MS. Germ. Fol 841
9302
Vorträge
über phyſiſche Geographie des
Freiherrn
Alexander von Humbold
gehalten im großen Hörſaale des
Univerſitäts-Gebäudes zu Berlin
im Winterſemeſter 1827/28
vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828
Berlin 1827. u. 1828.


Erſtes Heft: Vorträge v. 3ten Novbr. 27
bis 8 Maerz. 28.

[Stempel]
acc. 9302
Nachſchrift
der Vorträge des Freÿherrn A. von Humbold über phyſiſche Geo-
graphie, gehalten zu Berlin im Winter-Semeſter 1827/28.


1. Vorlesung, 3. November 1827
Prolegomena.

Hochzuehrende HErrn.
Die Wiſſenſchaftx)Jm Eingange der letzten Vorleſung verſuchte ich die
[Wi]ſſenſchaft zu characteriſiren. Sie iſt die Betrachtung
[des] Geſchaffenen, der körperlichen Dinge als eines Naturganzen
[V]arenius u. Neuton haben dies verſucht. – Haben
[w]ir die Züge des Naturbildes richtig aufgefaßt, ſo
[dü]rfte dies beſſer ſein als viele Definitionen. So
über die ich mich mit Jhnen zu
unterhalten vorgenom̃en habe wird ſich mit
dem Geſchaffenen, mit den Naturgegenſtänden
beſchäftigen. Jch will nicht bloß über die telluri-
ſchen Erſcheinungen u. deren Verhältniſſe ſpre-
chen, ſondern auch einen Abriß der Aſtrono-
mie geben. Es ſoll dabei unſere Erde, als
ein Theil im Weltraume, näher betrachtet
u. der Gedanke verfolgt werden, alles im
Raume ſichtbare als ein Naturganzes anzu-
ſehen u. erſt ſpäterhin wird dañ dieſe
Wiſſenſchaft ſelbſt in engere Grenzen ein-
geſchloſſen werden. Dies deshalb, weil
alle phyſikaliſchen Erſcheinungen auf der
Erde zweifach bedingt ſind, u. dieſelben
theils von den eigenthümlichen Kräften derſelben,
theils von der Einwirkung anderer Him̃els-
körper abhängen.

Doch vor Allem muß der, den lange
Abweſenheit vom heimiſchen Boden ent-
fernt hielt, der ſich viel mit einem Volke

[Stempel]

befreun-

befreundete, welches durch den Siñ für Natur u.
Entdeckungen im Gebiete derſelben ſich auszeich-
nete, der nicht gewöhnt iſt an öffentliche
Vorträge, große Nachſicht ſich erbitten; be-
ſonders da in dieſem Hauſe derſelbe Gegen-
ſtand unlängſt von einem Gelehrten, dem wür-
digen Link behandelt worden iſt, u. dies mit
einer Umſicht u. einer Beredſamkeit, daß
deſſen Vortrag ſelbſt auf den, der mit
den Grundſätzen nicht übereinſtim̃end ſich
erklären kañ, deñoch den bleibenſten Eindruck
machte. Noch mehr Nachſicht erbitte ich mir,
weñ ich bedenke, daß mir die Sprache nicht
folgſam genug ſein wird, daß ich bei
der Schwierigkeit der Sache ſelbſt befürchten
muß undeutlich zu werden, u. andern-
falls bei der Behandlung des vielſeitgen
mañigfaltigen Stoffes nur encÿklopä-
diſche Abriſſe liefern rdefte, welches
beides ich doch ſo gern zu umgehen u. zu
vermeiden wünſche. Erlauben Sie mir
Erſter Gegenſtand der
Prolegomenen: Entwerfung
eines Natur-Gemäldes.

das große Bild der Natur im Ganzen
in einzelnen großen Zügen zu ent-
werfen
.

Nachdem

Neueſte Aſtronomiſche Ent-
deckungen.

Nachdem Herſchel u. Frauenhofer mit ihren Fern-
röhren u. optiſchen Hilfsmitteln
die großen
Entdeckungen machten, wiſſen wir, daß
in den fernſten Räumen noch Welten
vorhanden ſind die noch im Lichtprozeſſe
begriffen*)So wie die Geſchichte der Völker mit mythiſchen
Geſtalten anfängt, ſo wollen auch wir das Bild der
Natur betrachten u. zuerſt mit den nebelartigen Körpern
anfangen u. wie bei der Geſchichte e[unleserliches Material]in Geſamtüberblick
des Ganzen vorhergeht, ſo werden wir es auch hier
in dieſer Art darſtellen. – Die Materie iſt im
Univerſum zerſtreut, theils geballt, theils
dunſtförmig verbreitet. Die Weltkörper ſind
nicht unordentlich zerſtreut, ſondern Schichtenweiſe
im Raume enthalten.
. Es ſind über 3000 ſolcher
Nebelflecke ſchon gezählt die im un[unleserliches Material]end-
lichen Raume inſelförmig zerſtreut liegen
wie die Archipele im Ozean. Man hat
Bewegungen entdeckt die dieſen Nebel zer-
theilen u. wiederum ihn in einander ſch[unleserliches Material].
Wie bekañt iſt die Geſchwindigkeit des Lichts
bei den Monden des Jupiters entdeckt
u. genau berechnet worden; wir wiſſ[]en
daß das Licht von der Soñe in 8 Minuten
13 Sec. bis auf unſere Erde fällt, u.
aus dieſen ſichern Daten iſt die Rechnung
ſicher, daß mehr als 24000 J. der Erde,
Dauer der Erſcheinung des Lichts auf
unſrer Erde
.
gehörten, um daß das Licht auf unſere eErde
von dieſen fernen Lichtnebeln gelangen
koñte
. Wir erhalten dadurch einen Blick
in die fernſten Zeiten, der aller Geſchichte
entbehrt, wir erhalten dadurch eine
poſitive Keñtniß von der Länge der

Zeit

Zeit u. von der Dauer der Welt. Ob
unſer Planetenſyſtem in wirkl. Verbindung
mit dieſen unentdlichen Räumen ſteht, von
den Cometen will ich hier nicht reden die
uns viel näher angehen; ob wir in
Com̃unication u. Wechſelwirkung ſtehen
ſoll ſpäter unterſucht werden. Von
dieſem unendlichem Archipel der im Licht-
prozeſſe befindlichen Welten gehe ich zu-
rück zu den Lichtſtufen der Milchſtraße.

Von den Doppelſternen.
Hier ſind 700 Doppelſterne entdeckt
worden
. Wunderbar iſt es, daß ſich
hier die farbligen oder Farben ſpie-
lenden Sterne um die ungefärbten
drehenx)Die Bewegung derſelbe geht von Oſten nach
Weſten
. Der große Aſtronom Bessel
hat hier merkwürdige Entdeckungen ge-
macht. Eine ſolche Translationsbewegung
haben die Doppelſterne im Schwan, u.
ſehr deutlich iſt dies beobachtet worden.
Von Planeten kañ hiebei keine Rede
ſein; ſie ſind gleichfalls im Lichtprozeſſe
begriffeneWelten. Jndem ich der Farbe erwähnte:
ſo dachte ich an die Sterne die man erſcheinen

und

und wieder verſchwinden ſah, u. die kurz
vor ihrem Verlöſchen ein farbiges
Licht añehmen, wie ein Licht beim Ver-
löſchen anfängt Farben zu ſpielen.
Ein einziges Beiſpiel in dieſer Art haben
wir in unſerm Planetenſyſtem bei
einem Satelliten des Jupiters. Jn unſe-
Sternenſchichten
der Sternſchicht in welcher auch unſer
Planetenſyſtem liegt
u. die linſenför-
mig geſtaltet iſt giebt es mehrere
dergleichen Doppelſterne. – Weñ es
Schwächung der Lichtſtrahlen
keine Schwächung der Lichtſtrahlen gäbe
ſo würden nirgends Räume am Him̃el
erſcheinen, ſondern der ganze Horizont
würde im gleichmäßigen Lichtglanze ſich
befinden. Das iſt aber nicht der Fall. Der
ungeheure Raume iſt mit lichtſchwächender
Materie angefüllt, neñen Sie es im̃er-
hin Aether oder wie ſie es wollen,
dieſe feine lichtſchwächende Materie erfüllt
das Ganze. Da, wo dieſer Teppich, weñ
ich mich ſo ausdrücken darf, dichter oder
düñer gewebt iſt, da wird es am
Him̃el dunkler oder lichter. Es geht

soweit

soweit daß Herſchel u. Frauenhofer mit
ihren Jnſtrumenten nicht mehr durchdringen; u.
im Süden des Erdballs, wie ich es ſelbſt beo-
bachtet ganz dunkelſchwarze Flecken am
Him̃el ſichtbar werden. An andere
Orten iſt dieſe Materie ſo duñ, daß
ſie erlaubt in andere höher gelegene
Sternenſchichten zu blicken u. hier zeigen
ſich deñ im Spectrum Verſchiedenheiten,
allenthalben, wo der Lichtprozeß noch
unvollkom̃en iſt. – Wie geſagt iſt
Sternſchicht linſenförmig
geſtaltet u. Standpunkt unſeres Syſtems.

unſere Sternſchicht linſenförmig; ſie iſt
dabei abgeplattet. Mitten in derſelben
ſtehend ſcheint uns dieſelbe durch Projection
ſo dicht mit Sternen beſäet, daher die
anſcheinend große Unregelmäßigkeit in
der Stellung derſelben. – Unſer Plane-
tenſyſtem hat in unſerer Sternſchicht
ſeinen Standpunkt am Sternbilde des
Adlers
x)wo die Milchſtraße ſich theilt. 11 Hpt
Planeten u. 18 Nebenplaneten bewegen ſich
um den Centralkörper, die Soñe.
u. bewegt ſich gegen das
Sternbild des Herkules; es iſt ſelbſt
in einer fortſchreitenden Bewegung.
Jn unſerm Syſtem keñen wir Haupt- u.
Neben-Planeten u. Cometen. Hier

erblicken

erblicken wir einen großen Unterſchied zwi-
ſchen den entferntern u. nähern Planeten
Zwei beſondere Planeten-Syſteme
von der Soñe. Dies giebt zwei beſondre
Sÿſteme
. Die Scheide machen die kleinern
Körper die ſich zwiſchen Mars u. Jupiter
bewegen, die ein ganz eignes Syſtem
bilden, von denen die Veſta als die
größte ungefähr die Oberfläche von Deutſch-
land hat. Sie haben eine translative Be-
wegung von Weſten nach Oſten, ſind ihrer
Stellung nach ähnlich den Cometen; obgleich
doch keine A[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ehnlichkeit anderweit zwiſchen
ihnen u. den Cometen iſt, wie überhaupt
kein Uebergang zwiſchen Planeten u. Co-
meten gefunden wird u. keine poſitive
Erſtes Syſtem
characteriſt. Merkmale

Aehnlichkeit. Jn dieſem doppelten Syſtem
der Planeten gehören zuſam̃en: Merkur,
Venus, Erde, Mars.
Sie haben das
gemeinſame der beſondern Dichtigkeit,
wie Platina, Magnetſtein u. dgl.; ſie
rotirenbewegen ſich viel geſchwinder um die Soñe, ſind mond-
armer |: bloß die Erde hat einen Trabanten :|,
an den Polen abgeplattet. Anders
verhält es ſich mit den Planeten auf der
Bahn jenſeits der kleinen Planeten.

Zweites Syſtem
Sie zeichnen ſich durch Mangel an Dichtigkeit
aus
, die ungefähr nur wie Tañenholz oder
Naphta beſchaffen iſt; ſie rotiren in 9–10
Stunden; ſind zwar abgeplatteter, haben
aber eine größere Zahl von Monden, einer
ſogar einen Ring, der nur betrachtet
werden kañ als Satelliten die in Kno-
Die Cometen
ten zuſam̃enhängend noch ſind. Außer
dieſen Planeten gehören noch zu unſrem
Soñenſyſtem die
PlanCometen, deren man
ſchon 400 keñt. Zählt man hingegen
auch die, die durch Berechnung der Pery-
helien
näher uns gekom̃en, ſo gehören
viele 100000 zu unſerm Syſtem. Die
ſehr glänzende Entdeckung des Aſtronomen
Enke hat bewieſen, daß ein Comet in
3½ J. wieder zurückkehrt; er iſt ſeitdem
ſchon 5 mal beobachtet u. er entfernt
ſich nicht weiter wie etwa der Merkurx)Hauptmañ Biela in Böhmen hat den
zweiten Cometen entdeckt der in ſechs Jahren
wiederkehrt. Sie machen u. veranlaſſen
keine Stöhrung in den ewigen Weltuhr, wie
beim Cometen beobachtet wurde der durch die
Monde des Jupiter ging ohne Röhrung zu
veranlaſſen
.
Von den größern Cometen ſind nur
zwei bekañt, deren Bahn rückgängig
wird, obgleich auch ſie im ungeheuren
Raume retardirt werden; die übrigen
halten ihre Bahn im unermeslichen Raume
ohne nach beobachtete Wiederkehrxx)Um ſich eine Vorſtellung von [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] Raume zu
machen, iſt es weniger ſie nothwendig ihn abſolut
zu beſtim̃en, beſ[unleserliches Material]als ſeine relation Größe zu
betrachten. Es iſt beſſer zu wiſſen, daß die
Schneekoppe ½ mal ſo groß als die Pynäen

xx) u. der Brocken 1/26 mal ſo groß als der Chim-
borasso
ſind, als die Höhe beider Gebirge zu keñen.
Nehmen wir das ganze Soñenſyſtem incl. aller
Cometen gleich 1 Linie an, ſo iſt die größte
Axe unſerer Sternſchicht 260 Fuß. Die Entfer-
nung der Soñe bis zum Nebelfleck 4⅓ geogr.
Meilen u. die Entfern. des Uranus 1/100 dieſe
Linie. Weñ Herſchel durch ſeine [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] optiſchen
Verſuche Sicherheit od. Wahrſcheinlichkeit zu geben
im Stande iſt, ſo hat er gefunden, daß ſich das
Teleskopiſche Sehen zum natürl. Sehen verhält
wie 4⅓ geogr. Meil. zu 3 Zoll. Jm ganzen
habe ich dieſe Vergleiche nicht, ſie ſind rela-
tiv u. beziehen ſich auf unſere Kurzſichtigkeit. Wollen
wir noch ein Maaß añehmen, ſo finden wir unge-
fähr, daß ſich die Größe der Soñe zu den Nebelflecken
verhalten wie ein Jnfuſionsthierchen zum Wallfiſche.
Dieſe Ungewißheit iſt im̃er in gewiße Grenzen
eingeſchloſſen; indem es Maxima u. Minima
giebt die ſich beſtim̃en laſſen. Von der Entfer-
nung des Syrius deſſen Paralaxe gleich 1 Secunde
iſt, iſt es beſtim̃t, daß er 10000 × weiter als Ura-
nus entfernt ſein muß. – Bei dem Monde der 51000
geographiſche Ml. von uns entfernt iſt, kañ den [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
höchſtens 15 Ml. betragen = 1/3350 des g[unleserliches Material] Abſtandes
ſo wie weñ man bei der Größe des Brockens
um 1 Fuß irren würde – Aerolithen
ſind ſehr wahrſcheinlich Gebirgsarten anderer
Welten.
So wie die Geognoſie durch die Auf-
findung u. nähere Beachtung der thieriſchen Ver-
ſteinerungen aufgeklärt wurde: ſo hat
der phyſiſche Theil der Aſtronomie durch
die Entdeckungen im Gebiet der Optik gewoñ[en;]
u. die Cometen ſind beſonders näher
beobachtet werden. Jn beſtändiger
Bewegung kañ man dieſe eine perio-
diſch oſcilirende neñen. Dieſe kañ
gehem̃t, geſtöhrt werden auf viele Weiſe;
deñ welch ein geringer Stoß von außen
dürfte dazu gehören ſie in Bewegung
zu ſetzen, da die Düñigkeit derſelben
Alles überſteigt was wir ſelbſt von
Gas-Arten auf der Erde keñen. Dieſe
Düñigkeit iſt 5000 mal geringer als die
Dichtigkeit der Erde. – Kom̃en wir jetzt
Telluriſche Verhältniſſe
zu den telluriſchen Verhältniſſen, [unleserliches Material]ſo werden
wir die Form, Größe u. Dichtigkeit des
Planeten betrachten –
Die Form deſſelben
iſt theils durch Meſſung beſtim̃t, theils g[unleserliches Material]eſchloſſen
aus der Bewegung des Mondesx)Die Geſtalt iſt ellyptiſch ſchhäroidiſch. Dies
fand ſchon Ariſtoteles in ſeinem Buch de caelo:
aus dem Erdſchatt. im Monde.
. Nach der
gewöhnlichen Mondtheorie hatte man 1/315
des Erddurchmeſſers für die Abplattung
angenom̃enxx)es iſt falſche Theorie daß die Südliche Halb-
kugel mehr abgeplattet iſt
; wir wiſſen jetzt daß die Abplat-
tung
größer iſt u. 1/289 deſſelben beträgt.

Dabei

Dabei iſt bei der Oberfläche die größte
Unregelmäßigkeit, namentlich in Hinſicht der
Jnſeln. Die Dichtigkeit iſt conform mit
der Dichtigkeit der Planeten zwiſch. den
kleinen Planeten u. der Soñe. Durch neuen
Gewicht u. Dichtigkeit der
Erde.

Entdeckungen kañ man ſagen, daß die Erde
gewogen gewordenx)Kewendish hat dieſe Unterſuchungen an-
geſtellt
u. man hat gefunden daß
ihre Dichtigkeit 4½ bis 5 mal größer iſt als
[Baſalteiſenſtein]WaſſerWaſſerxx)Baſalt iſt nur 3½ dichter als Waſſer
. Dieſe Dichtigkeit iſt
auch nothwendig wegen der Stabilität
der Flüßigkeit auf der Erdoberfläche.
Man kañ ſicher añehmen daß in der Tiefe
Jn der Tiefe Alles flüßig
alles flüßig iſt. Dieſe Theorie iſt die
Añahme der Dichtigkeit nicht entgegen, deñ
ſo wie bei den Cometen die gasförmige
Hütte der einzelnen Schichten den Kern
zuſam̃endrängen: ſo kañ das Jnnere
der Erde wohl flüßig u. zugleich ſehr
gedrückt ſein bei aller Tenuität.

Wärme der Erde
Je weiter man diein die Erde dringt
je wärmer wird es
. Wie ſich dieſe
Erwärmung mit der magnetiſch elektriſchen
Kraft entwickelt, kañ hier uns an-
gedeutet werden. Bloß durch die
magnetiſche Spañung der einzelnen Schichten kañ

eine große Erwärmung beſtehen u. die
magnetiſch-elektriſche Kraft in Bewegung
geſetzt werdenx)MoritiniMorrichini entdeckte daß unmag-
netiſches Eiſen durch Soñenſtrahlen mag-
netiſch werde.
. Hievon ſind unabhängig
die Verſuche die angeſtellt ſind, daß auch
die Soñenſtrahlen die magnetiſche Spañung
der Erde verändern köñen. – Wäre
Subſtanz des Erdkörpers
unſer Erdkörper nur eine Subſtanz, ſo gäbe
es wenig Stoff für Unterſuchungen
. Aber
alle Materie iſt durch Aſſociation gebildet
u. alle Gebirgsarten ſind Aſſociationen von
Subſtanzen die mañigfaltig ſind. Die oxidir-
te Erdrinde hat ſich vielfach verändert
in ſich ſelbſt, ehe noch climatiſche Einflüs-
ſe ſtatt fanden. Dies eigentliche Feld
der Geognoſie ſoll Gegenſtand der Unter-
haltung in künftiger Stunde werden, wenn
wir uns auch mit die Thiere, Pflanzen
u. die verſch. Menſchenracen |: der wobei, ob ſie nach
ihrer körperl. Beſchaffenheit [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]oder nach
ihrer Jntelligenz abgetheilt werden müſſen,
zu unterſuchen iſt :|, näher zu betrachten
haben.

2. Vorlesung, 7. November 1827

|: Nach kurzer Wiederholung des in der frühern
Stunde vorgetragenen, inmit Zuſätzen welche[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]s in den Anmer-
kungen enthalt ſind, würde das Neue in folgende
Art fortgeſetzt :|

Gebirgskunde
Die Gebirgskunde beſchäftigt ſich nur mit der
äußern Rinde der Erdoberfläche
. Die

größte

Größte Tiefe
größte Tiefe in welche man auf einer Ebene
gedrungen
, beträgt etwa 150 Toiſen, oder
900 Fuß. Es iſt dies unbedeutende gegen den
Halbmeßer der Erde; jedoch läßt ſich durch
Analogie auf den Kern der Erde [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]ſchließen.
Verſuche beweiſen es unwiederleglich, daß die
Wärme zu nim̃t, u. nicht nur bei den Berg-
werken iſt dies beobachtet, ſondern auch bei
den höher u. niedriger ſprudelnden Quellen.
Letztere ſind im̃er wärmer u. es kañ hiebei
keine Täuſchung ſtatt finden. Beſonders iſt dies
beobachtet worden in den Bergwerken von
Jnwendige Hitze
Kornwallis. Jn einer Tiefe von 1900 Toiſen
iſt die iñere Wärme ſchon ſehr ſtark
u.
in weniger Meilen muß alles geſchmolzen
ſich befinden. Dies ergeben auch die
Vulkaniſchen Erſcheinungen, u. Leopold
v. Buch
, der größte Geognoſt unſeres
Zeitalters berichtet dies. Dieſe iñere
Glut iſt ſo ſtark, daß ganze Berge
auf die Oberfläche getrieben werden
gleichſam aufkochen, wie ſich in Ameri-
Glut hat Gebirge
empor getrieben
.
ka große Gebirge erhoben haben. Zwi-
ſchen der iñere Wärme u. der äußern
Atmoſphäre iſt ein ſteter Zuſam̃enhang
.

Eine merkwürdige Unterſuchung iſt es im̃er
geweſen, woher die tropiſchen Gewächſen
kom̃en, die noch im hohen Norden

Woher kom̃en tropiſche Gewächſe
in den hohen Norden.

gefunden werden. Die einfachſte Erklä-
rung beruft auf dem Grundſalze
, daß es nicht
nöthig iſt eines Centralkörpers, um Wärme
zu geben, ſondern es in der eigene Natur
des Körpers ſelbſt liegt, der Wärme ſtoßt
zu entwickeln. Es köñen SpaltenxSollten die Vulkane im Norden, Ueberbleibſel
dieſer großen Höhen noch ſein?
in der
Erdrinde gedacht werden, aus denen die
iñere Wärme dergeſtalt ſtröhmt, daß
ſich Tropengewächſe erzeugen. Hat ſich
die äußere Rinde endlich ganz oxidirt,
ſo kañ eine Erſtarrung eintreten, die
der iñern Wärme den Ausgang hem̃t.
u. Alles frühere vertilgt. Selbſt nach
Verſchluß dieſer Oeffnungen der Erde
kañ noch ein Zeitraum von 1000
Jahren ſtatt finden, bevor ſich die
freie Wärme verliert u. dieerkältete
Temperatur die Oberhand behält. –
Verſchiedene Geſtalt der
Gebirge

Die Gebirge verändern ſich auf mañig-
fache Weiſe
; man findet ihr Geſtein körnicht,
das Gewebe dicht, u. ſo homogen auch
die Maſſe erſcheint, ſo haben ſich doch
in ihren Criſtalle geſchieden. Man
findet Baſalt u. Uebergänge zu
Porphyr, Trachit u. Granit. Wir
köñen 4 körnigte Gebirgsarten mit
mehr oder minderer Härte zählen.
Zuerſt

1.,

Gebirgsarten

1., Die aufgelockerte Schicht mit verhärtetem
T[unleserliches Material]hon u. dgl. in welcher Ueberreſte

nochlebender oder rieſenartig geſtalteter
ausgeſtorbener Thiergattungen ſich befinden.
Es iſt aufgeſchwem̃ter Boden.

2. Dichter Kalkſtein mit fragmentariſchem
Geſtein mit zahlloſen Verſteinerungen.

3. Ferner kom̃t Thonſchiefer, alter Kalk
u. ſchwarzer Kalkſtein u. endlich

4. Granit, Gneus, Glim̃erſchiefer, Tra-
chit, Sienit, Porphÿr, Baſalt. Dies
letztere Geſtein hat man Urgebirge
genañt; in dem man vorausſetzt daß
das untern Gebirge älter ſein muß, be-
ſonders da es unbeſetzt von Verſteinerun-
gen wäre. Gleich darauf ſind die
Flözgebirge gelagert, worauf deñ
die Tertiargebirge mit ihren Süß-
waſſer, Produkten erſcheinen. Jn
dieſen Gebirgsarten liegt die Vor-
welt des organiſchen Lebens zerſtreut.
Jn den älteſten Gebirgen finden ſich die
erſten Spuren des vegetabiliſchen Lebens,
dañ kom̃en die See-Produkte. Zwi-
ſchen den älteſten Tertiar u. Flötzgebir-
gen findet man ungeheure Wälder
gelagert, Monocotelidonen genañt.

Jn

Jn den Steinkohlenſchichten ſind ſie enthal-
ten ſelbſt noch in einer Höhe von 15000 Fuß.
Dicotelidonen |: Eichen, Buchen :| ſind aber
hier vollkom̃en ausgeſchloſſen von der
Verſteinerung. –

3. Vorlesung, 10. November 1827

Geognoſie, Meteorologie u. Phyſiologie
der Pflanzen haben mich den größten Theil
meines Lebens beſchäftigt u. ſo hoffe ich
in dieſen Gegenſtänden mich ſo deutlich
zu mache, daß auch die mit mindern Vorkeñt-
niſſen
meinen Vorträgen folgen köñen:

Umhüllung der Erde.
Unſere Erde wird von einer tropfbar-
u. von einer elaſtiſch flüßigen Hülle um-
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]geben
. Die äußere Rinde beſteht aus
heterogenen Steinſchichten. Dieſe Heteroge-
nität iſt zweifach, eineſtheils mechaniſch,
oder dinamiſch, anderntheils chemiſch. Die
Subſtanz ſelbſt iſt einfach, wie Kalk-
thonſchiefer od. zuſam̃engeſetzt. Ein kon-
ſtantes Zuſam̃enſein einer Steinſchicht bildet
eine Gebirgsart u. eine Gruppen derſel-
ben heißen Formationen. Dieſe ſind
auf dem ganzen Erdball gleich oder
wiederkehrend, wie dieß zuerſt der
unſterbliche Werner dargethan hat.
[unleserliches Material]Die Formationen bilden eine Reihe von

Gliedern, die neben oder unter einan-
der liegen. Sie bilden alternirend in
Schichten gleichſam eine periodiſche Reihe.
Dies Zuſam̃enſein zu keñen iſt ſehr wichtig
für den Geognoſten. Mañ kañ ſie in
Klaſſen der Gebirgs-
Formationen

drei Klaſſen theilen 1., plattenförmig
kalkerdig voll Verſteinerungen
2.,
in Brutſtücken, fragmentariſch-Grau-
wacke
. 3., körnicht, was mehrere
Gebirgsarten zuſam̃engeſetzt
Granit,
Trachit
– in Bildungen vulkaniſcher Erup-
tionen mit glockenförmigen Kuppen.
Porphyr |: ſchwarz :| | rother Quarz-
Porphyr – Serpentin, Baſalt u. Do-
lomit, mit Moluſken-Verſteinerungen,
die jedoch nicht allenthalben gefunden
werden. Jm̃er höher hinauf findet
man die ſteigende Organiſation ver-
Zwei Schichten der unter-
gegangenen Pflanzenwelt.

ſteinert. So ſind zwei Schichten einer unter-
gegangenen Pflanzenwelt angetroffen.

Eine Schicht zwiſchen Flözgebirge u. Ue-
bergangsgebirge, verſteinerte Palmen
u. Farrenkräuter – Monocotelidonen
u. die andere Schicht zwiſchen Tertiar

u.

u. Flözgebirge aus Waldbäumen beſtehend
Dikotelidonen. – Dieſe Schichten bilden al-
geognoſtiſche Horizonte
lenthalben gleichſam die geognoſtiſchen
Horizonte
, nicht horizontal, ſondern in An-
ſehung deſſen was man beſtim̃t findet u. welche
Schichten zu erwarten ſind, wie dies beim Berg-
bau beſonders wichtig iſt. Sie bilden
gleichſam den Ch[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ronometer der Zeit
dieſe Steinkohlen u. Ligniten – Lange
Bildung u. Entſtehung
der Gebirge.

hat man geglaubt, das untere Gebirge
müßte älter ſein als das Flözgebirge, wie
ein Fundament gleichſam
, man hat ziemlich
unchemiſch von Granitmaſſen, Gneusmaſſen
geſprochen. Dies iſt jetzt beſſer unterſucht.
Nicht Auflagerung ſondern Anlagerung
hat allenthalben ſtatt gefunden. Die Flöz-
gebirge haben ſich nicht zwiebelartig um
Granit gelegt, ſondern die Schichten ziehen
in ganzen Strecken fort. Die Erde
hat eine ſtarke iñerliche Wärme; in der
Luf[unleserliches Material]tatmoſphäre müßte ihre Rinde bald
in Säurung übergehen u. ſich oxidiren,
wie dies Verſuche im kleinen darthun.
Granit kañ ſich zuerſt oxidirt haben;
Granit in die Höhe
gehoben

daß er in den größten Höhen gefunden iſt zu
beweiſen, daß er dahin gehoben
, welches
zu ſeinen Zeit aus ein andre geſetzt werden

ſoll

ſoll. Mineralogiſche Karten zeigen dies
ganz deutlich: Granit, Gneus, Glim̃erſchichten
ſind hoch erhoben. Wo neue Gebirgsarten
auf dem Granit auflagern, da ſind
deſſen Spalten u. Klüfte gefüllt. Nach
Analogie iſt beſſer anzunehmen, daß
von iñen heraus dieſe Spalten gefüllt
wurden. Wo Granit auf dichtem Kalk-
ſtein auflagert hat er einen Halbſchatten
der in körnichten Granit verwandelt
iſt. Dies hat das Feuer hervorgebracht,
ſo wie durch dieſes Kalk in Marmor
verwandelt werden kañ. Wo Lava
durch Kreide geht giebt es in dieſer
einen Halbſchatten von einigen Zollen
von verwandelt in körnichten Kalkſtein,
gleich dem carariſchen Marmor. Das
Heben der Gebirgsſchichten iſt beſonders
deutlich in den Gebirgen des ſüdl. T[unleserliches Material]ls zu ſehen,
welches man den claſſiſche Boden der Geogno-
ſie neñen kañ. Weñ wir Conchilien
auf der Andeskette 13–14000 Fuß
hoch finden: ſo müſſen wir nicht glau-
ben, daß Meeresgewäſſer bis zu dieſer
Höhe ſich erhoben, ſondern es iſt durch
iñerlich in der Erde waltende Kräfte
geſchehen, wie dieſe Phänomene noch

ſtatt

ſtatt finden; wie dies bei den Lipari-
ſchen Jnſeln in neuere Zeit der Fall gewe-
ſen, wo ſich Jnſeln mit allen Meerespflan-
zen hoch über das Meer erhoben. Dies
findet man in den Bergwerken beſtätigt,
daß die Baſaltkuppen mit Zapfen
gleichſam in der Tiefe hangen u. [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
Pilzartig von unten durch Spalten her-
vorgehoben ſind. Jn ſolche Gangförmi-
gen Spalten in großen Reihen, Gebirgs-
knoten ſelbſt bildend, liegen die Gebirge.
Elaſtiſche Kräfte wirkten hier mit u.
füllten alle Klüfte, ſie wirkten bei den
Erzeugung der Metalle. Die größte
Neueſte geognoſtiſche
Jdeen

Revolution in den geognoſtiſchen Jdeen
iſt aus dieſer Stadt ſelbſt ausgegangen

von dem erfahrenſten Geognoſten Leopold
von Buch
, daß ſämtliche Bergketten
aus Spalten der Erdrinde ſich von iñen
herausgehoben.

Betrachtung über die
flüßigen Erſcheinungen

Gehen wir von dem Starren zum
flüßigen über
: ſo finden wir daß
dieſes a., tropfbar – Meer[unleserliches Material] Ozean –
b. od. elaſtiſch flüßig – Luft – ſie kañ.

Beſchaffenheit der Luft
Letzters iſt aus Sauerſtoff u. Stickſtoff
beſtehend
. Eine Bewegung befindet ſich
ſtets eben wie unten, u. der Luft-Ozean

ſchlägt

ſchlägt ſeine Wellen nach oben hin. Die
ſtündlichen Variationen kündigt hier das
Regelmäßigkeit der
Luftveränderung.

Barometer an. Unter den Tropen iſt
dieſe Luftveränderung beinahe ſo regel-
mäßig, daß das Barometer die Stelle der
Uhr vertreten kañ.
Es ſteigt u.
fällt. Um 9 u. 4½ Uhr am Tage am
Niedrigſten u. um 11 Uhr Mit[unleserliches Material]tags u. 11 Uhr
Abends am Höchſten. Dieſe Ebbe u. Fluth
der Luft wird durch nichts unterbrach.
Jm Norden iſt eben ſo gut dieſe Mit-
telzahl zu erkeñen u. ſie iſt da; nur
etwas ſchwieriger zu finden. Die Quantität
der herabfallenden Feuchtigkeit iſt n[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]un
ſehr nach der Temperatur verſchieden
u. während in den Tropen 355 Zoll
Waſſer herabfällt, beträgt dies im
Norden kaum 13–14 Zoll. Das Klima
klimatiſche Veränderungen
iſt abhängig nicht bloß von dem Fall
der Soñenſtrahlen
, ſondern wird
modificirt durch den Continent u. das
Meer. Europas weſtlicher Continent
iſt wärmer als der öſtliche, u. ſo
allenthalben. Das herrliche Clima in Eu-
ropa verdankt daſſelb[e] ſeiner Lage;
indem auch ſüdlich kein Ozean ſich
befindet u. auch im hohen Norden eine

eisfreies Land iſtsich befindet.

4. Vorlesung, 14. November 1827

Jn der letzter Stunde erwähnten wir die
flüßigen Theile des Erdballs, des Ozeans
u. des Luftmeeres. Jch will hier noch hinzu-
ſetzen, daß die Temperatur in beiden
ſehr verſchieden iſt. Wäre die Erde gleich ge-
deckt ſo würde eine andere Vertheilung des
Wärmeſtoffes ſtatt finden; aber mäßig weñ
Ruhe im Luftball wäre. Da die Tempe-
ratur von dem Einfallswinkel der Soñenſtrah-
len abhängig iſt, ſo bemerken wir hier
den geringen Unterſchied der Wärme in
den ſehr verſchiedenen Breitengraden. Da-
durch erkältet ſich der weſtliche Ozean um
ſo weniger u. die in Europa häufig vor-
handen Weſtwinde bringen die milde Tem-
peratur. Jm Meere ſelbſt bemerken wir
Verſchiedene Temperaturen
des Meeres.

drei Temperaturen. Jn der Tiefe iſt das
Meer unter dem Aequator u. am Nordpol
in gleicher Temperatur; auf Untiefen
iſt ſie anders |: wie man das Mittel keñt,
durch die geänderte Temperatur des Gewäſ-
ſers auf Untiefen zu ſchließen :| i.
anders in den Strömungen. Gleich wie
die Windſtröme die Luft durch ſtreichen,
ſo ziehen die Golfſtröme durch die Ozeane
der größe Strom der in den Mexikaniſchen
Meer-

buſen ſtößt, ſich an den Antilles wendet,
u. gradenlaufs an Schottlands Küſten
Meerſtröme bringen
Tropiſche Gewächſe

ſtößt, bringt tropiſche Gewächſe an Schott-
lands u. Jrlands Küſten
. So kañ ich dieen
Herrn Philologen auf ein factum aufmerkſam
machen, welches Cornelius Nepas anführt,
nach welchem Jnder, gelbliche Menſchen zu
einem Celtiſchen Könige gekom̃en ſein ſollen
ſchon 1000 Jahr von der Entdeckung Ameri-
kas. Es ſind vielleicht Eskimos geweſen,
Eskimos wurden ver-
ſchlagen.

wie das Beiſpiel im 17te Jahrhundert es

beweiſet, wo einige auf ihren Schiffen von
Leder lebendig an Schottlands Küſten getrie-
ben wurden, u. deren Schiff noch in [unleserliches Material]einer
dortigen Kirche gezeigt wird.

Nachdem wir jetzt das Starre, Geognoſie
das flüßige, Hydrologiſie in engen Umris-
ſen betrachtet, gehen wir zu der Bildung
Betrachtung des
Organiſchen

des Organiſchen über. Es iſt bekañt, daß
Waſſer den Soñenſtrahlen ausgeſetzt
eine
grünliche Materie erzeugt, PrÿſleiſchePrieſtleÿiſche Materie genañt, die in düñen Fäden hangen
u. daß dieſes bald von Oscilators u. Jn-
fuſorien wim̃elt, wie ſich damit Bory
de St. Vincent
beſchäftigt. Man war [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ir-
nig bisher der Meinung, daß zur Entwi-
ckelung organiſcher Stoffe Licht nöthig wär[e]

wodurch

wodurch die mÿthiſche Sage von Prometheus,
der Feuer des Him̃els zur Belebung ſeiner Geſtal-
ten brauchte, geehrt wurde. Dies iſt aber
Organiſche Stoffe
gedeihen ohne Licht

mehr poetiſch als wahr. Organiſche Stoffe
finden ſich bis tief in die Erde verbreitet
,
wo kein Licht hindringt u. tiefer als jedes
Bergwerk. Höhlen die ich beſuchte haben
Pflanzen
ihre unterirdiſchen Vegetabilien, ja
ſogar in großer Tiefe des atlantiſchen
Meeres, wo gewiß kein Lichtſtrahl hindringt,
entdeckte ich grüne Fucus-Arten. Von
Thiere.
den Eingeweidewürmern, die in [unleserliches Material]ſteter
Nacht leben ſind ſchon 1000 Species be-
kañt. Es [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] ſonderbar, wie dies, in einem
claſſiſche Werke, Rudolphi ermittelt,
daß ſich dieſe Art Würmer in einen Thier-
gattung auf dem Erdboden zerſtreut zb. in
Gazellen u. Kengerous gleich findet.
Jch kañ mich hier auf die Unterſuchung
nicht einlaſſen ob die erſte Organiſation
Pflanzen oder Thiere geweſen. Nehmen wir
rothe Schnee
den ſogenañten rothen Schnee des Pols
der aus kleinen Körnern, gallertartigen
Tremellen beſteht u. auf dem Schnee ſelbſt
vegetirt u. ſich ſelbſt bei uns u. in
Frankreich fortgepflanzt hat u. den
Unterſchied zwiſchen dieſen u. den Klaen, die

in

Pflanzen in heiſſen Quellen
in heißen Quellen bei 68° Reaumur
wuchern
. Die Prierÿſtleiſche Materie [mag]
man betrachten wie man will, ſie [iſt]
der erſte Keim der Vegetation die in
einfachen Bändern u. Fäden wächſt u.
welcher Contraſt zwiſchen ihn u. den Palmen
von 200 Fuß u. der Vegetation am
Rio Columbo, die Zapfenbäume von
Kraftvolle Vegetation
300 Fuß Höhe, wie die Thürme Deu[tſch-]
Merkwürdige Entdeckung
in der Geographie der
Pflanzen
.
lands treibt. Jn der Geographie der
Pflanzen muß ich Sie auf ein Faktum auf-
merkſam machen, daß man ziemlich ſicher
in einem Lande die Zahl der zu einer
Gattung gehörigen Specien durch Rechn[ung]
finden kañ. Die Einheit in den Product[io-]
nen der Natur iſt hier ſonderbar. Obg[leich]
ein Land unter gleicher Breite ander[e]
Pflanzen hat als das andere: ſo w[er-]
den in jedem die fehlenden Species [an]
andern Orten erſetzt – die Pflanze[n-]
welt limitirt ſich gleichſam – die
Vertheilung kañ hiebei die tropi[ſche]
u. nordiſche genañt werden. Eup[hor-]
bien
nehmen ab nach Norden hin [und]
die herica Arten nehmen ab nach d[em]
Aequator. So giebt es einen großen [Un-]
terſchied zwiſchen den Pflanzen-Arten in [den-]

sel[ben]

Zweites Heft.
selben Breitengraden, u. Nordamerika
unter gleicher Temperatur hat verſchiedene
Pflanzen [unleserliches Material]und ganz anders geſtaltete Ge-
wächſe wie Europa; ſo ſind Zb. die Labia-
ten
ſelten in Nordamerika zu finden. Man hat
Zahl der Pflanzen-
Species

bis jetzt 60000 verſchiedene Pflanzen-Species
gezählt, u. das größte Herbarium in Eng-
land, von Lambert, hat 30000 Phanero-
gamen. Unter den Tropen findet man
Unter den Tropen
wenig geſellig lebende
Pflanzen.

wenig geſellig lebende Pflanzen, wogegen
im Norden die Frage leicht zu beantworten
iſt, aus welcher Baumart beſteht im Walde

dies iſt in Amerika nicht der Fall, ſondern
auf jeder Meile ſind verſchiedene Pflanzen
u. Bäume. Völlig baumloſe Strecke, wo ſich
Nomaden befinden tragen selbſt zur Kultur
der Menſchheit bei, wie dies die Geſchichten
lehrt, wie im Gegentheil Dickicht u. Wildniß, welcher ſtark
wuchern, dies verhindern. Verſchiedenſte
Formen erſcheinen dabei ſonderbar ge-
miſcht u. zu [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] iſt; je größer die
Armuth der Vegetation, um ſo größer
die Mañigfaltigkeit der Gattungen, wie
Zb. die Gebirgsgipfel viel mehr Gattungen
haben u. umgekehrt. Die frühern
Verſuche geographiſch die organiſirten
Körper zu behandeln iſt zuerſt bei den

Thieren geſchehen, ſpäter bei den Pflanz[en.]
Die Locomotivität der Thiere hängt a[uch]
von ihrer Schnelligkeit ab. Kopfloſe Mol[us-]
ken die mit Seidenfäden anhängen an den
Felſen haben eine geringe Bewegung, u. die
Seeigel bewegen ſich vollkom̃en durch membra-
nöſe Füße, ja die Stacheln ſelbſt ſind ar-
tikulirt, u. welcher Unterſchied iſt in der
[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Beweg[unleserliches Material]lichkeit beider. Der Theil derSo iſt an der ganzen öſtlichen Küſte Afrikas hat eine große Mañigfal-
tigkeit der Fiſche gleich vertheilt an der
ganzen Küſte anzutreffen, da ſie hier eine gleiche Tem-
peratur finden, auf der Höhe oder in der Tiefe
der Gewäſſer.

Zahlen der Species
in der Thier-Welt.

Man hat bis jetzt gezählt 45000 Jn-
ſekten 5400 Vögel 3000 Fiſche u. 700 Säugthiere
. Gewöhnlich ſind die Säug-
thiere 1/5 von der Zahl der Vögel. Dies
Verhältniß hat nicht im̃er ſo beſtanden
Säugethiere ſind unter-
gegangen

große Maſſe von Säugthieren ſind velo[verlorenes Material]
gegangen, die in den älteſten Zeiten der
Näſſe u. Feuchtigkeit lebten, beſonders
die Dickhäutigen Thiere |: Pachidermen :|
Schwein, Elephantenartige etc. – der größte
Krokodill den ich geſehen hält 22–24
Fuß, u. in Knochen-Ueberreſte finden ſich
Beiſpiele
Krokodille von 60 Fuß Länge u. in der
Höhe eines Ochſen. Cuvier u. Blumenbach haben

die

Kunſt der vergleichen-
den Anatomie

die Kunſt entdeckt durch vergleichende Anatomie
aus wenigen Knochen des ausgeſtorben Thieres,
deſſen Geſtalt u. Größe zu beſtim̃en.
Be-
Jchtioſaurus
sonders iſt der Jchtioſaurus merkwürdig
der in rieſenhafte Größe, einen Schwanen-
hals u. einen Krokodillskopf hatte.
Die Geographie der Thiere hat ſelbſt das
größte Jntereſſe für die Geographie
ſelbſt. Der Zuſam̃enhang der Länder
Geographie der Thiere
lehrt uns, welche Continente
früher zuſam̃enhängend
waren.

wird ſichtbar u. was mit dem Continent
früher verbunden u. was nicht.
So
finden ſich auf den Antillen nur kaninchen-
u. mäuſeartige Thiere einheimiſch, während
die Sunda-Jnſeln mit den größten Land-
thieren
, ja mit Rhinoceros-Art mit
2 Höckern, beſetzt ſind u. mit Tapiren.
Hier iſt zu finden welche Streck ſich
aus dem Meeresgrunde gehoben u.
welche Jnſeln Fortſetzung den großen
Gebirgsgruppen ſind.

G[unleserliches Material]Schönſte Ziel, ſein
eignes Geſchlecht zu
erkeñen.

Doch das ſchönſte Ziel der Naturwis-
ſenſchaft geht endlich dahin, ſich ſelbſt u. ſein
Geſchlecht zu erkeñen
, u. woher die
Menſchenraces entſtanden. Man hatte
bisher unbeſtim̃te
Eintheilung

im̃er eine unbeſtim̃te Eintheilung bisher.
Man wählte dazu die Knochen, das Der-
moidalſyſtem, die Haare etc. Auch Cuvier
gewöhnlich drei Raçen.
beſtim̃t hier 3 Racen, weiße, ſchwarze

gelbe, der Blumenbach noch die Malay[ſche]
u. Amerikaniſche hinzufügt. Dieſe Ein-
Obige Eintheilung
der Menſchen in drei
Racen, ſehr dürftig.

theilung iſt ſehr ſchwach. Wir finden Ne-
gervölker die nur einen der gewöhnlichen
Charactere beſitzen. Meines Bruders
Unterſuchungen über die Anlage zur
Sprache habe bewieſen, daß bei dem
verſchiedenartigſten Bau des Körpers, [verlorenes Material – 1 Wort fehlt]
die Sprache ſehr ähnlich ſein kañ, u. um-
gekehrt, wie in Amerika, wo es ſo gan[z]
verſch. Sprachen giebt u. dieſelben Sprac[h-]
ſyſteme ſich in Congo u. Basken etc. wie-
der finden. Wie die Zoologen ge[unleserliches Material]zwun[-]
gen wurden, die großen Abtheilungen zu
verlaſſen u. lieber die Maſſen von Fa-
milien folgen zu laſſen, ſo wollen wir
Zu ſeiner Zeit ſoll
dies näher auseinander
geſetzt werden.

dies auch zu ſeiner Zeit thun. Meiners
der ſich mit dieſem Gegenſtande beſchäftigt
Erwähnung der fal-
ſchen Anſichten von Mei-
ners hierüber.

iſt in den Namen ſo unbeſtim̃t, wie in den
Raçen ſelbſt geblieben u. hat ſeine Fehle[r]
ſelbſt in dem poſthumiſchen Werke auf-
gedeckt u. ſeine Fehlerdieſe zum Theil erka[ñt,]
weñ er redete von häßlichen u. ſchönen
Menſchen, Altaiſche u. Caucaſiſche Raçe
Semiten u. Japhiten etc. – So hätten wir
Ueberſicht der Prolegomenen.
eine Ueberblick hiemit gegeben über
die 5 großen Klaſſen 1., deas FeſtenAſtronomiſche 2., deas
FlüßigenGeognoſtiſche
3. der Planzdie flüſſigen Hüllen 4. der Thieredas organiſcheoder Geographie der Pflanzen und Thiere 5. die
Menſchen.

5. Vorlesung, 17. November 1827

Weñ ich in den Prolegomenen mir drei
Gegenſtände vorſetzte: ſo hab ich den erſten
Erſter Gegenſtand der Prolego-
menen: Entwerfung des Natur-
gemäldes vollendet.

Gegenſtand: Entwerfung eines Naturgemäldes
vollendet
. Es bleibt noch übrig zweitens
die Betrachtung der Wiſſenſchaft der Natur ſelbſt
u. drittens dieder Geſchichte derſelben zu
erwähnen.

Zweiter Gegenſtand der
Prolegomenen: Betrachtung
der Wiſſenſchaft ſelbſt.

Was die Naturwiſſenſchaft ſelbſt anbetrifft,
ſo iſt es ein Vorurtheil, weñ man glaubt,
daß es ſchwierig ſei, in kurzer Zeit
ſie vorzutragen. Je einfacher die
Natur angeſchaut, je mehr ſie auf enge-
re Grenzen zuſam̃engedrängt wird, deſto
leichter iſt dies. So lange war die Meteorologie,
die magnetiſche Kraft u. dgl. nicht im
Allgemeinen beobachtete, ſondern dieſe Er-
ſcheinungen vereinzelt da ſtanden, war
es allerdings ſchwieriger. Es giebt aber
nur ein Naturſyſtem nach beſtim̃ten Ge-
Was iſt eigentlich die
Natur

ſetzen. Die Natur iſt nur Einheit in der
Vielheit, Mañigfaltigkeit in Form u.
Miſchung
. Der rohe Wilde fühlet u. ahnet
die höhern Naturkräfte, bis wir auf
höherer Stufe wieder durch die Betrach-
tung der Dinge auf die einfachen Natur-
kräfte zurückkom̃en. Wir begreifen

die

die Naturwiſſenſchaft, durch Naturbeſchrei-
Unterſchied zwiſchen Naturbeſchreibung u. Natur-
Geſchichte

bung u. Naturgeſchichte, oder: Betrachtung
der Kräfte u. der Wirkſamkeit der
Dinge. Es iſt das letztere Wort zur
Bezeichnung der Wiſſenſchaft ſehr unglücklich
gewählt. Gewiß iſt es hergenom̃en von
der hiſtoria naturalis der Alten, u.
dies wieder von dem Worte ἱϛορέω, erzählen. Natur-
keñtniß kañ [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]sich entweder mit dem
beſondern oder allgemeinen beſchäftigen,
Beſchäftigung der
Naturkeñtniß

mit dem Objecte oder den verſchiedenen
Graduationen der Abſtraction ſelbſt.
So betrachten wir Zb. den Rieſenbaum
in Goa der 40′ Durchmeſſer hält u. in
deſſen Höhlung ein ganzer Ort ſeine Ver-
ſam̃lungen
hält, oder den Drachenbaum, der
ſo lange er ſeit Columbus entdeckt noch
fort blühet u. Früchte trägt u. dañ den
Umfang der Pflanzenwelt in der Wiſſen-
Was enthält die Bo-
tanik?

ſchaft der Botanik, welche wir die logiſche
Anordnung der Formen enthält
. Letzteres
Was hinwieder die Chemie?
Abſtraction. Jn der Chemie bemühen
wir uns die Thatſachen zu ordnen.

Höhere Abſtraction
lehrt Alles als ein
Natur-Ganzes betrach-
ten.

Die höhere oder zweite Abſtraction lehrt
uns
ſiebeides als ein Naturganzes zu be-
trachten,
womit wir uns in dieſen
Stunden ſelbſt beſchäftigen. Der gelehrte

Holländer Varenius .1650. hat dies zu-
erſt in einem Werke verſucht betitelt:
geographia generalis u. ſpecialis.
Dieſe große Jdee würde lange nicht be-
achtet u. es iſt ein Triumpf der neuern
Beachtung des Zu-
ſam̃enwirkens der Natur-
kräfte.

Zeit das Zuſam̃enwirken der Naturkräf-
te zu beachten
. Dies hat zu Erſcheinun-
gen geführt, die Äußerſt werkwürdig
Reſultate die
ſelbige gewähret.

ſind. Von dem Mondumlauf iſt Zb. auf
die Abplattung der Erde ſicher geſchloſſen;
[unleserliches Material – 1 Wort fehlt]auf die Unwandelbarkeit des Tages
ſeit Hÿparchs Zeiten; daß ſeit den
Zeiten Hÿparchs d.i. ſeit 2000 Jahren
die Temperatur des Erdkörpers nicht
um ½ Grad Reaumur ſich weder ver-
mehrt noch vermindert habe. Aus einem
Stück Doppelſpat od. kohlenſau[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]ern Kalk
iſt ermittelt, ob die Cometen ein ſelbſtſtän-
diges Licht beſitzen. So ſind die fremdar-
tigſten, entfernteſten Dinge in nähern
Zuſam̃enhang gebracht.

Schwere, dieſer Wiſſen-
ſchaft einen guten
Namen zu geben.

Es iſt aber ſchwierig dieſer Wiſſenſchaft
einen guten Namen zu geben.
Jn der
Regel iſt der Name im̃er früher als
das Wiſſen, daher die Sonderbarkeiten hiebei. Jn
England heißen Zb. die Phyſiker, Aerzte u.
die Aerzte: Naturphyloſophen. Phÿſio-
logie
iſt unſere Wiſſenſchaft nicht, man

verſteht

verſteht jetzt darunter ganz etwas anderes. Eben
ſo ſehr muß man einen Unterſchied machen zwiſchen
Geographie u. Geognoſie. Kañt hat den
Weltbeſchreibung
paſſendern Namen: Weltbeſchreibung ge-
geben. Jn jeder ſpeciellen Geographie
wird ein Theil des telluriſchen vorange-
ſchickt, wie dies vorzüglich in der herr-
lichen
Geographie von Ritter geſchehen, der
zuerſt den Nachweis geführt, welchen Einfluß
die Oberfläche der Erde auf die Schickſale
u. Bildung der Völker gehabt. Weltbe-
Was iſt Weltbeſchrei-
bung

ſchreibung iſt eine empiriſche Wiſſenſchaft
der Materialien im rationalen Zu-
ſam̃enhange,
u. ſie bereitet zur Natur-
philoſophie vor. Mein bisheriges
Eignes bisheriges
beſtreben

Streben war dahin gerichtet Thatſachen
zu beobachten
u. ich bin weit entfernt
den Denker tadeln zu wollen. Denken
ſoll aber das Reſultat der Erfahrungs-

Werth der Erfahrungs-Keñtniſſe
keñtniſſe ſein, u. mit dieſen muß die
rechte Naturphiloſophie niemals im Streite
ſein. Ohne Erſteres, artet letzte in [verlorenes Material]
le Speculation oder falſche Grundſätze
aus u. am gefährlichſten wirdiſt dañ eine
falſche Thatſache zu beſtreiten, ſo wie Zb.
die Klimatologie, die Medecin, voll von
falſchen Thatſachen iſt. Der Empiriker u.

der

Verhältniß des Empirikers
u. Philoſophen

der Philoſoph ſollten ſich nictht ſcheel anſehen.
Das Zeitalter zeichnet ſich merkwürdig ge-
nug durch dieſe zwei beſondern Tendenzen
Zwei beſondern Tenden-
zen des jetzigen Zeitalters

aus. Eine Anhäufung nur von ſinnlichen
Wahrnehmungen ohne Folgerungen
; u. dañ
mit Verachtung ſich bei den Thatſachen
verweilen u. nur der neuere Jdee folgen,
u. Luftſchlöſſer bauen. So giebt es
Chemiker die es ſein wollen mit unbenez-
ten Händen a priori, ohne Thatſachen,
welches nur zum dogmatiſchen Schematis-
dogmatiſcher Schema-
tiſmus.

mus führt. Begriffe ohne Beobachtung
ſeit am gefährlichſten, weil die Wiſſenſchaft
vernachläßigt wird u. das Studium,
wodurch die wichtigſte Entdeckung für die
Wohlfahrt des Staats verlohren gehen.
Mathematiſche Hypotheſen
müſſen nicht verbaut
werden.

Unrecht iſt es hiebei mathem. Hypotheſen
zu verbauen
. Jrrthümer ſchleichen ſich ſofort
ein. Wir wiſſen daß es aber ſo wenig einen
Wärmeſtoff u. Lichtſtoff giebt, als einen
Schallſtoff giebt. Dieſe mathem. Hypotheſen ſind
nothwendig u. nicht bloß unſchädlich.

Dritter Gegenſtand
der Prolegomenen
Geſchichte der Wiſſenſchaft.

Wir kom̃en zum 3ten Theile der Prolego-
menen, nämlich zur Geſchichte der Wiſſenſchaft

nicht an ſich betrachtet, ſondern wie die
Völker die Natur anſchauten. Man hat
Auge an Contraſten gehangen; allein mit
den Phantaſie kom̃t man hier nicht durch;
ſondern durch den Verſtand gelangt man zur

Keñtniß

Umfang derſelben
Keñtniß. Die Geſchichte muß man dem
dumpfen Gefühl des Wilden bis zur höhere
Erkeñtniß der Naturkräfte durch das
Studium der Natur alles umfaſſen.

Völker im Naturzuſtande.
Die Volker im Naturzuſtande hängen wie
die Pflanzen an ihrem Boden; alle ihre
Handlungen ſind abhängig vom Laufe der
Geſtirne etc. Alles iſt ihnen bedeutſam, nicht
nur da wo der Boden in Ueppigkeit ſchmelzt[,]
ſondern auch da wo er arm iſt u. nur ir-
gend organiſche Stoffe ſich zeigen, wie dieß
der neuere Reiſende Herr Ehrenberg, über
den Character der Wüſte näher entwickelt.

Kein Urvolk mit
beſonderer Naturkeñt-
niß

Man muß nicht glauben daß einem Urvolke
dieſe Keñtniß angehörte,
ſondern Alles.
Wir fabeln von Egypter, Celtiſchen Druiden
Bewohner von Jral, Jndien, als Jnhaber
tiefer Naturgeheimniſſe. Die erſte
Dieſe köñen gleichzeitig
bei allen Völkern
entſtehen.

Erkentniß der Natur iſt bei allen
Völkern gleich.
Es frägt ſich hiebei
ob wir überhaupt ſogenañte wilde
Völker keñen
. Die ich ſelbſt am Ori-
Es giebt keine
wahren Wilden.

noko zwei Jahr beobachtete zeigten
ſich mir als Trüm̃er einer untergegan-
genen Cultur. Kein Reiſender hat einen
wahren Wilden geſehen, ſondern nur
Reſte gebildeter Völker. Hingegen eine
Keñe göttlich ge-
offenbarte Naturweis-
heit.

göttlich geoffenbarte Naturweiſhe[it]
kenne ich weder durch Geſchichten

noch

noch durch eigne Beobachtung. Es iſt dies
Neigung des Zeit-
Alters

eine beſondere Neigung des Zeitalters
wieder zum Wunderbaren: Man ſehnt
ſich nach der Vollkom̃enheit der frühern
Welt. [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]nd mWeñ gleich einzelne Völker
in der Wildniß ſonderbare Name ihrenden
Sternenbildern geben, u. dieſe nicht da
entſtanden ſind wo ſie jetzt eingeengt leben:
Natürl. Aſtronomie
nichts wunderbares

so hat doch dieſe natürl. Aſtronomie
nichts wunderbares
das einzig gere-
gelte in dieſer Wildniß iſt der Lauf
der Sterne, der einen frühen Eindruck
macht, ſo wie der Wil[unleserliches Material]de inſtinctartig
ſeine Heilmittel ſelbſt findet. Die Keñt-
niß des Jahres durch nicht von einer Nation
auf die andere kom̃en; jede kañ dies
ſelbſt finden. Eine ſolche offenbarte Ur-
offenbarte Urphyſik
gehört in die Schäre
des Glaubens.

phyſik ohne Hiſtorie gehört rein in
die Schäre des Glaubens,
die uns hier
ganz fremd bleiben muß. Die wilden
Völker hatten allenthalben die größte
Ueberlegenheit an Naturweisheit. Die
Jnder hegen die große Verehrung vor
dem Himalaja Gebirge. Die Hellenen
kamen vom Norden, von Thrazien her.
Auffallend iſt es daß allenthalb mÿthi-
ſche Perſonen erſcheinen etc. den Wilden iſt

eigenthümlich das Gefühl der Einheit der
Natur, wogegen ihnen abgeht die nähere
Keñtniß des Einzelnes.

6. Vorlesung, 21. November 1827

Jch habe es verſucht mich zu einer höhern
Höhere Anſicht der
Natur

Anſicht der Natur zu erheben, zu ihrer Ein-
heit.
So wie die Weltgeſchichte ein Ag-
gregat von Keñtniſſen iſt, ſo die Geſchichte
der Naturwiſſenſchaften. Seit 1786 wur-
den die erſten Verſuche von Kant ange-

me[unleserliches Material]taphyſiſche Anfangs-
gründe der Naturwiſſenſch.
durch Kant

ſtellt, die metaphyſiſchen Anfangsgründe
der Naturwiſſenſchaften zuſam̃enzuſtellen.

Dies muß ſtets auf chemiſches u. mathe-
matiſches Wiſſen gegründet ſein; weil
durch letzteres allein u. durch deſſen Jdeen
die wichtige Lehre der Atomiſtik er-
hellt werden kañ; ſo wie alles Quan-
titative demſelben unterworfen iſt.
So werden wir heute näher über die
Umfang der Geſchichte
dieſer Wiſſenſchaften

Geſchichte der Wiſſenſchaft ſprechen, nicht
über die allmählig gemachten phyſikalischen Ent-
deckungen: ſondern die Begriffe dabei
entwickeln, wie die Völker nach u. nach
den Schatz von Naturkeñtniſſen sich geſam̃elt u.
endlich von dumpfer Ahnung
zur klaren Anſicht der Einheit in der Natur ge-
kom̃en ſind. Bin ich ſo glücklich dies
mir vorgeſteckte Ziel zu erreichen; ſo
dürfte ich vielleicht einigen Reiz der
Neuheit dem Ganzen geben. Vorzüg-
lich will ich dabei heraus heben, was

mit untern Keñtniſſen näher zuſam̃en
hängt. Jch habe ſchon früher erwähnt,
Hellenen
ſchreiben andern Völ-
kern große Natur-
Weisheit zu

daß die Hellenen große Natur Einheit dem
Volke der Hyperboräer, der Aethioper

zuſchrieben u. von ihrem glücklichen Zuſtande
eingenom̃en waren. Dies beruhte auch mehr
auf der moraliſchen Achtung u. lag in

Urſache.
den Wünſchen einer idealen Geſtaltung
der bürgerl. Verhältniſſe
, die man jenen
Völkern zuſchrieb. Die höhere Einſicht
in die Natur iſt gewiß bei vielen
Völkern gleichzeitig entſtanden u. es
iſt ſchwer zu beſtim̃en was früher oder ſpä-
ter da war; wieso ſchwer es iſt zu be-
ſtim̃en, welcher helle Stern näher oder
entfernter von uns iſt. Man kañ
fünf große Epochen añehmen, oder große
Erſcheinungen, die Einfluß auf die Welt-
ereigniſſe u. auf die Anſichten der Natur
bei den Völkern gehabt haben.
Epochen dieſer
Geſchiche

1., die Epoche der Joniſchen Naturphiloſophie
u. die Schule der Pÿthagoräer

2. Alexanders Zug nach Jndien
3. Einfall der Araber u. ihre Cultur chemiſcher
Keñtniſſe

4. Entdeckung von Amerika
5. die phyſikaliſchen Entdeckungen der
neuern Zeit
, u.6. Kooks große Weltreiſe in phyſikali-
ſche Hinſicht
. Wie man von manchem Werk ſagen
kañ, es iſt nicht Alles wichtig was es enthält, ſondern
was es veranlaßt, ſo auch von der Reiſe Kooks.

Die Epoche der Joniſchen Naturphiloſophen
Erſte Epoche
der Joniſchen Natur-
Philoſophie.

zeichnet ſich durch die Einheit der Naturan-
ſchauung aus.
Weñ die erſte Schule des

Unterſchied zwiſchen
Thales u. Pythagoras

Thales mehr auf ſiñliche Anſchauungen
ſich bezog, ſo war die Schule des Pythagoras
mehr doriſch-jtaliſch u. zeichnete ſich durch
ernſte großartige Anſichten aus. Thales

leitete Alles aus dem Urfeuchten ab,
andern von der Luft, Anaximander
verband beide Stoffe. Es waren die
Jdeen des Verdeickens u. Verdüñens,
was wir jetzt attraction u. repulſion
neñenEine Tendenz der Analyſe a priori
. Unſer Planet wurde noch nicht
als ein abgeſchloſſenes, als ein Ganzes
betrachtet, ſondern Alles ſichtbar unter
einem Gegenſtande nur ins Auge gefaßtx)Es iſt dies eine Abläugung der heteroge-
nitaet
der Körper u. eine Añahme ver-
ſchiedener Kraftäußerungen einer u.
derſelben Materie.
.
Empedockles unterſuchte die nicht einfa-
chen Stoffe u. endet von tropfbaren,
luftartigen feurigen Elementen, mit welchen
letztern er ſich vorzüglich beſchäftigt
u. mit den vulkaniſchen Erſcheinungen
Pythagoräiſcher
Bund

der Pythagor. Bund iſt großartig in ſein[er]
Erſcheinung
. Auch Frauen waren Theilnehmer
von an demſelben. Erſt in ſeinem Unter-
gange finden die Mitglieder deſſelben
an ihre Keñtniſſe mitzutheilen. Da
alles hier ſymboliſch geheimnißvoll er-
ſcheint, ſo kañ man siein ihn die Philoſophie
Philoſophie
des Maßes u. der
Harmonie – Mathem.
Symbolik

des Maßes u. der Harmonie ſuchen.
Es iſt gleichſam eine Mathematiſche
Symbolik
, wo im Hintergrunde alle
Natur Erſcheinungen von Maß u. Ziel abhängig

sind. Erſt in ſpätern chriſtl. Zeiten
hat dies Alles eine mehr mythiſche Form
Philolaus
erhalten. Philolaues iſt der, der
am meiſte von Pythagoras erzählt u.
aus welchem ſelbſt Copernicus ſchöpfte.
Nach ihm iſt die Soñe ein großer Spiegel
der das Feuer des Weltheerdes reflec-
tirt. Die Erde hat keine Rotation.
Platon
Anklänge finden ſich hievon bei Platon
in ſeinem Timäus u. Chritias
. Deſſen
empiriſche Beobachtung unſer heutiger
Geognoſie iſt merkwürdig. Er kañte
das unterirdiſche Waſſer u. das unter-
irdiſche Feuer u. ſein Land, Griechenland
war ganz dazu geeignet ſich hierüber
wichtige Jdeen zu bilden. Jm Jñern der
Erde iſt nach ihm das πύριφλεγετον
u. die Vulkane ſind die Schornſteine
oder Com̃unication mit der äußern
Luft. Vom Phaſis bis zu Herkules
Säulen bildet das Mittelmeer die
Niederung etc. etc. Der Horizont der Grie-
chiſche Philoſophen würde

Zweite Epoche
Alexanders Zug nach
Jndien

2. Durch Alexanders Zug nach Jndien
ſehr erweitert
. Die Muße von Cyrene,
Nubien etc. war ihnen unbekañt, u. [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
Alexander gleich nicht die Trop[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]en-Gegend
ſo würde ihm doch Tropiſche Pflanzen-

formen

formen u. Thiere bekañt, weil nach den
Continenten die mit den Tropengegenden zuſam-
menhangen ſich dieſe weit nach Norden
hinauf verbreiten, wie Zb. noch jetzt
Colibris in Nordamerika ſich aufhalten.

Ktehias
Ktehias, Arzt bei dem Könige von Perſien
ſchrieb zuerſt über dieſe Länder, der

freilich das Privilegium deer Reiſenden
öfter gebraucht hat, die Unwahrheit zu
erzählen. Es iſt möglich daß deſſen Lectüre
zuerſt Einfluß auf den Jüngling Alexander
hatte. Nur mit dem Eindruck den die
ſpäter Entdeckung Amerikas auf die gebildete
Welt machte kañ man dieſen Zug nach
Entdeckungen die
hier die Griechen
machten

Jndien vergleichen. Man erzählte ſich
von Bäumen,
ſo hoch daß kein Pfeil die
Spitze erreichen kañ. Beſondere Thierfor-
men lernte man keñen. Elephanten kamen
zuerſt nach Europa.
Regelmäßige
Winde, das Steigen u. Fallen der
Flüſſe, Einfluß des Klimas [unleserliches Material]auf die
Geſtaltung der Menſchen, beobachte man
hier. Jn letzter Hinſicht ſtellte man
Añahme
wegen der Farbe
der Menſchen

feſt, daß feuchte Hitze gelbe Menſchen
trockene Hitze ſchwarze Menſchen hervor
bringe
. Obwohl Alexanders Zug
die Erzeugniſſe des Erdbodens mehr ke[ñen-]
Alexander
nicht im eigentlichen
cultivirten Jndien

lernte, ſo ging es doch nicht in die Ge-
genden Jndiens wo ſchon größere Cultur
herrſchte.
Er fand keine Spur von

Algebra u. dergl. indiſcher Weisheit.

Seleucus Nicator
ging weiter vor.

Dies fand erſt Seleucus Nicator auf,
der ſpäter bis zum Gange vordrang,

u. ſelbſt 500 Elephanten mitbrachte. Nur
Keñtniß der Naturprodukte zeichnet Alex-
ander
s Zug aus. Nur eine Nachricht erzählt
daß von der Prieſter-Caſte der Chal-
däer Nachrichten von den Him̃elserſcheinun-
gen gegeben u. dieſe 1900 Eclipſen
beobachtet u. dieſe Beobachtungen dem
Ariſtoteles
Ariſtoteles zugeſchickt hätten. Des
letztern Gelehrſamkeit war größtentheils
die Frucht dieſer Expedition.
Er ſelbſt
deſſen Sam̃lungen
hat auf ſeinem Landſitz eine Sam̃lung von
Naturproducten, gleich unſern Naturalien-
kabinetten u. ihm wurde von Alexander
Alles zugeſendet. Er ſuchte nicht wie
wir die Einheit des Ganges auf, ſon-

deſſen Verdienſt.
dern er beſchrieb das Mañigfaltige.
Der Geiſt des Sam̃elns pflanzte ſich
Erfahrungen unter
den Ptolomäern

fort in Egypten unter den Ptolomäern,
doch ſagt man, daß die Naturforſcher
dort gut bezahlt u. daher etwas nach-
läßig in dem Sam̃eln wurden.
Hier blüheten
die Wiſſenſchaften ſo, daß ſelbſt die Ausfuhr
des Papÿrus verbot werden mußte, was
jetzt ſonderbar genug gar nicht mehr in
Egypten zu finden iſt, wohl aber auf Sicilien
ſich verwildert hat. Von hier aus

ging

ging die Tendenz des Sam̃elns nach
[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Rom. Wir beſitzen von den Römern
Strabo
darüber zwei Werke. Strabo unter
Auguſt ſchrieb eine phyſiſche Erdbeſchreibung

u. machte aufmerkſam wie man aus der
Geſtalt der Pflanzen u. Thiere das
Clima errathen köñte u. ſich ohngefähr
die Breite beſtim̃en laſſe. So wurde
der Tanais zu Europa gerechnet, weil
an demſelben Tañen wachſen, die man in
Aſien noch nicht gefunden hatte. Das an-
Plinius
dere Buch ſind die 37 Bücher des Plinius
in deſſen großartigſten Unternehmung
die Welt zu beſchreiben. Der Plan iſt
hier herrlicher als die Ausführung. Es
war ein großer Gedanke; die Welt-
körper, Gewächſe etc., die Menſchen, die
Blüthen der Kunſt etc. mit einander zu ver-
binden. Es fehlt dem Ganzen an Anord-
nung. Er war Statthalter in Spanien
Anführer der Flotte, Staatsmañ u.
ließ für ſich arbeiten, da er es ſelbſt
nicht koñte bewirken. Er ſelbſt hatte
eine ſolche Maſſe von Materien ſich ge-
ſam̃elt, daß er es nicht bezähmen koñ[te]
dieſer Weg wurde nicht lange verfo[lgt]xJn Egÿpten entſtand der Neu-Platonismus

Hadrian
Hadrian bebte alles Morgenländiſche
u. deſſen Cultus
u. mit ihm drangen
die Schwärmereien der Neu-Platoni-

ker

ker u. Gnoſtiker einx)Caligula ſuchte aus Schwefel-Kies Gold
zu machen u. Diocletian mußte im eigens
Edict gegen die Chemiker erlaſſen
dh. gegen
das Gold u. Silber machen. Der Name
Chemie muß abgeleitet werden aus
dem Chaldäiſchen; von dem Lande Chania
u. es heißt die Kunſt aus dem Lande Chania.
Sie führte ab vom Geiſte des Sam̃elns
u. führte zur Betrachtung der Einheit
der Natur.
. Schwärmeriſche
Jdeen führten zum Gefühl der Einheit
zurück u. das Studium der geheimen
Kräfte, führte zum Studium der
Chemie. Dies war wichtig für die Ent-
wickelung chemiſcher Keñtniſſe, deren
Hauptſitz von Alters her Aegypten
war, von deren ſesie die Araber auf
ihren Eroberungszügen erhalten. –

7. Vorlesung, 24. November 1827

Bei der Schwächung des römiſchen Reichs
durch Theilung, verbreitete ſich im Weſten
die Nacht des Wiſſens, während im Oſten
noch helles Licht blieb. Die ſogenañte
Dunkle Zeit
in Europa

Völkerwanderung vernichtete dort Alles
Wiſſen. Es iſt eine ſchöne Entdeckung v. Klap-
roth
, daß der bis jetzt angenom̃enen erſt Stoß der
Völkerwanderung nicht von den Hunnen, ſon-
dern nach chineſiſchen Geſchichtsbüchern, von in-
diſch-germaniſchen Stäm̃en, die in der jetzigen
Mantſchurei am Baikalſee lebten. aus-
gegangen iſt, die ſich auf die Hiongnus
260 J. v. C. G. warfen. Es dauerte über
400 J. bis dieſer Menſchenſtrom ſich weiter
auf die Türkiſchen u. Fiñiſchen Stäm̃e wälzte.

Dritte Epoche
Einfall der Araber
u. ihre Cultur chemiſcher
Keñtniſſe.

Wir kom̃en jetzt zur dritten Epoche
wo dieer Geiſt des Wiſſens durch die Araber
aufgefriſcht wurde
. Sie waren ein ſemiti-
ſcher Stam̃ der zuerſt Nord-Afrika eroberte. Schon früher waren hier Völker
eingedrungen, nach der Geſchichte die Hyksos.
Nun kamen die Araber u. in ihrer glänzen-

ſten

ſten Zeit herrſchten ſie vom Ganges
Wanderungen der
Araber.

bis zu den Herkules-Säulen. Sie ſelbſt
vergleichen ſich in ihren Dichtungen mit
Wolkenzügen,
die ſich bald aufmachen u.
über das Land einhergehen. Ein merkwür-
diges Volk welches ſich in neueſter Zeit [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
ihre Religion, durch die Wahabiten Krieg[e]
bekañt gemacht. Man kañ ſie unwiſſen
aber nicht roh neñen. Eine eigene Liebe
Jhre Liebe zur
Natur.

zur Natur belebte ſie. Bei ihnen
lebten zuerſt die glänzenſten Zeiten
der iñern Naturanſchauung auf, die
großartige Tendenz
Tendenz, die wir jetzt ſelbſt verſuchte
u. von der die Alten weit entfernt
waren, die nur beobachteten.
Arabien
Begrenzung
derſelben

war im Norden mit ſemitiſchen Völkern
im Süden mit Aethiopiern
im Zuſam̃enhange
ſpäter mit Egypten was von den Zeiten
der Ptolomäern im Flor war. Griechi-
ſche Aerzte lebten zu Mecca zunter Muſ[unleserliches Material]
Zeiten u. merkwürdig, daß allenthalben we[ñ]
Bildung begañ, dieſe von den Griechen
ausgingx)in dieſe ſtets Strahlen des Lichtes
zu der übrigen Menſchheit brachten.
. Dichtkunſt blühete ſchon vor
Muhamed u. bekañt ſind die dichteriſche
Kampfſpiele zu Mecka u. Ocka. Des großen
Dichters Anthars Geſänge werden noch

Jhre damalige
Bildung

jetzt in Mecca aufbewahrt. Höchſte Flor
der Araber war unter dem Chalifat
der Abasciden. Jn Mosul u. Bagdad
waren große Bibliotheken u. in allen

größern

größern Orten wurden dieſe angelegt.
Es iſt ſchwierig zuſam̃enzuſtellen was
wir Alles den Arabern verdanken.
Was wir den
Arabern verdanken

Sie beobachtete den Him̃el, erforſchten
die Erde, kauten Pflanzen, erfanden
aſtronomiſche Jnſtrumente.
Sie maßen
ſelbſt die Erde in den Ebenen Meſopo-
Judiſche Zahlen
Bezeichnung

tamiens. Sie führten die Judiſchen Zahlen
in Europa ein, die wir [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]noch im̃er Arabi-
ſche Ziffern neñen
. Dieſe wurden ihren
ſelbſt im Anfange des 10 ten Jahrhunderts
bekañt. Durch den Werth der Poſitionen
alle Gruppen der Einheit auszudrücken
hatte den größten Einfluß auf den ge-
ſam̃ten wiſſenſchaftlichen Verkehr. Fer-
ner kañten ſie die Optik, die Lehre
von der Refraction. Jhnen waren Schriften
Schriften der Alten
der Alten bekañt, die wir ſelbſt von
ihnen noch aufbewahrt erhalten haben,
Zb. Timocharis Werke aus dem Hipparch
über das Vorrücken der Nachtgleichen
ſchöpfte, ſo wie die Optik des Ptolomäus.
Die Wiſſenſchaften hielten ſie für ſo wichtig
daß ein eigner Ueberſetzungs-Ausſchuß
ernañt wurde, freilich erſt im̃er in die
Syriſche u. als dañ in die arabiſche
Sprache. Jhr Geiſt war dabei ganz
praktiſch; [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]aber nach dem Jslam mehr
Eſoteriſch, das Allgemeine ausſchließend

u.

u. nur in Kaſten fortlebend.

Chemiſche Entdeckungen
Das Letzte waren ihre Chemiſchen Ent-
deckungen. Sie fanden die Salpeter
Säure u. das [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Königswaſſer, ohne wel-
che die Chemie nicht beſtehen kañ u. die
iſt dem Sabäer Geber zu verdanken
ferner ſind ſie die Erfinder des Diſtili-
rens u. der Bereitung des Alkoholsx)der Kunſt der Amalgamation etc.

das Roſenöhl, welches aus einem Contakt
mit Baumwolle gepreßt wird, iſt eine
Erfindung ſpäterer Zeiten; auch ka[ñten]
ſie die Queckſilber-Oxide. Von ihn[en]
aus gingen zwei Reflexe, der ei[ne]
Ulukbei
bei Ulukbei, einem Enkel des Timur
unter den Mongolen; der andern in
Alfons
Spanien. Hier lebte Alfons der
Weiſe
in Caſtilien,
der einen Congre[ß]
der Aſtronomen, von Juden, Sar̃acenen, Chriſten berief
um vereinigt aſtronomiſche Tafeln in
Toledo anzufertigen u. von dem ma[n]
ſagt, daß er die Erde über den Him̃el
verlohr; indem die Araber großen
Eroberungen unter ihm machten. Der
Abglanz der arabiſch-chemiſchen Kunſt finden
Raimundus
Lullus

wir bei Raimundus Lullus, einem Spa[nier]
genañt Doctor illuminatissimus, der
die Ars magna beſaß. Der berühmte
Roger Baco
Roger Baco war indeß größer, fa[ß-]
te tiefer auf, u. wurde ein Opfer

seines

seines intellektuellen Strebens. Beide
erhielten die chemiſche Keñtniße u. führten
zu denſelben, nach den Arabern.

Vierte Epoche
Entdeckung Amerikas

Die vierte Epoche iſt die der Entdeckung
Amerikas
. Sie wurde vorbereitet
durch das Aufblühen des italiäniſchen Han-
dels, durch die Anregung geiſtiger Kräfte
in der allgemeinern Verbreitung der clas-
ſiſchen Littera[unleserliches Material]tur die durch die Erfin-
dung der Druckerkunſt befördert wurdex)Auch hier ſind die Araber die Vorbreiter
[z]u dieſer Entdeckung, durch ihre aſtronomiſche
Tafeln. Toſcanella u. Talerico waren
Zeitgenoſſen von Americo Veſpucci u. Columbus
[E]rſterer machte dem Letztern Mittheilungen von
der großen Nähe des öſtl. Aſiens gegen [unleserliches Material]Weſten.
Jch habe ſelbſt zwei Briefe des Geheimſchreiber Petrus
Martyr de Anpera
bei [unleserliches Material]an Kaiſer Karl V. vorge-
[f]unden in deren einen v. 1493 er ſich mit großem
[G]eiſte über die wichtige Entdeckung der Antipoden
ausſpricht.
.
Schon 1450 lange vor der Eroberung Conſtan-
tinopels herrſchte eine Verbindung zwiſchen
Jtalien u. dieſem Orte. Jm Anfange des
14te Jahrhunderts ſendete der König Roges
von Neapel
ſchon Gelehrte nach Konſtanti-
nopel, um dorten Keñtniße zu ſam̃eln.
Es lebte in dieſer Zeit die gefeiertſten
Dichter Jtaliens. Ein freieres Sprach-
Studium weckte den Geiſt u. einen wun-
derbaren Einfluß übten die alten
Vorzug des Clas-
ſiſchen Studiums.

Claſſiker auf das Gemüth. Es iſt ein
Vorurtheil, als ob dieſes Studium, welches
den größten Theil der Menſchheit beſchä[unleserliches Material]ftigte
von dem Studium der Natur abgehalten
hätte. Jm Gegentheil, weñ gleich nicht neue
Keñtniſſe dadurch erlangt wurden, ſo
iſt die geiſtige Richtung doch ſehr wichtig,
die durch das Aufblühen der Litteratur
Columbus entdeckt
nicht zuerſt Amerika

sich bildete. – Die Entdeckung Ame-
rikas durch Columbus war nicht
die erſte.
Schon 1005 hatten ſcandiſche Schiffer

Neufoundl.

Neufoundland entdeckt u. dieſe Jnſel das
Weinland genañt. 1390 wurde Nordamerika wieder
beſucht. Der berühmte Venetianiſche Rei-
Marco Polo
sende Marco Polo hatte kurz vorher große Jdeen erweckt
der über Jndien wunderbare Nachrichten mitbrachte. Ein einze[l-]
ner Reiſenden kañ jedoch weniger auf das Geſam̃twiſſen der Länder
einwirken, als weñ erſt gegenſeitig im Großen Verbindungen
ſtattfinden. Die Entdeckung Amerikas iſt zu vergleichen, als
weñ Jemand die uns abgekehrte Mondſeite entdecken möchte.

Mit Amerika werden
Gebilde der alten
Kunſt entdeckt.

Mit Amerika welches aus den Fluten ſtieg, ſteigen aus den
Gräbern die Gebilde der alten Kunſt.
Man fand den La-
okoon, den Apollo, den Torſo etc. v. 1498–1511. Dabei
wurde der Geiſt der Menſchen gewaltig aufgeregt durch die g[roße]
Reformation
Reformation durch Luther u. Calvin, die ihm Freiheit u. Stärke
verliehen, die beide nur eins ſind. Copernikus Entdeckungen
Copernikaniſche
Weltſyſtem

der Bahnen der Him̃elskörper hällt in dieſelbe Zeit. Jn Ame-
rika fand man von Süd- bis Nord-Pol ein zuſam̃enhängend[en]

Phyſikal. Entdeck.
Continent. Man fand auf den Höhen Schnee, ſelbſt unter dem Ae-
quator u. daß ſich die Schneelinie nach den Breitengraden ver-
ändert. Man ſahe den Einfluß der Höhe auf die Temperatur
die Diſcuſſionen über die Menſchen-Racen änderten ſich. Wie
im Norden Afrikas weiße Menſchen lebten, ſo waren tiefer [unleserliches Material]
nur ſchwarze Menſchen. Amerika hingegen bildete ein ganz abge-
ſchloſſenes Syſtem von Völkern, die durch allgem. grammatiſchen
Analogien der Sprache, Züge des Geſichts u. Farbe gleich waren
ja ſogar daß die Bewohner in heißern Gegenden dort weißer
als die im hohen Norden u. Neger gar keine zu finden waren.

Man fragte ſich warum die Hitze daſelbſt nicht ſo groß wie in Os-
ten ſei. Ganz neu waren die Vulkaniſchen Erſcheinungen u. nicht zu-
ſam̃enſtim̃end mit denen des Aetna u. Veſuv. Man ſprach von Weſt[-]
Vulkane, weil hier geſchmolzenes Schneewaſſer, oft mit ſam̃t viele
Fiſchen herausgeworfen wird. Man entdeckte die Meeresſtr[ömungen,]
Paſſat-Winde etc. Nicht nur die Erde war neu, auch der Him̃el
wurde anders gefunden.
Die Magellaniſchen Wolken, die ſogena[ñten]
ſchwarzen Sterne – Canopen – des ſüdlichen Him̃els erregten Aufmerkſa[mkeit.]
Acostas Naturerſch. im Anfange des 16te Jahrhund. u. Petrus Martyr de Angera geſam̃elt[e]
Entdeckungen lehren dies Alles umher. Man war hiebei mehr aufmerkſam auf die Contraſte a[ls]
auf die Geſetze u. in Ariſtoteles Jdeen gewickelt koñte man dieſe nicht finden, nach deren Keñt[niß]
wir jetzt ſtreben.


8. Vorlesung, 28. November 1827

Drittes Heft.
Bei dieſen großen Entdeckungen mußten es
leicht werden die ſcholaſtiſch-dogmatiſche
Philoſophie zu ſtürzen. Was einzelnen
Mäñern hierbei zugeſchrieben wird, ge-
hört mehr dem ganzen Zeitalter an
Jm Mittelalter
Bruno Juoduano

Bruno Juorduano lehrte in Genf ſeine
neuen Anſichten vom Weltgebäude, nach
denen er daſſelbe mit einem großen Thier etc.
verglich. Von Genf vertrieben, hatte
er das Schickſal in Venedig verbrañt zu
Baco v. Verulam
werden. Der Kanzler Baco von Verulam
in England machte ſich durch ſeine Philos.
Anſichten berühmt; doch zeichnet er ſich
mehr durch einen Schematismus aus, wie war
die Natur beobachten ſoll, als daß er
etwas ſelbſtſtändiges hierbei erfand.

Campanelli
Praktiſcher war Campanelli in Calabrien,
der ſich durch ſeine Naturkeñtniſſe aus-
zeichnete. Dieſe Epoche hat das eigen-
thümliche der Entdeckungen großer Erd-
flächen u. der Anſchauung großer Räu-
me, u. Beobachtungen, der Erſcheinungen auf
demſelben.

Fünfte Epoche
Erfindung phyſikaliſchen
Jnſtrumente.

Die fünfte Epoche iſt die, der Er-
findung phyſikaliſcher Jnſtrumente,
die
in die Jahre von 1590–1640 fällt u.
der es vorbehalten war, durch neue
Organe die menſchliche Sinn zu
verſtärken.


Es

Es ſind dies die wichtigen Erfindungen:

Erfindungen
1. des Fernrohrs 2., des Termometers
3., des Barometers u. 4. der Jnfinite-
ſimal-Rechnung
.

1. Fernröhre
Die Fernröhre wurden zu Mittelburg
in den Jahren 1590–1611 erfunden u.
ſofort entdeckten man die Jupiters
Trabanten, die Phaſen der Venus,
die nebelichte Anſicht der Milchſtraße, die
Rotation des Mondes u. dgl. Durch
2. Termometer
Erfindung des Termometers, 1600 zu
Alkmar entdeckt man die beſtimtere
Verſchiedenheit der Klimate, den Ein-
fluß auf die Vegetation [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Das
3. Barometer
von Toricelli erfundene Barometer
1640. wendete der gelehrte Paſcal
auf die Höhenmeſſungen der Berge an
u. weñ durch das Fernrohr neue We[l-]
ten gefunden wurden: ſo zeigte das
Termometer die verſch. Climate u.
lehrte die Geographie der Pflanzen, ſo
wie [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Keñtniß von der Wärme des
iñern Erdkörpers gab. Ein neues
Organen war die Erfindung der Jnfini-
4. Jnfiniteſimal-
Rechnung

teſimal-Rechnung durch Leibnitz u. Neu-
ton
168470.
welche Leibnitz zuerſt
gefunden haben will. Auf das glück-
lichſte wurde dieſes Organ nicht wir
auf Mathematik ſondern auch Phyſik

ang

angewendet, wie überhaupt die höhere
Anwendung des Calculs den Wiſſenſchaften
förderlich war.

Geſchichte
der Weltbeſchreibung in
der neuern Zeit

Sehr ſchwer iſt es eine Geſchichte der
neuern Zeit zu entwerfen,
wo eine Men-
ge von Reiſen angeſtellt wurden u. die
wachſende Bekañtſchaft mit den Naturproduc-
ten den Stoff vermehrte. Jndem ich hierbei
eine dürre Nomenclatur verwenden will,
verſuche ich die Entdeckungen in der Art
zuſam̃en zu ſtellen, ſo daß ſie ſich auf
das Natur-Ganze beziehen. Zuerſt
neñe ich die genauere Keñtniß von den
Luftſtrömungen
entdeckt.

Luftſtrömungen, nicht den örtlichen u. partiel-
len, ſondern die von Dampier zuerſt
beſtimten Bewegungen des Luft-Ozeans
als ein Ganzes betrachtet. Jm Jahr
1700 fand man die nähere Keñtniß der
magnetiſche
Linien gefunden

magnetiſchen Linien mit gleicher Jn- oder
Declination der Magnetnadel. Bis dahin
herrſchte in den Beſtim̃ungen eine wahre
Verwirrung bis Halle dieſe Linien auf
karten beſtim̃t zeichnete. Beſonders
Sechſte Epoche
Cooks Reiſen um
die Welt.

kañ man als eine eigne Epoche hierbei
betrachten Cooks Reiſen um die
Welt.
Die Entdeckung Neuhollands
Entdeckung Neuhollands
machte einen großen Eindruck. u. dieſe
Reiſen ſind nicht nur durch die Erwei-
terung der geographiſche Keñtniſſe

merk-

merkwürdig, ſondern auf durch phiſika-
liſche Entdeckungen Zb. über die Jnclina-
tion der Magnetnadel, der Temperatur
Reinhold Forſter
Verdienſt

des Meeres etc. Reinhold Forſter u. Halley
ſo ſehr deſſen Werk für jetzige Zeiten
dürftig iſt, hat deñoch das große Ver-
dienſt, das Ganze in ein Naturbild zu-
ſam̃engeſtellt zu haben. – Zuerſt
faßte man jetzt die Jdee auf, von
Jdeen
von geognoſtiſchen For-
mationen

geognoſtiſchen Formationen. – Die
bis jetzt unbeſtim̃ten Feuchtigkeitsverhält-
niſſe wurden durch die Erfindung des
Hygrometer erfun-
den.

Hÿgrometers von Sauſſure beſtim̃ten
gemacht; zu gleich wurde die Jntenſität
der magnetiſchen Kräfte gemeſſen.
Ueberhaupt wurde der Anſtoß zu
den jetzigen phyſikaliſchen Expeditionen
gegeben, die Zb. von Fressinet u. An-
dern ausgeführt wurden. Ein ei-
Character der
neuern Zeit in Hinſicht
der Landreiſen

genthümlicher Character der neuern Zeit
ſind auch die angeſtellten Landreiſen,

nicht in dem ausgedehnten Sinn des Mittel
alters, wo von China nach Tombuktu
u. Cordova ein Reiſender ging, aber
wichtiger für Phyſik, wie überhaupt
kleine Reiſen der Wiſſenſchaft för-
derſamer ſein köñen. Jn Aſien mach-
ten Pallas, Nibuhr u. andere herrliche
Entdeckung; ſo wie in neueren Zeit, daß
das Himalaja Gebirge höher als die

Anden

Andenkette ſei. Jn Europa ſind die kleinen
Reiſen des Saussure von herrlichen Reſulta-
ten begleitet. Deser vielen Reiſen in Ame-
rika u. Afrika zu geſchweigen, wo be-
ſonders in Let[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]zterm Mungo-Park-Lichten-
ſtein
u. zuletzt Klepperton, neue Entdeckun-
Beleuchtung
des Vorurtheils große
Räume zu unter-
suchen.

gen machten. Das frühere Vorurtheil
große Räume zu unterſuchen
um der
Wiſſenſchaft förderlich zu ſein iſt ver-
ſchwunden; indem man jetzt die Wiſſen-
ſchaften mehr unterſcheidet. Die Engig--
keit des Raums iſt dem phyſiſchen Studium
oft förderlich. Zb. der Geognoſie, wo
doch die Formationen größtentheils [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]in
allen Zonen gleich ſind. Jm kleinen
Raum kañ der Typus erkañt werden
der auf beide Welten ausgedehnt ſein
Werner
kañ, ſo ging Zb. Werner in ſeiner Geogno-
ſie von einem kleinen Punkte aus u. ſeine
Jdeen verbreiteten ſich über die Welt.
So lernte man bald die nähere Keñt-
niß von den ausgebrañten Vulkanen.
v. Buch.
Der berühmte Leopold v. Buch lehrte
die Erhebung der Jnſeln [unleserliches Material]und Continente.
Er ſuchte es zu beweſen, daß ſich letztere
unter Umſtänden erheben, wie Zb. in
Schweden die Gewäſſer die Küſten verlas-
ſen u. dagegen die Pom̃erſche Küſte mehr
ſtabil ſei. Die Beobachtung wurde
näher beleuchtet, wie ein Ort durch ein
Erdbeben erſchüttert, der andern daneben

hingegen

hingegen ruhig bleiben kañ. Welches
Licht wurde nicht durch die phyſikaliſchen
u. chemiſchen Entdeckungen verbreitet.
Eine glänzende Entdeckung war die der
Volta
Voltaiſchen Säule, die in Jtalien erfin-
den wurde, dem Lande, welches man nur
neñen muß, weñ von Fortſchritten in
Künſten u. Wiſſenſchaften die Rede iſt.

Entdeckung der
Metalloiden

Man lernte die Metalloiden der Alkaline
keñen, daß Erdarten Oxÿde von Me-
tallen ſind, die ſich ſelbſt unter den Waſ-
ſer entzünden. Merkwürdig iſt die
Entdeckung Oerſtedts des Zuſam̃enhan-
Zuſam̃enhan
der magnetiſchen
u. elektriſchen Kräfte

ges der magnetiſchen u. elektriſchen
Kräfte
, u. daß jede chemiſche Verän-
derung ſtets mit Elektricismus ver-
miſcht iſt. Arago’s Entdeckung iſt
wichtig, daß magnetiſche u. elektriſche
Entwickelung
derſelben

Materie in allen Körpern durch Ro-
tation entwickelt
werden kañ, ſelbſt
aus einem Stücke Eis. Obgleich die Phä-
nomene des Gewitters, des Regens etc. noch
in tiefes Dunkel gehüllt ſind, ſo werden
doch die Entdeckungen der neuern Zeit
dies verſcheuchen. de Lusc, Sau[unleserliches Material]ssure
Verdienſte
verſchiedener Mäñer
in neueren Zeit um
dieſe Wiſſenſchaft.

haben hier die herrlichſten Vorarbeiten
geliefert. Ferner neñe ich Erman
Dalton
etc. von denen der eine der bipo-
laren Leiter u. den Andern die tellu-
riſche u. phyſikaliſche Erſcheinungen u. Entdeckun-

gen

gen characteriſtiſch ordnete. Dadurch
das Dollord, Herſchel u. Frauenhofer die
optiſchen Jnſtrumente vervollkom̃neten, wurd-
den der Planet Uranus entdeckt, die
cometenartigen Körper die ſich nicht aus
dem Planetenſyſtem entfernen, die
Doppelſterne etc. Jſt hierdurch eine ge-
ſchichtliche Entwickelung begründet, ſo ſehen
Weltanſicht
jederzeit Produkt
der menſchlichen Jntelligenz.

wir, daß die Weltanſicht jederzeit
Produkt der menſchlichen Jntelligenz

iſt. Man ſollte glauben ſie ginge glei-
chen Schritt mit dem phyſikaliſchen Wiſſen.
Jm Alterthum war die Cultur nur um
das Baſſin daes Mittelmeers verbreitet im engen
Raume. Die vorherrſchende Neigung
Vorherrſchende Neigung
des Alterthums.

zur Philoſophie zu metaphyſiſchen Speculationen u. zur Dichtung vernachläßigte dasieſe

Art des Wiſſens. Das mittler neuere Zeitalter war im gro-
ßen Raume bekañter, jedes Volk
machte Erfahrungen, Entdeckungen im Gebiete
der Natur, es war ein gleichzeitiges
Bemühen u. große Fortſchritte wurden gemacht, aber kein gleichmäßiges. So
Das Wiſſen ging
ſtoßweiſe

ging das Wiſſen im̃er ſtoßweiſe. Jn
Hinſicht der magnetiſche Kräfte Zb. waren
dieſe 100 Jahre bekañt u. kein Schritt
wurde hierin weiter gethan, bis
Oerſt[ä]edts neue Entdeckungen hier Licht
brachten. Je mehr wir überhaupt
entdeckenje tiefer wir in das iñere der Natur
dringen

, je mehr finden wir den
Nothwendiger
Cauſal-Zuſam̃enhang

Cauſal-Zuſam̃enhang der Erſcheinungen
zu ordnen
. Je tiefer wir in die
Natur dringen, je einfacher bildet

sich

sich uns die Anſicht des Ganzenje einfacher erſcheinen uns die Geſetze
nach denen die Natur-Erſcheinungen ver-
bunden werden köñen.
, bis
endlich die Weltanſicht einfach erhaben
wird.

9. Vorlesung, 1. Dezember 1827

Dieſe Geſetze der Einheit ſind bis jetzt
Geſetze der Einheit
finden wir leichter, beſtim̃ten
bei entfernten als naher
Erſcheinungen.

viel richtiger, ſicherer u. beſtim̃ter bei Er-
ſcheinungen gefunden dies uns am entfern-
teſten ſind, als bei denen die uns näher
liegen u.
uns umgeben. So iſt es gelungen
die Trabanten des Jupiters bis auf die
Secunde zu berechnen, weñ ſie in die
Schatten ihres Planeten treten, während
unſere Lufterſcheinungen noch ganz unbe-
ſtim̃t ſind. Der große Unterſchied zwi-
Unterſchied
zwiſchen coeleſtiſchen
u. telluriſchen Erſchein.

ſchen den Beobachtungen der phyſiſchen Aſtro-
nomie u. der telluriſchen Erſcheinungen
liegt darin,
daß wir uns bei erſten bloß
auf räumliche, quantitative, mechaniſche
Verhältniße beziehen dürfen, u. bei letz-
tern außer dieſen Erſcheinungen des Maßes
u. der Bewegung noch die Quantität,
dh. die Heterogenität des Stoffes in
Anſchlag bringen müſſen. Jn der phÿſi-
ſche Aſtronomie haben Lagreange, La-
place
wunderbares geleiſtet u. auf-
geſtellt; wohingegen in den telluriſchen
Verhältnißen noch im̃er Röhrungen ſich
ereignen, nach welchen bis jetzt keines-
wegs die Einheit der Geſetze aufgefun-
den, die wir bei der Mechanik des
Him̃els erkañt haben. Uebrigens bleibt
Vorurtheil der
neuern Zeit.

hier noch das Vorurtheil der neuern
Zeit zu widerlegen, als weñ bei den

große

großen Kataſtrophen des Erdballs viele
Kräfte gemeinſam wirkten u. daß ſomit
bei der vereinzelten Unterſuchung einfa-
cher Stoffe kein Licht über die Erſchei-
nungen verbreitet werden kañ. Grade
das Gegentheil; deñ welche Entdeckungen
knüpfen ſich nicht an den Verſuch mit der
Voltaiſchen Säule, u. ſo müßten wir
auf ähnlichem Wege auch die Natur des
Nordlichts, die Erſcheinung des Gewitter-
regens, der gleichzeitig oft hunderten
von Kubik Meilen oder Atmoſphäre
in Bewegung ſetzt, zu erforſchen
u. unter Geſetze zu bringen ſuchen.

