Review

Beweisen auf Reisen zu entgleisen

In „Grand Tour“ entflüchtet ein Mann seiner „drohenden“ Hochzeit und begibt sich auf eine grobkörnige bis leicht fantastische Reise durch Asien. In herausragenden Bildern. Dokumentarischen Einschlägen. Visueller Poesie. Mit etwas Situationskomik. Jedoch nahezu null Handlung, Identifikationsfiguren oder mich berührenden Sinn der Sache… Ein für meinen Geschmack gänzlich leeres Kunstwerk. 

Collage der Eitelkeiten

Miguel Gomes' „Grand Tour“ wird die Gemüter und Filmseelen sicher spalten. Manche - wie mich! - kaltlassen und langweilen, vielleicht sogar etwas erzürnen, weil man einfach keinen Zugang hinter die bildschönen Eindrücke findet. Andere sicher tief berühren und verzaubern als kunstvoller und innovativer Seelenstrip durch/von halb Asien. Aber ich kann ja nunmal nur für mich sprechen. Und mein Eindruck war von Kälte, Leere und vergebener Schönheit geprägt. Die Bilder schreien geradezu „direkter Klassiker“. Das ist einfach fast zu fein um wahr zu sein. Und doch war ich angeödet und gelangweilt wie lange nicht mehr. Das erinnert an Herzog oder Wenders in ihren essay'ischsten und anstrengendsten Zeiten. Ein Kunstwerk der schwitzigen Eindrücke. Mit dem ich persönlich einfach null connecten konnte. Obwohl ich auch gerne Reise und sogar ein kleines Faible für Asien habe. Aber das hier war ein arthousiges Urlaubsvideo, das ich nicht wirklich gebraucht habe und das meine Geduld mit deutlich über zwei Stunden doch arg auf die Probe gestellt hat… 

Fazit: audiovisuell und vom grundlegenden Aufbau ein wunderschöner Roadtrip durch Seele und Asien… der mich jedoch vollkommen kalt gelassen und übelst gelangweilt hat. Vielleicht die äußerlich attraktivste „4 von 10“, die ich je vergeben habe. Und dennoch ganz klar für meinen Geschmack nicht gut geschweige denn unterhaltsam. Zusammenhanglos und anstrengend. 


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