Pol.“
„Allerdings,“ antwortete die Erde. „Sogar eine auf j e d e m Pol.
Aber ich glaube, es schadet nichts, wenn man einen kalten Kopf und
kalte Füße hat, sobald man nur den Leib ordentlich warm hält.“
„Nun ... und das Feuer?“ fragte der Komet.
„Das hab’ ich in mir,“ erwiderte die Erde. „Du kannst es auch zu
sehen kriegen, wenn du Lust hast.“
Und ohne zu zögern, ließ sie ein paar ihrer größten Vulkane
lustig Feuer speien.
„Sieh, sieh!“ rief der Komet. „Etwas ist also wirklich vorhanden.“
„Etwas?“ fiel die Erde gekränkt ein. „Ich habe den ganzen Leib
voll, wenn du’s wissen willst. Gerade das macht mich so
außerordentlich interessant. Siehst du ... früher bin ich einmal ein
ebenso loser, lustiger Gesell gewesen wie du. Aber dann hab’ ich
mich zusammengenommen und habe mich verdichtet. Schließlich
hat sich rings um mich eine dicke Kruste gebildet; und jetzt kann ich
nur noch Kaminfeuer in meinen Vulkanen brennen lassen. Aber
Feuer hab’ ich in mir!“
„Mit der Kruste, das muß eine lästige Sache sein,“ sagte der
Komet.
„Nun ja,“ sagte die Erde. „Man gewöhnt sich mit der Zeit daran.
Und jetzt leben Menschen darauf.“
„Menschen?“ wiederholte der Komet. „Was ist denn das?“
Die Erde juckte sich nachdenklich am Nordpol und stieß dabei an
die Eiskapuze, so daß sich ein paar gewaltige Blöcke loslösten, die
als Eisberge ins Meer hinaustrieben.
„Tja,“ sagte sie dann. „Eigentlich ist es
wohl so eine Art Ungeziefer.“
„Pfui!“ warf der Komet ein.
Die Erde schwieg ein Weilchen, wie
wenn sie nachdächte. Dann fuhr sie fort:
„Wenigstens kribbeln und krabbeln sie herum, daß man
manchmal rein verrückt dabei werden möchte. Und je mehr
hinzukommen, desto ärger wird es. Sie durchwühlen mich in Kreuz
und Quere, um Kohlen und Metall zu finden und was sie sonst noch
brauchen können. Sie legen Schienen und fahren mit Dampf rings
um mich herum, sprengen Löcher in meine größten Berge und
schlagen Brücken über meine Gewässer. Und dann sagen sie, sie
seien meine Herren.“
„Ich finde es nicht sehr rühmlich für einen Stern, sich von
solchem Gewürm Vorschriften machen zu lassen,“ sagte der Komet.
„Kannst du diese Wesen denn nicht von dir abschütteln?“
„Ve r s u c h t hab’ ich es,“ entgegnete ihm die Erde. „Und zwar
mehr als einmal und auf verschiedene Weise. Ich habe eine Menge
Feuer und glühende Steine durch meine Vulkane ausgeworfen und
ganze Städte der Menschen darunter begraben. Oft habe ich auch
Sturmfluten kommen lassen, so daß sie zu Tausenden ertranken.
Und wenn ich finde, daß sie gar zu zudringlich werden, dann schüttle
ich mich und erzeuge ein E r d b e b e n .“
„Na,“ warf der Komet ein, „und hilft das denn gar nicht?“
„Ein bißchen nützt das ja allerdings,“ erwiderte die Erde. „Auf die
Dauer aber doch nicht. Es sind zu viele geworden, glaube ich. Ich
hätte früher daran denken sollen, als es noch weniger waren, und
als sie noch nicht so klug waren. Wenn ich ein paar tausend von
ihnen ertränkt oder begraben habe und hoffe, daß die Familien
dieser Menschen vor Hunger und Kummer umkommen, dann
sammeln die andern für sie und trösten sie und helfen ihnen; und
nach ein paar Jahren bin ich wieder genau so überfüllt wie vorher.“
„Ich habe noch nie so etwas gehört,“ sagte der Komet, „und
begreife nicht, daß du das duldest.“
„Ja ... was soll ich machen?“ entgegnete die Erde. „Ich kann nicht
mehr fertig mit ihnen werden. Sie haben mich von Pol zu Pol
untersucht, so daß ich bald keinen Fleck mehr für mich habe. Sie
haben Berechnungen mit mir angestellt und Messungen an mir
vorgenommen und haben mich von allen Ecken und Kanten
beschrieben ... Manche von ihnen setzen auf ihren Tisch eine Kugel,
die mich vorstellen soll, und auf der sie mich aufs genaueste
untersuchen können. Sie berechnen im voraus, wann Sturm und
Gewitter eintritt und Erdbeben und dergleichen ... An ihren Wänden
hängen Apparate, die es ihnen erzählen. Was soll ich nun mit ihnen
anfangen?“
„Ich weiß es nicht,“ sagte der Komet. „Aber das weiß ich: i c h
würde so etwas nicht dulden.“
Da lachte die Erde höhnisch und sagte:
„Pah! Bilde dir nur nichts ein! In diesem Augenblick, während wir
beide hier zusammen plaudern, haben meine Menschen dich bereits
entdeckt. Durch ihre Fernrohre starren sie dich an, und sie
berechnen deine Bahn, geben dir einen Namen und schreiben
ganze Bücher über dich. Das heißt, das tun die Klügsten von ihnen.
Die Idioten aber haben Angst vor dir und glauben, daß du
gekommen seist, um den Untergang der Welt zu verkünden.“
„Wer sind die Idioten?“ fragte der Komet.
Da gab die Erde ihrer Eiskapuze einen Stoß, so daß das halbe
Atlantische Meer sich mit Eisbergen füllte und die Bäume zu
Pfingsten noch immer kahl waren.
„Ich wünschte, du hättest mich nicht danach gefragt,“ sagte sie
verlegen.