Litteratur
der Kosmographie

Wir kom̃en jetzt zur Litteratur der
Kosmographie oder
zu den Quellen der
Wiſſenſchaft ſelbſt. Dieſe ſind einmal
das Studium der Natur ſelbſt, u. dañ
das Studium der Schriften, wo die Beobach-
tungen u. Erfahrungen geſam̃elt ſind. Was
im Gebiete der Natur eEiner beobachtet iſt
unendlich gering gegen das, was im Laufe
eines Jahrhunderts vViele allmählig ſam̃el-
ten u. ſomit iſt eine vielſeitiges Studium
hier unerlaßlich. Nothwendig wird es zugleich
Nothwendig
irgendeinen Theil der
Natur ſelbſt zu ſtudiren.

daß man irgend einen Theil der Natur ſelbſt
beobachtet habe,
weil dem Ganzen da-
durch Leben gegeben u. die von andern
gemachten Beobachtungen beſſer verſtanden
u. gewürdigt werden. Man muß bei dieſen
Beobachtungen aber wohl unterſcheiden, was
nützlich iſt für den Lehrer oder Wiſſenſchaft

selbſt u.

selbſt, u. was für diejenigen, die weni-
ger Zeit auf dieſe Beſchäftigung anwenden
köñen. Die beſte Quelle dieſer Wiſſenſchaft
bleibt ſtets das Studium der ſpeciellen Ab-
handlung über einen Gegenſtand. Diejenigen ſind
glücklich in der Erkeñtniß des Genereller
die das Specielle beſonders gefaßt u.
denen das hier gemeinſame Gut aller Natio-
nen, die gleichzeitig angeſtellten Beobachtungen
der Natur, zugänglich geworden. Ohne dies
iſt es unmöglich zu einer reinen großen Na-
turanſicht zu gelangen. Kom̃en wir jetzt
Litteratur
ſelbſt
Barenius
zur Litteratur der Phyſikaliſchen Erdbeſchrei-
bung ſo iſt zuerſt hier
Barenius, aus der
Mitte des 17ten Jahrhunderts zu merken, in ſe[ine]
Geographia generalis et ſpecialis. Es iſt die
erſte Anregung, nur das generelle mit dem
ſpeciellen zu ſehr verwechſelt. Der Stoff
iſt nicht ganz bezähmt u. geſondert was ein-
zeln wichtig oder unwichtig iſt. Dañ iſt ſpä-
Lulof
ter zu merken Lulof: Einleitung in
Bergmañ u. Mitter-
bacher
.
die Natur u. Bergmanns u. Mitter-
bacher
s
phyſiſche Erdbeſchreibung. Jn
Kant
neuerer Zeit iſt Kants phÿſiſche Geogra-
phie berühmt geworden. Kant iſt es jedoch
wie dem Mineralogen Werner gegangen.
Es blieben von beiden unglücklicher Weiſe eine
Menge Hefte übrig, mit oft unrichtigen
Zuſätzen, wo beiden in der Folge zuge-
ſchrieben wurde, was ihren Anſichten
gar nicht gehört. Ein beſſeres Werk

iſt hi

Delametrie
iſt hier Delametrie: theorie de la terre
Malte-Brun
4 Bde; ferner Malte-Brun: Geographie
univerſelle
. Letzteres Werk enthält eine
ſehr ſpecielle Beſchreibung, freilich auch mit
dem Fehler, daß das Generelle u. Specielle
nicht genug geſchieden iſt. Er hebt beſonders
die Anſicht über die verſch. Menſchen-Racen
hervor, wie überhaupt das, was auf
die organiſche Natur Bezug hat; jedoch
muß das ganze Werk mit Vorſicht ſtudirt
Parer
werden. Ferner iſt zu beachten Parer:
Hochſtaedter Grundſätze der Geoglogie 1815, Hochſtaedt-
ter
: Phyſiſche Geographie: 1820,
Munker
Munker
Anfangsgründe der mathematiſchen u. phy-
ſikaliſchen Geographie. Eine von letzterm
Verfaſſer mit beſondern Fleiß bearbeitete
Brandes
Abhandlung des Artikels: Erde in Brandes etc.
phyſikaliſchem Wörterbuche iſt beſonders
Link
wohl gelungen. Auch Links, Betrachtun-
gen der Urwelt ſind außerordentlich Lehr-
[R]reich. Anſichten vom ausgedehnten Welt-
raume u. vom Gebiete der Aſtronomie ſelbſt
Laplace
giebt beſonders Laplace in ſeinem ſchönen
Werke: Sÿſtem du monde. Kein Volk
kañ ein gleichartiges Buch aufweiſen. Dañ
Schubert
iſt auch Schubert mit ſeinen aſtronomiſchen
Werken hier anzuführen. Bücher die
ſich zugleich auf Naturgeſchichte beziehen
v. Hoff.
[unleserliches Material]ſind HErrn v. Hoffs Geſchichte, der durch
Ueberlieferungen nachgewieſenen Ver-
änderungen der Oberfläche der Erde

worin

worin die Geſchichte der verſch. Hypotheſe
Uckert
lehr[unleserliches Material]reich dargeſtellt ſind, u. Uckerts
mathem. u. phyſikal. Erdbeſchreibung
der Griechen u. Römer 1816–1821.

Es bleibt nur noch übrig Anhangsweiſe
nicht als eigentliche Quellen des Studiums, ſon-
dern mehr zur Belebung der Einbildungs-
Aeſtetiſche Be-
handlung großerñNaturſcenen
.
kraft, der äſtetiſchen Behandlung großer
Naturſcenen zu erwähnen.
Es iſt dies
ein neuer Zweig der Litteratur gewor-
den, der ſo gut dazu beiträgt, wie die
botaniſchen Gärten mit ihren exotiſchen Pflan-
zenformen, der Wunſch wozu regen, fremde
Länder zu ſchauen. Hinzu geſellet ſich die
Landſchaftsmalerei
Landſchaftsmalerei, die ſich jetzt weniger
mit den Maſſen der Gegend beſchäftigt,
als auf die Richtigkeit der Natur- u. beſon-
ders der Pflanzenformen ſieht. Bei Griechen
Geſchmack der Grie-
chen u. Römer

u. Römern war die äſtetiſche Behandlung
erhabener Naturſcenen
nur bei den Dichter
zu finden; die Proſaiker erzählten nur
Schlachten u. beſchrieben die Schlachtfelder
u. rohe Völker in dieſem Geiſte u. weñ
von großen Naturſcenen die Rede iſt, ſo
[unleserliches Material]sind dieſe nur der Hintergrund, für ihre
hiſtoriſchen Figuren u. Gruppen. Alles w[as]
mit dem Leidenſchaften der Menſchen zuſam̃en-
hängt u. aus denſelben hervorgeht u.
hinwieder auf ſie einwirkt, das lag
ihnen beſonders nahe. Dabei hatten ſie
allerdings Siñ für Natur; dies beweiſe

ihre

ihre ſehr geſchmakvoll angelegten Gärten
u. ihr Genuß der ſie in der Natur
fanden, wie aus dies Cicero u. Plinius
in ihren Briefen zu erkeñen geben; doch
war dies ein irgend eine Hauptſache in
ihrer Litteratur, ſondern nur im̃er der
Hintergrund, um ihren lebenden Figuren
Anmuth u. Gewicht zu geben. Die äſte-
Dieſe äſtetiſche
Behandlung der Natur
mehr dem Judiſch-Germa-

niſchen Stam̃e eigen.
tiſche Behandlung der Natur war mehr
dem Jndiſch-Germaniſchen Stam̃e eigen
.
Die Jnder bewahren das tiefſte Gefühl
für das Unbelebte, beobachten die R[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]iten
der Thiere etc. wie wir es bei den Alten
ganz entbehren. Jm Mittelalter war
Bembo
zuerſt der Cardinal Bembo, der in ſeine
Jugend über die Vegetation der Pflanzen-
welt ſchrieb. Jn neueren Zeit iſt überall
Buffon
Buffon berühmt geworden, nur herrſchte
bei ihm allenthalben eine Kälte vor, die
daraus entſpringt, daß er nicht eigne
Selbſtanſicht von den Naturgegenſtänden
beſaß. Hier gebührt vor Allem ein
Georg Forſter
großes Verdienſt dem Georg Forſter
durch ſeine herrliche ſchöne Beſchreibung
der Südſee-Jnſeln. Jn einen vor-
treflichen Gemählde finden wir alle er-
habenen Naturſcenen der Tropenwelt
vereinigt u. auf das natürlichſte u.
ſchlüße geſchildert, dies iſt in den Werke
Bernandin de St.
Pierre

von Bernandin de St. Pierre: Paul
u. Virgiel. Aehnliche große Gemählde
der Naturwerke finden wir in Ch[unleserliches Material]at[unleserliches Material]au-

briand’s

Chataubriands Attala, le Martyr etc. etc.

Goethe
Ebenſo dringen Goethes unſterbliche Ver-
dienſte um die Aeſtetik allenthalben durch
u. wie er ſelbſt das Gebiet der Natur
durch ſeine treflichen optiſchen Verſuche er-
leuchtet. Allerdings iſt dabei nicht zu
läugnen, daß die äſtetiſche Behandlung
der Natur auch auf gewaltige Abwege
geführt hat
; deñ viele Reiſende haben
bloß poetiſch geſchildert, aber dabei nicht
wahr. Sie waren nicht genug gebildet
mit dem Studium der Natur vertraut, u.
wurden ſomit [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]in ihren Beſchreibungen
Natur
des wahrhaft poe-
tiſchen

geſchmacklos. Das wahrhaft poetiſche
kañ nur aus der Tiefe des eigenſten [unleserliches Material]-
ſten Gemüthes entſtehen,
u. jeder fremde
Schmuck in die Schilderung großer Scenen
gebracht, iſt im̃er ſehr gefährlich. Deſſen un-
geachtet kañ Wahrheit in die Schilderung kom̃en,
u. nie braucht ſie des poetiſchen Bildes zu
entbehren; man muß nur nichts hinzuſetzen
wollen. Die Größe der Natur muß [nie]
ſelbſt angeſchaut werden, u. die Schilderung
muß nicht ſchwächern Eindruck machen auf
den der es lieſt, als die Natur ſelbſt
auf den, der es zur Darſtellung brach-
te. Ueber dieſer äſtetiſchen Natur-
Näheres
über die Landſchfts-
malerei

beſchreibung iſt auch die Landſchaftsma-
lerei zu werken.
Bei den Griechen u. Rö-
mern war dies kein eigner Gegenſtand [der]
Kunſt, ſondern ſie blühete zuerſt auf in

der

der von Eyckſchen Schule. Als die hiſto-
riſchen Figuren verkleinert wurden, war
dies zugleich der Anfang u. begiñ der Land-
ſchaftsmalerei, wenigſtens wurde ſie da-
durch vorbereitet. Tizian, Bassano u.
Carragio waren weniger treu u. Nach-
ahnung exotiſchen Formen. Erſt um die Mitte
des 17 Jahrhdts wurde dieſe mit mehr
Wahrheit nachgebildet. Jm J. 1647.
ging der holländiſche Maler
mit Graf Nassau nach Braſilien, er ſehe
die gewaltigen Ufer des Amazonenflüſſes
u. treffend ſind ſeine in Schleicheim
befindlichen Gemählde; aber ſo wahr
ſind die Abbildungen der Ufer des Ganges
von Hagges. Die Phÿſiognomik der
Welt maleriſch darzuſtellen iſt nicht un-
wichtig geweſen, die Luſt an Reiſen zu
erwecken u. dadurch zur Vermehrung
u. Erweiterung der Weltanſicht zu ge-
Veranlaſſung
der Reiſen des
Herrn etc. v Humbold

langen. Weñ ich mich ſelbſt frage, was
mich zuerſt bewog fremde Länder u.
die Tropenwelt zu beſuchen,
ſo waren
dies zunächſt Georg Forſters Beſchreibung
der Südſee-Jnſeln, u. der Anblick der
wunderbaren Formen des Drachenbau-
mes in dem hieſigen botaniſchen Garten.

Ueberſicht
der Propedeutik

Die Propedeutik der Natur-Wiſſenſchaft
will ich hiemit ſchließen.
Wir haben uns

1., mit einer Ueberſicht der Natur-Erſchei-
nungen im Weltraume

2., mit [unleserliches Material]der Definition der Wiſſenſchaft

3.,

3., mit der Geſchichte der Wiſſenſchaft
u. 4., mit den Quellen des Studiums derſelben,
ſowohl mit der Litteratur, als den
Anreizungsmitteln zum lebendigen Studium
der Erdkunde beſchäftiget; wir gehen
jetzt zur Wiſſenſchaft der phyſikaliſchen Weltbeſchreibungnicht phyſiſche Geographie.

als ein Natur-Ganzes ſelbſt über
Betrachtung
der Wiſſenſchaft ſelbſt.

u. betrachten die Anhäufung der Materie
1., nach ihrer absoluten u. relativen Größe
2., nach dem Unterſchiede ihrer iñern od. chemiſchen
Natur u.

3., nach ihren Entfernungen von einander

1. absolute u. relative
Größe der Materie.

Sehen wir zuerſt auf die absolute oder
relative Größe der Weltkörper;
ſo wer-
den wir dabei nicht die Berechnungen aufſtellen
um den Unterſchied des Volumens eines Sund-
karas u. des Soñenkörpers berechnenzu beſtim̃en; ſon-
dern nur in welchen Verhältniſſen der
Weltkörper ſtehen. So iſt Zb. der Durchmeſſer
Vergleich des Aero-
lith zur Veſts u. dies.
zu einem Central-Körper

der Veſta 59–60 deutſche Meilen u. der größe
Aerolith der bis jetzt in Amerika gefunden
etwa 5 Fuß im Durchmeſſer.
Dieer Durch-
meſſer der Veſta, verhält ſich zum Durchmeſſer
der Aerolithen ungefähr wie 270,000 : 1.
Der Durchmeſſer de Soñe hingegen zum Durch-
meſſer der Veſta wie 3300 : 1; daher
iſt der Durchmeſſer der Veſta etwa 80 mal
größer im Verhältniß des Durchmeſſers der
Aerolithen, als der Durchmeſſer der Soñe
zu dem der Veſta. Die Fixſterne Sy[ri-]
us
oder Veja ſind indeß Beiläufig 34
od. 35 mal größer im Durchmeſſer als die
Soñe; vergleiche ich die Veſta mit dieſer
ſo verkleinert ſich dieſe in ihrem Verhält-
niß zur Soñe u. in ihrem Verhältniße

zum

zum Aerolithen übertrifft ſie denſelben
nur 2 bis 3 mal; deñ der Durchmeſſer
desr Aerolithen: zu dem der Veſta =
1 : 270000 u. der der Veſta, zum
Veja = 1 : 112,000. Vergleiche ich
jetzt einen Saturns-Trabant od. einen der
kl. Cometen, mit dieſem großen Central-
körper ſo iſt das Verhältniß wie 1 :
224000, weil dieſe die Hälfte des Durch-
meſſers der Veſta haben, u. der Durchmeſſer
des Aerolithen: zu dem des Saturnſtra-
banten 1 : 135000 u. nun finde ich, daß
der Durchmeſſer des Satellits im Vergleich
mit dem des großen Weltkörpers kleiner iſt,
als der Durchmeſſer des Meteorſteines zum
dem des Satelliten, oder, 135000 Aerolithen
bilden einen Cometen oder Satelliten
von der Größe der halben Veſta, wäh-
rend 224000 Satelliten erſt der Größe
des Centralkörpers gleich ſind u. der
Aerolith wurde ſich zum Centralkörper
verhalten wie 1 : 28,000 Mill. So laſſen
ſich alle dieſe Beſtim̃ungen zwiſchen den
Grenzen des maximu[unleserliches Material]m u. minimu[unleserliches Material]ms an-
geben u. es laſſen ſich alle Anhäufungen
der Materie unter einem Geſichtspunkte
betrachten. Bis jetzt haben wir die
ſtarren Materien mit den ſtarren ver-
gleichen; außer dieſen giebt es eine große
Betrachtung
der dunſtförmigen
Materie

Anhäufung dunſtförmiger Materie die
zum Theil ſichtbar [unleserliches Material]iſt, theils auch gefol-
gert werden kañ. So giebt es einen
Lichtſchim̃er am Horizonte, der nicht zur
Soñenatmoſphäre gehörig iſt, das

Zodiakal-

Zodiakal- oder Thierkreislicht, welches
bei uns nur zu Zeiten im Frühjahr u. Herbſt
unter den Tropen aber faſt täglich zu ſehen
u. von Cassini zuerſt beobachtet iſt.
Es leuchtet ſtoßweiſe. Außer dieſem
Lichte giebt es Nebelflecke im Weltrau-
me, die nicht bloß ſcheinbar ſich in Ster-
nenhäufen auflöſen, ſondern wirklich
unauflöſlich ſind, in welche kein einzigen
Körper eingeſenkt iſt u. welche bei
einer 70, 80–900 maligen Vergrößerung
dieſelbe gleichmäßigen Erleuchtung behat-
ten. So giebt es Grunde auch auf die
Exiſtenz anderer dunſtförmigen Maſſen
zu ſchließen, durch welche z.B. die Come-
ten in ihrem Lauf aufgehalten werden
u. welche dieem Lauf der ſtarren Körper nicht hem̃en
kañ. Es iſt eine ſiñreiche Bemerkung
von Halle zuerſt u. deñ von Olbers
ausgeſprochen. Durch Teleskope ſehen
wir nehmlich Geſtirne des fernſten Weltall[s]
u. erblicken in jedem Raume einen erhellenden
Warum erſcheint
uns das Himmelsgewölbe
nicht als ein leuchtender Stern

Körper der aus ſein Licht zu ſendet. Hieraus
folgt daß uns das ganze Him̃elsgewölbe als
ein leuchtender Stern erſcheinen müßte,
weñ
nicht eine lichtſchwächende Materie dies hinderte[.]
Jn erſterm Falle wären ſelbſt von der
Soñe nur ihre Dunkeln Flecke zu ſehen u.
die Planeten würden ſich um Him̃elsgewöl-
be wie ſchwarze Punkte bewegen, daher
ſchloß Olbers mit Reiht auf dies Hinde-
rungsmittel des Lichtes.

10. Vorlesung, 5. Dezember 1827

Wir kom̃en in dieſer Stunde zum zweiten
2. Beſchaffenheit
der Materie

Abſchnitt, zur Beſchaffenheit der Materie
in Hinſicht ihrer iñere Natur.
Dieſe
kañ 1 ſtarr od. 2. tropfbar flüßig
oder 3., elaſtiſch flüßig ſein. Auf unſerm
Erdkörper finden wir dieſe drei Stoffe
vereinigt. Weñ gleich die äußere Rinde
ſtarr iſt, ſo kañ man ſicher folgern, daß
im iñern der Erde Alles flüßig iſt u. in
einer Tiefe von nur 48 Meil. ſchon eine
Wärme von 1600° Reaumur, bei der das
Eiſen ſchmilzt gefunden wird; ebenmächtig
kañ man folgern, daß die atmoſphäriſche
Luft in den fernſten Räumen noch dichtern
Stoffe enthält, nur im geringern Maße󿿼u. dieſelben Theile aus denen der
Kern der Erde ſich verdichtet hat.
.
Der iñere Stoff des Mondes kañ füglich
mit dem der Aerolithen vergleichen werden,
wie ein feſter Kern im Düñen Raume
von der Düñigkeit wdie unter unſern
Luftpumpen entſteht. So haben faſt
alle Nebenplaneten keine Atmoſphäre
u. bekañt iſt es, daß ſie in der Zeit
ihrer einmaligen Rotation zugleich die
Tranſlationsbeweg. um ihren Planeten
vollenden, nur bei einiges Trabanten
des Jupiters bemerkt man einige Ver-
dichtungen der Atmoſphäre. Wie der
Mond bloß ſtarr iſt, ſo ſind andere
Gasförmig, wie die Cometen, daß
ſelbſt Sterne der sechſten u. ſiebenten Größe
noch durch den dichteſten Kern durch-
ſchim̃ere u. noch düñer ſind die Plane-

tariſchen

tariſchen Nebelflecke die Herſchel ent-
deckte. Schon wir auf ihre chemiſche Ver-
ſchiedenheit u. des Grades u. der Art ihre Be-
lebung, ſo köñen wir mit den Siñen dies
keñenlernen. Aerolithen knüpfen das
Verkehr zwiſchen uns u. den fernen Welt-
räumen an, u. es ſind reine Gebirgsarten
wie wir dieſe auf unſerm Erdkörper
finden. Obgleich wie nur die Rinde des
wo kom̃en die Serpentinſteine in der
Höhe des Juras her?
letztern keñen, ſo zahlen wir doch
ſchon 51 ſtarre Bildungen. Dieſe Materie
iſt nicht in gleicher Quantität vertheilt
ſondern Sauerſtoff u. Kieſel Erde findet
ſich in größerer Maſſe. Die größere Quan-
tität des erſtere Stoffes muß nicht in den
Atmoſphäre ſondern im Jñern der Erde ge-
ſucht werden. Tonerde enthält viel Oxygen
Kalkerde weniger nur etwa 0,28 Theile.
Bei der flüßigen Maße bemerken wir eine
geringere Anhäufung in der Mañigfaltigkeit
der Stoffe. Die Atmoſphäre iſt dagegen
der Sitz des Stickſtoffs u. ¾ derſelben
ſind davon erfüllt. Jn der Art der
Belebung herrſcht ein großer Unterſchied.
Die Organiſche Bildung iſt nur auf der
Reite u. was in Höhlen Klüften an Pflan-
zen u. Jnſecten gefunden wird, ſind die
gleichen Specien der Oberfläche. Jede
Anhäufung der organiſchen Stoffe ſo lange
ſie ein Ganzes bilden, ändern ihren Stoff
nicht, ſelbſt einzelne Theile getreñt blei[bt]
die chemiſche Zuſam̃enſetzung dieſelbe; die[s]

iſt

iſt bei den unorganiſchen Stoffen nicht der
Fall, jede Treñung bewirkt eine chemiſche
Veränderung.

3. Entfernung der
verſchiedenen Gruppen

Betrachten wir 3., die Entfernungen der
verſchiedenen Gruppen
, ſo haben von
jeher alle Völker den Unterſchied zwiſchen
[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Him̃el u. Erde aufgeſtellt. Die Frage
iſt um zu beantworten, welcher von den
Him̃elskörpern iſt je unſrer Erde an
Welche Weltkör-
per ſind ſich am
näheſten? oder
sind ſich nahe gekom̃en?

näheſten gekom̃en. Der Mond iſt in ſeiner
Erdnähe 48,000 Meilen entfernt
u. von
den Cometen iſt noch keiner näher als
etwa ſechs Mondweites gekom̃en, wie
der von 1770. Dies iſt ſchon eine beträcht-
liche Nähe u. er würde bei der Dichtig-
keit der Erde das Jahr um 3 Stunden
verlängert haben. So kam 1626 der
Comet des Biela nur 2 Mondweites von
der Erdbahn u. man kañ die Frage
aufſtellen, ob es wahrſcheinlich iſt, daß
ſich die Cometenſchweife mit der Erdbahn
u. Atmoſphäre miſchen? Man will dies mit dem Höhenrauch
von 1783 in Verbindung bringen, wo
das Erdbeben in Kalabrien war u.
5 Monate die Soñe blutroth ohne Strah-
len leuchtete. Dies hat Arragon bewie-
ſen, daß es nicht der Fall ſein köñen,
weil der Höhenrauch jenſeit des Ozeans
nicht exiſtirte u. kein Beiſpiel vorhan-
den iſt, daß die Cometen die Schnelligkeit von
unſrer Erdrotation beſitzen. Er hätte
daher um die Erde gefegt haben müße

u.

u. die Erſcheinung wäre allenthalben
zwiſchen 45–55° zu beobachten geweſen.
Der Comet von 1819 der mit Schnelligkeit
im prächtigen Glanze erſchien, ging d.
26 Jan. durch die Soñe u. ſtand in
graden Linie zwiſchen der Erde u.
Soñexu. ging ſomit durch die Erdbahn.
. Es iſt eine alte Sage, daß das
Jahr der [unleserliches Material]Eroberung Conſtantinopels 1453
ſich durch einen Cometen ausgezeichnet haben
ſoll, der ſelbſt der Mond verfinſterte
u. weniger entfernt war, als der Mond
ſelbſt; doch iſt dies eine bloße SageSeine Erſcheinung trat mit einer Mond-
finſterniß zuſam̃en.
.

Eine andere Frage iſt die, welche
Him̃elskörper ſich unter einander am
näheſten kom̃en. Dies iſt der iñerſte
Saturnſtrabant, der ſeinem Planeten
auf 29800 Ml. der halben Mondweite, nahe
iſt. Der Mond iſt überhaupt der 5te
Weltkörper der ſeinem Planeten am
näheſten iſt. Ein merkwürdiger Umſtand
iſt der vom Jahre 1770, wahrſcheinlich zwi-
ſchen 1760 u. 1779, wo ein Comet mitten durch
die Jupiters-Trabanten ging die 33,000
Ml. v. Planeten entfernt ſind, daher einem
Körper ſich auf 16000 Meilen näherte
d.i. der vierte Theil der Mondweite.
Jm Jahr 1680 näherte ſich ein Comet der
Soñe ſelbſt auf 5/8 unſrer Mondweite. Jn
der größten Nähe iſt der Saturnsring
etwa 5800 Ml. von ſeinem Planeten
entfernt u. die großte Erhöhungen auf dem-
ſelben wahrzunehmen ſind, ſo kañ man
ihn als an einander gefügte, noch zuſam̃en-

hängende

hängende Satelliten betrachten. Man
ſollte glauben daß die Doppelſterne ſich
ſehr nahe wären; doch [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]da ihre Entfernung
ſcheinbar 5 Sec. beträgt, ſo iſt die relati-
ve Entfernung nach Allem noch ſo groß
als die Soñe vom Saturn. Hier betrach-
teten wir die Añäherung der Materie
die den Namen Weltkörper führen. Näher
ſtehen ſich die dunſtförmigen Maſſen, in
die zwei bis drei Kerne eingeſenkt ſind.

Verkehr
zwiſchen dieſen fernen
Welten u. uns.

Köñen wir gleich dieſe Welten nicht in
der Nähe betrachten, ſo exiſtirt doch ein
ſtarkes materielles Verkehr zwiſchen uns
u. ihnen
, welches wir in Anſchlag bringen
Lichtſtrahlen
müßen. Zuerſt ſind dies die Lichtſtrahlen
die ſie finden. Die Geſchwindigkeit des
Lichts iſt gemeſſen u. es bedarf der Zeit
von 2 Stunden bis es vom Uranus zu der
Erde kom̃t; vom Syrius 3 Jahre, von
der Grenze unſrer Sternenſchicht 3400 J.
u. von dem dunſtförmigen Nebelflecken
wohl 40,000 J. Welche Wirkung das
Licht auf die Spañung der magnetiſch-
elektriſche Kraft äußert, dies haben
[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Moritimi u. Som̃erville bewieſen.
Die zweite Kraftäußerung iſt die der
Attraktion
Attraktion, die ſtärker bei leichtern,
weniger ſtark bei lockern Körpern iſt.
Dies iſt freilich für uns unbemerkbar. Die
Attraktion unſeres Erdkörpers erſtreckt
ſich etwa bis zum Saturn. Jm Ganzen
iſt ſie translatoriſch, wobei das Centrum
verdichtet wird, die Axen der Planeten Körper
werden, überhaupt die Excentricität ab-
nim̃t. So wird täglich vor Soñe u. Mond

durch

durch die Attraction die Ebbe u. Fluth
bewirkt u. eben ſolche Ebbe u. Fluth finden
im Ozeane der Luft ſtatt, indem in 24 Stunden
beinahe regelmäßig das Barometer ſteigt
u. fällt. Das dritte Verkehr welche[n]
wir mit fernen Welträumen haben, die[s]
Aerolithen
sind die Aerolithen. Nach ihrem ſpecifiſche
Gewicht köñen ſie nicht aus den fernſten Welträu-
men zu uns kom̃en u. eben ſo wenig gehören
ſie ihren zu großen Dichtigkeit zu den
Planeten jenſeits der Bahn der kl. Planeten
von ihren ſoll in Zukunft geſprochen wer-
den.

11. Vorlesung, 8. Dezember 1827

Wir kom̃en jetzt zum eigentlich aſtro-
Aſtronomiſcher Theil der
Wiſſenſchaft.

nomiſchen Theile der Wiſſenſchaft, wobei ni[cht]
gefragt werden ſoll wie die Entdeckungen
angeſtellt ſind, ſondern was entdeckt
worden iſt. Die Beſchaffenheit der Ma-
terie iſt der Gäodeſie eigen u. nicht hieher
gehörig. Es iſt dabei nicht nöthig in das
Einzelne zu dringen, ſo wie es Laplace
glückte die ſchwierigſte Materie von
allem Gerüſte zu entfernen u. nur rein[e]
Reſultate zu liefern. Es ſoll hier
Phyſiſche Aſtronomie.
die phyſiſche Aſtronomie gelehrt werden
u. es wird dabei die Rede ſein, nicht nur
von freider Bewegung, ſondern auch von der
phyſiſchen Beſchaffenheit der Weltkörper,
ſo
weit wie es wiſſen köñen. Es iſt dab[ei]
für uns ſehr vortheilhaft, daß wir nicht
auf einem ſelbſtleuchtenden Körper woh[nen,]
ſondern auf einem der mittlern Planet[en.]
Wären wir auf einer Photoſphäre, oder

Viertes Heft.
würde der Him̃el wegen des Sternenteppichs
ganz leuchtend ſein: ſo hätten wir keine
Keñtniß von der Exiſtenz der Geſtirne
u. es würden daraus die traurigſten Folgen
für die Cultur der Menſchheit entſtehen, die
Jdeen würden eingeſchränkt ſein, u. jede
religiöſe Begeiſterung, die zuerſt das
Him̃elsgewölbe hervorgebracht, würde
ſchwinden. Ferner hätten wir keine Jdee
von der Geſtalt der Erde u. die am-
plitudo
des Bogens köñten wir nicht keñen
lernen; nicht einmal durch Pendelverſuche
würden wir die Geſtalt der Erde be-
ſtim̃en, u. der Azimuth des Nordpols bleibe
uns unbekañt, nur höchſtens magnetiſche
Meridiane würden wir ziehen köñen.
Die Keñtniß der Geſtirne iſt in Wahrheit
nicht bloß wichtig für die Belehrung der menſchl.
Keñtniß der Geſtirne wirkt
auf die Cultur ſelbſt.

Geſellſchaft, ſondern ſie hat auf die Cultur
auf die Jntelligenz ſelbſt gewirkt. Der glück-
lichſte Standpunkt
auf unſerm Planeten
beſte Standpunkt zu Beobachtun-
gen.

zu Beobachtungen iſt der unter dem Aequa-
tor ſelbſt. Hier iſt die ganze Pflanzen-
welt ſchichtenweiſe zu finden u. die Re-
präſentanten aller organiſchen Weſen finden
ſich hier; alle Sterne des Nord- u. Süd-
pols tauchen hier auf, u. gewähren einen
herrliche Anblick; der Bär des Nordens
erſcheint in furchtbarer Größe. Ein großer Aſtro-
nom Herr Herſchel, der Sohn des unſterblichen
Vaters, will ſich mit den ererbten treflichen

Jnſtrumenten

Jnſtrumenten in die Tropen begeben
u. hier auf Bergen, durch eine düñere
Luftſchicht Beobachtungen anſtellen, von
denen ſich die größten Früchte erwarten
laſſen.

Exiſtenz der
fernſten Welten.

Von der Exiſtenz der fernſten
Welten erhalten wir durch die Licht-
erſcheinungen nähern Keñtniß, nur muß
man wohl unterſcheiden was hiebei Täu-
ſchung der Sinn iſt. Soñe u. Mond ſind
die einzigen Weltkörper die wir als
Scheiben erblicken, alle andern erſchei-
nen uns ſtrahlend. Es iſt dies nicht die
bloße Folge des Selbſtleuchtens, indem
die Planeten ebenfalls ſtrahlend uns
erſcheinen. Erſt im Fernrohr verlie-
ren ſich alle Strahlen, wie man auch
dies ſchon erblicken kañ; indem man
durch eine feine Nadelſtichöffnung im
Papier die Sterne Aanſchaut. Es wäre
dies ein trauriger Anblick, welch alle
Geſtirne als kleine glanzloſe Scheiben
da ſtänden. Schon wo die Atmoſphäre
reiner iſt, iſt dieſe planetariſche Anblick
des Him̃els ſchon zu beobachten, wie Zb.
unter den Tropen u. wo ſie erſt gegen
die Regenzeit mit größter Pracht zu
funkeln anfangen. Durch zwei Stücke
werden wir bei den Sternen getäuſcht.

Dilatation
u.
Polygonalfigur
der Sterne.

Durch die Dilatation u. durch die
Polÿgonalfigur die jeder zu [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] ſcheint
für unſer Auge giebt es n[unleserliches Material]ämlich eine

gewiſſe

gewiſſe Entfernung des deutlichen Sehens.
Entfernt ſich der geometriſche Punkt
ſo bildet ſich der Sehwinkel vor dem
Auge u. der Gegenſtand bildet ſich
aufs Neue vor oder hinter der Netz-
haut in ſcheinbarer Vergrößerung.
So ſcheint Zb. das Licht des dreitägigen
Mondes einen größern Theil der Dunkeln
Mondſcheibe zu umſchließen u. über den
Rand vor zu ſtehen, dies rührt davon
her, daß er auf der Netzhaut dilatirt.
Zerſtreuungskreis.
So giebt es auch einen Zerſtreuungskreis
welcher die Sterne vergrößert, Zb.
iſt der Jupiter etwa 40 Sec. Durch-
meſſer u. wächſt bis auf 4 Minuten
an; aber ſo ſehr vergrößert ſich der
Stern Veja in der Leierx)so daß Sterne die durch Photometriſche
Meſſungen ¼ Sec. betragen, Durchmeſſer
v. 4 bis 5 Minuten erhalten.
. Oft ſehen
wir, daß weñ die Mondſcheibe einen Stern
verdeckt, derſelbe eine Zeitlang an
erſtere zu kleben ſcheint, wo er
doch plötzlich verſchwinden ſollte u.
welches ſo wichtig oft iſt, die Längen
zu beſtim̃en; dies rührt aber nicht von
der Dilatation her, ſondern von den
Wirkung der Beugung der Lichtſtrahlen.
Polygonalfigur
der Geſtirne.

Was nun die Bildung der Polÿgonal-
Figuren
anbetrifft; ſo habe ich ſchon er-
wähnt, daß wir nun Soñe u. Mond als
Scheiben erblicken, u. die Planeten als
ſolche nur durch Fernröhre ſehen. Es iſt
eine intereſſante Frage, wieviel wohl
die Venus wachſen müßte, damit wir

keine

keine Strahlen bei ihr ſehen u. ſie uns
als Scheibe erſcheint? ſie nicht mehr an
poligona ſtellata zu ſehen iſt? Jm
Mittelalter ſoll ein auflodernder Stern
ſich gezeigt haben der 7–8 Minuten
Durchmeſſer gehalten u. der [unleserliches Material]Kern des Come-
ten im J. 1206 ſoll ſo groß wie Ven[us]
geweſen ſein; es iſt aber nicht geſagt
u. beobachtet, ob ſie Polygonalfiguren
dabei gebildetx)welches von großem Jntereſſe
geweſen ſein würde.
. So erſcheint die Soñe
Wie groß er-
ſcheint die Soñe auf den
andern Planeten.

auf den kl. Planeten im Durchmeſſer
10 Minuten, auf dem Jupiter 6 Minu-
ten u. es frägt ſich, ob ſie hiebei als
Scheibe oder als Stern funkelt. Perſo-
nen ſehen hier dabei ſehr verſchieden.
Jn großer Entfernung erſcheint den weiße
Menſchen jedes Licht wie ein Stern, daher
man auch bei Luft-Feuern die Einrichtung
mit abwechſelnd farbigen Lichten einge-
führt hat. Jch ſelbſt ſehe in einiger Entfer-
nung jedes Gaslicht nicht wie gewöhnlich in
8 ſondern nur in 7 Strahlen. Es hängt
dies von der Figur des Auges ab, wie
man dies bei Reverberen beobachten
kañ. Hiebei iſt die Art der Suppressi[on]
der Strahlen merkwürdig. Senke ich
den Kopf bei Beobachtung des Lichtes, ſo
verſchwinden die obern Lichtſtrahlen, u.
die untern nicht; habe ich den Kopf, ſo
erblickt man das Gegentheil. Jm Alter-
thum glaubte man die Zahl der Sternſtrah-
len wären 5, u. es war die eigenthüml[.]

Bezeichung

Bezeichung derſelben. So viel iſt gewiß,
Funkeln der
Sterne nicht Folge
der Atmoſphäre.

daß das Funkeln der Sterne nicht Folge der
Dünſte in der Atmoſphäre ſind. Dieſe
Scintillation beſteht darin, daß das
Licht emanirt, dañ ſchnell verſchwindet
u. dabei Farben hervorbringt u.
dieſe Abwechſelung od. Pulſationen sind ſehr ſchnell, wie bis fünf
mal in einer MinuteSecunde erfolgt. Es iſt
ein im̃ittirendes Licht wie Mitſchl es
bewieſen, ein Phänomen der Jnter-
ferenz. Eine andere Erklärung hat
Andere Erklärung
der Scintillation

man in neuerer Zeit gefunden. Weñ
man in geringer Entfernung zwei Steine ins
Waſſer wirft, ſo bilden ſie beide concen-
triſche Kreiſe, die in weitern Bogen ſich
endlich erreichen. Kom̃en die Wellen im Augen-
blick der Jnterferenz in Kontakt, ſo hebt
die Kraft der einen, die Kraft der andern
auf, ſie vernichten ſich gegenſeitig, u. die
Oberfläche des Waſſers iſt ruhig; coinci-
diren ſie hingegen: ſo wird ihre gegenſeitige
Kraft verſtärkt. Dies kañ man auf
die Lichtſtrahlen anwenden, u. man hat
durch Verſuche dies beſtätigt gefunden
Grimaldi machte die Beobachtung, daß im Opa-
ker
Körper in Licht geſtellt mit franzen-
artige Streifen u. zwar mit farbigen Franzen an
der Wand erſcheint. Derſelbe Verſuch iſt
deutlich weñ man Zb. ein Licht durch Ritzen
in einem Blech fallen läßt, wo der in
der Mitte ſtehen gebliebene feſte Streifen
durch inflektirtes Licht beleuchtet, durch

die

die doppelten Lichtſtrahlen ſich an der
Wand oder einer weißen Fläche dunkel
darſtellen wird; weil ein Lichtſtrahl
den andern verzehrt u. ſich gegenſei-
tig zerſtöhrt. Eigentlich ſollten die Lichte
einen Schattenprisma nur bilden u. die
Fläche ohne Schatten des feinen Körpers
ſich darſtellen; dies iſt aber nicht der
Fall, ſondern weñ zwei Lichtſtrahlen
unter einem kleinen Winkel ſich berüh-
ren, zerſtöhren ſie ſich gegenſeitig
u. bringen Dunkelheit hervor. HErr Fre-
nel
hat denſelben Verſuch mit zwei
Gleicher Verſuch
mit 2 Spiegeln

Spiegel
angeſtellt die unter einem
kleinen Winkel Lichtſtrahlen auffangen
u. reflectiren, wo der Strahl der einen
Körpern Weg zu machen hat, den der einen
längern Weg durchläuft, verdunkelt.
Wenden wir dies auf die Sterne an,
ſo würden ihre Lichtſtrahlen coincidiren
Gehen die Strahlen durch ungleich geformt
Luftſchichten ſo blitzt ein Strahl auf, der
andern nicht, ſie verzehren ſich gegenſeitig
u. zerſtöhren ſich dadurch; es entſteht gleich-
ſam eine ewige undulation.

12. Vorlesung, 12. Dezember 1827

Damit hängt die alltägliche Beobachtung zu-
ſam̃en, daß die Strahlen Sterne am Horizon-
Sterne funkeln mehr
am Horizonte als
im Zenit.

te mehr funkeln als im Zenit u. minder
auf der Ebene mehr funkeln als auf den
Bergen; indem die höhern Luftſchichten eine
größere Trockenheit beſitzen u. hier die

Bedin

Bedingungen der größern Ungleichheit der
Luftſchichten nicht eintreten. Daß größere
oder nähere Weltkörper nicht funkelnxZb. Soñe, Mond.
rührt
davon her, daß ſo viele Lichtpunke vor-
handen ſind, daß die, dieer ſich gegenſeitig
verzehren hinreichend durch andern wieder
Anmerk. Das ſchon früher erwähnte ſogenañte
Kleben des Sternes an der Mondſcheibe, ſollte
dies nicht mit der Zeit die der Lichtſtrahl zum
Durchlaufen des Raumes braucht, im Zuſam-
menhange ſtehen?
erſetzt werden. Viele Phänomene hän-
gen hiermit zuſam̃en. Um zu zeigen wie
man dieſe Beobachtungen an den Him̃elsräumen
zu den nütztlichſten Dinge für das bürgerliche
Leben benutzen kañ, will ich nur anführen,
daß man das Phänomen der gegenſeitigen
Verdunkelung der Lichtſtrahlen angewendet
hat die Feinheit der Wolle zu beſtim̃en;
indem ein feiner Farbe mehr Farben ſpielt
als ein ſtärkerer. Die Erſcheinung der
farbigen Ringen um Soñe u. Mond hängen
mit der Beugung der Lichtſtrahlen zu-
ſam̃en. – Wir kom̃en jetzt zu dem
Was köñen wir
mit bloßen Augen
am Him̃elsgewölbe ſehen.

was wir mit bloßen Augen ſehen köñen
am Him̃elsgewölbe. Wir ſehen Sterne
von 6ten bis 7ten Größe noch mir bloße
Augen, die wahrſcheinlich gehe Syrius-
weiten von uns entfernt ſind. Weñ
dieas Licht des [unleserliches Material]letztern 3 Jahre gebraucht
bis zu uns zu gelangen, ſo köñen wir mit
natürlichen Augen noch Welten ſehen, deren
Licht 30 Jahre gebraucht, um zu uns zu
kom̃en. Dieſe natürl. Kraft unſerer
Augen, verhält ſich zu der Kraft des
Verhältniß des
natürl. Sehens zum
künſtlichen.

künſtlichen Sehens zu einem 40 füßigen
Teleskop, wie 3 Fuß: 4 geogr. Meilen.
Man hat lange behauptet, daß man

aus

aus tiefen Gruben Sterne am Tage ſehen
Mañ kan aus
Tiefen am Tage an
einen Stern ſehen

köñe. Jch ſelbſt habe die ein geſehen u.
ein erfahren. Bei Freiberg wo es in
2–3 □ Meilen wohl 5–6000 Schächte
giebt u. wo nothwendig über irgend
einem ein Stern ſtehen müßte, iſt nirgend
ein Stern geſehen worden. Früheren Reiſen-
Betrug den
Reiſenden in Paris
geſpielt.

den wurde in Paris der Keller des
Aſtronomie-Gebäudes gezeigt aus deſſen
Tiefe die Sterne des Him̃els zu ſehen
wären, es war dies aber ein reinen
Betrug des dortigen Aufſehers, der
in den oberſten Deckel der Oeffnung einige
Löcher gebohrt hatte, die von weiter
als Sterne erſchienen. Die Führer auf
Auch auf Bergen
sind Sterne nicht zu ſehen am

Tage.

den Montblanc behaupten am Tage dort
Sterne zu ſehen, mir iſt aber das Faktum
zweifelhaft, deñ in Amerika giebt es Päſſe
die von Reitern beſucht werden, du. die
viel höher als der Montblanc ſind, ohne
das Sterne je geſehen worden. Die Venus
Venus u. Jupiter
sind am Tage
zu ſehen.

indeß kañ man im günſtigen Lichte bei Tage
öfter ſehen
, wie ich ſelbſt den Jupiter
noch 18 Minuten nach Soñenaufgang, die
unter den Tropen in vieler Klarheit ſcheint
geſehen habe. Benzenberg behauptet
daß Jemand den Regulus am Tage jeder
Zeit geſehen u. den Quadranten darauf
gerichtet u. ſelbſt die Jupiters-Trabanten
mit bloßen Augen wahrnehmen koñte. Die
Strahlen des Jupiters köñen dies gradenicht
behindern, da das ganze Trabantenſyſtem

½ des Monddurchmeſſers = 16 Minuten
groß iſt; wo hingegen das Reiterlein
im ursus major im Zerſtreuungskreiſe
liegt. Weñ wir überhaupt die Venus
Urſache warum
Venus am Tage
ſchwer zu ſehen
iſt

selten am Tage ſehen köñen, ſo iſt die
Urſache davon, daß wir keinen Feſten
Punkt des Suchens haben; wie es überhaupt
ſchwer hält, jemanden am klaren Him̃el
etwas bemerkbar zu machen. Jn einer
fFerne kañ man ſtarke Baumſtäm̃e unter
einem Winkel von 15–18 Sec. noch erblicken
u. hohe Gegenſtände, w. Zb. Blitzableiter
Man kañ
noch ſehen unter
einem Winkel von
5 Sec.

unter einen Sehwinkel v. 5. Sec. So er-
blickte ich auf dem Vulkan Pizinscha
meinen Reiſegefährten Bonpland mit
bloßen Augen in einer Entfernung von 3–4
Meilen u. ſahe den ſich bewegenden weißen
Flecken ſeines Mantels, unter einen Winkel
von 3–4 Sec. das Sehen erleichtert theils
Bewegung, theils das Abheben der Gegen-
ſtände auf dunkel oder hellem Hintergrunde.
Die Frage kañ hier aufgeſtellt werden
Warum
sind aber durch
ein Fernrohr die
Sterne am Tage zu
ſehen?

warum wir die Sterne am Tage durch
ein Fernrohr erblicken, da ſie doch
durch daſſelbe doch nicht größer werden.
Das aAusſchließen der äußern Luft iſt
nicht die Urſache, deñ wir erblicken ſie
auch durch Luft-Teleskope; ſondern es
rührt mehr davon her, daß [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]wir die Be-
wegung der Sterne zugleich wahrnehmen,
u. keinen Eindruck vom ruhenden Körper
erhalten. [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Bekañt iſt es, daß das deut-
liche Sehen mit der quadratiſchen Entfernung
des Objektiv-Glaſes wächſt, u. um 4 mal

deutlicher

Grundſatz
in der Conſtruction
des Fernrohrs

deutlicher zu ſehen, die Länge des
Rohrs 16 mal größer ſein muß. Man
machte daher fürchterliche Röhren von
250 Fuß Länge, u. kam auf die Errich-
tung von Luft-Teleskope. Ein ſolches Roh[r]
war beiläufig 3 mal ſo hoch wie das
hieſige Schloß, u. Campari in Bologna
Ehemalige
Größe der Fern
röhre

machte ein Objektiv, auf 620 Füß Länge
berechnet; u. wunderbare Jdeen mußt[en]
unter dem Volke entſtehen, weñ die
Aſtronomen mit ſolchen fürchterliche[n]
Jnſtrumenten o[unleserliches Material]perirten. Die Zahl dD
Man ſieht
mit bloßen Augen
mehr als 5000 Sterne

man mit bloßen Augen 5000 Sterne ſehen
kañ iſt nicht richtig; deñ Herſchel zählt
allein Sterne von 1–6ter Größe 11,000
6ter Größe allein 8,000 u. Sterne
7ter Größe über 14,000, ſo daß wir
bloßen Augen über 20000 Sterne erblicken.
Der größte Nutzen der Teleskope ergab
ſich erſt da, als ſie mit meſſenden Jnſtru-
menten
verbunden wurden; dies erfand
Verbindung der
Teleskope mit
meſſenden Jnſtrum.

zuerſt 1604 Morin in Paris; wie
Picard 1664 es verſuchte den Abſtand
des Mondes von der Soñe zu beobacht[en]
um die Längen hiernach zu beſtim̃en
Erſtaunend iſt es, welche Schwierigkeit
Frühere
Methode Sterne
zu meſſen.

die Araber hatten um die Ortsbe-
ſtim̃ungen
zu meſſen, die mit unvollkom[-]
menen Jnſtrumenten durch Dioptern
nur beobachteten. Wir haben noch Brei[-]
Beobachtungen
von Columbus

tenſtim̃ungen von Columbus, der bei
dem Mangel an Fernröhren doch ſo

genau

genau beſtim̃te, daß eine Differenz
von 4 od. 5 Minuten ſich nur ergiebt.
Jetzt muß man freilich mit vollkom̃enen
Man mißt
jetzt mit einer
Genauigkeit von
4 Sec.

Jnſtrumenten nicht 4–5 Sec. fehlen, ja
bis auf 1 Sec. es richtig meſſen. Bei den
Cometenſuchern oder Nachtfernröhren
wendet man nur eine 4–5 malige Ver-
größerung an, mit ſtäckern Objectiv-
Nachtfern-
Röhre

Gläſern, wo die Klarheit zu nim̃t,
u. braucht ſie auch dazu Schiffe am Abende
zu entdecken. Die Vergrößerung bei
Sextanten iſt ungefähr 15–16 mal
u. für Repetiv Kreiſe 180–200 mal.

13. Vorlesung, 15. Dezember 1827

Wir gehen jetzt über zu der ſpeciellen
Beſchreibung der nicht
telluriſchen Stoffe.
Beſchreibung der nicht telluriſchen Stoffe. Hätte
ich nur über dasj[unleserliches Material]enige ſprechen wollen, was wirklich
hier zu bemerken iſt, u. nicht von dem, was
uns bloß erſcheint; ſo hätt[unleserliches Material]e ich Zb. nichts
von dem Funkeln der Geſtirne, nichts von
ihrem Leuchten erwähnen dürfen, was jedoch
ſo wichtig iſt näher zu erklären. Jch kañ
Angabe der
Quellen.

dabei nicht unterlaſſen einige Quellen anzugeben,
wo dies gründlich u. ausführlich behandelt
iſt. Dahin gehören die Añalen der Chemie
wo 1816, Frenels mathem. Memoiren
über die Diffraction, der letzte Theil
von Thompsons Chemie |: Supplement-Band 1822 :|
Fiſchers mechaniſche Naturlehre. Die
Womit beſchäftigt
sich die Aſtro-
gnoſie

Aſtrognoſie beſchäftigt ſich mit den geball-
ten u. ungeballten Stoffen, die in inſel-
förmigen
Gruppen zerſtreut liegen. Da-
zwiſchen liegen einzelne Sterne zerſtreut,

gleichſam

gleichſam wie Sporaden, im unermeßlichen Ozean[,]
wie St. Helena liegt. Wir ſehen am Him̃el
Sterngruppe
unſers
Syſtemes

Gruppen von Sternen, die uns entfernt ſind
u. die Gruppe zu der wir ſelbſt gehören.
Jn dieſer nächſten Gruppe bewegt ſich unſer
Syſtem mit ſeinen 11 Haupt- u. 18 Nebenpla-
neten. Die Entfernung des letzten Planeten
Entfernung
des Planeten Uranus
im Verhältniß zu
dem letzten Cometen

Uranus iſt noch nicht der 100ſte Theil der Ent-
fernung von dem Centralkörper bis zur Gren-
ze des letzten zu unſerm Soñenſyſtem allein geh[ö-]
renden Cometen. Sehr unwichtig u. klein
Kleinheit unſers
Syſtems

iſt daher unſer Planetenſyſtem, u. das ganze
Soñenſyſtem unwichtig, gegen andere Syſteme
u. unſerer Sternſchicht. Nehmen wir auch den
größten Umkreis um die Soñe, den ſelbſt de[r]
Comet beſchreibt der in 80 Jahren wiederkehrt
ſo köñen deñoch 37,000 mal ſolche Raume de[r]
Größe der
Sternſchicht

Länge nach in unſerer Sternſchicht Platz finden,
es iſt ſo als weñ ich alle Jnſelgruppen der
Südſee in Vergleich ſtelle mit einem kleine[n]
Korallen-Eilande. Es geht in der Weltbeſch[r.]
wie in der Weltgeſch., daß mit dem [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
Theile der Anfang gemacht wird; jedoch hat
man hiebei Unrecht zu glauben, daß dies nur
Gewißheit
d. Größte.

Spiele der Phantaſie ſeien; deñ man hat es
jetzt wirklich beobachtet; man iſt jetzt der
Sache gewiß; man kañ durch absolute Zahlen
die Grenzen der Gewißheit angeben.

Wir werden uns jetzt ferner beſchäftige[n]

Ueberſicht
1., mit den fernſten Gruppen 2., mit
der linſenförmigen Schicht der Gruppe in der
unſer Sÿſtem ſteht
, u. 3. mit unſerm Plan[et-]
ſyſteme ſelbſt.

1. Betrachtung der
fernſten Gruppen.

1., Betrachten wir die fernſten Gruppen
ſo ſehen wir einen ſolchen mit Sternen ge-

flekte[n]

flekten Nebelfleck im Gürtel der Andromeda,
ferner in der Krippe, im Krebſe etc. Zuerſt be-
Erſte Beobach-
tung der Nebelflecke

obachtete dieſe Nebelflecke ein deutſcher
Simon Magius im Anfange des 17ten Jahrh.

Huygens unterſuchte ſie ſpäter, u. beſchrieb
den Nebelfleck des Ariens, welches ſehr wichtig iſt.
Huygens
Da er jetzt bedeutend anders geſtaltet u. ſeine
Veränderung wahrzunehmen iſt. Herſchel iſt
Herſchel
erſt der Columbus dieſer Räume geworden,
u. er hat zuerſt die Jdee von der körperlichen
Geſtalt nach derſelben gegeben, u. den
Him̃el nach drei Dimenſionen gemeſſen; er
hat das Senkblei in die Tiefe in dender him̃liſchen
Räume geworfen, – coelum profundit

Zweierlei Claſſen
der Geſtirne

Es giebt zweierlei Claſſe dieſer Ge-
1., auflöſbare
ſtirne 1. auflöſbare u. 2., unauflöſbare.
Erſtere ſind ſolche wo der Nebel bei der
Vergrößerung gänzlich verſchwindet, [unleserliches Material]u. ſich
das Ganze in kleine Sterne auflöſet. Zb.
die Milchſtraße. 1724 ſprach Huygens ſchon
dieſe Jdee aus, u. ſagte, daß er mit ſeinem
Fernrohr von 200 Fuß Länge die Milchſtraße
auflöſen kañ. Bei den unvollkom̃enen Jn-
ſtrumenten
kañ dies jedoch nur Vermuthung
2., unauflöſbare
geweſen ſein. Viele Nebelſterne löſen ſich
aber auch jetzt bei der größten Vergröße-
rung nicht auf, wobei man freilich behaup-
ten kañ, daß weñ wir nur beßern Jnſtru-
mente hätten, ſie ſich endlich wohl auf-
löſen würden. Es köñte allerdings ſo
ſein; aber es läßt ſich nach Analogie hier
ſchließen, daß ſie auch bei den größten Jn-
ſtrumenten deñoch unauflöſlich blieben;
weil ſie auch bei der ſtärkſten Vergröße-
rung in gleichartiger Erleuchtung bleiben.

Kern wird
in der Lichtmaſſe bemerkt.

Bei andern giebt es dagegen einen Kern

der

der ſich glänzend auszeichnet. Häufig ſind
2–3 ſolcher Teleskopiſchen Sterne in einen
Nebelfleck eingeſenkt, die ſich darin fortbe-
3000 Nebelflecke
wegen. Man hat dergl. Nebelflecke ſchon
3000 gezählt
, von denen der größte Theil
unauflöſlich iſt. Zuſam̃en nehmen ſie am
Jhr Raum am
Him̃el.

Him̃elsgewölbe ungefähr einen Raum von
600 Vollmonden ein. Herſchel glaubt, daß
ſie 8000 Syriusweiten von aus entfernt ſind
Jhre Weite
von aus

u. folglich 24,000 Jahre Zeit gehört, bis das
Licht zu uns kom̃t; ja die letzten ſchätzt er
ſelbſt 30,000 Syriusweiten entfernt, die
wie Licht u. Dunſtwolken dort ſchweben. Die
Claſſification
derſelben.

Nebelflecke kañ man claſſificiren 1., in
bloße Nebel
, die rund, ohne Stern ſind. 2.,
Nebelſterne, die das Licht in der Mitte zu-
ſam̃enziehen, welches ſich an den Rändern
verliert u. da ſtets ſchwächer erſcheint
n.d., Sternnebel, in die einzelne Sterne
eingeſenkt ſind oder Sternenhaufen mit Nebel.
Sie haben oft 12–15 Sec. im Durchmeſſer, wie
unſere Planeten; man kañ daraus auf ihre
beträchtliche Maſſe ſchließen. Ein Nebelfleck
Jhre Größe
würde ſomit den Raum von der Soñe bis
Uranus ausfüllen. Herſchel glaubt, ſie
Jhre Geſtalt
wären Fixpunckte, oft pinſelartig oder
kam̃artig, oder mit Kometenſchweifen, mit
einer Bewegung im iñern der ungeheuere
Räume von der Schnelligkeit, die alles über-
trifft was wir vom Lichte keñen. Wie
ſchon erwährt hat Huygens den Nebelfleck d[es]
Beobachtung des
Nebelflecks im Orion

Orions beobachtet. Man köñte ihn jetzt bei d[en]
gefundenen Veränder. deſſelben der unrichtigen
Beobachtung beſchuldigen; doch Herſchel hat ihn
von 1774 noch genauer beobachtet u. bis
1510 ſind ſchon merkliche Veränderungen

in

in demſelben wahrgenom̃en; in dem ſich mehrere
Sterne von demſelben ganz getreñt u. ent-
fernt haben. Man kañ ſie für planetari-
ſche Maſſe halten, die wie Ringe ſich la-
gern u. verſch. Stufen der Verdichtung
añehmen, wie ein Körper, der die ver-
ſchiedenen
Perioden des Alters durchläuft.
u. Schon über 600 haben ſich ganz verdicht.

2., Beſchreibung unſerer
eigenen Sternſchicht.

Wir kom̃en jetzt zum 2ten Theil od. zu unſrer
Sternſchicht.
Unſer ganzes Soñenſyſtem
köñen wir ebenfalls uneigentlich einen
Nebelfleck neñen. Dieſe Jdee läßt ſich
ſehr gut vertheidigen. Doch will ich zuerſt
Einleitung
einiges von den verſch. Sternen ſelbſt re-
den. Wären ſämtliche Sterne gleich groß
ſo würde es ſehr ſchwer ſein die Tiefe
des Him̃els zu beſtim̃en. Jch muß hier wie-
Araber
u. deren Beobachtung

der auf die Araber zurückgehen, die
zuerſt die Sterne näher betrachteten u. ſie
ſelbſt als Gegenſt. der relig. Verehrung un-
ſahen. Erſt die Ptolemäer machten ſich an
Hipparch
die meſſende Aſtronomie u. Hipparch ent-
warf das erſte Verzeichniß der Geſtirne.
Dadurch, daß man bemerkte, ein Stern ſei
verloren gegangen u. verſchwunden, wur-
de er hierauf aufmerkſam u. verzeichnete
Alle. Dabei iſt es außerordentl. wichtig
in den verſch. Sternbildern die Sterne
Verzeichniß der
Sterne in neuem
Bilde nach dem
Alphabet.

nach ihrer Helligkeit mit Buchſtaben zu
bezeichnen; weil dadurch die Graduation
bemerkt wird u. in der Scala die mögli-
chen Veränderungen beobachtet werden
köñen. So ſind Zb. im Sternbilde des Kra-
nichs
ſchon längſt bedeutend Veränderun-
gen wahrgenom̃en. Bei den frühern

Meſſungen

Meſſungen ſahe man nur auf Länge u. Breite.

Länge, Breite
u. Tiefe des Him̃els
beſtim̃te Herſchel
Wie geſagt, Herſchel unternahm es zuerſt
auch die Tiefe des Him̃els zu beſtim̃en. Es
war deshalb ſehr wichtig u. nöthig photometri-
Meſſungen
der Lichtſtärke

ſche Meſſungen der Lichtſtärke vorzunehmen. Solche
Meſſungen ſind mit groſten Schwierigkeiten ver-
bunden. Lambert fand, daß das Licht der
Soñe 277,000 u. 100000 ſtärker ſei, als
das des Mondes. Olbers fand, daß die
Lichtſtärke des Aldebaran 400,000 mal
ſchwächer ſei als des Vollmondes, u.
daß die Soñe weñ ſie ⅓ mal weiter als
Syrius entfernt wäre, anſtatt der 20 Mill.
Meilen, wie Aldebaran leuchten würde
beim Vollmonde hat ein Theil des Him̃els
900000 mal weniger Licht als die Scheibe
ſelbſt, u. die Lichtſtärke der Venus iſt
3000 mal ſchwächer, als die des Vollmondes.
Blaſſe Mondſcheibe
erhält Licht von der
Erde

Weñ wir die blaſſe Mondſcheibe erblicken
ſo iſt dies die Beleuchtung von unſerer
Erde; u. bei der Venus erblicken wir
in ihrem dunkeln Theile einen eignen Licht-
proceß in ſich ſelbſt, u. man darf daher
nicht añehmen, daß ſelbſtleuchtende Körper
ſtets von ungeheurer Größe wären.
Methode die
Lichtſtärke durch den
Schatten zu meſſen.

Eine der ſicherſten Methoden die Luftſtärke
zu meſſen beſteht
darin, den Schatten zu
meſſen, den zwei Lichte in gleicher Entfer-
nung von einem Körper werfen. Sehr gut
läßt ſich daher die Stärke des Lichts eines
Reverbers mit einem gewöhnt. Licht ver-
gleichen. Da ſich die Lichtſtärken wie
die Quadrate der Entfernungen verhalten
ſo läßt ſich die Quantität des Lichts ge-
nau beſtim̃en. Durch dies Mittel werd[en]

die

die Erleuchtungspatente geprüft u. genau
beſtim̃t. Dieſe Methode iſt vom Grafen Romfort.
Methode von
Lambert
.
Die andere Methode iſt von Lambert, durch
Hohlgläſer das Licht der Soñe, u. das Licht
der Erde durch Schatten zu beſtim̃en. Die
Methode von
Herſchel

dritte Methode iſt von Herſchel u. entdeckt
bei der Beobacht. der Trabanten des Ju-
piters; wie dies überhaupt von der
größten Wichtigkeit für die geographiſche
Beſtim̃ung iſt dieer Länge zu beſtim̃eniſt, durch
die Zeit, weñ die Trabanten in den Schatten
ihres Planeten treten. Man fand, daß
Teleskope von ungleichen LichtsStärke dies
verſchieden angaben, u. es mußte eine
gleiche Lichtſtärke denſelben gegeben werden.
Dies geſchah; in dem man Schirme in das
Fernrohr ſetzte, welches Baily erfand
der das Opfer der Revolution wurde.
Durch die Diaphragmen im Jñern des
Fernrohrs [unleserliches Material]fand man das Mittel der Gleich-
ſtellung derſelben. Herſchel nahm jetzt Spie-
gelteleskope von gleicher St[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ärke u. rich-
tete ſie auf verſch. Sterne, von denen
der eine Zb. vier mal weniger leuchtete als
der andere; jetzt verkleinerte er das
Objektiv des Teleskops der auf den
größern Stern gerichtet war, bis ſie
gleich wurden, u. nun läßt ſich eine Be-
rechnung anſtellen. Deñ verliehrt Alde-
Entfernung
der Sterne aus
der Lichtſtärke der-
selben zu finden.

baran den 4ten Theil der Lichtſtärke,
ſo ſind wir überhaupt, daß der Stern
der kleiner iſt, 2 mal weiter entfernt
iſt, verleiht er den 16ten Theil, ſo iſt er
4 mal weiter entfernt u. ſ. w.

14. Vorlesung, 19. Dezember 1827

Jch ſelbſt hab die Methode, die Stärke
Eigne Erfindung
Stärke des Lichts
zu meſſen.

des Licht durch Spiegelſextanten zu meſſen
erfunden; wobei ich nur fürchte mich undeutlich

auszudr.

auszudrücken, wie es überhaupt ſchwer fällt
ſeine eignen Erfahrungen aAndern recht deutlich zu ma-
chen. Durch dieſen Sextanten kañ ich die zu
vergleichenden Sterne, neben einander ſtellen
u. da der durch Reflexion geſehene, ſchwä-
cher erſcheint als der unmittelbar geſeh[ne,]
ſo kañ ich hier Beobachtungen anſtellen;
u. finde ich, daß ſich die Strahlen zdes Sÿrius
zu Canopus verhalten wie 100 : 98.
ſo iſt Syrius von größerer Lichtſtärke
Sterne der
Tropenwelt.

Jn der Tropenwelt giebt es 4 Sterne
die ſchöner ſind als Orion, wie über-
haupt der ſüdl. Him̃el, von Madeira an, un-
gefähr, betrachtet, mehr helle Sterne
zählt. Doch der Theil des ſüdl. Him̃els
vom Aequator an, hat eine gleiche Ver-
theilung der Geſtirne mit dem nördlich[en,]
es iſt ein geringer Unterſchied zwiſchen
der Zahl der Geſtirne 1, 2 u. 3ter Gr.

Vergleichung der
Zahl der Sterne der
südl. Hemiſph. mit der
nördlichen.

So zählt der ſüdl. Him̃el Sterne 1ſter
Gr. 9 u. der nördl. ebenfalls 9.
Sterne 2ter Größe d. ſüdl. Him̃el 29.
der nördl. 26, Sterne 3ter Gr. d. ſüdl.
Him̃el 101., der nördl. 76. Sterne
4ter Gr. der ſüdl. 181 der nördl. 195.
Jm Allgemeinen bemerken wir eine gro[ße]
Verſch. des Lichts bei den Geſtirnen. Frauen-
Beobachtungen
von Frauenhofer

hofer hat hier die ſchönſten Beobachtungen
gemacht; indem er die Strahlen des Stern[s]
auf das Spectrum des Prismas fallen
ließ, wodurch die farbigen Zonen her-
vortreten. Die Spektra bleiben ſich
hier gleich ob ich Soñen- od. Mondlicht
erblicke, weil es ein u. daſſelbe Licht
iſt, u. daher der Mond über Phoſpho-
reſcenz ermangelt. Ganz verſchied[en]

iſt

iſt hiernach elektr. Licht, Sternenlicht,
Ofenlicht etc. So haben Caſtor u. Pollux ganz
ungleiches Licht, während der erſtern u. Syrius
übereinſtim̃en u. Pollux ein gleiches Licht
mit unſrer Soñe enthält. Aus dieſer Verſchie-
denheit des Lichts kam es, daß die Perſer
in ihrem Zentaaeſte den ganzen Him̃el in
zwei weiße u. 2 rothe Sterne theilten
die [unleserliches Material]von den Alten ſtellae regiae genañt
wurden, Regulus , A[unleserliches Material]nteres
u. Aldebaran. Der Syrius bezeich-
nete das alte egyptiſche Jahr, indem
er zur Zeit der Morgendäm̃erung erſchien
u. 1461 dieſen Jahre, bildeten 1460 –
juliäniſche Jahre; es war dies die
Sotiſche Periode. So beobachteten die
Alter ſehr ſorgfältig die Fixſterne.

Zahl der
sämtlichen Geſtirne

Jch kom̃e auf die Zahl der Geſtirne,
u. man muß hiebei den Unterſchied machmachen,
die man auf einmal an jedem Orte ſehen kañ, u. die,
weñ man unter dem Aequator ſteht.
Nach der U[unleserliches Material]ranographie von Bode ſind
Sterne 1–6ter Gr. etc.
Sterne 1–6ter Größe 8000, von 6–7ter
Größe 12000., ſo daß man mit bloßen
Augen ſehr gut 14,200 Sterne wahrnehmen
kañ. Jm Verhältniß des ganzen Him̃els-
gewölbes würde daher auf d[en] Raum
von zwölf Mondflächen noch nicht ein
Stern von 1–7 Größe kom̃en; daher
es nicht ſo leicht ſich ereignet daß bei
der Bewegung der Mondſcheibe dieſe einen
Stern bedeckt. Die Alten hatten die Sterne
ebenfalls gezählt u. Ptolomäus giebt
dieſelbe Anzahl der Sterne von 1–5 Größe
an, wie wir; doch von denen der
6 u. 7ten Größe kaum den [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ten Theil.

Jn

120000 Sterne
sind ſchon ver-
zeichnet.

Jn den neuern Sternkarten von Ha[r-]
ding
ſind ſchon 120,000 Sterne verzeich-
net, von denen aber nur 8–9000 gut
beſtim̃t ſind. Es iſt ein Verdienſt der
hieſigen Akademie, Sternencataloge
beſtim̃t zu haben u. mit allen Aſtronomen
Eintheilung des
Him̃els in Zonen.

Europas in Gemeinſchaft, den Him̃el in
Zonen
, eingetheilt zu haben. Dies iſt wichtig
um noch neue Planeten zu finden, Kometen
zu ſuchen etc.; weniger wichtig wäre es,
um bloß die Zahl zu haben. Herſchel
Beobachtung
v. Herſchel

beobachtete d. 22 Aug. 1792, während
40 Minuten, daß 258000 Sterne durch
ſein Fernrohr gingen. Er dürfte [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
die Sterne die durch ein Fadenkreuz
des Sternrohrs durchgingen beſtim̃en
u. dieſe mit dem Raume od. der Zeit mit
[unleserliches Material]en, um dieſe Zahl zu finden. Hier
nach läſſ[unleserliches Material]et es sich berechnen, daß man d[urch]
148 Mil. Sterne
sind durch Fernröhre
zu ſehen.

Fernröhre 148 Mill. Sterne ſehen kañ
u. ungefähr 200 Sterne auf die Größe
einer Vollmondsfläche gehen. Alle Ster[ne]
die man hier nicht ſieht, gehören dem
ſüdlichen Him̃el an, den ich ſelbſt bisan
Anblick des
südl. Him̃els

37½° Breite beobachtet – Nähert
man ſich dem Aequator; ſo erblickt
man neue Erdräume, neuen Him̃el[.]
Die Alten beobachteten denſelben nur bis
zum tropicus cancri; bis Siene[.]
Egyptiſche Prieſter hatten Colonien in
Meroë. Hanno beſchiffte zwar die
Keñtniß
deſſelben in alten
Zeit.

Küſten von Vorderindien, jedoch war
dabei keine Sternkundigen. Es wird
erzählt daß Poſidonius nach Cadix
reiſete, um den Canopus zu ſehen
die wir jetzt in Europa nicht erblicken
dies rührt davon her, daß ſich die

Axe

Axe der Erde nicht parallel bleibt, ſon-
dern in 25,000 Jahren die ganze Axe dreht.
Die Entdeckung Amerikas wurde auch
hiebei ſehr wichtig. Die beſten Beobachtun-
gen machte la Caille auf dem Cap der gute
Hoffnung u. der Engländer Fellow der
noch gegenwärtig daſelbſt beſchäftigt iſt.

Manche Naturbegebenheiten zeichnen den
ſüdlichen Him̃el aus. Jn dem Theile des
Schönheit
des ſüdl. Him̃els

Him̃els, der von Pol zu Pol den 5ten
Theil des Ganzen beträgt, ungefähr ſüd-
lich von Madeira, erblickt man 6 Sterne
1 Größe u. 12 Sterne, 2ter Größe.
Die Schönheit des Him̃els rührt hier
nicht von der Jlluminationskraft
ſondern von der Gruppirung her.
Die ſchöne Landshaft des Him̃el er-
weckt hier lebhaft die Einbildungskraft.
Prachtvoll bildet ſich der Schütze mit
der Krone, das Vordertheil des Schiffs
mit Canopus. Hiemit ſtehen im Zuſam-
menhange die dunſtartige Materie
der magellaniſchen Wolken, die ſchwar-
zen Flecke etc. etc. kom̃t man von Norden
nach Süden, ſo tauchen zuerſt bei Madera
auf der Canopus; dañ kom̃en die Füße
des Centauern; dañ das ſüdl. Kreutz,
dañ wieder die Kohlenſäcke, u. dañ die
magellaniſchen Wolken. Dieſe Stellung
iſt nicht im̃er ſo geweſen, deñ die Verän-
derung der Erdaxe hat hier die Stellung
Veränderung
der Stellung der
Geſtirne

der Geſtirne verändert; indem in Alex-
andries
Canopus 6° über dem Horizonte
ſtand, der jetzt 3° unter demſelben ſich be-
findet. Außer der ſchönen Gruppirung
iſt auch das milde Licht von wunder-

barer

barer Wirkung. Wie Oaſen liegen h[ier]
mit mattem Glanze die lichten Wolken[.]
Eintheilung
des ſüdlichen
Him̃els

La Caille theilte zuerſt den ſüdlichen
Him̃el in Provinzen u. wie der nör[dli-]
che Theil mit ſeinen Beneñungen der my-
thiſche genañt werden kañ: ſo darf
der ſüdliche der induſtrielle heißen.
Auch bei uns war es Sitte die [unleserliches Material]
lichſten
Namen denr Geſtirne zu geben. [So]
ſollten die Plejaden, das Ein mal E[ins]
heißen. Ein Salzburger Aſtronom ſetzt
ſogar das Wappen des Biſchofs Firmi[an]
an den Him̃el, der ſeine Unterthane[n]
aus dem Lande trieb. – Früher erwä[hn-]
Schwarze Flecken des
ſüdlichen Him̃els

te ich der ſchwarzen Flecke des ſüdl.
Him̃els. Einer befindet ſich im ſüdlich[en]
Kreutze, der andere in der Eich[e]xKarls-Eiche, zur Eriñerung an die Eiche in
welcher ſich Carl II. verſteckt hatte.
.
Da ich nur 15° ſüdl. Breite geweſ[en]
ſo habe ich nur einen Stern derſelb[en]
geſehen. Er muß 28° Höhe erreich[en]
um ihn deutlich wahrzunehmen u. in
den Ebenen von Caraccas u. Orinoc[o]
erblickte ich ihn nie, ſondern nur [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
bei den Katarakten des letztern
unter 3–4° ſüdl. Breite. Von eine[r]
Seite erſcheint dieſer Flecke ſcharf b[e-]
grenzt, in 3° Breite, wie ungefäh[r]
6 Mondflächen. Weñ la Caille beha[up-]
tet, daß das Ganze eine Wirkung des [Licht-]
contraſtes ſey, ſo kañ ich mit Reinh[old]
Forſter
ihm nicht beiſtim̃en. Die Erfahr[ung]
lehrt, daß weñ ich durch ein langes Ro[hr]
ſehe, wenige oder keine Sterne ich erblick[en]
werde, hingegen durch ein kürzeres [verlorenes Material – 1 Wort fehlt]
viele zu Geſicht kom̃en werden; ſo ha[unleserliches Material]

auch

auch dieſe dunkeln Flecke von der tiefen
Oeffnung des Him̃els ab, durch welche keine
Sterne mehr ſchim̃ern. Solcher Oeffnungen
hat Herſchel im Scorpion entdeckt, die
aber dabei nicht ſchwarz erſcheinen;
es iſt gleichſam ein Loch in de[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]m Stern-
bilde u. nicht unrecht iſt die Behaup-
tung, daß ein Sternhaufen durch At-
traction Alles an ſich gezogen u.
daher oft ein Flecken in dieſem Haufen
zu finden.

15. Vorlesung, 22. Dezember 1827

Wir fahren fort die linſenförmige Stern-
ſchicht betrachten zu der alle Geſtirne gehören
die wir mit bloßen Augen ſehen. Weñ ich mich
hiebei länger verweile, ſo geſchieht dies aus
einem zweifachen Grunde, weil das hier bekañt
zu machende, der meiſten Zuhörern wohl nicht zu-
gänglich u. in vielen kleinen Schriften zerſtreut
iſt, u. dañ auch der Character einer Weltbeſchrei-
bung anders iſt, als der in aſtronomiſchen Vorle-
ſungen herrſcht, wo mehr der meſſende Theil die
Hauptſache iſt. Jn unſerer Natur- u. Weltbeſchreibung
iſt das größere Jntresſe bei bei den größern
Maſſen zu verweilen. Jn der letzten Vor-
leſung habe ich derie Geſtalt des ſüdl. Him̃els
geſchildert u. bin bei den ſogenañten Kohlſäcken
ſtehen geblieben. Hiebei habe ich eine Erklä-
rung gewagt, die viel wahrſcheinliches für
ſich hat, daß hier n[unleserliches Material]ämlich ein Durchbruch
des Him̃els zu erblicken, wo kein Licht mehr
zu uns gelangt von den uns fernern Stern-
ſchichten. Entgegengeſetzt dieſen ſchwarzen Flecken
Magellaniſchene
Wolken
erſcheinen die Magellaniſchen Wolken, die um
den Süd-Pol Kreiſen in dem Abſtande, wie der

große

große Bär um den Nordpol. Sie [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
lichte Wolken an Glanz der Milchſtraße ähnlich[.]
Weit von dieſem Nebelfleck bemerkt man
Sterne u. es läßt ſich nicht unterſchieden ob
er unauflöſlich iſt oder nicht, u. eben ſo un[ge-]
wiß iſt es, ob ſie außerhalb unſrer Sternſch[icht]
liegen. Die Größe beträgt 8 Mondenbrei[te]
u. 3–4° in längerer Axe. Die Griechen hab[en]
ſie nie geſehen noch beſchrieben, die Arabe[r]
gedenken aber ihrer ums Jahr 1515; ſie ſ[ahen]
ſie im ſüdlichen Arabien u. nañten dieſe Fleck[en]
die weißen Ochſen. Der berühmte Reiſende [Hor-]
ner
vermuthet zwar, daß dieſe Wolken frü[her]
da geſtanden wo jetzt die ſchwarzen Flecke [ſich]
finden; jedoch iſt dieſe Añahme zu gewagt.
Noch will ich hier einiges nachholen was ich [über]
Südliche Kreutz
das ſüdliche Kreutz noch zu ſagen habe. Z[u]
Eudokus Zeiten koñte man noch in Alexan-
drien
einige Sterne deſſelben erblicken, jetzt
nicht mehr. Das α Crucis bleibt jetzt 3[° un-]
ter dem Horizonte. Es ſind 4 ſehr regel-
mäßig in einer Kreutzesform ſtehende Sterne
welches ſenkrecht am Him̃el ſteht, weñ es M[it-]
ternacht iſt u. nach Auf- u. Niedergang ge-
ſenkt ſich erhebt u. neiget. Jm Süden iſt
daher ein gewöhnliches Sprüchwort, es iſt ſchon
ſpät, das Kreutz ſteht ſenkrecht. Der D[ichter]
Dante hat daeſſelben in ſeinem Gedichte: da[s]
Fegefeuer gedacht, wie der Norden dieſe[s]
herrliche Bild niemals zu Geſichte bekom̃[t.]

Ein anderer ſehr wichtiger Gegenſta[nd]
der Aſtronomie iſt außer der Photometrie
die Winkelmeſſung, unter der uns zwei St[erne]
erſcheinen u. ſo liegen uns hier zunächſt [die]
Doppelſterne.
Doppelſterne von Gallilaei beobachtet zue[rſt]

d[ie-]

Fünftes Heft
dieſelbenx nämlich Doppelſterne u. ſtellte die ſcharfsinnige Meinung
Das
Nähern über
die Doppelſterne
auf, daß ſie dazu dienen köñten, die Paralaxen
zu beſtim̃en, durch Beobachtung des optiſchen
Standpunktes den ſie eiñahmen. Herſchel unter-
nahm 1782 aufs Neue dieſe Unterſuchung u.
fand daß ſie dem größten Theile nach in iñerer
Beziehung auf einander ſtehen u. Beſſel hat
dies genau beſtim̃t. Man kañ ſie daher ſehr
uneigentlich Fixſterne keñen. Bei 61 Sternen
des Schwans werden im̃er zwei Sterne von
einer eigenen Bewegung afficirt u. es herrſcht
zwiſchen denſelben ein iñerer Zuſam̃enhang.

Was
bei ihnen zu
betrachten.

Wir werden ihre Zahl u. Natur betrachten,
ihre Farben, ihre Größe u. Zeit der Bewegung
unterſuchen. Bei vielen kañ man in der
Zeit eines Monates ihre ganze Beweglichkeit
bemerken; da nun die nächſten Fixterne
4 Bill. Meilen von uns entfernt ſind, dieſe
aber wenigſtens 12 mal weiter entfernt
Schnelligkeit
der Bewegung.

sind, ſo iſt dies eine unbegreifliche Schnelligkeit.
Die Anzahl der Doppelſterne hat ſich merk-
würdig durch neuern Entdeckungen vermehrt.
Früher kañte man kaum 800–1000. HErr
Struve zu Dorpat hat vor wenigen Wochen
Anzahl
einen Catalog herausgegeben, wo 3112 Dop-
pelſterne verzeichnet ſind, von denen wir
2300 ſeiner eignen Thätigkeit in d. Entdeckung
derſelben verdanken. Er hat nicht nur un-
terſucht wie ſie vertheilt ſind; ſondern
auch beſtim̃t, wie von den Sternen 1–3 Größe
unter 5 ein Doppelſtern, von 6–7 Größe, unter
12 ein Doppelſtern ſich befindet. Die Entfern-
tern ſind nicht ſo leicht zu finden. Struve
hat entdeckt, daß weñ man Sterne bis zur

7ten

7ten Größe zuſam̃enwirft, unter 11 Sternen
ein Doppelſtern ſich befindet. Da um Sterne 1–7
Größe 33,000 vorhanden ſind, ſo findet man
daß es 3000 [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Doppelſterne giebt. Wäre es bloß
Folge einer zufälligen Projection, ſo wäre
kein Grund vorhanden, warum nicht unter den
kleinen Sternen eben ſo häufig wie unter den
größern ſie zu finden wären; ſie bewegen
ſich aber eigenthümlich u. ſind nur bei den kleinen
Sternen ſchwer zu beobachten. So iſt Caſtor
ein Doppelſtern 2ter u. 11ter Größe; β in
der Leier iſt 4 Fach; σ in Orion 16 Fach
Seit der älteſten diesfäll. Beobacht. von
Merquilin hat man bei vielen die Um-
laufszeit ſchon entdecken köñen. Was [ihre]
Farbe
der Doppelſterne

Farben anbetrifft, ſo kontraſtiren ſie ſ[ehr]
mit einander. Man findet kein Beiſpiel da[ß]
der Größere derſelben der bunte Stern wä[re,]
aber häufig iſt das Beiſpiel, daß ſich zwe[i]
bunte Sterne um einander bewegen. Da d[ie]
Farben derſelben, blau, gelb, grün, roth
ſind, ſo iſt man auf die Jdee gekom̃en, d[aß]
ſie nicht dieſe Farben haben, ſondern nur etwas
mit der Farbenforderung gemein haben, [wie]
Zb. Purpurroth, grün verlangt, was von
[…]unſrer Subjectivität abhängt. Dies iſt
aber nicht der Fall, ſondern ſie haben ihr eig[nes]
farbiges Licht, welches ſtets gleich bleibt u. d[unleserliches Material]
alle Teleskope gleich erſcheint. Nicht nur die St[er-]
ne ſelbſt haben ſolche Farben, ſondern ſoga[r]
die Nebelflecke, wie Zb. der, in der Androm[eda]
grün erſcheint. Merkwürdig iſt es, daß bl[aue]
u. grüne Sterne nie iſolirt erſcheinen, die ro[then]
Zwifache
Bewegung

aber allerdings. Die Bewegung derſelben [verlorenes Material – 1 Wort fehlt]
zwiefach
, entweder um einander oder um ein[en]

geme[in-]

gemeinſamen Schwerpunkt. Körper bewegen ſich
zwar im̃er um einen Schwerpunkt, aber ſo liegt
in unſerm Soñenſyſtem derſelbe in der Soñe ſelbſt.
Oefter bewegen ſich 2–3 Sterne um einen ſolchen
Schwerpunkt. Dieſe Bewegung iſt zu erkeñen,
daß ſich der Poſitionswinkel oder die Diſtanz
verändert, oft iſt die Occultation zweier
Sterne beobachtet, daß ſie nach u. nach in einander
ſchmelzen. So wird wahrſcheinlich in 10–12 Jahren
ein Stern im Herculesbilde wieder hervortre-
ten. Die Schnelligkeit iſt ungeheuer; 10–12° in einem
Jahre. Cahlos bewegt ſich alle Jahr 1°.
Der Stern ξ im großen Fuchs 12° in einem
Jahr, u. da die Anziehungskraft im Verhältniß
ſtets mit den Quadraten der Entfernung, ſo iſt
dies Keplerſche Geſetz ſelbſt auf die fernſten
Räume anwendbar u. das ξ wird in 52
Jahren ſeinen Kreislauf vollendet haben.
Alle Bewegung der Him̃elskörper iſt von Weſten
nach Oſten, nur die Cometen gehen u. ziehen
in allen Richtungen u. daies iſt derſelbe Fall
auch bei den Doppelſternen.

Vulkaniſche
Welträume

Jm Allgemeinen wollen wir jetzt zuerſt
gewiße Räume des Him̃els betrachten, die
wir gleichſam vulkaniſche Welträume
neuen köñen. Alle Sterne die plötzlich
entſtanden u. wieder verſchwunden ſind,
sind in dem Raume des Him̃els zwiſchen
der Cassiopeja u. dem Scorpion entdeckt
Was
man bei den
plötzlich entſtehenden
Sternen zu beachten hat.

worden, u. man bemerkte dabei 1., die
kurze Dauer ihres Aufloderns
2., die Ver-
ſchiedenheit ihrer Farben
, die von weiß
bis zum Verſchwinden ins farbige Spalten
u. 3. ihre beſondern Character ohne eine
Ortsveränderung. Tiÿcheo, Keple[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]r, Kaſſini
die ſolche Sterne beobachteten, fanden bei

denſelben

denſelben nie eine Paralaxe. Die älteſte
Begebenheit von derieser Art, von der wir
Ein Stern
erſcheint 389.

Kunde haben e[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]reignete ſich im Adler, 389
n. C. wo ein Stern aufloderte in der Grö[ße]
wie Venus u. 3 Monate lang leuchtete.
Es wurde ſogar im Scorpion 4 Monate
lang ein Stern geſehen, der den 4ten
Theil des Durchmeſſers des Mondes enthielt.
dergl. 1572
Ein Stern funkelte 1572 in der Caſſiop[e-]
ja zuerſt weiß, dañ gelb, dañ roth,
dañ trüb; [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] der endlich glänzend wie
Venus verſchwand. Er war 16 Mona[te]
lang zu ſehen u. Tÿcho beobachtete ihn
An demſelben Orte wurde ſchon 945
1264, 1572 der Stern bemerkt, ſo d[aß]
man vermuthen kañ, er kom̃e in Perioden
von 319 u. 308 J. wieder u. dürfe 188[0]
ungefähr erſcheinen. Jch möchte dieſen
bezeichneten Weltraum den vulkaniſchen B[unleserliches Material]
desgl. 1670
des Him̃els gleichſam neuen. Jm J. 1670
ſahe Cassini fünf neue Sterne auf einmal
entſtehen, von denen 2 verſchwunden u. 3
desgl. 1604
nochbis jetzt geblieben ſind. 1604. l[unleserliches Material]odert[e]
ein Stern im öſtlichen Fuß des Schlangentr[ä-]
gers auf, den Kepler beobachtete. Es w[ar]
ein Stern 1ſter Größe, der zuerſt gelb, d[añ]
ſafranfarbig, dañ purpurroth, dañ blaßroth
leuchtete, u. in Jahresfriſt verſchwand.
Es war grade die Zeit der Conjuncti[on]
von Jupiter u. Saturn 1604, in deren
Nähe dieſer Stern aufloderte; Mars
ſtand gleichfalls nicht weit davon ab;
ſo daß Kepler auf mÿſtiſche Jdeen hieb[ei]
gerieth, im Geiſte jener Zeiten. Es war

die

die Frage, ob dieſer Stern, nicht der
Stern der Weiſen ſei. Jdler hat hierüber
eine vortrefliche Unterſuchung angeſtellt,
um aus der Conjunction dieſer Geſtirne
desgl. 1670
Chriſti Geburt zu beſtim̃en. 1670 er-
ſchien nahe der Gegend des Schwans ein
Stern, den Pater Anhtelm entdeckte;
er war 3ter Größe u. verſchwand
bald; er wurde 1671 noch einmal von
Cassini geſehen. Wie ſich bei den Azoren
Jnſeln aus dem Meeresboden erheben; ſo
leuchten hier Sterne auf, u. verſchwinden.
So ſagt man daß im Siebengeſtirn ein
Stern verlohren gegangen ſein ſoll, doch
dieſes mit Unrecht; aber im Perſeus
Veränderun-
gen der Sterne
im Perſeusbilde

verändern ſich noch Sterne ganz peri-
odiſch in 2 Tagen 20 MSt. 48 M. wie dies 1781.
unterſucht worden iſt. Eine ſehr regel-
mäßige Veränderung erleidet auch
η im Antinou[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]s u. der Wechſel iſt
7 Tage. Eben ſo unregelmäßig verän-
dern ſich andere Geſtirne Zb. Mira im Wall-
fiſch, bemerkte Caſſini 1596, der in einem
Jahr von der 2 zur 3ten Größe abnim̃t,
u. deñ ganz verſchwindet. 1600 beobachte-
ten Antelm u. Kepler einen veränderlichen
Stern in Schwan, der 19 Jahre lang leuchte-
te, dañ bis zum Stern 3ter Größe herab-
ſank u. jetzt als Stern 6ter Größe ſchim̃ert.
Eine Veränder. iſt zwiſchen dem Sternbil-
Caſtor u. Pollux
der von Caſtor u. Pollux wahrgenom̃en,
von dem Caſtor im̃er lichtſchwächer jetzt
wird; ſo iſt auch der Stern δ des gro-
Stern δ
im Bären licht-
ſchwächer ge-
worden.

ßen Bären lichtſchwächer geworden, der
noch zu Tÿchos Zeiten ein Stern zweiter

Größe

Größe war. Die Urſache dieſer Ver-
Urſachen
dieſer Verände-
rungen.

änderung iſt ſchwer zu erklären. Sind
es vielleicht linſenförmige Körper die
rotiren u. uns von Zeit zu Zeit den
Rand der Scheiben nur zeigen; oder haben
die Körper dunkle Flecken, die das Licht
ſchwächen? Es köñen auch wohl dunkle
Welten ohne Licht oder in ſchwachen Licht-
prozeſſe begriffen ſein, oder daß von
Zeit zu Zeit dunkle Körper die hellen
bedecken; aber merkwürdig bleibt es
daß dieſe Veränderungen nur in dem
Him̃elsgebiete zwiſchen u. in der Cassiopej[a][,]
Schwan u. Fuchs wahrgenom̃en werd[en.]

16. Vorlesung, 29. Dezember 1827

Wir haben 1., die entferntern Nebelflecke
Ueberſicht
betrachtet, deñ ſind wir 2., zu der betrach-
tung unſerer iſolirten Sterninſeln,
wozu
unſer Planetenſyſtem gehört übergegan-
gen u. 3., werden wir uns mit der Topo-
graphie unſeres Soñenſyſtems ſelbſt beſch[äf-]

Fortgeſetzte Betrach-
tung der Sternſchicht, zu
der unſer Planetenſyſtem
gehört.

tigen. Wir fahren fort ad 2. [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]Wir bleib[en]
ſtehen bei den Revolutionen die ſich in die-
ſen fernen Räumen ereignen
, u. ich hoffe
in der heutigen Stunde mit dem zu ſchließen
was ſich auf unſe[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]re Sternſchicht bezieht.
Form derſelben
Weñ die Form derſelben beſtim̃t werden
ſoll, ſo muß bei den Sternen zweierlei
unterſucht werden 1. Jhre Entfernung
von der Erde u. 2. die Gründe für di[e]
Geſtalt derſelben in der Erſcheinung. Wi[ll]
Entfernung
von uns

man añehmen alle Sterne wären gleich
groß, ſo folgt bei ihrer ungleichen Erſchein[ung,]
daß ſie verſchiedene Weiten haben müßte[n]
u. umgekehrt, daß weñ ſie alle gleich

weit

weit entfernt wären, ſie eine ſehr
ungleiche Größe haben müßten. Eine mittlere
Größe derſelbe kañ aber hier jeden Falls
angenom̃en werden u. es iſt Wahrſcheinlich-
keit wie 50000 : 1. daß einige uns viel
näher ſind u. als Folge der Projection
ſich näher einzeln zu ſtehen ſcheinen. Her-
Stern-Eichun-
gen.

ſchel hat dieſe Stern-Eichungen vorgenom-
men u. die Tiefen unterſucht. Jn der Milch-
ſtraße ſind alle Sterne am häufigſten zuſam-
mengedrängt, am Ende derſelben nehmen
ſie mehr ab u. die Pole der Milchſtraße
ſind faſt leer von Sternen. Wäre die
Milchſtraße nicht Projection, ſo wäre
es ſonderbar, daß grade im größten
Kreiſe für unſer ſo höchſt unbedeutendes
Planetenſyſtem die Sterne ſo zuſam̃en-
gedrängt ſein ſollten. Es giebt einen
iñern Grund dafür, daß die ſternan-
häufende Kraft im Jñern ſtärker zu-
ſam̃engedrängt erſcheint, als im äußern.
Nach Wahrſcheinlichkeitsmeſſungen kañ man
añehmen daß die große Axe der Stern-
Axe unſerer
Sternſchicht

ſchicht 800 Syriusweiten, die kleinere
140–150 ſolcher Weiten beträgt. Ob
unſere Sterninſeln von ſternenleeren
Räumen ganz umgeben wären iſt ſchwer
zu beſtim̃en, doch bemerken wir, daß
ſich denſelben an den Polen beſonders Nebel-
flecke derſelben nähern, u. ſie mit anderen
Sternenſchichten vielleicht in Verbindung ſtehen.
Wo ſteht un-
ser Planeten
Syſtem

Unſer Syſtem ſteht nach Wahrſcheinlichkeiten
zwiſchen dem Adler u. Syrius, in dem

Ver-

Verhältniß wie 3 : 5. Keineswegs iſt
Milchſtraße
die Jdee neu, unſere Milchſtraße als eine
Anhäufung der Sterne zu betrachten, ſon-
dern dies war in den früheſten Zeiten be-
kañt. Die Milchſtr. via lactea, von
einem ſpaniſchen Mönche, Jakobsſtraße genañt,
theilt ſich beim Schwan, wo ſie zwei Sterne
theilen, bei den Füßen des Centauren.
Am ſchmällſten iſt ſie bei dem Kreutze.
Eine Zone von Nebelflecken geht durch
die Jungfrau, nach der Bildhauerwerckſtatt.

Bewegung
die bei deñ
Fixſternen beo-
bachtet wird

Wir kom̃en zur Bewegung der Fixſterne
u. verſtehen hierunter nicht die relative
Bewegung der Doppelſterne, die nicht Fo[lge]
der Projection, oder Aberration oder
[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]Rotation der Erdaxe iſt, ſondern die
der Fixſterne allen eigenthümlich iſt in ſo-
fern ſie ihre Stelle unter einander ver-
ändern. Unſer Soñenſyſtem ſcheint ſich gegen
das kein des Herkules zu bewegen u. die
Bewegung der Fixſterne koñte ſomit Folge
unſerer eignen translation ſein. Hierüb[er]
wurden viele Unterſuchungen angeſtellt,
u. weñ erſtere Bewegung gleich in An-
rechnung gebracht wird; ſo bleiben
deñoch kleine eigenthüml. Beweg. für d[ie]
Fixſterne übrig, wie ich dies ſelbſt be-
obachtet habe u. dabei geſehen, daß ſeit
la Caille, welches jetzt von Felloid am
Cap beſtätigt iſt, daß die Sterne 1ſter
Größe am ſüdl. Him̃el eine kl. Bewegung
absolute
Entfernung

äußere zZb. Aldebaran. Die abſolu[te]
Entfernung
der Sterne iſt uns freilich n[icht]
bekañt, wir köñen ſie aber deñoch z[iem-]
lich genau beſtim̃en. Es geht uns hier, wi[unleserliches Material]e
es faſt bei ſämtlichen ſtatiſtiſchen Nachrichten

de

der Fall iſt, daß die Beſtim̃ungen zwiſchen
Grenzen die bekañt ſind, eingeſchloſſen
werden, wie man ſagt, der Mañ befin-
det ſich in einem Alter zwiſchen 30–40 Jahren.
Faſt alle Zahlen über den Staatshaushalt
ſind in ſolchen Grenzen eingeſchloſſen, u. dar-
um doch richtig. Wir lernen die Entfer-
nung der Geſtirne durch deren Paralaxe
keñen. Die Weltbeſchr. begnügt ſich frei-
lich nur hier als Thatſache anzuführen, daß
ſich die Fixſterne in einer nicht zu meſſenden
Entfernung befinden, von denen die nächſtens
von uns 4 Billionen Meilen abſtehen. Paralaxe
Paralaxe
derſelben

derſelben heißt der optiſche Ort den
die Sterne eiñehmen, weñ die Erdbahn
einen Durchmeſſer von 40 Mill. Meilen hat,
u. die Erde in 6 Monaten an beiden Enden
des Durchmeſſers ſich befindet. Ungeach-
tet dieſes ſo verſch. Standpunktes der
Erde wird eine Veränderung der
Geſtirne doch nicht wahrgenom̃en. Mit
unſern vollkom̃enen Jnſtrumenten köñen
wir jetzt Winkel unterſcheiden von 1 Sec [verlorenes Material]
ja auf 3/10 Sec. Hieraus läßt ſich genau
Wirkliche
Entfernung der
Fixſterne

beſtim̃en daß der nächſte Fixſterne durch
200,000 Erdweiten entfernt iſt.
Wegen
Beſtim̃ung der Paralaxe der Fixſterne
glaubte Brinklei in Dublin, bei dem
α in der Leier, der wegen ſeiner Lichtſtärke
ſich auszeichnet, eine ſolche bemerkt zu
haben. Herr Pont in Grenwich hat hierüber
die genaueſten Beobachtungen mit eingemauerten
Teleskopen angeſtellt u. gefunden, daß die
Paralaxe noch nicht 2/10 einer Sec. betrage
u. dieſer Stern dieſen wenigſtens 4 Bill. Meilen
entfernt ſein mu ſenß.

Bei

Bei Sternen erſter Größe kañ man auch
den Durchmeſſer ſo genau beſtim̃en, als wie ich
Zb. sage; der Mañ iſt wenigſtens über 40 Jahre
Añähernde
Beſtim̃ung des Durch-
meſſers der Fixſterne.

alt. Der Mond giebt nämlich in einer
Zeit-Secunde, eine halbe Sec. des Bogen[s.]
Hätte der Stern eine Secunde Raum, ſo
würde der Mond 2 Sec. Zeit brauchen ihn
zu decken, dieſe Bedeckung iſt aber au-
genblicklich, abgerechnet die zuweilen
bemerkt Jnflection des Lichtes. Der Stern
Größe des
Sterns Veja

Veja hat Herſchel wie eine kl. Scheibe ge-
ſehen von ⅓ Sec.
Durchmeſſer, daher der
DurchmeſſerEntfernung wenigſtens 4 Bill. ſein muß,
u. der Durchmeſſer 34 mal größer, als
der der Soñe. Durch die Reſultate der
Unterſuchungen von Huÿgens u. Hallei
iſt die Beobachtung der Fixſterne jetzt nicht mehr
ein Theil der Beſchauenden ſondern jetzt
der meſſenden Aſtronomie geworden.

Meinungen
der Alten über
die Geſtirne

Schon im Plutarch kom̃t es vor, daß
Ariſtarch von Samos behauptet, daß die
Soñe ein Fixſtern ſei u. daß die Erde um
die Soñe ſich drehe. Thales behauptet [eben-]
falls, die Soñe ſei ein Fixſtern. Heracl[ides]
von Pontus
ſagt, die Sterne beſtänden
aus Erde Luft u. Waſſer. Die Pytago-
raeer
lehrten, daß die Fixſterne eine Rotati-
on haben.

Was wir mit
Sicherheit von den
Sternen ſchon wiſſen

Wir wollen jetzt unterſuchen was
wir mit Sicherheit von den Sternen wiſſen
Wir wiſſen die Exiſtenz derſelben u. der
Exiſtenz
Lichtnebel ganz unumſtößlich; wir erblick[en]
ſie deutlich durch das Herrſchelſche Fern-
rohr, welches die Trabanten des Saturn
u. Uranus ſichtbar machte. Dañ keñen
wir mit Gewißheit die Zahl derſelben.
Dañ die Farben, wie ſie ſelbſt bei einige[n]
ſich veränderten. – Jhre Geſtalt

keñt

Allgemeine Bemerkungen
Um einen Anhalt und Ueberſicht zu geben, will
ich hier mittheilen, wie ich die Zeit eintheilenverwenden
will, um die Gegenſtände der Vorleſung
abzuhandeln
:
den Prolegomenen widmete ich 9 Stunden
der Allgemeinen Materie – 1    〃   
der Aſtronomie will ich widmen 10    〃   
   und zwar: den Nebelflecken u. Fixſternen – 5 Stunden
   den Planeten und Cometen – 5    〃   
der Beſchreibung der Erde: 22 Stunden
   und zwar: dem feſten Theil der Erde – 5 Stunden
   dem Ozean und Luftkreiſe 5    〃   
   der Geogr. d. Pfl. und Thiere 6    〃   
   den verſch. Menſchenraçen 6    〃   
Obgleich man ſich in ſolchen Dingen nur zu leicht
verrechnen mag.
keñt man nicht, wohl aber die Geſtalt
der Gruppen. Ferner keñen wir das
Minimum der mittlere Gruppen der Ent-
fernung, das Minimum ihres Durchmeſſers.
Vollkom̃en ungewiß iſt noch, was ſich auf
ihre Projection bezieht; ungewiß was
zu unſerm Syſtem gehört; ungewiß
ob die Nebelflecke entfernter als die
Sterne 3 und 4ter Größe ſind; obgleich
es wahrſcheinlich iſt, daß die Sterne 3ter
Größe weiter ſein köñen.

