Menschen mit ADHS, Autismus oder Legasthenie haben oft besondere Talente, sagt Professor André Zimpel, doch die Umwelt macht es ihnen schwer. Wie sie ihr Potenzial optimal entfalten
GEO: Herr Professor Zimpel, Sie wissen aus eigener Anschauung, wie unterschiedlich Gehirne ticken. Als Synästhetiker vermischen sich in Ihrer Wahrnehmung Sehen, Hören und Schmecken. Wie fühlt sich das im Alltag an?
Prof. André Frank Zimpel: Die Grenzen zwischen den Sinnen sind bei mir durchlässig wie Glaswände. Jeder Buchstabe, jede Zahl hat für mich eine unverwechselbare Farbe. Tonintervalle haben einen eigenen Geschmack. Musizieren ist daher für mich wie eine leckere Mahlzeit. Ich vermute, dass dieses Feuerwerk der Sinne auf eine Mutation auf dem Chromosom 16 zurückgeht. Allerdings war ich mir dessen bis zu meinem 40. Lebensjahr nicht bewusst. So ergeht es vielen neurodivergenten Menschen.