17. Vorlesung, 2. Januar 1828

Wir kom̃en jetzt 3., zur Betrachtung
3. Betrachtung un-
seres Soñenſyſtems.

unſeres Soñenſyſtems ſelbſt, welches von
größerm Jntereſſe ſein dürfte. Von der
Soñe
Soñe ſelbſt erhalten wir die Wärme u.
das Licht, welches überdies, beſonders der
violette Strahl, chemiſche Veränderungen
hervorbringt u. die magnetiſche Spañung der
Erde veranlaßt. Die Soñe iſt ähnlich den
Fixſternen u. es bewegen ſich um ſie die Pla-
neten als dunkle Körper. Es iſt noch nicht ent-
ſcheiden ob die Haupt u. Nebenplaneten
alles Licht von der Soñe erhalten, oder
eine ihnen eigenthümliche Phoſphoreſcenz ent-
Neben-Planeten
doppelte Erleuchtung

wickeln. Es findet bei den Nebenplaneten
eine doppelte Erleuchtung ſtatt; erſtlich
von den Soñenſtrahlen, u. dañ von dem Re-
flex derſelben von dem Haupt-Planeten.
Beim Monde Zb. giebt dies das aſchfarbene
ErdlLicht, weñ ein Theil deſſelben von der
Soñe erleuchtet iſt, die Erde. beiläufig ſey her

noch

noch einer andere Färbung der Mond-
ſcheibe erwähnt, indem dieſe ſelbſt bei
einer totalen Mondfinſterniß nicht ganz
verſchwindet, welches Licht von der Atmos-
phäre der Erde reflectirt wird. Das
ganze Soñenſyſtem hat jetzt eine größere
Zahl
der Planeten

Zahl von Planeten als man ehemals glaubte
u. beſteht aus 11 Haupt-Planeten u. 18
Neben-Planeten oder Monden; u. 2 Cometen
iñenhalb der Bahn der Planeten; u. wohl
Tauſenden die außerhalb derſelben ſich bewegen
Wahrſcheinlich giebt es hiebei noch eine große
Zahl kleiner Körper oder Aeroliten, die auf
einen oder den andern Planeten fallen. Zu
unſerm Syſtem muß endlich auch die nebelartige
leuchtende Materie gerechnet werden, die wir
unter dem Namen des Zodiakal-Lichtes ſchon
erwähnt haben. Bis jetzt haben die Planeten den
falſchen
Name Jrrſtern
für Planet.

Namen Jrrſterne behalten, obwohl ſie dies nicht
ſind, wohl aber die Cometen ſo genañt werden
köñen. Das ein Centralkörper in der Mitte
ſteht iſt jetzt unumſtößlich bewieſen u. keine Jdee
mehr; doch wurde dies ſchon um Alterthum ge-
Keñtniß
des Alterthums
von unſerm Syſtem

ahnet. Ariſtarch von Samos koñte nicht nur
die [unleserliches Material]Rotation der Erde, ſondern auch ſelbſt
deren Translation. Unter den 6 Arten der
Körper unſers Syſtems ſind zwar die Planet[en]
Planeten
dem Raume nach
unwichtig

dem Räume nach am unwichtigſten; aber am
wichtigſten für uns durch das materiell prakti-
ſche, welches wir deren Keñtniß verdanken.
Würden wir die Planeten nicht keñen, ſo w[ür-]
de uns Vieles unbekañt geblieben ſein, was
wir von der Dichtigkeit der Erde, des Mondes
u. ſeinen Paralaxe, von der Soñe etc. wiſſen
Mehrere
ein eigen
es
Licht

Einige derſelben haben ein eigens ſchwach
phosphoriscirendes Licht Zb. Venus. Eben [verlorenes Material – 1 Wort fehlt]

glaubt

glaubt man auch von Uranus u. Veſta
welche letztere beſonders ein viel ſtärke-
res Licht zeigt, als man nach ihrer Größe
vermuthen ſollte. Der Planet Mars
zeigt ſich in rothem Lichte u. die Jupiters
Trabanten ſelbſt in farbigem, Blau u.
Orange. – Eine intereſſante Beobach-
tung iſt es, zu ſehen, wie die Erfahrung
hierin in der neuern Zeit auf eine un-
begreifliche Weiſe zugenom̃en. Die Alten
Wie
viel Planeten
kañten die Alten.

zählten nur 5 u. nim̃t man Soñe u. Mond
als Planten dazu, ſo halten ſie 7 Jrr-
ſterne. Sie zählten ſie in folgender
Reihfolge ſo wie ſie dieſelben am Entfern-
teſten hielten. Zuerſt Saturn, dañ Jupiter,
Reihfolge der-
selben nach Entfernung
angenom̃en.

Mars, Soñe, Venus, Merkur, Luna.

Von ihnen allein läßt ſich die Periode
Grund der Ordnungs-
folge unſerer Wochen-
tage.

der Woche ableiten u. weñ gleich die
gewöhnlichen Wochentage eine andere
Stellung als die oben gedachte añehmen:
ſo entſpringt dies aus der Sitte jede
Stunde mit einem Planetennamen zu bezeichnen
u. daß dieſe den einzelnen Stunden vorſtan-
den, zählt man nun die 1ſte Stunde des
Soñtags bis zur 24ſtenx)nach oben erwähnten Reihenfolge
. so trifft die erſte
Stunde des folgenden Tages, auf den Mond-
tag etc. etc. daher der Grund der jetzigen
Ordnungsfolge. – Die ſo häufig ſich
ereignenden Mondfinſterniſſe ſchrieb Sim-
plicius
u. Andere den Planeten zu, die
in größerer Anzahl ſich noch behändenxx)als damals bekañt war.
.
Erſt ſeit 1610 wurden die Jupiters Tra-
Entdeckung
der Jupiterſtra-
banten

banten bekañt. 1655 wurde der ſechſte
Trabant entdeckt., 1671 d. 7te. 1672
d. 5te 1673 der 2 u. 3te von Casſini.

Entdeckung des
Uranus

1781. wurde Uranus von Herſchel entdeckt.
|: Man hatte ihn zwar ſchon 1690 geſehen, ihn aber
für einen Fixſtern gehalten, wie Zb. der En-
ke
ſche Comet ſchon längſt geſehen worden, aber
von Enke zuerſt in die Bahn der Planeten gebracht
worden iſt, u. daher nach ihm genañt wird. :|

Entdeckung
der Cometen hat jetzt
weniger
wWerth.
Man legt jetzt auf Entdeckung der Cometen
nicht mehr die Wichtigkeit die früher darauf
gelegt wurde; indem der Aſtronom Pons
jetzt oft 4 Cometen in einem Jahre entdeckt.
Entdeckung
der Trabanten
des Uranus

1787. wurde der 1. u. 2.te Trabant des Ura-
nus entdeckt
, 1790 der 3 u. 4te. 1796.
der 5 u. 6te deſſelben. 1801 d. 1 Jan.
desgl. der
kleinen Planeten

wurde Ceres von Piazzi gefunden, vom
durch einen Schreibfehler; indem er daſelbſt
vergebens einen Fixſtern aufſuchten. 1802
entdeckte Olbers die Pallas, 1804 Die
Juno, 1807 die Veſta, geleitet nach rei-
ner Theorie, daß daſelbſt Trüm̃er von
einem großen Planeten zu finden ſein müßt[en.]
Wie hierüber Lagrange die vortreflichſte
Auskunft gegeben. Jm 1J 81818. wurde die Ent-
desgl. der
planetariſchen
Cometen

deckung des planetar. Cometen gemacht
zwiſchen dem Merkur u. den Aſteroiden
1826. ders Cometen von Biela. So ſind im
kurzen Zeitraum 5 Hauptplaneten, 8 Sate-
liten u. 2 Cometen von ſechs deutſchen Aſtro-
nomen gefunden worden. Seit einem halben
Jahrhundert iſt durch fleißiges beobachten
die Zahl derſelben verdoppelt worden.
Harmonie
des Ganzen unter-
suchen.

So wie in der vergleichenden Erdkunde man
ſich bemüht zu ſehen, in welcher Harmonie
das Ganze ſteht, ſo wollen wir dies auch
bei den Planeten verſuchen u. die
einzelnen Geſetze derſelben beobachten
Entfernung
d. Planeten.

Wir betrachten zuerſt ihre Entfernungen

Die Erde

Entfernung der
Erde von d. Soñe.

Die Erde iſt 108 Soñendurchmeſſer, oder
20½ Mill. Meilen von der Soñe entfernt;
des Saturn
Saturn 1030 Soñendurchmeſſer, Uranus
des Uranus
doppelt ſo weit od. 19 Erdweiten von
der Soñe od. 400 Mill. Meilen. Welche
Entfernung derjenige Comet hat, der am
weiteſten von der Soñe abſteht, kañ man
nur nach Analogie ſchließen. Zb. iſt der
Entfernung
de[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]s Cometen

Comet von 1680, 3½ mal ſo weit als
Uranus entfernt, der von 1811. der
3300 J. Umlaufszeit braucht, 22 mal
ſo weit als Uranus. Hieraus ſehen
wir, daß das Planetenſyſtem der kleinſte
Kleiner
Theil des Soñenſyſtems
sind die Planeten

Theil vom ganzen Syſtem iſt, deñ der
ganze Abſtand des Uranus von der
Soñe iſt nur der 10,000 Theil der Syriusweite,
u. nehme ich das ganze Soñenſyſtem nebſt
den fernſten Cometen, ſo kañ ich dies 200
mal in dieſen Raum noch hinein ſetzen.
Größe der
Planeten hat keinen
Zuſam̃enhang mit der
Entfernung derſelben

Jn Hinſicht der Größe der Planeten zu ihrem
Abſtande von der Soñe giebt es keinen
Zuſam̃enhang u. fortſchreitende Progreſſion.
der kleinſte
u. größte aller
Monden.

Der kleinſte aller Monden iſt der iñerſte
im Saturnsringe, der größte iſt der 3te
des Jupiters u. der 6te des Saturns.

Jhre Abſtände in Halbmeßern des Hauptpla-
neten ausgedrückt liefern folgende Reſul-
tate. Saturns Monde ſind in der Mittel-
Jhre Ent-
fernungen
vom
Haupt-Planeten

zahl drei Halbmeſſer; die des Jupiter
fünf Halbmeſſer u. die des Uranus 13
Halbmeſſer entfernt; der Mond der Erde
iſt 60 Halbmeſſer derſelben weit, alſo ein
ſehr entfernter Trabant. Die Abſtände

der

der Planeten von der Soñe erregten
ſchon in der früheſten Zeit große Aufmerkſam-
keit u. die Pythagoräer bildeten hierüber
Keplers
Syſtem der Abſtände
d. Planeten von
der Soñe.

sich Sätze. Erſt Kepler aber brachte
ihren Abſtand in eine regelmäßige Reihe
u. behauptete, daß darnach ein neuer Pla-
net noch gefunden werden müße. Es iſt
dies der bekañte Satz, nach welchem, wie
ich den Abſtand des Merkur = 4, añehme
der Abſtand der Venus 4 + 3 iſt, der Erde
4 + 2 ∙ 3, ders Mars 4 + 4 ∙ 3, des
Jupiter 4 + 16 ∙ 3, des Saturn 4 + 32 ∙ 3,
des Uranus 4 + 64 ∙ 3. Es fehlte in dieſer
Reihe 4 + 8 ∙ 3. u. in neuſten Zeit
wurden zwiſchen Mars u. Jupiter die Aſte-
roiden entdeckt, deren Entfernung 4 + 8 ∙ 3
Richtung
der Bewegung.

iſt. Alle Haupt- u. Nebenplaneten bewe-
gen ſich in einen Richtung um die Soñe, [unleserliches Material]-
lich von Weſten nach Oſten; die Cometen
aber gehen in allen Richtungen. Gegen
den Soñen-Aequator neigt ſich, am
wenigſten Merkur, nur 3°, am meiſten
Pallas, 37°8′, Juno 16° etc. etc. Die Mon[d-]
neigung iſt wenig verſchieden von der
Neigung der Erdaxe; hingegen die Ura-
nusmonde ſtehen ſenkrecht auf ihrer Bahn
bei den Jupiter u. Saturns-Trabanten
bemerken wir, daß die entferntern M[onde]
mehr geneigt ſind als die nähern. Etwas
Gemeinsames
der Bewegung aller
Monde um ihren
Hptplaneten

gemeinſames haben alle Monde, daß ihr
Umlaufszeit um den Hauptplaneten gleich
iſt der Rotation um ihre Axe, u. daß
Alle, dem Hauptplaneten nur eine Seite
zeigen. Jm allgemeinen haben die Bahn[en]

der

der Planeten wenig Excentricität.
Juno u. Pallas hingegen ſehr bedeutende
u. faſt der 4te Theil der mittlern Ent-
fernung von der Soñe oder 0,25 Mars
0,09, Venus 0,006. Hienach iſt die Quan-
tität der Flexticität ſehr verſchieden,
u. beſonders iſt die abnorme Form der
Pallas u. Junobahn ſehr merkwürdig.

18. Vorlesung, 5. Januar 1828

Jn dieſen etwas beſchwerlichen numeriſchen
Beſtim̃ungen müßen wir noch einiges über die
Dichtigkeit der
Planeten

Dichtigkeit der Planeten anführen, ehe
wir zur Betrachtung allgemeinerer Reſultate
über dieſelben übergehen; namentlich über
den Unterſchied, der zwiſchen den Planeten
zwiſchen der Soñe u. den Aſteroiden u. denen
zwiſchenjenſeits der Aſteroiden ſtatt findet. Ferner
ihre Atmoſphäre
werden wir die Atmoſphären der Planeten
unterſuchen, u. zugleich die atmoſphäriſchen
Veränderungen unſers eignen Erdkörpers
betrachten, in ſo fern dadurch climatiſche
Veränderungen hervorgebracht ſind, u. die
nach einigen Naturforſchern periodiſch, oder
durch den Stoß eines andern Weltkörpers
veranlaßt ſein köñen; indem jetzt Tropen-
gewächſe u. Palmena[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]rtige Farrenkräuter
da gefunden werden, wo ſie jetzt des Climas wegen
nicht mehr wachſen köñen.

Was die Dichtigkeit der Planeten betrifft,
ſo keñen wir ſie mit ziemlicher Sicherheit
Dichtigkeit
nim̃t mit dem Ab-
ſtande von der
Soñe ab.

bei ſieben derſelben. Die Dichtigkeit derſel-
ben nim̃t mit dem Abſtande von der Soñe ab.
Letztere iſt nicht am dichteſten; ſondern weñ
Waſſer = 1 gerechnet wird, ſo iſt die ſpeci-
Ueberſicht der
Dichtigkeit der
Planeten

fiſche Schwere der Soñe = 1,2 etwa wie
Salpeterſäure od. Grobkohle; Merkur
= 20–21 wie etwa Platinakörnen; Venus
5 bis 5,2 gleich Eiſenglanz; Dichtigkeit der

Erde

Erde 4,8 bis 5,4. wie Magnetſtein,
Mars 3,3, ſo ſchwer als Augit. Nach
den kleinen Planeten folgt in der Dichtigkeit der
Planeten eine auffallende Verſchiedenheit. Ju-
piter iſt kaum 1,08 dicht, etwa wie Meer-
ſchaum; Saturn = 0,44 etwas leichter als
Tañenholz; Uranus hingegen 0,9 wie etwa
Waſſer ſelbſt oder Sodium. Deshalb
brauchen dieſe Planeten nicht grade aus Flü-
ßigkeiten
zu beſtehen; es köñe ſehr feſte
Beſchaffenheit
desr planetariſchen
Körper.

dichte Maſſen ſein, die nur iñerhalb große
Räume haben oder porös ſind, wie Zb.
Bim̃ſtein der = 0,7 des Waſſers iſt; ſie
köñen aus irdiſchen Stoffe u. oxiden beſtehen
wie Zb. Mandelſtein der im Baſalt gefunden
gewiß ſehr ſchwer iſt, aber in Mexico ſo ſpon-
diös iſt, daß dieſe [unleserliches Material]d[unleserliches Material]oliden faſt auf dem
Waſſer ſchwim̃en u. in [unleserliches Material]ahrheit Kortex mit den
Pferdehufen die Häuſer Mexicos die aus dieſe [Steinen]
erbaut waren, zerſtampfen ließ. Will ich
eine Keñtniß von der Maſſe haben ſo muß
Berechnung
der Dichtigkeit
der Planeten

mir das Volumen bekañt ſein. Die Dichtig-
keit erhalte ich,
weñ ich die Maſſe oder Schw[unleserliches Material]e[re]
durchs Volumen dividire. Die Planeten
ziehen ſich nach der Quantit. ihrer materiel-
len Ttheile an. Aus der Erfahrung wie ſich
die Planeten gegenſeitig ſtöhren u. einer
gegen den andern angezogen wird, hat [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
mit vieler Genauigkeit die Maſſen der[ſel-]
ben berechnet. Um nun die Dichtigkeit der-
ſelben zu finden muß man ihre Größe keñen
durch Arago ſind ziemlich genau ihre Dur[ch-]
meſſer bekañt u. zugleich geſehen welche
äußerſte Stöhrung Jupiter auf die Pall[as]
ausübt. Die Cometen haben ſo geringe
Maſſen, daß einer derſelben nur 0,005
Dichtigkeit der Erde geweſen. Jm Durchſchnitt haben [die]
iñern Planeten eine 5 mal größere Dich-

tigkeit

tigkeit als die äußere. Ballt man
alle Planeten in eine einzige Kugel, ſo
Wieviel Maſſe
hat die
Soñe?

hat deñoch die Soñe noch 560 mal mehr
Maſſe od. wägbarer Theile u. 825 mal
mehr Volumen als alle Planeten zuſam̃en
Jupiter?
genom̃en. Jupiter allein hat ¾ v. der
Maſſe allen Planeten, u. Jupiter u. Sa-
turn zuſam̃en iſthabe 20 mal mehr Maſſe,
als der Reſt aller anderer Planeten.
Venus
Venus iſt an Quantität der materiellen
Theilen der Erde faſt gleich. Bei den
Monden ſollte man glauben, daß ſie als
Satelliten düñer ſein müßten, dies iſt aber
nicht der Fall. Unſer Trabant verhält
Mond
sich zur Erde = 1 : 0,47 u. iſt ſo dicht
wie Quarz oder Bergkriſtall. Bei den
Jupiters Monden ſind 3 dichter als er ſelbſt
u. ſie verhalten ſich 1,7 : 1. Faſſen wir
Ueberſicht
der Dichtigkeiten
u. des Volu-
mens.

dies zuſam̃en, ſo ſind die iñern Planeten
von geringerem Volumen; deñ nehme ich das
Volumen der Erde = 1 ſo iſt die Mittel-
größe der 4 nächſten Planeten = 0,5.
Bei der äußere Planeten iſt hingegen das
mittlere Volumen = 780. Jñere Planeten
haben im Durchſchnitt eine Dichtigkeit zwiſchen
Platina u. Magnet, die äußere hingegen
die von Waſſer, u. iſt ſomit die Dichtig-
keit der iñere 5 mal größer, als die
Aeußere
Planeten grö-
ßere Durchmeſſer
u. ſchnellere Ro-
tation

der äußere. Die äußere Planeten
haben ungleich größere Durchmeſſer u.
eine ſehr ſchnelle Rotation iñerhalb 10 Stun-
den; die iñere hingegen faſt alle einen
Erdentag, nur Mars rotirt in 24½ Stunden.
Aeußere Planeten ſind mondreicher
u. zählen 17 Satelliten u. eine ringförmi-
ge Reihe (oder einen Ring) von Monden. Bei den äußereiñere Pla-

neten

neten hat nur die Erde einen Mond. Bei
den äußere Planeten bemerkt man Zonen
oder parall. Streifen. Man hat ſie Verdickun-
gen
der Atmoſphären genañt, es iſt aber nicht
wahrſcheinlich, daß es etwas ähnliches von unſe-
Schiefe der
Eccliptik der
iñern Planeten

rer Atmoſphäre iſt. Die Jñere Plane-
ten haben ferner mehr Schiefe der Eccliptik
die Venus 72°, Merkur, Mars u. Erde
zwiſchen 20–28°. Uranus ſteht ſenkrecht
auf ſeiner Bahn u. Jupiter iſt kaum
3° geneigt. Erſt ſpät entdeckte man
Jhre Umlaufs-
zeit

die Umlaufszeit von Allen. Die Um-
laufszeit von Jupiter, Venus, Mars, be-
ſtim̃te Cassini zwiſchen 1665 u. 71. Rota[ti-]
on von Saturn beſtim̃t Herſchel 1780.
Merkur wurde erſt 1800 von Schrötter
Abplattungen
beſtim̃t. Die Abplattungen der Planeten
ſind ſehr verſchieden. Mars Abplattung
beträgt trotz der langſamen Umlaufs-
zeit 1/15, die der Erde 1/290, die des Jup[.]
1/14, die des Saturn 1/11, die des Uranus
iſt noch unbeſtim̃t, obgleich ebenfalls ſehr be-
trächtlich. – Wie kom̃en jetzt zu ein[em]
Erklärung
des Phänomens
der Verſteinerungen etc. etc.
von org. Dingen an den
Orten, wo ſie jetzt
nicht exiſtiren.

Phänomen welches hier auf Erden mit orga-
niſchen
Dingen im großen Zuſam̃enhange ſteh[t]
u. wovon ich hier einiges erwähnen wi[ll,]
obwohl das Nähere die Geognoſie lehren
wird. Wir finden nehmlich Thiere, die th[eils]
jetzt noch leben, theils ihnen ähnlich ſind in
untergegangenen Geſchlechtern in Erdſchichten
eingefüllt, auf deren Oberfläche ſie jetzt
nicht leben köñten. Es ſind hierdurch Jd[een]
geweckt worden, daß die jetzige [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
Veränderung
der Erdaxe

der Erdaxe ſei verändert worden.
Die Temperatur kañ auch eine Verände[rung]
Soñenfackeln
erlitten haben, durch die ſogenañten Son[nen-]

fackel[n]

fackeln, die jederzeit in hellerm Licht den
ſich zeigenden Soñenflecken vorangehen.
Eine Veränderung der Lichtſtärke, kañ wohl
eine Veränderung der Temperatur nach ſich
ziehen, ob aber erſtere nicht ſehr gering
wirkt im Verhältniß der eigene iñern
Wärme der Erde, ſoll an einem andern
Orte unterſucht werden. Eine andere
Schiefe der Ecclip-
tik

Urſache der erſt gedachten Erſcheinung iſt
soll die Schiefe der Ecclyptik ſein. Dieſe iſt
ſeit 2900 J. bekañt, u. die Aelteſte Beobach-
tung iſt in einem chineſiſchen Manuscripte
enthalten, welches uns der Jeſuit Hobil
mittheilt, ſ. Sie iſt hiernach im Abnehmen begrif-
fen u. es würde, weñ ſie gleich Null
wäre dadurch ein ewiger Frühling ent-
ſtehen. Durch analÿtiſche Arbeiten des Laplace
iſt aber beſtim̃t, daß die Schiefe nicht im̃er
abnehmen wird; ſondern daß ſie perio-
periodiſch
diſch iſt. Die Dauer der Periode iſt
wenige gewiß als die Quantität. Die
Maxima ſind hiernach um 1½° verſchieden
keinen Einfluß
auf die Klimate

was auf die Klimate keinen Einfluß haben
kañ. – Eine andere Erklärung iſt auch
die, daß eine Veränderung der Klima-
te nicht periodiſch, ſondern durch gewal-
Zuſam̃entreffen
mit einem
Cometen.

tige Zertrüm̃erung durch ein Zuſam̃en-
treffen
mit einem Cometen entſtanden
ſei. Obgleich die Cometen eine große
Düñigkeit haben, ſo köñte deñoch durch
die große Schnelligkeit ein feſtiges Zu-
ſam̃entreffen
, welches dieſe Revolutionen
bemerkte, ſtatt gefunden haben; u. es
bleibt noch zu unterſuchen, ob dadurch
die Reſultate entſtehen koñten, die
wir jetzt erblicken.

Die

Neigung des
Aequators

Die Neigung des Aequators beſtim̃t ſtets
die Länge des Tages, ſo wie die Höhe d[er]
Soñe davon abhängig iſt, die wieder d[ie]
Verſch. des Tages u. der Nacht beſtim̃t. D[ie]
Umlaufszeit der Planeten um den Centra[l-]
körper beſtim̃t wieder die Länge oder
Dauer der verſch. Jahreszeiten. Durch
Abſorbtion der Lichtſtrahlen wird die
Wärme hervorgebracht. Steht die Soñe
unter 45° ſo iſt ſdie Wärme das Mittel
von dem weñ ſie unter 75°. iſt Fallen die
Strahlen niedrig, ſo werden ſie von
der Fläche faſt Alle zurückgeworfen
während dem, weñ ſie im Zenit[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen] ſteht[,]
die Mehrzahl der Strahlen abſorbirt wir[d,]
freie Wärme entſteht. Zwiſchen 70° u. 9[0°]
iſt in Anſehung der Wärme kein großer
Unterſchied; aber bedeutend wird derſel[be]
in dem Verhältniß zwiſchen 20° u. 40°.

19. Vorlesung, 9. Januar 1828

Jn der letzten Stunde wagt ich es eine [Er-]
Wiederholung der
Hypotheſen über die
climatiſchen Veränder.

klärung der möglichen climatiſchen Ver[än-]
derungen zu
geben. Jch erwähnte d[ie]
Ggrößere Excentricität der [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Planeten[-]
bahnen
, die ſolches veranlaſſen koñte[n,]
ferner wie die Lichtſtrahlen der Soñe [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
oder die Soñenfackeln dies vielleicht
bewirkten. Jch erwähnte die Hypoth[eſe]
von der Abnahme der Ecclyptik, di[unleserliches Material]
lange gültig ſein koñte, ehe die Peri-
ode von 25–28000 J. entdeckt war
in welcher dieſe Abnahme überhaupt [unleserliches Material]
1½° beträgt, u. daher keine Einflü[ſſe]
auf das Klima äußern kañ. Desha[lb]
koñen wir doch unterſuchen, was die
folge von einer veränderten Eccl[yp-]
tik
wäre, u. was geſchehen wäre

Was würde ge-
ſchehen, weñ der Aequa-
tor ſenkrecht auf
der Bahn ſtände?

weñ der Aequator ſenkrecht auf der
Bahn ſtände, oder weñ es mit der Erdbahn
zuſam̃enfiele? Je größer die Schiefe der
Eccliptik iſt, deſto größer iſt der Unterſchied
der Jahreszeiten, fiele aber die Erdaxe
u. Erdbahn zuſam̃en ſo würde in jeder
Hemiſphäre eine Zeit Tag u. eine Zeit Nacht
ſein, u. die Soñe in jeglicher Breite ein-
mal im Zentith u. einmal im Nadir ſte-
hen. Stünde aber die Erdaxe ſenkrecht
Erdaxe
senkrecht.

auf der Bahn, ſo wäre Tag u. Nacht
gleich u. die Höhe der Soñe ſtets gleich
der Höhe des Aequators. Es würde
an jedem Orte eine ewig gleiche Tempe-
ratur herrſchen, u. nach der Breite
deſſelben die mittlere Temperatur, die
für Berlin etwa 6°,8′ wäre. Dem
letztern Zuſtande iſt Jupiter ſehr nahe,
der erſtern Rand der Erde, auf ihrer
Bahn, kañ keinen Grund abgeben für
die Tropengewächſe die wir im hohen
Norden finden; deñ weñ gleich dabei ein Pal-
menklima allenthalben ſein kañ, ſo lange
die Soñe im Zenit ſteht, ſo iſt doch die
Zeit viel zu kurz, umdaß in derſelben
große Gewächſe gedeihen köñten, u. bald
tritt als dañ die kalte Jahreszeit ein.
Jch ſelbſt habe zwar Bergpalmen ge-
funden Zb. Wachſpalme, deren untere
Grenze 900 Toiſen u. deren höchſte Grenze
1500 Toiſen, alſo etwa 9000′ iſt;
allein auch in dieſer bedeutenden
Höhe herrſcht doch noch die mittlere

Tem-

Temperatur von 10° Reaumur wie [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
Mailand. Hieraus ſehen wir da[ß]
Palmen weniger Som̃erwärme bedür[-]
fen; alsber sie im Winter leiden ſie; allein
Jedoch in einer Höhe von 1700 Toiſen, oder bei
einer gleichen Temperatur mit Berl[in]
wachſen keine Palmen mehr; u. weñ [die]
Erdaxe ſenkrecht auf der Bahn ſtänd[e,]
ſo würden Palmen doch nur gedeihen
bis Jtalien, u. höchſtens bis ins mittlere
Frankreich; dies kañ daher kein Grun[d]
abgeben für das Daſein der Tropengew[äch-]
ſe in den Polargegenden. Es

Es bleibt mir noch übrig einiges [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
Atmoſphäre
der Planeten.

die Atmoſphären der Planeten zu er[wäh-]
nen. Man nahm an, daß ſich alles ma-
terielle in Gas verwandeln köñe [u.]
den Körper damit verhülle, wie [der]
Verſuch ſchon lehrt, wonach Queckſil[ber]
ſich auflöſet u. Zb. eine darüber geſa[verlorenes Material]
Geldplatte amalgamirt, u. daß ſich [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
Stoffe ſo auflöſen. Dies iſt jedoch nich[t]
der Fall, wie auch ſchon das angeführt[e]
Beiſpiel bloß im Som̃er, u. in der Hit[ze]
Atmoſphäre
d. Erde.

ſtattfindet. Wie weit iſt jedoch d[er]
Luftkreis u. wie iſt der Stoff begrenz[t,]
deñ wir noch Luft neñen? Man hat [da-]
durch die Däm̃erung unterſucht u. die H[öhe]
derſelben beſtim̃t. Die Atmoſphäre in [der]
Höhe von
9–10 Meilen.

Höhe von 9–10 Meilen würde dort [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
das Barometer nur einen Druck von ½ [Linie]
[unleserliches Material – 1 Wort fehlt] u. gleich dem Vacuum unt. [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] Luftp[umpe]

ſe[in.]

Sechſtes Heft.
Es iſt im Streit darüber entſtanden, ob die
Ueber
das Verſchwinden
der Atmoſphäre.

Atmoſphäre, die ſich aus der Erde bildet, sich nicht
endlich im Weltraume verliert, u. ob die
ſpecifiſche Schwere, mit den Kraft der Luft
La Place
im Gleichgewicht ſteht. Laplace glaubt daß
unſere Erde die Atmoſphäre des Mondes angezogen;
deñ ſie iſt dort ſo gering, daß man ſie Luft-
leer neuen köñte. Wäre dies der Fall:
ſo hätten andre Planeten uns ſelbſt die
Atmoſphäre entziehen u. um ſich verdichten
köñen; wie dies beſonders von der Soñe
anzunehmen iſt. Der neuere berühmte Na-
WollastonWolaston
turforſcher Goulaston behauptet dagegen,
daß die Atmoſphäre bei jedem Planeten
ihre Grenze habe, u. ſich im Raume nicht
verlieren köñe. Weñ man beſonders
beim Jupiter große Streifen bemerkt, die
ſich bewegen; ſo rührt dies nicht von der
Atmoſphäre, ſondern vielleicht von Flüſſigkeiten
auf der Oberfläche des Planeten ſelbſt her;
indem die Trabanten weñ ſie denſelben
vorbeigehen weder dunkler leuchten noch lang-
ſamer gehen, welches der Fall wäre weñ
ſie der Atmoſphäre ihres Planeten ſich näher-
ten.

Die Bergmaſſen
der Planeten

Die Bergmaſſen ſind ſehr verſchieden
bei den iñern u. äußern Planeten. Man
nahm an, daß in der ſüdlichen Hemiſphäre auf
der Erde die höchſten Berge zu finden wären
allein ſie ſind bis jetzt gemeſſen u. die höchſten Berge sind gefunden
worden, ſäm̃tlich, unter 34–36° N.B.
Der Aſtronom Schroetter ha[unleserliches Material]t die höchſten
Berge der Venus
Berge auf der Venus gefunden, 26,000 Toiſen,

La Hire

La Hire behauptet, daß die Berge des
Merkur 4 Montblanc’s Höhen, oder etwa
Mondberge
19000 Toiſen enthielten. Die Mondberge
Zb. der Leibnitz iſt 4200 Toiſen Hoch,
oder 1/209 des Mondhalbmeſſers, während
die größten höchſten Berge der Erde nur 1/74[6]
des Erdhalbmeſſers oder 4700 Toiſen [unleserliches Material – 1 Wort fehlt][.]
Die Berge koñten ſich vielleicht dort höher
erheben; indem die Schwerkraft des Mondes
5 mal geringer iſt, als die der Erde. Auf
den kleinern Planeten findet eine noch
geringere Anziehung ſtatt. – Erlauben
Sie nur noch einiges über die Gefolge de[r]
Gefolge
der Bewegung

Bewegung der Planeten zu ſprechen. Wir kön[nen]
nichts zufällig neñen; ſondern nur faktiſch, ſo
lange wir die Geſetze nicht keñen. Die Phä[no-]
mene ſind von der iñern Wirkung der Planeten
abhängig, für die wir noch keine Regel ge-
funden haben. Es iſt, als weñ wir die Conti-
nente der Erde betrachten u. noch keinen Grund
angegeben wiſſen, warum das feſte Land
nach Norden u. Oſten hingedrängt iſt. Doch ka[ñ]
ich dies nicht zufällig neñen, obgl. mir die Ge-
ſetze nicht bekañt ſind, die erſt anfangen, w[ie]
mir die Grundurſache bekañt iſt. Kepler
gebührt das Verdienſt in Hinſicht der Beweg[ung]
der Planeten Geſetze aufgeſtellt u. gefunden
zu haben, die Newton erſt begründete[.]
Merkwürdig iſt, daß ſich fünf große A[ſtro-]
nomen
auf einander folgten u. zum Theil gleich-
zeitig lebten von der Entdeckung Amer[ikas]
bis in die Jugendjahre Friedrichs II. Co[per-]
nikus
, Tycho ſtirbt 1601, Kepler

Gal

Galiläi ſtirbt im Jahr wo Neuton geb.
wird. Die berühmten Keplerſche Geſetze
ſind folgende:

1. Die Planeten bewegen ſich Ellypſen u. die
Soñe ſteht im Breñpunkt.

2. Die Sectoren der Planetenbahnen ver-
halten
ſich wie die Zeiten der durchlau-
fenen
Räume.

3. Die Quadrate der Umlaufszeiten verhal-
ten ſich wie die Würfel der mittlern
Entfernungen, woraus die Abſtände
gefunden werden köñen.

Das letztere Geſetz fand Kepler durch die Ueber-
einſtim̃ung zwiſchen den Terzen, Oktaven. u. den
regulairen Körpern. Es war d. 15 Mai 1618
als er das Geſetz entdeckte, unglückl. ſich führte
daß es nicht in ſich übereinſtim̃en wollte, indem
er einen gemachten Rechnungsfehler nicht gleich
entdeckte sah; allein nach 2 Monaten zu
ſeiner größten Freude den Jrthum fand, u.
das ganze Geſetz deutlich ausſprach.

20. Vorlesung, 12. Januar 1828

Wir werden in dieſer Stunde anfangen
Beſchreibung
der Weltkörper
selbſt.

die Weltkörper ſelbſt zu beſchreiben u.
zuerſt reden von den Planeten zwiſchen der
Soñe u. der Erde, u. dañ zwiſchen dieſer
u. dem Uranus; ferner betrachten wir
als dañ die Cometen, ſowohl außerhalb
als iñerhalb der Planetenbahn, u. dañ
endlich die Aerolithen, die höchſt wahrſcheinlich
kleine ſelbſtſtändige planetariſche Erſch.
ſind. Da letztere viel gemeinſames mit den
irdiſchen Stoffen haben; ſo werden wir
ſie erſt im geognoſtiſchen Theile abhandeln,
beſonders die wir ſie erſt deutlich
erkeñen, weñ ſie zu uns kom̃en. Jch
fange zuerſt von den Soñe ſelbſt an

Soñe
Sie iſt ein Centralkörper u. hat 825 mal
mehr Volumen u. 560 mal mehr Maſſe oder
materielle Theile als alle Planeten zuſam[men]
in eine einzige Kugel geballt. Der Durchm[eſ-]
Durchmeſſer
ſer derſelben iſt gleich 109¾ Durchmeſſer
der Erde, u. ihre Entfernung von derſel[ben]
Entfernung
20 Millionen u. 871,000 Meilen. Sie iſt ſo [groß]
im Volumen, daß Mond u. Erde zwei mal
ihr ſtehen köñen. Jch liebe nicht ſpielen
Vergleiche, doch köñen ſie dazu dienen ein[e]
deutliche Anſicht des Maßes zu geben. Weñ
demnach eine Kanonenkugel, die mit einer
Geſchwindigkeit von 1500 Fuß in der Secun[de]
fliegt, abgeſchoßen würde, u. in gleicher Ge-
ſchwindigkeit ununterbrochen bliebe; ſo br[auchen]
dieſe von Paris bis Berlin zu gelange[n]
8 Minuten Zeit, von der Erde bis zum Mon[de]
9 Tage u. von der Erde bis zur Soñe
Geſchwindigk.
des Lichts

9 Jahre. Das Licht der Soñe kom̃t zu uns
in 8 Minuten u. 13. Sec. Beiläufig will
ich nur hier erwähnen, daß weñ die Ge-
ſchwindigkeit der Maſſe, die vielleicht d[ie]
Vulkane des Mondes auswerfen, 700
Fuß in einer Secunde betragen möchte
ſie allerdings nur etwa eine vier mal
größere Kraft als Pulver bedürft[en,]
um hieher geſchleudert zu werden.
Was ſehr merkwürdig iſt, daß ſind d[ie]
Flecken
Flecken der Soñe, die am öſtlichen Rand
derſelben entſtehen, u. nach Weſten ſich
bewegen u. in 13 Tagen verſchwinden.
Man hat aus dieſer Bewegung auf die
Rotation
Rotation geſchloſſen, die etwa 25,[12]
Tage dauert. Schon frühe sahe man dieſ[e]
Flecken mit bloßen Augen u. die Anale

der

der Völker erzählen, daß die Hälfte der
Soñenſcheibe einſt verdunkelt geweſen. Dieſe
Epoche iſt in chineſiſchen Analen um das J. 321
n.C.G. angegeben. Große Flecken ſahen die
Arabiſchen Aſtronomen im Jahr 535 und 626,
wobei ſie glaubten, den Merkur in der
Soñenſcheibe geſehen zu haben, welches aber
unmöglich iſt mit bloßen Augen wahrzuneh-
men; da er ſich nur wie ein ſchwarzer
Punkt in der Soñenſcheibe zeigt. Da in
Peru die Soñe viele Monate lang wie
in einen Nebel gefüllt erſcheint, ſo wurden
auch hier ſchon dieſe Flecken in der Soñe be-
merkt. Bei Erfindung der Fernröhre quälte
man ſich bei der Beobachtung der Soñe, indem
man noch nicht kañte ſich der Blendgläſer
dabei zu bedienen. Es entſtand ein Streit
über die Soñenflecken, und als 1610 ſie
Herriot beobachtete ſagten Viele, er
habe Fleck in den Augen gehabt, und ſie nicht
in der Soñe geſehen. Jch habe dieſe Flecken
Beſchaffen-
heit der Soñen-
flecken.

selbſt lange beobachtet und gefunden daß
ſie kohlſchwarz ſind, von einem Halbſchatten
oder aſchfarbenen Rande umgeben; rund um
dieſelben befinden ſich helle Lichtadern.
Die Flecken entfernen ſich vom Aequator
nicht weiter als etwa 30°. Es erſcheinen
zuerſt helle Lichtfackeln und alsdañ kom̃t
nach zwei Stunden ein ſchwarzer Flecken.
Der ihn umgebende Halbſchatten iſt vollkom-
men begrenzt. Es war von Profeſſor
Huyzon 1773. eine feine Beobachtung, daß
die Penumbra, weñ der Flecken mitten in der
Soñe ſteht, gleich groß iſt, an einer Seite

beim

beim Entſtehen des Flecken ſchmale und auf [der]
[Abbildung] Erſcheinung der Soñenflecken

[Abbildung]

Beim Entſtehen am
Rande der Soñenfläche

[Abbildung]

Jn der Mitte
derſelben

[Abbildung]

Beim Verſchwinden
derſelben

andern breiter erſcheint und dies beim Ve[r-]
ſchwinden
deſſelben der umgekehrte Fall iſt[.]
Die nebenſtehende Figur wird dies v[er-]
Erklärung
der Penumbra
von Bode

deutlichen. Eine gewöhnliche Erklärung [die]
auch von Bode angenom̃en, iſt die, daß d[ie]
Soñe ſelbſt kein leuchtender ſondern ein [opa-]
ker Körper iſt, mit einer lichten Photoſphäre [um-]
geben. Dieſe elaſtiſche Flüßigkeit macht
zuweilen aus uns unbekañten Urſachen trich-
terförmige Oeffnungen. Jn der Tiefe derſel[ben]
erblicken wir den Soñenkörper ſelbſt, d[er]
uns ſchwarz erſcheint; die geſchwächtern The[ile]
des Lichts in dieſer trichterförmigen Oeffn[ung]
erſcheinen uns als dañ aſchfarbig. Allein [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
läßt ſich nicht die ſcharfe Begrenzung der Pen[um-]
bra
erklären; indem dieſe unbegrenzt ſich
bei obiger Erklärung im Lichtmeere [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
desgl. von
Herſchel
und Arago

müßte. Folgende Erklärung von Herſchel
und Arago iſt aber bei Anwendung auf obige
Phänomen ganz hinreichend. Man kañ [añeh-]
[Abbildung]
men daß der Soñenkörper nach nebenſtehe[nder]
Figur von zwei Wolkenſchichten eingehüllt
wird, von denen die obere leuch[unleserliches Material]tend, die
untere minder leuchtend iſt; ſo bald die
iñere elaſtiſche Flüßigkeit die Wolken an-
einander treibt; ſo wird, weñ das
Auge im Standpunkt a iſt, der ſchwarz[e]
Fleck der obern Fläche der Soñe α und β
von der Penumbra γ δ regelmäßig
eingeſchloſſen erſcheinen; befindet ſich dagegen
das Auge im Standpunkt b, ſo wird zw[ar]
ein gleicher ſchwarzer Fleck sichtbar [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
aber die Penumbra [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]wird auf einer Se[ite]

verſch[win-]

verſchwinden, während ſie nach gewöhnlich
optiſchen Geſetzen auf der andern Seite zu-
Soñe
opaker Körper

nim̃t. Die von allen Aſtronomen jetzt nicht
mehr bezweifelte Jdee, daß die Soñe ein o-
paker Körper
ſei, wurde noch vor wenigen
Jahren als eine Tollheit betrachtet u. es
glückte einem Advokaten, aus dem Umſtande,
daß ein junger Menſch zu Oxford eine Abhand-
lung hatte drucken laſſen, worin er bewies,
Durch dieſe
Behauptung wird
ein junger Menſch
von d. Todesſtrafe befreit.

daß die Soñe ein dunkler Körper ſei u.
der darauf eines Verbrechens wegen zum
Tode verurtheilt wurde
, hieraus zu bewie-
ſen, daß der Delinquent nicht bei Siñen
ſei, weil er ja kurz vorher eine ſo
unerhörte Behauptung gewagt hatte, u.
ihn ſomit von der Todesſtrafe zu befreien.
Meinung
Herſchels in Be-
treff der Soñen-
flecken

Herſchel ging von der Vorausſetzung aus,
daß viele Soñenflecken die Wärme hindeu-
ten, u. da dieſe in Epoche erſcheinen, ähn-
lich den Erſcheinungen des Nordlichts die oft
20 J. lang ausbleiben; ſo ſtellte er
Tabellen auf, über die Verhältniße der
Koropreiſe u. der erſchienenen Soñenflecken.
Obwohl dies eine ſonderbare Conjunction
iſt, ſo darf man doch die Jdee nicht für
unvernünftig erklären. Eine merk-
würdige Entdeckung der neuern Zeit
Soñenlicht
beſteht aus
dreierlei Strah-
len

iſt die, daß das Soñenlicht aus dreierlei
Strahlen
beſteht, ſolche die chemiſch
wirken, die magnetiſch ſind u. die
leuchten. Durch das von Rochon 1775
erfundene priſmatiſche Fernrohr kañ
man die Strahlen ſcheiden, u. man findet

hier

hier, daß der violette Strahl gar nicht
erwärmt, wohl aber der rothe. Das
Maximum der Wärme erſteht jedoch d[a]
wo man kein Licht ſieht, außerhalb des
rothen Strahls. Der kälteſte iſt der violet[te]
Strahl. Dieſer Verſuch iſt leicht anzuſtellen
indem man die Strahlen auf verſchiedene
Termometer leitet. Scheint das Soñenlicht
anhaltend auf Waſſer, ſo entwickelt ſich die
Kohlenſtoff u. bringt eine grüne Colorati[on]
hervor. Jai Lussac fand, daß eine Miſchung
Soñenlicht
veranlaßt Ex-
ploſionen

von Chlor u. Waſſerſtoff auch bei dem ſchwäc[h-]
ſten Soñenliche explodirt.
Der violette Strah[l]
einzeln explodirt ſogleich u. wirkt chemiſch
der rothe Strahl hingegen nicht; ſelbſt in einem
roth gefärbtem Gläase entſteht diekeine Exploſion
wohl aber im violetten. Auch die bolognieſe[r]
Lichtſteine leuchten ſogleich im violetten Strahl,
während ſie im violettenrothen verlöſchen. Die
Verſuche von Mo[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]rietimi u. Msstr. Som̃erville
Violetten
Strahl magne-
tiſirt Eiſen.

thun [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] dar, daß der violette Strahl Eiſen
vorzügl. magnetiſch mache
, der rothe nicht,
ſo wie erſterer auch den größten Einfluß
auf das grün werden der Pflanzen hat.
Am meiſten leuchtet der gelbe Strahl.

Man hat vermuthet, daß durch das
unaufhörliche Ausſtrömen des Soñenlichts
der Durchmeſſer der Soñe endlich abnehmen
müßte; doch iſt dies nicht der Fall nach
den neueſten Beobachtungen. Die Stärke
Stärke des
Soñenlichts

des Soñenlichts iſt 300,000 mal ſtärker
als das Licht des Vollmondes
. Das Licht
hängt von dem Stande der Soñe ab, u.
ſteht die Soñe 66° u. wieder 19° Höhe,
ſo verhält ſich die Lichtſtarke wie 3 : 2.

Reiſend

Reiſende, die zuerſt die Tropen gegend
betreten, wird die große Helligkeit des
Tages beſonders bemerklich. Eine Frage iſt
Die Soñe
ſcheint am Rande
nicht heller wie im
Centro.

es, ob die Soñe am Rande heller ſcheint
wie im Centro? erſteres ſollte nach der
Jdee Keplers der Fall ſein, da ſich hier
die Atmoſphäre verdichtet. Dies iſt wohl
wahr, jedoch ſind die Quantität der
Strahlen von der Richtung der Flächen
abhängig, u. ſie verhalten ſich wie die
Sinus der Winkel mit den Flächen ſelbſt.
Die fliehenden Flächen ſtrömen mehr Licht
fort u. ſo giebt das Centrum ſo viel Licht
als die Ränder ſelbſt. Auch wird die
Vermuthung beſtätigt, daß das ausſtrö-
mende Licht eine gasförmige Materie iſt,
deñ man kañ das letztere oder Gaslicht
ſofort vom Lampenlicht. Dadurch unterſcheiden,
daß bei erſterem Polariſation ſtatt
Benutzung
des Soñenlichts

findet. Herr Gaus hat verſucht das Soñenlicht
im Spiegel aufzufangen
u. auf die Spitzen
der Thürme etc. behufs der trigonometr. Mes-
ſungen zu leiten; wo er es deutlich in eine
Entfernung von 7–8 Meilen noch ſehen koñten.
Einige Aſtronomen wollen bei der Beobachtung
der Soñenſcheibe, Aerolithen vorbeiziehn
Aerolithen
ziehen vorbei

geſehen haben. Andre glaubten dies wären
Vögel geweſen die in unſerer Atmoſphäre
vorbeizogen, welches aber nicht anzunehmen
iſt, da dies mit einer Geſchwindigkeit von 40–50
Fuß in einer Secunde geſchehen müßte.

Bei der Soñe findet eine doppelt Bewe-
Bewegung
der Soñe

gung ſtatt, zuerſt die ſchwankende Bewe-
gung des Centrums, die etwa 60 Meilen

beträgt

beträgt, u. durch die Schwerkraft der
Planeten erregt wird. Die andere Bewe-
gung iſt die der Translation in der lin-
ſenförmigen
Stern-Schicht ſelbſt.

21. Vorlesung, 16. Januar 1828

Wir gehen jetzt zu den Planeten über, die
untern Planeten
untern Planeten genañt werden, weil ſie
von der ellyptiſchen Erdbahn eingeſchloſſen
werden u. von denen wir bis jetzt den
Merkur u. die Venus keñen. Jſt ihn
Standpunkt zwiſchen der Erde u. Soñe, so
befinden ſie ſich in der untern Conjunc-
untere
u. obere Conjunc-
tion

tion, ſo wie jenſeits der Soñe in der
obere Conjunction, wo ſie viel erleuch-
Merkur
teter uns erſcheinen. Merkur iſt mi[t]
bloßen Augen ſehr ſchwer zu ſehen, u. Co[per-]
nikus
bereuete es auf dem Sterbebette[,]
denſelben nie geſehen zu haben. Jn den
Tropen-Gegenden wird es bei reiner At-
moſphäre viel leichter ihn zu erkeñen.
Lichtſtärke
deſſelben

Seine Lichtſtärke iſt viel größer als di[e]
des Jupiter u. ſeine ſcheinbare Größe va-
Scheinbare
Größe
wirkl. Größe

riirt von 4½–11 Secunden. Sein
SDurchmeſſer beträgt 580 Meilen, der
Umlauf 87 Tage u. ſeine Bahn iſt am
meiſten excentriſch außer der, der
Planeten Juno u. Pallas. Seine Entfer-
Entfernung
nung von der Soñe beträgt 8 Millionen
Meilen, während hier beiläufig geſagt d[ie]
Erde 21 Mill. Meilen von der Soñe u. de[r]
Mond 51,000 Meilen von der Erde ent-
Keñtniß
über der Egÿpter
von dem Umlauf
szeit
des Merkurs
fernt iſt. Schon die Egypter nahmen
an, daß Merkur u. Venus ſich um

die

die Soñe drehen oder vielmehr um den
von ihnen angenom̃enen Weltheerd, welches
den Copernicus auf ſein Sÿſtem leitete.
Erſt im J. 1800 iſt die Umlaufszeit des-
ſelben beſtim̃t worden. Durch Meſſun-
gen von Schroetter angeſtellt, will man
auf dem Merkur hohe Berge bis zur
Berge.
Höhe von 58000′ gefunden haben. Die
Rotation iſt durch die Lichtgrenze bemerkt
Umlaufs-
zeit Beobacht.

worden u. Harding beobachtete den
Umlauf eines Fleckens. Noch iſt es zwei-
felhaft, ob er eine Atmoſphäre hat, oder
ob die beobachteten Veränderungen
von den Flüßigkeiten der Oberfläche
herröhren. Mit Recht koñte man ver-
muthen, daß man erſtere beim Durchgange
durch die Soñenſcheibe wahrnehmen köñte;
allein ich habe ſelbſt bei dieſer Beobachtung
in Lima nichts davon wahrgenom̃en.

Durchgang
durch die Soñe.

Der erſte Durchgang des Merkur durch die
Soñe wurde zuerſt von Gasse[unleserliches Material]ndi beobach-
tet, der Kepler vorhergeſagt hatte. Jn
neuerer Zeit ging Halle dieſer Beobachtung
wegen nach St. Helena, um beſonders
hieraus die wahre Entfernung der Erde
von der Soñe zu beſtim̃en, obwohl die
Venus dazu viel dienlicher geweſen.
1832 u. 1835 werden die nächſten
Durchgänge eintreten, welches letzten Jahr
auch noch dadurch merkwürdig werden
1835
kehrt der Comet
v. Halle wieder.

dürfte, daß in dieſem d. Comet von Halle wiederkehrte.

Venus
Wir kom̃en zu dem Planeten Venus. Schon
im Alterthum beſtim̃te es Parmenides, daß er
Morgen- u.
Abendſtern.

als Morgen u. Abendſtern erſcheine u. ein
u. derſelbe Stern ſey. Er leuchtet ſo ſtark
Lichtſtärke
daß das Vollmondlicht ihn nur 3000 mal über
trifft. Man ſieht auf ſeiner Oberfläche
große Unebenheiten u. weñ La Hire die
Berge h[unleserliches Material]öher ſchätzt als [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]des Mondes, ſo giebt
Schroeder ſie außer[unleserliches Material]ordentlich hoch, ſelbſt
Höhe der
Berge

bis auf 7 Meilen an. Deutlich erblickt
man auf der Venus Spuren der Däm̃erung.
Ueber ihre Umdrehung iſt ein großer Streit
entſtanden. Jn neuerer Zeit iſt die Geſtalt
des ſüdlichen Hores hiezu benutzt worden
u. man hat gefunden, daß Venus in 23 Stunden
Umdrehungs-
zeit

21 Minuten rotirt, wie dies Dominic Cassini
ermittelt. Ueber den Mond der Venus
Mond
des Venus.

iſt viel gefa[unleserliches Material]belt worden u. Lambert h[at]
ſogar ſchon Tafeln für denſelben berechne[t,]
im J. 1769 beim Durchgang der Venus durch
die Soñe iſt jedoch hievon nichts bemerkt
worden. Die ſehr ſichtbaren Phaſen de[r]
Phaſen
derſelben

Venus ſind ein ganz ſicherer Beweis von
der Richtigkeit unſeres Syſtems. Sie geh[ören]
mit zu den früheſten Entdeckungen durch
die Fernröhre, die geordnet ſo folgen[:]
Folge
der Entdeckun-
gen neuerer
Zeit.

zuerſt ſah man die Soñenflecken, dañ
die Jupiterſtrabanten, dañ den Saturn
Ring, dañ 1610 die Phaſen der Venus.
Sie wird der Nuntius Siderius genañt,
u. Galilai machte folgende Logegriph auf
dieſelbe: Altissimum planetam tergeminum.

Der

Durchgang
der Venus durch
die Soñe

Der erſte Durchgang der Venus durch
die Soñe wurde 1639 beobachtet, dañ 1761.
der berühmteſte jedoch war der von Ceocx
1769 beobachtete auf Otaheite, merkwür-
dig wegen der Beſtim̃ung der Soñen Para-
laxe
, um hieraus die Entfernung der Erde
von der Soñe zu beſtim̃en. HErr Enke hat
Alles zuſam̃engeſtellt, was über die Paralaxe
der Soñe ermittelt worden, u. der Jrthum
hierin ſchwankt zwiſchen 8,5 u. 8,6 Sec.
Die Entfernung von der Soñe wird dadurch
um 1/230 unſicher, was ungefähr in dem Ver-
hältniß ſteht, als weñ man bei Beſtim̃ung
der Höhe der Schneekoppe von 4950 Fuß
um 20 Fuß irrte. Den Abſtand des
Mondes von der Erde kañ man jedoch 13–
14 mal beßer wißen.

Erde.
Jn Beziehung auf die Erde werden
wir hier nur von deren Rotation u.
Translation ſprechen. Die Meſſungen
Meſſungen
der Erde

der Erde, die von 1683–1718 Cassini
u. Maraldi anſtellten, ergaben, daß
am Aequator eine Abplattung ſtatt finde
u. dieſelbe an den Polen zugeſpitzt ſei.
Obgleich ſie hiebei nur unvollkomne Jnſtru-
mente anwendeten; ſo lag doch der Jrthum-
nicht in der Meſſung ſelbſt, ſondern in der
großen Unregelmäßigkeit [unleserliches Material]der Figur der
Oberfläche der Erde, wo gemeſſen wurde.
Maupertuis u. Condamine im Norden u. Süden
haben die Abplattung der Erde an de[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]n

[unleserliches Material]Polen

Polen dargethan, obgleich auch die Meſſungen
des erſtern durch Schwaneberg verbeſſert
worden. Anſtatt 57400 Toiſen für einen
Größe
eines Grades

Grad, fand er nur 57288 Toiſen. Ver-
gleicht man die Gradmeſſungen in Peru
mit denen in Frankreich, ſo beträgt die
Abplattung 1/330, vergl. man die in Frank-
reich mit der in Lappland, ſo beträgt ſo
1/304. Am Wahrſcheinlichſten iſt ſie 1/289 oder
zwiſchen 1/305 u. 1/289. Beobachtungen des
Mondes, weiſen auf das erſtere, geödäti-
ſche Meſſungen auf das zweite Verhältniß.
Die ganze Ungewisheit beſteht darin ob
um den Aequator eine 3500 Fuß höhere
Maſſe aufgehäuft iſt, oder nicht. Die Ex-
Excentricität
d. Erdbahn.

centricität der Erd[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]bah[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]n iſt wie bei
allen übrigen Planeten, außer Merkur
u. Venus im Abnehmen, welche letztere Bahn
hierin zunehmen. Von der Rotation
Rotation
drei Beweiſe

unſeres Erdkörpers köñen wie drei-
1.,
erlei Beweiſe erwähnen, 1., Die Applat-
tung
oder ſphäroidiſche Geſtalt der
2.,
Erde ſelbſt 2., Die Pendelverſuche, die,
weñ ſie ſtille ſtände, an jedem Orte
bei gleicher Länge derſelben, auch gleich
3.,
ſchlagen würden u. 3., der Fall des
Körper ſelbſt.
Wäre die Rotation
der Erde 17 mal ſchneller, ſo würde
kein Körper am Aequator fallen, u.
würde ſie noch ſchneller ſein, ſo würde
alle Körper verſchleuder[n]t werden.

Als das Copernikaniſche Syſtem von der Rotation
der Erde bekañt wurde, kam man auf die
Fall
der Körper

Jdee, daß Körper, die von einer bedeuten-
den Höhe fallen, nicht perpendicular fallen
ſondern wegen des Umſchwungs der Erde wäh-
rend der Fallzeit nach [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Weſten fallen. Dies
verſuchte ſelbſt Tÿcho, der grade das
Gegentheil fand, ohne den Grund ſich erklä-
ren zu köñen. Erſt Neuton ermittelte es,
daß Körper, indem ſie fallen ſchon
die Wurfkraft erhalten, wie Zb. ein
Körper der von der Höhe eines Maſtes auf
ein ſegelndes Schiff fällt, die Bewegung mit
erhält. DieDurch Verſuche, die auf dem Thurme
Asinelli zu Bologna u. von Benzen-
berg
in Hamburg etc. angeſtellt wurden, iſt
die Rotation der Erde unwiderleglich be-
Deviation
der Körper
beim Fall
iſt nach Oſten.
wieſen; indem die Deviation der Körper
beim Fall, nach Oſten ſtatt findet. Von
einer Höhe von 250–60 Fuß betrug
die Deviation nach Oſten 4–5″. Dieſe
Erklärung
Erſcheinung rührt daher, daß der höhere
Punkt der Erde ſich ſchneller bewegt als
der untere, u. daher dem Körper eine
größere Wurfkraft mittheilt.

Beweiſe
für die
Translation

Beweiſe für die Translation der Erde
ſind eben ſo ſicher. Da nach dem Coperni-
kaniſchen Syſtem die Erdbahn 40 Mil. Meilen
Durchmeſſer hat, ſo entſtand bald die
Frage, ob hiebei nicht eine Paralaxe der
Sterne zu beobachten ſein ſollte. Man
ſtellte darüber ſehr genaue Beobachtungen

an

an u. man bemerkte; weñ die Sterne
bei Tage culminiren ſie gegen Süden u.
weñ ſie bei Nacht culminiren gegen Norden
abweichen u. den ſcheinbare Ort derſelben
im̃er dahin geht, wo ſich die Erde hinbewegt.
Die Ellypſe des Sterns iſt gleich 40 Secunde
gleich dem Bogen welchen die Erde in 16 [Sec.]
durchläuft; da aber die Geſchwindigkeit
des Lichts 10000 geſchwinder iſt, als der
Lauf der Erde, ſo erſcheint der Stern in
der Richtung der Diagonale in dem Para-
lelogram der Kräfte. Es iſt hiebei derſelbe Fall, a[ls]
weñ eine Kanonenkugel durch ein ſehr
breites Schiff dringen würde, welches eben
in raſchem Laufe begriffen wäre; offenbar
würde es die iñern Wände in einer ſchräge[n]
Richtung durchdringen u. nicht grade durch
gehen. Der dritte Gegenſtand, über
den wir noch ſprechen wollen u. der mit
dem Bildungsalter der menſchl. Cultur zuſam-
Vorrücken
der Nachtglei-
chen

menhängt. Dies iſt die bemerkte Vorrückung
der Nachtgleichen
, u. dies iſt wirklich, daß
ſich die Erdaxe in 25700 J. um den ganzen
Thierkreis dreht oder einen Kreis beſchreibt.
Urſache
dieſer Erſchei-
nung.

Wäre die Erde eine vollkom̃ene Kugel,
ſo würde ſie in gleicher Lage gegen die Soñe
beharren
u. auf der Erbdbahn in gleicher
Richtung ſtehen bleiben; ſie hat aber eine
gedrückte Pomeranzen-form, u. durch ihre
ſchräge Stellung auf der Erdbahn gegen
die Soñe iſt offenbar der untere Theil ſchwe-
rer als der obere, u. dadurch will ſich
der Aequator auf d. Erdbahn ſenken.

Die

Die Schwungkraft von der Soñe hindert
dies jedoch, u. es entſteht eine ausweichende
Bewegung, n[unleserliches Material]ämlich der Axe, die ſich in
verkehrter Richtung um ſich ſelbſt bewegt.
Eine Kugel würde durch äußere Kraft
keine Stöhrung erleiden, weil allenthal-
ben gleich viel Maſſe wäre; bei der
Abplattung muß aber dies Phänomen
entſtehen, u. die Rotation der Erde
hindert das Zuſam̃enfallen der Ecclÿptik
mit der Erdbahn, u. die Erdaxe geht
dagegen allmählig von Oſten nach Weſten.

22. Vorlesung, 19. Januar 1828

Wir kom̃en zu der Unterſuchung ob die alten
Geben
die alten Monumen-
te Aufſchluß über
das hohe Alter der
menſchl. Cultur?

Monumente auf welchen die Thierkreiſe abgebildet
ſind, u. welche durch die franzöſiſche Expedition nach
Egypten gefunden worden uns Aufſchlüſſe über das
hohe Alter der menſchlichen Cultur geben.
Weñ einige
ſie in das Alter noch vor unſerer Añahme der
Entſtehung der Erde ſetzen, ſo weiſen ſie andere
Unterſuchungen in das Zeitalter der Cäsare. Der
mit einem Koſtenaufwande von mehr als 40,000 Thlr.
Thierkreis
von Tontyra

aus Egypten nach Frankreich gebrachte Thierkreis
von Tontÿra
it ein quarziger Sandſtein, der
jetzt ſchwärzlich ausſieht durch den Fackelrauch beim
frühern Beleuchten deſſelben. Er hat ungefähr 14
Fuß Länge u. eben ſo viel Breite u. die Zeichen
des Thierkreiſes ſind in Spiralform darauf ab-
gebildet. Am Eingange der Tempel ſelbſt ſind dieſe
Zeichen gewöhnlich in zwei Reihen geſtellt. Man
kan nicht Recht añehmen, daß die Zeichen anfangen
mit dem Anfang des Jahres. Da auf dem Stein
das Zeichen des Löwen den Jahresanfang bezeichnet
u. jetzt das Jahr dort mit dem Zeichen der

Jungfrau

Jungfrau begiñt, ſo hat Burkhardt zu Paris [be-]
rechnet, daß das Monument wenigſtens aus der Zeit
n. 4300 v.C.G. ſich herſchreibt. Champollion hat
auf mehreren [D]Mo[c]numenten durch Entzifferung der
Hieroglifhen-Schrift das Wort: Autok[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ratos
geleſen u. glaubt daher, dieſelben in das Zeita[l-]
tor der Cäsare ſetzen zu müſſen. Bei den Völ[kern]
die jährlich nicht einſchalteten, ſondern die Jahr
fortzählten, denen mußte natürlich der Weite
in eine andere Zeit fallen, u. das dauerte 140[verlorenes Material]
Jahr, wo wieder Alles in das alte Geleiſe kam
Syrius-Jahr
u. dies das Syrius-Jahr genañt wird. Betrach-
tet man die Zeichen an ſich, ſo iſt darin die Ord[unleserliches Material]
folge beobachtet, wie ſich die Soñe von ihrem
niedrigſten Standpunkte bis zum höchſten erhebt
u. hiernach bei der Wage im Aequinoction u. i[m]
Steinbock im Som̃er-Solſtitio ſtehen ſollte. Dieſ[e]
recht ſoñige Bezeichnung iſt aber jetzt nicht meh[r]
paſſend; indem ſie im Zeichen des Steinbocks, als de[s]
Thieres der die höchſten Bergſpitzen beſteigt, gra[de]
am tiefſten od. niedrigſten ſteht. Zu dieſer
Veränderung
der him̃liſchen
Zeichen
Veränderung iſt nach Laplace wenigſtens ein
Zeitraum von 15,000 Jahren nöthig. Gewiß
iſt es, daß zuerſt der Mond beobachtet wurde[,]
Zuerſt Beo-
bachtung des
Mondes.

[unleserliches Material]dem zur Zeit des Vollmondes ſeine Häuſer zuge-
wieſen wurden. Dies wendete man hernach
auch auf die Soñe an. Die auffallenſte Aend[e-]
rung die durch die Umdrehung der Axe erfolg[t]
iſt die Polarſternveränderung. Zu des Eud[ox-]
ius
Zeiten ſtand derſelbe im Rücken, jetzt
Polarſtern
verändert
seine Stellung

ſchon im Schwanze des kl. Bären u. ſpäterhin
wird er zum Schwan zu gehen. Jm Alterthum
herrſchte darin ein großer Jrrthum, als weñ
der Polarſtern nicht allenthalben ſichtbar wäre

Plinius erzählt uns von Geſandten aus Ceÿlon
die ſich über die Erſcheinung des Polarſterns wunder-
ten, da ſie ihn dorten ebenfalls doch recht gut
ſehen köñen. Außer der großen Aenderung
der Ecclyptik die in 21–26000 J. ſtatt findet,
erleidet dieſelbe eine kl. Aenderung durch die
Anziehungskraft des Mondes, die in 18 Jahren
etwa 18 Sec. beträgt. Anaximander maß
Schiefe
der Ecclyptik

zuerſt die Schiefe der Ecclyptik, 100 J. vor
Herodot. Er [unleserliches Material – 1 Wort fehlt][erfand]erfand zugleich die Soñenuhren.
Die älteſten genauen Meſſungen finden wir in
chineſiſchen Añalen, in Lojang 1100 J.v.C.G.
Die Schiefe der Ecclyptik beträgt hiernach 23°,
54′, Pythias in Marseille beſtim̃te ſie auf
23°49′, der Araber Ebbenjuns fand ſie
23°36′, Bessel zu Anfang 1800, 23°27′
56″. Die größte Abweichung kañ auf der
Erde höchſtens eine Differenz von 1½° hervor-
bringen
, was eben ſo wäre, als weñ Cadix
in der Gegend von Toledo läge, was doch ſehr
unbedeutend iſt.

Wir kom̃en jetzt zu einem intereſſantern Ge-
Mond
genſtande, zur Betrachtung des Mondes, deswe-
gen, weil uns deſſen phyſiſche Beſchaffenheit viel
bekañter iſt, u. wir beſſerr Beobachtungen auf
demſelben als auf der Erde ſelbſt anſtellen köñen.
So würde es uns ein leichtes ſein vom Monde aus
auf der Erde die nördl. Durchfahrt ins ſtille Meer
Arcadies
zu finden. Die Arcadies glaubten daß ſie
viel älter wären als der Mond u. ihre Väter
ihn nicht geſehen hätten & bekañt iſt die Theorie
von Maupertuis, wonach der Mond früher
ein Comet geweſen deſſen Schweif die Erde angezo-
gen u. zur Atmoſphäre verwandelt hätte.
Arkadien war ein wahres Mondland, Höhlen
u. Klüfte waren demſelben geweihet u. er

soll

soll zuerſt bei dem Kampf des Herkules mit d[em]
Giganten erſchienen ſein. [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]Der Durchmeſſer des
Durchmeſſer
des Mondes

Mondes beträgt 466 Ml. u. Rußland mit ſeinen
aſiatiſchen Ländern iſt größer als die uns ſichtb[are]
Seite des Mondes. Die Axe ſteht ſenkrecht auf
ſeiner Bahn u. die Entfern. von der Erde beträgt
Entfernung
51,800 Ml. u. der Jrrthum dabei höchſtens 1/3300
dies iſt auf einer Baſis gemeſſen vom Cap der guten
Hoffnung wo la Caille hinging [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]bis zu Berlin, w[o]
Lalande Meſſungen anſtellte. Ein Engliſche Schif[fs-]
Capitain, der etwa 5 mal in China geweſen
[unleserliches Material – 1 Wort fehlt]iſt ſo weit gereiſet, als weñ er nach dem Monde
ſegeln ſollte. Die Stärke ſeines Lichtes iſt
Licht-Stärke
300000 mal geringer als das der Soñe. Es
iſt ſchon geſagt, daß deſſen aſchfarbenes Licht von
Aſchfarbenes
Licht deſſelben

der [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]Erde herrührt u. es iſt verſchieden, na[ch-]
dem die Continente oder das Meer dies Licht
reflektiren. Jn dem Monde ſelbſt wirkt
durchaus keine Phoſphoreſcenz. Leonardo da
Vinci
war der erſte der die Erklärung
des aſchfarbenen Lichtes fand, die gewöhnlich dem
Lehrer Keplers, M[unleserliches Material][lin][unleserliches Material – 1 Wort fehlt] zuſgeſchrieben wird.
Bei Mondfinſterniſſen verſchwindet der Mond
gewöhnlich gar nicht, er wird dunkel-röthlich
Erſcheinung
bei Finſternißen

wie mit einem Schleier überzogen, wie ich dies
in Panama beobachtete. Es iſt dies kein Refle[x]
von den feſten Theilen der Erde, ſondern es
iſt dies das von der Atmoſphäre derſelben in
flectirte Licht. Es iſt dies nach der Lage
der Erde verſchieden u. es verſchwindet ganz
od. ein großer ſchwarzer Fleck entſtehet
am Rande der Mondſcheibe, wo die Erdatmos-
phäre nicht inflectiren koñte. Die neueſten
Beobachtungen die ich ſelbſt mit Herrn Arago durch
keine Wärme
die größten Hohlſpiegel angeſtellt habe, geb[en]

durchaus

durchaus keine Spur von irgend einer Wärme
od. Temperatur. – Die Alten die eines Welt-
heerd añahmen u. die Soñe nur als einen
Anſicht
der Alten von
den Mondflecken

Hohlſpiegel anſahen, der das Licht reflectirte
dachten ſich daſſelbe auch vom Monde, u. ſeine
Flecken ſollten die Abſpiegelungen der Erd-
oberfläche ſein. Merkwürdig iſt es, daß die
ein gleiches die
jetzigen Perſer

Perſer noch jetzt daſſelbe glauben; deñ als
der perſiſche Geſandte in Paris auch mich be-
ſuchte, u. ich ihm eine neue Mondkarte zeigte,
ſo lachte er u. ſagte: dieſe Flecke ſind ja
jeden Tag anders u. Theile der Erde, Perſien etc. etc.
Die Flecken des Mondes wurden früher
für Meere gehalten. Kepler hielt ſie für
Berge, die von ihrer verſchiedenen Beſchaffen-
heit auch eine verſch. Farbe angenom̃en. Waſſer
nicht Waſſer
kañ es freilich ſucht ſein; indem auf der
Mondoberfläche die wir ſehen keine horizon-
tale Ebene von einigem Umfange zu finden
iſt. Einige Theile des Mondes ſind im̃r ſchwärz-
lich Zb. der Caesar, welches gewiß von der
Steinart ſelbſt herrührt. Gallilaei maß
Höhe der
Mondberge
3 Methoden dieſe
zu beſtim̃en.

zuerſt die Höhen deſſelben. Man hat drei Me-
thoden
dieſelben zu beſtim̃en, von denen die dritte
die ſicherſte iſt. Man ſieht n[unleserliches Material]ämlich im aſchfarbe-
nen Theile nahe am Rande der Erleuchtung noch
einige Punkte erleuchtet. Aus dem Abſtande von
der Lichtgrenze kañ man die Hohe der Berge
berechnen. Ferner ragen über den Rand der
Mondſcheibe noch Erhöhungen, die gemeſſen
werden köñen u. endlich kañ man aus der
Lange des Mondſchattens ſelbſt die ſicherſten
Meſſungen anſtellen. Man kañ Höhen von
3–500 Fuß meſſen. Auf dem Monde ſelbſt [unleserliches Material]ſten
die Gegenſtände d. Erdoberfläche wie eine Uhr

ſtets

ſtets wiederkehrend kreiſen. Durch das
Schwanken des Mondes ſehen wir von demſelb[en]
etwas mehr als die Hälfte. Galilaei beoba[chtete]
1657 die Titubation, in neuerer Zeit Tobia[s]
Meier
. Die Schwankungen an den Rändern iſt
zweierlei. Die Libration der Länge beträg[t]
6–8°, eben ſo gieb es eine Libration de[r]
Breite oder des Nord- u. Südpols. Wir wür[den]
vielleicht nach ſehr geraumer Zeit auch die andere Hälf[te]
des Mondes erblicken, weñ wirdie Erde nicht ebenmäß[ig]
in ihrem Laufe geſtöhrt würde wie der Mond
Mond
keine zuſam̃en-
hängende Berge

zuſam̃enhängende Kettengebirge wie auf d[er]
Erde, oder wie auf der Venus u. dem Merkur
ſind auf dem Mond nicht vorhanden. Der höchſte Punkt
iſt ungefähr ſo hoch wie der Chimborazzo. Jn
der ſüdl. Hemiſphäre iſt das höchſte Gebirge d[er]
Leibnitz, 4160 Toiſen. Man muß nicht glauben daß
dies einzelne Berge ſind, ſondern ganze Länd[er]
Größe
Erhöhungen

wo ein Flecken ſo groß wie Böhmen iſt. Einige
Berge die unſern ähnlich ſind, ſind ſchwer zu fin[den.]
Auf der Erde kañ man einzelne Berge am Fuße.
Durchmeſſer wohl beſtim̃en u. ſo iſt der Chimborazzo,
am Fuße 5–6000 Toiſen oder 2–3 Ml. breit; im
Monde hingegen ſind das ganze Hochländer, d[ie]
große Aehnlichkeit mit unſern Vulkanen hab[en.]
Selbſt der Aſchenkegel ſteht oft in der Mitte, oft
am Rande derſelben. Die tiefen Riñen kañ m[an]
nicht mit Flußbetten vergleichen; indem ſie mi[t]
andern Kratern wieder zuſam̃enhängen u.
ſogenañte Art von Teufelsmauer bilden. Jn
den Jahren 1783 u. 87. hat man ſich vorzügl[ich]
Mondvulkane
mit dieſe Mondvulkanen beſchäftigt. Graf
Bruehl wollte im aſchfarben Theile lichte
Punkte bemerkt haben u. Schroetter kegelför[mige]
Berge. Die neuern Beobachter ſind jetzt
vollkom̃en vom Gegentheil überzeugt.

Wahrſche[in-]

Wahrſcheinlich ſind bloß Spiegelungen auf den
Felswänden beobachtet worden, welches wie-
derum von der beſondern Lage der Erde her-
rührt; indem, wie geſagt, das Licht verſchieden
reflectirt. Ob es von Jndien u. Afrika, oder
ob es von der Südſee zurückſtrahlt iſt ein
großer Unterſchied; deñ letztere abſorbirt
einen viel größeren Theil der Lichtſtärke, als
erſtere Länder.

23. Vorlesung, 23. Januar 1828

Wir haben uns von der Topographie des
Mondes in der letzten Stunde unterhalten. Die
Mondharte
vortreflichſte Mondharte iſt von Lohrmann
in Dresden, u. auf der königl. Bibliothek hier zu
ſehen. So wie wir auf unſrer Erde einen Un-
terſchied zwiſchen der nördl. u. ſüdl. Hemis-
phäre wahrnehmen, u. die ſüdliche die oceaniſche
ſo wie die nördl. die continentaliſche neñen
köñen; ſo iſt es auch bei dem Monde. Wir
erblicken nur Continente, da bedeutende Flä-
chen worin Flüßigkeiten wären, auf dem
Monde nicht vorhanden ſind, u. keine Ebenen
die den vierten Theil des Quadratinhalts
von Berlin groß ſind. Kettengebirge
ſind gewöhnlich ſehr ſelten auf dem Monde,
aber Umwallungen ganzer Gegenden ſind häu-
fig. Bei ſchwacher Vergrößerung erblickt
man vom Flecken des Tycho weiße Streifen
die bei ſtärkeren Vergröß. minder ſichtbar
Lichtſtreifen
bleiben. Dieſe Lichtſtreifen gehen über Berg
u. Thal fort u. man kañ sich keine Jdee darüber
noch machen, was dies wohl ſein köñte.
Schon bei den Alten iſt darüber die Rede
geweſen, ob es möglich wäre, Werke der
Kunſt auf dem Monde zu erblicken.
Prof. Baeck hat Alles zuſam̃engeſtellt, was

Philo

Philolaus darüber ſagt. Ehe wir d[as]
nähern anführen wird es von Jntereſſe
ſein zu unterſuchen, was wir mit Sicher-
Was kañ
man mit Sicherheit
auf dem Monde
ſehen.

heit von hier aus ſehen köñen. Lond[on]
iſt Zb. die größte Stadt in Europa, ſie
iſt 5 engl. Meilen lang u. 3 Ml. breit u. ha[t]
ungefähr 7/10 geogr. 17 Ml. Flächeninhalt.
Durch eine einfache Rechnung kañ man Gegen-
ſtände von 1800 Fuß meſſen, obwohl ma[n]
kleinere Gegenſtände erblickt ohne ſie gr[ade]
meſſen zu köñen, in einer Höhe von 6–700.
Einen Raum vom Bibliothek-Gebäude bis
zum nächſten Thurm des Gensd’armes Markts
würde man daher bei gehöriger Lichtſtä[rke]
als einen kleinen Punkt betrachten köñen[.]
Weñ man daher auch wirklich Städte v[on]
der Größe Londons erblicken, u. ſelbſt [Ge-]
bäude wie die Pyramiden in Egypte oder
d. Straßburgen Thurm als Punkte ſehen mö[ch-]
te, ſo iſt es doch jedenfalls unmöglich V[er-]
änderungen
dabei wahrzunehmen u. die [unleserliches Material]
nen Linien zu unterſcheiden, u. zugleich un[mög-]
lich Kunſt- u. Naturwerke zu unterſcheiden
weñ wie Zb. in den Vogesen eine Reihe [Ba-]
ſaltfelsen ſich aufthürmen. Weñ in neu[erer]
Zeit Manche nicht nur unternom̃ene Bauten v[on]
den Selenitbewohnern wahrgenom̃en habe[n]
u. Landſtraßen ſahen, wo ſich lebende
Wesen begegnen, ja Felder die geack[ert]
wurden bemerkten u. brunkreſſe an Quel[len]
ſelbſt fanden, ſo gehört dies alleinig [in]
das Gebiet der Einbildungskraft.

Atmoſphäre
deſſelben.

Die Atmoſphäre des Mondes iſt ſo ger[ing,]

daß

Siebentes Heft.
Atmoſphäre des Mondes iſt ſo gering,
Atmoſphäre
des Mondes.

daß ſie gleich dem Vacuum unter der
Luftpumpe zu ſetzen iſt, u. das Barometer
nur wenige Linien hoch ſtehen würde. Die
Strahlenbrechung iſt daher 1000 mal gerin-
ger als bei uns, u. hat d. Atmoſphäre höchſtens 800 Fuß
Höhe. Man will während einer Soñenfin-
ſterniß Spuren der Atmoſphäre wahrgenom-
men haben, die ſich in der Soñenſcheibe durch
einen regenbogenfarbigen Ring zeigte. Einige
ſahen Löcher im Monde, als weñ ein Stern
durch die Mondſcheibe ſchien. Dies wurde
d. 29 Jan. 1778 bemerkt, kurz vorher ehe
aufs neue die Soñe hervortrat. Etwas
ähnliches wurde 1725 in Rom bemerkt, u. Delam-
Tiefe
Ausſchnitte in
der Mondſcheibe

bert hält dies nur für tiefe Ausſchnitte
in der Mondſcheibe
, durch die zuerſt das
Soñenlicht ſchien – Die bemerkten Ringe in
der Soñenſcheibe, die mehrere Minuten betra-
gen, köñen von der einer Atmoſphäre eben
ſo wenig hergeleitet werden, u. ſind viel-
leicht bloße Täuſchungen des Auges. Halle
wollte während der Soñenfinſterniß in der Mondſcheibe blitzen geſehen haben u.
Louvil ebenfalls u. häufig ſieht man kurz
worher ehe das Licht der Soñe kom̃t am Rande
des verfinſterten Mondes eine Menge Raketen
hervorſchießen, was auf Elektricität
Einfluß
des Mondes auf
die Erdbewohner.

ſchließen läßt. Einen großen Einfluß
hat der Mond
auf die Bewohner der Erde,
ſelbſt in ihrer geiſtigen Entwickelung, u.
von Laplace iſt ſehr ſcharfsiñig die Frage
unterſucht; ob der Mond bloß dazu da

wäre

wäre um unſere Nächte zu erleuchten. He[verlorenes Material]
koñte die Schärfung auch ein anderes Mittel f[in-]
den, weñ in dem Augenblick der Entſtehung
des Mondes derſelbe gradeüber der Soñe
geweſen wäre, wo alsdañ ein ſteter
Vollmond ſtatt finden würde. Ferner
erregt der Mond unſere Ebbe u. Fluth
u. dient der Schiffahrt die Längen zu be-
ſtim̃en, welches durch Monddiſtancen beſſ[er]
geſchieht, als durch Chronometer.

Jndem ich im Raume der uns zunächſt lieg[t]
ſtehen bleibe, will ich noch einiges von den
Zodiakallicht
Zodiakallicht erwähnen. Es wurde zuerſt
von Cassini 1683 in Europa bemerkt. Es iſt
beſteht in hellen Lichtſtreifen, die ſenkrecht bis zu den Ple-
jaden heraufſchießen. ErCassini iſt mit der Ueberz[eu-]
gung geſtorben, daß mit demſelben Veränderungen
vorgehen u. er es in ſpätern Jahren ſtärker a[ls]
in den jüngern Jahren geſehen. Unter de[n]
Tropen iſt es ſo häufig, daß es gewiß wöch[ent-]
lich zwei mal erſcheint. Jn einem Mexicani[ſchen]
Manuscript wird vor der unglückbringenden
Ankunft des Cortez dieſes Wunders des Him-
mels erwähnt. Es ſteht mit dem Nordlicht
im Zuſam̃enhange, u. erſcheint häufiger
weñ dies ſeltener u. umgekehrt. Die Ver-
ſchiedenheit der Stärke wechſelt von zwei
zu zwei Minuten, wie ich dies ſelbſt beo-
bachtet.

Mars
Wir kom̃en jetzt zum Planeten Mars.

Er ſollte ſeiner Entfernung nach größer [als]
die Erde ſein, er erhäl[unleserliches Material]t jedoch nur [55/100]
Größe
des Erddurchmeſſers od. 995 Ml. [Die]
Phaſen deſſelben ſind deutlich zu beme[rken.]

Über

Ueber die Abplattung deſſelben iſt noch
Streit, u. wird auf 1/12 beſtim̃t, obgleich
er nur ſehr langsam rotirt. Harding
in Goettingen findet die von Herſchel beſtim̃-
te Abplattung ganz richtig. Man bemerkt
eine Undulation in der Atmoſphäre deſſelben
u. zweierlei Flecken. Zuerſt ſieht man
bewegliche Finſterungen, u. dañ zwei helle
Flecken an den Polen, die in der Nacht des
Merkur heller ſcheinen. Jm̃erhin köñen
letztern für ſtarre Eisfelder angeſehen
werden. Kunovski, den wir gute Beobachtun-
gen verdanken, hat etwas ähnliches bemerkt.
Die Aſtron. La Caille u. de Lalande beſtim̃ten
durch Beobachtungen des Mars die Soñen-
Paralaxe u. Kepler fand die große
Excentricität ſeiner Bahn.

Die 4 kleinen Planeten
Was die 4 kl. Planeten anbetrifft, ſo ver-
mutheten ſchon die Alten viel mehr Planeten
als ihnen bekañt waren, wie dies Ariſtote-
ler
bemerkt. Anſtatt eines Planeten fand
man vier, die zuſam̃en nicht viel größer
Größe
als der Mond ſind. Veſta hat 40–45.
Ml. Durchmeſſer. Wie die Metalle in den
Erdarten Metalloiden genañt werden,
ſo nañte Herſchel dieſe kleinen Planeten:
Aſteroiden. Beſſer heißen ſie teleskopiſche
Planeten. Sie wurden in umgekehrter
Reihe ihres Abſtandes von den Soñe ent-
deckt. Veſta ſteht uns zunächſt u. wurde
1807 entdeckt – Herr Gaus gab ihr den Namen
Juno im J. 1804, Pallas 1802 u. Ceres 1801.
Merkwürdig iſt es, daß Herr Olbers absicht-
lich die Veſta entdeckte u. finden mußte.

Er

Er hatte den Knoten berechnet wo ſich
ſämtliche Theile des zertrüm̃erten Comete
durchkreuzen mußten u. hier fand er
die Veſta. Jn 3400 J. werden ſich d[ie]
Knoten
der kl. Planeten

kl. Planeten ſämtlich in dieſem Knoten wieder
befinden u. vielleicht vereinigen. Sie zei[chnen]
ſich aus durch die große Excentricität
ihrer Bahnen, die ſo verſchlungen ſind
daß man ohne die andern zu ſtöhren ke[ine]
abtreñen köñte. Obwohl ihre Durchmeſſ[er]
ſehr klein ſind, ſo ſind ſie im Verhältni[ß]
ihrer Größe ſehr leuchtend.

24. Vorlesung, 26. Januar 1828

Wir gehen jetzt über zu den düñern, größ[ern,]
mondreichern Planeten, die eine viel gr[ö-]
Aeußern
Planeten

ßere Abplattung u. darum eine viel größ[e-]
re Rotation haben. Die Mächtigſten dersel[ben]
an den Grenzen unſeres Planetenſyſtems [ſind]
Jupiter u. Saturn. Sie ſind ſo groß daß
ſie nicht nur Stöhrungen in dem Laufe der Co[me-]
ten ſondern auf der übrigen Planeten [aus-]
üben.

Jupiter
Jupiter iſt merkwürdig wegen ſeiner Licht-
ſtärke, wodurch er nächſt Venus der hellſte
Planet wird. Er iſt von gelber Farbe
Durchmeſſer
SeineDie GrößeDurchmeſſer beträgt 11 Erddurchmeſſer
u. ſein Volumen iſt ⅓ mal größer als al[le]
Planeten zu einen Kugel geballt. Die
Dichtigkeit
Dichtigkeit deſſelben iſt etwa wie Salpet[er-]
ſäure; allein die große Anzahl materi[el-]
ler Theile machen ihn ſo bedeutend. Auf d[er]
Oberfläche bemerkt man merkwürdige
Streifen u. Flecken. Ausſchließen hier[von]
muß man die Schatten, welche die Mon[de]
deſſelben werfen; es giebt ganz beso[n-]

dere

dere Flecken die auf dem Jupiter bemerkt
Streifen
werden. Die Streifen deſſelben erblickte man
viel ſpäter als die Monde. Gewöhnlich
ſieht man 5 große Streifen, die bräunlicher
ausſehen als der übrig. Reſt deſſelben.
Dieſe befinden ſich gewöhnlich in der Nähe
des Aequators, u. zwei ſchwächern an
den Polen. Die Flecken gehen zwiſchen
den Streifen parallel fort. Selbſt in den
Streifen ſieht man Bewegung die mit der
Rotation zuſam̃enhänget. Cassini beobach-
tete einen Flecken auf einem Streifen der
ſüdlichen Hemiſphäre von 1665–66, der
ununterbrochen wieder kam, woraus
Rotation
sich eine Rotation des Planeten von 9 St. 46′
ergab. Jm Jahr 1690 wurden dieſelben
Beobachtungen angeſtellt. Die Abplattung
beſtim̃te Cassini auf 1/14. Schroetter indeß
glaubte wegen der Unregelmäßigkeit der
Fern auch auf eine Abplattung in Südweſten
ſchließen zu müſſen. Dies iſt indeß nicht
im̃er zu finden u. kañ ſehr leicht mit der
dortigen Ebbe u. Fluth im Zuſam̃enhange
ſtehen. Für die Schiffahrt ſind die Beobacht.
des Jupiters ſehr wichtig. Simon Meier
Jupiters-
Monde

in Anſpach ſahe die Jupiters-Monde 1609
u. nañte ſie ſidera brandenburgica.
Galilaei kam ihm in der Bekañtmachung zu-
vor 1610, u. nañte ſie sidera medicaea. Ju-
piter hat 4 Trabanten, die ebenfalls Flecken
haben, beſonders der 4te. Die Geſetze der
Weltordnung werden auch durch ſie be-
ſtätiget, daß die Rotation der Monde
gleich iſt der Bewegung um die Planeten.

Alle

Alle Trabanten des Jupiters ſind größ[er]
als unſer Mond, u. der Planet ſelbſt muß auf
dem nächſten Monde [verlorenes Material]so groß erſcheinen
als bei uns das ganze Sternbild des Ori[ons.]
Laplace verdanken wir die Berechnung d[er]
Mondtafeln, oder deren diſtançen. Dieſe Ta-
feln liefern ſo vollkom̃ene Reſultate,
daß der Fehler etwa 12 Secunden betra-
gen kañ. Auch das Geſetz fand Laplace
daß die drei erſten Monde ein verfin-
ſtert werden köñen.

Saturn
Saturn obgleich er entfernter iſt, hat
doch ein kleineres Volumen als Jupiter
der Durchmeſſer beträgt etwa 94/10 Erd-
Rotation
durchmeſſer u. die Rotation 10 St. 16 [Min.]
Dieſe wurde durch Herſchel beſtim̃t 178[9.]
Herſchel hält deſſen Abplattung für dop-
pelt u. glaubt d[unleserliches Material]er Durchmeſſer ders
Aequators iſt nicht der größte, ſondern
der, der unter 45° von demſelben gezogen
wird. Auch Saturn hat bräunliche Strei-
Trabanten
fen wie Jupiter. Um die Trabanten zu
ſehen bedarf es einer ſtarken Ver-
größerung. Es ſind deren 7, fünf
ältern u. zwei neuerlich entdeckt v[on]
Herſchel, die noch kleiner als Veſta
Monde
sind. Saturn hat die größten u. klein-
ſten aller Monde
u. zwar ſind letztern
die nächſten demſelben. Jm 7te Trabanten
will Schroetter Flecke bemerkt haben.
Auch hier findet ſich das Weltgeſetz in B[unleserliches Material]
der Monde beſtätigt. Der Ring des
Ring
des Saturns

Saturns iſt ſonderbar, u. er wurde

nicht

nicht von Galilaei ſondern von Huygens zu-
erſt entdeckt, obgl. im̃er der die Ehre
von ſolcher Entdeckung hat, der zuerſt ſagt
was es wirklich iſt. 1659. Dieſer Ring
erſcheint nicht im̃er gleich, ſondern er
verſchwindet ganz weñ er der Soñe
opponirt; indem ſeine Kante von großen
Düñe iſt u. nur etwa 113 Ml. ſtark iſt.
Mit Vergrößerungen wie Herſchel ſie
anwenden koñte, verſchwand er jedoch
nie. Gewöhnlich ſieht man zwei concen-
triſche Ringe. Es iſt zweifelhaft ob eine
dunſtförmige Materie den Planeten mit dem
Ringe in Zuſam̃enhang bringt, weil kein
Stern durch den Zwiſchenraum durchſcheint.
Eine ſolche Beobachtung iſt nur vorhanden,
wo ein Stern durchſchim̃ert. Auff[unleserliches Material]allend
wäre es weñ dieſer Ring unbeweglich ſein
ſollte. [unleserliches Material]Herſchel u. Harding ſahen nämlich
Knoten in demſelben, die unverändert ihre
Stellung behielten. Maleriſch müſſen die
Nächte des Saturns ſein, wo iñerhalb
11 Stunden alle Trabanten durch alle Wechſel
des Lichts erſcheinen, u. der gewaltige
Ring.

Uranus
Nachdem Uranus entdeckt wurde, ver-
größerte ſich das ganze Planetenſyſtem um
die Hälfte. Die optiſche Anſicht deſſelben
beträgt nur 4 Sec. u. der Durchmeſſer
Durchmeſſer
iſt gleich 4 Erddurchmeſſer. Man kañ
ihn mit bloßen Augen ſehen u. es iſt merk-
würdig, daß ein ſo kleiner Körper noch
zu bemerken iſt u. dies ſetzt einen be-
ſondern Lichtproceß voraus. Herſchel
glaubte zwei Ringe zu ſehen, welches

sich

sich jedoch nicht beſtätigt hat. Herſchel d[verlorenes Material]
koñte vermittelſt größerer Lichtſtärke ſeines Teles-
kops 6 Satelliten bemerkten. Gewöhnlich
Satelliten
des Uranus

sieht man nur den 2ten u. 4ten. Da man
bisher noch nichts von einem Flecken be-
merken
koñte, ſo iſt man auch über
die Rotation deſſelben ungewiß, glaub[t]
jedoch daß ſie von Norden nach Süden
ſtatt finden müſſe.

Wir kom̃en jetzt zum letzten Theile der
Körper unſeres Planetenſyſtems, nämlich
Cometen
zu den Cometen. Wir werden zuerſt einige
allgem. Betrachtungen anſtellen, dañ von
den iñern Cometen des Planetenſyſtems u. d[añ]
von den äußern ſprechen.

Alten beobach-
teten Cometen

Die Pythagoräiſche Schule behandelte die Com[e-]
ten gleich den Planeten, u. Appollodor u.
die Egyptiſchen Prieſter wollten die Erſchei-
nung den Cometen vorhersagen, u. die Wieder-
kehr beſtim̃en köñen. Eben ſo, was die
chaldäiſche Prieſter, welche gewiß mehr
eine Secte als ein Volk bedeuten, davon
ſagen, ſind nur Wahrſcheinlichkeiten, herge-
leitet aus der Beobachtung, daß alle
50–80 Jahre ſicher ein Comet erſcheint u.
dañ einer dem andern ähnlich iſt. Seneca
giebt über die Cometen eine ſehr ver-
ſtändige Erklärung, u. fragt, ob der
große Comet, der unter Cäsar erſchienen de[r-]
ſelbe wohl ſei, der zu Neros Zeiten
ebenfalls am Him̃el ſtand? Am
Unrichtige
Anſicht im 15ten

Jahrhdert
Ende des 15ten Jahrh. ging man zu un-
richtigere Meinungen
von den Cometen
über, u. hielt ſie für bloße Meteor

Das

Das Wehen der Paſſatwinde von Oſten nach Weſten
veranlaßte Acoſta, die Cometen für die
Urſache dieſer Erſcheinung zu halten. Jhre
Bahnen
der Cometen

Bahnen ſind außerordentl. excentriſche El-
lypsen. Der Prediger Doerfel in Plauen
im Vogtlande, 1680 ſprach zuerſt aus, daß
die Bahnen paraboliſch wären. Ende des
17ten Jahrh. bewies dies noch beſſer Percy,
Herzog von Northumberland
. Nur wenige
keñen wir, deren Ankunft voraus beſtim̃t wer-
den kañ, u. weñ es auch unſere Aſtronomen
nicht ſo geht wie denen in China, die gehangen
wurden weil ſie die Erſcheinung eines Come-
Schwer die
Wiederkehr zu
beſtim̃en.

ten nicht vorher geſagt; ſo entſtand doch
1811 u. 1879 einiger Unwille in Paris, daß die
Aſtronomen von denen plötzlich in dieſen Jah-
ren erſcheinen den Cometen nichts ahneten.
Man glaubte bei denſelben einen Ueber-
gang zu den Planeten zu bemerken.
Laplace hat es jedoch theoretiſch bewieſen, daß
Planeten niemals Cometen, u. umgekehrt Come-
?
ten ſich in Planeten verwandeln köñen.
Bewegung
Jhre Bewegung iſt der gewöhnl. Weltordnung
entgegen, in dem ſie ſich nach allen Richtun-
gen kreutzen. Bei den Kometen iſt zu
unterſcheide, ihr Kern, ihre Dunſthülle
Beſchaffenheit
u. der Schweif. Zwiſchen dem Kern u. der
Dunſthülle iſt kein Abſchnitt, ſondern erſteren
geht allmählig in die letztere über. De
Druck des Kerns kañ bei der großen
Düñigkeit deñoch ſehr betdeu[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]tentd ſein.
Denken wir uns auf der Erde einen Schacht
von 40 Ml. Tiefe, ſo würde der Druck

der

der Luft ſo ſtark ſein, daß eine Pl[a-]
tinakugel darin ſchwim̃en würde. Obgle[ich]
Jñerer Druck
der Schichten

der Druck ſehr bedeutend ſein muß, ſ[ah]
doch Herſchel 1795 d. 9 Novbr. einen Dop-
pelſtern 12 u. 13ter Größe durch den Ker[n]
durchleuchten. Daraus kañ man ſich [einen]
Düñigkeit
Begriff von der außerordentl. Düñigke[it]
der äußern Schichten machen. La Hire glau[bte]
Phaſen zu erblicken 1782, doch iſt auf die[ſe]
Beobachtung kein Werth zu legen, da der Ker[n]
oft ſehr unförmlich ausſieht. Die Cometen
haben ein reflectirtes Licht u. man [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
ungewiß, ob ein ſolcher vor der Soñenſchei-
be dunkel wie ein Planet würde. Al[s]
der Comet den General Lindener beobach-
tete, durch die Soñenſcheibe ging, waren
keine Flecken in letzterer zu bemerken u.
Durchsichtiger
Kern

erſterer muß daher Di[unleserliches Material]aphhan ſein, welche
Herr Olbers nicht añehmen will. Der Schweif
hängt mit der Dunſthülle nicht im̃er zuſam̃en
1811. ſchwam der Kern im Schweife.
Galilaei verglich denſelben mit ausſtrö-
menden Flam̃en. Jemehr ſich der Comet der
Soñe nähert, je größer wird der Schweif
auf Koſten des Kerns. Der Comet von
Größe einzel-
ner Cometen

1780 maß 78° u. weñ der Kern im
Zenit ſtand, war der Schweif noch nicht auf-
gegangen. Der Comet von 1823 hatte
6 Schweife u. die convexen Seiten war
opponiretnd. Gewöhnlich iſt die Richtung des
Schweifes der Soñe entgegengeſetzt, der im
Jahr 1823 hatte jedoch zwei Schweife von
denen einer ab- u. der andere zugekehrt

der

der Soñe erſchien u. dieſe ſehr ſichere
Beobachtung ſcheint alle theoret. Anſichten
über die Cometen umzuwerfen. Der
Enkeſche Comet ſoll eine Rotation äu-
ßern. Gewöhnlich erſcheinen die wieder-
kehrenden Cometen in veränderter Ge-
ſtalt. So iſt der Schweif des Halleſchen Pla-
neten kleiner geworden, doch von wenigen
kañ man dies erſt beſtim̃en. Der Comet
Comet von
1811

von 1811 wurde durch Herſchel beſtim̃t.
Der Durchmeſſer des Kerns betrug
nur 93 Ml. die kugelförmige Hülle
27,000 Meilen u. der Schweif 22 Mill. Ml.
Arago hat durch ein prismatiſches Fernrohr
hat beobachtet, ob das Licht der Cometen
phoſphorescirend oder reflectirtes iſt;
u. er hat gefunden, daß es polarisirtes
Licht iſt; indem die Farbenbilder nicht
von gleicher Stärke in dem Teleskop
erſcheinen. Die Zahl derſelben iſt ſchwer
Zahl
der Cometen

zu beſtim̃en. Wir wiſſen hiſtoriſch von
etwa 400 Kometen, von denen 128 erſt
näher beobachtet ſind. Jm 17ten Jahrh.
erſchienen 10, im 18ten 65 Cometen.
Nach Probabilitätsrechnungen kañ man
wohl die Zahl von 400,000 añehmen.

25. Vorlesung, 30. Januar 1828

Mit der heutigen Stunde werde ich die
Hälfte der Vorlesung
beendigt

Hälfte meiner Vorlesungen, in denen ich mich
mit den nicht telluriſchen Verhältniſſen
beſchäftigt habe, ſchließen. Cometen ſind
die zahlreichſten unter den planetariſchen
Erſcheinungen. Wir lebten in einer ſchönen
Epoche hinſichtlich der Erſcheinungen von Cometen
die ſich vom Jahre 1807–1879 häufig wie-

derholten

derholten, nachdem v. 1770–1867 kein Comet
geſehen wurde. Bis jetzt iſt außer dem Hal-
Wiederkehr
des Halleſchen Cometen

leſchen kein Planetäußerer Comet ſo berechnet, daß deſſen Wieder-
kehr dadurch beſtim̃t ſein ſollte. Dieſer er-
ſchien 1682, würde angekündigt 1759, wo er
wirklich wiederkehrte, u. wird 1835 a[ber-]
mals erſcheinen. Die Cometen iñerhalb
Cometen
iñerhalb der Bahn

der Planetenbahn ſind bekañter u. der[en]
Wiederkehr beſtim̃t. Der äußere Comet
von 1815 iſt zwar von Herrn Olbers ellyp-
tiſch berechnet, aber ſeine Wiederkehr iſt un-
beſtim̃t. Mehrere Aſtronomen ſo auch Lalan[de]
haben zwar die Furcht vor großen Katas-
trophen welche die Nähe der Planeten ver[-]
anlaſſen könnten erweckt; andere haben
aber auch dieſe wieder vermindert. Bei
den Kometen müſſen wir unterſcheiden ihre
Nähe bei der Soñe u. bei der Erde. Der
Nähe bei der
Soñe

Comet von 1684 kam der Soñe bis auf 5/[8]
Mondweite nahe, blieb aber von der Erde
noch 10 Mill. Meilen entfernt. Der von 1770
der uns am nächſten kam, war deñoch 6 Mond-
Bei der Erde
weiten von uns, u. es iſt ein Jrthum weñ einige
behaupteten, er wäre zwiſchen Erde u. Mond
durchgegangen. Der zweite planet. Comet
von Biela war 1826 zwei Mondweiten von
der Erdbahn nicht von der Erde entfernt.
Obgleich die Maſſe der Cometen ſehr gering iſt,
ſo dürfte doch Gefahr beim zuſam̃entreffen
mit ihm zu besorgen ſein; indem durch die
Geſchwindigkeit doch ein beträchtlicher Stoß
hervorgebracht werden dürfte. Die Attrak-
Attraktion
der Cometen
gering

tion der Cometen iſt ſehr gering; dañ der
von 1770 ging durch die Jupitersmonde
ohne eine ſichtbare Veränderung zu

bewir

bewirken. La Place hat es berechnet,
daß weñ dieſer Comet nur 1/5000 Maſſe wie
die Erde gehabt hätte, er die Dauer unſers
Jahres um 3 Std. verlängert haben würde,
welches jedoch nicht der Fall geweſen. Für
die Erde kañ der Bielaſche Comet am ge-
fährlichſten werden, da er die Erdbahn durch-
ſchneidet, aber es iſt höchſt unwahrſcheinlich
daß er sich mit der Erde gleichzeitig in einem
Knoten zuſam̃entreffen ſollte.

Zuerſt wollen wir die Cometen zwiſchen
Cometen
zwiſchen der
Soñe u. Jupiters-
bahn.

der Soñe u. der Jupitersbahn unterſuchen.
1786 ſahe Mesquilin den Enkeſchen Comet
zuerſt, u. nach der Vorherbeſtim̃ung von
Enkeſche Comet
Enke, wurde er 1822 von Rink in Para-
matta
beobachtet. Die Jdentität deſſelben
iſt 1879 entdeckt worden. Er hat die Bewe-
gung wie Planeten von Weſten nach
Oſten. Seine Umlaufszeit iſt jedoch ver-
ſchieden; indem er durch äußere Materie
in ſeinem Lauf gehindert wird. Durch
ihn u. ſeine öftere Beobachtung die er ge-
ſtattet, kañ man über die Natur der
Cometen Licht erhalten. Der Comet von
Bielaſche Comet
Biela iſt 1772 entdeckt, 1805 geſehen
u. 1826 v. Biela näher beſtim̃t worden.
Seine Umlaufszeit beträgt 6 J. 9 Monate
u. geht nicht über die Jupitersbahn hinaus.
1826 war er 114000 Ml. von der Erdbahn
entfernt u. es wäre möglich daß ſich ſein
Schweif mit der Atmoſphäre der Erde miſchte.
Von den äußern PlaneCometen iſt wie geſagt
nur der Halleſche bekañt. Er erſchien 1553.
zur Zeit der Zerſtöhr. Conſtantinopels
u. er wurde als ein Unglücksbote, vom

Pabſt

Pabſt Sixtus V. verwünſcht. Nach genauer
Beſtim̃ung erſchien er 1759 u. wird beſtim̃t er
wartet d. 16 Novbr. 1835. Die Periode
ſeiner Wiedererſcheinung iſt 76 J.u. durch
die Stöhrungen die Jupiter u. Saturn veran-
laſſen
, kañ er etwa ½ J. retardirt werden.
Ein ſehr ſonderbarer Comet iſt der von 1770.
Obgl. Lexel ſein Wiedererſcheinen auf 5½ J.
beſtim̃te, ſo iſt dies doch bisher nicht eingetroffen
u. 1779 nahm er eine Richtung an, der zu Folge
er wohl nie mehr wiederkehren wird. Der
Cometen von 1815 erwartet man in 75 Jahren
u. er war 4 Halbmeſſer der Erdbahn von
Bahnen
der Cometen

uns entfernt. Die Bahnen der Cometen kön-
nen in Kreiſen, Parabeln u.und. Ellypsen u. in
Hyperbeln gehen. Die Ellypse iſt eine in
ſich wiederkehrende Bahn u. dieſe iſt ge-
wöhnlich bei den Kometen anzunehmen. La
place
hat darauf aufmerksam gemacht, daß
Cometen
ganz verſchieden
von Planeten.

sie von [verlorenes Material]Planeten vollkom̃en verſchieden ſind.
Er glaubt, daß Cometen irrende Nebelflecke
ſind, die durch Stöhrungen ſchon feſter Maſſen
aus einem Syſtem in das andern übergehen. Nach
Entſtehung
der Weltkörper
nach Laplace Theorie

seiner Jdee ſind alle Weltkörper urſprünglich
in dieſem Zuſtande geweſen
von lichten Nebelmaſſe.
Herſchel beobachtete daß ſich dieſe Nebelflecke
zuſam̃enziehen in einen Kern, oder auch in meh-
rere Kerne, aus denen ſich dañ im̃erhin Stern-
haufen bilden konten, wie Zb. die Plejaden.
Man bemerkt, daß ſich von dieſen Kernen der
kleinere um den größern bewegt, oder bei[de]
um einen gemeinſamen Schwerpunkt ſich bewegen
u. kreiſen. Dies giebt uns viele Wahrſchein-
Entſtehung
der Planetenſyſteme
selbſt.

lichkeit für die Entſtehung der Planetenſyſte-
me ſelbſt. Hiernach hat ſich die Soñe in eine

Nebel

Nebelfleck nach u. nach als ein Kern zuſam-
mengezogen. Anfangs rotirte noch Alles lang-
ſam; die Schwerkraft ſtand im Gleichgewicht mit
der Centrifugalkraft. Dieſe Rotation
koñte zunehmen u. dadurch die Grenzen
der Atmoſphäre kleiner werde. Durch
die Zuſam̃enziehung derſelben treñten ſich
Schichten oder Zonen derſelben, u. es entſtan-
den Ringe um dieſen Kern, die hinwieder
bei ihrer ungleichen Geſchwindigkeit ſich zu-
ſam̃enzogen, u. [unleserliches Material]entweder als ein Planet,
oder als kleine Planeten, gleichſam als mehrere Kerne,
erſchienen. So wie aus jeder Zone ſich
ein Planet bildete, ſo koñte dieſe hinwieder
für ſich Monde ſelbſt bilden, wie dies noch
beim Saturn zu ſehen, der noch mit keinem Ring-
umgeben iſt, aus dem, weñ er ſich theilte,
noch mehr Monde entſtehen köñen. Dieſe
Jdee von Laplace hat Aehnlichkeit mit Buffons
Theorie, nach der ein Comet die Soñe ange-
ſtoßen haätte, [unleserliches Material]wodurch die Planeten entſtanden
wären. Um mit Sicherheit über die Dauer
Dauer
unſeres Planeten-
ſyſtems

unſeres Planetenſyſtems urtheilen zu köñen,
dazu gehört die genaueſte Keñtniß des Him̃els
ſelbſt. Es liegt in der Schwäche unſrer Einbil-
dungskraft Alles für zufällig zu halten,
was wir nicht aus Gründen gleich erkeñen kön-
nen. So geht es mit Beſtim̃ungen von Perioden
bei unſerer eigene ſo kurzen Erfahrung. Es
Alle
Erſcheinungen
periodiſch

iſt möglich u. ſehr wahrſcheinl., daß alle Erſchei-
nungen nur periodiſch
ſind. Wir wollen frei-
lich nur als geſetzlich anerkeñen, was wir
als periodiſch wiederkehrend erblicken, oder

was

was aus bekañten Urſachen folgt; jedoch
iſt daran nur unſere [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]eigne Kurzsichtigkeit
Schuld u. Manches kañ unter einer größern
Weltordnung begriffen ſein, was wir nic[ht]
ahnen. Jn unſerm Planetenſyſtem haben wir
Jm
Syſtem kein Prinzip
der Deſtruction

bis jetzt noch kein Prinzip der Deſtruction
erkeñen köñen; ein ſolches muß von Außen
kom̃en. Cometen koñen es allerdings veranl[aſ-]
ſen. Jn neuerer Zeit hat man wohl kleine
Stöhrungen bemerkt, diewelche die Planeten afficiren
doch ſind die iñerhalb 1000 J. beobachteten nur
Oscillationen um einen mittlern Zuſtand,
die in einem gewiſſen Zeitraum wieder [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
in die alte Ordnung führen. Der Grund der
Stöhrungen der Planeten beruht auf dem
Umſtande, daß die Umlaufszeiten des Jupiters
u. Saturn in ihren Verhältnißzahlen irra-
tional ſind; indem Jupiter in 4322 Tage u.
Saturn in 10759 Tagen ſich um die Soñe
bewegen. Dies Verhältniß iſt wie 2 : 5.
Dies Verhältniß hat nichts rationales etc.
Der Grund für die Stabilität des Syſtems
iſt aber die große Axe der Bahnen, die
durch die Excentricität derſelben nicht af-
ficirt wird; dañ ferner die große Maſſe
des Centralkörpers. Je größer die N[ei-]
gungen der Planeten zu einander wären
deſto größer köñte die Gefahr der Zerſtöhrung
vorwalten, dies iſt jedoch nicht der Fall, [wo-]
von die Gründe im Syſtem ſelbſt liegen. La-
place
ſieht außer den Cometen nur zwar
Nur zwei
Gefahren für das
Planetenſyſtem.

Gefahren für das Planetenſyſtem 1., daß
bei Zunahme der Attraction des Central-

körpers, die wiederſtrebenden Mittel auf-

hör-

hören u. Vereinigung mit dem Centralkör-
per ſtand finden köñte, u. 2., daß bei Ab-
nahme der Maſſe des Centralkörpers
die
Anziehung geſchwächt werden köñte.
Alle übrigen Stöhrungen ſind wie geſagt
nur periodiſch, nur die Axe der Bahn
bleibt unveränderlich, die indeß bald ge-
gen einen, bald gegen den andern Fixſtern
hin gerichtet u. gewendet ſein kañ.

26. Vorlesung, 2. Februar 1828

Eigentlich
Phyſiſche Geographie

Wir kom̃en jetzt zur eigentlichen phÿsiſchen Geo-
graphie
, nach Strabos Siñ, die er affectiones
telluris generales
neñt. Wir betrachten hiebei:

Ueberſicht
1., die ſtarren u. feſten 2., die flüßigen
Hüllen
, die entweder elaſtiſch oder tropfbar
flüßig ſind. 3., die organiſche Welt der Pflan-
zen u. Thiere
, die in ihrer erſten Entwickelung
noch wenig getreñt u. in der Maſſe zwar das
kleinſte, aber von der mañigfaltigen Form
besiegt u. belebt ſind

1. Die ſtarren u.
feſte Hülle der Ober-

fläche.
1., Die ſtarre u. feſte Hülle der Erdoberfl. gehört
zum Gebiet der Geognoſie.
Es iſt dies freilich
eine uñatürliche Beneñung, da auch das flüßi-
ge u. organ. zur Geognoſie gehört, wir werden
hier aber dieſen Namen beibehalten, als allgemeine
verſtändlich. Wir unterhalten uns hiebei:
Ueberſich

a., über die Geſtalt u. Dichtigkeit der Erde
b, über die iñere Wärme u. |: ſ. c.
Lichterſcheinungen
der Erde die aus den Polen ausſtrömen :|

c., über die Elektricität u. den Magnetismus
als identiſche Erſcheinungen: – Polarlicht

d., über die Veränderungen der Oberfläche die durch
die Com̃unication des Jñern der Erde mit der
Atmoſphäre hervorgebracht worden u. wohin
die Vulkane, heiße Quellen etc. gehören.

e. über die Anſicht der Erdoberfläche mit
ihren Bergketten u. Höhenzüge.


Die

a. Geſtalt u. Dichtigkeit
der Erde.

Die Geſtalt der Erde iſt ſphäroidiſch u. wollte
man genau die Oberfläche meſſen u. ſo ließe ſich
hieraus eine Planzeichnung nicht zuſam̃ensetzen, wie
dies in einem benachbarten Reiche der Fall war, wo
die genaueſten Vermeſſungen behufs der Anferti-
gung von Kataſter, zu einer Karte ſich nicht
zuſam̃enſtellen ließen. Die Geſchichte dieſer an-
geſtellten
Vermeſſungen der Erde kañ hier nicht ge-
geben
werden, ſondern es ſollen nur die [unleserliches Material]tHauptsache
erwähnt werden. Die Alten dachten ſich die Erde
Vorſtellung
der Alten hieran

Tellerförmig rund um vom Ozeanus eingeſchlos-
ſen, dies lehrte Thales. Der Pythagor. Bund k[añte]
jedoch vollkom̃en die Kugelgeſtalt der Erde
u. Philolaus ſpricht es gradezu aus. Weñ
ſie gleich nicht den Grund der Weltumseglung
dafür angeben koñten, ſo waren die übrige
Grunde ihnen wohl bekañt. Sie ſahen es aus
dem Erdſchatten in Monde; aus den Geſtirn
die höher hinaufſtiegen weñ ſie von Kreta
nach Alexandrien ſegelten u. ſ. w. Ariſtoteles
ſagt ausdrücklich: die Erde muß eine ſphä-
riſche Geſtalt haben, da alle Theile nach
dem Mittelpunkte ſtreben u. ſie hierdurch ein
Gleichgewicht gehalten wird. Wäre dies nicht
ſo würden die Theilchen herabgleiten u. das
Gleichgewicht herſtellen. Eben ſo müßten
ſie von den Antipoden u. Plato ſprach dies
vorsichtig aus. Freilich ließ der Pabſt Zacha-
rias
einen Biſchof von Salzburg absetzen, we[il]
er dieſe Behauptung aufzuſtellen wagte.
Meſſung
der Erde

Was die Meſſung der Erde anbetrifft, ſo kön-
nen wir nicht das Ganze, ſondern nur einen
Theil meſſen. Jndem nördlich oder ſüdlich die
Sterne uns auftauchen u. höher ſteigen ode[r]
niedriger, nachdem wir uns nach den Polen beweg[t,]
ſo köñen wir die aſtronomiſche mit der gä[o-]
dätiſche Meſſung vereinigen. Die Kalife

ließen

Verfahren
der Araber
dabei

ließen Aſtronomen nach Norden u. Süden ſo
lange fortgehen bis ein beſtim̃ter Stern ſich
um 1 Grad in ſeiner Stellung veränderte. Nun
wurde die Länge des durchwanderten Raums
als Basis gemeſſen u. mit 360 multiplicirt
was den Umfang der Erde ergab. Jn Nord-
Amerika wurden ſo zwei Grade gemeſſen,
welches freilich mit großen Schwierigkeiten ver-
bunden iſt. Die Holländer erfanden es zuerſt,
(Schnellius u. Pitard) eine genaue Basis zu
Jetzt Trigonometr.
Meſſungen

beſtim̃en u. trigonometr. Meſſungen zu
Hilfe zu nehmen. Mit größerer Feinheit u.
Genauigkeit hat dies in neuerer Zeit ſtatt
gefunden, u. es wurde die Basis in Peru
mit Holzſtäben u. in England ſelbſt mit Glas-
ſtäben
gemeſſen, um Genauigkeit hier zu erlangen,
u. die Veränderl. des Ma[unleserliches Material] ſelbſt in verſchie-
denen Temperaturen hierbei berücksichtiget.
Tralles erfand hiebei der Kontakt der Maß-
ſtäbe ganz zu beſeitigen u. neben einander die
Maße zu ſtellen u. optiſch nur die Berührung zu
Aſtronomiſche
Meſſungen

beobachten. Der zweite Theil ſind die aſtro-
nomiſchen
Meſſungen,
wo die Winkel durch den
Unterſchied der Meridianhöhe der Sterne
gemeſſen werden. Eratoſtenes zu Alexandrien
Der Alten
Zb. wußte daß in Sylel in Ober-Egypten ein
Bruñen ſag, in den die Soñe bei dem Winde-
kreiſe ſenkrecht ſchien. Die Höhe der Soñe
in Alexandrien beſtim̃te er u. fand die
Abweichung 7°12′. Die Entfernung bis Sylel
war ihm bekañt, ſie war 5000 Stadien.
Hieraus ließ ſich leicht die Rechnung an-
ſtellen; indem ſich 7°12′ : 360° = 5000 Stadien
zum Umfang der Erde. Freilich war hier
keine Rücksicht auf den Durchmeſſer der
Soñe genom̃en u. e[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]r fand für den
Umfang der Erdkugel 5800 Meilen[.]

Aehnliche

Aehnliche Meſſungen werden auch dem Posidonius
dem Lehrer des Cicero zugeſchrieben, der den Canopus
auf dieſe Art gemeſſen. Ptolomaeus veranlaß-
te die Araber im neunten Jahrhundert zu einer
ähnlichen Meſſung, welche dieſelben Reſultate
ergab. Erſt im J. 1525 maß Frenel den
Weg von Paris nach Amiens durch die Umdr-
ehung ſeines Wagenrades. Er zählte die Umläu-
fe des Rades, deſſen Reihen ihm in der Länge be-
kañt war, u. fand hiernach für einen Him̃els-
grad ziemlich richtig die Länge 57,075. Toiſen
viel richtiger maß Snellius zwiſchen Alkmar
u. Leiden u. Pikard 1669 in Frankreich. Cassini
unterſuchte dies 1680 aufs Neue, u. das Reſultat
Alte
Berechnung ergab
daß die Erde an den
Polen zugeſpitzt ſei.

fand ſich, daß die Erde an den Polen zu-
geſpitzt ſein müſſe.
Neuton behauptete
aus phyſiſchen Gründen das Gegentheil. Man
beobachtete auch daß eine ganz richtig gehen[de]
Pendeluhr in Ca[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ÿenne 2 M. 28 Sec. in Cayenne
langsamer gehe als in Parisx)beobacht. von Riſchet.
. Dies koñte
man aus zwei Urſache erklären, einmal
daß die Wurfkraft unter dem Aequator
größer ſei, u. dies die Schwere verminderte,
u. dañ, daß die Erdmaſſe unter dem Aequa-
tor mehr angehäuft ſey u. daher nicht dieſelbe
Anziehung ſtatt finde. Dies u. Neutons
Theorie veranlaßte die franzöſ. Akademie
Condamine.
Condamine nach Quito zu ſenden von 1735–17[46,]
um hier genaue Meſſungen zu veranſtalten
welches auf einer HochEbene, nahe an der
Schneegrenze, nur mit großen Schwierigkeit[en]

bewerk-

be[unleserliches Material]werkſtelligt werden koñte. Zu den Signalen
bediente man ſich früher, Pyramidalfiguren,
oder man brauchte vorhandene Thürme. Der
Unsicherheit wegen benutzte man hiezu in neu-
erer Zeit Nachtsignale mit paraboliſchen Re-
verberen, womit man 80000 Toiſen oder 26
geograph. Meilen meſſen koñte. Kürzlich hat
Herr Beſſel in Königsberg die Erfindung gemacht
das Soñenlicht auf den zu meſſenden Gegenſtand
zu lenken, wodurch derasselbe als ein Stern bei
Tage erſcheint. Herr Gaus hat hiezu einen ſiñ-
reichen Apparat geliefert. Gleichzeitig mit
Maupertuis
Condamine maß Maupertuis in Lappland
u. aus dieſen Meſſungen ergab ſich ganz rich-
tig die Abplattung der Erde. Weñ gleich
Schwanenberg glaubt, daß letztere Meſſungen
ſo unrichtig ſei, daß auf einen Grad 1200
Fuß fehlen; ſo iſt dies nicht anzunehmen.
Berühmt ſind die franzöſiſchen Meſſungen
während der Revolution. Es ſollte der
10 Millionſte Theil des Umfangs der Erde
gleich einem Meter ſein, u. ein Kilogram̃
1/1000 Kubikmeter von deſtillirtem Waſſer
in 3½° Reaumur Wärme. Die engliſchen
Meſſungen vom General Reÿ ſind durch
Herrn Arago vermittelſt Feuersignale mit
denen in Frankreich verbunden worden.
Sehr genaue Vermeſſungen ſind in Oſtindien
geſchehen u. in Fiñland durch Struve u. Arge-
lander
u. darnach iſt ein Grund unter dem
Abplattung
gefunden.

Aequator 56,731 Toiſen, bei Raris
57006 Toiſen u.
in Lappland 57209.

Toiſen.

Pendelſchwingun-
gen beweiſen Abplattung

Toiſen. Auch durch die Pendelſchwingungen iſt der
Abplattung der Erde außer Zweifel geſtellt
die Pendellängen nehmen nämlich ab, wie die
Quadrate des Sinus des Breiten. Man hat
hiebei zwei Beobachtungen. Einmal ſieht man
wiviel Schwingungen in einer beſtim̃ten Zeit ein
beliebiger Pendel macht, u. beſtim̃t alsdañ die
Länge deſſelben; oder man nim̃t unter allen
Breiten einen unveränderlichen Pendel, u. beſti[m̃t]
die Dauer der Schwingungen. Die größten
Pendelmeſſungen ſind von der Franzosen u. En-
gelländern angeſtellt, u. nach deren Reſultat
ſchwankt die Abplattung der Erde zwi[unleserliches Material]ſchen 1/305
u. 1/280 oder um 3600 Fuß, das iſt 1/18 der
Erhöhung um
den Aequator

Abplattung u. Die Erhöhung um den Aequator
beträgt etwa drei Meilen. Bei den Gra[d-]
meſſungen ergiebt ſich ein etwas geringeres
Maß als bei den Pendelmeſſungen. Die Abplattung
der Erde iſt durch Ergebniße Mond der höhern Analyse selbſt im Monde zu
Größe der
Abplattung

lesen u. giebt hier 1/299. Es entſtand d[ie]
Frage, ob der Süd od. Nordpol mehr ab-
geplattet ſei? Da eine größerer Ozean
um den erſtere zu finden, ein milderes Klima
dort vorherrſchend iſt, ſo ſchloß man
auf eine bedeutſamere Waſſerabplattung
welches auch la Caille beſtätigte. Die neue[sten]
Reiſen von Duperret u. Fressinet haben d[ies]
An
beiden Polen
gleich.

jedoch nicht beſtätigt, deñ es wurde kein Unt[er-]
ſchied dabei gefunden
. Merkwürdig, daß
bei den Meſſungen unter verſchiedenen Grade[n]
eine verſchiedene Abplattung ſich ergiebt. [Dies]
Große
Unregelmäßigkeit
der Erdoberfläche

rührt von der großen Unregelmäßigkeit
der Erdoberfläche her,
die bei aller Tend[enz]

zu[r]

zur Regelmäßigkeit in manchen Gegenden u.
Zonen der Erde beſonders zu finden, wohin
auch namentlich Großbrittañien gehört.
Noch hat man bemerkt, daß auf kleinen vul-
kaniſchen Jnſeln der Pendel viel ſchneller
oft ſchlägt als auf den Continenten unter
gleicher Breite, welches doch der umgekehrte
Fall ſein ſollte. Dies köm̃t daher, daß in
der Tiefe dieſer vulkaniſche Eilande viel
Baſalt, Eiſen u. dgl. zu finden, wodurch die
Attraction verſtärkt u. dadurch auch die Accelera-
tion [unleserliches Material]veranlaßt wird.

27. Vorlesung, 6. Februar 1828

Als Reſultat der höhere Analysis ergiebt
ſich der Umfang der Erde auch aus der jedesmaligen
Höhe des Mondes u. aus den Pendelverſuchen.
Letztere laſſen durch ihre Schwingungen ſelbſt
auf das Dasein der geognoſtiſchen Stufen ſchließen.
Selbſt weñ es möglich wäre Kugeln von Pla-
tina 6–7 Fuß Durchmeſſer Zb. unter den Boden zu wälzen wo Pen-
delverſuche angeſtellt werden, ſo würde
dies bemerklich die Oscillation ſtöhren. Bis
jetzt ſind behufs der Meſſungen über die Ap-
plattung der Erde nur Längengrade gemeſſen
worden, es frägt ſich ob bei einer Meſſung
von Oſten nach Weſten ſich auch Abplattung
finde? Bis jetzt ſind deshalb ſchon 15
Die
neueſten ange-
ſtellten
Meſſungen

Längengrade gemeſſen, vom Ausfluß der
Garoñe, über den Montblanc u. das nördl.
Jtalien bis Fiume u. die Oeſterr. Regierung
läßt dieſe Meſſungen fortsetzen bis Orzowa.
Dies wird 24 Längen-Grade ausmachen.
Aus den b[unleserliches Material]is jetzt erhaltenen Reſultaten
kañ man ebenfalls auf die Abplattung ſchließen.

Nach

Nach dem Centro muß die Dichtigkeit der
Schichten im̃er mehr zunehmen, dies erford[ern]
ſchon die Stabilität des Ozeans. Wäre d[er-]
ſelbe von Quecksilber, ſo würde dies z[war]
nicht Alles überfluten, aber ſämtl. Verhält[-]
niße ſtöhren u. vernichtend einwirken
Wäre dieſe ungeheure Dichtigkeit nicht im
Centro, ſo würde die Abplattung noch viel
ſtärker ſein. Man darf dabei nicht añehm[en]
Daß dichtere Felsmaſſen im Mittelpunkt der
Erde ſich befinden
, es kañ eben ſo gut eine
Centrum der
Erde dicht.

comprimirte Flüſſigkeit, es kañ Luft
ſein. Der Hptmañ Zimnis in den N. Am[e-]
Neuere
Theorie über die
Beſchaffenheit des
Jñern der Erde

rik. Frei-Staaten hat neuerlich die eben
nicht neue Theorie aufgeſtellt, daß die Er[de]
hohl ſei, u. in ihr die ſchönſte Temperatur
herrſchte. Er hat deshalb an den Magiſtrat
zu Augsburg geſchrieben u. denſelben aufge-
fordert zu der Entdeckung der großen
Oeffnung beizutragen die über Sibirien hinaus zu
finden, u. mehrere Quadrat. Meilen groß
ſein ſoll. Auch mich hat er aufgefordert e[ine]
Reiſe dorthin zu machen. Abgeſehen davo[n]
daß wie anderweitig geſagt, in einer Tief[e]
von 40 Ml. die Luft ſchon ſo comprimirt
wird, daß eine Platinakugel in derſelben
ſchwim̃t, wird auch durch dieſe Compreſſi[on]
ein ſteter Lichtproceß im Jñern der Erde
Ungereimtheit
derſelben

erzeugt, die eine Hitze hervorbringt, in
der kein organiſches Wesen der Oberwelt
dauern kañ.
– Wir haben noch einiges
von dem Gewicht der Erde zu erwähnen.
Man kañ ſagen das die Erde ſelbſt ge-

wogen

Achtes Heft.
Dichtigkeit
der Erde.

wogen. Aus der Theorie fand man ſchon
die Dichtigkeit derſelben im Verhältniß
gegen Waſſer. Man vergleich die Geſetze
des Gleichgewichts mit der Dichtigkeit der Ober-
Fläche u. man fand daß Granit 23/10 mal
[unleserliches Material]Dichter als Waſſer ſei. Hieraus beſtim̃ten
Laplace u. Thomas long u. aus bloßer Theorie
daſſelbe, was nachher die unmittelbare
Abwägung gab, nämlich, daß die mittlere
Dichtigkeit der Erde = 4,7 mehr als die
Dichtigkeit des Waſſers ſei; u. die die Oberfläche
der Erde nur etwa 3 mal dichter als
Waſſer iſt: ſo ſchloß man auf einen metal-
liſchen Kern der Erde, der aber eben ſo
gut aus einer Flüßigkeit beſtehen kañ.

Dichtigkeit
der Erde aus der
Anziehung der
Gebirge

Auf andere Art fand man die Dichtigkeit
der Erde
durch die gemeſſene Anziehung
der Gebirge. 1774 maß Marquilin in Eng-
land dies auf folgende Art. Er wählte ein
Gebirge welches von Weſten nach Oſten
ſtrich. Mit einem aſtron. Jnſtrumente mit
einem Pendel verſehen, fixirte er an der ſüdl. Seite des Gebirges einen
Stern u. beobachtete die Stellung des
Pendels. Jetzt machte er dieſelbe Beobach-
tung auch auf der nördlichen Seite u.
das Reſultat war, daß das Loth
von der frühern Richtung abgelenkt
wurde. Condamine fand die Attraction
des Chimborazzo 12–13 Sec. u. behauptete
ſehr richtig, daß dieſe geringe Anziehung
nur durch die gröſten Höhlen in demſelben
zu erklären wären. Dieſe Abweichung
rührt nun offenbar von dem hervorra-

genden

genden Theil des Berges u. der Erde he[r.]
Genau kañ man nun beſtim̃en, wieviel vo[n]
dieſer Ablenkung der Maſſe des Berges [u.]
wieviel dem Erdkörper zugeſchrieben
werden muß. Beſtim̃t man nun nach d[ie]er Dich[tig-]
keit des Berges u. die Schwere der Maſſ[e]
u. mißt deſſen Volumen, ſo kañ man
die mittlere Dichtigkeit der Erde finden
dadurch, daß man die Attraktion des
Berges abzieht von der Attraktion der
Erde u. hiernach iſt dieſelbe Dichtigkeit 47/10 ma[l]
größer als Waſſer. Das dritte Mit[tel]
Mittel
die Dichtigkeit
der Erde zu beſtim̃en
von Kewendish

die Dichtigkeit der Erde zu beſtim̃en iſt
die Drehwage von Herrn Kewendish.
Mitſchl faßte 17[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]68 die Jdee einen St[ab]
im Gleichgewicht aufzuhängen, um durch
Oſcillation deſſelben die Anziehung z[u]
beſtim̃en. Gulaſton u. Kewendiſh hing[en]
in Balance einen Hölzernen Stab auf
an deſſen Enden Bleikugeln befeſtigt war[en.].
[unleserliches Material]Um jede Einwirkung zu verhindern [wird]
eine Glasbedeckung angebracht, u. K[ugeln]
von 1–6 Fuß Durchmeſſer den Enden
des Stabes genähert, wodurch ſofort
Oscillationen entſtehen. Hieraus erg[ab]
ſich eine Dichte für den Erdkörper von 5,[verlorenes Material]
die Theorie dürfte hier richtiger ſein, d[a]
in letzterm Falle Körper die genähert [wer-]
den, auch ſofort elektriſch-magnetiſche Er-
ſcheinungen
veranlaßen, woraus Stöhrungen
entſtehen. Ganz ſicher würde man bei
den Verſuchen gehen, weñ hiezu Gebir[ge]

von

von einerlei Steinart gewählt werden köñten.

b. über die iñere
Wärme des Erdkör-
pers.

Wir kom̃en jetzt zur Wärme des Erdkör-
pers.
Drei Quellen ſind vorhanden, aus
denen ſich dieſe entwickelt. 1., Durch
Quellen der
Wärme.

die Soñenſtrahlen, die nach der Größe
des Einfallswinkels,
der Dauer u. Stärke
des Lichts, eine verſch. Wärme veranlaßen
1 u. 2.
2., Durch die Ausſtrahlung aller Geſtirne.
Offenbar iſt eine bedeutende Quantität
Wärme im Welt-
raume.

Wärme im Weltraume vorhanden; deñ
weñ dies nicht wäre; ſo müßte endlich
die absolute Kälte, unſere Wärme voll-
kom̃en verzehren. Sehr wahrſcheinlich
iſt die Quantität der Wärme im Welt-
raume gleich der, unſerer Polargegenden
u. etwa − 8° Reaumur. Dies wäre
noch im̃er poſitiven Wärme, ſobald
ich añehme daß der Weltraum, 3000° Kälte
hat. Dadurch wird die Wirkung der
Ausſtrahlung nicht gefährlich. 3.,
3.,
Wärme des
Planeten ſelbſt.

Durch den Theil der primitiven
Wärme der der Erde gehört
u. in ihr
erregt wird, incarcerirt im Plane-
ten, deſſen Oberfläche oxidirt u.
erhärtet iſt. Wir werden hier
von der letztern Wärme reden, u.
Jñere Wärme
ohne Einfluß auf
die Oberfläche.

folgen dabei der analÿtiſchen Theorie,
nach welcher dieſelbe keinen Einfluß auf
die Oberfläche der Erde hat; indem ſeit
1000 Jahren das Quantum der ausſtrah-
lenden Wärme gar keine Veränderung
veranlaßt hat. Es findet eine Circu-

lation

lation der Wärme in der Richtung des
Durchmeſſers ſtatt. Durch Erkältung de[r]
iñern Maſſen, würde auch nicht um 1/30° Reaum[ur]
eine Veränderung veranlaßt werden, ſo wie die Quanti-
tät der Wärme des iñern Erdkörpers
nicht ¼° R. Wärme veranlaßt. Jn einer
Tiefe von
120′ keine Verän-
derung der Temperatur

Tiefe von 120 Fuß findet ſchon keine
jährl. Veränderung der Temperatur
mehr ſtatt
, in zehn Fuß Tiefe, keine
tägliche. Lambert u. Sauſſure ſtellten
Verſuche
von
Lambert etc.
Termometer von 20, 10, u. 5 Fuß in
die Erde u. man fand in 10 Fuß Tiefe
bei Tage u. bei Nacht eine gleiche Tempe-
ratur; in 80–90 Fuß Tiefe eine unver-
änderliche Temperatur, u. es gehört
eine Zeit von 2–3 Monaten, bis die W[är-]
me nur 10 Fuß in den Boden dringt u.
alle Punkte in einer Verticale erreichen
hiebei noch nicht das Maximum. Die T[em-]
Temperatur
der Erdoberfläche
unveränderlich

peratur der Erdoberfl. iſt übrigens un-
veränderlich.
Was die Erde an Wärme
unter dem Aequator empfängt geht
an den Polen verlohren u. ſeit Hippar[ch][s]
Zeiten iſt die Rotation der Erde ſo gl[eich]
daß ſich der Tag nicht um 1/400[verlorenes Material]0 Theil
einer Sec. verändert hat, u. dah[er]
die Temperatur ſich gleich geblieben iſt.

28. Vorlesung, 9. Februar 1828

Bei einer Temperatur von + 26°, wo der
Sand in der Soñe 35° erwärmt war ſo
Verſuche
über die Wärme
in der Tiefe

unter den Tropen fand ich ihn oft 54° erwär[mt,]
war die Erdwärme in 10 Fuß Tiefe 11 Gr[ad,]

bei

bei 20 Fuß Tiefe nur 11½° Wärme, wobei
zwar nach den verſch. Leitungsgraden des Ge-
ſteins eine Verſchiedenheit ſtatt finden kañ.
Man hat die iñern Erdwärme in Bergwerken
u. Gruben u. an Quellen beobachtet, u. ſie
iſt im Norden größer als unter dem Aequator.
Wir kom̃en jetzt zur Theorie der Vulkane.
Theorie
der Vulkane

Den Alten war das Puriphlegeton bekañt.
Jn unſerer Zeit beſchäftigten ſich zuerſt Leibnitz
u. Hallei damit. Der alte Meron der 1720 u.
1765 Memoiren darüber ſchrieb, glaubte daß
die Centralwärme gleich der äußern Wärme
ſei, welches jedoch offenbar falſch iſt. Lambert
machte hierüber ſchön Verſuche u. machte auf-
merksam die Temperatur in den Bergwerken
zu meſſen. Dies that auch Saussure zu Bex
u. an andern Orten vermittelſt [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] Bohrlöchern,
in die Termometer gesenkt wurden. Jn den
tiefen Bergwerken von Cornwallis u. Dewon-
shire
fand man eine außerordentliche Wärme.
Jn dieſen die Wärme der Luft zu beobachten iſt
nicht ſicher, indem dieſe ſtets ſtrömt u. Wechſel
der Temperatur veranlaßt, beſonders weñ
oben Kälte ſtatt findet. Die Beobachtung bei
den Quellen iſt ſicherer; am ſicherſten freilich
ſind die Verſuche vermittelſt der Bohrlöcher.

Zunahme
der Wärme
in der Tiefe

HErr Trebra beobachtete hierdurch in einer
Tiefe von 90 Lachter 9° Wärme, bei 130 Lachter

12° Wärme, bis der Temperatur Freibergs
von 6–7° Reaumur. Bei den Verſuchen von
Fox in England ſtieg das Termometer bis 10½°.
Merkwürdig iſt es, daß auf Höhen von 11,000
Fuß, in den Bergwerken 15° Reaumur gefunden
wird, [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] die äußere Temperatur gleich
der Berlins, oder 6–7° iſt. Auf der Höhe

von

von Guanopanta von 6000, iſt ein Schacht
1440′ Tief u. hier hat eine Quelle 27° R[verlorenes Material]
Die Temperatur des Jñern der Erde nim̃t [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
mit der Tiefe zu, obgleich eine Angabe der
Stärke derſelben nach dem Längenmaß ſehr
ſchwankend iſt. Ungefähr kañ man añehme
daß um jede 80′ Tiefe die Temperatur 1°
zunim̃t. Jn der Höhe nim̃t dieſe acht mal
[verlorenes Material][unleserliches Material] ab, u. erſt bei 600′ Höhe verlier[t]
die Temperatur 1°. Bei den ſehr genaue
Beobachtungen in Paris iſt die Temperatur
daselbſt 8½° u. in den Gewölben bei 85
Tiefe 94/10° u. ebenfalls um 1° größer als au[f]
der Oberfl. Ueber die Temperatur der
Temperatur
der Quellen

Quellen ſind von 1775 ab Verſuche aufgeſtell[t]
von Ruhbunk. Es giebt deren veränderl.
u. unveränderl. Erſtere oſciliren nach den
Monaten. Eine merkw. Beobachtung iſt di[e]
des Herrn v. Buch, die einen Beweis von der gr[o-]
ßen Erdwärme des Nordens giebt. Jn de[r]
Hudsonsbai u. am Nordcap findet man
ſtets fließende Quellen. Von 56–66° N.B.
ſieht man nach u. nach die Quellen etwa [verlorenes Material]
3° der äußern Temper. zunehmen. Jn Jtal[ien]
u in der Breite zwiſchen 48–58° ſind die
Quellen gleich der Lufttemperatur u. ſo
nach dem Aequator zu geringer. Das Lauf[verlorenes Material]
[unleserliches Material]d h[unleserliches Material]ſelbſt iſt nur um 1° wärmer als die Temp[.]
der Luft; in Amerika habe ich jedoch die Quellen
im̃er in niedrigerer Temper. als die äußer[e]
Luft gefunden. Die Urſache dieſes Phänom[ens]
ſind mañigfach u. läßt ſich dies aus der ſta[rken]
Regenzeit unter den Tropen, aus der Sch[unleserliches Material]
im Norden, die die Wärme nicht ausſtrömen
läßt u. aus anderweiten Urſachen erklären

Schon

Schon längſt fand man in der Erde im hohen
Norden bei einigen Fußen Eis, u. dies fand
auch Franklin in N.B.v. 65° bei 4′ Tiefe;
welches im̃erhin beſtehen kañ, ohne die Vegeta-
tion zu hindern. Quellen die Kohlenſäure
enthalten ſind allenthalben 3–4° wärmer als
andere Quellen die davon frei ſind, welches
auf eine Verbindung mit den tiefen Vulkan-
herden ſchließen läßt.

c. Elektricität u. Mag-
netismus als identiſche
Erſcheinungen.

Wir kom̃en jetzt zu der geographiſchen
Vertheilung der magnetiſchen Kräfte auf
der Er-
de;
aus dem Gebiete der Phyſik werden
wir hiebei nur einige Momente herausheben.
Nach der älteſten Beobachtung gehörte
magnet. Kraft allein dem Eiſenerg; u.
Eiſen
reines Eiſen behielt ſie beſſer als gekohltes
Eiſen, oder Stahl. Später entdeckte man
Nickel
u. Kobald

das Nickel u. Kobald dieſelbe Eigenſchaft
hätten. Herr Arago entdeckte, daß alle Körper
transitoriſch auf kurze Zeit von magnetiſcher
Kraft ſollicitirt werden. Die Jntenſität
der magnetiſchen Kräfte in Paris u. London
habe ich mit Herrn Arago in Grenwitch ſelbſt ver-
glichen. Die kupfernen Ringe um magnetiſche
Nadeln ſind eben ſo hem̃end, als weñ dieſe
in einer Flüßigkeit ſich bewegt, u. die Dauer
der Oscillation der Nadel koñte Arrago be-
ſtim̃en nach verſchiedenen feſten Körpern. Selbſt
Alle Kör-
per äußere
hem̃enden Einfluß
auf die Magnet-
nadel.

nicht metalliſche Körper äußern den hem̃enden
Einfluß auf die Nadel.
Man kañ in dieſen
einen Pol erregen, u. dieſer transitoriſche
Pol retardirt die Nadel. Bewege ich
Verſuch
mit Holz

Zb. in der Nähe einer Magnetnadel eine
hölzerne Scheibe ſehen ſchnell, ſo wird ſich
ſofort die Nadel in Bewegung ſetzen.

Schon

Schon Callon beobachtete dies von 25 Jahre
aber ohne Sicherheit. Selbſt bei grünenden
Bäumen hat die Magnetnadel nicht gleiche
Schwingungen auf jeder Seite des Baumes u.
man bemerkt den Nordpol in dem Wipfel, u.
den Südpol in den Wurzeln. Jm Jahr
Große Entdeckung
von
Oerſtadt
1820. machte Oerſtadt die große Entdeckung
daß weñ eine Magnetnadel im rechten Winkel
dem elektriſchen Strome genähert wird, dieſe
abweicht. Selbſt weñ zwei elektr. Ströme
einander gegenüber ſtehen u. die Kupfer[unleserliches Material]
Drähte einer Bewegung fähig ſind, ein elektr.
Strom die Bewegung der Nadel machte. Wie
Metalldrähte in Schraubenlinien gehen u.
elektrisirt werden, so verhalten sie ſich ganz wie
Magnete, u. der Nordpol iſt auf einer u.
von Beckerell
der Südpol auf der andern Seite. Becker[ell]
zeigte, daß bei jeder chemiſchen Veränderung
eine elektr. Erſcheinung ſtatt findet. Die
Magnetnadel giebt ſelbſt das Maß der
Säure an, welches man Hydromagne-
von Sebeck
tismus neñt. Herr Sebeck fand den Ter[mo-]
magnetismus. Die Wärme der Soñe u. d[verlorenes Material]
[unleserliches Material – 1 Wort fehlt] der Erde kañ den Magnetismus v[er-]
anlaſſen. Die Kräfte deſſelben gehen ſehr
hoch u. ich habe ihn ſelbſt in der Höhe von
15000 noch gemeſſen. Zur größten Höhe
hat ſich Herr Gai Lussac bis zu 21,000 [Fuß]
erhoben u. ganz dieſelbe Kraft, ganz die-
ſelben Schwingungen unten wie oben beobach-
tet. Bei ungleicher Quantität finden im̃er
mehr Schwingungen ſtatt u. es muß bei letz[te-]
rer Beobachtung jedoch bemerkt werden
daß die Temperatur in dieſer Höhe
9° unter Null war.

29. Vorlesung, 13. Februar 1828

Nach der Beobachtung des Prof. Kupfer in Ka-
san
hat die Wärme u. Kälte Einfluß auf
Kälte u. Wär-
me haben Einfluß
auf die Nadel.

die Oscillation der Nadel u. ſie iſt in der
Kälte lebhafter wie in der Wärme. Man
glaubte in Engelland lange daß die magneti-
ſche Kraft im Soñenſchein ſtärker als im Schatten
ſein, dies iſt aber ganz falſch. Es kañ hier
nicht der Ort ſein, alle Urſachen des Magnetis-
mus zu erklären, ſondern es ſoll nur der
Geograph. Ver-
theilung des
Magnetismus.

geogr. Vertheilung der magnetiſchen Kräfte
erwähnt werden. Nach der Jdeen Einiger ſoll
ſie gleich bei dem primitiven Zuſtande der
Erhärtung unſeres Erdkörpers entſtanden
ſein; nach Andern, wie Sebeck auch behauptet
erregen die Erwärmung der Soñenſtrahlen
die magnetiſche Kraft u. die magnetiſchen
Linien entſtehen durch Erwärmung der metal-
liſchen Ringe um die Erde. Andere behaupten
grade das Gegentheil u. halten die Wärme
ſelbſt für Folge der elektriſchen Strömungen.
Erſcheinun-
gen der magne-
tiſchen Kräfte
Wir halten uns hier nur bei der Erſcheinung
der magnet. Kräfte auf
u. betrachten,
1. Die Abweichung der Magnetnadel, 2.,
die Neigung derſelben, 3., Die Veränderung
derſelben
, deren Jntenſität der Kraft
ſeit 20 Jahren erſt gemeſſen iſt. Bruster
1. Abweichung
der Nadel

glaubt daß die magnetiſchen Pole allent-
halben die größte Kältelinie anzeigen, dies
iſt aber ein ſehr wieiderlegbar[er]e Jrthum
Behauptung. Eine andere Behauptung iſt
Magnetiſcher
Pol, verſchieden
von Nordpol

die, daß die jetzigen magnetiſchen Pole
die ehemaligen wirklichen Erdpole
wären.
Laplace hat das Gegentheil gezeigt u. alle
Gradmeſſungen zeigen daß die größte Applat-
tung an dem jetzigen Pole vorhanden iſt.
Man hat bald zwei bald vier magnetiſch[e]

Pole

Pole angenom̃en. Halle nahm 2 bewegl. u. 2 beun[be-]
Theorien
wegliche an. Tobias Meier behauptete daß
kleiner Magnet in der Erde ſich befinde u. dgl.
zuvörderſt bemerken wir die Abweichung der
Magnetnadel, die nicht im̃er nach Norden zeigt.
Die Abweichung der Nadel von dem Meridian
des Orts giebt die Größe des Winkels. Jn
früheſten Zeiten kañte man bloß die Kraft d[er]
Angehung des [unleserliches Material]Magneten. Die gewöhnl. Añahme
Alte
Erfindung
des Compaſſes

der Erfindung des Compaſſes iſt jedoch nicht mehr
deñ in einem Liede, welches zu Friedrich II. Zeit
gedichtet, 1281. wird ſchon deſſelben erwähnt
die Norwegiſchen Seefahrer bedienten ſich d[es]
Raben als Wegweiſer, die ſie von Schiffe
fortfliegen ließen, u. deren Flüge ſie folgt
um Land zu finden. Doch kom̃t ebenfalls in eine
alte Liede derſelben, ſchon im 12ten Jhdert die
Klage vor, daß die Schiffer keinen Leitſtein
auf Jhren Fahrzeugen hätten. Bei den Chine[ſen]
u. Arabern iſt die Keñtniß des Compaſſes ur-
alt u. im 12ten Jhdrt maßen dieſe ſchon die ver-
ſchiedene Abweichung deſſelben; Columbus hat
ſich alſo mit Unrecht gerühmt, der Erſte ge
wesen zu ſein, der eine Linie ohne Declination
erkañte, u. die er zwiſchen den Canariſchen
u. Azoriſchen Jnſeln fand, wo die Magnetnadel
nachdem wahren Pol zeigt. Jnsofern hatte
er Recht, als er von den Erfahr. der Chineſen
nichts müßte. Bekañt iſt es, welcher Nutzen
dieer Schiffahrt daraus erwachſen iſt. Auch
zu ge[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]odätiſchen Meſſungen wird die Magnet-
nadel gebraucht, u. leider müſſen dieſelbe noch
im̃er mit der Buſſole ſtatt finden. Unruhig-
keiten ergeben ſich hiebei ſtets; indem die
Magnetnadel faſt ſtündlich abweicht. Dieſe

Abweichung

Abweichung beträgt oft ¼° u. ſelbſt habe ich
ſie 18′ gefunden. Es köñen ſich daher bei den
Meſſungen die am Morgen u. dañ wieder am
Abende ſtatt finden, Differenzen von 1° ergeben.
Jch habe es ſ[unleserliches Material]elbſt gefunden, daß ſelbſtin einem frei
hängendesn Fernrohr mit einer metallenen Röhre,
welches selbſt magnetiſch wirdiſt u. ſich in den magnetiſchen
Meridian ſetzt, daß die Kreuzfäden von demeinem
Gegenſtande abweichen u. einen andern Gegenſtand
decken. Seit Cooks Reiſen fand man, wie
gefährl. es für die ſichere Führung eines Schiffes
ſei, weñ es ſehr ſchwer mit Eiſen beladen;

Magnetna-
del zu ſichern
auf Schiffen die mit
Eiſen beladen.

indem dies auf die Magnetnadel wirkt Liegt
Dieſe Maſſe in magnetiſchen Pol, ſo hat dies
keine Wirkung, im andern Falle aber giebt
es Röhrungen, u. veranlaßt, daß falſch ge-
ſteuert wird. Herr Barlow hat von der engl.
Admiralität den großen Preiß erhalten für
die Erfindung des Regulations. Das mit
Eiſen beladene Schiff beobachtet vor dem
Absegeln die Richtung ſeiner Magnetnadel.
Dieſe wird mit der Richtung einer eben ſolchen
Nadel auf dem Lande verglichen u. hiernach
die Differenz gefunden. Jetzt nähert man
letzterer eine Scheibe von Eiſen, ſo weit,
bis dieſe ebenfalls gezwungen wird, die
Richtung der Nadel auf dem Schiffe anzunehmen.
Dieſer ſo bewafnet[unleserliches Material]en Magneten bringt man jetzt
auf das Schiff. [unleserliches Material]Auch auf dieſen wirkt die
Eiſenmaſſe ſoviel als auf dem Lande
die Abweichung erzwungen wurde, u. ſetzt
ihn dadurch in ſeinen natürlichen Rand.

Karten
mit magneti-
ſchen
Linien

Die früheſten Karten mit den magnetiſchen
Linien ſind von einem Spanier
Alonzo
einem Lehrer Carl V. Die Abweichungen

des

Magnetiſche
Linien ſind veränder-
lich

desr Magnetnadel ſind ſehr veränderlich, u. so be-
trug in London 1580, 11° oſtlich. Jm Jahr
1657. zeigte ſie gar keine Abweichung von
dem Meridian. 1660 war ſie 1° weſtlich
u. ſeit 1818 hat ſie das Maximum der Ab-
weichung erreicht u. nähert ſich ſeitdem wie-
der dem Nordpol. Seit dem 17ten Jahrhdrt
ſind die Linien, die keine Abweichung anzeigen
Nähere
Angabe dersel-
ben.

bekañt. Eine Linie geht im atlantiſchen Ozean [verlorenes Material – 1 Wort fehlt]
Brasilien vorbei, öſtlich von Trinidat
nach dem weſtlichen Canada. Eine zweite
iſt in der Südſee, weſtlich an der Küſte
von Peru, die im Norden noch nicht bekañt
iſt. Die 3 u. 4 Linie iſt vielleicht ein u. dieſel[-]
be. Sie ſchneidet die Molukken, u. theilt ſich
in zwei Zweige, von denen der eine nach
Sibirien u. der andere in wunderbaren
Krüm̃ungen nach Kaſan zieht. Jn Afrika
Jn
Afrika keine
Linie ohne Abwei-
chung

iſt bis jetzt noch keine Linie ohne Abweichung
gefunden worden. Auf den Continenten be-
merkt man auf ſelbſt in dieſen Linien eine ſchwa-
che Bewegung. Breite des magnet. Pols
ſchwankt zwiſchen 60–70° u. deſſen Länge
beträgt 100°.

30. Vorlesung, 16. Februar 1828

Wir haben in der vorigen Stunde von der Angular[-]
Quantität der Abweichung der Magnetnadel
vom wahren Norden geſprochen. Der Elektro-
Magnetismus iſt nicht eine Erſcheinung auf partiellen
Theilen der Erdoberfläche, ſondern es iſt eine den
ganzen Erdkörper anregende Kraft, lichtent-
bindend vom Nordpol her. Die Kraftäuße-
rung deſſelben wirkt nicht ſtoß- ſondern ſtrom[-]
Elektro-
magnetismus peri-
odiſch.

weiſe. Jn ruhigem Zuſtande der Atmoſphäre
iſt dieſe Kraftäußerung periodiſch,
u. ſo

wie

wie wir ſtündlich eine Veränderung in der At-
moſphäre bemerken; ſo bemerkt man auch eine
Abweichung der Magnetnadel u. erſtere äußert
auf letztere eine entſchiedene Wirkung. Beckerell
Sebeck
, Cemañ, Arrago u.a. beſchäftigen ſich
mit der elektro-magnet. Erſch., u. man kañ
gegründete Hoffnung haben, daß man jetzt erſt
Erfahrungen über Declination, Jnclination u.
Grundur-
sache der Erſchei-
nungen
unbekañt.

Jntenſität der magnet. Kräfte ſam̃eln, u.
die GrundUrſache der Erſcheinung, die jeder der
Gedachten Mäñer in ſeiner Art verfolgt,

entdecken wird. Seit 1820 ſind große Schritte
in den Begriffen des Erdmagnetismus geſchehen,
die alle durch die Entdeckungen von Volta vor-
bereitet wurden. Die Einheit in die verſchie-
denen Aeußerungen der magnetiſchen Kräfte giebt
Hoffnung, daß die ſehr verwickelten Erſcheinungen
der Declination, Jnclination u. Jntenſität
ſich endlich Alle aus einer GrundUrſache werden
herleiten laſſen. Noch ſind wir freilich von die-
ſem Cauſalzuſam̃enhange weit entfernt, wir
haben aber Hoffnung dieſe zu entdecken. Die
Gravitationsgeſetze von Newton aufgeſtellt
zeigen uns die Beweg. der Weltkörper jetzt im
klarſten Lichte. Dieſe waren leichter zu ent-
decken, da es nur homogene Stoffe waren
die der Beobachtung unterworfen wurden. Hie-
bei aber, wo die Heterogenität der Stoffe
Schwierigkeit
der Entdeckung.
in Betrachtung kom̃t, hier wird die Schwierig-
keit der Entdeckung größer.
Man keñt weder
die Zahl noch Lage der magnet. Pole u. ihre
Größe. Näher keñt man den magnetiſchen Aequator
auf welchem die Jnclination der Nadel gleich
Null iſt; indem dieſer zugänglicher iſt, als die
4 Pole, von denen der letzte ſüdweſtl. vom
Jeniſei iſt. Der Capitain Parry, ſegelte bei

der

der Nordpol-Expedition bei Canada ſchon über denſel-
ben hinaus. Die magnet. Pole des Nordens ſind
dem Nordpol näher als die ſüdl. dem Südpol.
Der Eine der letztern befindet in der Meeren[-]
ge von Vandimens-Land; der andere in den
Magellanseilanden. Die Nördl. Pole ſind ihrer
Lage nach ganz unzugänglich; nur der nord[unleserliches Material]-
liche von Canada iſt bekañt. Parry war über
ihn ſchon hinaus u. hatte ihn um[verlorenes Material]gangen; indem
der Pol des Magnets ſich umkehrte u. nach
Südweſten zeigte. Zugänglicher iſt der mag-
netiſche Aequator. Erſt ſeit wenigen Jahren
magnetiſcher
Aequator.

hat man gefunden, daß der magnet. Aequator
kein größter Erdkreis iſt,
der aber in Krö[unleserliches Material][-]
nungen
der Erdäquator durchſchneidet u. der
mathem. Berechnung große Schwierigkeiten giebt
Verſuche von Herrn Hanſtlin, Biot etc. hab[en]
nur darin beſtanden, Linien von gleicher Jn-
clination, theils Linien wo die Jntenſität
der Kraft gleich iſt zu verzeichnen. Die Erſchei-
nungen ſuchte man zu erklären durch die hypo-
thetiſche Añahme eines Magneten in der Erde,
dem man Bewegung, u. 1 Axe, bald 2 Axen
gab. Alles dies giebt noch keine vernunft-
mäßige Einſicht in den Zuſam̃enhang. Die Linien
auf denen keine Abweichung ſtatt finden,
Alle
magnet. Linien
erleiden große
Veränderung.

sind aber alle nicht mehr ähnlich denen im 16 Jahr-
hundert
u. alle haben eine große Veränderung
erfahren
. Dabei beharren die Linien auf
dem Continente länger in der magnet. Kraft,
als die auf der Waſſerfläche, was auf
die Kraft der Anziehung zu beruhen ſcheint.
Eine ſo verwickelte Art der Erſcheinungen
macht jede Erklärung mißlich, u. der [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
Cauſal-Zuſam̃enhang kañ bis jetzt nur noch
durch Verſuche vorbereitet werden. Ma-

thematik

thematik kañ zwar auf Quantitatives angewen-
det werden; aber keineswegs auf die Periodi-
cität ſolcher magnetiſchen Erſcheinungen. Man
will hier durch die Erſcheinungen auf der Oberflä-
che die Tiefen erforſchen. Man kañ zwar in-
terpoliren, Mathematik ſelbſt auf den Lauf
u. die Schnelligkeit u. Tiefe der Gewäſſer an-
wenden; doch in dieſer Hinſicht fehlen ſämtliche
Kurze
Zeit der magnet.
Beobachtungen.

Zwiſchenſätze. Alle magnet. Beobachtungen
ſind in einem Zeitraume von kaum 30–40 Jah-
ren angeſtellt
, u. durch dieſe will man beobach-
ten, was in Perioden von 1400–3400 J. er-
ſcheint, welche letztere Dauer dem Umlauf der
magnetiſchen Pole um den Nordpol zugeſchrieben
wird. Dies kañ bis jetzt noch kein Reſultat der
Unterſuchung geben, aber die Hoffnung auf das
Reſultat ſelbſt beleben. Man hat in dieſen
Zahlen ein Geheimniß finden wollen u. ſie ſelbſt
mit der heiligen Zahl der Jnder, nämlich 430
in Verbindung gebracht; ſelbſt die Zahl der
Aequinoction, [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]durch dem Multiplicator 430 ſuchte
man; doch iſt dies nur Spielerei, u. höchſt
unmathematiſch. Noch iſt keine Theorie aufge-
funden, die auch nur für die letzten zehn Jahre
die dreierlei magnetiſchen Erſcheinungen bewei-
ſen kañ. Herr Hanſtein in Norwegen beobachtet
fortgeſetzt mit Muth u. Ausdauer die Er-
ſcheinungen u. von dieſer genauern Erkeñung
der empiriſchen Erſcheinungen kañ man ſich
viel verſprechen, ſo wie von deſſen bevor-
ſtehen der Reiſe nach Sibirien, die ausſchließlich
deshalb von ihm künftigen Som̃er angeſtellt
worden wird. Außer der großen Abweichung
der Magnetnadel, bei uns nach Weſten,
giebt es auch eine Stündliche 1682 entdeckte

dieſe

Stündliche Abweichung
der Magnetnadel.

dieſe die Jesuiten in Siam. Dieſe Beobachtung war
um ſo verdienſtlicher, da die Veränderung unter
den Tropen ſehr geringe iſt. Mit einem Fernrohr,
das ſelbſt als Magnet ſchwebend ſich bewegt,
iſt vermittelſt der Fadenkreutze die auf ge-
wiße Gegenſtände fixirt ſind, dies am
beſten zu beobachten. Nach Cassinis Beo-
bachtungen finden, wie bei dem Barometer
ſo auch bei der Magnetnadel, täglich zwei
Ebben u. zwei Fluten ſtatt. Das Baro-
meter erreicht bei ruhigem Wetter um
9 Uhr M u. 12 Uhr A. den höchſten Rand u.
um 5 Uhr M u. 6 Uhr A. den niedrigſten Rand;
eben ſo iſt auch die Abweichung bei der
Magnetnadel. Dieſe iſt großer von Winter-
ſolſtitio bis zum Frühlinge, dañ nim̃t ſie
ab bis zum Som̃er; vom Som̃er bis Herbſt
wieder zu, u. deñ ab, bis zum Winter
Die höchſte Abweichung beträgt im Juli-Monat
19′. Beſonders wird ſie bemerkbar
bei Erſcheinung des Nordlichts. Es iſt merk-
würdig, daß bei der bei uns ſtatt finden,
Abweichung
bei uns im̃er mehr
weſtlich

den weſtlichen Declination der Nadel,
die tägl. Abweichung deñoch weſtlich wird, wel-
ches ſich von der Wärme des Weſten er-
klären läßt. Jn der ſüdlichen Hemiſphäre
iſt grade das Gegentheil, u. die Nadel zeigt
daſelbſt mehr nach Oſten. Eine ſonderbare
Erſcheinung iſt die Beunruhigung der Nadel
die plötzlich oft eintritt. Eigentlich iſt der
Nordpol, der Südpol des Magnets u.
ſollte demgemäß auch ſo genañt werden.
Wir kom̃en jetzt zu der Erſcheinung der

Jnclina-

2., Jnclination
Jnclination. Steht eine Magnetnadel horizon-
tal, deren beide Enden gleich ſchwer ſind, ſo
neigt ſich ein Ende nach dem Pol hin, welches
unter verſchiedenen Breiten ſehr verſchieden iſt.
Unter dem magnetiſchen Aequator findet gar keine
Jnclination ſtatt. Mir ſelbſt glückte dies zu
entdecken in den Anden, unter 5–6° ſüdl. Breite.
Fressinet durchſchnitt ſechs mal dieſe Linie
in der Südſee. Dieſe Linie fängt bei dem
Kap Gardafui in Afrika an, geht dañ ſüdlich
vom Aequator der Erde den Amazonenſtrom
vorbei nach den Galopagos-Jnſeln etc. dieſe
Linie hat eine merkwürdige Bewegung; deñ
während der Magnet. Pol von Weſten gegen
Oſten ſich um den Nordpol bewegt, ſchieben ſich
Bewegung
des magnetiſchen
Aequators

die Karten, die der Magnetiſche Aequator mit
dem Erdäquator bilden rückwärts von
Oſten nach Weſten.
Dies iſt auch die Urſache
von der Verſchiedenheit der Jnclination an
den verſchiedenen Orten. Jch habe jetzt im
Thiergarten die Jnclination gemeſſen u. ſie
Veränder.
der Jnclination
in Berlin

68° 39′ gefunden. Vor 23 Jahren beobachtete
ich ſie daſelbſt mit Jai Lussac u. fand ſie
69° 50′; um ſoviel iſt der magnet. Aequa-
tor uns näher gekom̃en. Unter 73° N.B.
fand Parry die Jnclination 83°, faſt
ſenkrecht. Durch den Bordaiſchen Jnclinator
iſt beobachtet in Paris von 1798–1829, daß
die Jnclination daſelbſt jährl. 4 Minuten
abnim̃t, welches ein Zeichen iſt, daß der Meridian
von Paris um ſoviel dem magnet. Aequator
näher rückt. Auch dieſe Erſcheinung iſt faſt

ſtündlich

ſtündlich wechſelnd u. die Jncl. iſt von 9–6 Uhr
am Tage größer u. nim̃t als dañ ab. Die
letzte Erſcheinung die ſeit etwa 20 Jahren
3., Jntenſität
der magnetiſchen
Kräfte
.
beobachtet iſt, iſt die Jntenſität der Kräfte
Borda verſuchte, ob die magnetiſchen Kräfte
nicht verſchieden ſeien, unter verſchiedenen
Breiten. Er hing deshalb perpendicular
magnetiſche Nadeln auf u. ließ dieſe oscill[i-]
ren. Mit gleichen Nadeln beobachtete man
245 Oscillationen in 10 Minuten zu Paris;
hingegen unter dem Aequator nur 211 Oscillationen
durch Beobachtungen hat man gefunden, daß
weñ die Magnet. Kraft unter dem Aequator
gleich 1 iſt, dieſelbe in Neapel 1, 2.., Berlin 1, [3]
u. unter 76° NB. nach Parry 1, 7... Die Jnten-
ſität nim̃t ſtündlich ab von Morgen bis Mit-
tag u. dañ wieder zu. Es iſt zu bedauern
daß wir kein ganz ſicheres Maaß haben
dieſelbe an einem u. dem andern Orte zu beo-
bachten. Wir ſind nicht im Stande das Quantum
der magnet. Kraft zu beſtim̃en die man der
Nadel geben ſoll, u. dañ ſind dieſe ſelbſt
ſo höchſt ungleich. Um die Beobachtung der Gegen[-]
wart für die Zukunft gi[unleserliches Material]tig zu machen,
iſt es am ſicherſten, mit ungleiche Nadeln u. ungl[eichen]
Kräften derſelben Beobachtungen anzuſtellen
u. hiernach das mittlere Verhältniß, welches
ziemlich ſicher ſein wird, hiernach feſtzu-
ſtellen.

31. Vorlesung, 20. Februar 1828

Bis jetzt ſtehen die drei Erſcheinungen des Magnetis-
Drei Erſcheinungen des
Magnetismus, ſtehen
bis jetzt unabhängig
von einander

mus in ſcheinbarer Unabhängigkeit. Man wollte
zwar bemerkt haben, daß die Jnclination da häufig
zunim̃t, wo Jntenſität größer iſt; doch ſind dieſe
iſodinamiſchen Linien wiederum nicht allenthalben
gleich, u. die Jntenſität koñte nicht als Function der

Jnclination

Jnclination angenom̃en werden, u. die Formel die hiefür
Young ausdrücken wollte, paßte nicht für alle Erſchei-
nungen. Eben ſo wenig waren die Beſtim̃ungen des
Herrn Sebin hiefür giltig. Weñ die Jntenſität der
magnet. Kräfte zwiſchen dem Aequator u. Spitzbergen
gleich 1 : 2 iſt: ſo wird ſie zwiſchen dem erſtern u. einen
weſtlichen Punkte wie Canada = 1 : 1,7 ... Wir un-
terſuchen nur erſt die Exiſtenz der Jntenſität.
So entdeckte man erſt den Ring des Saturn, brachte
deſſen Erſch. unter ein Geſetz, u. vereinigte letzte-
res mit dem Syſtem der dinamiſchen Kräfte des
Frucht
des empiriſchen
Wiſſens

Him̃els. Dies iſt die Frucht des empiriſchen Wiſſens,
daß die partiellen Geſetze unter ein einziges
empiriſches Geſetz vereinigt werden, aus dem
die Vernunft ein großes allgemeines Geſetz auf-
ſtellt. Dies iſt, wie geſagt, bei dem Magnetis-
mus noch nicht der Fall. Wir kom̃en jetzt
Polarlicht
zu dem Polarlicht od. Erdlicht, welches aus den
Polen ſtrömt. Es iſt ſchon die Rede geweſen,
daß Planeten, wie man dies bei der Venus be-
merkt ein eigenes Licht haben köñen. Zu der Zeit
als ſich die großen Erdſpalten noch nicht geſchloſſen
u. die iñere Wärme ausſtrömen koñte, war
es möglich, daß die Erde eine eigene Wärme auch
ohne den Centralkörper hatte, u. der Planet
koñte in ſeinem Urzuſtande nicht nur wärmer
Möglichkeit des
Selbſtleuchtens
der Erde.

sondern auch ſelbſtleuchtend ſein. Man nim̃t an,
u. viele Obptiker behaupten es, daß die Erde nicht
nur ein Polarlicht, ſondern auch ein Aequatorial-
Licht hat; wie letzteres beſonders auf dem Meere
zu beobachten. Um den Aequator kreiſen die
magnetiſchen Linien die ſich ſpiralförmig nach
den Polen bewegen u. man will erſteren die
Alten
reden nicht
vom Polarlicht.

leuchtende Kraft zuſchreiben, die Alten, die
doch Brittanien kañten reden nie von der
nördlichen Erleuchtung ganz beſtim̃t u. die Mythen
vom wilden Jäger etc. ſind nicht zu beachten.

Jn

Jn neuerer Zeit haben wir vortrefl. Beſchreibungen
vom Nordlicht durch Franklin; [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]und Verſuche, den
Zuſam̃enhang deſſelben mit den magnet. Erſchein.
Beſchreibung
der Erſcheinung
des Nordlichtes

zu ergründen. Zu Anfang der Erſcheinung erhebt ſich
ein Nebel 6–8° Höhe, begrenzt von lichten mild
weißen Zonen, ungefähr 2 Mondbreiten weit.
Aus dieſen Zonen gehen lichten Strahlen ſenkrecht in die Höhe,
in der Richtung wie die Jnclination der Magnet-
nadel. Jn gewißer Höhe ſind dieſe convergirend.
Vorhin gedachter Nebel iſt bräunlich grau, u.
man kañ durch denſelben den kleinſten Sterne noch
wahrnehmen. Hanſten hält dieſen Nebel für ſehr
materiell u. glaubt, es iſt ein förmlicher Niederſchlag
von Gasarten. Der Bogen hat verſch. Höhe, zu
weilen 12–15°. Der Reiſende Wrangel hat ſein[e]
Höhe nie höher als 6° geſehen. Dieſen Convergen[z-]
Punkt ſi[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]eht jeder anders, [unleserliches Material – 1 Wort fehlt][unleserliches Material – 1 Wort fehlt] dies der Fall, b[verlorenes Material]
anſicht des Regenbogens iſt. Man hat dieſe Stra[h-]
len gleichzeitig purpurroth, violet u. grün
geſehen. Sind die Streifen des Lichts zwiſche
zwei großen Sternen, ſo geht die Jntenſität des
Lichts von einem Stern zum andern hin, u. es ſind
mehrere erleuchtete Schichten hinter einander. Oft
ſind dabei leuchtende Wolken geſehen worden.
Dr. Tienemann in Jsland behauptet, daß die kl.
Wölkchen od. Schäfchen, die ich ſelbſt noch 4000 Toiſen
über dem Chimborazzo ſah, im Verkehr mit dem
Nordlicht ſtehen. Man hat ſie in der Nacht leuch-
tend, mit gleicher Farbe, am Morgen wieder ge-
funden. Perry ſah ſie in den Nordlichtern ſelbſt
entſtehen. Jn unſern Gegenden iſt die Richtung die-
ſer Wolken faſt im̃er nach dem magnetiſchen
Polarbanden.
Pole, u. man hat ſie daher angefangen Polar-
banden
zu neñen. Die Stärke des Nordlichts
iſt ungleich nach den Breiten. Franklin bemerkt
daß bei 62–63° N.B. das Licht gleich der Stärke
Höhe des Nordlichts
des Vollmondes iſt. Die Höhe des Nordlichts

hat

hat man ſehr hoch angenom̃en, u. durch Rechnung gefunden, daß
es 80–100 Ml. hoch iſt. Die Sternſchnuppen ſind eben-
falls in ſehr beträchtlicher Höhe, die Kewendiſch
10–15 geogr. Ml. berechnet. Wrangel ſagt,
daß dieſe Sternſchnuppen oft das Nordlicht an-
zünden; doch iſt dies noch nicht beſtim̃t. Jn der
neueſten Zeit ſind die ſicherſten Meſſungen von
Richardſon an der Hudsonsbai angeſtellt, der
Richardson be-
ſtimt die Höhe
des Nordlichts
anders

daſſelbe nur 1–1½ geogr. Ml. hoch fand, etwa
wie das Himalaya-Gebirge. Er hat es ſelbſt
unter Wolken geſehen; welches ſehr merkwürdig
iſt, daß Erdlicht in dieſer Höhe ſchon leuchtet. Auf
der 3[unleserliches Material]ten Reiſe des Parry ſahe man einen Strahl
des Nordlichts zwiſchen dem Schicht u. den Lande
niederfahren. Er macht auch darauf aufmerk-
ſam, daß die leuchten den Bogen kurze Zeit Schat-
ten werfen. Daſſelbe hat Cook am Südpol beo-
bachtet, wo es ebenfalls Lichterſcheinungen giebt,
die freilich in der Continental-Hemiſphäre ſich
häufiger ereignen. Jn Liſſabon iſt dies
Phänomen nie geſehen, wohl aber in Mexico,
welches davon herrührt, daß letzter Ort
näher dem magnetiſchen Pole zu liegt. Die
Perioden des Phänomens ſind in frühern
Zeiten ſchon beobachtet. Man glaubte, daß
Falſche
Theorien dabei.

es mit der Stärke des Zodiakallichts, mir der
Erſcheinung der Soñenflecken, mit Meteorſteinen etc.
im Zuſam̃enhange ſtände, welches Alles unrich-
tig iſt. Es ſind ähnliche Jdeen, als weñ Ritter
am Flakkern des Talglichtes die Pulſationen
der Natur erkeñen wollte. Von 1746–51
Anzahl
der Erſch.

war die Erſch. des Nordlichts ſehr ſelten u.
die Mittelzahl iſt etwa 5. Von 1790–1816
waren ſie noch ſeltener, kaum 1 od. 1½
in der Mittelzahl. Dieſe Beobachtungen sind
zwiſchen 48 u. 65° N.B. angeſtellt. Wir

wiſſen

wiſſen nicht, ob nahe am Pole, im Phänomen ſel[bſt]
dieſe häufiger ſind. Nach Pary haben die Jah-
reszeiten Einfluß darauf u. [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]er beobach-
tete 1824, in 180 Tagen 50 Nordlichter,
ſo vertheilt waren, daß im Novbr. 5
im Jan. 15–16 erſchienen. Wrangel beobach-
tete im Oſten grade das Gegentheil. Ueb[er]
Ziſchendes
Getöſe des Nord-
lichts.
das ziſchende Getöſe des Nordlichts iſt viel g[e-]
ſt[unleserliches Material]ritten werden. Hunde ſollten ſich an der
Erde werfen u. heulen etc. Pallas läugnet die[s]
durchaus. Wrangel glaubt etwas gehört z[u]
haben bei jeder Erſcheinung. Egedl, der ſo
lange in Groenland lebte, hatte nie etwas
von dieſem Geräuſch vernom̃en. v. Buch
in Norwegen koñte keine Kunde erhalten vo[n]
irgend einen Getöſe, was das Nordlicht ver-
anlaßt. Hanſten ſpricht hingegen davon wie
von einer ganz ausgemachten Sache. Er w[ill]
gehört haben, daß die magnet. Materie b[eim]
Ausſtrömen eine ziſchende Bewegung macht[.]
Das gleiche behauptet Herne. Franklin gla[ubt]
daß in den nordiſchen Gegenden der Schnee ein ſ[ol-]
ches Geräuſch veranlaſſe. Es wäre möglich
daß einzelne Erſch. ein Geräuſch veranlaſſ[en,]
andern nicht. Celſius u Wilke beobachtet[en]
eine Beunruhigung der Nadel, die Ander[e]
nicht finden. Die Bogen, welche die Strahl[en]
bilden ſtehen in der Abweichung des mag-
netiſchen Meridians, bei uns von N.N. O
nach S.S.W. Aber häufig liegt bei viele
Nordlichtern das Centrum der Bogen im Nor[d-]
Pole. Ueberhaupt herrſcht hierin noch

eine

eine große Verſchiedenheit, u. man kan
noch den Zuſam̃enhang nicht finden. Perry
Einfluß
des Phänomens
auf die Nadel

beobachtete keinen Einfluß des Phänomens
auf die Nadel,
die aber grade an den Tagen
zu Paris beobachtet würde, wo Perry
das Nordlicht ſahe. Es iſt daher anzunehmen,
daß im Phänomen ſelbſt keine Wirkung auf
die Nadel ſich äußert, wohl aber in entfern-
tern Gegenden. Franklin hingegen fand bei-
dem Nordlichte ſtete Declination der Nadel
wie in Paris. Perry brachte auf dem
Ohne
Einfluß auf
Elektricität.

höchſten Maße eiſerne Spitzen an, die
in Condenſatoren geleitet wurden; aber
eine elektr. Erſcheinung wurde bei der
höchſten Trockenheit der Luft nicht bemerkt

deshalb kañ die magnetiſche Materie
im̃er in Zuſam̃enhange mit den elektri-
ſchen Erſcheinungen ſtehen. Die Urſachen
des Phänomens ſind ſehr verſchieden angege-
Urſache
des Phänomens

ben. Pater Helle glaubte nur erhellte
Eiſtheilchen dabei zu erblicken. Mairon
glaubt, es ſind Wirkungen des Zodiakal-
lichts, welches in der Verlängerung der
Weltaxe wo die größte Rühe ſtatt
findet, ſtehen bleibt. Biot ſelbſt nim̃t
an, das der Eiſenſand, den die nördlichen
Vulkane auswerfen, dieſe leuchtende
Erſcheinung hervorbringt. – Die Nord-
lichter haben allerdings Einfluß auf un-
ſern atmoſphäriſchen Zuſtand. Franklin

behauptet

behauptet, ſie ſtehen ſelbſt mit den [at-]
moſphäriſchen
Wolken in Verbindung. D[ie]
Elektricität
der Wolken

Elektricität, die auf der Oberfläche d[er]
Wolken ſtatt findet, war, ehe ſich di[eſe]
verdichteten, in jedem einzelnen klein[en]
Bläſchen enthalten. Alsdañ, weñ ſich
dieſe zu einer Wolke von mehreren Qua-
dratmeilen zuſam̃enballen, entſteht d[ie]
ſo bedeutende elektriſche Spañung. D[a-]
mit ſteht die merkwürdige Beobachtung
Zuſam̃enhang
mit dem Erd-Mag-
netismus.

in Verbindung, daß weñ aus zwei ſtar[ken]
Voltaiſchen Säulen ein elektriſcher Stro[m]
gezogen wird u. in denſelben Kohl[en-]
ſtücke gehalten werden, eine Flam̃e [von]
3–4 Zoll hervorgebracht werden kañ
dieſe Flam̃e läßt ſich vermittelſt eine[s]
Magnets vom Nordpol anziehen; wir[d]
aber vom Südpol abgeſtoßen. So
wird es deutlich wie die elektriſchen
Strahlen des Gewitters ſelbſt, vom Er[d-]
magnetismus gelenkt werden, [verlorenes Material – 1 Wort fehlt]
in der Richtung der Jnclination der
Nadel Anziehung erleiden.



(Fortſetzung folgt)

[32. Vorlesung, 23. Februar 1828]

Neuntes Heft.
Jn dieſer u. der nächſten Stunde werden
d. über die Erdbeben
heißen Quellen u. Vul-
kane.

wir uns von den Erdbeben, heißen Quellen
u. Vulkanen
unterhalten. Dieſe einzelnen Theile
in Verbindung zu bringen iſt Zweck der Ge-
ognoſie u. ich halte es für wichtig einen
ſolchen Schematismus zu geben u. die Erſchei-
nungen ſo zu behandeln, um durch ein Anein-
anderreihen; Blick in den Cauſalzuſam̃en-
hang zu bringen. Wir betrachten zu erſt
Eintheilung

1. Form u. dichte des Erdkörpers. Dieſe
Dichtigkeit erzeugt die Wärme, die hinwieder
zu den elektro-magnetiſchen Erſch. beiträgt
das Erdlicht iſt die Folge derſelben.

2. Veränderungen die auf der Erdoberfläche
als Folge der Veränderungen in Jñern
ſich geſtaltet.

3. Die Quellen, Waſſer, Luft u. Schlam̃-
Quellen u. als Uebergang zu den Vulkanen.

4. Betrachtung der äußern Rinde, wie
die Vulkane ſie verändern; die Geſchie-
be die verbreitet ſind da, wo ſie dem
Boden ſonſt ganz fremd ſind. Hie[unleserliches Material]rauf
folgt endlich das Erdoberfläche-Anſehen,
die Glieder der Continente, Bergketten,
Flußthäler etc.

Unterſuchung über die
Erdoberfläche

Die Unterſuchungen über die Erdober-
fläche ſelbſt haben
die Alten ſo gut wie
uns beſchäftigt. Es gab unter ihnen Vul-
kaniſten u. Neptuniſten. Heraklit war
erſterer u. die Joniſche Schule der letztern

Anſicht

Anſicht zugethan. Am Ende des vergangen
Vulkanismus
hat hiebei jetzt die
Oberhand gewoñen.

Jahrhunderts hat der Vulkanismus mehr ü[ber-]
hand genom̃en
u. der Einfluß der Beobach-
tungen ſelbſt hat dies Reſultat erzeugt.
So iſt man allgemein der Meinung, daß ſelbſt
Granit ein Produckt des Feuers iſt, [unleserliches Material]unte[r]
Einfluß einer großen Temperatur. Man
koñte einen geologiſchen Termometer anfertig[en]
von Neptuniſten u. Vulkaniſten, welches auch
Lamarque gethan. Leibnitz u. Buffon geh[ör-]
ten zu letztern. Stabilität köñen in die-
ſer Wiſſenſchaft nur die rühmen, die Stille
ſtehen u. Ruhe des Gemüths in dem Abläugn[en]
aller Erfahrung ſuchen. Araber gaben d[en]
erſten Anſtoß der Wiſſenſchaft der Geolog[ie.]
Sie theilten jedoch dieſelben nur nach Far[be]
u. ihrer Anwendbarkeit beim Bilden etc. [ein]
nicht nach der iñern Gattung u. Beſchaffen-
heit. Dieſe u. die ganze Kriſtallogra-
phie iſt erſt von Hay u. Weiſs näher
Geognoſie
erſt ſeit kurzem als
Wiſſenſchaft behandelt.

begründet worden. Geognoſie oder Be-
lehrung über den Planeten ſelbſt, iſt al[s]
neueſte Wiſſenſchaft kaum ſeit 40 J. be-
trieben. Das glänzenſte Verdienſt um das
Studium der Gebirgsmaſſen u. Unterſu-
chung deren Formation hat ſich Werner
in Freyberg erworben. Jch will hier nicht a[n]
die geologiſchen Träumereien eriñern, di[e]
nicht bloße Vermuthungen, ſondern rein[e]
Spiele dichteriſcher Einbildungskraft ſind;
wie Zb. bei den Pythagoräern, die die

phyſiſche

phyſiſche Geographie mit religiöſen Dogmen
verſetzten, wodurch das einfache Anſchauen
der Natur geſtört wurde, wie bei Etruſkern.
Es iſt ſehr ungewiß ob unſer Geſchlecht bei
der großen Kataſtrophe ſchon vorhanden
war u. durch Jnſeln zerſtreut u. getreñt
wurde. Allenthalben ſind die alten Sagen
übereinſtim̃end, von Deucalion bis zu
dem Amaliraka am Orinoko. Jetzt iſt
die Nahrung der Phantaſie vorbei, die
Beobachtung
der Natur jetzt
vorurtheils frei

Beobachtung der Natur iſt vorurtheilsfrei-
er, u. die relig. Ueberzeugung iſt nicht
mehr anhängig von den phyſikaliſchen Er-
ſcheinungen. Jch gehe jetzt über zu den
von der Erdbeben
Erdbeben. Die Definition deſſelben lautet.
Erſchütterung der feſten u. flüßigen Theile
der Oberfläche durch unterirdiſche Ur-
ſachen. Obwohl der Ozean 6–7000′ Tiefe
hat, ſo habe ich doch ſelbſt in der Südſee
ein [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Erdbeben empfunden, welches von ein[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]e
ſonderbare Vibration des ganzen Schiffes
veranlaßte. Man war ſehr geneigt die
Erdbeben Local-Urſachen zuzuſchreiben
u. man nañte bei jeder Stadt einen Berg
der dieſe veranlaſſen ſollte. Die Beo-
bachtung iſt dieſer Meinung entgegen u.
Allgemeines Phänomen
Erdbeben ſind ein allgemeines Phänomen.
Alles was man von vorhergehenden Anzeigen
Windſtille, Barometerſtand, röthlichen
Horizont ſagte, dies iſt alles falſch.
Da, wo ſo viele Erdbeben ſtatt finden,

daß

daß man ſie in einer Wache nicht zählt,
fallen ſie oft vor bei dem heiterſten Him̃el,
ohne irgend ein Anzeichen. Als das große
Erdbeben von Rio Bamba war, welches
30–40,000 Eingebornen in einer Secunde
das Leben raubte, da trat bald durch
die Regenzeit ein. Selbſt die kleinen ſtündl.
Variationen des Barometers verändern
ſich bei keinem Erdbeben, ſondern es
bleibt im Steigen weñ es im Steigen iſt
Erdbeben mit
Getöſe verbunden

u. ſo umgekehrt. Die Erdbeben ſind häu-
fig mit Getöſe verbunden.
Die in Jtalien
köñen aber gar nicht mit denen in Quito
vergleichen werden, welches ganz ausgeholt
iſt. Dies Getöſe iſt oft raſſelnd, hellel
tönend wie Kettengeklirr, oder als weñ
ungeheure Glashaufen über einander rollen.
Oft iſt es gar nicht mit Erdbeben begleitet
Ein merkw. Beiſpiel von ſolchem Getöſe
war 1784. Es währte 3 Monate lang
u. war erſt ſchwach, deñ im̃er ſtärker.
Jn den Bergwerken war es nicht lauter
u. gefüllte Waſſergläſer wurden nicht im
ven beunruhigt. Das ganze Phäno-
men war auf ¼ □ Meile eingeſchränkt
da, wo hauptſächlich Silbererge zu finden,
u. hörte nach u. nach ohne Erſchütterung
auf. Hiemit ſtehen in Verbindung die Getö-
ſe die gehört werden, weñ Vulkane einen
ſtarken Ausbruch haben, in einer Entfer-
nung noch wie von Rom bis Berlin. Nach
der Zerſtörung von Caracas hatte der
Vulkan von St. Vincent große Ausbrüche
u. in einem Raume von 3000 □ Ml. war die

Getöſe

Getöſe zu hören. Ein ähnliches Phänomen
war 1744 als der Vulkan von Cotapaxi
ausbrach, u. in einer Entfernung wie von
hier bis Sibirien, war das Getöſe zu
hören. Weñ man glaubt, daß durch die
Fortpflanzung des Schalles dies Getöſe zu
hören wäre, ſo müßte in Betracht der
Tiefe, Flüſſe u. Höhen, die er Durchlaufen
mußte, die Stärke deſſelben in der Nähe
des Vulkans ſchreklich ſein; dies iſt jedoch
nicht der Fall, ſondern er iſt dort nicht ſtär-
ker. Es iſt dies nur aus den iñern
Spalten in der Erde zu erklären, die
den Schall fortpflanzen. Bei Erdbeben
hat man die magnetiſche Kraft beobachtete
Die Jnclination der Magnetnadel ändert
ſich dadurch u. bleibt Jahr u. Tag gleich.
Bewegung
der Oberfläche
bei einem Erdbeben

Bei den Erdbeben nahm war eine Bewegung
von unter nach oben u. dañ ein Schwan-
ken an. Dies iſt eine falſche Vorſtellung,
denn bei Uhren mit Pendeln verſehen, iſt
während des Erdbebens nicht zu merken,
daß mehre Bewegungen mit einander ver-
bunden ſind. Quito, am Fuße des Pichincha
Vulkans hat prächtige Häuſer von drei
Stuck u. erleidet ſtarke Erdbeben, aber
es werden nur Riſſe an den Gewölben
bemerkt; die Bewegung muß daher ſehr
gleichmäßig erfolgen. Jn Lima hingegen
köñen nur leichte Häuſer gebaut werden,
in dem die größere Häuſer leicht zerſtört
werden; obgleich die Erdbeben dem
Gefühle nach nicht ſtärker als in Quito ſind.

Die

Die Erſcheinung iſt dabei auffallend, daß weñ
auf einer Stelle Zb. Kohl u. neben an, Getraide
ſteht, die Felder oft mit einander verwech-
ſelt werden, u. eine Veränderung des Eigen-
thums ſtatt findet, was oft Streitigkeiten
Bewegung
der Oberfläche
in die Höhe.

veranlaßt. Eine andere Bewegung iſt die
in die Höhe u. dañ plötzliches Verſinken.
Dies erfuhr Rio Bamba eine Stadt mit 10000
F. die 3 ſtöckige Häuſer u. große Kirchen
hatte. Alles war ſo verſunken, daß ich
keinen Schutthaufen fand, der höher als 5 Fuß
geweſen wäre. Jch habe Perſonen geſprochen
die 1½ Tag unter den Trum̃ern gelebt. Da nicht
ſo viel Menſchen waren um Alle aus dem Schutt
zu graben, mußten viele verſchmachten u. die
Geiſtl. ertheilten den Unglücklichen durch die
Schornſteine u. Spalten die Absolution. Erd-
beben ſind häufiger da wo Gebirge ſind
u. ſie pflanzen ſich oft 4–500 Ml. fort.
Jn den großen Continenten hat man hiervon
Folge
der Erſcheinungen

weniger Beiſpiele. Wer in dem Jñern eines
Kraters geweſen, der leicht zu beſuchen iſt,
hört zuerſt ein Getöſe, dañ folgt eine
Erſchütterung u. dañ der Schlacken aus-
wurf. Vulkane köñen daher als Sicher-
heitsklappen für die elaſtiſchen Dämpfe
angeſehen werden u. die Provinz Quito
würde glücklich ſein, weñ der Chimborazzo
noch ein Vulkan wäre. Jm Kalk ſowohl
als im Gneis finden Durchbruche ſtatt.
Caraca[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]s ſteht auf erſterm u. 1812 wurde
es zerſtört. Durch die Fortpflanzung der
Bewegung müßen ſich die Spalten allmäh-
lig erweitern. Einzelne Gegenden mitten
unter Vulkanen werden nie erſchüttet.

So wariſt

So iſt bei Cumana eine Halbinſel, die ſelbſt
1798, als die ganze Küſte bebte, nicht erſchüt-
tert wurde u. ſeit der Zeit im̃er erbebt.
So auch in Bogota, welches früher nie u.
jetzt ſtark von Erdbeben leidet. Vulka-
Vulkane
vermindern die
Gefahr des Erdbebens.

ne vermindern ſehr dieſe Gefahr u.
dies erkañte man ſchon im Alterthum.
Strabo ſagt, daß, als auf Negroponte
in der Ebene ein feuriger Schlam̃ aus-
brach, ſeit der Zeit die Erdbeben dort
aufhörten. Sie wirken nicht bloß dina-
miſch, ſondern ſind auch von chemiſchen
Erſch., Flam̃en u. Rauch begleitet. 1755
bei dem Erdbeben zu Liſſabon rauchten
die Berge von Vedras. Während deſſelben
ſteigen oft Hügel auf, die aus verwit-
tertem Porphyr zu beſtehen ſcheinen. Sie
ſind jedoch verwittertes gekohltes Waſſer-
ſtofgas u. gleichſam eine animaliſche vege-
tabiliſche Subſtanz. Ob Electricität da-
mit in Verbindung ſteht, iſt ſehr geſtritten
u. man hat ſelllten eine Veränderung der-
ſelben wahrgenom̃en. Bei dem Vulkan im
Thal Clusce, im Piemontesiſchen, der 8
Monate lang auswarf, u. wo 60 Stöße oft
in einem Tage gezählt wurden, bemerkte
man jedoch eine beträchtliche Elektriſche
Spañung. Es ſind elaſtiſche Flüſſigkeiten
die einen Ausweg ſuchen, die ſolche Erd-
ſtöße veranlaſſen.

33. Vorlesung, 27. Februar 1828

Von dem Ausſtoßen gasförmiger Flüßig-
Von den
Quellen

keiten kom̃en wir zu den Quellen die mit
aufgelöſeter Kalkerde verſetzt ſind, u. wo
wir den Anfang der Gebirgsarten täglich
unter unſern Augen bilden ſehen köñen

Von

Von da folgt der Ueberganz zu den eigent-
lichen Vulkanen, oder Ausbrüchen aus Trachit ke-
geln u. zu dem körnigten Geſtein. Jch erwähn-
te, daß Erdbeben dinamiſch erſchüttern u. [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
allein erſchüttern, ſondern die Oberfläche in eine
andere Zuſtand verſetzen, in dem ſie ferner
beharret. So wurden bei einem Erdbeben
in Chili Kalkſtein-Felsen längſt dem Meeres[-]
ufer
erhoben, die noch jetzt 5 Fuß hoch ſenk[-]
recht ſtehen. Häufig ſieht man Korallenfelsen
hoch aus dem Meere gehoben. Schon an einem
andern Ort erwähnte ich, daß die Schwediſch
Küſte ſich bedeutend gehoben u. zwar in 100 Jahren
etwa 3–4 Fuß. Dieſe Erſcheinung iſt keines-
wegs widerſprechend dem gegenwärtigen Zuſtan-
de der Wiſſenſchaft. Von dieſen dinamiſchen
Kräften gehen wir zu den Quellen über, u.
zwar zu den höchſten Quellen u. als dañ zu
Von den heißen
Quellen

den Vulkanen. Jn der temperirten Zone
iſt eigentlich jede Quelle eine Termalquelle

weil ſie alle eine höhere Temperatur wie
die äußere Atmoſphäre haben. Die Quellen
die bis zum Südpunkte heraufreichen, ſind
Niederſchläge von Dämpfen u. kom̃en alle
aus Urgebirgen. Die Granitquellen in Quito
haben 72° R. Wärme, die in Guanaxuato
aus einem Baſalt-Konglomerat fließende,
enthält 77°, in den Klüften ſelbſt 80°.
Die Quelle auf dem Kantal-Gebirge 70°.
Daß dieſe Quellen wirklich Niederſchläge
von Dämpfen ſind, iſt daraus zu ſehen,
daß ſie das reinſte diſtillirte Waſſer
enthalten, ohne durch Reagentien irgend eine
Beimiſchung zu geben. So ungewiß es iſt

ob

ob Stickgas in den Aachner Gewäßern iſt, ſo
giebt es doch Quellen die ſelbiges enthalten.
Merkwürdig iſt es hingegen, daß freie Schwe-
felſäure in einigen enthalten iſt. So fließt
eine ſolche Quelle zu Popaian in den Fluß
Kauka u. in dieſer Gegend ſterben alle Fiſche.
Jn den Kraterseeen von Java findet man
ſelbſt Salzſäure. Man hat merkwürdige
Beiſpiele von dem Zuſam̃enhange dieſer Quellen
mit Vulkanen. So gab es auf der Cherullio-
Ebene zwei Bäche, die beide bei dem Aus-
bruche eines Vulkans 1759 verſchwanden u.
die jetzt weiterhin aus dem Boden quellen
u. heiſſes Waſſer enthalten. Merkwürdig
ſind die meiſten Termalquellen in Hinſicht
der verſchiedenen Subſtanzen u. Heilkräfte.
So haben die Carlsbader Waſſer 12 beſtand-
theile. Flußſpatſäure, Strontion etc. etc. So
findet ſich Flußſäure in allen Glim̃ere.
Nach einem Lösungs-Proceſſe führen alle
zu den Geſteinen die der Oberfläche der Erde
näher ſind. Jm Allgemeinen iſt die Anwendung
der warmen Quellen noch nicht zur Klarheit
gekom̃en. Viele haben die Wirkung derſelben
in Wundern geſucht. Man fabelt, daß die
natürl. warmen Gewäſſer ſich weniger ab-
kühlen als die künſtlich erwärmten; daß
ſie keinen Schaden thun, weñ man ſie [unleserliches Material]noch ſo
heiß in den Mund nim̃t; daß etwas bei ihnen
noch ſei, was man nicht ſieht u. dgl. Die
Künſtliche
Bildung derſelben.

künſtliche Zuſam̃ensetzung der Waſſer von
Struve vertritt ganz deren Stelle. Merk-
würdig iſt deſſen Verſuch die Gebirgsarten
wo waren Quellen zu finden, mit diſtilirtem oder kohlenſäuren Waſſer,

bei

bei einem Druck von zwei oder drei Atmos-
phären, auszulangen. Zb. Baſalt etc. die
Theile vermiſchten ſich als dañ u. geben voll-
kom̃en die künſtlichen Waſſer. Jch eriñere
hier an den Geÿser, wo die Kieſelerde ſo
groß iſt, daß ſie 0,3 ausmacht. Jn
den Quellen findet man ſtets eine animaliſch-
vegetabiliſche Subſtanz, die nicht durch
organiſche Stoffe gebildet iſt; ſondern
die nur bei der chemiſchen Analyse daſelbe
giebt, was animaliſche Subſtanzen ergeben.
So lange man keinen Begriff von der Wärme
des Jñern hatte, ſo hielt man die heißen
Quellen für örtlich. Einige wollten ſie für
die Wirkung verſchiedener Schichten halten, die
im iñren der Erde wie galvaniſche Säulen
wirken. Dies iſt eine ganz unphyſiſche Hy-
pothese, indem bei dem Contact dieſer Schichten
oder leitenden Gänge, ſtets Entgegensetzung
vorhanden ſind, wodurch eine Kraft die
andere neutralisirt. Merkwürdig iſt es
daß die Termalquellen oft eine geringe
Quantität fixer Beſtandtheile enthalten
u. doch kräftig wirken. So enthalten die
hiesigen Bruñenwaſſer ſämtlich 3–12°
fixer Beſtandtheile u. Fliesberge Pfeffer,
kaum 3°. Viele Quellen erleiden im Laufe
der Zeit große Veränderungen durch die
Spalten die ſich im Jñern der Erde öffnen
u. Gasarten hinzuführen, die ſich im
Quellen
ſtoßen Luft aus

Waſſer auflösen. Andern Quellen ſtoßen
blos Luft aus
, wohin die Naphta-Quellen
bei Baku etc. gehören; mehrere haben eine
inflam̃able Luft, Waſſerſtoffgas, u. bieten
die älteſte Art der Gasbeleuchtung dar.

Ueber

Ueber ſolche Luftquellen ſind die Tempel
des Brama am Himalaja-Gebirge gebaut
in denen das ewige Feuer breñt. Wir
wollen jetzt einiges erwähnen, was
Was die
Quellen hervor-
bringen.

die Quellen hervorbringen. Einige bilden
Becken von Baſalt, andere erheben
ganze Hügel von Tuff, mit Vegetabilien
eingeben. Jn Peru iſt eine heiße Quelle
die eine ordentliche Mauer gebildet u.
in der Höhe jetzt fließt auf einen benachbar-
ten Hügel. Anſtatt Waſſer ſtößt an
vielen Orten die Erde nur Koth aus. Jn
Girgenti ſind ſo Lettenhügel von 200 Fuß
Höhe gebildet mit kleinen Kratern, aus
denen ſich Gas entwickelt. Jn Columbien
bei Tobako in einem Flötzgeſtein erheben
ſich Kegel von 10–12 Fuß Höhe, die
ſich ſenken u. heben u. die auf ihre Spitze
einen kleinen Krater von 8–9 Zoll Durch-
meſſer haben, der mit kaltem Waſſer ge-
füllt iſt. Es iſt eine alte Tradition, daß
früher dabei Flam̃en geſehen wurden.
Dieſe Kothvulkane hängen mit der Erhebung
von Jnſeln zuſam̃en, die aus Lettenſchichten
beſtehen. Die eigentlichen Vulkane ſtehen
dabei in genaueſten Verbindung mit der
Hervorbringung der Gebirgsarten. Sehr
fälſchlich wird der Name Vulkan auf ein-
zelne Eruptionen angewandt. Jſt das
Phänomen eines Vulkans in Vollſtändigkeit,
ſo iſt ein Kegel da von Trachit, der,
weñ er permanente Oeffnungen hat, mit
den Erdſpalten in Verbindung ſteht, aus
denen die Erdarten flüßig wie Quellen
fließen. Die Provinz Quito iſt be-

sonders

sonders merkwürdig wegen der Ausbrüche.
Das ganze Hochland iſt gleichſam eine
Glocke von Trachit mit mehren Eſſen.
Jeder Vulcan muß jedoch als ein eige-
nes Centrum betrachtet werden. Dieſe
Vulcane ziehen von Norden nach Süden
mit ganz eigene Ausbrüchen. So iſt der
Vulkan von Teneriffa ein Central-
Vulkan. Weñ gleich an andern Bergen
die düñe Felsſchicht durchbrochen wurde,
ſo ſchloſſen ſich doch dieſe wieder u.
der Centralvulkan blieb im̃er geöffn[et.]

34. Vorlesung, 1. März 1828

Bei dem großen Studium der Geognoſie mu[ß]
man ſich nie im Einzelnen verliehren, ſon-
dern den Causal-Zuſam̃enhang des Ganz[en]
zu behalten ſuchen. So ſahen wir bei dem
Erdbeben das bewegliche, entgegengeſetzt
dem Starren, wie es uns gewöhnlich er-
ſcheint, oder wo es die Stunde durchbricht
u. Luft, Waſſer, Schlam̃, Steine oder
geſchmolzene Erde, die nur als intermittirend[e]
Quellen von ſehr heißen Subſtanzen betrachte[t]
werden müſſen, hervor treibt. Wie man
im organiſchen von dem einfachen zum zuſam-
mengeſetzten übergeht, ſo muß man auch
hier dieſen Gang befolgen. Jn einer Gruppe
finden wir hier dieſelben Erſcheinungen die wir
bei andern beobachten. Der Ausbruch heißer
Quellen iſt mit Erderſchütterungen häufig
begleitet. Oft zeigt ſich bei Gasquellen
der Ausbruch von Feuer. Noch keñen wir
nicht genau die Luftquellen von Baku, ob
dieſe ſich ſelbſt anzünden, oder erſt angezün-
det werden, wie letzteren bei den Quellen in Jtalien

der

der Fall iſt. Die Ausbrüche aus den Trachit-
kegeln vereinigen endlich alle vorhergehenden
x Südl. von Cuba liegen zwei Jnſeln
genañt die Gärten des Königs u. der König im
auf deren Oberfl. ſich Conglomerate bilden
einfach u. zuſam̃engeſetzt, allenthalben ver-
ſchieden geſtaltet.
Erſcheinungen. Sie ſtoßen Flam̃en aus, Luft etc.
u. endlich die ihnen eigenthüml. Materie, die
an der Luft erſtarrt. Die unterirdiſchen
Kräfte bringen hervor u. erzeugen wie
Alles Organiſche. Sie binden neue Verbindun-
gen, ſie ſind Urſache der Bewegung ſelbſt etc.
Sie ſchieben das Getreñte zur Oberfläche.
Das Erſtarren des Beweglichen, des Flüßi-
gen durch Erkältung oder Druck von Erd-
ſchichten oder Waſſermaſſen iſt Bildung von
Gebirgsarten. Dieſex)Wir ſehen Gebirge entſtehen u. Felsarten
auf organiſchem u. unorganiſchem Wege:
1. Süßwaſſer-Proceß, als Folge des Nieder-
ſchlags nach vorhergegangener Auflösung, oder
durch Anſchwem̃ung.
2., Durch den Proceß der unorg. Kräfte. Die
Vulkane ſelbſt bringen hervor Laven,
Porphyr, Conglomerate, Schlam̃ etc.
3., durch den Proceß org. Wesen, daß Ko-
rallenformationen emporſteigen u. gehoben
werden u. verwittern.
Hiebei ſind nicht allein die einfachen Gebirgs-
arten ſondern auch die Conglomerate ein-
geſchloßen x (ſ. oben)
werden hervorgebracht
unter unſern Augen entweder durch Quellen, Zb. in Travertino
bei Rom, u. in den Cascadellen von Tivoli,
wo ſich kohlensauren Kalk um vegetabiliſche
Subſtanzen häuft, oder durch Anſchwemmungen
wie Zb. der Tuff. Aus ſolchen Quellenforma-
tionen iſt Rom erbaut, u. dieſe Süßwaſſer-
formation iſt ſo hart, daß die Politur
añim̃t. Ebenmäßig ſtoßen Kothvulkane
oder wirkl. Vulkane Letten aus, wie
Zb. im Becken von Böhmen, Lehm auf Baſalt
gelagert iſt u. das körnigte Geſtein unter
liegt. Die Vulkane**)Zu einem Vulkan gehört eine permanente
oder lang dauernde Verbindung mit dem
Jñern der Erde
wollen wir jetzt
unter drei Gesichtspunkte bringen:

ad. 1. Die Trachitkegel ſind durch Baſalt u.
Lava verſteckt. Die Jnſeln heben ſich
plötzlich u. nicht allmählig hervor, wie
dies oben die in Tuff verſteinerten See-
thiere zeigen. –
1. Jn Hinſicht ihrer Entſtehung. Sie köñen
ſich als Jnſeln aus dem Meere hervorheben
oder im Trocknen entſtehen, obwohl uns von
letztern, als auf dem trockenen Boden des
Drei Gesichtspunkte
unter denen die Vulkane
zu betrachten ſind.

Luftoceans entſtanden hiſtoriſch nichts be-
kañt iſt.

2. Jn Hinſicht ihrer vollen Wirksamkeit oder
Thätigkeit in reiferm Alter, wo dieſe
entweder periodiſch eingeſchränkt iſt, oder
wo ſie ſelbſt Jahrhunderte lang ruhig
bleiben


3.,

ad 3. Jm Jñern der Krater entſtehen
oft Seen.
3., in Hinſicht ihres veralteten Zuſtandes, wo
ſie als Solfataren erſcheinen u. nur noch
Schwefel hervorbringen, in welcher Beſchaffen-
heit ſich Zb. der Pic von Teneriffa befindet.
Es iſt eine alte Beobachtung, daß das, was
auf der Oberfläche uns in Erſtaunen ſetzt
nicht uns dem Vulkan-Kegel ſelbſt, ſondern
von Ferne herkom̃t. So ſagt Seneca ſehr
richtig, der Aetna enthalte nicht ſelbſt das
vulkaniſche Feuer, ſondern ſei nur der
Weg deſſelben. Von der Entſtehung der Vulka-
Entſtehung
der Vulkane

ne im Meere haben wir ſelbſt in neuerer
Zeit einige Beiſpiele. Der große Geognoſt
Herr etc. v. Buch hat zuerſt die richtige Jdee auf-
gefaßt von deren Erhebung im Meere. Es
iſt ein großer Unterſchied zwiſchen Erhebung
u. wirklichem Ausbruch. Die iñere elaſti-
ſche Flüßigkeit bricht den Boden, erhebt
ihn u. dañ kom̃t erſt in einigen Tagen
der Ausbruch ſelbſt. Jſt letzteres nicht
der Fall ſo erhebt ſich nur eine Kuppel.
Erſt im Ausbruche u. der Spalte ſelbſt erhebt
ſich der Trachitkegel oder der Erhebungskra-
ter. So iſt die Küſte auf Palma ganz pa-
rallel den Rändern dieſes Kraters. Aus
demſelben werden die gewaltigſten Blöcke
geſchleudert; weiterhin erhebt ſich als-
dañ Baſalt. So iſt der Pic von Teneriffa
ganz von Bollwerken umgeben u. der Mantel
der ihn um giebt iſt ganz porphyrartiges Tra-
chitgeſtein. Köñen die obern Schichten ſich
nicht weiter dehnen, ſo zerreißen ſie u.
bilden tiefe Thalgebiete. So iſt auf der
Jnſel Amſterdam noch kein Trachitkegel im

Krater

Krater gebildet, ſondern dieſer beſteht aus
einem bloßen Ringe. Auf der Jnſel Santorini
wurde eine große Maſſe Thonſchiefer heraus-
gebracht u. hier kañ man die Natur be-
lauſchen, was ſie noch jetzt thut. Ein Trachit-
kegel koñte aber noch nicht entſtehen. Bei
dem Ausbruch von 1709 ſahe man daselbſt
ganz deutlich keinen Schlacken auswurf, ſon-
dern einen Felsen ſich hervorſchieben, aus des-
ſen Spalten Feuer ſtrömte. Bei den Azori-
ſchen Jnſeln glaubte man bei der Entſtehung
der Vulkane ein Geſetz zu entdecken. Es
entſtand 1638 daselbſt eine JnſelxSabrina
, die 1719
wieder verſchwand. 1811 kam dieſelbe
wieder. Hienach wurde die Dauer dieſer
Erſcheinung 81–92 J. Zeit betragen. Die
Tiefe aus den ſich die Jnſel erhebt, iſt
2–300 Fuß u. da die Erhebung über
das Waſſer eben ſo viel beträgt, ſo iſt
das ganze Reizen u. Sinken 600′. Es
iſt möglich daß die Dünſte eine gewiße Zeit
erlangen müßen um ſo kräftig zu wer-
den, einen ſolchen Dom hervorzuheben.
Erhebung
des Meeresboden

Aehnliche Phänomene zeigen ſich häufig im
Meere ohne das Jnſeln grade entſtehen
. Bei
dem heiterſten Wetter erhebt ſich zuweilen
ein gewaltiges Tosen u. Brausen im
Meere, daß ich ſelbſt in Lima aufgeſchreckt
wurde durch das Getobe des Meeres bei
ganz heiterm Him̃el. 1731 kamen eine Menge
todter Fiſche auf die Oberfläche. An an-
dern Orten war das Meer ¾ □ Ml.
weit im Golf von Mexico erwärmt u.
man kañ ſich einen Begriff von der untern
Hitze machen, weñ aus ſo großer Tiefe die

Wärme

Wärme noch nach Oben ſteigt. Man ſah auc[h]
ſchon Flam̃en aus dem Meere ſteigen, ohne da[ß]
dabei eine Jnſel ſich erhob. Dies iſt ſehr ſchwer
zu erklären. v. Buch meint ob die Metalloiden
der Alkalien dies nicht veranlaſſen ſollten, die
erſt auf der Oberfläche explodirten. [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] den
Nähe der
Vulkane bei den
Meeren

Ausbrüchen auf dem Continente iſt die Nähe
der Vulkane an den Meeren merkwürdig u.
man glaubte, daß letzteres im̃er im Zuſam̃en-
hange mit Vulkanen wirkte. Doch iſt die Nähe
der Meere nicht im̃er ſo gering. Jn Mexico
iſt ein Vulcan 32 Ml. vom Meere entfernt
Jn den Anden habe ich ſelbſt einen Vulkan beſucht
der 40 Ml. entfernt war. Jm iñern von
Africa iſt ein Vulkan 120 Ml. von Meere
entfernt, u. Klaproth u. Remusat haben aus
chineſiſchen Schriftſtellern entnom̃en, daß unter
42½° N.B. Weſtl. von Turton ein Feuerberg
Hochan bei Tſchutſche vorhanden iſt, den
270 Meilen vom Meere entfernt. Er ſoll
Steine ſchwelgen, Feuer ſoll von ihm fließen
u. feurige Rauch ſoll er hervorbringen. Es
iſt möglich, daß in der Nähe dieſes Berges gro-
ße Seeen vorhanden ſind, obwohl die Nothwen-
digkeit des Waſſers dabei keine Erklärung
zuläßt, die ſich mit der Phyſik vorträgt.
Vom Emporſteigen des Vulkans iſt Monte
nuovo
1538 ein Beweis, wo die ganze
Maſſe des Berges ein Schlackenhügel iſt u.
wo der Erguß der Lava im Rande der
Erhebung ſtehen geblieben iſt. 1302 war
ein großer Ausbruch in Jſchia. Es erhob
ſich ein Trachitkegel u. es iſt möglich, daß
dieſer permanenter Vulkan wurde u.
der Vesuv ſich alsdañ ſchlöſſe. Ein merk-
würdiges Phänomen fand in der Nähe des
Vulkans von Cherullio ſtatt. Jn der ſchön-
ſten Ebene, in deren Nähe Baſalt u. Tra-
chit zu finden u. die mit Jndigo u. Caffen

be-

bepflanzt war, bildete ſich unter ſchrekli-
chem Krachen große Klüfte aus denen Bim̃ſtein
geſchleudert wurde. Dañ erhob ſich eine
Kegel gleichſam wie eine Blase, von
300 Fuß Höhe, gegen den Vulkan, u. es
entſtanden zugleich die ſchon erwähnten
Oefen – Ornitos – 3–4000 kl. Letten-
kegel, die man von Ferne für Hütten
halten muß. – Jn dem reifern Alter
Vulkane
im reifern Alter.

der Vulkane muß man wohl unterſcheiden
ihre Thätigkeit u. Conſtruction. Jn
Stromboli bemerkt man im Vulkan in jedem
Augenblick ein Getöſe u. jede 6–7 Minuten
erfolgt eine Eruption. Schon von Strabo u.
noch in frühern Jahrhunderten wurde dies
beobachtet. Solche pulsirenden Lichterſchei-
nungen
haben ſich bis jetzt Millionen mal
wiederholt. Vesuv hat häufigere Erup-
tionen
als Aetna, Aetna wieder häufigere
als die Vulkane Amerikas, wo oft 70
J. vergehen, ehe ein Rauch hervorbricht.
Es ſcheint als weñ die Dämpfe nicht mehr bis
zu der bedeutenden Höhe getrieben werden
köñen; eben ſo wenig ſtehen die Kegel
frei, oder haben an den Seiten, Spalten;
auch ſieht man ſehr ſchwer den Dampf in
ſo großer Höhe, wo die Luft ſo trocken
iſt. Jn der Regel iſt es auch Waſſerdampf
u. nicht Rauch was man erblickt. Bei den
höchſten Trachit-Domen muß man wohl
unterſcheiden die mit Oeffnungen, von denen
ohne Oeffnungen. Chimborasso iſt kein wirk-
licher Vulkan, ſondern nur ein Seiten-
Vulkan. Von Allen die geſpiene haben
iſt der höchſte der Cotopaxi 17,700 Fuß,

u. der

höchſte Vulkane
u. der Popotepetekel der 17,600 Fuß Höhe
hat. Man ſtellt ſich die Vulkankegel ries-
ſteiler vor, als ſie wirklich ſind. Man
findet beim Aetna, Vesuv, Pic von Te-
Anſehen
der Vulkane

neriffa daß ſich der Umfang zur Höhe, wie
28 : 1 verhält, welches nur einen Abhang
von 10–12° Steilheit ergiebt. Man muß
jedoch die Größe des Aſchenkegels mit dem
Vulkan ſelbſt vergleichen. Des Aſchenkegels
wegen ſind oft kleine Vulkane ſchwerer zu
erſteigen als größern. Beim Vesuv iſt der
Aſchenkegel ⅓ der Höhe, beim Pic v. Tener
nur 1/9. Viele haben Zeichen den Ausbrüche
geſucht u. mit der äußern Atmoſphäre ſie in
Verbindung bringen wollen. So glaubt
man in Neapel ganz fälſchlich, daß dieſe im
Ausbrüche
nicht an die Jahres-
zeiten
gebunden.

Herbſte häufiger als im Frühling wären.
Die Vulkane entſtehen aus viel größern
iñern Wirkungen, als daß ſie von der äuße[rn]
Luft abhängig ſein ſollten. Bei Strom[boli]
kañ es vielleicht der Fall ſein, das häufigere
Niederſchläge die Waſſerdämpfe vermehre[n]
u. Ausbrüche dadurch häufiger veranlaſſen[.]

Sichere Vor-
zeichen
des Ausbruchs

Ein ſicheres Zeichen iſt das Ausbleiben der
Quellen. So bleiben die Quellen von Resi[-]
na
aus, weñ der Vesuv ausbricht. Neue
Klüfte die ſich öfnen, köñen ſehr leicht
den Quellen im Jñere eine andern Rich-
tung giebt. Der Pic v. Teneriffa iſt
ein mächtiger Vulkan, allein der Krater
iſt ſo klein, daß er nur 300 Fuß Durch-
meſſer hat. Den größten Krater
größter
Krater

hat der Vulkan Pichincha in Quito
4200 Fuß Durchmeſſer. Er iſt becher-
artig u. dabei ungleich geformt,
daß der Rand noch einen kleine

Thürme

Thürme bildet. Zwiſchen dieſe ſind Spalten
von einigen Hundert Fuß Tiefe, die voll Schnee
liegen, den man nicht zu betreten wagen
darf, ſeiner Schaum artigen Düñigkeit
wegen. Sehr ſchwierig ſind dieſe Thürme
zu beſteigen u. als ich ſelbſt behufs der
Meſſung des Kraters einen ſolchen erklom̃,
fand ich die obere Fläche deſſelben nur
8–9 Fuß breit, ſo daß ich ſofort mich
niederlegen mußte, um nicht zu verun-
glücken
.

35. Vorlesung, 5. März 1828

Jch fahre fort in der Beſchreibung der Vulkane.
Wie ſchon geſagt iſt Cotopaxi der höchſte Vulkan
u. 5 mal ſo hoch als der Vesuv u. 1½ mal
ſo hoch als der Pic von Teneriffa. Man muß
aber den Aſchenkegel von dem Berge ſelbſt unter-
ſcheiden u. der nim̃t ab mit der Größe des Ber-
ges. Kleinere Vulkane haben daher mehr Aus-
würfe.

Der Aſchenkegeldes Vesuv iſt1338′Höhe 3750′
〃 〃des Aetna1020′〃 10,200′
〃 〃des Pic114′〃 11,420′
Die Ebene von Antiſana die 12000 Fuß hoch
iſt u. wo viele Erdbeben geweſen, iſt nie
Lava zum Vorſchein gekom̃en. Eben ſo hat
Chimborazzo an den Seiten Spalten, aber er
iſt ohne Laven u. mehr ein Luftvulkan

Die Wände
des Kraters be-
ſtändig

Man glaubte daß die Krater unbeſtändig
in ihren iñern Wände wären
, welches aber nicht
gegründet iſt. So maß Saussure 1778 den
Roc[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ca del Paro in Veſuv, 1805 wurde
er von v Buch u. nur gemeſſe u. gleich hoch
gefunden, 1822 maß ich ihn wieder u. fand
daß er eher höher als niedriger geworden.
Die Keñtniß von der Tiefe des Kraters
haben wir Herrn v. Buch zu verdanken, wie
überhaupt ſämtl. Grunde die für von den

Eruptionen

Eruptionen u. deren Erklärung handeln. D[ie]
Tiefe u.
Boden des
Kraters

Tiefe des Kraters richtet ſich nach den voran-
gegangenen Lavaausbrüchen, der Boden des
Kraters kañ oft höher als der Kraterrand [ſte-]
hen. Er iſt mit einem Thal auf dem Gipfel des B[er-]
ges zu vergleichen, in welchem viele Schlacken
kegel ſtehen. Einige reichen ſelbſt über den
Rand heraus u. werden fälſchlich mit der
Höhe des Berges verwechſelt. Ein ſolcher
nim̃t oft ab, u. 1822 ſtürzte beim Vesuv
der Schlackenkegel ein. Er wurde ſeit 1760
den er 200 Fuß Höher als der Rand war
im̃er für den Gipfel des Vesuvs gehalten
u. man wollte in ihm ſelbſt wieder einen
Krater bemerken. Er wurde im̃er höher
bis zu ſeinem Einſturz, u. 6–700 Fuß wurd[e]
darauf der Berg niedriger dem Anſchein nac[h.]
Die Dicke des Kraters iſt ſehr beträchtlich.
Merkwürdig war es, daß in einer Nacht, im
J. 1804, der Cotopaxi ſeine ganze Schneehülle
verlor u. als ein großer ſchwarzer Schlacken-
kegel erſchien. Die Hitze koñte wohl nicht ſo groß
ſein durch die dicke Krater-Rinde zu dringen,
es waren vielmehr Spalten u. Riſſe in der-
ſelben, welche die Wärme durch ließen. Man
darf im̃erhin glauben, daß dieſe Ränder
u. Steinmaſſen als Schichten gebildet, wahr-
ſcheinlich unter dem Waſſer entſtanden ſind.
Die Spalten u. Riſſe wurden alsdañ abermals
Erſcheinun-
gen bei den
Eruptionen

mit Lavaſtrömen ausgefüllt. Nach den Erup-
tionsgeſetzen gehen die Erdbeben derſelben

voraus. Weñ dabei Gebäude Riſſe bekom̃en
ſo iſt dies nicht im̃er Folge der Erdbeben
ſondern der Erſchütterung der Luft ſelbſt.
Zuletzt erfolgen die Lavaausbrüche, die
selten aus den Kratern ſelbſt, ſondern viel-
mehr aus den Seitenſpalten hervorbrechen.

Jm

Jm Waſſer bilden dieſe Lavaſtröme Schichten.
Dieſe Ausbrüche ſind begleitet von Auswürfen
der Aſche u. Schlacken – Die Dämpfe erzeugen
Gewölke, mir Blitzen u. Regen, der Waſſer-
ſtröme bildet. Der ſchlam̃ige Auswurf iſt
Regenwaſſer u. Schneewaſſer mit den trockenen
Tuffmaſſen vermiſcht. Dieſe bilden alsdañ die
Anſchwem̃ungs-Conglomerate, die ſich wie
in den Flötzgebirgen ausbreiten. Endlich er-
folgt der Ausbruch der Mophetten od. das Koh-
lensauren Gases, wodurch der ältere Plinius
Ausbrüche
des Vesuvs

auch getödtet wurde. Der Vesuv wurde
ſtets für einen Vulkan gehalten, obwohl er
bis zum J. 96 ruhig war. Dañ blieb er 3
Jahrh. ruhig, ſo daß war Holz in deſſen Kra-
ter ſam̃elte. Dañ brach er aus 1[63]500,
ruhete wieder bis 1631. ſeit welcher Zeit
die Eruptionen kurz auf einander gefolgt
ſind. Ruhende Vulkane ſind indeß kein Zei-
chen von einer Solfatare, beſonders da
wo ſie ſich ſo hoch wie Montblanc zu der
Grenze des ewigen Schnees erheben. Beſondere
Phänomene ſind zuweilen, daß Tausende todter
Fiſche zugleich herausgeworfen werden. Dieſe
Art Fiſche ſteigen durch Klüfte in die Höhe zu
den in Höhlen geſam̃elten Schneewaſſern u.
werden mit dieſem zugleich herausgeworfen,
wie dies der Fall 1698, wo der große Vulkan
in den Anden mit einem breiartigen Tuff meh-
rere □ Meilen bedeckte. Die Natur
Natur
der Eruptionen

der Eruptionen iſt dreierlei Art. Es
1.,
werden entweder Fragmente uranfängl.
Geſteins, Granit, Glim̃erſchiefer etc. heraus-
gebracht. Jm Fosso grande, in den Cana-
riſchen Jnſeln. Dieſe Fragmente ſind in
großen Tiefe durchbrachen u. ſind oft
2.,
in Lava eingeſchloſſen; oder die Lava

verändert

verändert das uranfängl. Geſtein, verwande[lt]
3.,
Kalk in Marmor oder die Lavaſtröm[e]
bilden in ſich ſelbſt Schichten von Geſtein. D[ie]
Höhe u. Tiefe der Lava beſtim̃t die Stärk[e]
u. Schnelligkeit des Ausfluſſes, welche erſter
wieder von der Natur der Maſſe beſtim̃t
wird. Auch hier [unleserliches Material]sind wichtig die Bemerkungen
des Herrn v. Buch auf deſſen Reiſe nach den Ka-
nariſchen
Jnſeln. Kom̃t die Maſſe von d[er]
Höhe herab ſo iſt ſie mehr glasartig, b[a-]
ſaltartig hingegen, weñ ſie aus nieder[en]
Gegenden ſtrömt. Der Trachit wird
dadurch in Absidian u. dieſer wieder [in]
Bimſtein verwandelt
. Viele Vulkane
Entſtehung
des Bimſteins

bleiben bei dieſem Proceß nicht ſtehen
ſondern verwandeln den Bimſtein in Aſche
der Vesuv bringt dagegen weder Obsid[ian]
noch Bimſtein hervor. Bei dem Vulkan
von Loktakongo habe ich die größten
Bimſteinmaſſen gefunden, von 30–35 Fuß
Länge u. 90 Fuß Höhe. Umgewandelter
Obſidian, Trachit etc. köñen ganze Landſtr[iche]
bedecken, welches die Spanier das wüſte
Land neñen. Lavaſchollen liegen oft Jahr-
tausende ehe ſie nur mit Flecken bedeckt
werden, fällt aber Aſche auf dieſe Felſ[en]
ſo werden dieſe Gegenden in wenigen Jahr[en]
fruchtbar. Merkwürdig ſind die Höhlen
Höhlen
d[unleserliches Material]in der Lava

die man in dieſen Laven findet. Man fa[nd]
hier die Sublimation der Metalle, die
auf die ähnliche Erſcheinung in den Erzgän-
gen der Gebirge ſchließen läßt. Es entſte-
hen dampfartig Höhlen u. Spalten
Metalle
in denſelben.

an deren Wänden ſchon 7 Metalle ſub-
limirt gefunden ſind: Eiſen, Titan, Kup-
fer, Arsenik, Selen, Spißglanz etc. für

die Theorie der Erze iſt dies wichtig, die
eben ſo ſublimationsartig an den Wänden
der Gänge niederſchlagen. Die Maſſen der
Laven finden ihren Stoff nicht in der Tiefe, oft
in der Höhe der Gebirge, obwohl die Wärme
von unten entſteht. Jn Trachitgebirgen
kom̃en oft feldſpatartige Laven her-
vor. Augitmaſſen, in denen Olivin iſt.
Hiebei iſt die Umänderung der Baſalt-
maſſen ſehr verſchieden, wegen der Aſſo-
ciation der obere Gebirgsarten. Jm
Aetna kom̃t [unleserliches Material]Hornblende wenig Augit
vor, letzterer wieder beſonders im Vesuv
Lavaausbrüche geben wieder in ver-
ſchiedenen Zeiten, verſchiedene Laven.
So brachten alte Laven-Ausbrüche in
verſchiedenen Zeiten, verſchiedene Laven
hervor Feldſpath, jetzt nicht mehr.
Das Ganze hat oft ein Porphyrartiges
Anſehen in der die fremden Theile wie
in einer zähen Maſſe ſchwim̃en. Das Ende
Ende
der Eruption
der Eruption, wo die in Lava einge-
hüllten Dämpfe hervorbrachen [unleserliches Material]bilden
die ſchönen Pinien. Auf trocknem
Wege füllt[unleserliches Material – 1 Wort fehlt] dañ Aſche aus der Luft
bis zu der erſtaunenden Höhe von 70–
80 Fuß, wodurch Herculanum bedeckt
wurde. Jn neuern Zeiten, bei den Aus-
brüchen von 1630 u. 1822 erreichten die
Aſchenausbrüche 2½ u. 3 Fuß Höhe,
wie ich dies ſelbſt gemeſſen. Bricht Aſche
aus Seitenſpalten, ſo erfolgen in der
Regel ſchlam̃ige Ausbrüche, u.indem ſie iſt mit
Waſſer vermiſcht iſt. Zuweilen ſchiebt ſich
aber trocken Aſche wie eine Flüßigkeit

aus

aus dieſen Seitenſpalten u. rollt a[n]
den Bergen locken herunter, oder [die]
ſchlam̃igten Ausbrüche ſind mit Waſſe[r-]
dämpfen vermiſcht u. erhärten zu Geſ[tein.]
Auf dieſe Art ſind die Tuff- u. Tra[chit-]
Ströme die man in der Eifel finde[t]
entſtanden. Endlich werden auch die [ein-]
zeln trocken ausgeſtoßenen Maſſen v[om]
Waſſer verarbeitet u. bilden als
dañ Anſchwem̃ungsſchichten. Der l[etz-]
Letzter
Zuſtand der
Vulkane.

te Zuſtand der Vulkane iſt der, [wo]
ſie als Solfatarren Luft ausſtröm[en]
in verſchiedenen Gasarten oder w[enn]
ſie im Jñern tiefe Kraterſeen b[il-]
den. Auf den Jnſel Java enthalt[en]
die Gewäſſer der letztern ſelbſt S[alz-]
ſäure u. freie Schwefelſäure[.]
Jn Siebenbürgen kom̃en aus großen
Spalten Schwefeldämpfe, geſchwefelt[es]
Waſſerſtoffgas, was ſich dabei ſu[bli-]
mirt. Man glaubte daß nur in den [Ter-]
tiär-Gebirgen Gyps u. Schwefel z[u]
finden ſei, ich habe jedoch zu Quito [im]
Glim̃erſchiefer große Maſſen Schwef[el]
gefunden, die hier in die offen ſtehen[den]
Spalten getreten. Brechen Schwefel d[verlorenes Material]
durch Flötz-Kalkſtein, ſo verwan[-]
deln ſie dieſen ſogleich in Gyps.



[Stempel]
2156 Seiten.
MS. Germ. Fol. 842.
9302

Vorträge
des Freiherrn Alexander v. Humbold

Zweites Heft.
gehalten v. 8 Maerz 1828 bis 26. April. 1828.
zuſam̃engeſtellt
vom Rechnungs-Rath Gotthilf Friedrich Patzig

Berlin. 1828.




[Stempel]
36. Vorlesung, 8. März 1828

Lagerung der
Gebirgsarten.

Wir werden uns in dieſer Stunde von
der Lagerung der Gebirgsarten unterhalten.
Die größte Tiefe, in welche der Menſch ge-
drungen iſt, befindet ſich oberhalb Lüttich
im Val St. Lambert, 1600 Fuß tief u.
1400 Fuß unter der Meeresfläche. An
andern Orten iſt man von Jñen zum
Meeresboden hinaufgedrungen ſelbſt
bis zu acht Fuß. – Jn Freiberg giebt
es eine Grube von 1670 Fuß relativer
Tiefe
in welche der
Menſch gedrungen.

Tiefe, die aber unter dem Meere höchſtens
500 Fuß iſt. Vier mal tiefer ſind die
Menſchen in die Erde gedrungen, als ſie
mit ihren Bauten ſich in allen Jahrhunderten
erhoben haben. Es ſcheint eine Höhe zu
ſein, bis zu welcher die Menſchen mit
ihren Bauten ſich erheben, dies iſt zwi-
ſchen 440–450 Fuß. So hoch iſt der
Höhe
zu den Bauten
emporgeſtiegen

Strasburger Münſter, die Petruskirche
die höchſte Aegyptiſche Pyramide etc.
Jn die Höhe haben ſich übrigens Menſchen
ſchon emporgehoben auf 18000 bis 18500 Fuß.
Jn der äußern Rinde des Erdkörpers
die man unterſucht finden wir folgende
körnigte Schichten unter einander liegend. 1. Laven
2. Baſalt. 3. Trachit 4. Porphyr, mit
u. ohne Quarz 5., Syenit, Gneis, Granit etc.
welchen letztern man ganz fälſchlich, ur-
anfängliches Geſtein neñt.

[Stempel]
Man

Man findet zuerſt ebenauf liegen

1. lockere Schichten mit Süßwaſſer-Producten[.]
2. Flötzgebirge beſtehend aus Kalkſtein mit
Meerprodukten. u. Korallen.

3. Terziär oder Uebergangsgebirge
mit dikotiledonen u. Monokotiledonen

4. Serpentinartige Maſſen auf Syenit
u. überhaupt körnigte Maſſen ohne
Reſte organiſcher Körper.

Zwiſchen Flötz u. Tertiärgebirge liegt
die Steinkohlenformation zwiſchen Stein-
kohlen u. dem Flötzgebirge die Braun-
Steinkohlen-
lager

kohle. Die Steinkohlenformation beſteht
aus Baumſtäm̃en die in unſern Gegen-
den nicht vorkom̃en, ſondern nur in den
Tropen. Es ſind Monocotiledonen oh.
ſolche Pflanzen, welche aufſchießen ohne
Jahresringe abzuſetzen, wie Palmen
u. Farrenkräuter. Dies Palmenholz
findet man ſelbſt in Gypslag[unleserliches Material]ern einge-
ſchloſſen. An der untere Grenze der
Flötzformation ſind Steinkohlen, Braun-
kohle an der obern Grenze derſelben
abgelagert. Uebergangs u. Flötz-
gebirge durchdringen ſich mañigfaltig.
Die Oriktognoſie führt uns zu einer Epoche
die über das Daſein des Menſchenge-
ſchlechts weit hinaus führt. Die Ueber-
gangsformation enthält nächſt den Monoco-
tiledonen zugleich Reſte ſehr ausgebilde-
ter Thiere, mit großen gezitterten Augen.

Es

Es ſind krebsartige Thiere, deñ Le[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]gie-
artige Thiere u. Bethoceratiden. Das
Flötzgeb. ſelbſt enthält polÿthalame
Muſcheln, Am̃onshörner, Belemniten |: ſo-
genañte Bllitzkeule :| bei denen die Mu-
ſchel ſelbſt in das Thier eindringt. Man
hat kürzlich ein ſolches Thier noch lebendig
gefunden u. es wird in Paris aufbewahrt.
Auch Theile von Tintenfiſchen findet man.
Verſteinerun-
gen

Jn den höhern Schichten ſind verſteinert
krokodillartige Thiere, von 40 Fuß
Länge |: die jetzt lebenden ſind höchſtens
20 Fuß lang :|; dañ ein ſonderbares
Krokodill mit einem Schwanenhalſe, auch
Krokodille mit Fiſchaugen; fliegende
Eidechſen, deren Flügel nur mit einem
Finger zuſam̃enhangen. Ganz oben liegen
Wallfiſche etc. Ueberhaupt je höher man
kom̃t, deſto zuſam̃engeſetzter werden die
Organiſmen. Zuletzt kom̃en die warm-
blütigen Säugethiere der Flüſſe, endlich
über der Kreide die Säugthiere des Landes,
Tapire Zb. in Montmartre, Rhinoceroſſe,
Elephanten etc. Auerochſen findet man nicht
verſteinert. Unſer Rindvieh ſtam̃t auch
nicht von dieſem ab, ſondern von einer
andern untergegangenen Thierart. So
fand man 1771 einen großen Elephanten im Eiſe,
an dem noch Stücke Fleiſch waren, welches die
Wölfe verzehrten. Das Gehirn war genug
erhalten, u 15 Zoll lange Haare bedeckten
den Körper. Man köñte denken, daß

dieſe

dieſe Haare das Thier gegen die Kälte
ſchützten; aber dies erklärt noch nicht
das Vorkom̃en der Tropenprodukte
im hohen Norden, weil man außer dieſen
Thierfragmenten auch Palmenholz dort
findet. Die Palme ſtirbt aber, weñ ſie
ihre obern Blätter verliert, die bei
der Kälte ſogleich verwelken. Uebri-
gens iſt ſie auch durch keine Rinde ge-
ſchützt u. koñte daher unmöglich in dem
jetzig Klima dort fortkom̃en.

Jn einem großen Theile des Conti-
nents der alten u. neuen Welt ſind
jedoch keine Spuren von Verſteine-
rungen
organiſcher Geſchöpfe zu
finden.


37. Vorlesung, 12. März 1828

Jn der letzten Vorleſung habe ich mich beſchäf-
tigt, die untergegangenen Thier-Arten u. Pflanzen
aufzuzählen die verſteinert in ihren Gräbern
ruhen, vom Steinkohlengebirge bis über die
Kreide hinaus. Jm Tertiärgebirge findet man,
wie wir geſehen Pflanzen, unſern Waldbäumen
ähnlich. Jn den frühern Gebirgsarten hingegen
Thiergattungen die von den jetzt lebenden ver-
ſchieden ſind von den Landthiere, beſonders den
verſteinerte
Landthiere

Pachidermen, hat Cuvier 130 Scelette bereits
aufgezählt, nämlich 60 Arten von Rhinoceros u.
Elephanten, 20 wiederkäuende Thierarten,
32 Arten der reißenden Thiere, Hiänen etc.
die Uebrigen Gattungen ſind Vögel, von denen
man wenige verſteinert findet, weil ſie ſich
bei den großen Revolutionen am leichteſten
retten koñten. Je tiefer man eindringt in die
Steinſchichten, je unähnl. ſind die verſteinten
Thierformen denen, die jetzt wir ſehen. Die
letzte u. oberſte Schicht iſt die der Süßwaſſer-
formationen, die noch in der Bildung begrif-
fen ſind u. in welcher ſich viele Jnſekten,
namentlich Libellen u. zu weilen 100 Fuß
hohe Schichten von den Früchten der Chara
finden. Es giebt ganze Theile den Erde
wo keine untergegangene Thier u. Pflanzen-
welt zu finden. Dies iſt Zb. die ſcandinavi-
ſche Halbinſel, das Weſtliche Nord-Amerika,
ferner vom Ausfluß des Orinoko bis zum Amazonen-
ſtrom, wo Conglomerate u. alle Kalk-
gebilde mit eng. Spuren fehlen. Vielleicht
daß hier in dieſen Gegenden eine ſpätere
Erkältung eintrat. Es iſt viel geſtritten
worden, ob es auch verſteinerte Menſchen Sce-
lette gäbe. Bis jetzt iſt von dieſen nichts

gefunden

keine verſtei-
nerten Menſchen
Scelette

gefunden. Vor mehren Jahren wollte Scheuchzer
im Stinkſchiefer ein ſolch Scelett entdecken, es er-
mittelte ſich jedoch, daß es einem Wels angehört
hat. Cuvier hält es für ein ſalamanderarti-
ges Thier, wie ich auch dergl. ſelbſt mitgebracht
habe. Ebenſo hat man auf Goaadelupe ver-
ſteinerte Menſchenknochen gefunden, doch ſind die-
ſe von einer Süßwaſſer-formation einge-
ſchloſſen u. alle liegen in einer Richtung gegen
Abend; daher es anzunehmen, daß dieſer
Ort eine Begräbnißſtätte der Caraiben
geweſen. Vor 3–4 Jahren wurde in der
Nähe von Paris ein Mañ zu Pferde mit Lanze
u. Waffen verſteinert gefunden, wobei es
merkwürdig war, daß grade die fleiſchigen
Theile beſonders verſteinert ſein ſollten. Es
war dies nur ein Gebilde von phoſphorſaurem
Kalk u. die Geſtalt mußte mit Hilfe der
Phantaſie erkañt werden u. hatte nichts was
einem Menſchen ähnlich ſein koñte. Jn Erd[unleserliches Material]en
bei Koeſtriz fand man Menſchenknochen mit
Hühner- u. Hundeknochen gemeinſam in der
Tiefe. Dieſe ſind zufällig in die früher
geöffneten Spalten gefallen. Eine merkw.
Entdeckung war die des Prof. Bukland
in Oxford, warum ſo verſchiedenartig.
Thierknochen
in Höhlen

Thierknochen in unterirdiſchen Höhlen
gefunden werden. Es finden ſich nämlich
in dieſen Höhlen Hyänenknochen, u. andere
verſteinerte Knochen hinwieder, die ähn-
lich benagt ſind, wie noch dieſe Thiere die
Knochen benagen. Selbſt Excremente der
Hyänen in Kugeln geballt findet man,
die denen Wärter ſogleich für ihren
Abgang erkañten. Da um die Oeff-

nungen

nungen dieſer Höhlen viel zu klein ſind, als
das große Thiere hinein gehen koñten u. die
Natur der Hyänen von der Art iſt, daß
ſie Theilweiſe todte Thiere zuſam̃enſchlep-
pen, wie noch jetzt in Darfur etc. die
Neger Steine auf die Gräber legen
müſſen, ſo ſchloß Bukland mit Recht,
daß ſämtliche Kn[unleserliches Material]ochen in den Höhlen vor
Hyänen zuſam̃en getragen ſeien. Ue-
brigens ſind dieſe antidiluvianiſchen
Knochen ſehr wohl von denen aus hiſtori-
ſcher Zeit zu unterſcheiden. Erſtere ſind
ſo porös u. haben alle glutinoſen Theile
ſo gänzlich verlohren, daß ſie auf der
Zunge nicht kleben, während die letztern, ſelbſt
aus dem 14ten Jahrh. noch an der Zunge
hängen bleiben.

Die zwei großen Abtheilungen der
Kalkgebirge deuten auf den verſchie-
denen Urſprung hin die Betrachtung
der vulkaniſchen Eruptionen leitete auf
den verſchiedenen Urſprung des Flötzge-
birges u. des körnigten Geſteins. Jm
geognoſtiſchen Theile ſind die Gründe
entwickelt, warum ſich letzteres ſpä-
ter gehoben u. nach der Exiſtenz der
Flötzſchichten in die gegenwärtige Ge-
ſtalt gegeben hat. An Sienit, beſon-
ders an dem edlen Metall reichen
Sienit-Porphyr ſchließen ſich die
herablendige Granite an. Man be-
greift wie Gneus, Glim̃erſchiefer etc.

ähnlichen

ähnlichen Urſprung wie Granit haben köñen.
Weñ Granit in Gneus, Gneus in Glim̃erſchiefer
übergeht, ſo iſt dies an einigen Arten alterni-
rend, oder periodiſch wiederkehrend, an an-
dern Punkten mehr praeludirend in fremdar-
tigen Lagern. Zu den neuern vulkaniſchen
Bildungen findet man jedoch vollkom̃ene Contraſte
die wie Fortſetzung der uranfängl. chemiſchen
Chemie
muß Geognoſie
erklären

Proceſſe ſind. Die Chemie wird erſt die Ge-
ognoſie vollkom̃en erklären. Der gewaltige
Druck u. die Dauer der allmähligen Erkältung
belehren uns wie ſich die triſilicate u. biſi-
licate gebildet. Die Emporhebung ſämtlicher
Gebirge aus Erdſpalten haben in neuerer
Zeit Bergmäñer uns vollkom̃en bewieſen.
Dies iſt gefunden 1810 bei Eröffnung des Stollens
auf der Pflaſterkañte bei Eiſenach ferner
am Druidenſtein bei Siegen 1822 in einem
Grauwackenſchiefer, in den Rollen von zwei
Seiten getrieben u. wo man ſehen kañ, wie das
fremdartige Geſtein aus dem Jñern hervor-
gequollen iſt. So findet man die Blaue
Kuppe bei Eſchwege mitten im buntem
Sandſtein. Dieſe Erſcheinung verbreitet ein
großes Licht auf die Entſtehung des körnigten
Geſteins, die Umbildungen des Dolomits etc. die
an den Contaktflächen hervorbrechen.
Das Flötz u. Tertiärgebirge beſteht
aus feſtem Kalkſtein u. fragmentariſchen
Formationen u. Sandſteingebilden. Bei
beiden großen Abtheilungen ſind Sandſteine-
formationen gehörig. Der neu erkañte
Typus
der Flötzformation

Typus der Flötzformation von unten nach
oben iſt folgender Art. Zuerſt Steinkohlen-
gebirge, aufliegend mehr dem Tertiärgebirge

dañ

dañ, bunter thonartigen Sandſtein, Muſchel-
kalk; dañ Mergelſchichten mit quarzigem
Sandſtein alternirend; endlich Jurafor-
mation, characteriſirt durch Verſteinerun-
gen, ſelbſt crocodillartiger Thiere; endlich
Quaderſandſtein, Eiſenſand, u. zuletzt
Kreide, Zechſtein u. Muſchelkalk. als Jn
einem höhern Geſichtspunkte betrachtet findet
man nur ein Gebilde, großes Kalkgebirge.
Veränderte Stoffe, durch[unleserliches Material]drangen die große
Klüfte u. Spalten deſſelben, u. füllten dieſe
mit verſch. Steinarten etc. wie Dämpfe von
Schwefelſäure Gyps bereiteten. Der äu-
Aeußerer
Theil der Erd-
oberfläche.

ßere Theil der Erdoberfläche finden wir mit
Felſarten Blöcken u. Geſchieben bedeckt.
Jn den aufgeſchwem̃ten Gebirgen finden ſich die
herrlichſten Produkte, Demant, Gold, Platina etc.
Jn Braſilien iſt es merkwürdig, daß auf
denſelben Waſchbänken obige Produkte zugleich
gewoñen werden. Von dieſen Geſteinen iſt
hier nicht die Rede, ſondern von den Blöcken,
die dem Boden ganz fremdartig iſtſind. Zb. auf
dem Oeſtl. Abhange des Jura, wo man in einen
Höhe von 2000 Fuß, oft fremdartige Felsblöcke
von 20′ Durchmeſſen findet. Dieſe Höhe ſelbſt
giebt die Entdeckung ihres wahrſcheinliches Ur-
ſprungs. Eben ſo finden wie in Polen, Rußland
u. ä. ſämtlichen baltiſchen Küſtenländern
große Blöcke von Granitmaſſen. Es iſt hier
zu unterſcheiden wo ſie ſich ſelbſt zerſplit-
tert haben im Ungebirge, wie man ſolche
Granitmaſſen in Spanien bei Escurial u. im
weſtl. Theil von Grosbrittanien findet, oft
Maſſen von 30′ Höhe. Dieſer zetrüm̃erte
Granit, liegt auf Granit auf, jene Fels-

maſſen

maſſen liegen aber bei uns auf loſem
Sande. Was die Alpengeſchiebe anbetrifft
ſo hat hierüber Herr v. Buch ſeit 1811 großes
Licht verbreitet. Die Jurablöcke ſind of-
fenbar aus den gegenüber ſtehenden Alpen ge-
kom̃en, wo ſie den höchſten Punkten derſelben
zugehören. Die Conglomerate ſind indeß von
den niedern Hügeln von Lausañe aufgehal-
ten u. dieſe ſind nur bis zu dem Fuße des
Jura gelanget. Die Lage der Blöcke zeigt
daß ſie keineswegs durch Eisſchollen etwa
hingeſchwem̃t ſind u. eben ſo wenig dorthin
herabrollen koñten. Herr v. Buch behaup-
Gewäßer
ſchleudern Fels-
blöcke fort.

tet daß ein Waſſerſtoß, der auf dieſe Höhe
ſtauete, die Felsblöcke hinbrachte. Jn neuere[r]
Zeit wo ein großer See im Valle de Naqne
ausbrach, führte das Gewäßer einen Block
von 18 Fuß zwölf Stunden weit, bis auf
den Markt von Martigni. Die Urſache
dieſes Ausbruchs koñte die plötzliche Erhe-
bung des Alpengebirges ſein, wodurch Seen
vertrieben u. verdrängt wurden. Eine
ähnliche Beobachtung macht man hiebei in den
baltiſchen Ländern, deren Geſteine alle nor-
wegiſchen u. ſchwediſchen Urſprungs ſind
die Richt[unleserliches Material]ung des Geſchiebes iſt eine von Norden
nach Süden u. es erſtreckt ſich bis nach
Jwer in Rußland hinein. Ferner ſind ſie
wie in der Ebene, im̃er auf Höhen anzu-
treffen. So liegt auch hier in der Nähe
ein Stein von 10 Fuß Höhe auf den Hügeln
von Fürſtenwalde, die 456 Fuß hoch ſind.
Jn Mecklenburg findet man Geſchiebe bis
auf 700 Fuß Höhe von Außen getrieben.

Am

Am Nordpol wird etwas ähnliches gefunden
u. eben ſolche Granitmaſſe lagern auf
Hügeln. Alles zeigt an daß die Steinarten
bei uns ſcandinaviſche ſind, nämlich Sienit
Porphyr, Kalk, vermiſcht mit Vorſteine-
rungen, ganz wie beiin Beland u. Gothland.
Jn Deutſchland wird dergl. ſonſt nirgend
gefunden. Auf dieſen Urſprung iſt man
bereits von 30–40 J aufmerkſam ge-
worden. Ein merkw. Umſtand dabei iſt, daß
die Geſchiebe an Ort u. Stelle zertrüm̃ert
oft gefunden werden, daß die Bruchwinkel
genau zuſam̃engehören, wie man dies auf
den Raudenſchen Bergen hier finden kañ.

Gliederung
der Continente

Es bleibt uns nun übrig zu der
Gliederung der Continente überzugehen.
Die Hebung derſelben iſt viel früher einge-
treten u. ſpäter haben ſich erſt die Berge
erhoben, nach Bildung des Tertiärgebir-
ges. Die Geſtalt der Continente u. der
Bergketten in Beziehung u. Verhältniß
zur Vertheilung der Temperatur zu be-
trachten, iſt außerordentlich wichtig
das mehr Continente im Norden liegen, daß
uns nach Süden, der Continent von Africa
liegt, durch den der Aequator geht, iſt der
Grund des mildern Klimas im Verhältniß
zu Aſien, wo der Aequator nach Süden
zuim Jndiſches Ozean liegt. Dieſe Gliede-
rung der Continente beſtim̃en daher die
Klimate.

38. Vorlesung, 15. März 1828

Wir kom̃en jetzt zum Oberflächen-Anſehen
welches in der Geognoſie offenbar der an-

muthigſte

muthigſte Theil iſt. Er hängt mit der Tempera-
tur, der Vegetation, der Agrikultor, der
Entwilderung der Nationen u. den Fortſchritten
der Cultur im genaueſten Zuſam̃enhange. Herr
Prof. Ritter hat in dieſen Theile der Wiſſen-
ſchaft viel Licht verbreitet. Unſere Erd-
oberfläche iſt entweder ſtarr u. trocken,
oder ſie iſt mit Flüßigkeiten bedeckt. Der
Contakt des flüßigen u. Starren beſtim̃t
die Grenzen der Gliederung u. Richtung der Con-
tinente. Jm Starren ſelbſt befinden ſich Seen
u. Flüße die nicht im Niveau der Meere liegen.
Mehrere ſind auf hohen Bergen zu finden, wie
Zb. der Manararovo See im Himalaya-
Gebirge. Mehrere Seen in Peru liegen in ei-
ner Höhe von 8–9000 Fuß. Ganz eigene Fami-
lien der Fiſche leben in dieſen Hochgewäſſern
die dreimal höher ſind als die Wolkenſchich-
ten in dieſer Jahreszeit, dieſe iñern Süß-
waſſerbehälter zeichnen ſich durch ihre che-
miſche Natur aus. Wo viel ſüßes Waſſer
zugeführt wird, ſam̃eln ſich verſchieden ar-
tige Salze, u. weñ dieſe Behälter ohne
Abfluß bleiben, ſo verſchwindet gänzlich
das ſüße Waſſer. So iſt der See ivon
Valenzia in Süd-Amerika bei Venezuela
ein Waſſerbecken ohne Abfluß, u. man findet
in dem Waſſer ſalzſauern Kalk aufge-
löſet. Außer den Seen giebt es die ſehr
in die Länge gezogene Waſſerbecken der
Flüße. Dieſe beleben u. beſtim̃en die Orga-
niſation der Continente, u. durch ihre brweit[-]
verbreiteten Verzweigungen bilden ſie ganz
beſondere Phänomene. Durch die Anaſtomoſen

bieten

bieten ſie in großen Ebenen, große Jnſeln dar
dieſe werden als ein Delta gebildet oder in
der Ebene durch Bifocation, oft entſtehen
ſie auch durch Kanäle. Dergleichen iſt das
ſpaniſche Guyana in Südamerika u. das
größte Meſopotamien liegt zwiſchen dem
Amazonenſtrom u. dem Rio negro. Die
Breite dieſer Longitudinal-Becken ſind
oft ſo beträchtlich, daß ſie oft den Wanderungen
der Völker Hinderniſſe in den Weg legten.
Die Flüſſe ſind in einer Entfernung von 100
Mb. von ihrem Ausfluß zuweilen noch 12–18000
Fuß breit u. der Golf einiger beträgt ſelbſt
40 Meilen Breite. Es ſind dies gleichſam Süß-
waſſerbecken, von denen Franklin ganz richtig
ſagt, daß ſich durch dieſe die Flüße mehr
in die Atmoſphäre als in die Meere ergie-
ßen. Durch das ſtete Zurückdrängen der
Meeresfluth verdünſtet die größte Maſſe
des Waſſers. Waſſer trägt in ſich die Be-
dingung alles organiſche Lebens; es enthält
4 mal mehr Sauerſtoff als die Luft. Auf
dem Monde läßt ſich eine organiſirte Natur
wie die unſrige nicht denken, weil der
Unebenheiten auf demſelben wegen, eine
Flüſſigkeit wie unſer Gewäſſer nicht da
ſein kañ. Die Exiſtenz deſſelben auf der Erde
iſt für die Organiſation der Weſen nächſt
der Luft nothwendiger als die Berührung
des Soñenlichts, da theils in den finſtern Tiefen
der Gewäſſer, theils in finſtern Höhlen Geſchöpfe
u. Gewächſe leben u. wachſen köñen. Un-
ſer Planet hat zwei Umhüllungen, eine
allgemeine, die Luft, u. eine parzielle,

das

das Waſſer oder Meer. Der Boden des gro-
ßen Luftmeeres iſt entweder trocken oder
feucht. Die Berge dieſes Bodes, dies ſind die
Untiefen in denſelben. Die Ebenen leben
voller Weſen u. Geſchöpfe; die größten Höhen
hingegen werden nur von Geyern, dem Condor
u. Jnſecten beſucht. Letztere fliegen nicht
ſo hoch, ſondern Luftſtröme führen ſie in
dieſe hohen Regionen, wo ſie eine Zeitlang
leben. Selbſt Halme von Gräſern werden
weit hergetrieben. Als man den rothen
Schnee auf den Berggipfeln erblickte, ſo
hielt man ihn für ein Luftvegetabil. Am
Nordpol iſt es jedoch vegetabiliſch u. wahr-
ſcheinl. hat ſich dieſe organ. Subſtanz erſt
dort entwickelt. Von dem Zuſtande der Er-
de in Hinſicht ihrer dürre oder Feuchtigkeit hängt
ihre Bewohnbarkeit ab. Wir müſſen demnach
Erde, Waſſer u. Luft als ein Naturganzes
betrachten. Die Klimatologie müſſen wir
daher nicht in der Atmoſphäre, ſondern in der
Geologie begründen. Das Reſultat des Zu-
ſam̃enwirkens des Trocknen u. feuchten; die Erde,
wie ſie erhöht, gefärbt oder nakt iſt, hat
Einfluß auf die Klimate, u. das zuſam̃en-
wirken derſelben mit dem Waſſer in Seen
u. Flüſſen. Jſt viel Waſſergas in der
Luft, ſo wird dadurch beſonders die Wär-
me Erde beſtim̃t. Es iſt wie große Mo-
dification der Wärme, ob die Soñe durch
einen wolkenfreien Him̃el ſcheint, oder nicht.
Die Reedensart; es iſt heiter oder ſternhell
es wird kühl werden, iſt ganz richtig.
Die Wolken am Him̃el bewirken oft

eine

eine drückende Hitze, weil ſie die Wärme
nicht fortſtrömen laſſen. Der Zuſtand in desm
das Waſſerſtofgaſess ſich befindet, kañ die Urſache
des Klimas abgeben. – Die Natur der
Steinſchicken macht es wahrſcheinlich, daß Continen-
te u. Berge durch Hebung über den Mee-
reſſpiegel gelangt ſind u. dies lehrt uns
daß unterirdiſche Kräfte auf unſer Klima
gewirkt haben. Nach Erhärtung der äußern
Erdrinde bedurfte es nur einer geringen
Stöhrung des Gleichgewichts welche die Kräfte
der elaſtiſchen Flüßigkeit beſtim̃ten, mehr
nach Norden als nach Süden dabei zu wirken.
Es wurde Amerika, beinahe von einem
Pol zum andern der Länge nach herauf-
getrieben, während die alten Continente
ſich mehr von Oſten nach Weſten ausdehnten.
Eine ganz andere Temperatur hätte die
Erde, andern Vegetabilien würden wachſen,
anders wäre ſelbſt die menſchl. Cultur u.
Geſellſchaft, weñ das Mittelmeer nicht
exiſtirte, weñ der Boden der ſſſelben gehoben
wäre wie Afrika. Schon erwähnt iſt
es, wie Europa viel kälter wäre, weñ
Afrika nicht läge wo es jetzt liegt. Es
iſt die ſtark wirkende Urſache, daß dieſes
Continent zwiſchen Liſſabon u. dem Ural
gelegen in Maſſe die Soñenſtrahlen ab-
ſorbirt, die es dañ wieder ausſtrahlt
als Wärme, die nach dem Nordpol ſtrö-
mend über Europa fließt. Weñ die An-
deskette, von Weſten nach Oſten ginge,
weñ die Continente ſich in den Tropen-

zonen

zonen ausdehnten, auch dieſes würde die
Klimate ganz verändern – Die kleinſte
Stöhrung des Gleichgewichts koñte wie geſagt
die Hebung der Continente veranlaſſen
dieſe köñen als Gipfel der Berge angeſe[-]
hen werden, deren Fuß im Grunde des Ster-
nes ruht. Es fragt ſich ob man wohl die
mittlere Tiefe des Meeres u. die mittlere
Höhe des Continents angeben köñte. La-
place
verſuchte dies nach Wahrſcheinlichkeit[s-]
Berechnung, ohne die größte Tiefe angeben
zu köñen, aus der Theorie der Ebbe u. Fluth
zu beſtim̃en. Hienach ergab ſich die mitt-
lere Tiefe als außerordentlich groß, bei-
nahe 2–3 geogr. Meilen. Nach genauer Er-
wägung der Beobachtungen iſt es nicht noth-
wendig ſo zu ſchließen, u. richtiger iſt es
die mittlere Tiefe der Gewäſſer gleich
der mittlere Höhe der Continente anzu-
nehmen. Weñ ich die Gruppen der Berge
nur über die Ebene geſtreut denke
ſo würde die bewirkte Erhöhung nur ſehr
gering ſein. Die Pendelverſuche haben be-
wieſen, daß die Attraktion ſehr ver-
ſchieden iſt, beſonders am Rande der
Meeresbecken. Man hat die mittlere
Höhe der Continente 900–1000 Fuß an-
genom̃en u. eben ſo die Tiefe des Meeres
dieſe Theorie iſt etwas falſch u. als
Reſultat der neueſten Beobachtungen, die
ich ſelbſt angeſtellt habe, ergiebt ſich,
daß die mittlere Höhe nur auf 500–
600 Fuß angenom̃en werden kañ.

Die mittlere

Die mittlere Höhe Frankreichs beträgt un-
gefähr 480 Fuß, die von Pom̃ern, Poſen etc.
180 Fuß. Die mittlere Höhe Rußlands iſt
840 Fuß. Die Ebenen der Schweiz ſind
1300 Fuß hoch. Baiern 1560, Spanien
2100 Fuß. Miſore in Aſien iſt 2760 Fuß
hoch. Die mittlere Höhe der Wüſte Kobi
iſt auf 3000 Fuß anzunehmen. Jenſeit
des Himalaÿa-Gebirges giebt es ſehr
hohe Hochlande. So trift man im weſtlichen
Theile von Tibet noch Kornfelder in einer
Höhe von 14000 Fuß. Jn Amerika giebt
es zahlreich bewohnte Städte in einer
Höhe von 12–13000 Fuß. Das Plateau
von Neuſpanien iſt dreimal ſo hoch als das
von Alt-Spanien. Wie ſchon geſagt, wird
ſelbſt in einer Höhe von 14000 Fuß noch
Waitzen gebaut. Jn Europa gibt es in
den Alpen u. Pyrenäen Dörfer die 4000
Fuß hoch ſind; ja das Dorf Betta in Wallis
liegt 7100 Fuß über dem Meereſſpiegel.
Das Meer in ſeiner Tiefe perpendiculär
zu meſſen hält ſehr ſchwer, theils wegen
der untern Strömungen, theils wegen der
Bewegung des Schiffes. Jn einer Länge von
9–10000 Fuß wird die Schnur des Senk-
bleies fortgetrieben, unter einem Winkel
von 40–45°. Sebbin hat am Cap
St. Antonio termometriſch das Meer
ſondirt um deſſen Temperatur zu beſtim-
men u. fand daſelbſt deſſen perpendicu-
lare Tiefe 1200 Fuß. – Betrachten
wir die Bergketten, ſo köñen ſie nur
einen geringen Einfluß auf die mittlere

Höhe

Höhe der Continente haben. Jhre größte
Breite iſt etwa 20 Meilen u. ſie köñen
als Prismata von der Höhe einen Meile
berechnet werden. Nim̃t man ſelbſt di[e]
Andeskette, die 100 Ml. lang iſt u. zer-
ſtreut dieſe auf die große Fläche, ſo kañ
dieſe nur um wenige Zolle dadurch erh[ö-]
het werden u. hieraus kañ man folgen
daß die mittlere Höhe u. Tiefe nur
5–600 Fuß betragen kañ. Bis jetzt hat
man mehr aus Neugierde mehr Berge als
Ebenen gemeſſen. Es wäre ſehr wichtig,
weñ man allenthalben ſich mehr damit
beſchäftigte durch Barometerbeobachtung
die Höhe cultivirter Ebenen zu beſtim̃en
die Menge der tropfbaren Flüßigkeiten
oder die Höhe des Meeres, beſtim̃t die Con-
tinente. Eine große Veränderung würd[e]
mit letztern vorgehen, weñ erſteres nur
etwas höher ſtände. So geringfügig die
Urſache ſein koñte, die das Hervorbre-
chen der Continente veranlaßte; ſo ge-
ringfügig iſt auch die Wirkung gewe-
ſen; in dem dieſe nur 4–500 Fuß be-
trägt. Die kleinſten Umſtände dürften
hier gänzlich die Umriſſe verändern[.]
Stiege das Meere nur 130 Fuß, ſo
würden die baltiſches Länder, Polen
größtentheils verſchwinden. So hat
ſelbſt die öſtl. Ebene bei den Anden
nur eine geringe Höhe u. 700 deutſche
Meilen vom Meere beträgt ſie ſelbſt
nur 1200 Fuß. Dies Terrain iſt noch
nicht ſo hoch wie München. Würde

ſich

ſich der Meereſſpiegel nur um 3–400 Fuß
dort erheben: ſo würden deſſen Wellen
bis an den Abhang der Andesberge ſchlagen.
Dieſe Erhöhung oder Veränderung des
Nivos des Meereſſpiegels iſt allenthal-
ten gleichmäßig. Auf der Küſte von Spa-
nien findet man die Ruinen des Serapis-
Tempels, wo man in ſenkrechtſtehenden
Säulen, in einer Höhe von acht Fuß, Mu-
ſcheln u. andere Schalthiere findet, die ſich
in den Stein gebohrt haben. Man kañ nicht
añehmen, daß das Geſtein in ſolchem Zuſtande
zum Bau gebraucht u. man kam auf den
Gedanken, daß das Gewäſſer ſo hoch ge-
ſtanden. Deñ wäre aber Valencia,
Egypten etc. großentheils untergegangen.
Eher iſt anzunehmen, daß ſich hinter dem
Tempel im Lache, oder Salzſee gebildet
u. hinter Dünen lange Jahre geſtanden,
wo deñ dieſe Erſcheinung veranlaßt iſt.
Jſt das Niveau der Meere auch gleich,
ſo findet doch unter den einzelnen Theilen
deſſelben eine große Verſchiedenheit
ſtatt. So iſt das rothe Meer, nach ge-
nauen Unterſuchungen bei Bonapartes Ex-
pedition 25–30 Fuß höher als das
Mittelmeer. Ueber die Vertiefung des
kaſpiſchen Meeres ſind ſchöne Meſſungen
von Engelhard vorhanden. Von Koban
bis zum Terek ergeben die genaueſten
Meſſungen, daß dieſſelbe 280–324 Fuß
niedriger als das ſchwarze Meer
liegt. Man kañ auch añehmen, daß

auchdie

die Oſtſee tiefer als das Kaſpiſche
Meer liege. Die Alten hatten hier
ein ordentliches Schleuſenſyſtem. Sie
glaubten ein Durchbruch des Biñenmee-
res hätte die Dardanellen geöffnet
u. dieſe Fluth wäre bei den Säulen
des Herkules durchgebrochen. Jm An-
tilliſchen Meere haben die Strömungen
ebenmäßig durchgebrochen, wie noch jetzt
der Strom ſüßen Waſſers hier geht
Jn Panama war ich nicht wohl aber in
Darien u. fand daß der Unterſchied
der Höhe des antilliſchen u. ſtillen Mee-
res ſehr gering iſt u. erſters nur
10–12 Fuß höher ſteht als letzteres[.]

39. Vorlesung, 19. März 1828

Wie wir in der frühern Stunde geſch.
haben Pendelverſuche es ergeben, daß
die mittlere Höhe des Continents gleich d[er]
mittlern Tiefe des Meeres auf 400–550
Fuß nur angenom̃en werden kañ. Wir
verbanden damit die Betrachtung über
das Niveau der Meere. Jch kañ hiebei
noch hinzuſetzen, daß einzelne Seen
im nördlichen Afrika, die Bitterwaſſ[er]
enthalten, etwa 24 Fuß tiefer als
das Mittelmeere liegen. Man dürfte
ſich hiebei über die Ungleichheit des
Niveaus der verſchiedenen Meereſthe[i-]
le wundern; doch iſt dies eine Folge der
Strömungen. Jn Provence ereignet
ſich das Phänomen, daß der [H]afen von
Marſeille einige Stunden leer wurde

welches

welches einen Fall des Meeres von 24
Fuß voraus ſetzt. Der Druck der At-
moſphäre kañ ebenmäßig das Anſchwellen
einzelner Waſſerbecken veranlaſſen.

Wir kom̃en jetzt zur allgemeinen Conſtruction
des Erdkörpers, zur Geſtaltung u. Gliederung
die uns die Continente darbieten. Wir er-
blicken zwei Maſſen der Continente, die alte
u. neue Welt. Das alte Continent erſtreckt
ſich von Oſten nach Weſten. Dieſe Lage hat
großen Einfluß auf die Temperatur u.
durch die größere Wärme in den verſchie-
denen Jahreszeiten, die dieſer opake Kör-
per entwickelt, Einfluß auf die Kultur.
Die neue Welt geht der Länge nach von
Süden nach Norden. Seine Lage hinderte
dieas Pflanzen u. Thiere der alten Welt
hier übergingen. Bei dem alten Con-
tinente erblicken wir im Süden einen
gewaltigen Meerbuſen, der von Neu-
holland u. Afrika gebildet wird. Hier
wehen die Winde nach den entgegengeſetzteſten
Richtungen. Ferner ſehen wir, daß die
nördl. Hemiſphäre continentaler iſt als
die ſüdliche, u. dies beinahe um Ein drittel
Eine dritte Verſchiedenheit der Hemiſphären
iſt die, daß der Continent zwiſchen 72–73°
N. B. ähnlich im Parallelkreiſen um den Nord-
pol abgeſchnitten iſt. Die Barowſtraſſe
ſcheint zwiſchen dem ſtillen u. atlantiſches
Meere die Com̃unication zu bilden, wo
nördlicher eine Jnſelwelt noch vorliegt.
Hiernach wird der Continent von Amerika
faſt in gleicher Breite mit Aſien abge-

ſchnitten

ſchnitten, nur liegen viele Jnſeln Zb. Grön-
land noch nördlicher. Der Nordpol iſt
aber wahrſcheinlich frei von Land.
Hierüber iſt kürzlich eine merkwürdige
Schrift von Berington in England erſchie-
nen. Jm alten Continente ſind die Mee-
re ganz frei u. außer Spitzbergen
liegen nur wenige Jnſeln vor; daher
auch Zb. in Scandinavien, weit vom Mee-
re 25° Kälte herrſchen köñen, ohne daß
die nördl. Meere gefrieren. Ob der
Nordpol wirklich frei von Land iſt, iſt
freilich noch nicht beſtätiget. Bereits
30 Jahr nach der Entdeckung Amerikas 15[27]
wurde nördl. ein kürzerer Weg nach
Jndien geſucht, u. Heinrich VIII. ließ v[er-]
geblich dergl. Verſuche anſtellen. Jn de[m]
jetzigen Zuſtande des Nordpolar Meeres
iſt es ſchwierig bis 80° N. B. vorzudringen
Spitzbergen geht ungefähr bis 80° 7′.
Weñ Wallfiſchfänger bis 83° u. 86° vor[-]
gedrungen ſein wollen, ſo iſt dies fal[ſch.]
Scoresby, der Sohn eines Wallfiſchfänge[rs]
iſt 1806 bis 81° 30′ vorgedrungen.
Bekañt iſt es, daß auch Perrys Un-
ternehmen, über Eis den Nordpol z[u]
erreichen, nicht geglückt iſt, deñ er
bemerkte, daß die ganze Eismaſſe
auf der er ſich mit den Begleitern
befand nach Süden getrieben wurde
u. er war genöthigt, wie einſt Colum-
bus
ſeinen Leuten die tägl. Beobachtun-
gen zu verſchweigen. Das Parlamen[t]
in England hat eine Prämie von 5000 [Pf.]

ausgeſetzt für die, welche bis 86° N. B.
vordringen u. eine Prämie von 20000 Pf.
für die Entdeckung der Nordweſtl. Durch-
fahrt. Wir werden jetzt die Verthei-
lung der Continente betrachten, die man
in ihrer Allgemeinheit anzuſehen bisher
ziemlich vernachläßiget hat. Die Continen-
te erſtrecken ſich in 250 Längen-Graden
von Oſten nach Weſten u. nur 110 Grade
bleiben für die Waſſermaſſe. Von
der Nordſeite ſehen wir daher nur lau-
ter Continente, von der Südſeite dagegen
lauter Waſſer ohder oceaniſche Maſſen.
Die Südſee hat man daher angefangen mit
Recht den großen Ocean zu neñen, de[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
er umfaßt 110 Längengrade vom Oſten
Aſiens bis zur Weſtküſte Amerikas. Der
große Continent iſt durch das Atlanti-
ſche Meer durchſchnitten. Daſſelbe bildet
große Buſen. Der Golf von Guyana
hat Aehnlichkeit mit dem von Labrador
u. Braſilien hat ähnliche Richtung mit
den Freiſt[unleserliches Material]aaten u. gleiche Gebirgsarten.
Gegen Oſten hat der Atlantiſche Ozean
große Zertrüm̃erungen veranlaßt
gegen Scandinavien u. die Brittiſchen
Jnſeln. Aehnlich ſind die Buſen des
antilliſchen Meeres u. des Mittelländi-
ſchen Meeres. – Unter dem Aequator
ſelbſt liegen nur 1/6 Continente; 5/6 deſſel-
ben gehen durch das Meer. Alle Con-
tinente gehen gegen Süden in Pyramidal-

formen

formen aus, Neu-Holland, Afrika, [A-]
merika etc. Jm Kleinen wiederholen ſich [die-]
ſe Erſcheinungen in Aſien etc. Nicht Forſte[r]
ſondern Baco machte bereits auf die[ſe]
Erſcheinung aufmerkſam. Dieſe Pyra[mi-]
dalformen haben das merkwürdige, da[ß]
ſie ſich ungleich gegen den Süden erſtreck[en,]
Cap d. Guten Hoffnung liegt 33° 35′ S. [B.,]
Van Diemens-Land 43°, Kap Horn 4[5°.]
Je weiter ein Continent gegen Norde[n]
geht, deſto weiter erſtreckt ſich die [cor-]
reſpondirende Spitze gegen Süden. Zb[.]
Amerika, Scandinavien u. Afrik[a,]
Spitzbergen u. Van Diemens-land. Auße[r]
der Aehnlichkeit der Pyramidal- u. [verlorenes Material][-]
angularform zeigen die Continent[e]
Afrika u. Amerika auch die Aehnlich[-]
keit in den Meerbuſen Zb. von Guin[ea]
3° nördl. Br. u. der Buſen vom Gol[f]
Arika 3° ſüdl. Br. Etwas ähnliches
ſcheint bei der Zertrüm̃erung des [Con-]
tinents zwiſchen den Molukken u. Neu-
Holland ſtatt zu finden. Die nörd[l.]
Continente reichen nicht bis zum Po[le]
weniger läßt ſich dies in der ocea[ni-]
ſchen erwarten. Als Neu-Schottlan[d]
entdeckt wurde mit Süd-Georgi[en]
glaubte man, daß dies Vorboten [eines]
ſüdl. Continents ſein koñten. Die v[or]
fünf Jahren angeſtellte Expeditio[n]
hat aber gezeigt, daß dies nur e[in]
kleiner Archipel, rundum vom Mee[r]

umg[eben]
ſei[.]

umgeben ſei. Kapitain Cook iſt gegen Süden bis 71° vorge-
drungen, die vorerwähnte engl. Expedition
bis 74°. S. B. u. auf da wurde das Meer
Südpol eher als
der Nordpol zu
erreichen.

frei von Eis gefunden. Vielleicht köñte man
nach dem Südpol eher als nach dem Nordpol
vordringen. Merkwürdig iſt es, daß das Volk
welches am nördlichſten wohnt, die Ruſſen,
am weiteſten die Entdeckungen nach dem
Südpol hin ausgedehnt haben, bis zur Peter u.
Paul
-Jnſel. Wir haben von der Zertrüm-
merung des alten Continents, dems indiſchen
Archipels u. N. Holland geredet. Auf die-
ſen Jnſeln finden ſich noch große Thiere aus
dem Katzengeſchlecht, etc., die bei dem unterge-
gangenen Continent hier übrig blieben. Eine
ähnliche Anſicht bietet der mittlere Theil von
Amerika, oder Guatimala dar. Weñ
dort das Meer nur bis zur Höhe des
Nicaragua-Sees ſtiege, etwa 140 Fuß
höhen als beide Oceane, ſo würden dort
die Gebirge wie Jnſeln hervorragen.
Südl. Hemiſphäre
mehr Jnſeln.

Ueberhängt erblicken wir in der ſüdl. He-
miſphäre viel mehr Jnſeln. Sie liegen
entweder frei im Meere oder gehen paral-
lel den Küſten. Dies letztern gilt be-
ſonders vom ſüdlichen Theil des indiſchen
Archipels. Dieſe Lage der Jnſeln hat un-
ſtreitig einen großen Beitrag zur Civi-
liſation der Völker gegeben, da ſie
hierdurch veranlaßt wurden, auf dieſe
Jnſeln überzugehen. Dieſer Uebergang
wurde erleichtert durch die große Nähe,
Wahrſcheinliche
Urſache den Bevöl-
kerung entfernter
Continente.

u. von dieſen Jnſeln koñten ſelbſt fernere
Continente bevölkert werden. Wie hätte

ſich

ſich bei Tartariſchen Völkern Cultur ver[-]
breiten köñen, weñ ſie erſt hätten in den
hohen Norden ziehen ſollen, nach der Bering
ſtraße, von 45° S. B. nach 70° S. B., u.
alsdañ erſt in den Süden Amerikas hinab.
Bevölkerung
Amerikas von Korea
aus.

Von Korea aus, ließ ſich dies leichter
bewerkſtelligen. Das Südweſtl. Aſien
u. das weſtliche Europa bieten einen gro-
ßen Contraſt mit dem weſtlich Continen-
te von Afrika dar. ErLetzterer iſt ungetheilt
u. nur der Golf von Guinea hat eine Ein-
bigung in den Continent. Die großen Con-
tinente köñen als Jnſeln angeſehen wer-
den auf denen ſich die Berge als höhere
Erhebung
der Continente

Gipfel erhoben haben. Dieſe Erhebung ka[ñ]
in ellÿptiſchen Maſſe ſtatt gefunden
haben, w. Zb. das Gebirge von St. Marta
deſſen Gipfel noch 3000 Fuß höher als de[r]
Montblanc iſt; oder in Ketten, viele
Klüfte u. Knoten dabei bildend. Eine
ſolche Kette iſt die 700 Meilen lange An-
deskette. Die Höhe der Knoten ſteht
in keinem Verhältniß mit den Ketten ſelbſt
die Gates-Gebirge haben Zb. zwei
Ketten, zwiſchen welchen die Hochebene
von Miſore liegt. Dies Plateau iſt
6–7000′ hoch, u. es blühen hier nördliche
Producte Zb. Roſen unter 11° N. B.
u. Kuppen befinden ſich hier von 8000
Fuß Höhe. Wo Ketten zuſam̃enkom̃[en]
bilden ſie einen großen Gebirgſſtock[.]
Erſtes Vorur-
theil dabei

Durch ein altes Vorurtheil hat man dur[ch]

ſubmarin[e]

ſubmarine Ketten alle Gebirge, in Ver-
bindung zu bringen geſucht. Man hat fer
Zweites
vorurtheil

ner eine beſondere Wichtigkeit auf die
Höhe der Knoten gelegt, ihnſie zu einem
Centralpunkt der Strahlen gemacht. Die
Gebirgsmaſſe kañ hier niedriger ſein
als in der Kette ſelbſt, u. dieer Central-
punkt von fünf Gebirgsketten ſelbſt
iſt oft nicht ſo hoch, als die Kuppen in
den einzelnen Gebirgszügen. Ein drittes
drittes Vorurtheil
Vorurtheil iſt das, daß Flüſſe nicht
Berg-Ketten durchbrechen. Der Amazonenſtrom
Zb. durchbricht ſelbſt die Kette der Anden,
u. der Jndus durchbricht ſelbſt die größten
Klüfte des ſüdlichen Theils des Himalaya
Gebirges. Wir wollen unſere Aufmerkſamkeit
Höhe der Ebenen
am Fuß der Gebirge

richten auf die Höhe der Ebene die man in Gebirgsketten
findet.
Dieſe iſt bei vielen am Fuß
des Berges ſo hoch als in bedeutender Entfer-
nung. Bei andern Bergen iſt die Anſchwel-
lung ſo allmählig,x)die Ebene hat ſich ſelbſt mit
den Bergen gehoben.
daß man 2–3000 Fuß
ſteigt ehe man an den Fuß der Berge ge-
langt. Bei den Ketten, wo vulkaniſche
Ausbrüche geſchehen, erheben ſich die
Gipfel der
Berge ſehr hoch.

Gipfel weit über das Verhältniß zu
den Ketten. Jn Europa u. Aſien liegen die
Gebirge mehrentweder ſporadiſch zerſtreutxx)caſtellartig gehoben; oder in
einer Richtung, als Ketten;
, u.
ihre Lange
in Amerika hängt Alles mit den Anden
zuſam̃en. Höhen von 6–10000 Fuß liegen
weit entfernt von den Pyrenäen, Alpen etc.
Die Localität der Gebirgſſtücke iſt
ſo verſchieden, daß Amerika nur einen
derſelben beſitzt u. Zb. Braſilien
keinen Berg von 7–8000 Fuß aufzuweiſen

hat.
40. Vorlesung, 22. März 1828

Wir ſind in der letzten Stunde zu den Berg-
ſyſtemen übergegangen. Noch einiges bleibt
Wie
Continente zu
betrachten.

wir hierbei zu eriñern. Die Continente
köñen betrachtet werden als Erhebungen
des Meeresbodens ſelbſt, ſie mögen nun
höher, oder tiefer liegen, wie das Niveau
des Meeres ſelbſt. Letzteres zum B. iſt
der Fall bei den Ebenen des Kaſpiſchen
Meeres. Trocknete das Meer aus, ſo
würde dies ſichtbar werden. Weñ im
Monde Leibnitz der höchſte Berg iſt, der
Berge
unter Umſtänden
höher.

die Berge der Erde an Höhe übertrifft,
ſo würde dies nicht ſein, weñ die Meere
auf der Erde vorſiegten. Dañ würden
die Höhen der Erde bedeutend hervortre-
Folgen
des Sinkens des
Meereſſpiegels

ten. Die jetzigen Ebenen wären, deñ
Plateaus, auf denen ſich das Klima ſofort
verändern, u. nicht die Producte tra-
gen würde, die ſie jetzt tragen.
Der Unterſchied zwiſchen den Gebirgen der
alten u. neuen Welt iſt auch deshalb merk-
würdig, daß in erſteren ſämtliche Höhen
in einer Entfernung von 25 Meilen von
der Südſeeküſte liegen, u. Zb. ganz Süd-
Amerika, faſt 300000 □ Ml. ohne einen
Berg iſt, der über die Schneelinie regte.

Geſetz
bei den Berg-
gipfeln

Ein ſonderbares Geſetz u. conſtantes
Verhältniß findet man zwiſchen den hohen
Bergrücken oder Ketten, u. deren Gipfeln
keñt man die höchſten Gipfel der Alpen
u. des Himalaja-Gebirges, ſo giebt
die Hälfte dieſer Zahl die Höhe ders
Rückens der Bergkette. Die mittlere Höhe
des Rückens findet man leicht, weñ man

die

die Höhe von 10–12 Päſſen nim̃t. Nicht
alle Päſſe gehen bis in die Schneelinie. Der
höchſte Rücken der Pyrenäen iſt gleich dem
mittl. Rücken der Alpen; der höchſte Rücken
der Alpen gleich dem mittlere Rücken der
Anden u. der mittlerehöchſte Rücken der Anden
gleich dem hochſten mittlern Rücken des Hima-
lajagebirges. Jn dieſer großen Bergkette
iſt das Verhältniß der Bergrücken zu den
Kuppen = 1 : 2. Jm Himalaya-Gebirge
ſind etwa 14 Päſſe gemeſſen u. man
hat deren mittlere Höhe 2430 Toiſen
gefunden, etwa gleich den Höhe des Mont-
blancs
. Jn der Regel beſteht die Kuppe
aus demſelben Geſtein wie der Berg-
rücken ſelbſt, in den Anden hingegen
ſind die culminirenden Punkte großen-
theils vulkaniſch, u. oft von eigenthüml.
Färbung. Der Rücken ſelbſt iſt aber
Urgeſtein. Jn drei oben genañten
großen Bergketten befindet ſich das in
Rede ſtehende Verhältniß wie 1 : 2.
Jm Nördl. Theil von Süd. Amerika habe ich
ſelbſt in Venezuela die höchſten Gipfel 1350
Toiſen gemeſſen u. den Bergrücken 750 Toi-
ſen gefunden. Das Verhältniß = 1 : 1,8 oder 1 : 2
Jm Kaukaſus iſt dies anders, wo der
Rücken der Berge 1326 Toiſen beträgt,
die Gipfel jedoch lange nicht doppelt ſo
hoch ſind. Jn den Pyrenäen ſind die Berg-
rücken 1790 Toiſen, die Gipfel jedoch nie-
driger, da der Montblanc nur 2460 Toiſen
hoch iſt, man müßte deñ die Pyrenäen
im Zuſam̃enhange mit den Alpen ver-
mittelſt der Seveñen ſich denken.


Jn

Jn den Apeñinen bei Spoleto fand ich den
mittlern Bergrücken 400 Toiſen hoch, hier-
nach ſollte der höchſte Gipfel 800 Toiſen ſein,
der höchſte Berg iſt aber 1490 Toiſen . Eben
ein ſolchen Unterſchied, eingekehrt wie bei
den Pyrenäen findet ſich in Scandina-
vien. Dreizehn Päſſe geben die mittlere
Höhe von 420 Toiſen, die höchſten Gipfel
ſind aber 1200 Toiſen. Würde der Mee-
reſſpiegel ſinken, ſo veränderten ſich
dieſe Verhältniſſe. Sehr wahrſcheinlich wird
es, daß die Neuheit der Gebirge im zuſam-
menhange ſteht mit der Neuheit der Meere,
u. daß die Becken wo die elaſtiſche Span-
nung ſich anhäufte der Oberfläche ſehr
Betrachtung
der Bergaxe

nahe ſein koñten. Bei Betrachtung
der Axe der Berge finden wir fünf
Elemente. Dieſelbe kañ 1., durch den
Rücken der Bergkette gelegte werden.
2., oder ſie folgt der Waſſerſcheide, di-
vortia aquarum
, die dañ freilich nicht mit
erſterer zuſam̃enfallen. 3., Die Linie
der Axe kañ durch die Maxima der Höhen
gelegt werden. 4, Die Axe folgt der
Natur der Geſteinarten u. geht entweder
parallel oder durchſchneidet den Rücken
5., Die Linie folgt dem Streichen der
Bergſchichten. Was letzteres anbetrifft,
ſo haben ferne Bergketten hierauf Ein-
fluß. Das Streichen der Gebirgſſtücke iſt
nicht zufällig, ſondern großentheils beſtim-
ten Geſetzen unterworfen. Zu bemerken
iſt dabei die loxodromiſche Richtung
der Linie. Herr v. Buch findet für Deutſch-
land vier Syſteme. Niederländiſches, Nord-

öſtl.

öſtl., Rhein- u. Alpenſyſtem. Jn unſerer
Streichen
der Gebirgs-
züge

Gegend ſtreichen die Gebirgs u. Höhen-
züge von Nordweſten nach Südoſten. Dies
allgemeine Richtungsgeſetz erblicken wir
ſelbſt in den Alpen u. bei den Jnſeln
Griechenlands. Sehen wir auf den höhern
Waſſerſtand; ſo ſollte der Ausfluß
der Oder eigentlich in Hamburg, der
Ausfluß der Elbe in Bremen ſtattfin-
den. Das eigentljetzige Oderthal gehörte deñ
der Warte zu. – Absolute Verſchieden-
heit zwiſchen Ebenen u. Bergen iſt hier
Ebenen
in Europa

bei uns nicht anzugeben. Erſte ſind
eigentlich nur in den Steppen Amerikas u.
Aſiens zu finden. Zu Europa findet ſich
die größte Ebene in Ungarn, zwiſchen
der Theis u. der Donau. Solche großen
Ebenen bieten den gleichen Anblick mit dem
Meere dar. Sie ſind nicht im̃er Baumlos.
Jn Amerika
Jn Amerika ſind die drei großen Ebenen
am Amazonenſtrom, in Karakas u. in
Buenos Aÿres. Die nördliche u. ſüdliche
Ebene iſt blos mit Gras bewachſen u. völlig
baumlos, wo ſich unſere Pferde u. Rinder
vollkom̃en verwilderte haben. Auf der
mittlern Ebene ſtehen die ungeheueren Wal-
dungen des Orinoko u. Amazonenſtroms.
Würden hier nicht große Flußthäler ſich
befinden, ſo köñten Affen 6–700 Meilen
von Zweig zu Zweig hüpfen. Die
Ebenen in Afrika, zeigen ſich nach den
neuſten Beobachtungen des Reiſenden Ehren-
berg
nicht als flache Wüſten; ſondern dieſe
ſind uneben u. nur zum kleinſten Theile mit

Sande

Sande bedeckt. – Aus den Bergen
entwickeln ſich hier die Flüſſe ſehr merkwür-
dig. Brechen dieſe aus durch ein Auen-
thal, ſo laufen ſie oft eine große Stre-
cke parallel der Axe der Berge. Jn
der Ebene entſteht deñ der Thalweg
weñ alle Linien in einer Riñe ſich ver-
einigen, wo die größte Neigung zu finden.
Zuweilen ſtrömen in einem Thale zwei
Flüſſe. Geht ein Fluß nahe an der Gra-
te der Thales, u. ein Punkt wird hier
niedriger, ſo entſteht hier eine Bifoca-
tion. Der Orinoco Zb. giebt einen Arm
dem Amazonenſtrom u. bildet eine na-
türl. Verbindung zweier Waſſer-
ſyſteme. Etwas ähnliches findet ſich bei
dem Arno, der ſich mit der Tiber früher ver-
bundete hat. Dieſe Verbindungen köñen durch
Verſandungen leicht ſchließen. Eine Folge
derſelben Verhältniſſe iſt, weñ durch Bi-
focationen Deltas gebildet werden.
Oft ſind in der Regenzeit die Gewäſſer
ſo hoch, daß ſie alsdañ zuſam̃enhängen
dieſes findet zwiſchen den Lorenzſtrom
Verbindung
des ſtillen u. atlan-
tiſchen Meeres

u. dem Ohio ſtatt. An den Quelle zwei-
er Flüſſe die nach dem antilliſchen Meer
u. der Südſee gingen wohnt ein Mönch, der
die verſchiedenen Fiſche dieſer Ströme zuſam-
menbringen wollte. Er ließ einen Kanal
graben, der die erſte Verbindung zwiſchen
den Ozeanen veranlaßte. Die aber doch
der Kleinheit wegen nie benutzt werden
wird. Dieas Gefälle der Ströme iſt oft
ſo gering, daß man am Orinoko noch das
Steigen der Fluth auf 300 Ml. weit vom
Ausfluß verſpürt. Man glaubte aus

der

der Höhe der Fluth an der Küſte u. dem
zurückſtauen der Flüſſe, der Fall derſel-
ben beſtim̃en zu köñen: doch iſt dies nicht
der Fall; in dem die Fluth in ihrer Bewe-
gung die Jnclination des Bodens ſelbſt
añim̃t, u. förmlich bergan ſteigt.

41. Vorlesung, 24. März 1828

Breite Flußbetten kañ man betrachten als
Breite Fluß-
betten

mehrere Ströme die vereinigt fließen, in fur-
chenartigen Kanälen zuſam̃engeſchichtet. Jm Ama-
zonenſtrom findet man ganz ſeichte Stellen u.
dañ wieder Riñbetten von 120 Fuß Tiefe.
Letzteres erleichtert ſehr die Bifocation.
Die Größe der Flußgebiete iſt ſehr verſchie-
den. Weñ man Zb. das Flußgebiet des
Vergleichung
mehrerer Flußgebiete

Rheins gleich 1 ſetzt, ſo iſt das der Donau
4, das des Amazonenſtroms 2422. Große
Flußgebiete, deſſen Hauptthalweg nur
ſchmal iſt, veranlaſſe häufig gefährliche
Ueberſchwem̃ungen. Die Waſſermenge rich-
tet ſich theils nach der Ausdehnung des
Flußgebiets, theils nach der Zone; deñ
weñ in der Gegend des Rheins die Höhe des
Gewäſſers 28 Zoll beträgt, dieas jährlich
durch den Regen herabfällt, ſo iſt die
Höhe dieſes Niederſchlages am Amazonen-
ſtrom 80 Zoll. Das Quantum des Anſchwel-
lens der Ströme bleibt ſich in ſehr vielen
Jahren gleich. Der Nil ſteigt in den untern
Theil Egyptens bei Casiro gleich dem Orinoco
dh. 24 Fuß, u. dies iſt von laufenden
von Jahren der Fall geweſen u. das Maxi-
mum
des Anſchwellens bleibt ſich ſelbſt in dem
Zeitraum von 5–6 Tage jährlich gleich. Die
Waſſermaſſe des Stroms wird nicht durch
die Tiefe, ſondern durch den Jnhalt des Areals

der

der Fläche, u. durch die Geſchwindigkeit des
Laufs beſtim̃t. Die ſchönſten Meſſungen über
die Schnelligkeit des Nils; mit der die Schnelle
der Donau nicht verglichen werden kañ, ver-
danken wir den Franzoſen. – Die
Mündungen
der Flüſſe.

Flüſſe münden ſich entweder in biñenländi-
ſche Seen, Steppenflüſſe, oder ſie gehen in
das Meer. Unter den Tropenzonen bemerkt
man oft, daß die Waſſermenge abnim̃t, je
weiter der Fluß ſtrömt. Dies iſt der Fall
bei dem Rio Apure, der 4 mal breiter
als die Donau, doch im̃er ſanfter wird,
je weiter er fließt. Dadurch daß der
Fluß durch Sandebenen ſtrömt, die bis
auf 52° R. erhitzt ſind, ſickert das Waſſer
ein, u. wird verdunſtet. Auf dieſe Weiſe
verliert auch wohl der Niger ſeine Gewä-
ſer. – Bei den periodiſchen Schwingun-
gen der Gewäſſer der großen Meere, die
durch die Soñe u. den Mond veranlaßt
Ebbe u. Fluth
werden, u. die man Ebbe u. Fluth neñt,
werden auf die Gewäſſer der Flüſſe gehoben,
u. ſenken ſich alsdañ nieder. Da das
ſüße Waſſer leichter iſt wie das See-
waſſer, ſo hebt letzteres das erſtere
in die Höhe. Dieſe Oſcillationen bewei-
ſen augenſcheinlich die Attraction der
Soñe u. des Mondes. Bei den Alten koñ-
ten höchſtens die Phönizier, die über die
Straße von Gibraltar hinaus gingen, die[s]
Phänomen in ſeiner ganzen Größe keñen
lernen. Die Griechen betrachteten als ein
großes Wunder, das Steigen u. Fallen des
Jndus, als ſei dies bei dem Zuge Alexan-
der
s erblickten. Plato war bekañt mit

dieſer

dieſer Erſcheinung u. Plinius ſagt aus u.
drücklich: deflutus causa luna et ſol. New-
ton
war der Erſte, der gründliche Unterſu-
chungen hierüber anſtellte u. was Laplace
1772 hierüber für Aufklärung gab, gehört
zu dem Triumpf der Analyſe. Bei Breſt
Höhe der
Fluth

iſt die Fluth 45 Fuß hoch, u. hier ſind 6000
Beobachtungen angeſtellt. Man hat gefun-
den, daß die Soñe dreizehn Millionen mal
mehr die Erde anzieht als der Mond. Das
Heben u. Sinken des Meereſſpiegels ge-
ſchieht zweimal des Tages u. die größten
Fluthen treten im Neu- u. Vollmonde ein
die Theorie iſt ſo weit gediehen, daß man
aus der Ungleichheit des Standes des Mondes,
u. aus den Beobachtungen der Ebbe u. Fluth,
aſtronomiſche Beſtim̃ungen hergeleitet, u.
mit großer Schärfe die Quantität des
Mondes angegeben hat. Die Soñe u. den
Erklärung
dieſes Phäno-
mens

Mond ziehen die flüſſige Maſſe, die am
entfernteſten iſt vom Mittelpunkte der
Erde ſtärker an, als die Erde ſelbſt.
Steht der Mond im obern Kulminations-
Punkt, ſo wirkt dieſe Anziehung auch ent-
gegen geſetzt. Jndem der Mittelpunkt
der Erde mehr angezogen wird, verliert
dieſer die wirkende Anziehungskraft auf
der entgegen ſtehenden Seite der Erde u.
die Flüßigkeit weicht von der Oberfläche
um ſo viel als ſie oberhalb gehoben
wird. Jn großen Meeren iſt dies im̃er
der Fall, in kleinern walten jedoch andere
Verhältniſſe ab. Die Wirkungen müſſen
hier oft ſpäter eintreten, weil die Waſſer
berge allmächtig nur dahin gelangen. Man

muß

muß dabei in kleinen Meeren ihre Richtung
unterſcheiden, ob ſie von Oſten nach Weſten
oder von Süden nach Norden liegten. Das Kaſpi-
ſches Meer iſt ganz ohne Ebbe u. Fluth, u.
beim Mittelländiſchen ſind ſie nur ſehr
geringe. Etwas öſtlich von Malta iſt
dies am ſtärkſten zu bemerken. Es kom̃t auc[h]
viel darauf an, wo die Oeffnung des Biñen[-]
meeres iſt, durch die es mit dem Ozean
im Zuſam̃enhange ſteht. Würde das Mittellän[d.] Meer
über Syrien hinaus mit dem Jndiſchen
Ozean im Zuſam̃enhange ſtehen, ſo wäre
wegen Umſchwung der Erde von Weſten
nach Oſten die Fluth viel größer daſelbſt
ſein. Nach Norden zu ſollte eigentlich
keine Fluth ſtatt finden, u. doch beträgt
ſie in der Hudſonsbai 15 Fuß, was auf
eine weſtliche Com̃unication mit dem ſtillen
Meer deutet. Die Oſtſee iſt frei davon
u. das Steigen u. Fallen des Waſſers iſt nur
periodiſchen Winden zuzuſchreiben. Jm an-
tilliſchen Meere beträgt die Fluth nur 18 [verlorenes Material – 1 Wort fehlt][.]
Größte
Fluth.

Die größte Fluth iſt wohl in St. Malo, wo
ungeheure Waſſermaſſen bis 46 Fuß Höhe
eindringen. An mehrern Mündungen der Ström[e]
Zb. Amazonenſtrom, Dordogne etc. ſieht man
Häuſergroße Waſſerberge anſtrömen; [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
wo ſich deñ die Fluthen mehrere Tage ver-
bunden haben. Man neñt dieſe Erſcheinung
Maskarez, die am Amazonenſtrom beſon-
ders gefährlich wird. – Ueber die Höhe
Höhe
der Wellen

der Wellen iſt lange geſtritten worden
die auf hoher See ſich bilden. Schlagen ſ[ie]
an die Küſte, ſo ſteigen ſie zu außeror[-]
dentlicher Höhe. An dem Herkulesturm in

Gallizien

Galizien ſahe ich die Wellen auf eine
Höhe von 240 Fuß ſpritzen, u. Capitain
Sebbin ſahe, wie ſie in Wardehous über
ein Land überrolten, welches 400 Fuß
ſenkrecht über dem Waſſerſpiegel lag.
Man hat die Meſſungen der Seewogen durch
die Depreſſion des Horizonts verſucht. Steht
auf man in hoher See auf dem Verdeck
u. ſieht die Soñe untergehen, ſo kañ man
ſie oben von Maſte noch erblicken, dies
heißt die Degreſſion des Horizontes.
Wird dies bei einem Sturm verſucht, wo
die See hohe Wellen ſchlägt, ſo kañ man
hieraus die Höhe der Wellen ungefähr
beſtim̃en, u. man hat ſie 42–45 Fuß ge-
funden, welches allgemein angenom̃en wird.
Schon früher habe ich erwähnt wie zwei
Wogen ſich gegenſeitig aufheben u. eine
Wie tief
wühlt ſich das
Meer auf.

Ebene bilden, oder ſich doppelt verſtär-
ken köñen. Die Tiefe, in welcher das
Meer aufgewühlt wird, hat man auf 60–80
Fuß angegeben. Jn Stürmen kañ es bis
auf zweihundert Fuß Tiefe aufgewühlt
werden. Dies iſt zu ſehen auf den Bänken
von Neufoundland. Jn gewöhnlichen Wellen
wird auf der Taucherglocke in zwanzig
Fuß Tiefe keine Bewegung des Meeres mehr
geſpürt. Die Gebrüder Weber in Leipzig
haben hierüber intereſſante Verſuche ange-
ſtellt u. gezeigt, daß es auf die Dichtig-
keit der Flüßigkeiten hiebei ankom̃e.
Ueber ⅔ der Erdoberfläche ſind mit
Gewäſſer bedeckt. Ueber die Tiefe
haben wir ſchon geſprochen u. ich habe
vergeſſen anzuführen, daß die Alten ſie

ganz

Absolute Tiefe
des Meeres

ganz richtig beſtim̃ten, nämlich die tiefſte T[ie-]
fe des Meeres, gleich der größten Höhe der
Berge. Die Dichtigkeit des Gewäſſers
Dichtigkeit
des Gewäſſers

ſollte eigentlich unter dem Aequator, o[der]
vielmehr da ſein, wo die Kurve, welche
die Soñe bildet, um die Erde geht. Dies
iſt jedoch nicht der Fall. Man hat die Un-
terſchiede der Dichtigkeit des Meerwaſſer
unterſucht u. gefunden, daß die Längen
einen größern Einfluß auf dieſe u. die
Sole des Waſſers äußern, als die Brei-
ten. Jn der Höhe iſt das Meerwaſſer
nicht ſalziger als in der Tiefe. Die Chemi-
Beſtandtheile
des Seewaſſers

ſchen Beſtandtheile deſſelben ſind merk-
würdig, u. es enthält vier Stoffe: Na-
tron, Bittererde, Salzſauren Kalk-
kochſalz. Salpeterſaures Salz iſt nir-
gend gefunden. Ein anderer Beſtandtheil
der ſehr gering iſt, iſt freie Kalkſaure
Kalkerde, die gewiß den Schalthieres Nahrung
giebt. Häufig findet man in Sanddü-
nen filtrirtes Seewaſſer, welches förm-
lich ſüß geworden, u. ſich ſelbſt gereinigt
hat. Jm Meer finden ſich auf großen Stre[-]
cken ſüße Waſſerquellen, welche die
Manati oder Seekühe gewittert haben,
u. die ſich daſelbſt aufhalten. Man
kañ auch durch Deſtillation ſüßes Waſſer
gewiñen, welches Fressinet auf ſeinen Reiſe
beinahe ſtets gebraucht. Auch, weñ das
Seewaſſer durch eine Sandlage von 15 Fuß
Tiefe etwa ſickert wird es ſüß; jedoch hält
dies nicht lange vor. Die Alten ließen in
Schwäm̃en den Dunſt auffangen, der ſüß r[och]

oder

oder nach Ariſtarch, durch Wachskugeln das
Seewaſſer ſickern. Jn allen Meeren
befinden ſich eine Schleimmiſchung, die gewiß
den Wallfiſchen etc. Nahrungsſtoff darbietet.
Leuchten
des Meeres

Hiemit hängt das Phänomen des Leuchtens
zuſam̃en, welches beſonders ſchön iſt, weñ
in den Waſſerfurchen, die die Tau[unleserliches Material]er u.
Delphine ziehen, Flam̃en hervorzubrechen
ſcheinen. Nach genauern Unterſuchungen des
Reiſenden Herrn Ehrenberg hängt dies Leuchten
von organiſchen Theilen ab. Es ſind dies
keine ganzen Thiere, ſondern nur Faſern.
Leuchtende Jnfuſionsthierchen giebt es gar
nicht. Weñ man Meduſen erſchüttert, ſo
werden ſie gleichſam elektriſirt u. es ent-
ſteht ein org. Lichtproceß. Dies Leuchten
hängt übrigens ſehr mit der Witterung
zuſam̃en, kañ aber für ein meteorologiſches
Phänomen nicht erklärt werden.

42. Vorlesung, 25. März 1828

Jn dieſer Stunde werden wir die Tem-
Temperatur
der Oberfläche des
Meeres.

peratur des Meeres auf der Oberfläche
deſſelben betrachten, die den größten
Einfluß auf die Klimate, u. ſomit auf
die Agrikultur u. Entwilderung der
Völker hat u. gehabt hat. Jn der letz-
ten Stunde ſprachen wir von dem
Leuchten des Meeres. Es giebt zwar
leuchtende Thierchen im Meere Zb. die
Meduſen, die oft in einer Größe von
ein Fuß Durchmeſſer als leuchtende Voll-
mondſcheiben auf dem Grunde des Meeres
liegen, u. dadurch die Behauptung wiederle-
gen, als weñ ſie nur in Verbindung
mit dem Oxigen der Atmoſphäre leuchten;
doch der größte Theil des Leuchtens des

Meeres

Meeres kom̃t von kleinen organiſchen Pa[r-]
tikeln u. Faſern, die im Meere ſchwim̃en, d[ie]
den bittern eckelhaften Geſchmack erregen
u. unter beſondern Bedingungen, wohin na-
mentlich die Erſchütterung gehört, leuchtend
werden. Dies veranlaßt, daß aus dem
Kiele des ſegelnden Schiffs Flam̃en zu ſchlage[n]
ſcheinen, u. das ſchöne Phänomen des Leuchten[s]
einer Brandung. Genau hat dies wie geſagt
der Reiſende Herr Ehrenberg mikroskopiſch
Färbung
des Meeres

unterſucht. Noch der Färbung des Meeres
will ich hier erwähnen, die als ein optiſch[er]
Gegenſtand ſehr ſchwierig zu beſtim̃en iſt[.]
Daß Sieeen ſich oft blau, dañ wieder
grün ſpiegeln, giebt Anlaß zu den ver[-]
wickelſten Erſcheinungen. Unter den Tropen
ſpiegelt ſich das Meer Jndigoblau u. iſt
dieſe Färbung keineswegs der Reflex des
blauen Him̃els, ſondern dieſe bleibt ſelbſt
weñ der Him̃el mit weißen Wolken bedeckt
iſt. Obgleich Scoresby auch im hohen Norden
das Meer zuweilen blau fand; ſo iſt doch
deſſen Färbung mehr graſgrün, u. h[ier]
halten ſich beſonders Wallfiſche häufig au[f,]
da es gleichſam ſchwim̃ende Bänke von
organiſchen Producten ſind. Wie tief
Wie
tief das Licht
ins Waſſer dringe

das Licht in das Gewäſſer dringe, iſt eben[-]
falls ſchwer zu beſtim̃en. Nach eigner Er-
fahrung ſieht man in einer Taucherglocke
in einer Tiefe von 20 Fuß wenig vom Ta-
geslichte. Jn einer Tiefe von 40 Fuß muß
man ſich ſtets des Lichtes bedienen. Es
hängt ſehr davon ab, ob die Oberfläche
glatt oder gekräuſelt iſt; letzteres
hindert das Licht auf die Tiefe zu wirken.

Man

Man hat daher verſucht Oehl auf die Ober-
fläche zu gießen, um dies kräuſeln zu hin-
dern, wie Franklin lehrte, die Brandungen
dadurch unſchädlicher zu machen. Das fac-
tum iſt nicht zu läugnen, u. in der Wellen-
theorie von den Gebrüdern Weber iſt dies
Aenderung
der Oberfläche.

erwieſen. Jede Aenderung der Oberfläche
auch durch die düñſte Haut verändert
die Bewegung des Meeres u. die Wellenos-
cillation. Jn den Tropen, wo große Regen-
tropfen niederſchlagen, werden die Wogen
durch einen Regenguß, wo eine Haut ſüßen
Waſſers ſich gleichſam bildet ſofort ver-
ringert. Um das Kräuſeln der Wellen
zu verhindern, haben Taucher ſeit Jahrtau-
ſenden ſchon, ohne Glocke, ſich des Oels be-
dient. Weñ man das Meer von einer
Grund
des Meeres
ſichtbar

benachbarten Anhöhe betrachtet, ſo ſieht man
oft den Grund des Meeres wie eine Karte
vor ſich liegen, welches nahe bei, nicht der
Fall iſt. Dies fand Herr Arago auf Yoiza
in einer Höhe von 300 Toiſen, wo er ſich
befand. Es rührt davon her, daß in
der Nähe des Gewäſſers, der Reflex
des Tageslichts von der Oberfläche ſo
ſtark iſt, daß das Auge gehindert
wird den ſchwachen Lichteindruck von
dem Boden des Meeres zu erhalten.
Erſt in einer gewiſſen TiefeHöhe vermag man
die Tiefe zu ſehen. – Wie geſagt
hat die Temperatur des Waſſers einen
großen Einfluß auf Klimatologie.
Wir werden hiebei betrachten zuerſt
die Oberfläche oder obern Schichten, als-

dañ

dañ die tiefern Schichten u. endlich die
Wichtigſter
Moment bei der
Temperatur.

Sandbänke. Der wichtigſte Moment de[r]
Vertheilung der Temperatur, iſt die Ver[-]
theilung der feſten u. flüßigen Hülle d[er]
Oberfläche der Erde. Man muß hiebei da[s]
Meer in ſeiner Ruhe u. in ſeiner Ström[ung]
oder Bewegung betrachten. Das Waſſer
nim̃t ſtets nur einen Theil der Tempera-
tur der äußern Atmoſphäre an. Die
genauere Keñtniß der Klimatologie mu[ß]
eigentlich von der Tropengegend ausgehen
wo die Geſetze deutlich zu erkeñen ſind. u.
nicht von den Beobachtungen in den nördli-
chen Zonen, die ſo oft perturbirt wer-
den. Die Geſetze der Temperatur unter
den Tropen ſind ſo beſtim̃t, daß der Unt[er-]
ſchied zwiſchen der des Tages u. der Nac[ht]
6–7° R. nur beträgt. Jm Meerwa[ſ-]
ſer ſelbſt iſt der Wechſel der Tempera-
tur ſo gering, daß iñerhalb 24 Stunden
eigentlich gar kein Unterſchied ſtatt finde[t.]
Dieſen Jrrthum habe ich ſelbſt getheilt, bis
die franzöſiſchen Reiſenden Duperret u. Fr[es-]
sinet
u. Joe Davids den Unterſchied
von ½ u. ¾° R. fanden. Dies beſtätig[te]
der Obriſt Wilson, der auf der erſten
Reiſe mit einem Dampfſchiffe nach Kalkut[ta]
hierüber Beobachtungen anſtellte. Merk-
Tendenz
des Meerwaſſer
zur Erwärmung

würdig iſt die Tendenz des Meerwaſſer
zur Erwärmung ſelbſt. Weñ esdas Waſſer erkalte[t]
wird das es dichter u. die Oberfläche
ſtrahlt beſtändig Warme aus. Die ſo
erkaltete kleine Haut, ſinkt daher nied[er]
u. kañ nicht heraufkom̃en, u. durch dieſe

Ver-

Verſchiebbarkeit der Oberfläche entſteht die
Tendenz der Meere, ſich im̃er in wärmere Zu-
ſtande zu erhalten. Jm Ganzen haben auch die
neueren Reiſenden Fressinet u. Duperret gefunden
daß zwiſchen dem Aequator u. 48° 50′ N. u.
S. B. im Som̃er u. Winter die Oberfl. des Waſſer
ſtets wärmer iſt als die Luft. Jch dringe um
ſo mehr auf dies gefundene Reſultat, als das
Gegentheil von mehrern Seiten behauptet worden
iſt. Außer den Tropen iſt die monatl. Verän-
derung der Meere 7 mal, unter den Tropen
6 mal geringer als die Veränderungen der Luft.
Erſt vor wenigen Monaten habe ich es volkom̃en
eruirt, daß der weſtliche Theil des Atlantiſchen
Ozeans, von dem Europa die Wärme durch
die herſtrömenden Weſtwinde erhält, eine Bedeu-
tend erhöhete Temperatur hat. Es iſt dies klar
bewieſen durch eine Maſſe von Beobachtungen
die wir Herrn Renel verdanken, einem 80 jährigen
Greiſe, der ſeine Entdeckungen über die Strömungen
im Atlant. Ozean herauszugeben beabſichtigt.
Ströme warmen Waſſers verbreiten ſich nach den
kältern Regionen. Das Reſultat iſt, daß
Temperat.
des Atlantiſchen
Ozeans.

unter 50–52° N. B. [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]der Atlantiſche Ozean ſich
nie mehr erkaltet, als 6–7° über den Gefrier-
punkt, weñ bei uns das Termometer 7–8°
unter dem Gefrierpunkt zeigt. Die Tempera-
tur des Atlant. Ozeans iſt daher am kälteſten
wie es in Berlin im Monat Mai in der
mittlern Temperatur iſt. Zwiſchen 65–70°
N. Br. iſt die mittlere Temperatur des Atlant.
Meeres nach Renel u. Sebbin 4½° über
den Gefrierpunkt, weñ die mittlere Tempera-
tur des correſpondirenden Continents 2°
unter dem Gefrierpunkt iſt. Die Mittlere
Temperatur des Meeres unter den Tropen
iſt 21–22°+ R. gleich der Wärme des
Waſſers des Orinokoſtromes. Dieſe Temperatur

hat

hat dorten jedes Trinkwaſſer. So oft Seef[ah-]
rer den Aequator durchſchneiden finden ſie d[ie]
Temperatur der Oberfl. des Waſſers zunehme[n.]
Das Maximum der größten Wärme iſt aber
nicht ſtets unter dem Aequator, ſondern im
Parallelen der Kurve, die die Declination
der Soñe beſchreibt. Hier finden die Schiff[ah-]
Größte
Wärme des
Seewaſſers.

rer ſtets das Maximum der größten Wärme
des Waſſers 24 – 24½+ R. Jn der Südſee
am Jſtmus von Panama u. in Quito habe
ich das Maximum der Meerwärme 24¾°+ [R.]
gefunden. Treten Windſtillen ein, ſo ver[-]
mehren dieſe zufällig die Wärme, man [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
daher dieſe Unterſuchungen anſtellen weñ die
Oberfläche gekräuſelt iſt. Wir habe[n]
die Gewäſſer in ihrer gewöhnl. Ruhe beobach-
tet, wir kom̃en jetzt dazu weñ ſie in Be-
Strömungen der
Meere.

wegung ſind, oder in Strömungen. Man ka[ñ]
dieſe Meerſtröme mit Flüſſen ſüßen Waſſ[ers]
vergleichen, die ebenfalls durch Ufer einge-
ſchloſſen werden, die hier das Waſſer ſelb[ſt]
bilden. Gehen ſie aus Biñenmeeren Zb. de[m]
Antilliſchen Meere, ſo ſchießt ein Strom
ſalzigen Waſſers ſo breit wie die Meer[-]
enge aus demſelben, der nach Norden zu br[ei-]
ter u. breiter wird. Jn einem Fall wird
aus dem Süden warmes Waſſer nach Norde[n]
im andern Fall kaltes Waſſer nach Süden ge-
führt. Europa hat in Hinſicht des Klimas de[n]
Gewiñ, daß nicht nur das Atlant. Meer ih[r]
Wärme giebt, ſondern daß ſich ein Stro[m]
erwärmten Waſſers ſeinen Küſten näher[t.]
Urſache.
Der Golfſtrom der von den Afrikaniſchen
Küſten herkom̃t iſt Folge der Rotation des
Meeres von Oſten nach Weſten. Wäre Pana-
ma geöffnet, ſo käme dieſer Strom nicht
her, u. dieſer Zuſam̃enhang des neuen Continent[s]

iſt

iſt von lange her die Bürgſchaft der politiſchen
Sicherheit von Japan u. China, die durch eine
leichtere Com̃unication von Europa aus ge-
fährdet werden köñte. Der Aequatorial-
Strom von der weſtl. Küſte Afrikas, wird
durch den Jſthmus aufgehalten, geht daher
zwiſchen Kuba u. Jukatan in den Golf von
Mexico, bildet hier bei Veracruz einen
gewaltigen Wirbel u. geht bei Florida
ins Atlantiſche Meer. Dieſer Strom war-
men Waſſers geht ohne die Temperatur
des Nordens anzunehmen auf die Bank
von Neufundland. Hier theilt er ſich u.
ein Arm geht nach den S. O. den Azoren
zu, der ſtärkere aber nach N. O. u.
ſtößt ſich an den Küſten von Jrland, Schott-
land, den Hebriden u. Scandinavien. Ein
Beiſpiele
von Strömungen

auffallendes Beiſpiel iſt es, daß als am
Kap Lopez in Afrika ein Schiff ſtrandete
welches mit Fäſſern Palmöhl beladen vor-
theile des Schiffs u. Oehlfäſſe mit vollſtändi-
gen Signatur nach 1½ J. in Jrland u.
Schottland ankamen, die in dieſer Zeit
zweimal den Ozean durchſchnitten hatten.
Sämereien von den Tropen Zb. mimosa
scandens
kom̃en häufig nach den Hebri-
den. Necker in ſeinen Reiſen erzählt, daß
in neuern Zeiten, zwei Jahre hintereinander
volle Weinfäſſer an den Garten eines
Einwohners auf den Hebriden angeſchwom-
men ſind, die geſtrandeten Schiffen in Amerika
angehörten. Schon 1682 u. 1684 kamen Eski-
mos in ihren Kähnen von Seehundsfell nach
den Hebriden u. Pamponius Mela u. Plinius
erzählen, daß Jnder in Gallien geſtrandet,

die

die der dortige König zu Solaren mach[te]
u. den Metellus Celer zum Geſchenk ſandte. [Auf]
ähnliche Weiſe wie aus dem Atlantiſchen
Ozean erwärmtes Waſſer nach Norden ſtr[ömt]
kom̃t kaltes Waſſer in wärmere Zonen[.]
Dies iſt an der Weſtküſte Amerikas des Fa[ll]
wo eine Strömung in der Südſee nach Nord
Strömungen haben
Einfluß auf das
Klima.

zieht. Auf das ſonderbare Klima von
Lima, wo oft nur eine Wärme von 12–13[°]
herrſcht, glaubte man, daß die entfernt[en]
Schneeberge Einfluß hätten. Ein Haupt[-]
grund iſt wohl die Bedeckung des Him̃el[s]
mit Wolkenſchichten, die Monate lang di[e]
Einwirkung der Soñenſtrahlen hindert, u. [verlorenes Material – 1 Wort fehlt]
das Meer ſelbſt. Als ich vom Amazonen[-]
ſtrom kam, wo unter 10° S. B. das Mee[r]
22–23°+ R. erwärmt ſein ſollte, fan[d]
ich daſſelbe nur +12°. Die Berge ſind d[aher]
nicht die Urſache des Klimas, ſondern di[e]
kalten Gewäſſer der ſüdlichen Zone, die dur[ch]
den Meerſtrom dem Aequator näher ge-
bracht werden. Als ich nach Akapulko [ging]
fand ich die Wärme des Waſſer ſchon 15° +[verlorenes Material]
das Maximum derſelben unter den Tropen
iſt 24° + R u. das Minimum 12½°+ R
Tiefe der-
ſelben

Die Strömungen ſelbſt bewegen ſich in gr[o-]
ßer Tiefe. Auf der Aquilias-Bank
wo die Decl. der Magnetnadel gleich 0 [verlorenes Material]
u. wo ein Strom um das Cap Horn u[.]
ein anderer um das Cap d. guten Hoffnung ſich begegnen u[.]
in das Atlantiſche Meer ſchließen, hat die
Strömung 500 Fuß Tiefe. – Weñ ma[n]
Verſchiedenheit
der Waſſer und
Lufttemperatur

von der Erdoberfläche herauf u. von
der Waſſeroberfl. herunter ſteigt, ſo
nim̃t die Temperatur höchſt ungleich
ab. Der Gefrier-Punkt in der Höhe i[ſt]

ungefähr

ungefähr bei 8000 Fuß. Jm Waſſer
nim̃t die Temperatur acht mal ſchneller
ab als in der Luft. u. die Bewohner der
Meere köñen mit leichter Mühe in alle
Zonen ſich verſetzen. Die beſten Beobach-
tungen hierüber hat der Aſtronom Sebin
unter den Tropen angeſtellt. Die Ober-
fläche des Meeres fand er + 22½° R.
u. in ſenkrechten Tiefe von 6–7000 Fuß
war die Temperatur + 44/10° R. Dies
giebt die Differenz von 1° R für jede
70 Fuß Tiefe. Jn der Luft dagegen muß
man ſich 5–600′ erheben, bis das Termome-
ter 1° R. ſinkt. Jn geringern Tiefen müſſen
natürl. dieſe Verſuche ungleich ausfallen.
Herr Perron u. Andern haben hieraus geſchlos-
ſen, daß auf dem Boden des Meeres Eis
ſein müßte, dies iſt aber unrichtig; deñ
das Meerwaſſer kañ in der Tiefe nie eine
Temperatur
des Waſſers in
der Tiefe.

tiefere Temperatur als + 43½° R. añeh-
men. Das Waſſer wird grade in dieſer
Temperatur am dichteſten, u. dehnt ſich
wieder aus, weñ es noch mehr erkaltet.
Scoresby u. Andere haben es häufig gefun-
den, daß bei Spitzbergen die Oberfläche
des Meeres gleich − 1,5° R. war, u. im
einer Tiefe von 1200–2400 Fuß die Tem-
peratur + 1,7 = + 2° Wärme gefunden
wurde. Ein offenbarer Beweis, daß die
wärmern Waſſer eine größere Schwere haben
als die, die dem Gefrierpunkt nahe ſind.
Von dieſer untern Erwärmung iſt der
Golfſtrom die Urſache, der ſich mit
Jnflection dem Strom von Novaja Sembla

begegnet

begegnet. Weñ die Gewäſſer dem Maxim[um]
von 4°+ R. nahe ſind, ſo ſi[unleserliches Material]nken ſie de[ñ]
herab. Jn den Seen der Tropengegen-
den giebt es nie Partikel die dieſe Temp[e-]
ratur erhalten köñen. Die Kälte, di[e]
man ſelbſt unter dem Aequator verſpür[t]
wird durch die Strömung kalten Waſſers v[er-]
anlaßt, die von Norden dorten hinkom̃[t.]

43. Vorlesung, 26. März 1828

Wie geſagt iſt das Maximum der Dich[-]
tigkeit des Waſſers bei + 3,3 ° R. Es
dehnt ſich ſogleich mehr aus weñ es ſich
mehr erkältet oder wenigermehr er[unleserliches Material]wärmt[.]
Jn den nordiſchen Seen iſt daher die un[-]
terſte Waſſerſchicht nie unter + 3,3° R
dies hat einen ſehr wohlthätigen Einflu[ß]
auf die Geſchöpfe die in der Tiefe hier lebe[n]
deñ die Gewäſſer frieren ſomit nie ein
u. da Waſſer ein ſchlechter Wärmeleiter
iſt, ſo leben ſie hier ſtets in 3–4°+ R[.]
Wie ſchon angeführt, ſind mehrere der Meinu[ng]
daß im Meer in großer Tiefe das Waſ[ſer]
dem Gefrierpunkte nahe iſtxu. Graf Romfort behauptet, daß na-
mentl. Salzwaſſer nicht die größte Dichtig-
keit bei + 3–4° R. añehme.
. Der berüh[m-]
te Chemiker Berzelius iſt ſelbſt dieſer Me[i-]
nung, obwohl ich añehmen muß, daß er dies n[icht]
ſelbſt unterſucht hat. Scoresby behaupt[et]
indeß ſehr glaubwürdig, warmes Waſſ[er]
unter der kalten gefunden zu haben. B[ei]
1200–2000 Fuß Tiefe war bei Spitzberg[en]
das Meerwaſſer + 2° R u. auf der Ob[er-]
fläche − 1,5° R. Wäre letzteres ſpeci-
fiſch dichter, ſo köñte dies nicht gefunde[n]
werden


.

|: Fortſetzung im nächſten Hefte :|

Ein anderes höchſt merkwürdiges Phänomen
Durch Termo-
meter Sandbänke
beſtim̃en

iſt das, durch Termometer die Nähe von
Sandbänken zu errathen. Benj. Franklin
ſahe daß Matroſen im einem Boot oft die
Hand in das Waſſer tauchten, um zu unter-
ſuchen, ob die Bank nahe ſei. Dies iſt durch
Termometer-Verſuche ganz gegründet
gefunden. Bedeutende Bänke über die eine
ſchnelle Strömung geht erwärmen ſich wenig;
dañ ruht auch eine Nebelſchicht in der Regel
auf denſelben, welche die äußern Tempera-
tur verändert. Dieſe Beobachtung iſt von
Wichtigkeit für die Schiffahrt, u. auf neuern
Reiſen hat man ſtets von 2 zu 2 R. die
Temperat. Des Meeres zu beſtim̃en geſucht.
Nim̃t die Temperatur plötzlich ab, ſo nähert
man ſich entweder einer Strömung, oder einer
Sandbank. Die Erkältung des Waſſers auf
Neu-F[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]undland habe ich, weñ ich nicht irre
im Monat Aug. im Golfſtrom ſelbſt + 17–
18° R., das Waſſer nach Norden außer dem
Golfſtrom + 15–16° R. auf der Bank
ſelbſt aber nur + 12° gefunden. Die Erkäl-
tung beträgt daher hier + 4–5° R. Auf
die Menge der Vermiſchung der untern Waſſer
mit den obern köñen die Erkältung der
obern Schichten veranlaſſen. Durch Stürme
kañ die Temperatur des Meeres um
− 2–3° R. verändert werden, u. ſich
um ſoviel erkälten.

Wir kom̃en jetzt zur Betrachtung
des Meereswaſſers als ein Starres, Erſtes,
Eis
Eis genañt. Auf die Cultur u. den Zu-
ſtand des Menſchengeſchlechts hat dies gro-
ßen Einfluß gehabt. Das Eis kan gleich-

ſam

ſam als eine Gebirgsart angeſehen wer[den]
die nicht mit dem Erdboden im Zuſam̃enhang
ſteht. Die größte Dicke des Eiſes, die in de[n]
Polarlanderngegenden in dem Meere ſich bildet, iſ[t]
6–7 Fuß. Man ſieht hier zweierlei Ei[ſe]
nämlich Eisberge u. Eisfelder. Die Eisberg[e]
bilden ſich ſich am Lande in den Thälern
der Gebirge, an ſteilen Ufern, ganz ſ[o]
wie die Gletſcher. Man findet ſie ſowohl
am Nord- wie am Süd-Pol. Jn der Baffin[verlorenes Material]
Bai erreichen ſie oft eine Höhe von 1800 Fu[ß.]
Ueber dem Meere ragen ſie oft 300-
400 Fuß hoch empor. Kap. Roſs ſahe
700 dergl. Eisberge gleichzeitig ſchwim̃en
gleich Kreidefelſen. An hohen Küſten wer-
den ſie von Schnee u. Bächen gebildet, l[öſen]
ſich bei einiger Wärme des Erdbodens ab
u. ſchwim̃en als dañ in wärmere Klimate
Oben auf denſelben ſieht man zuweilen
große Granitblöcke liegen u. Dr. Eſch-
holz
beobachtete auf Kotzebues Reiſe auf
einem eine förmliche Vegetation mit Erde
was viel Aufſehen erregt hat. Aber al[le]
neuern Reiſenden haben die gleiche Beobach-
tung wiederholt, u. es iſt natürlich, daß z[u-]
weilen von den ſchrägen Abhängen ganze
Erdſchichten mit Raſen herabſtürzen u.
auf dem Eisfelde zu vegetiren fortfahr[en.]
Uebrigens ſahe Eſchholz auch Ueberreſte
von untergegangenen Thiergeſchlechtern. D[ie]
ſich bewegenden Eisfelder ſtehen 4–5′ üb[er]
u. oft 20′ unter dem Waſſer. Bei der
verſchiedenen Geſtaltung kom̃en dieſe gro[ßen]
Maſſen ins Gedränge u. man kañ leicht er[-]
meſſen, weñ dieſe Eismaſſen von der Gr[öße]
wie die Provinz Altmark u. größer, 20[unleserliches Material]

Meil[en]

Meilen lang u. 12 Meilen breit ſich in
eine rotirende Bewegung ſetzen, wel-
ches Krachen u. welche Zertrüm̃erung
an der Peripherie ſtatt finden muß.

Süß-
u. Salzwaſſer-
Eis

Von den Walfiſchhängern wird das Eis
in Süß- u. Salzwaſſer-Eis eingetheilt,
doch iſt ſehr wenig Eis frei von Salztheil-
chen, welches im̃er in der Poren zu finden.
Merkwürdig iſt, wie durch Strömungen, Eis-
berge bis zu ſüdlichen Breiten vordringen.
Vor einigen Jahren fand man bei den
Azoren bis 40° N. B. noch Eisberge. Merk-
würdig genug iſt es, daß keine Eisberge
keine
Eisberge
an den Hebriden

an die Hebriden u. Schottland getrieben
werden. Scoresbi hat hiebei die Meinung
aufgeſtellt, daß weñ ſie gleich in Strömun-
gen kom̃en die nach Europa gehen, doch
einer tiefer liegenden größern Strömung
ſie folgen, die ſie bei ihrer tiefen Lage
nach dem Aequator hin treiben. 8/9 der
Eisberge ſind unter dem Waſſer u. 1/9
nur auf [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]und über der Oberfläche. Jn der
Ferne zeichnen ſie ſich durch ein gewißes
Leuchten am Horizont aus, der Eisblink
genañt. Jndem das Eis Licht zurückſtrahlt, re-
flectiren nach optiſchen Geſetzen die da-
zwiſchen liegenden Spiegel der Waſſerbecken
als ganz dunkle Flecken, die den Eisblink
gleich einer lichten Däm̃erung hervorheben.
Die Wirkung des Eiſes auf die Atmos-
phäre iſt ſehr wichtig. Weñ Eisberge
langſam ſtrömend ziehen, ſo reinigen
ſie die Luft, große Eisfelder machen
ſie hingegen durch ihre Zerſetzung trübe.
Nicht zu erklären iſt, daß die Eisberge
den Wind nehmen u. ihn finden. Weniger

auffallend

auffallend iſt es, weñ ſie in wärmern Ge-
genden durch die Erkältung der Atmoſphäre
die Luftſtrömung aufheben; aber dies iſt
der Fall ſelbſt da, wo die äußere Tempe-
ratur ſo erkältet iſt wie ſie ſelbſt. Dieſe
Erſcheinung iſt zwar von Vortheil für Schiff[e]
die zwiſchen ihnen ſegeln, bringt ſie aber
dagegen doch oft in Verlegenheit. Der
Capitain Perry fand unter 73° N B. die
Dicke des
Eiſes

Dicke des Eiſes des offenen Meeres im
Monat FebruarDecember 38½″, im Febr. 55
u. als Maximum im Mai 86″ engl. [unleserliches Material]
gleich ſechs franzöſiſchen Fuß. Am wich-
tigſten für die Klimate iſt die Beſtim̃ung
Schnee u.
Eisgrenze.

der Grenze des Eiſes u. des Schnees im Som-
mer u. Winter. So wie man bei uns
eine Oſcillation der Schneegrenze auf
den Bergen, bei einer Höhe von 12–1300
Toiſen bemerkt; ſo giebt es in der Ebene
auch eine dergleichen Eisgrenze, oder
Ufer des ewigen Schnees. Für das Klima
Europas iſt dieſe Grenze ſehr glücklich
geſtaltet. Die Wintergrenze des Eiſens
zieht ſich durch den mittlern Theil von Jslan[d]
bis zum ſüdlichen Theil von Spitzbergen
Das Nord-Cap bleibt hiebei frei. Jn
Januar iſt das Meer von Wardehous
bis Spitzbergen ganz frei, die Bären[-]
inſel añoch eingeſchloſſen; dañ geht die
Grenze nach ſüdlichern Gegenden. Hingeg[en]
bei der Som̃ergrenze iſt Jsland ganz
frei, eben ſo das nördliche Spitzberge[n]
u. der Oſten iſt nur im Verbande mit de[r]
Küſte Aſiens durch ewiges Eis. Die Urſ[a-]
che dieſer großen nördl. Bucht des freie[n]
Meeres ſind die Strömungen des atlantiſ[chen]

Meers

Meeres. Ganz anderes wäre der Zuſtand
der Welt, weñ die Behringsſtraße nicht
ſo enge wäre, deñ köñte das Eis von
der Küſte Aſiens fort nach dem Südmeer
treiben. Durch die Berührung mit er-
wärmten Waſſer ſchmilzt im Norden
Europas das Eis fort, welches weiter
nach Oſten ſie nicht der Fall iſt, daher
auch Novaja ZSemblalia wereder im Norden
noch Süden, weder Som̃ers noch Winters
zu umſchiffen iſt. Das Maximum der
Maximum
der Kälte.

Kälte herrſcht keineswegs unter dem Pol,
eben ſo wenig fällt es in die Gegend
des magnetiſchen Pols, ſondern in die Ge-
gend zwiſchen Novaja Semlia u. Spitzber-
gen, unterm 82° N Br. köm̃t man über den
Pol hinaus, weiter nach S. O. ſo würde
daſelbſt das Maximum der Kälte unter
72° N. B. anzutreffen ſein.

Die Luft.
Zu bemerken iſt der Kontraſt der Atmoſphä-
ren um die verſchiedenen Weltkörper.
Während die Atmoſphäre [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]des Mondes kaum
½ Linie Druck auf unſern Barometer ausüben
würde, u. daher gleich den Vacuo zu ſetzen,
iſt die Dunſthülle des Bielaſchen Kometen
4⅔ Erdhalbmeſſer; obgleich der Durch-
meſſer ſeines feſten Kerns kaum 50 Ml.
u. die ruchbaren Theile deſſelben kaum
ſo viel Volumen als das eines Meteor-
ſteins betragen.
Wir kom̃en jetzt zu der elaſtiſchen Flü-
ßigkeit die den Erdball umhüllt, u. von der
⅔ auf dem Ozean u. ⅓ auf dem Continente
ruhen. Die Luft hat eine ganz andere elek-
triſche Spañung weñ ſie auf flüßigem Boden
als weñ ſie über Vegetabilien u. Bergen etc.
ſteht. Wahrſcheinlich exiſtirt noch Luft in ei-
ner Höhe von 32–40 Meilen, die dem Vacuum
unter unſern Luftpumpen gleich geſetzt wer-
den kañ; deñ ſo hoch befinden ſich die Stern-
ſchnuppen, die, wie die Aerolithen ſich erſt
erleuchtendt zeigen, weñ ſie mit dem Sauer-
ſtoff der Luft in Verbindung geſetzt werden.
Wir müſſen hierbei betrachten

1. Die lichtſchwächende Kraft derſelben
u. Farbe.

2.,

2. chemiſche Beſtandtheile der Luft.
3. Der Druck derſelben.
4. Die hygronom[unleserliches Material]iſche Beſchaffenheit
25., Die Producte welche die Luft erzeugt,
als Regen, Schnee, Hagel etc.

36., Die Temperatur derſelben u.
47., Die Erſcheinungen, die ihre Electricität
veranlaßt.

1., Färbung
Die Färbung der Luft iſt in den verſchie-
denen Zonen verſchieden. Unter den Tropen
iſt die Bläue derſelben viel dunkler a[ls]
in nördlichern Him̃elsſtrichen. Je mehr Dunſt[-]
bläſchen in der Luft ſchwim̃en, um ſo mehr
ſtrahlen dieſe das Licht zurück, u. der Him̃el
wird weniger blau, ſondern milchig. Drück-
ten die Luftſchichten nicht ſo ſehr auf ein-
ander, daß, wie ſchon angeführt, in einer
Tiefe von 12 Meilen eine Platinakugel ſchwim-
men würde; bilden wir uns ein, daß es
ſchwim̃ende luftartige Körper gäbe, bei den
der Druck nach Mariottiſchem Geſetz nicht
ſtatt fände, ſo würden wir eine lichtſchwä-
chende Kraft nicht keñen. – Ein beſonders
Phänomen findet auf dem Meere ſtatt, daß
in Zeiten, wo das Meer kälter iſt wie
die Luft, ſich doch in der Mittagſſtunde d[ie]
Luft erwärmt um 1° R. – Man hat
verſucht die Farbe des Him̃els zu meſſen
u. Saussure hat ein Jnſtrument erfunden, de[n]
Cÿanometer, durch welches man freilich ſe[hr]
unvollkom̃en die Farbe des Him̃els mit
den hier gezeichneten Schattirungen von
Blau vergleichen kañ. Der Unterſchie[d]
der Färbung iſt ſo groß, daß weñ die
nach dem Jnſtrument bei uns 14° iſt, unt[er]
den Tropen [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]die 22° beträgt. Dieſe Beoba[ch-]
tungen ſind mit Hÿgrometriſchen [unleserliches Material]Un[ter-]
ſuchungen
in Verbindung geſetzt, u. hab[e]
ich hierüber einige Tabellen heraus[-]

gegeb[en.]

Luftperſpective
gegeben. – Die Luftperſpective wird
ſehr durch die Beſchaffenheit der Luft
modificirt. Jn ſüdlichern Ländern haben
alle Umriſſe einen viel mildern Duft,
wie man dies in Sorento ſchon erblickt.
Dieſer milde Duft der alle Gegenſtände
veranlaſſenumgiebt wird nach Süden hin im̃er
2. chemiſche Beſtandtheile
der Luft.

ſchöner u. ſchöner. Die chemiſche Beſchaf-
fenheit u. Beſtandtheile der Luft ſind
erſt in dieſem Jahrhundert bekañt ge-
worden. Bis zum Jahr 1804 war ſelbſt
Lavoiſier in dem Jrthum befangen, daß
Sauerſtoff der Luft = 0,27 betrage. Einem
Chemiker aus Spanien Demortie verdanken
wir die Entdeckung, daß der Sauerſtoff
der Atmoſphäre nur = 0,21 iſt. Es fragt
ſich, ob dies nicht nach den Jahreszeiten
verſchieden iſt. So weit unſere Jnſtru-
mente es anzuzeigen im Stande ſind, iſt
die Quantität des Sauerſtoffes bei allen
Winden u. in allen Jahreszeiten gleich. Die
Jnſaluität der Luft wird durch die entzo-
gene Quantität des Sauerſtoffes nicht ver-
anlaßt, ſo weit wir dies beſtim̃en köñen.
Jn Opernhäuſern u. Hoſpitälern etc. habe
ich Luft genom̃en, u. ſie der chemiſche Zer-
ſetzung unterworfen, aber ſtets gefun-
den, daß zwar die Quantität der Kohlen-
ſäure verſchieden iſt, jedoch dieſelbe
Quantität Sauerſtoff ſtets vorhanden
iſt. Jn Hoſpitälern, in denen ein anſtecken-
der Typhus herrſchte, wurden Schwäm̃e
mit diſtillirtem Waſſer aufgehängt u.
dergl. auch in reiner Luft. Man unterſuchte
beide nach einigen Stunden u. man ſahe
auf dem ausfgepreßten Waſſer der erſtern

ſich

ſich eine organiſche Haut abſetzen. Die
Agiometrie der Luft beruft daher nicht
auf der Maſſe des Sauerſtoffes, ſondern
auf ganz andern Stoffen. So ſind es lee[r]e
theoretiſche Träume, weñ man glaubt d[aß]
die Luft geſünder ſei wo Pflanzen wac[h-]
ſen oder Bäume. Eher köñte dies umgekeh[rt]
der Fall ſein. Es iſt kein Unterſchied der
Abnahme des Sauerſtoffes zu finden, ſelbſt
nicht auf dem Meere. Man hat berechnet
daß weñ alle Thiere u. org. Weſen den
Stickſtoff 7000 J. lang ausſtrömen, das
Oxigen noch nicht um 0,1 abnehmen würde
[unleserliches Material – 1 Wort fehlt]und die Geſundheit nie in Gefahr kom̃en wi[rd.]
Man kañ einen bedeutenden Grad von ver-
dorbener Luft vertragen, ohne ſich unwo[hl]
dabei zu befinden, ſelbſt in den Mophette[n]
der Gebirgsgruben. Die Beſtandtheile
der gewöhnlich atmoſphäriſchen Luft ſind
0,21 Sauerſtoff. 0,79 Stickſtoff u. 0,001 Ko[h-]
lenſäure. Eine Frage iſt öfters erör[-]
tert worden, ob es reines Waſſerſtoff[-]
gas in der obern Atmoſphäre giebt? E[s]
ſind dies eben ſolche Träume, als weñ [man]
behauptet, hieraus bilde ſich der Regen[.]
Man ſagte, daß ſelbſt die Aerolithen en[t-]
zündetes u. zuſam̃engeballtes Waſſerſtof[f-]
gas ſeien. Die Atmoſphäre iſt im vollkom[-]
menſten
Gemiſch wie Alkohol u. Waſſer u.
liegt nicht Schlichtenweiſe. Jn jedem Augen-
blick ſteigt Waſſerſtoffgas in die Höhe
u. weñ die Quantität deſſelben auch nu[r]
0,03 wäre, ſo ließe ſich daßelbe
prüfen, u. eine geringere koñte nie
zur Entzündung kom̃en, da es zu ſehr
verſetzt iſt. Durch den elektriſchen
Schlag kañ daher auch kein Regen

ent

entſtehen. Sollte Waſſerſtofgas oben ſich
befinden, warum hat man nie eine Spur
davon in der Höhe entdeckt, obgleich Jai
Luſſac
ſich 18000 Fuß hoch erhoben. Durch
Strömungen würde doch etwas herunter
kom̃en u. unterſucht werden köñen.

3. Druck
der Luft.

An den Druck der atmoſphäriſchen Luft
kañ ſich der Menſch leicht gewöhnen. Jn
Beim Heraufſteigen mit der Täucherglocke aus
einer Tiefe von 40–50 Fuß, wo der Druck der
Luft gleich zwei Atmoſphären ſtark iſt, ſtellen
ſich gleiche Blutungen ein, wie auf den Höhen,
aus den entgegengeſetzten Urſachen. Vögel
köñen einen bedeutenden Luftdruck ertragen.
Der Condor ſchwebt oft 3000′ über dem Chimborasſo
u. ſtürzt plötzlich 19–20000 Fuß herunter in die
Straßen von Quito u. an die Seeküſte, ohne Schaden
für ſeine öOrgäaniſation[.]
einer Taucherglocke hält der Menſch den
Druck der Luft bis 64″ Barometer höhe
aus. Auf Bergen habe ich ſelbſt 13″ öfters
ertragen. Die gewöhnliche Atmoſph. Luft
druckt mit 28″. Auf großen Höhen fühlt
man anfangs zwar einige Beklem̃ung, man
wird aber in zwei Tagen vollkom̃en daran
gewöhnt u. man kañ die Abnahme u. Zu-
nahme des Drucks bald ertragen. Auf 18-
18,000 Fuß drängt ſich das Blut aus den
Lippen u. Nägeln u. andere äußere feine
Gefäßen. Die Elaſticität der eingeſchloſſe-
nen Luft zerſprengt bei dem Mangel des
Gegendrucks dieſe feinen Gefäße.wie iſt es jedoch mit den
feinern Theilen der Lunge? etc.

44. Vorlesung, 28. März 1828

Wir ſind bei dem Druck der Luft u. bei
Die Numeriſchen Elemente der Temper.,
des Drucks, der Feuchtigkeit, koñen wir
mit Jnſtr. beſtim̃en; nicht ſo genau die
Elektricität durch Elektroscope. La-
place
hat den Vorſchlag gemacht in ganz
Europa große wiſſenſchaftliche Jnſtitute
zu errichten u. hier mit gleichen Jnſtrumen-
ten Temperatur u. Druck zu beſtim̃en.
Es wäre wichtig zu ſehen ob der Druck
der Luft nachgelaſſen hat oder nicht. Dies
ſetzt eine langjährige Reihe von Beobachtun-
gen voraus, u. es wäre nicht genug, wie
die Lineiſche Geſellſchaft in Frankreich es in
ihre Statuten geſtellt, nur jeden Geburts-
tag des großen Naturforſchens mit ſolchen
Beobachtungen zu feiern.
den ſonderbaren Erſcheinungen u. Eindrucken
ſtehen geblieben, die in die hohern Luftregi-
onen ſtatt finden. Man glaubte lange Zeit
daß die Beängſtigung die man Zb. auf hohen Ber-
gen empfindet von dem Mangel an Sauer-
ſtoff herrühre. Dies iſt nicht der Fall, deñ
der iſt [unleserliches Material]bar allenthalben in gleicher Quan-
tität vorhanden. Auf größern Höhen wird
das gaſtriſche u. abdominalſyſtem nicht
tangirt, ſondern nur die kleinere Gefä-
ße. Verwilderte Stiere ſtürzen auf dieſen
Hochebenen gleich nieder u. verlieren Blut
ſobald ſie zum Laufen Averanlaßt werden
das Hauptübel iſt das ſogenañte mal de

montagne

montagne, oder die Luft zu Speien, welches
auf dem Meere eben ſo ſtatt findet.
Schwächliche Perſonen u. beſonders Frauen
weñ ſie von der Seeküſte über die Anden
zum Beſuche der Freunde reiſen, wo ein Pa[ß]
zu überſchreiten, der höher wie der Mont
blanc
iſt, fühlen ganz beſonders eine Schläf-
rigkeit, Mattigkeit u. Abſpañung aller
Kräfte. Die Urſache iſt darin wohl zu
ſuchen, daß die Lunge bei der Düñe der Luft
nicht ſoviel Sauerſtoff durch die geringere
Quantität Luft ein athmen kañ, als ſie
es in nieder gelegenen Gegenden der Fall
iſt. Schon Acoſta im 16ten Jahrh. der ein
herrliches Werk über die phyſiſche Geogra-
phie geſchrieben, erwähnt derſelben Erſchei-
nung. Jm noch höhern Himalaja-Gebirge
glaubt man daß auf einigen Bergen die
Luft giftig ſey, u. die Bewohner halten
ſchon Höhen von 15000 Fuß für ungeſund.
Feuer
breñt in der
Höhe ſchwer.

Eine andere Erſcheinung iſt die Schwierigkeit
Feuer auf der Höhe zu machen. Jch fand es
ſelbſt, daß weñ ich behufs der Signale auf
der Hoch-Anden Feuer anzündete, dieſe
Flam̃e nicht in die Höhe ſtieg, ſondern
an der Erde fortlief. Marko Polo hat
bereits dieſe Entdeckung auf dem Plateau am
Kaſpiſchen Meere gemacht. Die Flam̃e [wird]
Nach neuern Beobacht. iſt ein Unterſchied
zwiſchen dem mittlern Druck d. Atmoſphäre
am Aequator u. bei uns benutzt man
den Barometer zu Höhenmeſſungen, ſo
fällt er jede 70 Fuß etwa eine Linie.
Bei einer Temperatur von 0° R. iſt der
mittlere Barometer druck 337, 25‴
= 28″ 1,2‴. Unter den Tropen 336, 28‴
Auf der Pariſer Sternwarte iſt nach
21 jähr. beobacht. der Mitteldruck 3,5‴
niedriger weñ der Südwind, als weñ
der Nordwind weht. An der N Br. Küſte
aus Mangel des Drucks der Luft nicht z[u-]
ſam̃engehalten. – Man bemerkt in de[r]
Oſcillation
der Luft

Luft eine Oſcillation, Ebbe u. Fluth m[öch-]
te man es neñen, die ſehr regelmäßig
iſt. Seit Ende des 17ten Jahrh. iſt dies be-
reits beobachtet. Jn den Tropen kañ
der Barometer beinahe die Stunden ganz
regelmäßig anzeigen. Derſelbe hat de[n]
höchſten Stand Morgens 9 Uhr, ſinkt

deñ

Scandinaviens iſt wieder ein geringerer
Druck als bei uns, wegen der dort häufig we-
henden S. W. Winde. Jn den Canariſchen Jn-
ſeln bei + 18° R. iſt der mittl. Druck 28″,3‴
da 3–4° über den Aequator hinaus die
S. W. Paſſatwinde wehen, ſo iſt die Temper.
der nördl. zur ſüdl. Hemiſphäre = 9 : 10.
Weñ auf einer Seite in der nördlichen Zone
die größte Barometr. Veränderung einen
Zoll beträgt, ſo iſt dieſe in Spanien nur
wenige Linien. Das Schalle fallen der
Barometer von 6–8‴ iſt gleichzeitig in ſehr
großer Entfernung. Dieſe Schnelligkeit hat
Brandens in einem großen Theile Europas
beobachtet.
deñ weniger bis 12 Uhr Mittag, mehr noch
bis 4 Uhr N. M. wo der niedrigſte Stand iſt.
Er ſteigt deñ wieder bis 11 Uhr, iſt am
niedrigſten um 4 Uhr Morgens u. ſteigt
deñ wieder um 9 Uhr. Es iſt ſo regelmä-
ßig dies ſtete Steigen u. Fallen, daß man
ſich kaum um ¼ Stdn irren kañ. Weñ un-
ter den Tropen die größten Stürme von
Oſten u. N. O. herwehen, u. ſelbſt Erdbeben
haben keinen Einfluß auf dieſe täglichen
Aenderungen. Bei uns hat jede Verän-
derung einen bedeutenden Einfluß. Die
erſten Beobachtungen ſind hierin von
Varel 1682 an der Küſte von Afrika
gemacht, u. unter allen Tropengegenden
hat ſich dies Phänomen [unleserliches Material]bis zu einer Höhe
von 14000 Fuß beſtätigt gefunden. Jn Oſt-
indien weñ die Monsſors wehen u. unge-
heure Regenſtröme herunterſtürzen, wird
zwar die Variation etwas unterbrochen,
aber ſechs Meilen von der Küſte entfernt
begiñet dieſelbe Veränderung. Jn Europa
u. deſſen bBreiten-Graden kañ man nur bei dieſer
Erſcheinung Mittelzahlen zu finden ſuchen. Jn
Spanien ſind 10–14 Tage [unleserliches Material]riihend die
Barometerhöhen in den verſchiedenen Stunden
zu nehmen, um die übereinſtim̃ende Mittel-
zahl zu finden. Nach Norden zu ſind die Per-
turbationen größer, u. um ſo längere
Zeit muß man zu dieſer Beobachtung ge-
brauchen. Selbſt in Koenigsberg iſt dies
Aequator 1,5‴ Montpellier 0,5‴ Paris 0,3‴
Koenigsberg 0,1‴

vollkom̃en eruirt. Dieſe Variation be-
trägt am Aequator nahe 5/4 Linien,
50° v. Aequator ¾ L. in Königsberg 3/100 L.
Wo die Grenze der Tropenzone iſt u. die
Nordwinde heftig wehen, die den Golf von
Mexico alsdañ zu beſchiffen ſo höchſt unſicher

machen

machen, wird die Variation unterbrochen
u. es laufen Schiffe nicht eher aus Vera Cruz
bis dieſe regelmäßig wieder anfäng[unleserliches Material]t.
Jch bediene mich für dieſen Erſch. nicht gern
des Namens der Ebbe u. Fluth. Dalembe[unleserliches Material]
hat ſchon längſt bewieſen, daß die Hülle[n]
der Planeten angezogen werden. Weñ
man bemerkt, daß der Barometer am
niedrigſten ſteht wo das Maximum der
Wärme u. am höchſten wo das Maximum
der Kälte zu finden, ſo bewirkt dies
nicht die Attraktion ſondern die Wärme
erregende Kraft der Soñe. Herr Daniel
hat die Theorie der Luftſtröme aufge-
ſtellt u. glaubt daß weñ hier der Ba-
rometer fällt, er am Nordpol ſteigt etc.
dies hat Perry auf ſeiner Reiſe nicht beo-
bachtet. Daß der Mond Einfluß auf de[n]
Druck der Luft äußere hat man nicht
gefunden u. deſſen Einfluß iſt kaum auf
1/100 Theil Millimetereiner Linie anzunehmen. Daß
aber die Barometer in Vollmond u.
Neumonde etwas höher ſtehen gehört noch
zu den wenig erklärten Erſcheinungen
Außer der Regelmäßigkeit die der Dru[ck]
der Luft veranlaßt, bemerkt man auc[h]
eine regelmäßige Bewegung der Luftſtr[ö-]
Paſſatwinde.
mung, die unter dem Namen Paſſatwin[d]
bekañt iſt. Man glaubte die Soñe v[er-]
anlaßte dieſe Erſcheinungen. Laplace hat
hierüber die vollſtändigſte Theorie g[e-]
geben. Unter dem Aequator ſteigt di[e]
erwärmte Luftſäule in die Höhe, u.
ſtrömt oben nach dem kalten Nord-
Südpol hin. Jede Wirkung ſetzt ſtets

eine

eine Gegenwirkung voraus, u. aus dem
Gegenſatz ſtrömt die kalte Luftſchicht un-
ten nach dem Aequator. Da nun die Rota-
tion am Pol geringer iſt als am Aequator,
ſo müßen dieſe Lufttheilchen, ſo wie ſie
dorten hinkom̃en träger ſein, u. köñen
nicht gleich die dort erforderliche Geſchwin-
digkeit añehmen; ſSie bleiben daher zurück,
u. berühren als trägern Theilchen alle
Gegenſtände die raſcher ihnen entgegenkom̃en
oder ſie wehen nach Weſten hin von Oſten.
Hieraus entſteht, daß Luftſtröme von
N O u. S-W. nach dem Aequator geneigt
ſind. Es iſt wichtig zu wiſſen wo dieſe
Luftſtröme wehen, um zu beſtim̃en den
Cours den man nach den verſchiedenen Orten
einſchlagen will. Wären überall Continente
ſo wäre die Grenze der Winde v. N. u. S.
grade unter dem Aequator. Da aber im
Norden mehr Continente liegen, ſo kañ
man ſich denken, daß ein Wärme-Aequator
nördlicher liegt u. hier die größte Wär-
me[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]entwickelung ſtatt findet. Die S. O.
Winde werden daher einen weitern Weg
zu machen haben, u. noch nördlich vom
Aequator wehen. Das Heranfurchen des-
ſelben iſt verſchieden in dem Meerſthale
zwiſchen Afrika u. Amerika u. in de[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]n Süd[unleserliches Material]ſeen,
deñ in letzter gehen ſie nicht ſo hoch nach
Norden. Daß die N. O. Paſſatwinde u.
die S. O. Paſſatwinde großen Einfluß auf
die Wärme haben, dies hat ſchon 1666.
Die Erfahrung iſt längſt gemacht, daß Stürme
im̃er da entſtehen wohin ſie wehen. Dies fand
Franklin, daß der Nordſturm entſteht, weñ
ſüdlich eine Luftſchicht aufſteigt die nach Norden
oben hinſtrömt u. jene Luft verdrängt. Et-
was gleiches fand Herr v. Buch an der Küſte
von Afrika, wo ſich NO mit SW. abwech-
ſeln. Dieſe Veränder. Der Winde iſt Urſache
daß auf den Canar. Jnſeln des Maximum
der Wärme nicht im Aug. ſondern im October iſt.
Dampierre beobachtet, u. Halle hat hierü-
ber das größeſte Licht verbreitet. Aehn-
lich wie im Allgemeinen unter dem Aequator
das Gleichgewicht der Luft geſtöhrt wird,
ſo findet man aus gleichen Urſachen oft regel-
mäßige Land- u. Seewinde. Weñ bei Tage

ſich

köñte die Kultur Einfluß haben auf die
Winde, ſo würde ſich die Temper. ſelbſt bald
verändern. Die Oſtwinde ſind bekañt erkäl-
tend für alle Weſtküſten, während die
Weſtwinde erwärmend ſind. Jn Paris verhal-
ten ſich nach 21 jähr. Durchſchnittsbeobacht. Die
Oſtwinde zu den Weſtwinden wie 23 : 70 = 1 : 3
daher die Temper. bei uns höher iſt. Würde
dies Verhältniß wie 1 : 7 ſein, ſo hätten wir gleich
eine erhöhete Temper. von + 2–3° R. Dieſe uns
zufällig erſcheinenden Luftſtröme haben den größ-
ten Einfluß auf den Ackerbau; allein letzterer
kañ nie in den Grade ſelbſt auf d. Klimate ſo
wirkſam ſein. Die großen Veränder. in N. Amerika
haben hievon nichts gezeigt.
Auffallend ſind die periodiſchen ſtarken Luftbe-
wegungen um die Zeit der Aequinoctien. Wegen
des veränderten Aufſteigens der Soñe kañ dieſe
Erſcheinung nicht ſtatt finden, da dies ſo langſam u.
regelmäßig geſchieht, daß dies nicht die Urſache
abgeben kañ. Nach Oerſtaedtſchen Verſuchen ſollten
im Weltraume Linien vorhanden ſein, daß weñ
die Erde in ihrem Laufe dieſe berührte, ſolche
Erſch. veranlaßten. Sonderbar wäre es, daß
grade in dergleichder gleichen Zeit u. in gleichem Punkt dis.
Veränder. der Luft vor ſich gehen ſollte. Wahr-
ſcheinlich iſt es der Effect des Gleichgewichts der
Luftſtröme aus der N. u. S. Hemiſphäre.
Aber auffallend iſt es, daß dies ſo coincidirt.
ſich der Continent erwärmt, ſo ſtrebt die
Luft über dem Meere die Kälter iſt nach,
in der Nacht iſt grade den entgegengeſetzte
Fall. Dieſe Erſcheinung kañ man ſelbſt hier
im kleinen in den Nähe von Sandebenen etc.
wahrnehmen. Die Luftſtröme von S. W.
nach N O. ſind nicht im̃er von gleicher Höhe,
oft ſind ſie der Erde näher. Unſere Berg[e]
liegen oft in Regionen wo beinahe ein
ſteter Weſtwind herrſcht. Als Folge des
Gegenwindes iſt vulkaniſche Aſche auf öſtlic[he]
Punkte weit getrieben. – Die Beweglich-
keit der SLuft iſt von einem nordiſchen Phy-
Schnelligkeit
der
Luft.

ſiker Herrn Kraft beobachtet u. beträgt
bei ſtärkſtem Sturm 132 Fuß in einer Sec.
Gewöhnliche Sturmwind ſchießt 60 Fuß i[n]
eine Sec. Der berühmte Reñer Ecclyp[ſe]
lief, freilich nicht anhaltend, 58′ in eine
Sec., u. ein Pferd kañ daher förmlich
ſo raſch laufen wie der Wind. Der
Schall pflanzt ſich nur 1038 Fuß in ein[er]
Sec. fort u. die Kanonenkugel fliegt im
erſten Augenblick 1500 Fuß in einer Sec[.]

4. Feuchtigkeit
der Luft.

Der Hygronomiſche Zuſtand der Luft
iſt nach dem Boden ſehr verſchieden, [unleserliches Material]wo [ſie]
auf Gewäſſer oder Continente ruht, wo
die Berge die Untiefen des Luftocean[s]
bilden. Man ſollte glauben daß auf de[m]
Meere das Maximum der Sättigung zu
finden ſein müßte; aber dies wird nic[ht]
erreicht, indem die gewöhnliche Feuchtigke[it]
kaum 95–96 Grad beträgt, weñ das
Hygronometer 100° zeigt. Es iſt dies
vielleicht eine Folge der Salzigkeit des
Waſſers; deñ Salzwaſſer in Berührung
mit der Atmoſphäre kañ der Feuchtigkeits-
meſſer bis 80° herunterbringen. Die Feuch-
tigkeit iſt nach den Jahreszeiten ſehr v[er-]

ſchied[en]

ſchieden. Jm Winter iſt die Luft ſelbſt
in der temperirten Zone trockner als
im Som̃er. Es giebt Orte wo es in zwei
bis drei Jahren nicht regnet. Zb. in Cu-
mana
, Margarita etc. u. deñoch findet
ſich an dieſen Gegenden die ſchönſte Vege-
tation. Dies rührt von der großen Tenu-
ität der Dämpfe her, die unſichtbar in
der Luft ſchweben, u. den Pflanzen durch
ihre Einſaugungsgefäße Nahrung geben.
Der mittlere Feuchtigkeitszuſtand der At-
moſphäre iſt bei uns 0,78 von der
größtmöglichſten Sättigung derſelben durch
Dämpfe; unter den Tropen = 0,88. Die
Trockenheit auf den Bergen iſt bedeutend
höher, u. Saussurer fand in Genf die
Luft nach ſeinem Hygrometer 76° u. auf
dem Montblanc nur 51°. Jn mehrere
Höhen habe ich nur 48° beobachtet.
Wir haben vortreflichen Jnſtrumente die Gra-
de der Wärme zu beſtim̃en, gut wäre
es weñ vollkomnere Jnſtrumente vor-
handen wären, die Feuchtigkeit der
Luft eben ſo zu beſtim̃en.

Vom Schall
Der Schall hängt mit der Fortpflanzung des
Lichts zuſam̃en. Bei einer bevorſtehenden Wet-
terveränderung treten entfernt Gegenſtän-
de viel deutlicher hervor u. der Schall
hört ſich beſſer. Dieſe leichtern Oſcillation
der Schallwellen hängt mit meteoriſchen
Proceſſen zuſam̃en u. mit dem Aufhören
des aufſteigenden Luftſtroms, wo es
alsdañ regnet, weñ dieſer aufhört.
Was die Fortpflanzung des Schalls
anbetrifft, ſo iſt dieſe nach den Luft-
ſchichten ſehr verſchieden. Sie iſt in den ver-
ſchiedenen Tageszeiten nicht im̃er dieſelbe.
Die Beobachtung macht man leicht, daß
bei Nacht beſſer Alles zu hören iſt, als
bei Tage. Bisher glaubte man, dieſe
Erſcheinung rühre vodaher, daß am Tage
mehr Geräuſch, Geſchrei der Thiere, Ge-
ſang der Vögel ſtatt finde, die den

Schall

Schall aufhalten. Dies iſt nicht der Fall
deñ am Orinoko iſt bei Nacht ein größe-
res Geräuſch wie am Tage. Das Geſchre[i]
zahlloſer Affen, das ſtarke Schwirre[n]
großer geflügelten Jnſecten, tönen ſeh[r]
laut in dieſen Wildniſſen, u. deñoch ſind
die Katarakten bei Nacht Meilen weit
zu hören. Die Urſache liegt daher in
der Beſchaffenheit der Luft ſelbſt. Mi[t]
den Schallwellen iſt es derſelbe Fall wi[e]
mit den Lichtwellen, ſie werden gebro-
chen, weñ ſie durch elaſtiſche Flüßigkeiten
von verſchiedener Dichte kom̃en. Eine an-
dere Luftſäule ſteigt am Tage von ein[er]
erhitzten Sandebene auf, u. eine ander[e]
vom erwärmten Raſenteppich. Weñ
wir uns dieſe aufſteigenden Luftſtröme
als ſtehende prismatiſche Säulen vor[-]
ſtellen, ſo ſtoßen ſich an dieſen die
Schallwellen, es entſteht eine Art Echo; mehre[re]
Wellen verlieren ſich förmlich, u. nun
wenige pflanzen ſich fort. Schon an einem
Glaſe mit Champagner-Wein kañ man der
bemerken, daß ſo lange die Kohlenſäure
aufſteigt, das Glas einen ſolchen Ton wi[e]
Holz añim̃t. Capit. Perry fand nahe
dem Nordpol wo eine gleichmäßige Tem-
peratur in der langen Nacht über den
Eisfeldern ruht die Fortpflanzung des
Schalls ſo außerordentlich, daß auf eine[r]
Baſis von 6700 Pariſen Fuß zwei Per-
ſonen, ohne anſtrengend zu reden, ſich
wohl verſtehen koñten. Der Schall ni[m̃t]
ab, je mehr der Barometerdruck
zunim̃t, u. dies mag Urſache ſein, daß
man Zb. den Doñer der Schlacht in einem Fall
hörte u. in anderm Fall wied[er] nicht hört.

Ueber

Ueber die Geſchwindigkeit des Schalls
ſind nochbisher keine genauen Beobachtungen an-
geſtellt worden u. man achtete nicht genug
auf die Tranſlation der Luft. Jch bin
ſelbſt bei Experimenten geweſen, die des-
halb bei Paris angeſtellt wurden in
einer Entfernung von 9500 Toiſen. Dieſe
Beobachtungen hängen ſehr vom Einfluß des
Windes ab. Jn einer Temper. von + 8° R
pflanzte ſich der Schall 1030 Fuß in einer
Secunde fort.

45. Vorlesung, 29. März 1828

5. Producte welche die Luft
erzeugt.
Steigt Waſſergas in die höhern Luftſchichten
ſo gerinnt es dort zu kleinen Bläſchen.
Regen.
Dieſe feuchte Luft iſt ſpecifiſch leichter als reine
Luft. Dieſe Bläſchen-Maſſen mit feinſter
Luft gefüllt, bilden ſich zu Wolken, u. ſu-
chen ſich wie Aeroſtaten in das Gleichge-
wicht mit der Luft zu bringen. Sie ſteigen
bei Tage in die Höhe u. ſinken alsdañ wieder
bei Nacht. Die atmoſphäriſche Luft zwiſchen
den Bläſchen bewirketn daher, daß die Wolken
ſteigen oder ſinken. Dies iſt von Frenel
deutlich aus einandergeſetzt. Jn den Bergen
erreichen die Wolken eine Höhe von 4200
Fuß, wo ſie ſich alsdañ anhängen. Einen
Berg köñen wir als eine Untiefe im Luft-
ozean betrachten, in welchen er einge-
ſenkt iſt mit dem Gipfel. Dieſe Untiefe
wird ganz anders die Wärme ausſtrah-
len als die benachbarten Luftſchichten ſelbſt,
u. ſich viel mehr erkalten als dieſe.
Daher bilden ſich hier mehr Wolken, u. Berge
ſind häufig mit ſolchem Gut verſehen. Es
iſt dies nicht Attraktion der Wolken durch
die Berge, ſondern Folge des aufſteigen-
den warmen Luftmeers der Ebene, dieas
die Wolken vertreibt. Jm flachen Lande
regnet es daher ſeltener wie auf den Bergen.

Jn

Jn Afrika u. Egypten iſt dies Phänomen
um ſo deutlicher, wo die auf den erhitzten Ebenen
ſich bilden den Luftſäulen die Wolken ver-
treiben. Für die Metereologie iſt dies ſehr
wichtig. Die Form der Wolken iſt oft nach
der Form der Landſtrich. Verſchiedene Na-
menbezeichnungen hat man erſtern gegeben
die höchſten Wolken ſind die ſogenañten Schäfchen
in einer Höhe von 27000 Fuß, u. ſtehen wahr-
ſcheinlich im Zuſam̃enhange mit dem Polarlicht[.]
Die Höhe der Ddichteren Wolken durch die Höhe der Berge
zu meſſen, an denen ſie ſich lagern, iſt nicht
ſo genau, als vermittelſt eines Aeroſtat[en.]

Höhe der
Wolken

Jm Som̃er iſt die Höhe der Wolken 2500–30[00]
Fuß bei uns, unter den Tropen 4000 Fuß
Auf der Andeskette liegt unter ihnen die
Waldung des Chinarindesbaums. Steigt man
nach Quito u. Artisana ſo kom̃t man durch
mehrere Zonen u. mehrere Wolken ſchichten
die über einander ruhen. Wäre die ganze
Maſſe ſo hoch wie der höchſte Berg, ſo würden
die jetzigen Verhältniſſe der Wolken ſich auf[s]
Neue bilden. Allenthalben ſind Schichten vo[n]
Wolken nach dem Boden der Ebene berech-
net. Auf dem Meere lagern ſich allent-
halben Wolken da, wo Jnſeln ſind. D[ie]
elektriſche Spañung die daſelbſt ander[s]
als auf dem Meere iſt, kañ dies veranla[ſ-]
ſen u. ſie r[unleserliches Material]ſtehen 4000 Fuß über der Jnſe[l]
u. ſind daher ſehr weit zu ſehen. Auch übe[r]
Sandbänken, ſind ſie gleich 200′ noch tief[er]
köñen ſolche Wolken ſich lagern. Die Wolke[n]
köñen inſofern die Atmoſphäre ver[unleserliches Material]
erkälten, als ſie die Jntenſität des Lichts ve[r-]
ändern. Jn Peru köñen ſich froſtige Per-
ſonen über Kälte beklagen, da in Lima o[ft]
nur + 12° R. ſind. Sind Wolken nahe der Er[de]
ſo ſind ſie Wärme erregend; indem ſie hinder[n]
daß der Erdkörper Wärme ausſtrahlt[.] Term[o-]
meter ſteigt mehrere Grade weñ die Wolke[n]
herübertreiben. Das Licht wird reflectirt

Erkältung
der Erdoberfl.

Jſt der Him̃el wolkenleer, ſo erkaltet ſich
die Erdoberfläche viel eher. Eine ſtille ruhige
Luft begünſtigt dies viel mehr, deñ um ſo
eher kañ durch Ausſtrahlung u. Verdunſtung
die Kälte erregt werden, andernfalls treibt
der Wind die kleinen Waſſerbläſchen gleich
fort. Nach Beſchaffenheit der Oberfläche
erkalten ſich beſonders ſehr leicht Körper von
größer Düñigkeit, wie Papier, Blätter
oft 6–7° R. unter der Temperatur der
Atmoſphäre. Metallflächen erkalten ſich
etwa nur um 2°, werden zwar leicht er-
wärmt, erkalten aber auch wieder ſehr
leicht. Es kom̃t wie geſagt hiebei viel
auf die Oberfläche an; indem polirte Me-
tallgefäße im̃er ſchwer zu erwärmen
ſind. Gras erkaltet ſich ebenfalls ſehr
leicht u. hierauf beruht auch die Kälte
erregende Eigenſchaft der Wälder. Es iſt
nicht Schatten allein welcher hier Kälte ver-
urſacht, ſondern dieſe vielen Blätter, die
als ſehr düñen Körper ihre Wärme aus-
ſtrahlen; ſich leicht erkalten u. die freie
ſie umgebende Wärme entziehen. Hierauf
beruht der Grund daß man in warmen
Ländern Zb. in Jndien Eis machen kañ,
ſelbſt weñ das Termometer 3–6° + R.
zeigt. Die Düñen porösen Töpfe ſtrahlen
gegen den wolkenleeren Him̃el u. wer-
den mehr erkältet, als weñ ſie bedeckt
wären. Da ſie 6–7° unter der Tempera-
tur der Luft ſich erkälten, ſo entſteht
Eis, welches um ſo ſtärker iſt, je ruhiger
die Luft geweſen. Davon hängt auch
Tau.
ab, ob viel oder wenig Tau gefallen.
Derſelbe iſt ſtets an der obern Seite
der Blätter zu finden, nie an der
untern. Dern ſogenañten rothen Mond
im Monat Mai fürchten daher die Gärt-
ner mit Recht; nicht des Mondes wegen, ſon-
dern des ſternenhellen Him̃els wegen, der der
Erde die Wärme entzieht.

46. Vorlesung, 31. März 1828

Von der Feuchtigkeit der Luft bin ich z[u]
den Proceſſen der Waſſermeteore überg[e-]
gangen. Jhr Character kañ hier nur ſo
aufgeſtellt werden, wie er ſich für eine
phyſiſche Weltbeſchreibung eignet. Jedes
Phänomen muß nach ſeiner Beſchaffenhei[t]
in den verſchiedenen Zonen, mehr geogr[a-]
phiſch hier behandelt werden. Bisher ha[t]
man die Wärme unter den verſchieden[en]
Zonen erſt unterſucht u. der Druck der
Atmoſphäre, die Feuchtigkeit derſelben iſt
nur erſt kürzlich geographiſch eruirt. Au[f]
dem Meere thaut es weniger als auf d[em]
Continent u. in den Tropen mehr als in d[er]
temperirten Zone. Hier ſind eine gerau[me]
Zeit des Jahres keine Wolken am Him̃el
daher iſt hier die Ausſtrahlung häufige[r]
mehr Kälte erregend u. daher der Ta[u]
ſtärker. Jn ähnlicher Art werden
wir den Regen, Schnee u. Hagel nach
den geographiſchen Zonen betrachten.

Regen
Was die Bildung des Regens anbetriff[t,]
ſo iſt hierbei der Umſtand, daß die auf[lö-]
ſende oder vielmehr expanſive Kraft
der Dämpfe in Zahlen ausgedrückt, nich[t]
in derſelben Reihe ſteigt, wie die Zahl[en]
bei den verſchiedenen Temperaturen; ſon-
dern weñ letztere in arithmet. Reihe
ſteigt, erſtere in geometr. Reihe zunim̃t
kom̃t nun eine gleiche Quantität Luf[t]
von verſchiedenen Temperaturen zuſam̃e[n]
ſo entſteht eine mittlere Wärme von bei[den]
aber alsdañ entwickelt ſich die Präc[i-]
pitation des Waſſergases, da die
obern Luftſchicht es nicht mehr zu halten
in Stande iſt. Das reinſte Waſſer, ent-
fernt von allen Gegenſtänden auf[unleserliches Material]

zeig[t]

zeigt einige chemiſche Beſtandtheile Zb. Sal-
peterſäure. Unter den Tropen iſt die
Zeit wo Regen u. Dürre wechſelt merk-
würdig. Es iſt dies der dortige Som̃er
u. Winter, u. fällt grade umgekehrt in
die Zeit wo bei uns Som̃er u. Winter iſt.
Mit dem Aufhören der Paſſatwinde
fängt die Regenzeit an. Weñ es 6–8
Monate nicht geregnet hat, u. in dieſer
Zeit die vermilderten Thiere von der ve-
getabiliſchen Waſſerquellen nur leben
müſſen, von den Cactusarten, die ſie
mit den Füßen nicht ohne Verletzungen öffnen,
deñ verändert ſich endlich die dunkle Bläue
des Him̃els u. wird heller, der Hygrome-
ter zeigt mehr Feuchtigkeit, die Sterne
funkeln lebhafter, die Brieſe oder
Paſſatwind hört allmählig auf u. die Electri-
cität iſt oft 0 u. dañ wieder ſehr
ſtark ſowohl + als −. Es iſt dies ein
Gewitterzuſtand ohne Gewölk, wo alle
Abend ſich Wetterleuchten einſtellt. Endlich
erheben ſich am Horizont Wolken. Die
im̃er näher kom̃en, endlich den Him̃el be-
decken u. regnen. Dies geſchieht im April
u. Mai. Eine ſehr deutliche Erklärung über
die Paſſatwinde iſt dieſe Erſcheinung,
warum dieſe aufhören, weñ die Regen-
zeit anfängt, u. alsdañ Weſtwinde
wehen. Die große aufſteigende Maſſe
Waſſergas, wird durch die Polarluft
verjagt, die den Paſſatwind bildet.
Erwärmt im Monat Mai die Soñe die
nördlichen Zonen, ſo wird es dorten ſo
warm wie unter dem Aequator, u.
ſo hören die Luftſtröme dahin auf. Jetzt

häuft

häuft ſich dorten eine Maſſe Waſſerg[as]
an u. es entſtehen Regengüſſe in der Epoc[he]
weñ die Soñe den Aequator durchſchn[ei-]
det. Die Quantität des herabfallenden R[e-]
gens iſt nach den Zonen verſchieden. Jn
Höhe des
herabfallenden
Regens.

der gemäßigten Zone beträgt die Höhe d[es]
herabfallenden Regens, weñ keine Verdu[n-]
ſtung dabei ſtatt fände 18–24″, unter [den]
Tropen 108–120″ jährlich. Hiebei giebt es Ausna[h-]
men Zb. die Weſtküſte Englands, wo 4[5″]
u. die Oſtküſte daſelbſt, wo nur 20–22″ [Re-]
gen herabfallen. Ganz etwas ähnliche[s]
findet man in Scandinavien. Zu Berg[en]
an der Küſte, beträgt die Maſſe des hera[b-]
fallenden Regens 70–92″ u. im Jñern de[s]
Landes 14–15″ jährlich. Der Unterſchied
der Quantität des Regens der an einem Ta[g]
herabſtürzt, iſt unter den Tropen 4–[5]
mal größer. Je höher die Wolken zieh[en]
je größer ſind die Tropfen, die im hera[b-]
fallen durch mehrere Luftſchichten die Fe[uch-]
tigkeit anziehen u. ſich ſomit vergrößer[n.]
Die Temperatur der Regentropfen iſt ſte[ts]
1½° R. kälter als die Luft, welches thei[ls]
von der Verdünſtungskälte beim Fallen
theils von der primitiven Kälte bdes Waſſ[ers]
in der Höhe herrührt. Seltene Ausnahm[en]
ſind es, daß auf Hochgebirgen die hera[b-]
fallenden Tropfen etwas wärmer als [die]
umgebende Luft ſind. Uebrigens kañ es
auch an einigen Orten der temperirten
Zone der Fall ſein, daß dorten ſo vi[el]
Waſſer als in den Tropen fällt. Jm
mittlern Frankreich, wo gewöhnlich kaum [verlorenes Material]
Regen fällt, fielen nach genauer Beob[ach-]
tung des de la Braſſe 2′5″ in ei[ner]
Zeit von 22 Stunden. Etwas ähnlich[es]

i[ſt]

iſt in Cayenne bemerkt worden, wo man
in 24 Tagen 12′7″ Waſſer fallen hoch.
Jn neueren Zeiten iſt die Phyſik beſchäftigt
geweſen durch genaue Maſſe zu beobachten,
ob mehr Regen in der Höhe, als in der
Ebene fällt. Jn Paris hat man gefunden,
daß während zehn Jahren, auf einer Höhe
von 90 Fuß, ein viertel weniger Regen
gefallen iſt als in der Ebene.

Schnee
Auch der Schnee kañ nach den verſchie-
denen Zonen unterſucht werden. Die Criſtal-
liſation des Waſſers u. Eiſes iſt noch nicht
genau genug bekañt. Man glaubte das
Eis geſtalte ſich in hexaedriſchen Prismen,
genauere Betrachtungen zeigen aber, daß
es Rhomboiden von 60 u. 120° ſind.
Unter verſchiedener Kälte bilden ſich auch
verſchiedene Kriſtalformen. Eine andere
Erſcheinung iſt die verſchiedene Quanti-
tät Luft die im Jñere des Eiſes u. des
Schnees enthalten iſt, nicht in den Zwiſchen-
räumen des letztern, ſondern in ihm
ſelbſt. Sobald wie Waſſer friert
wird Luft herausgetrieben u. doch be-
findet ſich noch zwei mal ſo viel Luft
im Eiſe des Waſſers, als im Eiſe der
Luft. Die Kriſtalle des Schnees am Nord-
Pol ſind von Scoresby unterſucht wor-
den. Unter den Tropen iſt deren Bildung
u. Geſtaltung ſehr merkwürdig, auf
den Höhen von 15–18000 Fuß; ſo daß
die Sprachen der Europäer u. der Wilden
bereichert worden iſt, alle dieſe Geſtal-
ten aus zu drücken, der Mitteldinge zwi-
ſchen Schnee u. Hagel. Unter den Tropen

ſchneit

ſchneit es häufiger bei einer Temper[a-]
tur über als unter dem Gefrierpunkte, ge[-]
wöhnlich bei + 2–4,5° R. Unter dem Aeq[ua-]
Schnee unter
dem Aequator

tor ſchneit es in einer Höhe von 12000
u. darüber, unter dem Tropicus Cancri
bei 9300′. Hier liegt Mexico, u. es iſt d[er]
Schnee dort etwas ſeltenes. Merkwürd[ig]
iſt es, daß vor 40 Jahren an dem Tage w[o]
die Jeſuiten Vertrieben wurden u. dorte[n]
weggingen es ſchneiete, u. dañ wieder, a[ls]
ſie vor einiger Zeit dort ankamen. D[ie]
Quantität Waſſermaſſe die man au[s]
Schnee erhalten kañ, iſt beobachtet. Gepre[ß-]
ter Schnee giebt ⅓ ſeiner Quantität Waſſe[r]
nicht zuſam̃engepreßter nur 1/12. Jn Schottl[and]
will man leuchtenden Schnee geſehen haben, [es]
kañ dies ein elektriſches Phänomen ſein. Ste[ht]
dieſe Erſch. aber im Zuſam̃enhange mit de[m]
rothen Schnee, ſo gehört es zur Geographie
der Pflanzen u. nicht hieher. Die Bildung
Hagel
des ſtarren Waſſers als Hagel iſt et[-]
was anderes. Jm̃er räthſelhafter wird
die Erſcheinung dieſes Phänomens, da in
den verſchiedenen Zonen keine Uebereinſt[im-]
mung herrſcht. Am Pol hagelt es gar nic[ht]
eben ſo wenig unter den Tropen, u. blo[ß]
unter den Mittelzonen. Soll Electricitä[t]
den Hagel veranlaſſen, ſo findet dieſe zw[ar]
nicht ſo häufig am Pol, aber ſehr häufig un[ter]
den Tropen ſtatt. Der Hagel iſt aber [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]hie[r]
ſo ſelten, daß weñ es in 50 Jahren hagel[t]
die Menſchen verwundrungsvoll zuſam̃enk[om-]
men, als weñ bei uns Aerolithen herau[s-]
fallen möchten. Auf Höhen von 3000 Fu[ß]
u. darüber hagelt es hier noch am öfterſten. Jm
ſüdlichen Europa iſt dieſe Erſcheinung am häuf[igſten.]

in

Wo es am öfterſten
hagelt.

Jn der Gegend hagelt es am meiſten wo die
Alpen in den Thälern u. Ebenen ſich allmäh-
lig verlieren. Jn der angrenzenden Lombar-
die, in Aoſta, Lugano etc. richtet der Hagel
große Verheerungen an; in den Alpen ſelbſt
hagelt es dagegen ſelten. Bei Tage hagelt
es öfter als bei Nacht, u. es iſt möglich daß
dies mit der Soñe im Zuſam̃enhange ſteht,
nicht als leuchtender, ſondern erwärmender
Körper. Die Größe des Hagels iſt iſtin ſüdlichen
Größe
der Hagelkörner

Gegenden beträchtlicher als in nördlichen; man
kañ dort nicht ſelten Körner von ½ ℔ Ge-
wicht ſam̃eln. Jn Myrore ſoll nach Verſi-
cherung eines ſonſt glaubwürdigen Reiſenden,
bei dem Tode Tippo Saibs, ein Hagelkorn
von der Größe eines Elephanten herunter-
gefallen ſein, deras beim Zerſchmolzen einen
Schwefelgeruch verbreitete. Es iſt eine höchſt
unſichere Beobachtung ob wirklich ein Mete-
orſtein eingeſchloſſen geweſen, u. höchſt un-
wahrſcheinlich iſt es, daß glühendes Schwefel-
kies mit Eis im Zuſam̃hange ſich befunden
haben ſoll. Die Form des Hagels iſt ſehr
verſchieden. Während des Fallens rotiren
Rotirung
die Körner u. die Lagen ſetzen ſich um
dieſelben concentriſch an. Jm Kleinen findet
Aehnlichkeit des
Hagelskorns mit den
Weltkörpern

man für Aehnlichkeit mit den Weltkörpern,
u. mehr als einmal fand ich ſelbſt, daß
förmliche Ringe, wie Saturnsringe, ſich um
die Hagelkörner gebildtet hatten, die ich
ablöſen koñte. Einiger Hagel iſt wie
Keulen geſtaltet, die Spitzen haben.

rother Hagel
Man hat auch rothen Hagel geſehen, in den
kleine vegetabiliſche Körpner eingeſchloſſen
waren. Der rothe Schnee bietet die Er-
ſcheinung dieſer rothen Körner dar, die ſich
ſelbſt in Paris 2–3 Jahre lang fortpflanzten,

dadurch

dadurch, daß ein Korn platzte u. 6–7 Kö[r-]
ner ſich bildeten u. fortvegetirten. Wären a[uf]
dieſe Art die erſten organ. Stoffe in der Atmoſph[äre]
ſelbſt; ſo wäre dies allerdings merkwü[r-]
dig. Jch ſelbſt habe dergl. Beobachtungen nic[ht]
Volta’s
Anſicht über den
Hagel

gemacht. Der größte Phyſiker Volta gla[ub-]
te, daß gehem̃te, geringere Ausdünſtung de[n]
Hagel veranlaßte; u. dañ, welches wahr-
ſcheinlicher iſt, daß die Hagelkörner von
zwei Wolkenſchichten mit entgegengeſetzte
Electricität angezogen, u. abgeſtoßen
würden, welches das Raſſeln in den Wo[lken]
veranlaßte. Uebrigens ſcheint ſich der
Hagel in den höhern Regionen zu bilden, u.
iſt ein Phänomen der temperirten Zonen

Luftwärme
Wir kom̃en zur Luftwärme ſelbſt [u.]
zur Vertheilung der Klimate, wovon d[er]
größte Theil der Erſcheinungen abhängig i[ſt.]
Es kom̃t hier auf die geographiſche Lag[e,]
Beſchaffenheit des Bodens, Nähe des Meer[es,]
nachtheilige Ausſtrahlung der Wärme etc.
an. Die Hauptbedingung iſt aber der ve[r-]
Standpunkt
der Soñe

ſchiedene Standpunkt der Soñe zum Horizo[nt.]
Von der ſenkrechten Jncidenz der Soñen[-]
ſtrahlen bis zur Neigung von 20° iſt d[ie]
Wärme ſtets gleich, oder die mittlere Te[m-]
peratur. Eben ſo iſt auch die photometriſch[e]
Wirkung des Lichts von 12 Uhr – 3 Uhr im Mo[nat]
Quantität
der Wärme

Aug. ganz gleich. Die Quantität der W[ärme]
hängt daher von der Quant. des zurückg[e-]
worfenen Lichts ab, u. dieſe iſt verſchiede[n]
nach dem Einfallswinkel des Lichtſtrahls. D[ie]
Soñe kañ hiebei ihre Höhe, oder die Fläc[he]
ihre Stellung verändern. Hieraus entſteh[en]
die größten Unterſchiede in der Witteru[ng]
Zb. kom̃t der Oelbaum in der Ebene der Lo[m-]
bardei nicht fort, wohl aber an den Abhäng[en]
der Berge, die Polygonalflächen bilden u.
die Wärme verſtärken.

47. Vorlesung, 1. April 1828

Erhebt man ſich zu höhern Anſichten der Natur-
wiſſenſchaft, ſo iſt die Betrachtung der Ver-
Vertheilung
der Wärme.

theilung der Wärme am wichtigſten. Hiernach
hat ſich die Kultur der Menſchheit hauptſächlich
modificirt, u. größern Einfluß auf ſie gehabt
als der Druck, die Feuchtigkeit der Luft u. dgl.
Nach den Breiten iſt die Wärme ſo ſehr ver-
ſchieden, während die andern Erſcheinungen gleich-
Jhre
Wichtigkeit

mäßiger wirken; u. ihre Vertheilung hängt
genau mit der Geſchichte der Menſchheit zu-
ſam̃en. Weñ klares Erkeñen der eignen Natur
Ziel der Wiſſenſchaft iſt, ſo wird dieſe be-
dingt durch die Kultur des Bodens, die wieder
von der Lufttemperatur, u. der Mittelzahl
der Wärme in den verſchiedenen Jahreszeiten
abhängig iſt. Dies gehört zum beſondern Ge-
ſichtspunkte der Weltbeſchreibung. Es iſt klar,
daß von den Verhältnißen der Wärme das
ganze häuſliche u. bürgerliche Leben durchdrun-
gen wird. Dieſe climatiſchen Verhältniße haben
Einfluß auf die Sprache, der Character, die
Abſtam̃ung, ſelbſt auf die natürl. Anlagen
der Menſchheitx)Welche Abſtufungen finden hier ſtatt,
von dem Klima des Piſangs, bis zu
dem Oelbau, Weinbau, den Cerea-
lien u. endlich Kartoffeln.
. Es iſt hiſtoriſch erwieſen,
Klima
der temperir-
ten Zone

daß das Klima der temperirten Zone, na-
mentlich des Abendlandes, am günſtigen der
Entwickelung des menſchl. Geiſtes geweſen.
Sehr unbeſtim̃t iſt freilich der Ausdruck, tem-
perirte Zone; in dem vom 30–45° N. B.
die Kultur ſich beſonders entwickelt hat.
der Ausdruck [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] Zone iſt. Welche Ver-
ſchiedenheit des Klimas herrſcht hier in kl. Aſien
in Jtalien, in Heſperienx)von den Erbau des Piſangs
. Nach unſern nörd-
lichen Jdeen gehören dieſe Länder ſchon zur
temperirten Zone, ſie iſt aber eigentlich zwi-
ſchen 11–14° N. Br. oder die Zone der Oel-
bäume. Die mittlere Temperatur beträgt
hier 21–22° R. Wärme, während ſie dortenhier
im ſüdl. Europa
nur 13,5° iſt. Schon aus der Zeiten des

pytha-

Anſicht
der Alten über
die Wärme.
pythagoräiſchen Bundes ſprach es ein Hiſtoriker
aus: die Griechen bewohnen die gemäßigte
Zone, daher ſind ihre Sitten milde; die Scythen
hingegen die mit Sturm u. Schnee zu kämpfen
haben ſind eben ſo ungeſchlacht u. barbariſch
als das Wetter dorten mild iſt. Zwiſchen
30–45° N. Br. iſt die mittlere Temper. 18.
19°, u. in den Som̃ermonaten 24°. Jn d[er]
Zone des Zuckerrohrs iſt die Bildung noch
älter wie beiunter den Tropen Zb. in Perſien,
Paſſagardis, weil ſiedie Luft außerhalb der
ſelben ſchon mehr temperirt iſt. Unter
Central-
Punkt der Natur.

den Wendekreiſen ſelbſt iſt der Central-
punkt der Natur. Meroe bekañt
durch ſeine alten Handelsverbindungen wa[r]
der Sitz uralter Kultur. Ferner Jndien
nicht das was Alexander eroberte, ſondern
Karnatik, Dekan, wo die Kultur ſich
in älteſter Zeit nicht zuerſt auf den Bergebenen
bildete. Nur allmählig gingen die Menſchen
vom Aequator aus, im̃er höher, um die
Wärme zu vermeiden. Jn den Ebenen
nahe den Bergen, iſt dortwo die Soñe 26–27° im Som̃er wirkt das Klima ſo
ungemäßigt, daß Zb. in Benores von
+ 34–35° R. im Schatten, das Termometer
in einigen Monaten bis + 6° R. herabſink[t.]
Nach unſern Vorurtheilen muß eine ſ[unleserliches Material]olc[he]
Temper. der Entwickelung der Menſchheit
ungünſtig ſein. Thatſache bleibt es abe[r]
Erſtes
Erwachen der
Kultur

daß Menſchen zu mildern Sitten u. zu
beſſerer höherer Cultur zuerſt unterm
11–22° erwacht ſind, wo das Zuckerroh[r]
wächſt, u. hier die Entwilderung vor ſich ge-
gangen iſt. Sollte es erwieſen ſein, daß d[ie]
Tropencultur von Norden wahrſcheinlich
eingewandert iſt; ſo iſt noch nicht genugſ[am]
beprüft u. beachtet, daß in Theben, Mem-
phis, Babÿlon etc. das Klima dort ſelbſt
der Bildung günſtig geweſen. Ganz

ander

Nachtheilige
Wirkung über-
mäßiger Kälte

Ganz anders wirkt auf die Menſchen eine
übermäßige Kälte, wo die mittlere Tempera-
tur − 2° R. beträgt. Wo die mittlere
Temper. noch nicht + 7° erreicht, u. die Birken
ſelbſt nicht wachſen köñen, indem ſie
etwa 20 Tage lang eine Temper. von
+ 7° bedürfen um zu grünen; da ſind
die Som̃er nicht ſo warm, daß mehlreiche
Gräſer, wie Große, Kartoffeln etc. gedeihen
u. alle Cerealien hören auf zwiſchen
dem Temperatur von − 2° u. + 6°. Jn
Aſien iſt dies bereits der Fall bei 60°
N. B. in Amerika bei 50° N. B. Europa[s]
Lage iſt ſo günſtig, daß in Scandinavi-
en nach v. Buch Gerſte bis 69°5′ N Br.
gebaut wird. Der Theil des nörd-
lichen Aſiens zwiſchen der Lena, dem
Obi u. Jeniſei, wo Völker fiñiſcher
huñiſcher u. mandſchuiſcher Abkunft
wohnen, iſt ſo ſchädlich der Kultur, daß
ſie in dem Verhältniß zu den Bewohnern
der Zone indes hohen Central-Aſiens zwiſchen 45 u. 60° N Br.,
barbaren genañt werden köñen.
Weñ dorten auch nicht die Cultur wie
in Weſtaſien u. Syrien herrſcht; ſo
iſt durch im̃er einen gewiße Cultur dort
geweſen. Jch eriñere nur an die Herr-
ſchaft der Mongolen unter Ulugbeyhk, der
in Samarkard aſtron. Wiſſenſchaften trei-
ben ließ. Thatſachen beweiſen, daß
bei übermäßiger Kälte, bei einen Tem-
peratur von + 3° R. die Kultur gehin-
dert wird; obwohl ſie gedeihen kañ,
weñ ſie von ſüdlichen Ländern einge-
führt wird, Zb. in Jsland, wo Jahr-
hunderte lang Wiſſenſchaften blüheten.

Bei

Einfluß
der Wärme

bei der Wärme iſt dies nicht der Fall
Nicht [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]nur der Einfluß auf das Gefühl wirk[t]
hier wohlthätig; ſondern der wichtigſte Punkt
iſt auch der, daß der Nahrungſſtof über[unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]
bei übermäßiger Kälte fehlt. Unter
allen Jnſtrumenten die phÿſiſchen Erſcheinun-
Wichtigkeit
des Termometers

gen zu meſſen u. zu beſtim̃en hat das
Termometer die meiſten Jdeen geweckt
über Handel, Ackerbau, Kultur etc. Keine[s]
iſt wichtiger geweſen den Horizont des
Wiſſens zu erweitern. Die Entdeckung
deſſelben iſt bereits 1600 zu Alkmos in
Holland gemacht, ohne Gebrauch davon z[u]
machen. Selbſt Halle ſtellte ſeine theore-
tiſchen Verſuche über Wärme ohne Ter-
mometer an. Erſt Reaumur fing beſtim̃t
an, ſie vergleichbar zu machen, u. ga[b]
reiſenden Jeſuiten nach Afrika u. Ameri-
ka Jnſtr. zu Beobachtungen mit. Lang
dauerte es, bis man aufhörte die Termome-
ter anzuklagen, daß ſie unter den Trop[en]
ſo wenige Wärmegrade zeigten. Eine über
Falſche
Vorſtellungen
von der Wärme.

triebene Vorſtellung hatte man von der
dortigen Hitze, deñ man fand dort ſelte[n]
28–29° R. im Schatten, was bei uns ſehr
häufig iſt. Erſt dies beſtimtere Maß als
das bloße Gefühl, zeigte, daß es bei uns
einzelne Tage giebt, wo es heißer als do[r-]
ten iſt. Die Hitze hängt ſtets vom Ein-
fallswinkel der Lichtſtrahlen u. von der
Quantität derſelben ab die reflectiren
u. die hinwieder eindringen u. Wärme er-
regen. Man muß dabei nicht vergeſſen
daß die Dauer einer Wirkung vollkom̃[en]
die größere Stärke in kürzerer Zeit co[m-]
penſirt. Sollte unter den Tropen die Hitze
den langen Tag wie bei uns im Som̃er währen
ſo köñte der Menſch dorten kaum dauern.

Hiezu

Hiezu kom̃t nach, daß bei der längere
nächtlichen Ausſtrahlung viel Wärme ver-
lo[h]ren [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]geht. Mit ähnlichen Betrachtungen
hängt es zuſam̃en, daß wir von der Tem-
per. des Wendekreiſes mehr wiſſen, als
Temperatur
der Wendekreiſe
uns ſehr bekañt.

vom Aequator ſelbſt, weil alle bedeuten-
den Handelſſtädte unter 22–23° N. u. S. Br.
liegen. Rio Janeiro ſüdl. u. Canton, Macao,
Calouetta, Vera Cruz etc. nördlich. Die Tem-
peratur der Som̃erwärme iſt hier höher
wie unter dem Aequator ſelbſt; indem hier
die Erkältung der Oberfläche dadurch
daß die Soñe zweimal durch den Aequator
geht, ſtärker iſt.

Um nicht in Einzelnheiten uns zu ver-
lieren, ſondern das ganze zuſam̃enzuhalten,
werden wir uns mit der Vertheilung der
Jſotermen Linien
Jſotermiſchen Linien beſchäftigen. Wir
betrachten die Vertheilung des Luftmeeres,
inſofern der Boden deſſelben ſtarr,
|: entweder eine Ebene oder Berge :| iſt,
oder in ſo fern es auf dem Ocean ruht.
Sehen wir auf die Ebene, in der Nähe
der Berge; ſo wirken dieſe wärmend,
wie dies bereits erwähnt iſt, ſo daß
der Oelbau cultivirt werden kañ; oder
ſchützend, dadurch, daß ſie Kälte abhal-
ten. Vom Harz bis zum Ural iſt alles
Land offen, daher ſchädlicher Einfluß der
Nordwinde. Das Gegentheil iſt in den
Thälern Griechenlands zu finden, u. größere
kosmiſche Erſch. bieten uns die Gebirge
Aſiens u. Amerikas dar. Auch dadurch
wirken ſie erwärmend, daß ſie als
Zapfen gleichſam ins Luftmeer treten, ſich
im Som̃er ſehr erwärmen u. die Wärme aus-

ſtrahlen.

ſtrahlen. Geringe hohe Spitze wirken abe[r]
wie erwähnt entgegengeſetzt. Die untern
erwärmten Luftſchichten ſteigen in Luftſtrö-
Luftſtröme
an den Bergen.

men bei Tage aufwärts, u. die kältere
Luft ſtrömt wieder bei Nacht herab, ſo
daß unmittelbar am Fuß des Berges kal[te]
erregt wird, doch muß man dieſem Einflu[ß]
nicht zu viel zuſchreiben. Dieſe Kälte wir[d]
auch durch den Schatten erregt, weñ die
Soñe ſchon früh hinter die Gipfel der Berge
ſinkt. Die Nähe einer Gebirgsk. wirkt auf
die Temp. der Ebene auch durch die Art
des Geſteins ſelbſt, in ſo fern es ſich leicht
oder ſchwer erwärmt, welches wieder
verſchieden iſt nach der Luft, ob ſie trocke[n]
Erdreich
erwärmt ſich
verſchieden

oder kalt iſt. Weñ ſchwarzes Erdreich
eine Stunde der Soñe ausgeſetzt iſt, er-
wärmt es ſich von 15° R. bis 20°; hin-
gegen weißliches Land ſteigt nur von 15
R. bis auf 16°. Eben ſo iſt es mit der nächtl[ichen]
Erkältung; deñ was leicht Wärme añim̃t,
verliert es auch wieder ſehr leicht.
Jn der Zeit, daß fruchtbarer Boden ſich
7° erkältet, verliert der magere Boden
nur 2°. Die Moräſte ſind hiebei ebe[n]
ſo wichtig. Frieren ſie nicht zu, ſo halte[n]
ſie den Som̃er u. Winter temperirt; i[ſt]
dies aber der Fall, ſo bilden ſie kleine
Gletſcher die bis Juni kaum aufthauen
Jn neuern Zeiten hat man die Wirkung
Wälder
kalt.

der Wälder eingeſehen, daß ſie erkäl[-]
tend wirken durch ihre Blätter, als d[unleserliches Material]
ſtrahlende Körper. Dies führt uns zur
Reinheit u. lichtſchwächenden Kraft der
Atmoſphäre ſelbſt. Bei trockner Luft
ſind die Theilchen mehr gedrückt, weniger
Waſſerbläſchen ſind vorhanden u. der

Strahl

Strahl des Lichts wirkt ſtärker auf
die Erde. Sind Dämpfe in der Luft ſo
wird die Helligkeit des Lichts gleich gehin-
dert. Jn Peru, wo Soñe u. Mond Mona-
te lang durch einen Nebel uns zu ſehen ſind,
wirken die Soñenſtrahlen wenig, u. das
Termometer ſinkt auf + 13–14° herab.
Dieſe Wirkung des Strahlens der Wärme
iſt gefährlich für den Ackerbau ſelbſt.
Jn einer Höhe zu Caracas von 9–10000 Fuß
wo mittlere Temp. 14° iſt, wie etwa
in Marseille, friert die Gerſte im hei-
ßeſten Som̃er faſt alle Monate ab, weñ
gleich bei Tage + 17–18° R. Bei Nacht
ſinkt das Term. + 4–5° u. hiebei iſt
die Ausſtrahlung der Gräſer ſo ſtark,
daß ſie ſelbſt erfrieren.

48. Vorlesung, 2. April 1828

Unſere Atmoſphäre muß unter zweierlei
Beziehungen betrachtet werden, inſofern
Verſchie-
denheit der
Land- u. Seeluft.

ſie Land-Luft oder See-Luft iſt. Wir
haben ſchon geſehen, daß wegen des warmen
Gewäßers des atlantiſchen Meeres die Luft
auf demſelben eine unter 6° Wärme iſt, wäh-
rend die Luft auf den Continenten unter
gleicher Breite ſich bis auf 10° erkältet.
Jn dem Theile der Atmoſphäre der auf den Con-
tinenten ruht, muß man wieder unterſcheiden
was von ihr auf der Ebene oder auf
Bergen ruht. Was auf dem Flüßigen ſich
befindet hinwieder da, wo das Meer offen,
u. da, wo es über 70° N. B. hinaus, ſtarr
u. feſt iſt. Jn jedem dieſer Abſchnitt giebt
es einzelne Momente, welche bedeutende Natur-
veränderungen hervorbringen. Wir haben
Unterſuchungen angeſtellt über die einzelnen
Momente der Erſcheinungen, weñ die Oberfläche

der Berge

der Berge rauf oder von verſchiedenen
dunkler oder heller Farbe iſt, oder weñ
die Ebene mit Sumpf oder Wald bedeckt iſt
ferner, wie die Luftreinheit die Wärme
bei Tage vermehrt; aber durch die Ausſtra[h-]
lung bei Nacht ſie wieder vermindert. Es
ſei mir erlaubt noch einige Worte über die
Winde
u.
deren Bewegung

Winde zu ſagen, in ſo fern wir ihre Bewe-
gung betrachten, ohne auf ihre Richtung zu
ſehen. Die Bewegung der Luft wirkt erka[l-]
tend; indem jede Luftſchicht, u. ſei ſie noch
ſo düñe, fortwährend fortgeweht wird, u.
die Ausdünſtung ſich dadurch wehet. Zb.
koñte Cap. Parry bei 37° unter dem Gefrier[-]
punkte bei ſtillem Wetter, ohne Luftbe-
wegung wohl im Freien ausdauern; abe[r]
bei Wind war es nicht möglich 25–30° K[älte]
in Freien zu ertragen; indem dieſer jede
Augenblick neue kalte Luftſchichten herbe[i]
bringt, u. die Ausdünſtung der Wärme nie
ausgleichend u. mildernd die Kälte machen
kañ. Bei ruhiger Atmoſphäre iſt es der
umgekehrte Fall, daßund die Ausdünſtung
u. Erkältung der Körper, erreg[t] Kälte
Unterſchied
zwiſchen Land-
u. Seewinden.

zu bemerken iſt hier noch der Unterſchied
zwiſchen den Land- u. Seewinden. Weñ
man bisher die Fahrt von Acapulko
nach Manilla machte; ſo ſuchte man hohe
Breiten, um in die Paſſatwinde zu gelan-
gen. Seit zehn Jahren hat man den näher[en]
Weg durch die Jnſeln gefunden wo man
mit Benutzung der Land- u. See-Winde
dieſelbe Fahrt anſtellen kañ. Auf
ähnliche Weiſe werden die Land u. See-
winde benutzt, um von Chili nach Peru

zu

zu kom̃en. Man führt mit dem Paſſatwinde
in drei Tagen herauf, es bedurfte aber
früher Monate um zurückzukom̃en. Jetzt kañhat man
gelernt die regelmäßig bei Tag u. Nacht
wehenden Land- u. Seewinde zu dieſer Reiſe
zu benutzen. Geſagt iſt ſchon, daß jeder
Wind von einem heteronimen Pole weht.
Die Reinheit der Atmoſphäre wird ſofort durch
Wind geſtört; bei uns bewirkt dies beſon-
ders der Süd- u. Weſtwind, in der ſüdlichen
Zone iſt dies bei dem Nordwinde der Fall.

Schnelligkeit
des Windes

bBei Erwähnung der Schnelligkeit des Windes
habe ich noch zu erwähnen, daß nach den
ältern Beobachtungen von Kraft u. Wolt-
mann
in Cusxhaven, der mittelmäßige Wind
25 Fuß in einer Secunde fortſchießt. Dem-
nach braucht er von Novaja Semblia bis
zu uns zu gelangen eine Zeit von 4 Tagen;
von den Küſten Afrikas bis hieher, etwa
2 Tage. Dies iſt die Urſache, daß letztere
Winde ſchneller die Luft erwärmen,
als jene ſie erkälten. Jm großen Meer-
buſen des alten Continents, oder im indi-
ſchen Meer, findet ein Wechſel von Nord-
Oſt. u. Süd-Weſt-Winden, unter dem Namen
Mouſſon ſtatt. Die Urſache iſt, daß
in nördlichen Breiten die Süd-Weſt-Win-
de vom heteronimen Pole die Luft trü-
ben, u. dorten die dünſte in ungeheuere
Waſſerſtrömen herunterſtürzen. Außer
der horizontalen Luftbewegung giebt
Luftbewegung
auch von oben
nach unten

es wahrſcheinlich auch eine ſolche von
Oben nach Unten herab, durch die Con-
traſte der obern Winde. Afrika wurde
allgemein für ein ſehr heißes Land gehalten,

und

u. jetzt erzählt Klapperton, daß daſelbſt
in der Tropenzone auf einer Höhe von
800 Fuß etwa, in der Nacht Eis gefroren
ja ein Menſch ſelbſt erfroren iſtxHerr Dr. Oudinet ſtarb an einer
Erſtarrung aus Kälte.
. HErr
Ehrenberg beſtätigt dies u. ſagt, daß
bei 19° N. B. das Termometer bis + 2,5°
herabſinke im Monat December. Weñ
in Amerika die Nordwinde herabwehen, ſo
erkältet ſich dorten die Luft unter gleichen
Breiten nie unter + 15° R. Dies iſt auch
in ganz Weſtindien der Fall. Dies
kañ nicht Folge der unten herwehen den
Nordwinde ſein, deñ dieſe würden ſich
auf den großen Erdflächen die ſie über
ſtrömen, erwärmen; ſondern rührt von den
obern kalten Luft ſchichten her die herabkom̃en.
Auf die außerordentliche Trockenheit
in dortiger Gegend kañ die hinſtrömen[-]
de etwas näſſere Luft mehr expandiren
wodurch ſofort eine größere Kälte
erregt wirdx)der Hermattan, ein heißen Wüſtenwind,
ſenkt an der WeſtOſtküſte Afrikas
das Termometer bis 15° herab
. Ein großer Contraſ[t]
iſt übrigens zwiſchen Küſten-Clima u.
Unterſchied
des Küſten- und
Land-Klimas.

Continental oder Land-Klima. Ein Bei-
ſpiel hievon giebt die ſcandinaviſch[e]
Halbinſel. Vom Alten-Fluß bis Kap
Nord, ſinkt die Schneegrenze auf 1200
Fuß herab, während ſie wenige Meile[n]
vom Meer ſchon 2200 Fuß Höhe beträgt
Jm weſtlichen Theile Brittaniens wachſen
in freier Luft Pflanzen die nur in Jtal[ien]
gedeihen, wie der Erdbeer-Lorbeer-
baum etc. Deſſenungeachtet kañ dorten nich[t]
Wein gebauet werden; indem der Wind
temperirt u. der Som̃er wenig war[m]
iſt. Einige Pflanzen bedürfen zum Vegetiren

der

der mitlern Wärme, welche in England
fehlt. Das Meer, als ſalziger Flüßigkeit,
gefriert nicht, u. erhält daher keine Decke
von Eis u. Schnee wie die Continente.
Weñ daher über letztern, im Frühjahr
beſonders, Winde wehen, ſo erkälten
ſie die Luft, u. empfindlich iſt dieſe Kälte
im Monat Mai. Jm Som̃er hingegen wirken
die Gewaſſer durch Verdünſtung Kälte
erregend u. daher im Allgemeinen tem-
perirend. Das Continental-Klima von
Ungarn, Rußland etc. zeichnet ſich daher
durch einen ſehr heißen Som̃er u. ſehr
kalten Winter aus, u. Liñe hat es
daher mit Recht das exceſſive Clima
genañt, weil hier die Maxima der
Wärme u. Kälte zu finden. Dies wirkt
eben ſo übel in Nord-Amerika. Während
ein Som̃er dort eine Wärme wie in Pa-
lermo
herrſcht, iſt es im Winter ſo kalt
wie in Upsala, daß Ströme wie die
Donau ſämtlich feſt gefrieren. Dieſer
Zuſtand iſt der Geſundheit ſehr widerwär-
tig. Es iſt ſehr intereſſant dieſe Ver-
ſchiedenheit der Temperaturen durch Zahlen
auszudrücken. Hieraus ergiebt ſich,
daß weñ an einer Küſte kein Wein gebaut
werden kañ, unter gleichen Breiten, 50–
60 Meilen weiter nach Oſten hin, ſehr
guter Wein wächſt. Champagne, Norman-
die
etc. ſind in der Temper. mit England
kaum 1°–2,5° R. verſchieden, u. deñoch
herrſcht die größte Verſchiedenheit in
Hinſicht des Weinbaues. Man ſollte

glauben

glauben, daß die Stärke des Lichts durch
den Luftdunſt gemindert, u. dadurch auch die
Wärme geſchwächt wird. Zum Erſatz haben
jene Länder den herrlichſten Teppich von
Gras, der mit dem Mangel an Licht er-
kauft wird. – Die Quantität der
Unterſchied
der Luft und
Pflanzenwärme

Wärme die das Termometer zeigt iſt
ganz anders als die, welche in den
Pflanzen lebt ſich befindet. Bei einem
lichten Him̃el ſind die Wärme-Grade gleich,
aber bei bedecktem Him̃el verändert
ſich ſofort dies Verhältniß. Ein Soñen-
ſtrahl kañ unendlich viel Wärme unter
Umſtänden hervorbringen. Weñ man
Zb. Chlor u. Hydrogen in eines Lichtſtrahl
ſtellt, ſo entſteht ſofort eine große
Exploſion. So iſt im Monat Auguſt, weñ
der Him̃el nur mit ſchwachen Wolken be-
deckt iſt, die Erleuchtung ſtärker, als
im Jan. bei wolkenleerem Him̃el, u.
deñoch explodirt die gedachte Maſſe
im Schatten, ſelbſt im Monat Aug. nicht
wohl aber beim ſchwächſten Lichtſtrahl im
Monat Jan. oder Dcbr. Ein ähnliche[r]
Proceß geht bei einem hellen Him̃el in
den Pflanzen ſelbſt vor. –

Paſſatwind
Urſache verſchiedener
Wärme.

Der große Unterſchied zwiſchen den
Oſt u. Weſtküſten wird auch durch die
Paſſatwinde bewirktxCap. Perry fand ebenfalls die Weſtküſte
frei vom Eiſe, hingegen die Oſtküſten
unzugänglich, welches er von der Rota-
tion der Erde ableitet. Zeigt oben
nicht für die phyſiſche Keñtniß der Capit.
. Amerikas Oſtküſte
iſt viel kälter wie Europa. Unter
gleichen Breiten nim̃t aber die Weſtküſte
Amerikas die Temperatur Europas
an u. übertrifft dieſe ſelbſt. JnDer Rio
Columbia
46–48° N B. iſt nur wenige
Tage im Winter gefroren. Jn California
wächſt der Oelbaum bis 37° N. B.

u.

u. ſelbſt näher noch am Cap Mendozino;
während in Baltimore an den Oelbau nicht
zu denken iſt, u. der Baum in Virginien
kaum gedeihet. Derſelbe Fall findet in
Aſien ſtatt. Um die mittlere Wärme
Vergleichung
der Wärme unter
gleichen Breiten.

von Paris zu finden muß ich in Amerika herabſteigen
zu der Breite Neapels. Jn Oſten liegt
Peking 40° N. B. ſüdlicher wie Neapel,
u. dorten iſt erſt die Temperatur von
Paris. Jn hohen Norden iſt dieſer Unter-
ſchied noch größer. Labrador, Kamſchat-
ka
liegt in gleicher Breite mit Berlin,
u. hier iſt die Temper. + 7° R. u. dorten
− 2° R. Jn den Wintermonaten iſt hier
die Temper. − ½° [unleserliches Material]dorten − 12°. Dies
beruht auf den cosmiſchen Geſetzen der
Luftſtröme, u. dadurch ergab ſich die
Jdee die Jſotermen Linien zu bilden dh.
die Punkte mit Linien zu verbinden wo
eine gleiche Temperatur herrſcht.x)Aus der Verſchiedenheit der Temper.
bei Oſt u. Weſtküſten bilden die Jſotermen
Linien Curven, deren Convexität
nach Norden u. deren Concavität nach
Süden liegt.
Dies
war früher bei den magnetiſchen Beobach-
tungen der Fall. Es waren nur einzel-
ne Punkte angegeben mit der Declination
u. Jnclination, u. alles verwirrt, bis
Halle zuerſt dieſe Punkte verband. Des
einfache Gedanke, Linien auf dieſe Art
zu ziehen, war Urſache den Cauſalzu-
ſam̃enhang der Erſcheinungen zu finden, u.
um ſich hierüber auszudrücken, mußten
gleichmäßig einfache Zahlen angegeben
werden. Jm allgemeinen iſt bei der Tem-
peratur zu eriñern, daß weñ dieſe
gleich 2° etc. größer iſt, als bei uns, man
deñoch mehr frieren kañ als in der
Heimath, weil man mehr afficirt wer-
den kañ von der unregelmäßigen Verthe[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]i-

lung

lung der Wärme u. Kälte. – Um die Tem-
Temperatur
des Jahres
zu finden.

peratur des Jahres zu finden, hat man ge-
glaubt das Maximum u. Minimum zweier
Tage nehmen zu köñen. Dies wäre jedoch
bloße Zufälligkeit, u. hängtwürde von der Luft-
ſtrömung zu ſehr abhangen. Maraldi ſchl[ug]
vor die mittlere Temper. von zwei Mona-
ten zu nehmen, u. zwar die letzte u. erſte
Hälfte des Dcbr. u. Jan., u. den Monat
Aug. Auch dies läßt große Jrthümer
zu. Erſt Reaumur gab 1735 richtige
Begriffe von der mittlern Temperatur
indem er das Steigen u. Sinken des Termo-
meters jeden Tag beobachtete, u. dadurch
die mittlere Wärme des Tages beſtimte.
Nur drei Zeiten des Tages anzunehmen [iſt]
unrichtig; ſondern es müſſen in kürzern
Zeiten die Beobachtungen gemacht werden.
Eben ſo iſt die Añahme unrichtig, daß di[e]
Kurven der Temper. bei Nacht, gleich
denen der bei Tage ſind. Das Minimu[m]
eines Tages mit dem Maximum des ander[en]
zu verbinden, iſt ſchon beſſer. Der Unte[r-]
ſchied würde hier etwa 1/10° ſein. Die
beſte Methode wäre aber wohl dieas
Maximum u. Minimum des Tages in
die Hälfte zu nehmen. Andere habe[n]
verſucht die Curve der täglichen Wärm[e]
durch 4 Parabeln zu beſtim̃en u. Wall-
beck
in Obo hat etwas ähnliches hierüb[er]
verſucht; jedoch iſt das, was für eine
Breite wahr iſt, nicht für die andere
wahr, u. in verſch. Breiten findet das
Maximum der Wärme anders ſtatt. A[n-]
dere haben in Vorſchlag gebracht, [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]den Ga[ng]
einer Uhr anſtatt des Termometers zu be[o-]

bachte[n;]

bachten; indem die Ausdehnung des Pendels
einen falſchen Gang der Uhr veranlaßt, die
mit dem Mittlern Gange derſelben vergli-
chen werden muß. Dies iſt aus vielen
Gründen höchſt unſicher zu beobachten.
Jn Venedig hat man ſich bemüht, die Stunden
aufzuzeichnen, die die Temperatur des
ganzen Tages ausdrücken; dañ die Tage
welche die Temperat. des Monats etc. aus-
machenJeder Tag hat im kleinen ſeine vier
Zeiten, die der Temper. der Jahreszeiten
ähnlich ſind.
. Jn Edinburg hat man die mitt-
lere Temperatur jedes Tages gefunden
um 9 Uhr 13 Minuten Morgens u. 9 Uhr 18 M.
Abends. Jm Allgemeinen kañ man ziemlich
genau die mittlere Temperatur des Tages
finden, weñ man die Temper. um 8 Uhr Morg.
u. 8 Uhr A., 11 Uhr M. u. 11 Uhr A. ſum-
mirt u. durch 2 dividirt. Die mittlere
Temper. des Jahres iſt Zb. in Ofen zwiſchen
d. 15–20 April u. 15–20 Octbr.; in Mai-
land zwiſchen d. 10–15 Ap. u. 18–19 Octbr.
in Paris zwiſchen d. 22 Ap. u. 22 Octbr.
Ziemlich ſicher geben die erſten zehn
Tage des Aprils u. des Octobers die
Temper. des ganzen Jahres. Ueberhaupt
giebt der Monat Octobr. allein beobachtet,
die mittlere Temper. des Jahres beſſer
als den April.

49. Vorlesung, 9. April 1828

Anſtatt mittelbar viele Beobachtungen
unmittelbare
Beobachtungen
der Temperatur.

anzuſtellen um die Temperatur eines Orts
zu beſtim̃en, wozu beſonders der Reiſende
nicht Zeit hat, kañ man ziemlich genaue
unmittelbare Beobachtungen machen. Sehr
dienlich ſind hiezu die Quellen, deren Tem-
peratur der äußern Temperatur faſt
im̃er gleich iſt. Beßer geben dieſelbe

Bohrlöcher

Bohrlöcher, die bis zur Tiefe von 32′ ge-
trieben werden, wo die mittl. Temperatur
des Jahres herrſcht. Auch die Oberfläche de[s]
Meeres dürfte daſſelbe angeben, nur mi[t]
Altes
Mittel die Brei-
ten zu beſtim̃en.

mehr Hiñeigung zu größerer Wärme. E[in]
altes Mittel, die Breiten unmittelbar zu
beſtim̃en u. das Klima, giebt ſchon Strabo
an, nämlich die Kultur u. der Erbau d[er]
Gewächſe ſelbſt zu beobachten. Noch wi[ll]
ich eine Ueberſicht der verſchiedenen Temp[e-]
raturverhältniſſe
angeben, die von eini[-]
gem Jntereſſe ſein dürften. Wie geſag[t]
Temperatur
Verhältniſſe einiger
Orte.

iſt die Temper. Berlins + 7° R wie im
Monat April u. beſſer im Octbr. Die
heißeſte Witterung im Monat Aug. iſt hier
im Mittel + 14–15° R. Die Kultur der Dattel[-]
palme in der Tropenzone erfordert
die mittlere jährl. Wärme von + 18°[.]
Jn Europa iſt weſtlich von Genua bei
einem mittlern Klima von + 14° ein herr-
licher Anblick wie in der Tropenzone, den
tTausende von Palmen bilden, die hier noc[h]
gedeihen, obwohl keine Früchte tragen.
Jn unſern Pflanzenhäuſern, eine Art
von Pflanzenhoſpitälern, köñen ſie noch
eine Temper. von + 6° ertragen. Der
Zitronenbaum erfordert die mittl. Tem[per.]
von + 13,5°, der Oelbau in Europa
+ 11½–15°, dabei mußte der kälteſte M[o-]
nat nicht unter − 4½° R. ſein. Alkohol[-]
reiche gute trinkbare Weine gedeihen
noch bei + 7–8° R. Die drei Winter-
monate müßen dabei noch + 1° R.
Wärme haben u. die Som̃ermonate im
Mittel + 15–16° R. heiß ſein.


Dies

Dies iſt in Europa bis 50° u. in Amerika
bis 40° N B. der Fall. Am Rhein iſt die Som-
merwärme 15° hier in Berlin nur 14°.
Die Cerealien köñen als Gräſer eine
viel größere Kälte ertragen, ſelbſt
bis zur mittlern Temper. von − 1,5° R.;
jedoch muß dabei die Som̃erwärme + 7–8°
ſein, in welcher Temperatur die Birken-
Bäume ausſchlagen. Das Erwachen der
Erwachen
der Natur
im Frühlinge

Natur im Frühlinge iſt merkwürdig durch
derie ſchnelle Vegetation. Jn kürzen Epo-
chen kom̃t die Wärme in ſteigenden Pro-
portionen. Bei + 5–6½° mittl. Temper.
in einem Monat fängt die Natur ſchon
an zu treiben; die Pfirſichen blühen,
bei 8–9° fangen die Birken an zu
grünen. Dies iſt in Rom Anfangs Maerz
der Fall; hier Anfangs April; Upsala
Anfangs Mai. Jm ſüdlichen Frankreich
ſind 270 Tage des Jahres 9° R. Jn Peters-
burg
nur 120°, u. weñ 90 Tage nur
eine Temper. von + 7° R. haben, ſo kañ
mit Vortheil Gerſte noch geſäet werden
u. bei noch kälterer Temper. Kartoffeln;
da dieſe in der Erde geſchützt bleiben.
Hier in Berlin beträgt der Unterſchied der mittl. Tempe-
ratur in den Monaten Maerz u. April
4½°. Der Unterſchied zwiſchen April
u. Mai iſt + 3,2° R. Jn weiter nach
Norden deſto ſpäter erwacht die Natur.
Jn Petersburg iſt der Unterſchied der
Monate April u. Mai 7½° R. Dieſer
bedeutende Unterſchied wirkt bemerkbar
auf das Gefühl; deñ weñ der April
Wärme hat, ſteigt ſie im Mai auf 10°.

Eine

Eine ſo große Verſchiedenheit wirkt un[-]
angenehm auf das Gefühl, wie Zb. in Mexico
wo man ſich zu erkälten befürchtet, weñ m[an]
aus der Soñe in den Schatten tritt. Eben
ſo iſt der Unterſchied zwiſchen 18 u. 24° Wä[rme]
u. Kälte viel empfindlicher, als der zwi-
ſchen niedrigere Graden.

Reſultat
der allgemeinen
Wärmevertheilung

Wir kom̃en jetzt zu Reſultaten der
allgemeinern Wärme-Vertheilung auf de[r]
Erdoberfläche. Jn gleichen Abſtänden vo[m]
Aequator iſt unter den Tropen die Wär-
me beſonders zu betrachten; u. dañ in
der temperirten Zone; wo mehrere Zw[i-]
ſchenzonen angenom̃en werden müſſen, um
nicht wie bisher fälſchlich alle Climate von
den canariſchen Jnſeln bis Petersburg zu
derſelben zu zählen. Erwieſen iſt es, d[aß]
die mittlere Temper. des Aequators + 22,[2°]
R. iſt; deñ in Ceilon ſind beobachtet
+ 21,7°, in Batavia + 22,2°. Etwa 1½
wärmer als die mittl. Som̃erwärme [in]
Rom, u. 7° wärmer wie dieſelbe be[i]
uns iſt. Vom 18–23° N B. nim̃t die
Wärme ab; obgl. die Vegetations-
Verhältniße noch dieſelben bleiben.
iſt dDie mittl. Temper. von Havañah, Ri[o]
Janeiro
, Macao, Cantor iſt + 19–20° [R]x)Die ſämtl. am Ausgange der Tropenzone
liegen.
.
Der Zwiſchenpunkt von da liegt in d[en]
Canariſchen Jnſeln, wo die mittl. Temp.
+ 18,2°, etwa 4° wärmer als der hieſ[ige]
Som̃er, u. gleich der Wärme des Nilthal[s]
iſt. Gehen wir zu nördl. Breiten, zwiſchen
45–52°, wo die Lombardei liegt, ſo
ſinkt daſelbſt die mittlere Temper. auf
+ 7–10° R. herab. Unter 60° N. Br.

wird

wird es im̃er kalter; je weiter es nach
Oſten geht. Jn Stockholm iſt die mittlere
Temp. + 4½°, in Abo + 4° in Petersburg
+ 2°,7x)Jn Europa iſt die Temper. unter
67° N B. = 0, Labrador unter
54° N B = 0
. etc. Jn Berlin iſt die mittl. Wärme
des Aprils ungefähr gleich der des Jahres;
in Paris, wie im Monat Mai, in Peters-
burg
überhaupt wie in Berlin im Monat
Maerz. Unter 67° N B. in Lappland iſt
die mittl. Temper. − 5½°. Der nördlichſte
Ort, oder vielmehr der Ort wo die größ-
te Kälte Jahrelang beobachtet iſt, iſt Entre-
prise
in N. Amerika, unter 64° N B.,
wo die Kupfer-Jndianer wohnen. Hier
iſt die Temperatur − 7½°. Während
der 6 Monate, wo Perry bei Melvils-
Eiland zu brachte, hatte man jede Stunde
eine mittlere Temper. von − 25° R. zu
genießen,. u. d[unleserliches Material]Die des ganzen [unleserliches Material]Jahres iſt
daſelbſt − 14°–15° R. Die Temperatur des
Poles iſt wenigſtens − 20° R. anzunehmen,
u. doch iſt es nicht der kälteſte Ort, der
öſtl. vom Lenafluß bei Neuſibirien
u. den Knocheninſeln liegt. Sicher kañ
So viel Grad
Kälte am Pol als
Wärme unter dem
Aequator.

man añehmen, daß die mittlere Tempe-
ratur des Poles ſo kalt iſt, wie
die des Aequators Wärme enthält.

50. Vorlesung, 10. April 1828

Geht man vom Aequator nach Norden, ſo
iſt die Temperatur nach dem Syſtem der iſoter-
men Linien ſehr verſchieden, u. beſonders kañ
man ein cisatlantiſches u. tranſatlanti-
ſches Syſtem añehmen. Schreite ich von der
Hudſonsbai nach dem Aequator, ſo kom̃e
ich viel ſchneller in ein wärmeres Klima
als in Europa. Betrachtet man über-

haupt

haupt die Temper. von Süden nach Norden
von 10 zu 10°, ſo findet man die ſchnell[ſte]
Schnellſte
Abnahme der
Wärme

Abnahme der Wärme zwiſchen 40–45°.
Dies iſt nicht allein in mathem. u. phyſikal[.]
Hinſicht merkwürdig, ſondern auch in Hinſicht
auf die Kultur der Menſchheit ſehr wichtig[.]
Hier, wo der Oelbaum wächſt, u. durch
die verſch. Wärmegrade die mañigfalt[ig-]
ſten Produckte erzeugt werden, mußte
zuerſt daser Handelsverkehr belebt werden
der Ackerbau blühen, u. dies auf die Ci[-]
viliſation wirken. Wichtig iſt es zu be[ach-]
ten, daß in der temperirten Zone [] die
Temperatur der Jahre ſehr verſchieden
Verſchiedene
Temper. der Jahre.

iſt. Dieſe Verſchiedenheit beträgt ein Jahr
um das andere 2–3°, faſt ¼ der mittler[n]
Temper. Hievon iſt das Reifen der Cerea-
lien, ders Weins, des Obſtes abhängig: Di[es]
ſind die glücklichen Jahre wo mehr Wär[me]
vorherrſchend iſt; deñoch köñen auch b[ei]
minder wärmern Jahren Cerealien wohl
gedeihen, da ſie auf kurze friſt einer gewi[ß]
ſtarken Wärme nur bedürfen. Da nun d[ie]
mittl. Temper. in einem Jahre ſo verſchied[en]
iſt, ſo wird es nothwendig, eine größere
Maſſe von Jahren zu beobachten u. die [Mit-]
telzahl von 8000 Beob. zu nehmen, weñ
man etwa jährl. 800 Beobacht. mac[ht.]
Unter dem Aequator iſt dies anders,
u. die Quant. der mittlere Wärme wär[e]
nur höchſtens um 1/20, wie ich dies ſelbſt
beobachtet. Jn der temper. Zone iſt d[ie]
Verſchiedenheit in der Temperatur der M[unleserliches Material]on[ate]
noch größer. Jn Paris variiren die
Wintermonate um 5–6° u. die mittl.
Som̃erwärme im Aug. 14–17°.

Noch

Maximum
der Wärme.

Noch einiges will ich über das Maximum
der Wärme hinzuſetzen, wo ſo vieles bis
jetzt falſch angegeben iſt, u. die reverberation
des Lichts durch Gebäude etc. nicht in Anſchlag
gebracht wurde. Herr Arago u. ich haben
die genaueſten Verſuche angeſtellt, u. Beobach-
tungen
geprüft, wonach ſich ergiebt, daß
in reiner Atmoſphäre ohne Sand, in der
Höhe von 9 Fuß über der Erde, die Wärme
nie höher als + 37° R. im Schatten beobachtet iſt.
Die genaueſten Jnſtrumente von Kewendiſh
zeigten in Jndien Nachts + 29–30°. Cap.
Tuki fand in Afrika bei Tage + 36° Nachts
+ 28° R. der Reiſenden Ritſchi, der
in Maurzuk ſtarb, fand daſelbſt Nachmit-
tags 38–40° Wärme; da man jedoch die
ganze Atmoſphäre mit Staub erfüllt. Das
Licht geht durch die Luftſchichten, ohne dieſelben
zu erwärmen, aber die erhitzten feinen
Sandkörnchen ſchlagen an das Termometer
u. veranlaſſe die hohe Wärme, die den
Menſchen eben ſo empfindlich iſt. Mehrere Mo-
nate leben die Einwohner von Murzak
in einer Wärme von + 43°, jedoch wie geſagt nicht in
reiner, ſondern ſandiger Atmoſphäre.
Nicht im̃er ſo iſt dies unter den Tropen
der Fall, u. ſelten ſteigt das Termometer
daſelbſt ſo hoch als es in Berlin alle 8–10
Jahre ſteigt, nämlich + 26–28° R. Wegen
der Körper unſerer Nächte entſteht zuwei-
len die Anhäufung dieſer großen Wärme.
Jn Paris iſt die Wärme + 29½ u. + 30,7°
geſtiegen. Jn den letzten 20 Jahren
acht mal auf + 28°. Jn Dampfbädern
wird noch größere Hitze wie die in Murzak
erzeugt, die Menſchen ſehr gut ertragen.
Dies widerſpricht der Meinung, daß der Menſch

höchſtens

höchſtens die eigene Blutwärme ertrag
köñe, die nicht + 32° ſondern nur + 30° iſt
Vögel haben das heißeſte Blut von + 32–[35°]
u. die Taube hat ſchon höhere Blutwärm[e]
Hitze
die ein Menſch
ertragen kañ

wie der Menſch. Beiſpiele hat man
daß Menſchen 8 Minuten lang in eine
Hitze von + 102° R. ausdauerten, ſtär-
ker als ſiedendes Waſſer. Uhrketten
wurden ſo heiß, daß ohne Verletzun[g]
ſie nicht berührt werden koñten. Um
den Menſchen ſelbſt bildet ſich von der
Verdünſtung eine Hülle, die in ſtete[m]
Widerſtreit mit der umgebenden Luft,
ihn auf gewiſſe Zeit ſchützt. Den Sa[nd]
in den Tropenzonen findet man oft 50[–]
54° erhitzt. Jn den Katarakten de[s]
Orinoco bilden ſich ſchwarze Steine
die ſich ſo erhitzen, daß ſie in der Nach[t]
ſelbſt durch die lederne Unterdecke wa[verlorenes Material][-]
ten u. 42° Wärme enthielten. Mer[k-]
würdig iſt es, daß ſie als leicht aus
ſtrahlende Körper dieſe Wärme noc[h]
behalten. Die größte Kälte die mi[t]
Weingeiſt-Termometer, verglichen von [verlorenes Material]
laston
, beobachtet u. die der Menſch ertra[gen]
kañ iſt − 40°. Die Eingebornen, Eskimo[s]
gehören dabei zu den fröhlichſten Menſch[en]
die unter Halbwilden gefunden werde[n.]
Jhre Hütten haben ewig ſich erneuernde E[is-]
ſcheiben. Ohne Wind koñte Perry mehre[re]
Stunden bei 40° Kälte ſpatzieren gehen. A[ls]
das Termometer von − 40° auf − 5° ſt[ieg]
ſo fühlten Alle eine Beklom̃enheit, ein gedr[ück-]
tes Gefühl der unbehaglichen Wärme, das
Fenſtern geöffnet werden mußten. Dies,
umgekehrt der Fall in Amerika, Zb. in Guayaquil, wo, [verlorenes Material – 1 Wort fehlt]
die Spanier nach dem Mantel greifen, no[ch]
im̃er + 18° R. iſt.

So wäre auch 37–38° die größte beobachtete
Kälte am Pole wie 37–38° größte beobach-
tete Wärme am Aequator wohl anzuneh-
men. Trotz der mittlere Temper. kañ das
Termometer an einzelnen Orten zu großer
Kälte herabſinken. So iſt die größte beob.
Kälte unter 60° N B. in Petersburg − 39,2°
gleich der unter 70–71° N Br. Jn Berlin
iſt die größte Kälte bis − 21,5° geſtiegen
Nach allen kritiſchen Beobachtungen iſt in
27 Jahren das Termometer zweimal
auf 21,5° u. zwar d. 24 Jan. 1823 u.
1809 geſunken, u. 4 mal auf − 17°.
Jn Paris war die größte Kälte 1795
− 19°. Jn Marseille bei einen mittlere Tem-
per. von + 11½° war 1789 die Kälte − 13,5°,
welches eine augenblickliche Erkältung ohne
zuſam̃enhang mit der mittlere Temper. zeigt.
Die mittl. Kälte in Paris iſt − 8½°, Berlin
− 12½° Petersburg − 24½°, in einem Zeitraum
von 5 Jahren beobachtet. Daß eine zu-
fällige Erkältung ſtatt finden kañ, lehrt
die Geſchichte der Araber, wonach es gewiß
iſt, daß 829 der Nil gefroren geweſen.
Es ſcheint noch in Liſſabon, Cairo, Algier
30–36° N Br. Ein Klima wo gar keine
Kälte mehr ſtatt findet, exiſtirt in Europa
nicht u. fängt erſt bei dem 29° N B. an.
Nicht die Quantität der Wärme iſt nicht das
wichtigſte, ſondern wichtiger iſt die Vertheilung
derſelben in verſchiedenenJahreszeiten, deñ
hiervon hängt der Einfluß auf das Reifen
der Früchte ab. Jm wohlthätigen weſtlichen
Klima in Europa iſt ein geringern Unterſchied
zwiſchen Som̃er u. Winter; der hingegen auf
der iſotermen Linie Amerikas höchſt bedeutend
iſt. Jenes öſtl. Klima kañ man daher mit

Recht

Recht das exceſſive Klima neuen. Es iſt
eine zu ſtarke Verſch. zwiſchen Som̃er u.
Winter Zb. in Neu-York unter 30–40° N Br
iſt der Som̃er wie in Rom, der Winter wie
in Copenhagen. Die iſotermen Linie ge-
hen auch parallel in der Nähe des Aequa-
tors, aber höchſt divergirend nach dem
Pole hin. Quebek hat Som̃erwärme wie Par[is]
u. Winterkälte wie Petersburg. Es iſt mög[lich]
daß dieſe unglückl. Tendenz der Witterung
bewirkt, daß die Bewohner ſehr empfängl[.]
für das gelbe Fieber ſind. Man hat be-
merkt, daß Perſonen, die in einer Zone leb[en]
wo Wärme u. Kälte wie zwiſchen Palermo
u. Upsala wechſelt, leicht von dieſer Kran[k-]
heit afficirt werden, die Menſchen welch[e]
unter dem Aequator leben, nicht empfinden[.]

Ehe wir zu der Temperatur der Luft auf
den Bergen übergehen, will ich noch des Unter-
ſchiedes des Klimas zwiſchen der nördl. u. ſüdl.
Hemiſphäre erwähnen. Das Vorurtheil, das
die ſüdl. Erdhälfte kälter als die nördl. ſo
hat ſelbſt der große Coock beſtätigt. D[unleserliches Material]
iſt in neuerer völlig ungegründet gefunden. N[eu-]
Schottland am Südpol liegt frei von Eis u. le[ichter]
wäre es von da nach dem Südpol zu gelang[en]
als den Nordpol zu beſuchen. Die Temper[a-]
tur in Chili 36° S. Br. u. die in Cadix, Cal[a-]
brien
etc. 36° N B. iſt genau unterſucht u. genau
übereinſtim̃end gefunden worden. Die Cont[inen-]
te im Süden die in Pyramidalformen ſich er[-]
ſtrecken u. die unter gleicher S. Breite von
33–34° liegen haben ebenfalls dieſelbe Te[m-]
peratur. Vorgeb. der guten Hoffnung hat [eine]
mittl. Temper. von + 15,5° Port Jackson
+ 15,4° Buenos Ayres + 15,8°. Erſt zwiſch[en]
51–52° S. Br. fängt in der ſüdl. Hemiſphär[e]
eine größere Kälte, als in der ihn correſpond[iren-]

den

den nördlichen an. Als Grund dieſer Erſchei-
nung glaubt man, daß da die Erde in unſerm
Winter der Soñe umher ſteht als in dem Winter
der ſüdl. Erdhälfte u. dies etwa acht Tage dau-
ert, daß bei uns der Winter Körper iſt als
dorten, dies einen Verluſt der Wärme veran-
laßt. Doch da nach Lamberts Theorie die Er-
leuchtung beider Hemiſphären gleich u. auch die
Quantität der Wärme gleich iſt, ſo würden dieſe
acht Tage Differenz wohl einen äußerſt geringen
Unterſchied der Temperatur veranlaſſen. Ge-
wiſſer iſt die Urſache der Mangel an Continenten
in der kalten Zone des Südens. Das Meer
als tranſparenter Körper wärmt lange nicht
ſo ſehr als ein opaker Gegenſtand u. ſtrahlt
nicht ſo viel Wärme aus. Der Unterſchied
des Klimas zwiſchen Norden u. Süden mußte hiernach
noch viel bedeutender ſein, weñ nicht unter dem
Aequator eine Compenſation ſtatt fände. Selbſt
weñ die Pyramidalformen ſich nur nördlicher
endeten würde der Unterſchied größte ſich er-
geben.

Jch gehe jetzt zu den Verhältniſſen des
Luftkreiſes auf den Bergen über. Die Keñtniß
der obern Luftſchichten auf den Bergen war
bis zur Erfindung der Aeroſtaten 1782 höchſt
mangelhaft. Die Wärmeabnahme auf den Ber-
gen iſt eine Folge der Wärmeſtrahlung der
Ebene ſelbſt. Auch Dan. Bernoulli zweifelte
noch an der Abnahme der Temperatur in der
Höhe u. behauptet die obern Luftſchichten über
den Bergen wären heiß. Die Jndianer u.
Creolen in Amerika beharren noch im̃er auf
ihre von den Arabern entlehnten Principien,
daß der Schnee aus Salzen beſtehe. Die Aero-
nauten
haben dies Alles widerlegt, wie Jai
Luſſac
der ſich zu der Höhe des Chimborazzo
erhob und ſofort in die kälteſte Luftſchichten
kam. Mit Unrecht behauptet man, daß die Alten

dieſelben

dieſelben Jdee hierüber wie D. Bernoulli hat[-]
ten. Ariſtoteles ſagt es in ſeinen naturhiſtor.
Werken ſehr ſchön, daß in der Ebene unten
die Wärme ſtralender wie oben ſei. Jn
der größten Höhe nahm er freilich eine warme
Aetherſchicht an, wie überhaupt die Alten glaub-
ten daß nach einem Extrem dieſelbe erſte
Erſcheinung wiederkehre. Das Riphaeiſche
Gebirge war nach ihnen der kälteſte Punkt
u. dañ finge wieder die Wärme an. Eben[-]
mäßig ſollte der Aequator ſehr kalt ſein[.]
Gewiße Berge ſollten in die warmen Luft-
ſchichten reichen, wo der behagliche Sitz der
Götter wäre. Die allgemeine Keñtniß
der obern Luftſchichten iſt nicht allein wichtig
viele Phänomene zu erklären, ſie iſt auch
wichtig für die Kultur der Menſchheit. Jn
der temperirten Zone ſind die Ebenen wo
Menſchen leben ſehr niedrig. Baÿern iſt nur
1500′ hoch. Weñ gleich einzelne Dörfer zb[.]
Betta 7100′ hoch liegt, ſo leben doch im Gan-
zen ſelbſt Gebirgsvölker tief in den Thäler
u. es giebt keine Hochebenen. Jn den Tropen
freilich ſind hohe Bergjöcher wo Millionen
Menſchen leben. Jn nördl. Breiten von
40–45° leben in der Höhe von 7000′ die
Völker nicht. Jn Süd Amerika, Habeſch etc.
da ſind Platoseaus von 6–7000 Fuß Höhe.
Jn Tibet wo verſchiedene Gebirgsketten
das Himalaja Gebirge, d[unleserliches Material]er Bogdo, Altai
zuſam̃enſtoßen, giebt es Gebirgshöhen von
einem Flächeninhalt wie Neuholland u.
wird dorten der Akerbau bis zu einer
Höhe von 14000 Fuß getrieben. An ande[rn]
Orten iſt ſelbſt unter dem Aequator eine
ſolche Höhe mit Eis bedeckt u. die Urſache
iſt die Strahlung der Ebene in dieſer
Höhe. Millionen Menſchen leben hier in hoher Region[.]

Die

Die Urſache der Kälte auf den Bergen iſt
ein Gegenſtand des wichtigſten Streites der Phÿſiker
geworden. Das Licht durchſtreicht die Luft
ohne ſie zu erwärmen, erſt durch die Abſorb-
tion des Lichts wird die Wärme hervorge-
bracht. Bei geringem Winkel dringen nur
wenige Strahlen in die Oberfläche, die andern
reflectiren, umgekehrt iſt es weñ bei grö-
ßern Winkel Strahlen auf die Ebene Fallen.
Dieſe Lichtſchwächende Kraft der Materie
bewirkt die Wärme, u. ſelbſt auf dem Meere
wird um 2 Uhr N. M. die Luft etwas wärmer.
Die Oberfläche des Erdkörpers muß daher
als die Quelle der Wärme angeſehen werden,
als wie eine Eiſenbarre, in welche Termome-
ter von 100 Fuß, 50 Fuß, 40 Fuß etc. Ent-
fernung eingeſenkt ſind, deren ein Ende im
Feuer liegt. Je weiter von der Quelle
des Feuers entfernt, deſto mehr nim̃t die
Wärme ab. Dies kañ man auf die Erd-
höhen anwenden. Die untern dunſtreichen
Luftſchichten machen, daß unten mehr Wärme
zurückgehalten wird u. dieſe Waſſergas-
dünſte veranlaßen, daß Strahlen wärme
nicht in obern Regionen ſteigt. Wäre gar
keine Atmoſphäre ſo würde es in einen Höhe
von 24000 Fuß nicht kälter als unten ſein; aber
jetzt ſind Gründe vorhanden, [unleserliches Material]warum die ſtrah-
lende Wärme zurückgehalten wird. HErr
Leslie u. auch Laplace glaubten, daß die
Urſache die Ausdehnung den Luft ſei, wobei
ſie ſich erkältet. Steigen die gedrückten untern
Luftſchichten iſt in die Höhe, ſo dehnen ſie ſich
dorten aus Mangel an Druck aus u.
rauben durch dieſe Capacität ſich ſelbſt u.
den Benachbarten Lufttheilchen die Wärme.
Man muß jedoch bedenken, daß jede aufſtei-

gende

aufſteigende Luftſäule auch eine niederſtei-
gende bedingt u. eine compenſation doch nicht
ſtatt findet, da zwar Wärme nach oben
geht, aber nicht herabſteigt. Allerdings ent-
ſteht durch den Druck der Luft im iñern der
Bergwerke bedeutende Wärme, aber hiebei
iſt nicht zu vergeßen, daß ein ſtetes Aufſteigen
von untern Luftſchichten ſtatt findet. Die
Oberfläche der Erde muß daher als allei-
nige Quelle der Wärme angeſehen werden
u. es wird kälter je weiter man von
der Quelle entfernt ſteht.

51. Vorlesung, 11. April 1828

Wir haben in der geſtrigen 49ſten Stunde
von der obern Luftwärme zu ſprechen an-
gefangen. Die Fabel von Jkarus iſt Veran-
laßung geweſen. Die Alten hierin als unwiſſend
zu halten. Dies iſt nicht der Fall. Seneca
ſagt ausdrücklich; die Berge ſind zu unbeträch[t-]
lich der Soñe näher, als daß ſie heißer
ſein ſollten. Strabo mußte es ſehr gut
daß die verſchiedene Höhe des Bodens Ein-
fluß auf die Kultur der Pflanzen habe.
Wir haben angenom̃en, daß der Grund von
den obern kalten Luftſchichten darin beſtehe,
daß die Oberfläche der Erde durch Abſorbtio[n]
des Lichts Wärme erregt, daß dieſe Wärme
ſtrahlung durch die Dunſthülle gehindert
wird nach oben zu ſteigen u. dadurch die
obere Luft kalt bleibt. So geht Zb. das
Licht ſehr gut durch Glas, aber eine bedeu-
tende Wärme gehört dazu, weñ die ſtrah[-]
lende Wärme daſſelbe durchdringen ſoll.
Die Unterſuchung der Temperatur auf den
Höhen iſt nicht allein für die Erklärung phyſi-
kaliſcher Erſcheinungen wichtig, ſondern auch
für aſtronomiſche Keñtniße, Barometer Me[ſſun-]
gen etc. Man kañ gewiße Formeln beſtim̃en
nach denen Barometerbeobachtungen angeſtellt

werde[n]

werden köñen. Eine arithmetiſche Progres-
ſion findet aber dabei ſelten ſtatt. Die
Hauptſache iſt die mittlere Temperatur ge-
1.,
wißer Höhen zu finden. Durch einzelne Reiſen
nach hohen Bergen kañ die Beſchaffenheit
der höhern Luftſchichten beſtim̃t werden u.
ich habe unter den Tropen die Wärmeab-
nahme von 500 zu 500 Toiſen ſelbſt un-
2.,
terſucht. Beßer hiefür ſind die unmit-
telbaren Unterſuchungen von Biot u.
Jai Luſſac, mittelſt der Luft-Ballons,
die aus einer Luftſchicht von + 23° in
eine von − 6° ſtiegen. Hieraus kañ
man finden, wieviel Fuß zu einer ge-
wiſſen Abnahme der Wärme gehört.
3.,
Auch Drachen an denen Termometer befeſtigt
ſind benutzt worden die Rationen [unleserliches Material]zu
beſtim̃en, wo eine gewiſſe Wärme
4.
herrſcht. Ziemlich genau gebenſollen auch die
Quellen auf den Bergen die mittlere
Temperatur der Höhen angeben, ſo
5.,
wie die Temperatur der Höhen auf
Bergen ſelbſt. Doch möchte letzteres beſon-
ders ganz falſch ſein, da bei Höhlen mit ſenkrechten
Öffnungen die kalte Luft im Winter ein-
dringt, die ſich im Som̃er darin erhält
u. dañ die iſotermen Linien der iñern
Erdwärme nicht ganz unabhängig von der
Höhe des Bodens ſind, u. dieſelbe Wär-
me ſich ergiebt weñ man auf der
Ebene oder auf den Bergen in die
Tiefe geht. Es iſt daher ſicherer die
Lufttemper. an den Abhängen der Berge
zu beobachten, obgleich die verſchiedene
Farbe des Geſteins, Wälder etc. einige Per-
turbation des Termometers veranlaſſen

köñen.

Bedeutend iſt jedoch dieſelbe nicht, da alle
Abhänge vom unermeßlichen Luftmeere gleich-
ſam gebadet ſind. Die Abnahme der
Wärme habe ich unter den Tropen auf
700 Fuß, 1° R. gefunden u. dies 26 mal
beobachtet, wobei die mittlere Temper.
der Ebene um 1 bis 1¼° R. differirte.
Wo ſich beträchtliche Ebenen in dem Luftmee-
re erheben, wird ſich die Luft mehr er-
wärmen als an den gleichhohen Abhängen
u. noch mehr iſt dies auf den ausgedehnten
Central-Ebenen der Fall. Ein merkwür-
diges Reſultat liefert die Abnahme der
Wärme an den Andes. Jn Caracas iſt
die Abnahme der Wärme zwiſchen 3–
7,500 Fuß ſehr gering, weil hier in
den Tropen die erſte Wolkenſchicht ſteht
welche die Wärme bindet. Als Reſultat
kañ ich daher kurz angeben, daß unter den
Tropen bei 700 Fuß hohe, die Wärme
um 1° abnim̃t, zwiſchen 45–47° N Br.
bei 520′, 1° R im Som̃er u. bei 700′
Höhe, 1° R im Winter. Die Wärme ab-
nahme iſt daher langſamen in den Tropen
als in der temperirten Zone. Bei den über
die Strahlenbrechung angeſtellten Beobach-
tungen iſt gefunden, daß weñ die Refrac-
tion unter 10° iſt, die Wärmeabnahme
hier ſoviel wie unter den Tropen beträgt.
Hieraus läßt ſich jetzt die Temperatur
abnahme berechnen. Hier gehören im Win-
ter 700′ in Schweden 900′ Höhe zur Abna[hme]
eines Termometergrades. Die Temperatur
der einzeln auf einander liegenden Schichten
iſt daher in arithmetiſcher Proportion an-
zunehmen u. die Barometermeſſung
nach der Strahlenbrechung zu regulir[en.]

Jch

Jch habe unter den Tropen die Temperaturen
des ganzen Jahres verglichen u. gefunden
daß ſie am Amazonenſtrom 3–4° höher
iſt wie in Rom oder Berlin im Auguſt.
Jn der Höhe von Loxa, Papaian 6000′
hoch gleich der mittlere Temper. Berlins
im Aug. Jn Quito iſt die Temper. des
Jahres wie der Anfang des Mai in Berlin
bei 10–11000 Fuß Höhe wie die mittl. Tem-
peratur Berlins ſelbſt, oder wie die des
April. Alles hängt aber von der Nor-
maltemperatur der Ebene ab. Jnteres-
ſant iſt es jetzt, die Jſotermen Linien der
Erde mit den Jſoteren Linien der Höhe
zu verbinden. Man glaubte ſonſt die
Schneegrenze ſei allgemein die mittlere Tem-
peratur des Gefrierpunktes. Dies iſt un-
richtig. Die untere Schneegrenze iſt nicht = 0°
ſondern unter dem Aequator + 1½° R
u. unter 68–69° N B. − 5–6° R. Verſchie-
dene Breitengrade haben daher eine ver-
ſchiedene Temperatur der Schneegrenze u.
man muß zu deren Beſtim̃ung die Höhen
u. Breitengrade vorbinden. Dies iſt
von beſonderm Einfluß auf das Gedeihen
der Pflanzen. Kardinal Bombo war wohl
der Erſte, der hiemit beſtim̃te EJdeen ver-
band. Turnefort glaubte auf dem Ararat
dieſelben Pflanzen von Süd-Frankreich u. Lapp-
land zu finden, obgl. es nur Species der
ähnlichen Gattungen waren. Dies Alles iſt
in neuern Zeiten viel genauer eruirt.
Vergleicht man die Temperatur der
Alpen mit der der Ebene, ſo iſt die
Temp. der Höhe von 300 Fuß gleich der
15 Ml. oder 1 Breiten Grad nördlicher

gelegenen

gelegenen Ebene. Der Gipfel der Schneekoppe
hat daher eine Temperatur als weñ man
17 Breiten Grade oder 255 Ml. nach Nor-
den ginge, gleich − 1° R. u. nicht + 7° R.
wie die Ebene Schleſiens, ſondern wie
Lappland deshalb wachſen aber nicht
auf der Schneekoppe die Pflanzen die in
Lappland wachſen. Jm Som̃er allein iſt dies
anders; da kom̃en auf 300′ Höhe nur
10 Meilen nördliche Entfernung in Rechnung.
Ueberhängt geht die Kultur der Pflan-
zen höher auf die Berge als ſie in
gleicher Temperatur nach Norden ſich
bewegen. Sie leben hier in einer düñen
Luftſchicht u. die Jntenſität der Licht-
ſtärke entwickelt eine größere Quan-
tität Wärme, welche die Früchte eher
nur Reife bringt. Es kañ auf 2400′
Höhe Weinbau getrieben werden, aber
ſchon 4° nördlicher gedeiht kein Wein mehr.
Nim̃t man beſondere Rückſicht auf die
Kultur der Pflanzen, ſo dürften bei
300 Fuß Höhe nicht 15, nicht 10 ſonder[n]
nur etwa 7 Meilen nördliche Entfer-
nung anzunehmen ſein. Das Phänomen
der Schneegrenze, wobei Berge ſtets in
Schnee gehüllt bleiben, beſchäftigte die
Menſchen ſchon früh. Jn den Alpen u.
Pyränaen wo Eichen u. Pinien unter
der Schneegrenze wachſen iſt dies ein gro-
ßer Contraſt; noch größer unter den Tr[o-]
pen, wo Palmen u. Piſang ſich gegen
die Schneeberge abheben. Dieſe Erſche[i-]
nung verſchönert nicht allein die Natur
ſondern dadurch kañ man unterſcheiden, welche

die

die höchſten Berge ſind, da [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]die Schneelinie
über dem Meere ſich gleich bleibt. So
wußten die Jndianer vor Ankunft der
Europäer, daß der Chimborazzo der höch-
ſte Berg ſei. Unter den Tropen iſt der
Unterſchied der Schneegrenze in allen Jah-
reszeiten ſo gering, daß er kaum 60′
auf allen Bergen differirt, u. in Zeich-
nungen
beſonders dies auffallend abſticht.
Jn temper. Zonen ſteigt der Schnee oft
in tiefen Schluchten herab, daß ſelbſt die
Wärme der Ebene perturbirt wird.
Die Alten, welche den Taurus u. Kaukaſus
u. dañ wieder die Ablpen u. Pyrenäen
kañten ſahen in dieſen Bergen in Betreff
des Schnees nur Kontraſte. Unter dem
Aequator fängt die Schneegrenze mit
15000 Fuß unter 35° N B bei 9000′ Höhe
an. Damit muß man das Phänomen
der Gletſcher u. Eisgrotten nicht verwech-
ſeln, von denen erſtere bis in die Ebene
ſelbſt kom̃en köñen. Bekañt iſt es, daß die-
ſelben durch die Erdwärme unterhalb Bogen
bilden, die einſinken u. dadurch ſich ſelbſt
weiter ſchieben. Sie ſehen aus wie ein plötz-
lich gefrorenes Meer welches in Bewegung
geweſen. Auf der Oberfläche findet man
kleine Grüben wie eingebohrt, welches Phä-
nomen damit zuſam̃enhängt, daß das
Waſſer bei + 4° R. ſeine größte Dichtigkeit
erlangt u. zu Boden ſinkt. Weñ auf der
Oberfläche geſchmolzenes Waſſer dieſen Wär-
megrad erreicht ſo ſinkt es u. bohrt in
die Eismaſſe hier erkältet es ſich mehr u.
ſteigt deñ wieder in die Höhe, wodurch
dieſe kleine Grüben allmählig gebildet
werden. Eisgrotten ſind etwas ähnliches,

wo

wo Luft ausſtrömt die oft nur 2–3°
Wärme hat, die im Winter eingedrungen
u. jetzt verhindert wird auszuſtrömen.
Jn Peru u. Chili giebt es keine Gletſcher
wohl aber in Aſien. Jm weſtlichen Theile
des Chimborazzo habe ich 80 Toiſen unter
der Schneegrenze unter Beinſteinſchichten
große Maſſen Hagelkörner gefunden.
Es iſt dies ein ganz eigenthümliches Phänomen.
Erſt jetzt iſt die Urſache aufgefunden
daß die Schneelinie nicht iſoterm iſt u.
daß ſie weniger von der Temper. des
Jahres, nicht von den iſotermen Linien
ſondern von den iſoteren Linien abhängig
iſt, u. von der Zahl der Lage die eine
mittlere Temperatur von 4–5 Grad
haben. Die Jſoteren Linien entfernen
ſich daher weit mehr von den Paralelkrei-
ſen als die Jſotermen Linien.

52. Vorlesung, 14. April 1828

Wir köñen die Temperatur der verſchie-
denen Gegenden unter dreierlei Geſchichts-
punkten betrachten:

1., wir verbinden die Punkte die eine
gleiche jährliche Temperatur haben,
dies ſind die iſotermen Linien.

2., oder die Punkte deren Temperatur
ungleich u. deren Som̃ertemperatur gleich
iſt, dies ſind die iſoteren Linien.

3., endlich die Punkte, wo die jährl. u. Som-
mertemperatur verſchieden, aber die Win-
tertemperatur verſchiedengleich iſt, dies
ſind die iſocheimoniſchen Linien.

Es kan der Fall ſein, daß ein Ort 5°
nördlicher liegt u. deñoch gleiche Tempera-
tur hat. Moskau liegt 11° nördl. an
der Ausfluß der Loire u. hat deñoch
dieſelbe iſotere Linie. Gruppirungen

von

von Hochgebirgen veranlaßen daß die
Schneegrenze bedeutend ſinkt, oder die
Wärmeſtrahlung der Hochebenen, daß ſie
bedeutend ſteigt, ſo daß in Tibet in
14000 Fuß Höhe noch Waitzen gebaut
werden kañ. Jn dem von Meeren ſo wenig
durchſchnittenen Aſien geht die Schneelinie höher
als man gewöhnlich glaubt, deñ für die
jährl. Wärme iſt Aſien wirklich kälter
als andere Continente, aber wegen der bedeu-
tenden Wärmeſtrahlung im Som̃er, geht
doch die Schneelinie höher. So ſind auch die
Som̃er am Kaukaſus, trotz der Nähe des
kaſpiſchen u. ſchwarzen Meeres heißer als un-
ter gleichen Breitengraden. Auch an den
Karpathen unter 48° N B. iſt die Schnee-
linie höher wie in den Alpen. Je weiter
nach Oſten hin, je mehr veranlaßt das
Continental-Klima heißern Som̃er. Nur
wenige Zahlen will ich hier noch hinzufügen.
Die ermittelte Höhe der Schneelinie unter
dem Aequator beträgt genau 14660 Fuß
oder 14700′ in runder Zahl u. der Mont-
blanc
wurde dort beinahe in die
Schneelinie reichen. Vom 19–20° N Br. bis
40° N B. zu den Pyrenäen ſind lange
keine Meſſungen veranſtaltet worden.
Jn Neu-Mexico fand ich zu meinem Erſtau-
nen, daß die Schneegrenze nur circa
1000 Fuß niedriger geht bis 13800 Fuß.
Die Oſcillation bis wohin ſie in Winter
herabſinkt iſt 2100 Fuß. Vom 19–30° iſt
kein Schneeberg der bis jetzt gemeſſen
iſt u. in Amerika giebt es auch keinen ſo
hohen Berg zwiſchen 19–40° N Br., deñ die

Azoren

Azoren erreichen mit ihren Gipfeln nicht die
Schneelinie. Jm 30° N B. iſt das Himalaja-
Gebirge genau vermeſſen u. geht die
Schneelinie am ſüdlichen Abhange bis 12000′
u. am nördl. Abhange bis 15400′ Höhe,
wo Millionen von Menſchen noch leben.
Die Schneegrenze in den Pyrenäen u. Alpen
iſt nach Localverhältn. ſehr verſchieden. Nach
genauen Beobachtungen von Saussure, v. Buch etc.
iſt dieſelbe 8400′ hoch anzunehmen. Jn
unſerer Breite von 52° N. würde ſich
die Schneegrenze, weñ dergleichen Berge
hier wären bei 7000 Fuß Höhe anheben.
Jn Scandinavien 70° N B. iſt die Schneegren-
ze 3300′ hoch u. dorten würde der
Brocken in derſelben liegen. Am Litto-
rale iſt ſie unter gleicher Breite nur
2200′, Weñ man die Schneelinie auch nicht
ſehen kañ, ſo kañ man ſie doch durch die
Baumarten leicht finden, die ſtets in de[r]
einer gewiſſen Grenze von derſelben ſich
entfernt halten Zb. Tañen, Birken etc.
Dieſe bilden daher gleichſam iſoterme Linie
bei alle dieſen Beſtim̃ungen iſt nothwen-
dig ſich im̃er an Localverhältniſſe zu
eriñern u. einzelne Orte zu betrachten.
Die iſotermen Linien ſind daher nicht von
Breitengraden abhängig ſondern von
bedeutender Jnflection. Tabellen über
Temper. Verhältniſſe wie Zb. die von
Lesſli ſind daher ohne Nutzen u. ein
ſie anzufertigen mußte man beſtim̃te
Coefficienten herein bringen u. den
Abſtand von der Linie, welche eine
geringe Temperatur hat ermitteln

dieſe

dieſe Linie von 0° Wärme fällt in
Scandinavien zwiſchen 67–68° N Br. Jn
Labrador unter 54°. Die Jnflection
der iſotermen Linie iſt daher ſehr ſtark.
Man muß daher ſagen: in den Längen-
graden zwiſchen Petersburg u. London
iſt die Schneegrenze in der u. der Höhe
hingegen in Amerika liegt ſie ſo hoch.
Es iſt überhängt ſehr übel Erfahrungs-
ſätze durch Formeln ausdrücken zu wollen.
Jch kañ zwar durch Absciſſen u. Ordinaten
den Lauf des Fluſſes, ohne Karte beſtim̃en;
aber wer kañ die Veränderungen des
Laufs deſſelben dadurch angeben. Dies
iſt derſelbe Fall die Temper. Durch For-
meln beſtim̃en zu wollen. Am kälteſten
möchte es in Neuſibirien ſein u. die
Curve der Schneelinie fällt mit der
Oberfläche zuſam̃en bei 82–83° N Br.
Noch einiges habe ich über die Seeluft
zu ſprechen u. deren Beſchaffenheit, die
auf der Flüßigkeit ruht die über ⅔
des Erdkörpers bedeckt. Sie hat ſehr
wichtigen Einfluß auf die Temperatur,
da die Wärme von der Abſorbtion der
Lichtſtrahlen abhängig iſt. Ferner
hängt die Wärme der Seeluft von den
Strömungen u. Winden ab. Jm flüßigen
zuſtande des Waſſers kañ ſich die obere Luft dadurch er-
kälten, daß das Waſſer verdunſtet,
deñ daß das Licht mehr in die Tiefe dringt
u. nicht Wärme ſtrahlt. Ferner wirken
die Strömungen warmen oder kalten Was-
ſers auf die Meeresluft. Auf kalten
Strömen iſt die Temperatur der Luft

unter

unter den Tropen + 14° R. u. eben
ſolche Wärme findet ſich über die heißen Strom
nach Norden hin mit dem in hohe Breiten-
grade fliegende Fiſche hinziehen. Anders
iſt es, weñ der Boden des Meeres ſtar[r]
iſt. Hierüber hat Scoresby die beſten
Beobachtungen angeſtellt. Hier ſieht
man oft hohe Eisberge in der Eisebene[.]
Dieſe ziehen die Dünſte aus der feuchten
wärmere Luft an, wodurch die Durch-
ſichtigkeit der Luft genom̃en wird. Jſt
dies lange genug geſchehen, ſo ſtehen
ſie wieder hell u. klar am Him̃el.
Man hat Unterſuchungen angeſtellt in
welchen Climaten das Waſſer wärmer
als Luft ſei. Jn allen Breiten vom
Aequator bis 48° NB. iſt das Meer
wärmer als die Luft, daher auch
hier die Degreſſion des Horizonts be-
ſonders ſtatt findet, die 4–5 Minuten be-
trägt die Brechung der Lichtſtrahlen u. die
Erſcheinung von Luftbildern hängt da-
mit zuſam̃en. Man glaubt Seen in der
Ferne zu erblicken, [unleserliches Material]welche Erſcheinung
die Afrikaner den Durſt der Gazelle
neñen, weil dieſe Thiere durſtend nach
der Erſcheinung hinreñen. Die Armeen
von Alexander wurden hierdurch getäu[ſcht]
auch die Franzoſe unter Napoleon ſah[en]
dieſe Luftgebilde. Die höchſte Temper[.]
der Seeluft unter den Tropen iſt nie
höher als 23–24°, auch 21° in der Regel,
im̃er 12–13° weniger als der Theil des
Luftmeeres der unter gleichen BreitenLängen
auf dem Continente ruht. Hiemit muß
man die Temperatur einzelner engen B[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]ſte

nicht

nicht verwechſeln Zb. das rothe Meer
welches das heißeſte von Allen iſt.

Cap. Tuki hat die Temper. deſſelben bei
Tage nie unter + 36° u. des Nachts unter 28–29°
R. gefunden. Seeluft mildert wie öfter
geſagt die ganze Temper. u. nim̃t
man die Mittelzahl, ſo findet man, daß
zwiſchen 20–40° die Seeluft im Allge-
meinen etwas höher als die Luft auf
dem Continente iſt. Nach eine einzige
Betrachtung ſei wir erlaubt hier bei-
zufügen, daß aus der Temperatur Ver-
ſchiedenheit drei Gründees herzuleiten iſt
ſind, daß Europa ſo ausgezeichnet in
der Kultur, Civiliſation u. Bevölkerung
iſt. Hiefür ſind drei Gründe vor-
handen:

1. Europa iſt die Weſtküſte des großen
Kontinents von Aſien

2., Die Längengrade von Petersburg
u. Madrid verlängert nach dem Ae-
quator ſchließen das Continent Afrika
ein, das wie ein heißer Stein heiße
Luftſchichten nach Norden u. Süden wälzt

3., Es iſt ſehr von Meeren durchſchnitten
die wodurch ihm die Beſchaffenheit eines
Küſtenklimas zu Theil wird. Ferner
erſtreckt ſich nach Norden hin am wenigſten
Land u. ein freies Meer liegt da, wo-
durch die Eismaſſe. Durch das ausgedehnte
Thal des atlant. Meers bequem abtreiben
köñen. Europa koñte auf 3erlei Weiſe käl-
ter werden 1., Weñ Africa wie einſt die Fabelhafte
Atlantis unterſänke oder 2., Atlantis wie-
der in die Höhe ſtiege oder 3. die Baffings-
bai ſich ſchlöße u. der Jſtmus von Panama
ſich öffnete u. den Aequatorialſtrom durchließe.
Solche Naturrevolution verändern die Temperatur
u. zugleich dadurch den Wohlſtand der Völker.

53. Vorlesung, 15. April 1828

Von den Telluriſchen Verhältniſſen gingen wir zu den
Geographiſchen über, wobei wir die Abtheil. de[s]
unorganiſchen u. organiſchen machten. Erſteres wur-
de nach ſeinen feſten u. flüßigen Zuſtande betrach-
tet u. dies wieder inſofern es tropfbar od[er]
elaſtiſch iſt. Bei der Luft ſahen wir auf ihr[e]
Farbe, Dichtigkeit, chemiſche Beſchaffenheit, Feuchtig-
keit, Temperatur-Verhältniß u. jetzt kom̃en
wir zu der Electricität derſelben. Die Bildung
des gasförmigen Dampfes in der Luft iſt Grund
der Electricität. Die Soñe erregt Wärme, Wä[r-]
me entwickelt Dämpfe, beide geben Electricit.
Die wiederum Wärme u. Licht giebt. Wie frü-
her erwähnt iſt Magnetismus u. Electricität
identiſch, u. erſters im Starren wirkſam wie
letzteres in der Atmoſphäre. Erſteres zeigt
ſich durch das ausſtrömende Polarlicht, letz-
teres durch das Licht der Blitze. Von dem
Verbreñungsproceß bei der Electr. gehen wir
zu dem über, der bei den Aerolithen im Welt-
raume, von ſie in unſere Atmoſphäre kom̃en
ſtatt findet, u. weshalb ich ſie in dieſem
Abſchnitte abhandeln werde. Electricität ka[ñ]
durch verſchiedene Mittel erregt werden. Die
auf mehrere Phänomene zurückführen: 1. Durch
Reibung 2., Durch den veränderten Zuſtand der
Ausdehnung der Luft u. Dampfbildung 3., Durch chemiſche
Veränderung |: Beckerell hat gezeigt, daß auch
die geringſte Quant. von Säure in einen Miſchung
durch die Magnetnadel beſtim̃t werden kañ :|
4. durch den Contact verſch. Stoffe |: Galv. Säule
5., durch das im organiſche Leben auf eine gehei[m-]
nißvolle Weiſe vertheilte Fluidum, wonach e[-]
lektr. Fiſche wie geladene Wolken betrachtet
werden köñen. Man mußte es für etwas ſehr
ſonderbares halten, daß elektriſche Proceſſ[e]
imn organiſchen Körpern, im Waſſer lebend, ſich
bildeten, welches letztre ein leitender Körper
iſt u. nicht vielmehr in dergleichen Körpern [in]
der Luft die nicht leitend iſt. Wahrſcheinlich
iſt es, daß die Spañung der Muſkeln die bei
den Gym[unleserliches Material]noten in Erſtaunen ſetzt, wonach

fünf

fünf Fuß lange Fiſche mit einem elektr. Schlage
ein Pferd tödten, auch bei den Vögeln u.
andere Thieren ſelbſt bei uns ſtatt findet, nur
daß ſie dorten in einem ſauerſtoffreichern
nervenreichern Blut mehr angedeutet iſt. Es kañ hier
keine Erklärung der Electricität, ſondern
nur die Geographie der elektriſchen Erſchei-
nungen
gegeben werden. Dieſe ſind unter
den Tropen größer als in irgend einem an-
dern Orte. Die großen Waſſerproceſſe
erregen auch große Meteore; jedoch hängt
letzteres nicht allein von der Quantität der
Dämpfe, ſondern auch von ihrer räumlichen
Lage ab, weñ Wolken voll Dünſte in freier
trockner Luft ſchweben. Die Bildung der Quan-
tität der Electr. entſteht weñ kleine Dunſtbläs-
chen vorhanden ſind, die auf ihrer Oberfläche
in freier Luft ſtets electr. Spañung mit
poſitiver Electricit. haben. Kom̃en große
Maſſen Bläſchen zuſam̃en u. bilden Wolken
die oft ½ Kubik-Meile enthalten, ſo geht die
Quant. der Electricität im Jñern auf die
Oberfläche u. veranlaßt die große elektri-
ſche Spañung. Daher koñen ſo viele Gewitter-
ſchläge aus einer Wolke kom̃en, in dem sich einzelne
Theile, die keinen iñern Zuſam̃enhang haben
einzeln entladen. Merkwürdig iſt es, daß wir
in verſchiedenen Zonen Mangel an Gewitter
ſehen. So hat Scoresby zwiſchen 68–75° N Br.
nie Gewitter nie Blitz bemerkt. Dieſer Man-
gel an elektr. Spañung fängt in Scandina-
vien an u. geht im̃er weiter nach Norden.
Jn der Hudſonsbai iſt zwar Gewitter doch
liegt dieſe von 52–64° N Br. aber in Barow-
Straße iſt kein Gewitter. Die Urſache mag ſein
daß die Luft mit Dämpfen mehr geſätigt iſt
als ſie auflöſen kañ u. da die trockne kalte
Luft wenig Waſſer halten kañ, ſo ſchlagen
die Dämpfe nieder, u. das Waſſergas ſetzt
ſich mit der Oberfläche der Erde gleich in Verbin-
dung, wodurch die Electricität nicht ein wirken kañ.

Unter

Unter den Tropen ſieht man vom Dcbr. bis Ma[i]
kein Wölkchen u. daher auch kein Gewitter. Jn dieſe
Zeit iſt in der Luft ſtets poſitive Electricit.
Vom Mai bis Octbr. iſt dorten die Regenzeit
kurz vor dem Erſcheinen derſelben wehen di[e]
Paſſatwinde unregelmäßig, es fängt Welterleu[ch-]
ten an. Von 8 Uhr M. bis 1 Uhr N. M. iſt unten
in der Atmoſph. keine Electricität. Hat
aber die Soñe das Maximum der Wärme he[r-]
vorgebracht, ſo iſt auf freiem Felde gleich ei[ne]
große elektr. Spañung die vom + zum −
übergeht. Stets zwei Stunden nach dem Maxi-
mum
der Wärme entladen ſich die Gewitter
u. dañ iſt der Abend heiter, ohne Electrici[tät.]
Dieſe Beſchaffenheit der Atmoſph. findet ſelbſt
bis zu einer Höhe von 14000 Fuß ſtatt u.
habe ich hier + Electr. gefunden. Die Erſche[i-]
nungen
des Gewitters ſind dieſelben wie bei uns
nur [unleserliches Material]mit dem Unterſchiede, daß ſie hier zu al[len]
zeiten des Jahres, dorten nur an gewißen Jahr[es-]
zeiten
ſtatt finden. Wie geſagt erſcheint n[ach]
dem Gewitter dorten zuerſt Wetterleuchten. Di[es]
iſt allenthalben ein phoſphoriſches Licht, welche
tief am Horizonte ſtets ſich befindet, nie
höher als 10–12° hoch. Die Lateiner unter-
ſchieden ſchon fulguratio u. fulmen. Wollt[e]
man añehmen, daß es [unleserliches Material]von einem fernen Gewit-
ter herröhre, ſo dürfte man in Verlegenheit
kom̃en. Nim̃t man die größte Höhe der Gewitter-
wolken 6000′ an, ſo wäre das Gewitter
in Entfernung von 23 Ml. ſchon im Zenit
u. bei gewöhnl. Höhe von 3000′ müßte es in
10 Ml. Weite ſchon heftig doñern; welches ſich
nun beſtätigt. Daß es in den Tropen ſelte-
ner einſchlägt wie bei uns mag davon her-
rühren, daß die Tropen-Wolken 1000 Toiſen
hoch ziehen, während hier dieſelben nur 500
Toiſen Höhe erreichen. – Beſonders ſind die
durch den Blitz gebildeten Blitzröhren noch
zu bemerken. Man hat ſie in der Señenheide, in
Weſtphalen, u. an andern Orten gefunden. Es iſt
eine Verglaſung des [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Sandes durch den [unleserliches Material]Blitz, [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
durch [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] zugeſpitzten Körper, mit einer iñern

glatt[en]

glatten Röhre gebildet wird. Man findet ſie
von 14–30 Fuß Länge, auch unter den Tropen in
Bahia, in der Wüſte Afrikas, wo Klepperton
einen mitbrachte, wo jetzt keine Gewitter ſelbſt
erſcheinen. Auf einer Jnſel auf der Schleſwigſchen
Küſte ſahen Matroſen einen Blitz herabfahren,
ſie gruben nach u. fanden die ſchönſte Blitzröhre
die man hat. Es iſt dieſe Erſcheinung daher keine
bloße Theorie. Auf den Höhen findet man ſehr
oft herrliche Verglaſungen; ich ſelbſt ſahe eine
Spitze von 14000 Fuß hoch, Trachitporphyr, ganz
verglaſet. –

Mit den Fulguriten muß man nicht die
Meteorſteine verwechſeln; dieſe entzünden
ſich in unſerer Atmoſphäre, u. werden wegen
des Verbreñungsproceſſes hier abgehandelt. Man
hat lange daran gezweifelt, obgl. chineſiſche
römiſche u. griechiſche Analen beſtändig deren
gedenken. Die Kalifen u. mongoliſche Fürſten
ließen ſich aus Meteorſteinen Dolche u. Degen-
klingen anfertigen etc. Dasß über dieſe Erſchei-
nung Licht verbreitet iſt, haben wir ſeit 1794
Clodny zu verdanken. Obgleich von dem Conſiſto-
rio
in Agram in Croatien Zeugen abgehört
u. Urkunden ausgeſtellt wurden, über die 1751
hdaſelbſt herabgefallenen Steinmaſſen von 16–70
℔ Gewicht; obgleich dieſe nach Wien geſendet wur-
den: ſo war der Unglaube doch ſo merkwür-
dig, daß ein gleichzeitiger Schriftſteller ſagt
kein denkender Gelehrten wird dieſe Fabel
glauben. Es ging hier wir dem Pater Scheib-
ner
in Salzburg, der die Soñenflecken bemerk-
te u. dem der Jeſuiten-Rector ſagte, er habe
gewiß Flecken in den Augen u. er ſolle dem
Jeſuitenorden durch ſolche widerſiñige Behaup-
tung nicht Schande mache. Ariſtoteles erwähne
hievon nichts u. daher köñe es nicht wahr ſein.
Jch habe es ſelbſt geſehen, daß die Akademie
in Paris über die von Pitet angeſtellt Verſuch.
über die Aerolithen, in Gelächter ausbrach.
Bald darauf ereignete ſich der große
Steinfall zu Aigle D. 26. Apl. 1803, wo

auf

auf einer Fläche von 2 □ Ml. 2,000 Steine herabf[ie-]
len. Man hörte in einer Wolke [unleserliches Material]Kanonendoñer u.
kl. Gewehrfeuer bei der Exploſion. Seit dem d[ieſe]
Erſch. auf Cladnys Werk folgte, hat Nieman[d]
an ſeiner Erklärung mehr gezweifelt. Die Al[ten]
hatten ganz ähnliche Jdeen. Diogenes Apollon[ius]
aus der joniſche Schule ſagt: Mit den leuchtende[n]
Sternen bewegen ſich auch andere nicht leuchten[de]
Sterne, die zuweilen auf die Erde fallen. [Dio-]
genes Laërties
lehrt, daß ſie von der Son[ne]
kam̃en u. Anaxagoras, daß die fallenden Stein
von der Erde weggeſchleudert würden u. wied[er]
zurück kämen. Mondvulkane ſind häufig
für die Urſache dieſer Erſcheinung gehalten wor-
den u. gemein iſt der Glaube im Syriſchen Volke[,]
daß Steine aus dem Monde fallen, daher ſie [nicht]
ungern im Vollmonde Reiſen antreten. Wahr-
ſcheinlich iſt der große Stein in der Kaba zu Mecc[a]
ein Aerolith. Dieer berühmteſte Meteorolit, d[eſ-]
ſen Fall weitläuftig beſchrieben, u. der bei hei[-]
term Him̃el herabkam, iſt der von 1492, d[er]
270 ℔ ſchwer bei Enzisheim herabkamfiel, u. d[er]
Kaiſer Maximilian in einigen Stücken gezeigt w[ur-]
de. Viele Stücke wurden auch in die Kirche daſel[bſt]
eingemauert u. befinden ſich jetzt in Paris. E[ine]
Eiſenmaſſe beſchrieb Pallas 1774, welche di[e]
Koſacken ſeit 1749 ſchon kañten, u. die nach
mongoliſcher Tradition vom Him̃el gefallen ſe[in]
ſoll. Ruben Celis fand in einer Ebene im ſüdl.
Theile in Czako eine Maſſe die 7½′ lang 1½′ hoch w[ar]
u. 300 Ct. wog. Jn Braſilien unterſuchte [Wol-]
laston
einen Meteorſtein der 7′ lang 2′ brei[t]
u. 3′ hoch war. Jn China ſoll neulich eine M[aſ-]
ſe von 100′ Durchmeſſer herabgekom̃en ſoll
Herr Remusat ſagt, daß an den Quellen d[es]
gelben Fluſſes ein Fels von 40 Fuß Höhe [verlorenes Material – 1 Wort fehlt]
ein Meteorſtein aus leuchtender Wolke her[ab-]
gefallen ſei. Dies dürfte den wohl die größ[te]
Maſſe ſein. Weñ wir Steine von 6–7′ Fuß
Durchmeſſer mit den Weltkörpern vergleichen
die hinwieder mit noch größere in gleichem
Verhältniß ſtehen: ſo dürften dieſe Verhält-
niße bei gröſten Meteorſteinen noch deutlicher
hervortret.

Jn

Jn den chemiſchen beſtandtheilen dieſer Maſſen herrſcht
große Verſchiedenheit. Man kañ ſie in zwei Claſſen
theilen, nämlich gediegen, wie Eiſen, Nickel etc. oder
erdig u. ſteinartig, graulich ſchwarz wie Ba-
ſalt. Jn neuere Zeiten ſind auch grobkörnigte
Gebirgsarten herabgefallen, Augit, Syroxen
u. Labrador. Das ſpecifiſche Gewicht iſt verſchie-
den, oft 2–3¼ dichter als Waſſer. Da die Planeten
jenſeits der Aſteroiden noch weniger dicht als Waſſer
ſind, ſo ſcheinen ſie uns näher anzugehören. Die
zuweilen Staubartig gefundenen Maſſen köñen
wohl von Winden heraufgebracht ſein u. dañ ſich
niedergeſchlagen haben. Jm äußern ſind alle
Meteorſteine gleich, mit einer glaſigen ſchwar-
zen Rinde umgeben, auf der ſich kleine Zweige
verbreiten. Die Araber hielten dies für hiero-
glyphiſche Zeichen u. Adreſſe an die Perſonen
die von ihnen getödtet werden ſollten. Jm
iñern ſind hauptſächlich die Metalle: Eiſen,
Nickel, Kobalt u. Chrom; letzteres mehr cha-
racteriſcher Beſtandtheil. Ferner enthalten
ſie Nickel, Schwefel, Kohle, Natron u. Kali,
auch etwas Salzſäure. Von Erdarten: Kie-
ſel, Allaun, Talkerde auch Waſſer. Der
Chemiker Rose hat dies beſtim̃t u. bringt die
Maſſe in 2 Abtheil., die viel Nickel u. wenig
Kalk u. dañ wenig Nickel u. viel Schwefel u. Kalk
hat. Die Erſcheinung kündigt ſich bei hellem Tage
u. heitern Him̃el als ein leuchtender Punkt an, um
den ein ſchwarzes kleines Gewölk ſich bildet.
Die Lichtflam̃e hat eine Jntenſität die gleich dem
Soñenlichte iſt. Zb. führ eine Feuerkugel bei
Tage über Popajan u. erleuchtete ſelbſt hier unter
den Tropen den hellen Mittag noch heller. Eigen-
thümlich iſt es, daß ſie ſchwarzen Dampf u.
Rauch hervorbringen. So weit ihre Höhe beim
Fallen hat gemeſſen werden köñen, hat man
ſie 10–15 geogr. Meilen hoch gefunden. Jhr
Herniderkom̃en iſt kein Fallen, ſondern horizon-
tales dahin ſtreichen mit einer Geſchwindigkeit
die gleich der der Weltkörper iſt, 5–6 Ml. in einer

Secunde.

Secunde. 1794 wurde eine Feuerkugel gleichzeitig in Paris
u. Dublin geſehen. Bisweilen haben ſie eine ſeltene [Ab-]
lenkung u. die Maſſe ſcheint in der Atmoſphäre aufgehalt
zu werden. Ein Getöſe iſt ſtets damit verbunden, das
oft 15–18 Ml. weit zu hören iſt, u. obgleich ſie ſehr er-
hitzt herunterkom̃en, verſengen ſie nicht das Gras [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
entzünden Holz u. dgl. Es ſcheint überhaupt daß nur die
Fläche verglaſet u. das Jñere nicht erhitzt wird, deñ [der]
Chemiker Berzelius fand den Schwefelkies ganz unver[än-]
dert. Es ereignete ſich der höchſt merkwürdige Umſtan[d]
im Jahr 1810, daß ein Meteorſtein auf ein Schiff an der
Küſte Amerikas fiel, durch das Verdeck ſchlug, das Hol[z]
aber nicht ſchwärzte, welches bei einer durch u. durch erhi[tzten]
Kugel der Fall ſein würde. Bedenkt man daß im Ga[nzen]
Meteorſteine ſelten vom Him̃el fallen u. erwägt man [die]
Größe des atlant. Ozeans u. den Punkt auf demſelben [den]
ein Schiff bildet, ſo iſt dies gewiß die auffallendſte Erſ[verlorenes Material]
das Phänomen iſt von den Jahreszeiten ganz unabh[än-]
gig, hat nichts mit den Soñenflecke zu thun u. dgl. Herr
Schreiber hat berechnet daß bereits 100000 Steinfälle ſta[tt]
gefunden, was freilich zu beſtim̃en höchſt ſonderbar iſt.
Für die Urſache dieſer Erſch. hat man drei Hypoth[e-]
ſen angenom̃en 1. Sie ſollen ſich in der obern Atmoſ[phäre]
ſelbſt bilden, indem das Hydrogen im Stande iſt ſelbſt [Me-]
talle aufzulöſen, die ſich dorten zuſam̃enballen. Be[denkt]
man aber, daß die Luft oben ſo düñ iſt, daß ſie einen B[a-]
rometerdruck von wenigen Linien nur übt, ſo würden alle [verlorenes Material][-]
baren Theile der obern Luftſchicht zuſam̃en, doch nicht ſo ſchwer ſein als Steine v[on]
7 Fuß Durchmeſſer. Dazu kom̃t die Schnelligkeit die hori[zon-]
tal geht u. nicht Folge des Falls ſein kañ. 2., Sollen Mon[d-]
vulkane ſie herſchleudern. Dies hat Laplace u. Olbers nicht b[e-]
hauptet, obwohl ſie unterſucht, ob ſie wohl daher kom̃en köñte[n.]
Hiernach würde Steine, weñ ſie mit einer Wurfkraft von 7500[′]
in einer Sec. geſchleudert würden |: 4 mal ſtärker als Pulver[verlorenes Material]
in 2½ Tage auf die Erde kom̃en. Die Tranſlation des Monde[s]
würde veranlaſſen, daß ſich dieſe Steine in Erdſatelliten ve[r-]
wandelten. Die früheſte Meinung in dieſer Art iſt 1660 aufgeſtellt, wo ein Mönch d[urch]
einen Meteorſtein in Jtalien getödtet wurde u. von dem man behauptete, er ſei aus dem M[ond]
gekom̃. 3., Die beſte u. neueſte Hypotheſe iſt, daß Meteorſteine aus den Welträumen
ſelbſt kom̃en, daß dieſe kleinen Maſſen, die im Verhältniß zwiſchen andern Weltkörpern, a[ls]
eigne Weltkörper zu betrachten ſind, durch Perturbation auf einen oder den ander[n]
Planeten fallen, u. die durch das Zerplatzen eines größern Körpers entſtanden ſein köñen[.]
Lagrange hat hierüber u. über d. Wurfkraft ein tiefſiñiges Memoire herausgegeben.

54. Vorlesung, 16. April 1828

Wir gehen in dieſer Stunde zur Geographie
der Organismus über: Viele Phyſiker haben
die Electricität der Materie, die Chemie ſelbſt
als Lebensthätigkeit betrachtet u. dieſe
Erſcheinung Leben genañt; dieſem bin ich
fremd u. rede hier vom organiſchen [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]im Ge-
genſatz des unorganiſchen. Von erſterm
koñen wir nur das telluriſche, indem ich
der organiſche Dinge, die man auf dem Monde
geſehen haben will, nicht erwähne. Sollte es
ſelbſt Gewächſe wie auf der Erde von 200
Fuß Höhe dort geben, ſo wäre mit unſern Jnſtrumen-
ten bei ihrer Düñigkeit doch der Schatten der-
ſelben nicht zu beobachten. Hier [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]auf der Erde
iſt gleichſam eine organiſche Rinde, auf u. in
welcher das Leben ausgegoſſen iſt auf die ſtar-
re Maſſe. Jm Starren u. flüßigen bemerkt
man die größte Unregelmäßigkeit, die Maſſe
beſiegt die Form, im Organiſchen Leben iſt dies
umgekehrt der Fall; dort iſt Ordnung als
Ausnahme, hier Regel. Dies Auffinden der
Ordnung iſt das verſöhnende Princip mit
den Erſcheinungen in denen unſer Leben treibt.
Beſonders giebt ein ruhiges Bild der Eindruck
der Pflanzenwelt. Die Blumen die den ewi-
gen Geſetzen getreu ſich ſeit Jahrtauſenden
enthalten, werden jeden Frühling nach Jahr-
tauſenden noch eben ſo ſchmücken. Der Phyſi-
ker, der im Sturm bewegten Meer die Höhen
der Wellen mißt, oder die Klüfte des iñern
unterſucht, wird von dem entgegen geſetzten
widerſtreitenden ergriffen. Jn die Pflan-
zen u. Thierwelt läßt ſich der telluriſche
Zuſam̃enhang leichter bringen, u. eine geogra-
phiſche Beſchreibung des Aufenthalts derſelben
entwerfen. Die Unterſcheidung des orga-
niſchen vom unorganiſchen giebt ein

ſicheres

ſicheres Kriterium wozu der Gegenſtand
gehört. Sobald eine organiſche Maſſe aufh[ört]
ein Ganzes zu ſein, behält es nicht mehr die
urſprüngl. chemiſche Miſchung, welches im
unorgan. nie der Fall iſt. Jn zuſam̃eng[e-]
ſetzten Thieren u. Pflanzen, zu welchen letzt[ere]
Bäume, mit ihren Zweigen u. Knoſpen zu r[ech-]
nen, kañ ich nicht in beliebiger Richtung Tren[-]
nungen
vornehmen, ohne das Daſein zu
zerſtöhren. Dieſe Bedingung iſt der org[an.]
Character des Jndividuums. Ariſtoteles
definirt natürliche Körper, die ihren Beſt[im-]
mungsgrund der Exiſtenz in ſich ſelbſt trag[en.]
Chemiſche Ziehkräfte köñen wohl allenth[al-]
ben wirken, aber bedingt; deñ der ele[k-]
trochemiſche Proceß im Zuſtande des org[a-]
niſchen Körpers der ihn zwingt zu beharr[en]
iſt nicht verſchieden von dem des unorga-
niſchen; jedoch im erſtern abhängig vo[n]
complicirten Bedingungen, die uns noch
nicht bekañt ſind. Jnſofern köñte man
wohl todte Kräfte belebt neñen, doch
würde dies nur Verwirrung herbei f[ühren.]
Eigentliches Leben muß Reſultat der Ex[verlorenes Material]
in ſich ſelbſt haben.

Jm Organiſchen entſteht die ſucceſſive
Entwickelung der Theile entweder aus A[b-]
ſtam̃ung von andern oder Entwickelung.
Es findet dabei org. Körper eine Periodicität ſtatt
wo entweder das Ganze oder einzelne
Theile abſterben. Gewiße Elemente ſtoß[en]
dieſelben aus u. von der Maſſe vo[n]
50–52 Stoffen welche die Chemiker añeh[men]
gehen nur wenige ins Org. Leben übe[r.]
Nie iſt Nickel, Kobald etc. im Organiſchen gef[unden][.]

Die

Die muhtige Lehre der chemiſchen Proportio-
nen geben dieſe Verſchiedenheit an. Bei
unorg. Stoffen Elementen haben die erſten
Stoffe eine binäre Verbindung, bei org.
eine tri- u. quatrimäre. Zuletzt
iſt auch zu bemerken, daß aller Organis-
mus der Thiere u. Pflanzen gewiſſen Haupt-
reitzen folgt, von denſelben Reitzen ſtimu-
lirt werden köaen. Chlor Zb. reitzt
den Sammen der Pflanzen ſo, daß Kreſſe
in 5–6 Stunden keimt; eben ſo iſt dies für
thieriſche Subſtanzen der Fall. Arſenik
u. andere metalliſche Stoffe in Pflanzen
geimpft, wirken gleich nachtheilig auf die
Gefäße der Pflanzen, wie auf die Fibern
der Thiere. Bis jetzt hat man noch keine
wichtige Definition über Unterſchied der Pflanzen
u. Thiere gegeben. Nach den Mythen von Prometheus iſt das
Him̃elslicht allein Urſache alles organ. Lebens.
Es iſt wahr, daß Licht auf der Erdrinde Leben
entwickelt, doch finden wir auch in der Tie-
fe unterirdiſche Pflanzen. Es ſind dies nicht
keine, die mit dem Holz in Gruben gebracht,
ich fand in der Gailenreuther-Höhle in
neu geſprengten Gängen epheuartige Gewäch-
ſe, die im verwelkten Zuſtande grünliche Blät-
ter trugen. Der Samme köñte durch Waſſer-
circulation in die Tiefe geführt ſein.
Aber auch [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]in einer Tiefe des Meeres von 5–600
Fuß wo kein Lichtſtrahl hindringt, iſt es mir
gelungen, vollkom̃en grüne Pflanzen herauf
zu ziehen. Jn den Ramens u. Citrus
Arten findet man mitten in der Frucht
ſchon grüne Keime. Dies hängt ſicher mit
der Gasart zuſam̃en, die wie in Gruben
wenig Sauerſtoff enthalten u. grün färben

ferner

ferner finden ſich Würmer in den Einge-
weiden der Thiere u. auffallend dieſelben
in unſere Reharten u. den Gazellen u.
Kangeruhs andrer Erdtheile. Licht iſt
daher zum erſten Organismus nicht
nöthig. Das erſte Aufkeimen vegetab.
u. animaliſcher Subſtanzen iſt wenig ver-
ſchieden. Erſt in den letzten Jahren iſt der
Unterſchied zwiſchen Thier u. Pflanze erſt
gefunden worden. Es walteten lange
Zweifel ob, was die Pryſtleiſche Mat[e-]
rie eigentlich ſei. Man hat mehrfach[e]
Stoffe in denſelben entdeckt. 1., conver[-]
ven, pflanzenartige Gewächſe; dañ
2., oſcillatorien oder Faſern mit will-
kührlicher Bewegung u. 3., Maſſen vo[n]
Jnfuſionsthierchen oder Gymnogenen
Es iſt Streit darüber entſtanden, ob
hiebei verſch. Entwickelungen ſtatt finden
u. die Jnfuſionsthierchen als nach Ruhe
ſich ſehnend, entrückt ihrem Zuſtande in
pflanzenartige Faſern ſich einhüllten.
Man hat Converven ähnl. Stoffe unter-
ſucht u. gefunden, daß Pflanzen-Entſte-
hung nichts ſei als zuſam̃engeſetzte Thier[-]
ſtoffe u. daß die Oſcillatorien mit
Undulationen ſich zuſam̃en fügen u.
verbinden. Turpin glaubt daß noch
nicht Gründe genug vorhanden ſind
zu dieſem Reſultate zu gelangen.
Täuſchung iſt hierin allerdings ſehr [unleserliches Material]möglich
die Haupturſache derſelben liegt wohl
darin, daß die erſtern Keime des org[ani-]
ſchen
Lebens entweder als abgeſendet oder
als Theile eines zuſam̃engeſetzten Körpers be-
trachtet werden. Hiemit hängt eine an[dre]

Beobachtung

Beobachtung zuſam̃en, daß in einer Waſſer-
Pflanze, der chara flexilis, Röhren wie Ba-
rometerröhren enthalten ſind, in denen eine
beſtändige Bewegung iſt ſo lange ſie recht
im vollen Wachsthum iſt, [unleserliches Material]indem kleine Körner
beſtändig herauf u. herunter ſteigen.
Unterbindet man die Pflanzen, ſo ſchneidet
ſich die Lebensſtrömung ab u. oberhalb bilden
ſich neue Lebensſtröme. Dies giebt tiefe
Blicke in das Jñern des Organiſchen.
Schon 1774 wurde dies entdeckt u. jetzt haben
ſich mit dieſer Erſcheinung aufs Neue Trevira-
nus
, Meier in Bonn u. Dr. Meyer beſchäf-
tigt. Meier bemerkte eine eigne Bewegung
dieſer Kügelchen, ſelbſt weñ ſie ſich von
der Chara treñen. Dies Umtreiben der
Lebensſphären geſchieht auch bei mehreren
Thieren durch die Blutkügelchen. Kom̃en dieſe
Bioſphaeren zur Ruhe, ſo tragen ſie als
Faſern zur Maſſe bei. Beobachtet man die
Thierſäfte, ſo ſind dieſe Blu[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]tkügelchen bei
unterſchiedenen Thieren nach Form u. Größe
einerlei. Die Anatomen nehmen bekañtlich
zwei Stoffe an, nämlich gewoñene Maſſe
u. Blutkugelchen. Zu erſterer gehört das
Gehirn, Nerven etc. ſelbſt der Eiter der als
gewiñbare Maſſe ſich unter unſern Augen
bildet. Nach philoſophiſcher Anſicht bilden
ſich hieraus zwei Stoffe, entweder Blätt-
chen oder Faſern. Das Zollgewebe beſteht
aus beiden. Dieſe Betrachtungen führen
uns zu künſtlichen Beneñungen, u. ſchneidend
hat man abſondern wollen Pflanzen u.
Thiere. Jn untern Stufen wandeln aber beide
auf einem Wege, in den obern Stufen

ſind

ſind ſie verſchieden, wie Säugethier u.
Vogel, Palme u. Fiſch. Alle bisherigen
Definitionen zwiſchen Thier u. Pflanzen, köñen
durch häufige Ausnahmen widerlegt
werden. Die älteſte Definition des Thie-
res, enthielt die willkührliche Bewegung
deſſelben. Es giebt aber Thiere auch ohne
Bewegung, ſo wie Pfl. mit Bewegung
wie Zb. das Hedycorum gerans, wo die
ſtipulae willkührlich ſich auch im finſtern
bewegen, nachdem die Drehung der Blätte[r]
längſt aufgehört hat. Eine andere Defini-
tion iſt die, daß die Genitalien bei den
Thieren permanent bleiben, bei den Pflanzen
aber abfallen. Dies iſt eine eben ſo unglückl.
Definition. Jch kañ bei den Pflanzen die Ge-
ſchlechtstheile als getreñt anſehen, u. es giebt
Hem̃en mit Staubfäden, auch nicht. So lange
das Ganze lebt, lebt auch dies Jndividuum
u. nicht länger. Eben ſo iſt es mit der
Definiton aus der Chemie hergeleitet,
daß die Thiere Stickſtoff erzeugen u.
Pflanzen nicht. Die Nahrung iſt zwar
bei beiden verſchieden, aber die Perſpira-
tion ganz gleich u. ähnlich. Hier findet
aber ein merkwürdiger Unterſchied bei
höhern Thier- u. Pflanzenordnungen ſtatt
u. ein Gegenſatz des Verkehrs mit der
Atmoſphäre. Pflanzen zerſetzen u. ver-
mindern die Kohlenſäure, die Thiere
grade hervorbringen.

Betrachten wir die Geſam̃tmaſſe des
org. Stoffes, ſo ſehen wie eine größere
Maſſe Vegetabilien als thieriſche Körper.
Man erſtaunt, weñ man Zb. auf Ceylon

auf

auf einer Jagd 100 Elephanten getödtet
ſieht, oder weñ 50–60 Krokodille von
den Andesgewäſſern zuſam̃en getrieben
werden; über die Maſſe des org. thieri-
ſche Stoffes. Was iſt dies aber Alles, ſelbſt
die Maſſe Molusken dazu gerechnet im
Vergleich zu den Urwäldern Amerikas
u. Jndiens, wo 200 Fuß hohe Bäume wach-
ſen von 6–10 Fuß Durchmeſſer, daß man
einen Menſchen auf der andern Seite des
gefällten Baumes nicht erblicken kañ.
Man betrachte die Steinkohlenlager, Pal-
menhölzer etc. die noch jetzt 14000′ hoch zu
finden, wo nur kleine Kräuter noch wach-
ſen. Die Bemerkung kañ man daher machen
daß die vegetabiliſchen Waſſer größer ſind
als die höhern Organiſchen animaliſchen.
Vergleichen wir die Continente mit den
Meeren, ſo iſt dies umgekehrt. Weñ
in den Continenten 50000 Species von
Pflanzen gezählt werden, ſo giebt es unter
den Waſſerpflanzen kaum 300 Species.

55. Vorlesung, 17. April 1828

Wir kom̃en heute zur Geographie der
Pflanzen, die mit der Climatologie in
natürl. Verbindung ſteht. Die derma-
lige Vortheil der Pflanzen auf der Erde-
oberfläche müſſen wir treñen von der
Geſchichte der Pflanzen, wie ſie früher
vertheilt waren. Oft ſind Geogr. u. Ge-
ſchichte derſelben verwechſelt worden. Er-
ſtere bezieht ſich nur auf die Pflanzenzüge
u. deren Veränderungen, die theils durch
Erdrevolut. theils durch die Cultur auf
der Erdrinde hervorgebracht ſind.
Von früherer Geſchichte wiſſen wir ſehr
wenig. Nach Analogie der Veränderung

bei

bei cultivirten Pflanzen, köñen wir auch
auf die der wild wachſenden Pfl. ſchließen. Die
Geographie derſelben iſt neuer als die Geognoſie
u. erſt kürzlich iſt die Habitation derſelben un-
terſucht. Alle Völker keñen, Alpen- Waſſer- Thal[-]
Pflanzen etc. dies drückt aber deren Station u.
nicht Habitation aus. Man ſprach früher von
einem Palmenclima etc. da dieſe doch über die Tro-
pen bis zu 40° N Br. herauf gehen. Die Perſer
unterſchieden ſchon beſſer Pflanzen des warmen
u. des kalten Klimas. Kardinal Bembo hat
zuerſt in ſeinem Werk: Aetnae dialogus die
Pflanzenwelt poetiſch beſchrieben. Turnefor[t]
in Geſellſchaft des Botanikers Gundelsheimes,
der den hieſigen botaniſchen Garten anlegte
ging nach dem Ararat, u. ſahe hier verſch.
Vegetationsſchichten über einander liegen. Die-
ſer Jdee folgte Liñée in ſeinem Werke:
de telluris incremento habitabilis. Er nah[m]
an, daß alle Pflanzen von einem Orte aus[-]
gegangen u. hier terraſſenförmig über
einander geſtanden haben. Cooks u. ande[re]
Reiſen trugen, ohne daß ſie es ſelbſt wußten
viel dazu bei, die Geographie der Pflanzen
zu beſtim̃en. Man fand es auffallend, daß
man in der tiefſten ſüdlichen Zone Pflanzen
vorfand, die in Grönland einheimiſch waren.
Es waren hier nämlich ähnliche Formen gleicher
Gattungen. Man entdeckte daß gewiße Pflan[-]
zen Zb. Doldengewächſe, den Tropen ganz
fehlten. Gewiß hatte das ſonſt trefliche Lin-
ne
i
ſche Syſtem hier etwas hem̃endes; man
erkañte nicht den Zuſam̃enhang der geogra-
phiſchen
Vertheilung, ſo lange man ſich bloß mit
den Staubfäden beſchäftigte. Geographie der
Pflanzen iſt zuerſt im 17 Jahrh. von Herrn
Menzel in Fürſtenwalde ausgeſprochen werden,
dañ ſchrieb Berrhardin de St. Père

Geogra

Geographie phyſique des vegetaux de la
France.
Zu einer geograph. Beſtim̃ung der
Pflanzen gehörten dreierlei Dinge: Die
Höhe des Randpunkts, die Temperatur u.
die Keñtniß der Pflanzen ſelbſt. Mit meinem
unglückl. Freunde Bonpland habe ich in dieſer
Art 6000 Pfl. beſtim̃t; u. bis jetzt ſind im
Ganzen erſt 12000 ſo beſtim̃t worden. Die
Herren v Buch, den ich ſo oft u. gern neñe, Woh-
lenberg
, Sarrot
am Kaukaſus, Decandolle
in der Schweitz, haben hierüber die nöthigen
Barometermeſſungen gemacht. Soll dieſe
Wiſſenſchaft, wie die Geographie der Länder
behandelt werden, ſo fängt man nicht an
die Urſache der Geſtalten derſelben zu unter-
ſuchen, ſondern beſchriebt ſie, wo ſie wach-
ſen. Es wäre mir lieb geweſen, die Pflan-
zen- u. Thiergeographie mit einander verbinden
zu köñen, u. es würde leicht ſein, wie letztere
wenigſtens ſo bekañt wie erſtere wäre.
Buffon entdeckte das Geſetz, daß kein Säug-
thier höherer Klaſſe, welches in den Tropen
der alten Welt vorhanden, ſich in der neuen
Welt findet; eben ſo bei den Pflanzen.
Wie die niedern Stufen der organiſchen Welt
ſich gleichmäßig u. in gleicher Art ver-
breitet, ſo wie bei den Pflanzen, ſo auch
bei den Thieren |: Jnfuſ. Thierchen :| Vermiſcht
kañ dies werden, wie Zb. in Cuba die
Perlhühner Afrikas förmlich wild ge-
worden, ſo auch bei Pflanzen. Bei den
Thieren, namentlich bei der großen Klaſſe
von Jnſecten, fehlen alle Barometer-Be-
obachtungen. Sämtliche Thatſache über
die Geographie der Pflanzen köñen wir
auf eine leichtfaſſliche Weiſe in ſechs Abtheilun-

gen

gen bringen:

1., Wo iſt die allgemeine Grenze der Pflanzen
ohne ſpecifiſch generiſche Beſtim̃ung des Unterſchieds?

2., Wie viel Pflanzenarten giebt es auf
dem ganzen Erdboden?

3., Welches iſt die geographiſche Verſchiedenheit
der Größe, der Baumſtäm̃igkeit, der Man-
nigfaltigkeit des Naturanblicks?

4., Die Verbreitung nach Jdentität der Pflan-
zenarten gewiſſer Species in allen Zonen.

5., Die Verbreitung nach Zahl der Arten –
praeponderens der Familien in allen Zonen

6., Stöhrungen welche gegenwärtig die Verbrei[-]
tung der Pflanzen noch erleiden, durch Cultur
Revolution der Erdoberfl. etc. etc.

Wir haben geſehen, daß das Licht nicht unbe-
dingt nöthig iſt zur Entſtehung des organiſchen
Lebens, doch ſind dies mehr Kryptogamen
u. nicht Pflanzen höherer Bildung. Jm Jñern
der Baumſtäm̃e findet man oft einen Reich-
thum kryptogamiſcher Pflanzen. Unter den
Tuberarten, unterirdiſche Pflanzen, zeichnet
ſich als das größte kryptogamiſche Gewächs
die Trüffel aus. Sie wird gar nicht von der
Luft, ſondern von der Erde ſelbſt berührt.
Jn Amerika werden ſie von 6–8 Zoll Durch-
meſſer gefunden, Jahrelang bewahrt u. als
Brod genoſſen. Sie wachſen 5–6 Fuß in der
Erde. – Die Wurzeln aller Bäume, u. Pflan-
zen wachſen in der Erde u. gedeihen ohne Licht,
da man den Baum ſelbſt als ein zuſam̃engeſetztes
Thier betrachten kañ. Pflanzenſamen ſchlu[m-]
mert Jahrelang in der Erde u. behält ſeine
Keimkraft. So wurde in Seeland ein Theil
der See getrocknet, u. es entſtanden dort
ganz neue Arten der Carix. Bewegt man

Felsmaſſen

Felsmaſſen von ihrer Stelle Zb. ſogenañte
Druidenſteine, ſo finden ſich oft Pflanzen auf
dem frühern Steinlager die ſonſt nirgend zu
finden u. der im Jñern hier lange Jahre ver-
borgen geweſen. Jn der Tiefe von 3–400
Fuß wachſen ohne Licht Pflanzen im Meere
Zb. Tucus gigantis, 2–300 Fuß hoch. Sehen
wir auf die Verbreitung der Pflanzendecke
nach Zonen, ſo ſind noch zwiſchen 74–75° NBr.
eine anſehnliche Zahl Pflanzen. Die Melvils-
Jnſel zählt 60–70 Species von Ranunkel, Mohn etc.
die Perry mitbrachte. Jch neñe hier nur
im̃er die höher organiſirten Pflanzen. Un-
ter 75° N B. findet man ſogar im tranſat-
lantiſchen Syſtem einen Baum ſalix arctica
der freilich nur 3–4″ hoch iſt. Jn Spitzber-
gen hat man 40–50 Species gefunden.
Forster behauptet daß keine Pflanzen im
Sandwichlande unter 60° S. Br. wüchſen; je-
doch hat man in den Schottlandsinſeln Pflan-
zen gefunden. Billinghauſen entdeckte daß
es noch unter 69° S. Br. k[unleserliches Material]ryptogamiſche Pflanzen
wären. Betrachtet man das Heraufſteigen
der Pflanzen auf die Gebirge, ſo findet man
an den Abhängen des Montblanc noch kryptog.
Gewächſe in einer Höhe von 10000 Fuß u.
an den Abhängen der Anden habe ich ſie bis
1700 Fuß hoch gefunden. Die Gentianen
finden ſich noch in 15000 Fuß Höhe u. ſind
von den Phanerogamen die höchſten Pflanzen.
Wahrſcheinlich iſt es nicht die Kälte welche die
Pflanzen hindert höher hinauf zu ſteigen;
ſondern die Schneedecken ſelbſt, die den Sammen
zu keimen verhindert. Dazu kom̃t noch
daß auch die Pflanzen von äußern Bedingungen

überhaupt

überhaupt mehr abhängig ſind als die Thiere.
Die Pflanze lebt mehr in der Oberfläche u. für ſie
iſt die Temperatur ſo wichtig, Thiere köñen ihren
Aufenthalt leichter verändern. Die Trocken-
heit in der Höhe bildet die niedere Structur der
Pflanzen. Sie erzeugen dabei große Blüthen
gleichsam wie kränkelnde Pflanzen, die vor
ihrem Absterben schöner blühen. Sie zeichnen sich
dabei durch eine Dürre, Harzigkeit u. mit
Haaren bezogen aus. Durch den Mangel an
Barometerdruck kañ man dieſe Erſcheinungen
erklären, daß Alpenpflanzen auch nie in
der Ebene fortkom̃en. Die großmöglichſte
Reſpiration findet da ſtatt wo wenig Luft-
druck iſt; ferner iſt die Jntenſität des
Lichts ſchwach, weil es durch die Luftſchichten
geht; ferner iſt wegen Trockenheit der Luft
Waſſermangel da. Eine gewöhnl. Erſchei-
nung iſt, daß weñ im organiſchen Stoffe eine Ex[unleserliches Material][-]
tation angehäuft iſt, Haare hervortreten,
gleichſam Exſpirations-Werkzeuge. Dieſe
bilden ſich daher auch häufiger bei den Alpen-
pflanzen; – ferner ſtehen die Gewitter-
wolken nie über 15000 Fuß hoch u. daher
iſt die Electricität in beſtändiger Verbindung
mit dem Erdkörper in dieſen Höhen; unten
hingegen iſt u. jedem Tage u. jeder Stunde Elec-
tricität vorhanden, die ſich mit [unleserliches Material]jedem Electro-
meter wahrnehmen läßt. Den Alpenpflanzen
fehlt dieſe Beſchaff. d. Atmoſphäre. Man
verſuchte in Wien Alpenpflanze zu ziehen, ſi[e]
geriethen aber nicht; deñ es fehlt die Jntenſi-
tät des obern Lichts, der Druck der obern Luft
u. die elektriſche Reitzung welche ſie gewöhn[t]
ſind. Mit Fleiß habe ich nicht des Bodens
erwähnt, weil die Fruchtbarkeit deſſelben
hauptſächlich von der Leichtigkeit herrührt, Waſſ[er]
anzunehmen u. organiſche Stoffe. Auf die
chemiſche Beſchaffenheit deſſelben kom̃t es dabe[i]

nicht

nicht an. Der ſpecifiſche Unterſchied, daß
gewiſſe Pflanzen nur auf Kalk, andere auf
Granit wachſen, iſt falſch, eben ſo, daß
Kaſtanien einen Kalkſtein-Boden haſſen.
Was die Pflanzen-Arten betrifft, ſo iſt
nicht hinlänglich, daß wir unterſuchen in wie-
viel Arten die Pflanzendecke zertheilt
werden kañ. Wo Varietäten anhangen
da iſt die Species ſehr ſchwer zu beſtim̃en.
Pflanzen die durch Stecklinge vermehrt wer-
den bleiben ſich nie gleich ſondern bringen an-
dere Pflanzenarten hervor. So wie ein
Unterſchied der Species unter den Vögeln
ſo auch bei den Pflanzen u. die Anzahl hat
im̃er etwas unbeſtim̃tes. Der Botaniker
Robert Braun in Engl. hat eine ſtrenge Un-
terſuchung angeſtellt zwiſchen der Añahme zu
vieler u. zu wenig angenom̃ener Species u.
hierdurch ſind dieſelben um 1/101/12 vermin-
dert worden. Die Quantität iſt zu beſtim̃en
nicht nach den in Herbarien enthaltenen Species
ſondern nach den wirklich beſchriebenen u.
ganz bekañten. Mit Herrn Braun habe ich im
J. 1817. eine eigne Unterſuchung angeſtellt
u. wir haben 38000 Phanerogamen u. 6000
kryptogame = 44,000 Species gefunden,
von denen allein 13000 Species Amerikas zu-
gehören. Von Aequatorial-Aſien waren
1817 nur 4500 Pfl. bekañt. Per[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]sots En-
chyridion
beſtim̃t 21000 Species, Decan-
dolle
giebt 56000 Species an. Jn neueren
Zeit iſt der Zuwachs außerordentlich. Aus
Neuholland ſind 3700 Species dazu gekom̃en.
Aus Braſilien, aus welchen 1800 nur 500 Pfl.
bekañt waren, brachte Dr. Martius in München
14000 Pfl. im Jahr 1827. Weñ Reiſende

ſehr

ſehr fleißige Sam̃ter waren, ſo brachten
ſie in der Mittelzahl faſt im̃er 6000 Pflan-
zen mit. Die größte Pflanzenmaſſe iſt aber
wohl von Dr. Pohl der 8000 Species mit-
brachte, geſam̃elt, woraus man die Frage
beantwortet findet, ob es unter den Tropen
mehr Pflanzen als hier giebt.

56. Vorlesung, 19. April 1828

Jn der letzten Stunde haben wir zuletzt
der Anzahl der Pflanzen erwähnt. Hier
will ich noch einiges hinzufügen. Jn einem
beſondern Werke, die Arithmetica botanica
benañt, habe ich über dieſen Gegenſtand ausführl.
geſprochen. Man erhält jeden Falls durch dieſe
Zahlen eine deutliche Einſicht, was die verſchiedenen
Zonen characteriſirt. Man findet daß die
Zahl der Species in den Zonen durch erſetzen-
de Formen ausgeglichen werden, ſo wie die
Zahl der Fiſche mit ziemlicher Sicherheit ange-
geben werden kañ, weñ man die Zahl der
Vögel des Landes keñt. Nim̃t man alle
Phanerogamen die beſchrieben u. in Herba-
rien enthalten ſind zuſam̃en, ſo hat man
etwa 60–65000 Species die bis jetzt nach Europa ge-
kom̃en. Da alle Continente 2½ Mill. □ Ml.
enthalten, ſo kom̃en nur auf 42 □ Ml. eine
beſondere Species, welches im̃er noch ſehr
wenig iſt, weñ man auch die Bedingniße
der Näſſe, der Höhe, der Wüſteneien u. dgl.
in Abrechnung bringt. Jn allen Gärten Eng-
lands, die wohl die reichſten Europas ſind
werden blos 16000 Pflanzen cultivirt, unge-
fähr ¼ der vorhanden bekañten Pflanzen.
Weñ man früher ein Herbarium von 8000
Pflanzen zeigte, ſo war es ſchon ſehr be-
trächtlich; jetzt hat Herr Lambert allein
ein ſolches angelegt, welches 42000 Species
zeigt, worunter 30,000 Phanerogame.

Die

Die Zahl der beſchriebenen Thiere iſt beinahe
66000, worunter 44000 Jnſecten. Von
den Pflanzen der niedern Art hat man un-
gefähr 1/7 beſchrieben u. von den Thieren nie-
derer Art 5/6, welches zeigt, daß [unleserliches Material]viel mehr
Pflanzen höheren Art unterſucht ſind.
Europa ſelbſt zählt etwa 7000 Species der
Pflanzen, [unleserliches Material]u. es kom̃en auf ſeine Größe von
155000 □ Ml. ſtets 22 □ Ml. auf 1 Species.
Rechnet man indeß die Pflanzen ab, die
Europa u. N. Amerika gemein ſind, ſo hat
Europa kaum 1800–2000 Species eigenthümliche
Pflanzen. Die ziemlich ſichere Berechnung ergiebt
daß wir noch wenige Pflanzen keñen u. Decan-
dolle
glaubt die Zahl auf 120,000 beſtim̃en
zu dürfen, wonach deñ nur erſt ⅓ beſchrie-
ben wäre. Merkwürdig iſt es, daß in
dem Zend a Veſta von Zoroaſter, wo die Anzahl
der Thiere u. Pflanzen angegeben iſt, ange-
führt iſt, daß aus dem Blut des Stiers im Jran
12000 Pfl. entſtanden wären, die ſich über
die Oberfläche der Erde verbreitet. Es iſt
die Frage entſtanden, ob die Zahl der Species
zu oder abnim̃t? Wir wollen nicht die Zeit
betrachten, wo die Erde ein Tropenklima hatte,
ſondern nur unſere hiſtoriſche Zeit. So wie
Thiere untergehen Zb. die Dronte, von
der Größe eines Straußes, von deren Gattung
noch Theile im Muſeum zu Oxford aufbewahrt
werden, auf Jls de France etc.; ſo entſtehen
u. vergehen wahrſcheinlich die Pflanzen
niederer Ordnung. Bei höherer Ordnung
dürfte dies ſchwerlich der Fall ſein. Es
iſt ſchwierig die Entſtehung der Naturkörper
zu entdecken, ſo wie wir es aus erklären
köñen, daß auf Jnſeln im Ocean, wie auf
Otaheiti, ſich ausmit Trachitfelſen neue Seen er-
heben, die Species von Süßwaſſer-Fiſchen

enthalten

enthalten, u. Seen in der Andenkette
ſich bilden, die neue genera von Fiſchen
zeigen u. verſch. Species von Gattungen
in einer Höhe von 14–17000 Fuß, die 70–80
Meilen entfernt nur anzutreffen. So
finden ſich im Rhonethal allein nur Waſſer-
pflanzen
, die ſonſt nirgend weiter als im
Flußbette des Pos anzutreffen. Unter un-
ſern Augen bilden ſich Hebriden. Die fra-
garia Monophilla
entſtand vor 40 Jahre
in Paris u. trägt jetzt als ſelbſtſtändige
Species Sammen.

Sehen wir auf die Zahl der Species nach
den verſchiedenen Zonen, ſo iſt die Decke
nach dem Aequator hin dichter u. dichter gewebt.
Jm Anfange dieſes Jahrhunderts iſt die Meinung
aufgekom̃en, der größte Pflanzenreichthum wär[e]
nicht unter den Tropen, ſondern nahe an der-
ſelben auf der ſüdl. Hemiſphäre, weil Neu-
holland ſich ſo außerordentlich reich zeigte.
Jch fand Gründe dagegen u. jetzt hat Herr
Braun dieſe Jdee aufgegeben. Dr. Pohl
hat allein [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]in Braſilien 8000 Species auf
einer Fläche von 18000 □ Ml. die er berei-
tet iſthat, gefunden, u. man kañ ſagen, daß
dies gewiß nicht die Hälfte der Pflanzen auf
dieſer Fläche iſt, da man doch nur im̃er
einen einfachen Fußpfad verfolgt. Frank-
reich, welches beinahe ganz unterſucht iſt,
zählt auf 11,000 □ Ml. 3800 Species, u.
unter den Tropen ſind 7500 Species auf ſol-
cher Fläche bereits bekañt. Obgleich Fra
Deutſchland mit Schweitz u. Tyrol viel
mehr Mañigfaltigk. der Bodenbildung zeigt
u. dadurch die Bedingniße des Pflanzenwuch-
ſes mehr vermehrt [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]ſind, als auf der Flötz Ebene
Frankreichs, ſo ſind dorten doch nur
3400 Species gezählt. Ohne die Schweitz

hat

hat Deutſchland 3200 Phanerogamen. Dies
macht daß Frankreich eine Temper. von 9–12°
R. hat, während Deutſchl. nur 7–9° Wärme
beſitzt. Jn Brandenburg zählt man 950
Phanerog. u. 2200 Formen incl. der kryptog.
Würtenberg, ein abwechſelnd mit Höhen belege-
nes Land zählt 1230 Species u. Berlin
etwa 1000, obgleich hier der Boden viel
magerer iſt. Jn Lappland bei einer mittleren
Temper = 0 ſind doch noch 520 Species u.
1100 mit den Kryptogamen. Jsland mit
einem mildern Klima, hat wie alle Jnſelländer
wenige Species u. nur 374 Phanerogamen.
Es liegt zwiſchen 63–67° N. Br. Noch ärmer
ſind die Jnſeln im atlantiſchen Meere. Helena
hat 50–60 Species, Tristan Aconha um
55 Species. Selbſt Südl. Continente haben bei
ungünſtiger Lage wenige Pflanzen. Zb. Egypten
nicht mehr als Berlin u. Nubien, Dongola etc.
zählen nur 200 Species.

Wir kom̃en jetzt zur geographiſchen Verſchie-
denheit der Pflanzen, ſofern ſie von phyſiſchen
Beſchaffenheit abhängen. Es frägt ſich, ſind
die Pflanzen größer in den Tropen oder
in der temperirten Zone? Man kañ dieß
hier nach der Aehnlichkeit der Pflanzen ent-
ſcheiden; deñ wir finden in jeder Zone Erſatz
für die fehlenden Formen u. die Zapfenbäum[e]
der temperirten Zone, ſind die Palmen der
Tropen. Nehmen wir die mikroscopiſchen Pflan-
zen, die Bacilarien u. oſcillatorien; die
Meteoriſche Vegetation des rothen Schnees,
der als ein kleiner Pilz wuchert, in welchem
merkwürdigen Contraſte erſcheinen ſie mit
den majeſtätiſchen Formen der Palmen auf
der Andeskette. Man glaubte Palmen hören
bei 2000 Fuß Höhe auf zu wachſen, u. es
iſt mir geglückt die Berg-Palme zu entdecken

die

die erſt auf der Höhe von 5–8000 Fuß zu-
finden. Jch ließ eine Palme fällen um ſie ge-
nau zu meſſen u. fand deren Länge 180 Fuß
Jn Neuholland ſind Bäume von 170–180 Fuß
gewöhnlich. Jn neueſter Zeit ſind noch grö-
ßere Bäume gefällt worden Zb. Eine Pin[ie]
auf der Norfolk-Jnſel 29° S Br., die 240
Fuß Höhe hat. Neuerdings hab Herr Douglas
u. Franklin am Ausfluß des Columbia Fluß[es]
58° NBr. eine Pinie von 15 Fuß Durchmeſſer
u. 260 Fuß Länge fällen laſſen, deren Zapfen
1½ Fuß lang waren. Solche Bäume ſchr[um-]
pfen im Norden bis zu 2 Zoll Höhe zuſam̃en
Weñ dieſe Ausdehnung in die Höhe merkwür-
dig iſt, ſo iſt die in die Breite noch merk-
würdiger. Die A[unleserliches Material]ndasonia u. die Baobab-
Arten, deren Früchte zu den Römer Zeiten
wahrſcheinl. der Nil herabkamen, wachſen
bei einer Höhe von 60′, 34′ im Durchmeſſer
ganz in einem Stam̃e u. ihr Alten beträgt
viele hundert Jahre. Die gewöhnliche Dicke
der Bäume unter den Tropen iſt ſtets 5–6
Fuß. Der Drachenbaum hat in ſeinem
einfachen Stam̃ 6–7 Fuß vom Boden
häufig 15 Fuß Durchmeſſer. Sehen
wir auf die Contraſte der Blüthen theilt
ſo giebt es unten den Doldengewächſen
u. der Rafleſia in Sumatra eine Blume
die 15 ℔ wiegt u. 3 Fuß Durchmeſſer
hat, ſo daß ein Kind vollkom̃en darin
ruhen kañ. Aehnliches iſt es mit Cynomo[verlorenes Material][-]
um
u. dem Aroſinen-Geſchlecht. Ein Eb[verlorenes Material][-]
menblatt der Ariſtolachia von 16–17
Durchmeſſer, welches die Kinder als Kappen
trugen, fand ich öfter. Der Character
der Tropen beſteht überhaupt in der Größe
der Formen, des Aufſtrebens, des Anſetz[ens]
mächtige Holzfaſern. Jn ganz Frankreich
giebt es nur 70 Baumartige Holzarten, in

Lappland

Lappland nur 11, unter den Tropen erheben
ſich aber außer denſelben noch die monoco-
telidon
en
zu einer Höhe von 50–60 Fuß.
Zu denen als Anklänge bei uns der Schilf
u. die Farrenkräuter zu rechnen ſind.
Unter den Tropen erſcheinen daher viel
mehr baumartige Maſſen. Dies muß
näher beſtim̃t werden, da Baum etwas
unbeſtim̃tes iſt. Bei uns ſind kaum 14 baum-
arten die 15–18 Fuß hoch wachſen u. dorten
heißt das nur Baum was 120–130 Fuß
aufſchießt. Den größte Kontraſt in den
Pflanzenwelt findet man erſt, weñ man
aus den Tropen nach Europa etc. zurück-
kehrt, wo dorten die kleinſten Bäume ſo
hoch wie hier die niedrigſten ſind. Weñ
die Bäume im Wachsthum begünſtigt wer-
den, ſo hängt es nicht allein von der Atmos-
phäre, ſondern auch von andern climatiſchen
Verhältniſſen ab. Jn Nord-Amerika ſind
allein 42–48 Eichenarten, zu denen ich
noch 25 neue Eichenarten gefunden, wo
bei uns nur zwei Arten anzutreffen.
Hier wachſen einige Pflanzen, als Malven
ſehr niedrig, dorten erheben ſie ſich zu
den größten Gewächſen mit Baumartigen
Blattformen, wo ein Blatt vollkom̃en
eine Perſon deckt. Eben ſo findet das
zuſam̃enziehen des Parenchimas ſtatt
Genus coletiaCasuarinen etc. haben Blätter
gleich Fichten nadeln. Die temperirte
Zone hat dagegen der Vorzug, des fri-
ſcheren Grüns durch die niedern Kräuter.
Wenig iſt dorten der Schmuck des friſchen
Raſen bekañt, durch wenige Anzahl der
añuellen u. biañuellen Pflanzen, die
gegen den Aequator u. Pol zu abnehmen.

Jn

Jn Lappland iſt machen d. einjähr Pfl. [1/60]
allen andern, hier 1/30 derſelben aus.
Die Quantität aller wächſt aber mi[t]
den Breiten. Je weiter nach dem Aequ[a-]
tor, je mehr blüht Alles ſchöner, ſelbſt B[äu-]
me mit friſche Farben. Eiche, Birke etc. ſeh[en]
in der Blüthe unſcheinbar hier aus, dor[t]
iſt es anders. Der Reitz der Näſſe u. M[unleserliches Material]
bringt Lebensfülle in die Natur. Be[i]
uns wächſt das Moos grün auf den B[äu-]
men, dort blüht es ſo mañigfaltig, da[ß]
ein Baum mehr Blumen auf dem Stam̃ ha[t]
als ein Morgen Land in unſerer Gegend
Der geſellig lebenden Pflanzen giebt [es]
unter den Tropen wenig, daher hier
die Mañigfaltigkeit der Blumenflor. [Un-]
terſchied zwiſchen Plentis ſolitariis au[t]
ſparrim creſcentibus et ſocialibus

iſt wichtig – Nadelwälder, Erika Art[en]
wachſen im Norden bei einander, in
Süden ſchon einſamer. Hier kañ ich fr[a-]
gen, aus welchen Bäumen beſteht der
Wald, dorten hat ſolche Frage kein[en]
Siñ, auf jeder □ Meile ſind andere Pflan-
zen. Einige Ausnahmen machen die Cactu[s]
Arten, die ſchlangenartig von 25–30 Fuß
Höhe ſich wie Euphorbien erheben. Sollte
man ungewiß ſein, ob man in Afrika od[er]
Amerika gelandet u. fände die Cactus-[Ar-]
ten: ſo köñte man ſicher añehmen, man [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
in Amerika, ſo eigenthümlich wachſen ſi[e]
hier mit ihren höchſt gefährl. Stacheln.
Die alten Spanier brauchten Cactus u. Kro-
kodille in den Gräben zur Vertheidig[ung]
ihrer alten Veſtungen. Die dortigen
Gräſer die gemeinſam wachſen, haben
Halme u. Stäm̃e von 2–3 Fuß Stärke.

Nichts

Nichts iſt wichtiger für die Phyſiognomik u
auch Schickſale der Menſchen als die
Beſchaffenheit der Heideländer, der Wal-
dungen u. Steppen. Waldungen legten dem
Ackerbaue zuerſt Hinderniße in der Weg
u. die Flur der Monocotelidonen von Chinas
Mauer bis zum Kaſpiſchen Meere, erlaubte die
zahlreiche Vermehrung der Hirtenvölker, die
erſt den Pa[unleserliches Material]triarchaliſchen Zuſtand, deñ den aſiati-
ſchen Deſpotiſmus erzeugten. Die allent-
halben zu findende Grasflur machte es mög-
lich daß große Heere ihre Rinder mitführen
koñte, ihren Proviant mitnehmen u andere
Völker angreifen koñten.

57. Vorlesung, 21. April 1828

So wie unter den Pflanzen es der Fall iſt
daß einige einſam andere in Geſellſchaft
wachſen, ſo leben auch mehrere Thiere geſel-
lig u. andern nicht Zb. ſind von erſterer
Ort die Heulaffen, die Pſyttakusarten.
Bei geringer Zahl der Gattungen köñen
die einzelnen ſpecies doch ſehr reichhaltig
ſein. Unter der Tropen iſt die Mañigfaltig-
keit ſehr groß, der vielen GattungenSpecies
wegen. Unter den Pflanzen Grönlands hat
oft [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]die Gattung nur eine Species, in
Frankreich gehören durchſchnittlich 5 Species
zu einer Gattung; viel mehr unter dem
Aequator. Daß auf hohen Bergen ein ſo
großen Reichthum von Pflanzen iſt, iſt
daher nur ſcheinbar, weil der Temperat.
Abwechſelung wegen viele Gattungen
aber weniger ſpecies zu finden u. die
Blüthen bei weitem das Apendiculär-
ſyſtem überwiegen. Deutſchland mit
der Schweitz zählt fünf Species zu einem
Genus, Berlin nur 2–3 Species. Nach

der

Nach der vortreflichen Flora von Schlecht[en-]
dahl
kom̃en bei Berlin ungefähr 420 genera
auf 1000 Species u. in Frankreich 683 genera
auf 3600 Species. Es iſt eine falſche Añahme
weñ man glaubt in Nordamerika wachſen
ſo viele europäiſche Pflanzen, umgekehrt köñte
man daſſelbe behaupten. Die Aehnlichkeit iſt [verlorenes Material – 1 Wort fehlt]
ſehr groß u. es ſind beſondere Species bei ge[nau-]
erer Unterſuchung. Auf der Andeskette in
Penſylvanien u. Europa giebt es Species vo[n]
Erdbeeren die große Aehnlichkeit haben u. deshalb
doch nicht gleich ſind. Manche Genera beſtehen [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
aus zwei Species wie Zb. Platanus, wo ei[ne]
Species von der andern oft 1000 Meilen weit
entfernt iſt u. Valiſneria. Einige erſetzend
Species ſind von ſolcher Aehnlichkeit v. Zb.
die Neſſel, welche man leicht verwechſeln ka[ñ.]
Wir kom̃en jetzt zum 4ten Kapitel zur Verbr[ei-]
tung derſelben nach der Jdentität der Pflan-
zenarten. Es iſt nicht genug Phyſiker u. Met[e-]
orologe ſein um Pflanzen u. Thiere gewiß [zu]
keñen, nicht genug iſt es Reiſebeſchreibungen
zu leſen um zu richtigen Reſultaten zu gel[an-]
gen; ſondern muß zugleich beſchreibender Bo-
taniker u. Zoologe ſein um Gewißheit von
jeden Species zu erhalten. Allgemein wur[de]
angenom̃en, daß Solanum nigrum etc. eine koſ[-]
mopolitiſche Pflanzen ſei, welches vollkom̃e[n]
falſch iſt, da ſie nicht einmal in Nordamerika
wächſt, welches mit Europa ſo viele Pflanze
gemein hat. Die verſchiedenen Species ſ[ind]
nicht Produckte der Klimate; ſo wird [un-]
ter den Tropen die Schneegrenze mit der
purpurrothen Blüthen des Rhododendrons
beträgt, dies iſt in einer Strecke von
250 Meilen in der Andeskette der Fall,
gleicher Temperatur ſollte man glauben
allenthalben wäre dieſelbe Species, welche
aber nicht der Fall iſt, ſondern nur erſetz[en-]
de Formen. Von europäiſchen Pflanzenformen

wie

wie Zb. von den gentiana ſollte man gar
nicht reden, da man allenthalben dieſelben
Formen wieder findet. Decandolle neñt
gewiße genera ganz richtig endemiſche Genera.
Zb. die Cactus Arten in auffallende Form
ſind allein Amerika eigen, ſo auch Fuchsia.
Die Rudenia wieder Neu-Holland. Jch bin
ſehr aufmerkſam auf die Orte geweſen [unleserliches Material]wo
gewiße Formen ganz ausgeſchloſſen ſind.
So findet man in der ſüdl. Hemiſphäre durchaus
kei[unleserliches Material]ne Roſe u. Pinusart. Die Calceolaria
von der es 50 Species in Peru giebt, geht
kaum bis an den Aequator u. nicht nördlicher.
Jn ganz Amerika iſt keine erica oder Heide-
kraut zu finden. – Die Grade der
Verbreitung der Pflanzen ſind ſehr verſchie-
den. Allgemein ſind verbreitet Pilze, Schim̃el etc.
obgleich man glaubte, wenig Kryptogamen
hätte die [unleserliches Material]Trope[unleserliches Material]n-Zone, ſo habe ich doch
eine beträchtliche Sam̃lung mitgebracht. Mit
Beſtim̃theit kañ ſagen, daß nur die
niedern Stufen der Pflanzenwelt mehr Koſmopo-
litiſch ſind. Bei Berlin findet man von der
Gattung Hypnus den 4te Theil aller Moſe
nämlich 40 Species, von denen kein einziges
in den vereinigten Staaten anzutreffen.
An der weſtl. Küſte Britañiens hat man
zwei kryptogamen gefunden, die in Jamaica
wachſen. Von den Farrenkräuter, wo 1000
Species ſind, ſind nur zwei in der alten
u. neuen Welt zu finden. Von den Pflan-
zen höhern Art ſind faſt nur monocoteli-
donen
allgemein. Von Cyperus ſind 22 Spe-
cies unter den Tropen des alten u. neuen
Continents zu finden. Bei den Dikotelido-
nen zeigt ſich das Geſetz was Buffon bei
den Thieren entdeckte, daß alle Wirbelthiere
in den Tropen der neuen Welt, verſchieden
von denen der alten Welt ſind. Einige

Pflanzen

Pflanzen folgen nur den Küſten, wie die [Ma-]
laiiſche Menſchen-Raçe, die an den Küſten wo[h-]
nen u. wo im Jñern andere Menſchen hauſen. Der
Botaniker Braun behauptet, es gäbe keine
Decotelidonen die gleichzeitig in der alten
u. neuen Welt zu finden. Jn Surinam u.
Braſilien will man jedoch einige Baum[ar-]
ten geſehen haben, die eine gleiche Species v[on]
den Bäumen der alten Welt ſind.

Was die Jdentität der Anzahl der
nördlichen u. ſüdlichen Hälfte betrifft, ſo ſin[d]
150 Pfl. etwa den nördl. Erdhälfte eigenth[üm-]
lich, u. 8–10 Species Farrenkräuter
gedeihen im Norden der vereinigten Staaten
allein. Zonen von gleicher mittlere Temp[e-]
ratur köñen in Hinſicht der ſchönen Pflan-
zenwelt höchſt verſchieden ſein. Amerika
iſt unten gleicher Breiten viel Temperatur
viel ſchöner als Europa. Es ſind dorten
allein 135 Bäume Art vorhanden, die über
30 Fuß hoch ſind. Jn Europa hat es deren
nur 45. Die einheimiſchen Bäume blühen nicht
auffallend; dorten ſind die Blätter 2 Fuß
lang u. die Blüte 7″. Die größte Schönheit
bilden die Bäume mit den mimoſenarti-
gen Blättern, die Laurus-Arten etc. Ge-
wiß trägt auch dazu bei die ungehinder[-]
te Verbindung des Nordens mit dem Tropen
Continente, wo im Süden Europas ein
Meer u. hinter demſelben die Wüſte
Saahrah liegt. Will man die Frage
beantworten; giebt es in der magell[a-]
niſchen
Meerenge dieſelben Pflanzen wie [in]
Schweden? ſo muß dies nur auf eine kle[ine]
Quantität eingeſchränkt werden. So wäch[ſt]
oſpidium aculeatum auf dem Vorgeb. d[er]
gute Hoffnung u. eben ſo nördlich, nur
in Amerika gar nicht. Jn Neuholland ha[t]
man 45 Species Zb. polent[unleserliches Material]ia anresina

gefunden

umgeben ſei.Die gewiß nicht hingebracht ſein
köñen, da man ſie auch jenſeits der blauen
Berge gefunden. Durch Einwanderungen ver-
breiten ſich ſehr leicht Pflanzen, wie das
erigeron canadense. Peruvianiſche Pflan-
zen ſind bis an die Thore Berlins verbreitet.
Jn Montpellier ſind auf den Plätzen, wo Baum-
wollen-Ballen getrocknet wurden, oriental.
Pflanzen, als hypericam crispum, gefunden
worden. Dies köñen Strömungen des Meers,
Handel u. Mandel der Menſchen veranlaſſen.
Der Ackerbau, der ſich in der temper. Zone
auf die Monokotelidonen nur [unleserliches Material]einſchränkt
macht die Cultur der Pflanzen nur höchſt ein-
ſtetig u. einförmig u. ſie ſind allenthalben
dem Menſchen gefolgt, wo er Civiliſation
entſtand. Herr Beckmann u. Link in den
Unterſuchungen der Urwelt haben gründlich
erforſcht wo das Vaterland der Pflanzen
zu ſuchen. Jch ſchließe dieſen Abſchnitt mit
der Bemerkung wie man die Zahl der Arten
nach Gruppen ziemlich genau beſtim̃en kañ;
indem ſich die Formen unter einander ergän-
zen. Wer die Vögel eines Orts keñt, kañ
mit ziemlicher Sicherheit auf die Zahl der
Säugethiere daſelbſt ſchließen. Wer das Quan-
tum der Grasarten keñt, kañ nach Analogie
finden, wieviel Malraceen es giebt. Herr
Braun unterſcheidet 3 große Abſchnitte unter
den Vegetabilien die A-Mo u. Di-kote-
lidonen
, ich wandte die Verſuche auf
alle drei Abtheil. an, u. war über die
Sicherheit verwundert, mit der jede Rech-
nung ein richtiges Reſultat gab. Weñ
Zb. in Amerika 1000 Farrenkräuter, unter

den

den Tropen 300 u. in N. Amerika 20 Speci[es]
wachſen, ſo kañ ich aus dieſen Verhältniſſen
auch die Zahl der übrigen Pflanzen finden. Von der Betracht[ung]
der Zahl der Species ſind die Jndividuen ver-
ſchieden. So bedecken drei Species Pinusart[en]
hier viele 100 □ Ml. u. es iſt alsdañ von
der Quantität der Jndividuen die Rede.
Jn Hinſicht der akotelidonen ſind die Tropen
wenig unterſucht. Frankreich hat mehr kryto
phanerog. als Kryptog. faſt 1600 Arten [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
Deutſchland umgekehrt wie 4300 : 3400.
Jn der Ebene der Tropen ſind wenig krÿptogam[en]
vorhanden, doch habe ich Flechten ſelbſt an Felſ[-]
[unleserliches Material] geſehen in 60–65° R. wie in der
heißeſten Quelle ſo warm. – Da allenthal-
ben Bambuſaceen u. Palmen zu finden aus e[iner]
untergegangenen Welt; ſo glaubte man, d[ie]
ganze Erde hätte einſtens eine Tropenvegeta-
tion gehabt; doch deuten die Keime vom ein-
fachen zum zuſam̃engeſetzten, daß auch der
Anblick der Urwelt verſchieden geweſen ſ[ein]
muß. Jetzt findet man in den Tropen das
Verhältniß der Monocot. zu Decotelid. =
1 : 6, im Norden wie 1 : 3, da Gräser
mehr Kälte ertragen köñen. Die Maſſe
der Gräser machen bei uns ⅛ der Vegetation
aller Phanerogamen. Schmetterlingsblumen 1/18
dies iſt der gleichen Fall in Amerika. [] Die
Pflanzen haben gewiße Typen, nach denen
ſie vom Aequator nach dem Pole hin zu u.
alsdañ wieder abnehmen. Der Contraſt
wird auffallenden, weñ man vom Aequa-
tor ausgeht, wo kaum ein Doldengewächs
zu finden, nach Lapland hin, wo wieder
keine Malraceen wachſen u. dieſe Var[i-]
ationen bemerkt. Viele Gruppen erreich[en]
ihr Maximum in der temper. Zone Zb.
die labiaten. Oft ſind zwei benachbart[e]

Länder

Länder, die eine gleiche Quant. Species haben,
aber in den einzelnen Species verſchieden ſind
iſt eine Species 1/7 ſo iſt ſie dort 1/6 u. iſt
ſie hier 1/18 ſo dort 1/17. Würde es mit der
Jndividualität der Pflanzen zuſam̃enhängen,
wie Zb. Raubvögel im Verhältn. zu andern Thieren
leben, ſo köñte man dies leichter erklären.
So leben Zb. in Europa 400 Vögel u.
80 Säugethiere = 5 : 1. Daſſelbe Verhältn.
iſt mit den Syngeneſyſten u. Zapfenbäumen.
Sämtl. Säugethiere ſind 900, ſämtl. Vögel
der Erde 5000, wiederum das Verhältniß
wie 1 : 5,5.

58. Vorlesung, 22. April 1828

Jn der heutigen Stunde treten wir deñ in die
Sphäre des thieriſchen Lebens, mehr erkeñbar an
den Aparaten des Lebens, die ſo viel Aehnlichkeit mit
uns haben u. dadurch Gegenſtand unſerer Auf-
merkſamkeit u. unſeres Mitgefühls mehr gewor-
den ſind. Schwarz iſt der Character des thieriſchen
Lebens u. Durchlaufen wir die Stufenleiter
ſo vorkündigt uns die Stärke der Leiden
die höhere Organiſation. Wir ſchätzen
den Schmerz nach dem uns ähnlich bekañten Leiden.
So haben die Nautilusarten u. Muſcheln nach
den Beobachtungen Cuviers u. Anderer, Gehirn,
Augen u. Ohren, u. deñoch glauben wir ſie wie
die Blüthen der Pflanzen ohne Gefühl u. be-
halten nur Mitgefühl für den thieriſchen Schmerz
der höhern Ordnung. Es iſt dies das Criterium
welches die Menſchheit ehrt, dies Mitgefühl
verwandten Leiden. Wie die Pflanzen, folgen
die Theorie den Klimatiſchen Verhältniſſen u.
mit Recht ſagt Linnée, daß wie die Exiſtenz der
Pflanzen auf Erden u. Waſſer beruht, die
thieriſche Exiſtenz wiederum Pflanzen voraus
ſetzt. Jn dem geographiſche Lagerungen finden
wir, daß das erſte Aufkeimen in der Urwelt
die Pflanzenwelt war. Ehe wir Verſteinerun-
gen von Molusken, Korallen etc. finden, finden

wir

wir Verſteinerungen von Bambuſaceen, Kac-
tusformen, Oguazien etc. Jm älteſten Ueber-
gangsgebirge, im Kalkſtein Spuren von See-
gewächſen. Obgleich die Pflanzen durch ihre
Sumerien mit Federkronen u. durch ihre
harte Beſchaffenheit hinwieder, von Wind u.
Seeſtrömen weit hingeführt gwerden köñen
u. die Cacus-Palme etc. allgemein als Littoral-
Gewächs, wie die maleiſche Raçe, gefunden
wird, ſo iſt das Thier doch noch beweglicher wie
1. Allgemeinen Verbreitung des thier. Lebens
viele Vierfüßer u. kl. Nagethiere ſelbſt
gehen mitten in Eisfeldern bis 75° NB.

die Pflanzen, u. am beweglichſten was am meiſt[en]
verbreitet iſt, wie die Fiſche u. Vögel, d[ie]
in ihrer Organiſation ſo ſehr verſchieden ſin[d.]
Beide Thiergattungen bewohnen die flüßigen Hülle[n]
unſeres Erdkörpers u. die Urſache ihrer we[i-]
ten Verbreitung kañ man darin finden, da[ß]
ſie in den höhern oder niedern Schichten des Waſſ[ers]
oder den Luft das Klima ſuchen u. finden kön[-]
nen, welches ihrer Organiſation zuſagend
iſt. Fiſche die in den arktiſchen Zonen leben find[en]
in den tiefen Gewäſſern der Tropen die Temp[e-]
ratur Grönlands Meere. Weniger findet
dies bei den Vögeln ſtatt, die nur ein ze[i-]
tiges Leben in den Luftſchichten führen köñ[en.]
Dazu kom̃t noch, daß Waſſer ſich fünf mal
ſchneller nach der Tiefe abkühlt, als die Luft
in der Höhe, daher die Fiſche auch allgemei[ner]
verbreitet ſein köñen. Eine Anzahl Fiſche
umſchwärmen das ganze weſtliche Continent
von Spanien bis zum Vorgeb. d. guten Hoff[verlorenes Material]
Zb. der heriola cosmopolita. Dieſelben
Species hat man im weſtl. Amerika, Oſtindi[en]
u. den Sandwich-Jnſeln gefunden. Der ſqua[lus]
galeus
tritt im mittelländiſche Meer u. a[n]
den Küſten Braſiliens umher. Grade im Oze[an]
haben ſich die Formen höheren Organiſation
weit verbreitet. Weniger iſt dies mit
den Süßwaſſerfiſchen der Fall. Pflanzen
u. Thiere laſſen ſich in vielen Fällen unter

einen

einen Geſichtspunkt bringen. So haben Alpenſeen
von 8–10000 Fuß Höhe eigene Genera u. in glei-
cher Höhe gleiche genera, obgleich ſie ſehe weit
entfernt ſind. Dies iſt beſonders auf der Pyre-
näen der Fall in Seen von 7000 Fuß hoch
wo die Temper. + 1 R. iſt u. 4 Monate lang
dieſelben befrohren ſind. – Die Geogra-
phie den Thiere iſt etwa zwei mal ſo alt
als die Geographie der Pflanzen dh. 40 J.
Zim̃ermaan gab zuerſt eine geographiae
animalium ſpecimen
heraus – Jn neuerer
Zeit ſind in einzelnen Journälen trefliche Beo-
bachtungen bekañt gemacht. So hat la Traille
eine monographie der Jnſecten herausgege-
ben. Bei Thieren wie bei den Pflanzen kañ
ich fragen wie weit beider Leben verbreitet
geht u. ob erſteres ſo weit geht wie letzte-
res? Man kañ ſagen, daß eben ſo in die
Tiefe u. in die Höhe geht nur nicht in der
Menge. Die desmertes u. apteren-Arten
findet man in Bergwerken u. Stalaktyten-
Höhlen. Herr Ehrenberg entdeckte Jnfuſions-
thierchen in ganz verdecktem, ſonſt trinkba-
ren Bruñenwaſſer. Der Proteus lebt
in den unterirdiſchen Seen Crains. Wie
die Würzeln als Theile des zuſam̃engeſetzten
Pflanzenlebens ein unterirdiſches Leben führen
ſo ſind dieſe von Erde umgeben, wie die
analogen Thiergattungen von Luft. Die Jn-
ſekten graben ſich Gänze u. leben im Räume
mitten im Humus [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]wo lauter gekohltes Waſſer-
ſtoffgas enthalten iſt, u. der Sauerſtoff
kaum 0,03 anſtatt 0,23 der Atmoſphäre
enthält. Sie köñen im Stickgaſe mit 0,01
Sauerſtoff lange ausdauern. So dringt
das Thierleben in die Oberfläche tief ein
u. Fiſche die zufällig in die Rollen der

Berge

Berge gerathen leben hier 100te von Jahren[.]
Noch neulich erhielt ich aus 1000 Fuß tiefen
Gruben Freibergs lebende Pitzker, u. die
Vulkane ſchleudern häufig todte Fiſche herau[s.]
Jn großer Tiefe des Meeres ohne Lichtſtrahl
leben Fiſche, mit großen Augen verſehen
u. man kañ es nicht erklären, wozu ſie
ihnen nutzen, obgleich nur wenige hier anz[u-]
treffen. Herr Biot hat verſucht im Mittel[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Meer in einen Tiefe von 5000 Fuß zu Fiſchen
u. er fand einige Arten, deren Schwim̃blaſ[e]
merkwürdig genug mit reinem Sauerſtoff
beinahe 0,85 angefüllt war, anſtatt daß
Fiſche höherer Waſſerſchichten faſt nur Stickſtof[f]
in ihrer Blaſe haben. Auf Bergen ſteigt
das animaliſche nicht ſo hoch wie das vege-
tabiliſche. Bei 10000 Fuß Höhe iſt in den
Anden u. 2000 Fuß unter der Schneegrenze
der Pyrenäen ſchwer etwas Lebendiges
mehr zu finden, ausgenom̃en geflügelte Jnſecten
die auch die aufſteigenden Luftſtröme erheben köñen
Die Vögel erheben ſich allerdings, wie Zb. de[r]
Condor bis zu 82000 Fuß Höhe, aber im̃er n[ur]
da wo Untiefen des Luftozeans unter ihne[n]
ſind u. Jai Lussac fand in einer Höhe von
2000 fuß über der Ebene Alles ſchon thie[r-]
leer.

2. Zahlenverhältniß nach Arten
Wir werfen jetzt einen Blick auf die
Quantität der Species, welche in der Maſſe
des thieriſchen Lebens erkañt werden kañ
Wie zu Liñees Zeiten kaum 2000 Pfl. gekañt
wurden u. jetzt ſchon 60000 Pflanzſpecies ge-
zählt werden: ſo iſt es auch mit den Thieren
gegangen. Fabricius kañte nur 11000 Jnſec-
ten u. gegenwärtig ſind bereits über 4400
beſchrieben; das königl. Muſeum hat allein
30000 Species. von Säugethieren ware[n]
vor 50 Jahren 420 Species bekañt, jetzt
900. Wollte man ein Jnventarium der
Thierwelt aufſtellen; ſo köñte man mit

Sicherheit

Sicherheit 900 Säugethiere añehmen, von denen
auf Europa 80 Species u. mit den verſchiedenen
Robbenarten 100 Species kom̃en. Von den Vö-
Vögel u. Fiſche ſind die einzigen Thierclaſſe
ohne Beiſpiel von völliger Blindheit. Un-
ter andern Thieren die Blindmaus, der
Goldmaulwurf etc. ſind völlig blind. Der
proteus anguineus eben ſo; eine Zwitter-
Art Ameiſen, der claviger, ein Käfer
den Ameiſen ernähren etc.
geln keñt man 5000 Species, welche Zahl wohl
unter der Wirklichkeit noch iſt. Cuvier ſagt
daß in Paris bereits 5800 Species wären. Von Am-
phibien ſind etwa 700 beſchrieben u. es wäre
möglich, daß deren ſo viele wie Säugethiere
wären. Von Fiſchen ſind 5000 Species bekañt.
Dieſe Thiere bilden unter ſich einezwei große Ab-
theilungen, nämlich die, welche mit Knochengerüſtene
u. Gehirn, oder der Medularſubſtanz ver-
ſehen u. d[unleserliches Material]ie, denen ſelbiges mangelt. Nach
der großen Entdeckung von Sömering, hängt
das erhöhte org. Leben nicht von der Größe
oder Kleinheit des Gehirns ab, ſondern von
dem Verhältniß deſſelben zu den Nerven.
Die Bedingniſſe der Muſkelkraft, der
galvaniſche Proceß, iſt in den niedern Thier-
claſſen mehr zerſtreut, mehr Medular-
ſubſtanz im Ganzen Thiere u. daher jeder
Theil mehr unabhängig, wie man es bei
Treñungen wahrnehmen kañ. Nach Angabe
obiger Zahlen ſind daher im Ganzen
11600 Art Rückenwirbelthiere bekañt
von denen 10/11 in den flüßigen Umhüllungen
der Erde leben. Ein merkw. Geſetz bei der
Geographie der Thiere, daß grade die, welche
das Maximum u. Minimum der Luft reſpi-
riren am meiſten verbreitet u. in gleicher
Zahl verbreitet ſind. Bei den Vögeln iſt
die Quant. der Pulsſchläge u. die contrac-
tion der Arterien ſehr ſtark. Die Blut-
wärme bei denſelben iſt 33° R. u. man
zähl 56 Pulsſchläge, während das Pferd
bei einer Blutwärme von + [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]29,5° R.
36 Pulsſchläge hat. Die Fiſche gebrau-

chen

chen das Minimum der Luftreſpiration.

Durch die Kiemen zerſetzen ſie nicht das Waſſer,
ſondern ſie ſcheiden den in demſelben enthalte-
nen Sauerſtoff aus, der 0,31 beträgt, weñ
die Atmoſphäre 0,21. Dies kañ man leicht
wahrnehmen, weñ man das einfache Experiment
macht, Fiſche im Waſſer zu erſäufen, durch
Extrahirung des Sauerſtoffes, wo ſie wie
vom elektriſchen Schlage getroffen, todt
auf die Seite fallen. Einige Fiſcharten köñen
ſelbſt atmoſphäriſche Luft athmen, doch auf
die Länge wird ihr Blut zu ſehr erhitzt
u. ſie ſterben, weil ſie zu dem Reſpirati-
onsproceß nur eine kleine Quantität Sauerſtoff
Da ſo viele Species der Fiſche u. Vögel
noch vorhanden u. ſicher doch viele unter-
gegangen
, ſo kañ man auf deren große
Anzahl in der Urwelt ſchließen

bedürfen. Vögel u. Fiſche ſind deshalb ſo
zahlreich, weil ſie bei den großen Kataſtrophe
der Zerſtöhrung der Urwelt am leichteſten ent-
riñen koñten. Die Thiere der Veſte ſind in
großen Maſſen dabei verſchwunden, beſonders
von die Pachidermen. – Jnſekten bilden unter
den Thierformen die größten Maſſen, nämlich
44,000. Die Anzahl der Schmalthiere 5000
u. der Zoophiten 6000, ſo daß überhaupt
66,600 Species Thierformen bekañt ſind,
von denen Jnſecten ⅔ ausmachen. Nach einen
leichten Analogie muß es noch mehr Jnſecten
geben, da die Form des Gegliederten ſehr
allgemein iſt, u. die Natur gleichſam genöthi[gt]
wird, ſolche Formen noch mehr zu fördern
Wir keñen bereits 60000 Pfl. u. erſt 4400
Jnſecten, folglich iſt noch nicht ein [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]Jnſekt auf eine
Pflanze zu rechnen u. unter den Tropen müſſ[en]
noch viel mehr Jnſecten vorhanden ſein. Hie[r]
bei Berlin zählt man 2000 Pflanzenſpecies
u. 5000 Jnſektenarten, hiernach koñen wo[hl]
ſicher 120,000 Jnſekten exiſtiren. Dieſe Sta[unleserliches Material]
der Jnſecten iſt mit Genauigkeit erſt ſeit
50–60 J. unterſucht. Die Verbreitung der

Formen

Formen nim̃t mit der Temperatur zu u. wo 18–20°
R. iſt, herrſcht mehr thieriſches Leben, als
da wo 2–3° R. iſt. Allerdings hängt aber
dies wieder von Localverhältniſſe, günſtiger
mañigfaltiger Lage der Flüße, Gebirge etc.
ab. Das Leben erſcheint am mañigfaltigſten
verzweigt u. geſchieden, da, wo der Charac-
ter der Landſchaft individualiſirt iſt.

Ein großes Vorurtheil iſt es, daß die Thiere
des neuen Continents nur auf niederer Stufe
ſtehen, u. man hat es darauf begründet,
daß Pachidermen nicht vorhanden wären.
Abgerechnet, daß es etwas zufälliges iſt,
daß bei der großen Kataſtrophe auf einem
Theile der Erde gewiße Thierformen verſchwun-
den, ſo ſind doch noch 4–5 Pachidermenarten
vorhanden, u. Reſte von Verſteinerungen
zeigen daß ſolche vorhanden waren, wie
ich ſelbſt verſteinte Rhinozerosknochen mitge-
bracht habe. Man findet ſie dorten nicht im
Klima der Ebene, wo ſiedie Thiere ſonſt gelebt haben
müſſen, ſondern nur auf Höhen von 6–7000
Fuß. Jetzt leben dort erſetzende Formen
der Thiere der alten Continente, die Katzen
geſchlechter, große Pantherthiere. Ferner
Biſons, Moſchusochſen die 2000 ℔. wiegen.
Jefferson beſchreibt einen ſolchen von 9–10
Fuß Höhe am Rücken, ſo hoch wie ein Elephant.
Die Maſſe iſt in der neuen Welt ſo groß
daß 8–10000 ſolcher wilden Biſons zwiſchen
dem Ohio u. Miſſouri ſonſt weideten.
Große Formen der Pachidermen ſind wie-
derkäuend u. ſtets grasfreſſend. Jn
den Urwelt iſt es eben ſo der Fall geweſen.
Das größte Krokodill, welches man ver-
ſteinert in Surreck gefunden, hatte eine

Länge

Länge von 70–80 Fuß, die Höhe des Rhino-
ceros, u. man nach Geſtalt u. Form ſeiner
Zähne Grasfreſſend. Die Contraſte zwiſchen
3. Relative Größe der Thiere
den Pflanzen laſſen ſich leichter zwiſchen den
Thieren anſtellen; deñ bei erſtern muß man fürch-
ten zuſam̃engeſetzte Organe zu finden, hier
aber vom Jnfuſionsthierchen bis zum Kaſchelot
läßt lſich leicht der individuelle Character
beſtim̃en. Es giebt nicht ſo kleine Pflanzen als
lebende Thiere. Die Größe oder Kleinheit hängt
hier mit Bedingniſſen des organiſchen Lebens
zuſam̃en; deñ warum giebt es keinen Jnfuſions-
fiſch, keine kleinern Säugethiere, als grade
die Nagethiere, warum nicht in kleinen Propor-
tionen Hirſche etc. Bei den verſchiedenen Klaſſ[en]
müſſen wir daher Grenzen des Größte u.
Kleinſten erkeñen. Ein kleiner Fiſch iſt
der Steckling 1½″ lang, noch kleiner die
Korallenfiſche, die man lange für Brut
gehalten, u. der kleinſte der acarthopomus
meleogris
, ſehr ſchönt u. Bunt gefleckt u.
nur 7–8 Linien lang. Stellen wir dieſen
in Verhältniß zu dem Wanderhaifiſch von
Bei einer u. derſelben Claſſe iſt
das Verhältniß wie 1 : 700.
30 Fuß länge; ſo iſt daſſelbe = 1 : 700.
Solche Grenzen giebt es unter den Vögeln
nicht. Was die Größe der Fiſche noch anbe-
langt, ſo hat Lacepede die Länge des Wall-
fiſches über 200 Fuß angegeben. Der Grön-
ländiſche Wallfiſch iſt aber nie größer als
65–70 Fuß u. iſt auch nie größer geweſen
Pottfiſche findet man zuweilen 92–100
lang. Dies iſt von Scoresby erwieſen, der
220 Wallfiſche ſelbſt getödtet hat. Nage-
thiere von 2 Zoll Länge mit ſolche Fiſchen
verglichen, giebt einen gewaltigen Kontraſt
noch größer, weñ ich ganz fremdartige
Ordnungen vergleiche, ein lebendes Jnfuſions-
thierchen
mit einem Wallfiſche, 1/16000 Linie mit
100 Fuß Längen-Maaß.

Nach

Nach kubiſchem Jnhalt würde das Verhältniß
ſich bilden, wie 1 : 23 Mill. Eine unbegreif-
liche Verſchiedenheit, wie die kleine Veſta zum
großen Weltkörper. So finden wir bei
der Maſſe der thieriſche Subſtanz eine größere
Mañigfaltigkeit u. Verſchiedenheit der indivi-
duellen Verhältniſſe.

59. Vorlesung, 23. April 1828

Beim Mangel aller Vorarbeiten für meinen
Zweck kañ ich für jetzt nur Umriſſe hier geben,
da alle empiriſchen Geſetze nur auf That-
ſachen beruhen, die erforſcht erſt werden
müſſen. Hier müſſen die Gewährsmäñer ſtets
benañt werden. Cuvier u. Lichtenſtein für
die Wirbelthiere, Cuvier für Jnſekten
u. Fiſche etc. Erſtaunlich iſt bei dem thieriſchen
Leben die große Zahl der Jndividuen
in den untern Klaſſen. Blumenbach berechnet
daß in der Milch der großen Karpfen 250000
Mill. Cercarien enthalten ſind. Doch was
will dieſe Menge gegen die thieriſche Maſſe
weñ ſich jetzt noch Dickhäuter zuſam̃en finden
in Heerden von 300 Stück Zb. Elephanten etc. oder
am Missouri 10000 Biſons weiden. Die
columba migratoria in Nordamerika zieht
in ſolcher Anzahl, daß ſie tagelang Wolken-
artig ziehen, die Zweige der Bäume brechen
wo ſie ruhen, u. die Landleute dorten
die Schweine hintreiben um ſie mit Tauben-
fleiſch zu mästen. Jn der Tropengegend
am Orinoko ziehen ganze Wolken Strandvögel.
Ein merkw. Beiſpiel ſahe ich in der Südſee
wo 5–6 Stunden ein ununterbrochenes Gewölk
von Seevögeln über meinem Kopfe hinzog.
Die Landbauer hohlen von der Küſte
ein Düngungsmittel, reiner Harnſtoff
der von den Excrement der Vögel herrührt.
25–30 Fuß Dick liegen dieſe Schichten wie
Braunkohle u. welche Maſſe thieriſchen
Lebens ſetzt dies voraus, um ſolche anzuhäufen.

Nehmen

Nehmen wir alle thieriſchen Stoffe zuſam̃en
u. vergleichen ſie mit der Pflanzenmaſſe, ſo
iſt letztern doch überwiegend.

Bei den Thieren kañ man eben die Frage
wie bei den Pflanzen aufſtellen, ob ein Thier über
die ganze Erde verbreitet iſt? Wie dies bei
Pilzen u. Algen der Fall iſt, ſo auch bei den Jn-
fuſionsthierchen, die allenthalbe ſpecifiſch dieſel-
ben ſind. Unter höher organiſirten Geſchöpfen
ſind die Jnſecten u. grade die Schmetterlings-
arten am weiteſten verbreitet Zb. Sphinx
atropus
in Egypten, Mexico etc. Allenthalb
wächſt aber ſo wenig eine Pflanze, als ein Jn-
ſect lebt. Von den Sumpfvögeln hat man
einige Arten in allen Tropen u. temper. Zonen
gefunden. Nach Cuvier ſoll auch eben ſo die
Turm-Eule allgemein verbreitet ſein. Die
Entdeckung von Buffon daß kein Wirbelthier der
neuen Welt gleich iſt denen der Alten iſt nur
auf die Tropen anwendbar, nicht aber auf
die temperirte Zone. Man findet hier zwar
beſondern Species, die man früher für iden-
tiſch hielt mit denen der alten Welt, Zb.
Hirſcharten, Biſons etc. aber das Elendthier
der Biber, Wolf etc. möchten wohl in der alten
u. neuen Welt gleich ſein, welches erſtere nach
Pallas ſelbſt über die Berehringsſtraße gehen
ſoll. Deſgl. auch die Sumpfotter. Eine
andere Frage iſt die, ob in der nördlichen
u. ſüdlichen Hemiſphäre in gleichen Zonen die-
ſelben Thiere leben? Beiſpiele ſind davon
vorhanden, der Kukuk lebt in Neuholland
die Taube eben ſo; jedoch unter Thieren
ſowohl wie Pflanzen gehen die tropiſchen
Formen mehr nach Süden als Norden
u. ſüdlicher als Europa nördlich liegt.
Aehnlich wie die temper. Zone Amerikas
von den Tropen aus verſchönert wird, ſo
iſt dies mit dem Süden der Fall. Der
kleine Kolibri, ſo ſchwacher iſt, zieht in
Maerz iſt er in Georgien u. im Juni ſchon in Canada.

Dies

Dies macht die Continuität des Welttheils. Eben
ſo finden ſich die Colibris an den Magellaniſchen
Straße. Jn Neuholland wachſen Baumartige
Farrenkräuter u. auf der 1810 entdeckten
Kemble-Jnſeln, unter 55° S. Br. fand man
eine eigne Art des Pſyttakus. Mit Unrecht
nim̃t man daher an, daß die ſüdl. Hemiſphäre
kälter als die nördliche ſein ſollte. Unter
den Thieren wie Pflanzen giebt es erſetzende
Formen u. eriñere ich hier nur an die Afrika-
niſchen u. Aſiatiſchen Elephanten, an die ein u.
zwei gehörnten Rhinoceros-Arten. Tapire
glaubte man alleinig in Amerika u. ähnliche
Species ſind in Malacca u. Sumatra gefunden.
Jn der alten Welt ſind eben ſo kleine Vögel
wie die Colibris der neuen Welt, u. hier
wieder Straußenartige, ferner Schlangen
von 18–20 Fuß Länge u. Krokodille mit
ihren ſchachbrettartigen Rücken. – Gewiſſe
Thiergattungen leben in der Ebene, andern wie-
der auf Höhen. Die Affen ſind gewöhnlich unter
3000 Fuß Höhe anzutreffen, zuweilen verirren
ſich aber Banden auch auf Höhen von 5000 Fuß
die einer derſelben zuerſt erklettert, bald
aber verlaſſen Alle dieſe Region u. kom̃en
oft in 30–40 Jahren nicht wieder. Der kleine
Floh pulex penetrans der ſich unter die Nägel
bohrt u. den Reiſenden, ſo wir der Eingebornen
ſo große beſchwerden veranlaßt, beſonders
den Negern, die zuweilen Elephanten-Füße davon
bekom̃en, ein wahres Weſpen iſt dieſes Thierchen
fängt erſt auf der betim̃ten Höhe von 900 Fuß
an u. ſteigt nicht höher als 3000 Fuß. Der
Papilio Apollo iſt in der Ebene, in Frank-
reich nur auf Höhen von 4000′ anzutreffen.

So wie die ſüdl. Hemiſphäre keine Roſe
aufzuweiſen hat, ſo bemerken wir wieder
daß Süd-Europa u. Nordafrika eine gleiche
Vegetation haben. Letzteres führt auf den
wahrſcheinlichen Einbruch des Mittelmeeres. Trotz
der Aehnlichkeit der Vegetation, ſind aber
doch nicht ähnliche Thiergattungen auf beiden Seiten

des

des Mittelmeers vorhanden Zb. kein Hirſch in
Morocco. Denken wir aus die Continente zu-
ſam̃enhängend, ſo muß die fehlende Thierform
dort nicht exiſtirt habe, aber eine erſetzende Form
war da Zb. die Gazellen.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die
Zahlenverhältniſſe der Thiere, ſo ſehen wir
nach den Polen hin oft nur eine ſpecies vom
ganzen Genus, wir ſehen eine große Mañigfaltig-
keit in letzterm, aber weniger Arten. Allent-
halben ſind 5 mal mehr Vögel als Säugethiere
anzutreffen. Nach den Tropen hin nehmen die
Amphibien mehr u. ſchneller zu als die Säuge-
thiere, welches ſich beſonders zeigen wird, weñ
wir eine vollſtändige Fauna von den verſchie-
denen Erdtheilen beſitzen werden, aus denen
wir die großen Mittelzahlen erhalten. Nach
der gegenwärtigen Keñtniß der Thierwelt
verhalten ſich die wieder käuenden zu den
reißenden Thiere = 3 : 1. Von den Pachi-
dermen ſind in der Vorwelt 55 Species
mehr geweſen, jetzt leben noch 16–18 Arten
u. ⅔ ſind untergegangen. Auch von Jnſecten
müßen viele untergegangen ſein, deñ im
Bernſtein finden ſich neue Species eingeſchloſſen
Endemiſche Formen finden ſich in allen Zonen;
in Amerika die Armadille u. Faulthiere,
in Neuholland das Schnabelthier etc. das Känguruh
dort u. im Jndiſchen Archipel, wo eben ſo
große Thiere als auf dem Continent gefun-
den werden, welcher ſich daher als Theile
des abgeriſſenen Continents ankündigen. A[uf]
den Jnſeln der Südſee giebt es hingegen kein
anders Thier, als Nagethier von 5–6″ Höhe.

Am weiteſten iſt der Menſch verbreitet
nicht durch ſeine phyſiſche Beſchaffenheit u. Kraft
ſondern durch ſeine Jntelligenz u. Biegſamkeit
des Willens. Wilde Menſchen haben daher weniger
Willenskraft als cultivirte Nationen. Ein
altes ſpaniſches Geſetz verbietet, die Einwohner
des Thales nicht auf die Andes zu bringen u. die
Hochlandsbewohner nicht durch ein Thal zu führen,

weil

weil ſie dadurch den tödtlichſten Krank-
heiten ausgeſetzt werden. Jm Allgemeinen
bemerken wir, daß bei der weißen Menſchenraçe
die größte Flexibilität zu finden. Die Schwarzen
köñen wohl auch viel ertragen, doch muß man
bedenken, daß von denen durch die Grauſamkeit
der Europäer fortgeſchleppten Neger ⅓ hinſtirbt
u. nun die kräftigſten Naturen übrig bleiben.
Bei gebildeten Völkern beherrſcht die erhöhnte
Willenskraft das materielle Leben. Werfen
wir eine Blick auf den Körperbau des Menſchen
ſo ſehen wir daß er in den Elementen der phyſiſchen
Natur wenig von andern Wirbelthieren unter-
ſchieden iſt. Es ſoll dem Menſchen eigenthümlich ſie
daß er ſeine Wärme, als die Quelle des Lebens
in ſich ſelbſt führt; doch iſt dieſe geringer als
angegeben u. nur + 30° R. Verſchiedene Völ-
kerſtäm̃e die gar kein Fleiſch eſſen, wie die Bud-
dhiſten; andere die nur von Fleiſch leben, wie
die Veidas in Ceylon haben eine gleiche Blutwärme,
die man übrigens unter der Zungenwurzel leicht
unterſucht, wo eine Wärme wie die Blutwärme
iſt. Die Blutwärme des Elephanten, Affen etc.
hat noch nicht einen Unterſchied von ¼° R. mit
den des Menſchen. Von warmblüthigen Thieren
haben die Vögel die größte Wärme + 32–35° R.
Jn der nördlichen Zone ſelbſt haben die Hühnen-
u.u. Taubenarten mehr Wärme als die Papagayen.
Die ſogenañten kaltblüthigen Thiere haben
noch im̃er eine Temperatur von 3–4° R.
wärmer als das Medium in dem ſie leben.
Ebenmäßig haben die Jnſecten eine Wärme.
Der kleine Unterſchied in der Blutwärme
der verſchiedenen Menſchenraçen iſt nicht Folge
der Race ſondern der Klimatiſches Verhältniße
u. iſt höchſtens nur ½° R. Was die Umlauf
des Blutes betrifft, ſo iſt keine weſentliche Ver-
ſchiedenheit zwiſchen den Bewohnern der Ebene u.
Höhe. Durch die Willenskraft allein erhält der
Menſch wie geſagt Flexibilität, u. welcher
Hitze kañ er ſich hier in warmen Bädern ausſetzen?

Tillet

Tillet 1764 ließ ein zehn Jahr altes Mä[unleserliches Material]dchen eine
Temperatur von 25° über dem Südpunkt aushalten
wo Kartoffeln kochten. Cap. Fips, nachher Lord
Mulgraive ging von 3° Kälte in Schweisbäder
von + 102° R. wo Eyer in wenig Minuten ſiedeten
Bieeafsſtücks neben ihm Brieten etc. Er war frei-
lich in der Temperatur der eignen Ausdünſtung
u. doch vermehrte ſich die iñere Wärme nicht
um 1½° R. obgleich der Pulsſchlag unerhört
zugenom̃en. So groß iſt die Biegſamkeit der
menſchl. Natur, daß die Bewohnbarkeit des Erdbodens
durch den Menſchen unter den verſchiedenſten Beding-
niſſen ſtatt finden kañ. Er kañ ſich von dem
Druck unter der Taucherglocke bis zur Höhe
von 24000 Fuß erheben, Kälte [unleserliches Material]und Wärme
von − 40 bis + 105° ertragen, obwohl
letzteres nur wenige Minuten. Jedoch leben
muntere Völker in einer Gegend wo 4 Monate
lang die Temper. 30–40° unter Null iſt.

60. Vorlesung, 24. April 1828

Wir haben aus in der phyſiſchen Geographie
zur Vertheilung des Menſchengeſchlechtes auf der
Erdoberfläche erhoben. Nichts iſt mit größerer
Lebendigkeit, ſelbſt Gehäſſigkeit unterſucht
worden. Es ſind hiebei eine Menge Dinge einge-
miſcht worden, die der hiſtoriſchen Unterſuchung
angehören u. hier uns völlig fremd bleiben
müſſen. Nachdem über die Völker Aſiens, die
deſſen Central-Land bewohnen Entdeckungen ge-
macht worden, hat ſich über die Abſtam̃ung
vieler Völker, der Jberier, Slaven, Germanen etc.
viel Licht verbreitet. Hier treñen wir die
Dinge die bloß zum Cauſal-Zuſam̃enhange
gehören, wie Geognoſie u. Geologie in der Erd-
kunde. Wir werden hier bei der Erſcheinung
der verſchiedenen Menſchenraçen ſtehen bleiben.
Jch ſagte nur Jntelligenz iſt Urſache, daß der Menſch
gegen die Elemente ankämpfen u. über ſich ſelbſt
herrſchen kañ. Wie wilde Völkerſchaften noch
jetzt die größte Unbiegſamkeit zeigen habe ich
in Amerika geſehen, wo es ſchwer fält die Ure[in-]

wohner

wohner der Wälder in den Miſſionsdörfern
zu civiliſiren. – Von der angeblichen Verſchie-
denheit zwiſchen der Organiſation des Menſchen
u. der höhere Thierclaſſe will ich noch einiges
hier bemerken. Der Menſch ſollte allein [unleserliches Material]Stim̃w[er]k-
zeuge zur articulirten Sprache haben, der
Affe Zb. ganz verſchiedene u. dgl. Die Amerikaner
glauben, Affen ſprechen nur nicht laut, ſondern im Stillen,
damit die Menſchen ſie nicht zur Arbeit zwingen. Ein
Naturforſcher glaubt, ſie würden ſprechen, weñ
ſie nur etwas zu ſagen hätten. Gewiß iſt es, daß
ſie dieſelben Sprachglieder haben als der Menſch,
der nur allein durch Jntelligenz characteri-
ſirt wird. Er hat im Verhältniß zur Größe
der Nerven das größte Gehirn u. bedeutend
iſt die Capacität des Schädels. Eine Hau[unleserliches Material]pteigen-
thümlichkeit iſt ſein [unleserliches Material]aufrechter Ganz, die Bildung
des Antlitzes u. das Uebergewicht des Schädels
über die Entwickelung des Beiſtens, Käuens
u. des Geruchs. So wie die ſtarke Ent-
wickelung des Kiefers anfängt, tritt das
Gehirn zurück, welche Erſcheinung zu der Un-
terſuchung der Kamperſchen Geſichtslinien führt.
Die Hellenen, Circaſſier, ſogenañte Kaukaſiſche
Raçe, ſind hier ſehr verſchieden. Weñ in einigen
Kunſtwerken des Alterthums Facial-Linien von
90° anzutreffen, ſo iſt dies gewiß nur eine
ideelle Bildung des Künſtlers. 80–85° werden
für die ſchönſten Geſichtslinien gehalten. Die
Faciallinie bei den Negern iſt 70° u. bei
den Neuſeeländern etc. ſelbſt 65°. Affen
haben ſtets Facial-Linien von höchſtens 50–55°.
Man ſuchte nach ob dem Menſchen nicht irgend
ein Knochen mangeln, den Thiere haben u. glaubte
Dies wäre das [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Zwiſchenkieferbein, welches
die Schneidezähne enthalten ſollte. Auch bei
Affen hatiſt dieſer Knochen nicht vorhanden, u.
daher ein uñöthige Unterſuchung. Bei den Unter-
ſuchungen über die Verhältniße des Gehirns
zu den Nerven fand Maeckel, daß bei Negern
die Nerven des 5te Paares ſtets ſtärke wie

bei

bei weißen Menſchen vorhanden wären u.
dieſe Erſcheinung iſt willkom̃en denen, die da
meinen die Neger wären thieriſcher wie die
Weißen, weil dies auch bei den Thieren ſtatt
findet, welches ich jedoch gänzlich beſtreiten muß.
Das Hervorragen des untern Theils des Unter-
kiefers, die regelmäßige Anweſenheit des Gehirn-
ſandes |: auch beim Hirſch :| die ſchiefe Lage des
Herzens, die hervorragende Naſe, ſind Eigen-
thümlichkeiten
des Menſchen, von denen einige Thier[e]
dies u. jenes doch gemein haben Zb. die Rüſſel-
affen haben eine vollkom̃ene Naſe u. einige glauben
daß organe durch den öftern Gebrauch ſich erſt aus-
bilden, wie Sumpfvögel lange Füße erhalten
haben etc. Jm Aeußern hat der Menſch daher
nur wenige Verſchiedenheit mit dem Thiere, nur
der Geiſt macht hier eine große Stufenleiter. Es iſt
nicht blos lieblos gedacht, ſondern der Wiſſenſchaft
völlig fremd, weñ man in neuern Unterſuchungen
von einer Stufenleiter der Humanität geſprochen
wie Zb. Meiners, der aufſteigend von Affen
zu Negern u. endlich zu weißen Menſchen über
geht. Noch nie hat man menſchenfreſſende Neger
wohl aber ſolche unter der mehr weisliches Menſchen
getroffen. – Aeußerlich ſind dem Menſchen
am ähnlichſten zwei Affenarten, der Orang-
Utang u. Jacko. Erſteres iſt das junge Jndi-
viduum von einer ſehr Böſen häßlichen Affen-
art. Oran heißt verſtändig, welches von
den Malagen auch als Beiwort von Menſch u.
Elephant gebraucht wird. Utang heißt wald-
Menſch. Man hat mehrmals einige Jndividuen
in Europa gehabt, aber der Schwächlichkeit
derſelben wegen, ſind ſie ſchwer zu erhalten.
Sie werden 35–36 Zoll hoch. Je mehr man ſich
den Affenländern nähert, je mehr ſchwinden al[le]
Vorurtheile die wir über dieſe Thiere haben
daß ſie Knoten machen beim Mais ſtehlen etc. alles
Fabeln. Nicht zu läugnen iſt es, daß Thiere mit
4 Händen, die zum Klettern beſtim̃t ſind u. d[unleserliches Material]
faſt im̃er auf Bäumen leben manchen Anſchein
von Handlungen haben, den wir der Jntelligenz

zu ſchrei[ben]

zu ſchreiben möchten; doch ſcheint dies nur ſo, u.
eben ſo gelehrig würde der Hund, das Pferd etc.
erſcheinen, weñ ihm nicht die Extremitäten fehlten
Lord Amferſt brachte einen Orang-Utang mit,
den ich geſehen u. bei dem ich es auffallend fand, daß
er den Daumen gebrauchte um eine rollende
Arzeneiflaſche aufzuhalten. Er hatte keine
ſchöne Geſtalt, aber eine äußerſt ſanften Blick
u. gewiß iſt es, daß er ſich im Alter in den
häßlichen Hundsartigen Affen Pongo mit ſchreck-
lichen Zähnen wie ein großer Pavian wandelt.
Jn den Menagerien iſt es häufig beobachtet, daß
ſelbſt bei Ravianen mit Hundsköpfen die Jungen
auf völlig Kugelrunden Köpfen geboren werden.
Der Jacko ſimia trochlodiytes iſt ſo weit
abgerichtet, daß er bei Tiſche aufwartet, Kaffee
trinkt etc. hat aber weniger etwas menſchenähn-
liches. Jch übergehe den ſchwarzen Gibbon, ohne
Stirn mit menſchenähnl. Geſicht, der ganz behaart
übrigens iſt. Wir haben die Geſchöpfe genañt
die dem Menſchen am ähnlichſten ſind, aber keine
gleiche Stufe keine ſpecies giebt es hier. Eine
andere Frage iſt es, ob unter den Menſchen nur
eine ſpecies da iſt. Dieſe Unterſuchungen über
die Varietäten ſind ſeit 80 Jahren etwa ge-
trieben u. der Name Raçe iſt hergenom̃en von
den bekañten Pferde- u. Hunde-Arten. Leibnitz
wollte die Abſtam̃ung der Völker von ihrer
Sprache herleiten, aber wie trüglich iſt dies,
wo erwieſen iſt, daß mongoliſche Völker tür-
kiſch ſprechen, wie germaniſche Völker latei-
niſch. Weñ Leibnitz hier ſchon Verwechſelungen
ſtatt finden ließ, ſo iſt dies neuerdings noch mehr
der Fall geweſen, veranlaßt durch das Buch-
Mitridates von Adelung u. Vater herausge-
geben. Jn der neueſten Zeit ſind durch die Keñtniß
der Völker des Central-Aſiens, durch die Un-
terſuchung über denen Sprachen von Abel Remusat
u. Julius Klaproth |: Aria polyglotta :|; durch
die Keñtniß der Sanſcritſprache u. Keilſchrift
durch Herrn St. Martin viele Entdeckungen erſt gemacht

werden.

werden. Die Alten unterſchieden die Völker in Einge-
boren u. Eingewanderte. Nehmen wir Nord-Afrika
ſo kamen zu den urſprüngl. Lybiern, Phönizier d.
Griechen. Vor Einwanderung der Saracenen war
daſelbſt ſchon die caucaſiſche Raçe. Die Hycksos
ein Arabiſcher Stam̃ in Egypten, die Perſer etc.
Dieſer Contraſt zwiſchen ſchwarzen u. weißen
Menſchen bildet einen ſichtbaren Abklang in der My-
thologie Egyptens. Ferner brachte den Zug der
Vandalle weiße Menſchen dahin, dieeren Nachkom̃en
auf dem Atlas unter dem Namen Kabilen noch ex[iſti-]
ren. Weñ Herodot u. die übrigen Alten nicht
Die Alten verachteten alle Barbaren, daher
fehlte ihren gänzlich die Keñtniß ihrer Sprachen.
Unterſuchungen über die Menſchenraçen anſtellte
u. dieſe erſt der neuere Zeit angehört; ſo ſagt
doch Seneca in ſeinem Agricola auf das deutlichſte
daß die Erſcheinung der verſch. Geſtalt der Menſchen
entweder Folge der Abſtam̃ung oder des Klima i[ſt.]
Die Jdee, daß alle Menſchen von einem Paare ab-
ſtam̃en iſt Folge des Chriſtenthums, welche zur Ver-
miſchung der Raçen ſo viel beitrug, zu der
mildern Behandlung der Sclaven etc. Als man A-
merika entdeckte fand ſich kein Hirtenvolk da
ſelbſt weil die wiederkäuenden Thiere nicht da[zu]
benutzt wurden. Jn China ebenmäßig bei dem
hohen Betriebe des Ackerbaues, iſt ſo alles Hir-
tenleben vertilgt, daß keine thieriſche Milch ge-
noſſen wird. Daß ein großes Verkehr zwiſchen
dem weſtl. Amerika u. öſtl. Aſien ſtatt gefund[en]
beweiſet auch dieſe Aehnlichkeit, daß die Urein-
wohnen noch jetzt bei Millionen Rindvieh einen
großen Abſcheu vor Milch äußern. Als dies
Land entdeckt wurde ſo entſtand die Frage
ob die Einwohnen auch Menſchen wären? u. eine
Päbſtl. Bulle drückte beſtim̃t die Einheit des
Menſchengeſchlechtes aus. Die deñoch entſtehende
Sclaverei der Caraiben u. Neger mußte man
dem Bedürfniß der Jnduſtrie zuſchreiben, u. dem
Landbeſitz den die Geiſtlichkeit ſelbſt hatte.

Wir köñen jetzt zwei Fragen aufſtellen
1., welche Verſchiedenheit haben die verſchieden[en]
Raçen u. 2., wie haben ſie ſich vertheilt

und

und ausgebildet. Letzteres iſt eine rein hiſtori-
ſche Frage. Sehen wir erſteres Phänomen im
Kauſalzuſam̃enhange, ſo köñen wir entweder
einen Urtypus mit Degeneration añehmen, wo
durch Einwirkung des Klimas ſich Varietäten
bildeten, oder mehrere Typen der Bildung
añehmen. Jm erſten Falle ſ[unleserliches Material]ind Pallas u. andere
Naturforſcher der Meinung geweſen, daß die
ſchwarzen Menſchen urſprünglich geſchaffen u.
aus dieſen ſelbſt die Kaukaſiſche Raçe entſtanden
iſt. Man hat bemerkt, daß ſelbſt Thiere, weñ ſie
gezähmt werden, von dunkler zu heller Farbe
übergehen u. dies iſt die leitende Jdee geweſen.
Jch mag dies nicht vertheidigen u. gewiß werden
es auch die Europäer ungern glauben, daß ſie
von Negern abſtam̃en. Uebrigens iſt dem W[unleserliches Material]eißen
die ſchwarze Farbe lange nicht ſo zu wieder, als
dem umgekehrt. Danham ſagt, daß in Señaar
d[unleserliches Material]ie Frauen bei ſeinem Anblick nicht nur erſchrocken
ſind, ſondern ihnen förmlich übel geworden, weñ
ſie ſeine proeminente Naſe erblickten, welches ihn
am Ende ſelbſt höchſt verdroſſen. Jedes Volk
trägt den Typus der Schönheit in ſeiner
Jndividualität, doch gewiß iſt der Begriff
von Schönheit u. Anmuth völlig unabhängig vom
Stam̃. Dieſe Anſichten gehören der Jdeenwelt
an; üaber deñoch kañ man ſagen, daß ſo
ſanft u. fein die ſchwarze Haut auch iſt, doch
das Erröthen der weißen Haut fehlt. Die
Frauen in Dongola indeß ſoll[en] auch trotz
der ſchwarzen Farbe geröthete Wangen haben.
Uebrigens iſt bei den Negern die Jntenſität
der Farbe ein Zeichen ihrer Geſundheit.

Die Geſchichte im eigentlichen Siñe des Worts
reicht nicht zu, den Urſprung der Dinge auf-
zudecken. Sie wird die Frage über den Ur-
ſprung den Menſchen nicht ſchlichten, ſo wenig als
die Unterſuchung über die Sprache u. Schriften
u. mit Vertrauen köñen wir nur die [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
Forſchungen ehren. Hier beſchränke ich mich allein

auf

auf Erkeñtniß. Bei allen ſemitiſcher Völker
iſt der Glaube über den Urſprung der Menſche[n]
vorherrſchend, was in unſerer Unterſuchung
uns billig fremd bleiben muß. So viel kañ
ich indeß ſagen, daß kein Grund vorhanden iſt
anzunehmen, daß die Erſcheinung der verſchiede[-]
nen Racen, der Jdee der Einheit wiederſtr[e-]
bet, oder ſtringend dies zu läugnen.

61. Vorlesung, 25. April 1828

Die Unterſuchungen hierüber ſind verwirr[t]
worden, daß man hiſtoriſche Betrachtungen
mit den jetzigen Bewohnern der Erdflächen be-
trachtete. Geſchichte führt nie zum erſten Ur-
ſprunge u. kañ nicht Fragen der phyſ. Welt
Beſchreibung löſen. So leicht kañ der Menſch
hier irren. Eine Frage Zb. wie iſt Amerika
bevölkert? iſt weder eine hiſtoriſche noch philoſ[o-]
phiſche Frage! Anders iſt es damit, wie haben ſi[ch]
Völker von Oſten Aſiens nach Weſten bewegt
Unmöglich iſt es eine allgemeine Eintheilung nach
Abſtam̃ung anzunehmen. Die Betrachtungen über
Raçen ſind noch zu wenig Klarheit gelangt
u. zu wenigſehr von die Problemen über die Pflanz[en]
u. Thiere getreñt worden. Wir haben die
Aehnlichkeit des Organismus, ihre gemeinſam
Wohnorte geſehen, die Gleichheit der Geſtation
weñ auch nicht Pubertät. Jch führte ſchon an
daß wie Degenerationen von Thiere jetzt noch
ſtatt finden, ſo auch dies bei den Menſchen mög-
lich ſein koñte u. Hebride Formen ſich fortpflanzen[.]
Jn Coñectecut entſtand ein Bock mit krum̃en Bei[-]
nen u. jetzt hat man tauſende einer beſondern [unleserliches Material – 1 Wort fehlt][.]
Ganze Familien giebt es mit ſieben Fingern.
Jn Ungarn ſind Racen von Hausſchweinen mit
ungetheiltem Höfe. Siringa Varin iſt vor
25 Jahren in Rouen entſtanden. Daß ein
Type feſt bleibt ſieht man daraus, daß Neg[er]
ihre Farbe allenthalben behalten u. nicht we[iß]
werden. Von einer ſteten Leberkrankheit die
bei den Schwarzen ſtatt finden ſoll, iſt n[ur]
eine phyſiologiſche Fabel. Selbſt in einer

Zone

Zone ſteht der Typus feſt. Jm Feuerlande
leben die armſeligen Peſcheräs, 4 Fuß nur
hoch u. neben ihnen die hohen Patagonier
5′8″ hoch, ſo ſchlank u. ſchön wie ich
Tauſende der Karaiben am Orinoko ſahe.
So leben nach Lichtenſtein kleine Hottentotten
neben den Schlanken großen Kaffern. Jn Schott-
land ſieht man auffallend den Unterſchied zwi-
ſchen der Pictiſchen Race u. dem ſchwarzharigen
Hochländer aus celtiſchem Stam̃e. Vielleicht
wäre wie die Jdee über verſchieden Men-
chenraçen entſtanden, weñ die Neger nicht
wären, die Extreme veranlaßte die Frage.
Nach den Kontraſten des Pygments ſchied man
die Abtheilungen zuerſt nach Haut u. der
Bildung der Haare; ſpäter nach Geſichts-Li-
nien u. endlich durch Hoffnung das Geſchichtliche
zu finden, nach Sprachen. Die Beobachtung
der Einwirkung des Klimas aus Farbe mußte
bei den Alten früh entſtehen. Alexanders Zug
veranlaßte hierüber noch mehr Unterſu-
chungen, da in Jndien ſo heiß wie in Aethi-
opien war u. deñoch die Menſchen dorten nicht
ſchwarz waren. Sie erklärten dies durch
die trockene u. feuchte Wärme. Jn neueren
Zeit hat man in Jndien gefunden, daß die Ra-
çenverſchiedenheit ſelbſt in demſelben Stam̃e
oft zu finden u. einige Kaſten ſchwarzer ſind
als andern. Die Bekañtſchaft mit Aethiopern
brachten die Alten auf Jdeen, daß die Men-
ſchen von der Soñe geſchwärzt werden, was
Buffon ausdrückt: l’home porte livree du
Clima.
– Bei den Amerikanern, Mongolen
u. Maleyen ſind vollkom̃en ſchlichten Haare
gewöhnlich. Die Caucaſiſche Raçe hat loc[unleserliches Material]kiges
Haar, ſo wie die Neger wolliges Haar.
Außer den ſchon erwähnten Faciallinien
hat man nach Analogie der Sprache die
Abſtam̃ung hergenom̃en. Herodot erzählt
daß Pſam̃etich ſchon zarte Kinder Hirten über-

geben

geben, um zu erfahren wie ſie wohl das Wo[rt]
βηκος ausſprechen würden. Die Kinder ſpr[a-]
chen das Wort phrygiſch aus, u. man erſch[rak]
daß Phrygier älter ſein ſollten. Mein Brude[r]
hat ein Buch herausgegeben über den Bau u.
die Verwandſchaft der Sprachen, worauf [ich]
mich hier beziehe. Hiernach iſt die Sprache
vielen Völkern aufgedrungen. Obgleich A-
merika nur abgeſchloſſene Völker zählt,
ſo finden ſich Sprachformen unter ihnen d[ie]
im baſkiſchen dieſelben ſind. So verſchiede
auch die Wurzelwörter älter den Völker
Amerikas ſind bis zum 60° N. Br. ſo iſt doch
etwas gemeinſames im gram̃atiſchen Bau
Merkwürdig iſt die aglutinotion des Objects
die im Verbo ſchon angedeutet wird, ob es
mit Verehrung oder Verabſcheuung ausgedrü[ckt]
werden ſoll. – Zu den anzuſtellenden Unter-
ſuchungen bleiben daher nur phyſiſche Zeichen
übrig. Wir bemerken Nationalunterſchiede
u. Völkerformen, ſo daß man nicht im̃er genau
beſtim̃en kañ, wo iſt der Volkſtam̃. Die Gr[a-]
duation nach Aehnlichkeit der Form iſt ſchwer
auf alle Abweichungen zu beziehen. Nach Cu[vier]
zählt man 3 große Stäm̃e, nach Blumenb[ach]
deren 5. Jch folge Cuvier u. nehme daher
nur die drei großen Abtheil. der weißen[,]
gelben u. ſchwarzen Menſchen an. Groß[e]
Abtheilungen hier machen führt weniger zum
Zweck. Die weiße Race characteriſirt
beſonders das Abendland. Jn ihr herrſch[t]
die größte Geiſteskraft, unter ihnen waren
die herrſchenden Reiche am längſten u. den
Religionen haben ſich in ihr entwickelt.
Der Name caucaſiſche Raçe wird ihr [unleserliches Material – 1 Wort fehlt]
Unrecht gegeben; deñ im Kaukaſus leben
zwar noch die Oſſeten, die mit den Alanen
u. Medern zuſam̃en hingen; aber die an-
dern Völker deſſelben ſind fiñiſch oder
Tyudiſcher Abkunft. Die Oſſeten u. Georg[ier]

ſind

ſind dorten die ſchönſten Menſchen neben
dem Kaukaſus. Bei der großen Herrſtra-
ße der Völker ſind einzelne Völkerſtäm̃e
getreñt u. hier ſitzen geblieben. Dies
iſt auch in Mexico der Fall, wo in den nördl.
Andes allein 30–40 Sprachen geredet werden
verſchiedenen als germaniſch u. keltiſch. Hier
ſind die Aztec[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]en von Norden nach Süden
gezogen u. die Geſchichte ſagt nicht, daß ſie
über den Jſthums von Panama gezogen.
Denkmäler ihrer Kraft findet man von Schila-
fluße bis Caragna hin verbreitet, u. vielen
derſelben blieben ſitzen in dieſem ameri-
kaniſchen Kaukaſus. Jn der alten Welt
ginge alle Vanderungen von Oſten nach
Weſten. – So wie unter 70–80 Roſenarten
alle mit dem Namen Roſe belegt werden, ſo
iſt dies auch ganz mit der kaukas. Raçe
der Fall. Der größte Theil der Völker
ging gar nicht über den Kaukaſus, ſondern
umging denſelben, wozu Hellenen, Germanen
Slaven, Magiaren, Celten, Jberer u. Lappi-
ſche oder Tyudiſche Stäm̃e des Urals gehören.
Nach Europa kam nur eine kleine Maſſe die-
ſer Völker u. kaum 5–6 Stäm̃e ſind hier
vorhanden. So ſchwer es iſt zwiſchen Jndo-Ger-
maniſchen Sprachen u. den Slaviſchen einer
[unleserliches Material]Aehnlichkeit aufzufinden, ſo iſt dies doch in
neuern Zeiten unzweifelhaft erwieſen.
Als die Menſchenſtäm̃e in großem Verkehr mit
einander ſtanden, ſo müßen wir beſonders
die Stäm̃e unterſcheiden, die zuerſt Aſien ver-
ließen u. nach Weſten wanderten. Dies waren
die Basken, auf welche die Jberer, Kelten
u. germaniſche Stäm̃e folgten. Deñ kamen
die Fiñen [unleserliches Material – 1 Wort fehlt][unleserliches Material – 1 Wort fehlt] Tyuden u. dañ Magiaren.
Jn Jtalien ſam̃elte ſich ein altes Gemiſch

von

von Pelasgern, Hellenen, Aeſtiere, Etrusken.
Fernen folgten die Slaven, auf dieſe
die Tyuden oder Fiñen, ein Uraliſchen Stam̃
zu dem die Huñen gehörten. Man glaubte
letztere wären die Hiongnuhs in Aſien,
doch ſind ſie nicht mit dieſer Völkerſchaft
zu verwechſeln. Von dieſen Tyudiſchen
Völkerſchaften kañ man ſich nach Jorrandes
keine glänzende Jdee machen, er ſchildert ſie
mit kleinen Augen begabt etc. Der Biſchof von
Clermont, Sidon von Apollien, am Ende des
5ten Jahrh. ſchreibt wie er ſehr erſchrocken
ſei die erſte Fiñiſche Völkerſchaft zu ſehen,
die er Fleiſchklumpen mit Sprache begabt neñt.
Man war um ſo mehr über dieſe Geſtalten er
ſtaunt, da man bisher nur ſchöne Formen g[e]ſehe[n.]
Sie werden als Naſenlos beſchrieben, welches
offenbar vom Zerdrücken der Naſe herkam,
welches die Mutter bei jungen Kindern ſchon thaten
um die Unbequemlichkeit beim Herablaſſen des
Vesirs zu vermeiden. Dazwiſchen waren
ſchöne Völkerſchaften bis zu den Mongolen.
Den Magiarenſtam̃ gehört zu dieſer fiñiſchen
Völkerſchaft, die mit den Avaren verwandt
iſt. Mit Turken vermiſcht, iſt dies Geſchlecht
ſehr verſchönert u. verbeſſert werden.
Zu dem weißen Stam̃e gehören aber noch die
Abyſſinier Türken u. ein Theil der Jnder.

62. Vorlesung, 26. April 1828

Von der ſogenañten Kaukaſiſchen Raçe leben
etwa 440 Ml. Menſchen, von denen ¼ noch
in Jndien an den Abhängen des Himalaja Ge-
birges leben; mañ kañ dieſe Völker auch
Arameiſche oder Semitiſche Völker neñen.
Wir haben gezeigt daß die Sprache nicht
das Criterium der Abſtam̃ung ſein kañ
Werfen wir einen Blick auf alle Sprach-
familien Europas, ſo wurde der, der ſich
rühmt alle Sprachen Europas zu keñ[unleserliches Material]en, doch

nur

nur acht bis neun Sprachen u. nur etwa
drei Grundſprachen keñen, oder 3. Sprachſtäm̃e
das baskiſche, germaniſche u. fiñiſche.
Alle Europ. Sprachen haben Aehnlichkeit in ih-
ren gram̃atiſchen Formen, weñ auch Verſchie-
denheit in ihren Wurzeln. Das erſtere iſt
dabei offenbar das wichtigſte. Obwohl
das Baskiſche jetzt nur noch in Europa von
etwa 700000 Köpfen geſprochen wird, ſo
iſt es doch ſehr wichtig, da dieſe Völker frü-
her das ganze Becken des Mittelmeers
ſcheinen umwohnt zu haben, wie dies die
Namen in vielen Ländern noch andeuten
Zb. Ahtora, Ort an den pontiniſchen Sümpfen.
Sehen wir auf die Europ. Sprachfamilien
ſo iſt zu zählen: 1., Das Baskiſche. Dieſe
Nation iſt früher von hoher Kultur gewe-
ſen u. eine ganze Litteratur iſt hier unter-
gegangen. 2., Das Keltiſche. Wird jetzt
im Schottland u. Jrland von noch 8½ Mill.
Menſchen geſprochen 3., Germaniſche Spro-
chen reden 60 Mill. Menſchen 4, Zu ſlavi-
ſchen Stäm̃en gehören 70–72 Mill. Sie haben
ſich künſtlich über Oſt-Europa, Nordaſien
u. über das Weſtl. Amerika verbreitet.
5., Der lettiſche Stam̃, der verſchieden
von den Slaven auch Liever iſt, welche
fiñiſch reden. Es ſind die Litthauer u.
Altpreußen, die mit ihrer Sprache aus
der Sanſcritt herſtam̃en 6., die ſechſte
Familie ſind die Tzuden. Zur 7te gehört
die Lateiniſche Sprache von 75 Mill. Menſchen
noch jetzt geredet, u. welche daher am
zahlreichſten iſt. Es iſt beinahe erwieſen
daß das jetzige Albaniſche der älteſte
griechiſche Dialekt iſt. 8., Die Reſte
der Helleniſche u. 9 der puniſchen oder ſemitiſchen

Sprache

Sprache. Alle dieſe Sprachfamilien laſſen
ſich doch nur auf drei Sprachſtäm̃e reduciren.
Jn neuerer Zeit iſt in chineſiſchen Geſchichtsbü-
chern entdeckt, daß die ſogenañte Völker-
wanderung: anſtatt am Ende des 4te Jahrh.
angefangen zu haben, bereits 2 Jahrh. von
Chriſti Geburt bei der chineſiſchen Mauer
ſtatt gefunden hat. Es wird hier ein indo-
germaniſcher Stam̃ beſchrieben, von weißer
Farbe, hellblauer Augen u. blonden Haare[n]
welcher im weſtlichen Theil Chinas vertriebe
ſich auf die Uſings Hiongnuhs warf, u. daher d[ie]
Bewegung der großen Völkerwanderung ver-
anlaßte. Sie werden von den Chineſen U[-]
ſings genañt. Die Hiongnuhs werfen ſich
auf die Alanen u. ſo dauerte es wol über
5 Jahrh. bis die Völker wegen ſich am atla[n-]
tiſchen Ocean brachen. Sehr auffallend für
die indiſch-germaniſchen Stäm̃e ſind die
Kirgieſen, die bis zu den Zeiten der Uſin[s]
heraufreichen u. bei denen noch alte Jñ-
ſchriften gefunden werden, Rhunen zeigten
die ganz ähnlich mit denen in Scandinavien ſind.
Jetzt reden die Kirgieſen türkiſch. Eine noc[h]
auffallendere Erſcheinung iſt die Verbreitung ein[er]
rein – ſanſcridaniſchen Sprache in Kaſchgar
unter gleicher nördl. Breite mit Madrit,
wo jetzt noch rein Jndiſch geſprochen wird.
Von da aus haben ſich die vielen ſanſcreda[-]
niſchen Wurzeln verbreitet. –

Jch gehe jetzt zur gelben Race über.
Zu dieſer gehören die Mongolen, Chineſen, Ja-
paneſen u. alle nicht Negerartigen Völker
der Südſee. Man kañ ihre Anzahl wohl
auf 400 Millionen berechnen. Unter dieſer

Race

Race ſind die großen Reiche des Attila,
des Tamerlan entſtanden u. noch jetzt beſteht
das große chineſiſche Reich, nach Rußland das
größte, von der Südſee bis zum kaſpiſchen
Meer. Lange hielt man die Mongolen
u. Tatare für identiſch. Erſtere beſiegten
im 13ten Jahrhundert Rußland, u. würden
endlich bei Liegnitz von Herzog Heinrich
dem From̃en
geſchlagen. Seit dieſer Zeit
werden ſei Tartare, oder beſſer Tartare
genañt. Ludwig der Heilige von Frankreich
war Urſache des erſtern Namens, durch einen
Brief den er an ſeine Mutter ſchrieb u.
woriñ er ſagt; daß dieſe Heiden alle
verderben u. ad ſedes tartarias möchten
zurück kehren. Aehnlich iſt es mit dem
Worte Kanibale gegangen, welches von
Kariba herkom̃t, welches hinwieder durch
die Eleganz des 16ten Jahrhunderts aus
rabies canina gebildet wurde. Dſchingis
Chan
hatte viele Türken in Dienſt u. die
[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Beherrſchten nahmen den Namen der Herr-
ſcher an. Letztere wohnenDie jetzt in der Mon-
golei wohnen, ſind nicht Mongolen, ſondern
reine Türken, u. ſind empfindl. über den
Namen Mongolen. Eben ſo rührt von
Meiners u. Schloezer die Verwechſelung
zwiſchen Türken u. Tartare her. –

Zur dritten Race gehören die
Schwarzen oder Neger, die nicht bloß
in Sudan allein u. im Jñern Afrikas

überhaupt

überhaupt leben, ſondern auch die ganze
Kette der Andamen-Jnſeln, öſtl. von Ceylon,
das Jñere der Halbinſel Malacca u. Neu-
Guineas bewohnen. Von dieſen ſind im
letztern Lande die Pappous verſchieden, die
ähnlich den Neuholländern ſind. Sehr ſchwarz
ſind auch die Bewohnen von Van Dimens-
Land. Die drei Hauptmerkmale des Negers,
ſchwarze Hautfarbe, wolligtes Haar
u. plattgedrückte Naſe, finden ſich nicht im̃er
beiſam̃en, nicht einmal in Afrika ſelbſt.
Die Jolofs daſelbſt, ſind noch ſchwärzer
wie die Neger in Sudan u. haben beinahe
ganz eine europäiſche Geſichtsbildung. Die
Tellahs ſind hinwieder blaß mit einem ſehr
ſanften ausdruckvollen Negergeſicht. Die
Kaffern haben ganz wolliges Haar u. eine
vollkom̃en gebildete europäiſche Naſe. Bringt
man die Bildung der verſchiedenen Völ-
kerſtäm̃e unter einen Geſichtspunkt, ſo wer-
den alle Bedingungen nicht ganz erfüllt. Poly-
neſien wird in ſeinem weſtlichen Theil von
ſchwarzen in ſeinem öſtlichen Theil bis zu
den Sandwich-Jnſeln von Malegen bewohnt
die Nationen welche die Wüſte Sahara be-
wohnen ſprechen einerlei Sprache, einige ſind
aber ſchwarz, andere wieder weiß. Man
möchte faſt in Verwunderung gerathen, daß
Zb. in Otaheite weiß Menſchen, u. unfern
davon ſchwarze Menſchen zu finden ſind.
Lepeirouse hatt das Unglück grade unter
die wildeſten ſchwarzen Menſchen zu gerathen,

zehn

zehn Meilen mehr öſtlich hätte er bei ſei-
nem Schiffbruche an den Fidji Jnſeln die
freundſchaftlichſte Aufnahme gefunden. Jn
der Südſee überhaupt werden die ſchönſten
Menſchen in Neu-Carolina gefunden, die Aehn-
lichkeit mit der mongoliſchen Race haben.
Zu den gelben Menſchen gehören die Ameri-
kaner ebenfalls, die abgeſchloſſen den gro-
ßen Continent von Norden nach Süden be-
wohnen. Von ihnen muß man die nördlichen
Völker unterſcheiden, die Eskimos, die
zur Kaukaſiſchen Race gehören, u. mit
den aſiat. Tſukſchen, den Archipelagus
des Nordens bewohnen. Gewöhnlich wurden
die Samojeden, Lappen, Eskimos etc. für
Polarmenſchen gehalten, doch mit Unrecht.
Sie werden wie die Europäer ganz
weiß geboren u. die Samojeden nament-
lich, wohnen nicht in den Polargegenden,
ſondern ihr Stam̃ wohnt bis zur chineſiſchen
Grenze hinab u. bis zu den Sajaniſchen
Schneegebirgen. Die Stäm̃e gegen Perm
ſind beſonders ſchlank u. weiß, u.
alle dieſe nördlichen Völker gehören
zur Kaukaſiſchen Race. Bei den Urein-
wohnern Amerikas iſt es merkwürdig, daß
grade in nördlichen Mexico ſtarke gro-
ße Leute von ſchwärzlicher Farbe gefunden
werden u. dagegen unter den Tropen
in der Ebene an der Quellen des Ori-
noko weiße Menſchen leben Gewaltig
ſind dorten die Menſchenſtäm̃e einhergezogen.

Beſonders

Beſonders geformt ſind die Schädel der
Caraiben, die ein wirklich degremirtes Gehirn
haben; doch iſt dies Werk der Kunſt, u. die
Köpfe der Kinder werden zwiſchen zwei Bret-
ter gebunden, wie das Muskelfleiſch gezwun-
gen wird bandartige Ringe zu bilden; indem
ſtarke Bänder den Kinder in der Zugend
um Schenkel u. Arme gebunden werden. Daß
an der Weſtküſte Amerikas in Norfolkſund
eine blauäugige Menſchenrace gefunden wird
kañ vielleicht aus einem Zuſam̃enhange mit
den Usins herrühren. – Auffallend ſind
die Formen der Menſchen die ich in Abbildun-
gen zu Guatimala gefunden habe, mit Ha-
bichtsnaſen, gegen welche die Mithridatsna-
ſen nichts ſind. So iſt unfern ehrwürdigen
Traditionen ähnlich der amerikaniſche Noah
abgebildet, u. hat ſolche Naſe. Eben ſo hatten
die Amerikaner eine Eva. [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Gehen wir
in die Geſchichten zurück, ſo iſt einer Race
allein nicht grade hohe Kultur eigen, Maſſen-
cultur iſt oft vorhanden geweſen. Techni-
ſche Künſte, Aſtronomie u. dgl. waren bei
den Mongolen, Chineſen, Jndern, Aegyptern
verbreitet. Aus den Ueberbleibſeln den
Mumien ſehen wir, daß auch die alten
Egypter zur caucaſiſchen Raçe gehörten.
Als leuchtende Punkte ſehen wir die Kultur
auflodern in Jran, Medien, Bactrien.
Der Turm zu Babel, der Jupiter Belus-
Turm, iſt das größte Monument der
alten Zeit. Was die Kultur der Egypter
Hellenen etc. anbetrifft, ſo geht es uns hier

wie

wie mit den Him̃elskörpern, deren Jnten-
ſität des Lichts wir wohl erkeñen köñen,
aber nicht ihre Entfernung. Die große
Verſchiedenheit in der Kultur überhaupt
kañ nicht von der Abſtam̃ung ſelbſt, ſon-
dern von den politiſchen u. phyſiſchen
Lebensverhältniſſen ſelbſt hergeleitet
werden. Jn der Kaſten-Kultur, wie
in Jndien u. Egypten, oder wo der
Deſpotismus permanent geblieben als
Folge der Ausbreitung des Hirtenlebens
ſehen wir mehr Maſſen-Cultur als
die der Jndividuen. Vergleichen wir
Zb. Hellas u. China, wo letzteres weiter
gediehen in Anlagen von Straßen u.
Kanälen, ſo ſehen wir doch, wie die
Freiheit des Jndividuums weit zurück
geblieben, u. damit Vervollkomnung des-
ſelben. Da, wo die Entwickelung des
Einzelnen gefördert wird, u. Frei-
heit ihm gegeben, wird auch die
Kultur des Ganzen nicht zurück blei-
ben. Erlauben Sie mir hiemit meine
Vorleſungen zu beendigen u. [unleserliches Material]nehmen
Sie meinen herzlichſten Dank an, für Jhre
gütige Aufmerkſamkeit, die Sie mir
ſchenkten.



[Stempel]
Heft. II.
Von. S. 217—394.