Held, Hans von

Lebensdaten
1764 – 1842
Geburtsort
Auras (Niederschlesien, heute Uraz, Polen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Publizist ; Beamter ; Politiker
Konfession
evangelisch-lutherisch
Normdaten
GND: 100232515 | OGND | VIAF: 34796657
Namensvarianten

  • Held, Hans Heinrich Ludwig von
  • Deutschmann, Hans / Pseudonym
  • Rivera / Pseudonym
  • Innocenz / Pseudonym
  • Held, Hans von
  • Held, Hans Heinrich Ludwig von
  • Deutschmann, Hans / Pseudonym
  • Rivera / Pseudonym
  • Innocenz / Pseudonym
  • Deutschmann, Hans
  • Held, H. H. L. von
  • Held, Hans H. von
  • Innocenz

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Zitierweise

Held, Hans von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100232515.html [19.01.2025].

CC0

  • Held, Hans

  • Biographie

    Held: Hans Heinrich Ludwig v. H., der durch seine maßlosen Anklagen gegen die preußische Staatsverwaltung unter Friedrich Wilhelm II. großes Aufsehen machte und sich dadurch eine vielversprechende Beamtenlaufbahn verdarb, war der Sohn eines nach dem Siebenjährigen Kriege abgedankten preußischen Officiers. Geboren am 15. November 1764 zu Auras a. O. unweit Breslau, besuchte er das Pädagogium in Züllichau und darauf das Joachimsthalische Gymnasium in Berlin und bezog zu Ostern 1784 die Universität Frankfurt a. O., um das Studium der Rechte und der Staatswissenschaften zu beginnen. Neben ernstem Studium widmete sich der Jüngling in leidenschaftlicher Freundesliebe und Begeisterung für alles Edle und Hohe dem damals blühenden Konstantistenorden und setzte das auch in Halle fort, wohin er im folgenden Jahre übersiedelte. Seine Studien vollendete er in Helmstedt. Schon 1788 erlangte er eine Anstellung als Secretär der niederschlesischen Accise- und Zolldirection zu Glogau. Er war mittellos und lebte sehr mäßig, liebte aber den Verkehr mit Menschen und gab sich gern geselliger Freude hin. Der spätere Minister v. Struensee wurde bald auf ihn aufmerksam; schon im Mai 1791 kam er in eine bessere Stellung nach Küstrin; zwei Jahre später wurde er Assessor bei der Zoll- und Steuerdirection in dem eben erworbenen Posen und erlangte bald darauf den Rathstitel.

    H. war seiner geistigen Anlage nach ein Vertreter der Sturm- und Drangperiode. Die Ideen der Aufklärung erfüllten ihn in ihrem vollen Umfange; aber in demselben Maaße, in welchem er für die Menschheit im allgemeinen glühte, war und blieb er Preuße mit Leib und Seele. Zu einer bedeutenderen Wirksamkeit ist er nicht gelangt. In seiner Seele wechselten fortwährend zwei Hauptkräfte einander ab, überschwängliches Gefühl und unbestechlicher Verstand, ohne daß sie sich zu höherer Einheit durchzuringen vermochten. Sie liefen vielmehr neben einander her und erzeugten abwechselnd schwärmerische Begeisterung und rücksichtslos verwerfende Kritik. Seine Feder war schnell, jede Gelegenheit begeisterte ihn zu Gedichten; von öffentlichen Anlässen war sein Herz stets erregt, und es drängte ihn, dieser Erregung Ausdruck zu geben, ohne die Berechtigung dazu mit Rücksicht zu untersuchen und ohne die Folgen mit Bedacht zu erwägen. In seiner Zeit glaubte mancher die Welt aus den Angeln heben zu können.

    In die gefährliche Laufbahn eines politischen Anklägers trieb ihn seine Freundschaft mit dem damaligen Kriegsrathe Josef Zerboni, dem späteren Oberpräsidenten der Provinz Posen. Im October 1793 stifteten Zerboni, H. und der aus Oesterreich geflüchtete ehemalige Kapuziner und überaus fruchtbare Schriftsteller Ignaz Fehler eine dem Konstantistenorden ähnliche Gesellschaft, den Evergetenbund. Derselbe zerfiel sehr bald, machte aber doch die Stifter anrüchig. Als Freund Zerboni's wurde denn auch H. in dessen damaligen Sturz verwickelt, der auf Grund eines von diesem am 12. October 1796 an den Minister Grafen Hoym, den allmächtigen Regenten von Schlesien und Neuostpreußen erlassenen, den Minister scharf angreifenden Briefes erfolgte. Zerboni ward auf die Festung Glatz gebracht, dann nach Magdeburg, seine Papiere wurden beschlagnahmt, und H. wurde auch eine verdächtige Persönlichkeit, obwohl Zerboni 1798 freigesprochen wurde. H. hatte inzwischen im Juli 1797 geheirathet, wurde aber mit der Gattin nicht glücklich. In dieser Stimmung nahm er um so leidenschaftlicher an den öffentlichen Vorgängen theil und erbitterte auch seinerseits Hoym durch ein scharfes Gedicht, das zum 25. September 1797 in Posen erschien. Er wurde zur Strafe dafür nach Brandenburg versetzt, während seine Gattin in Posen verblieb, wo sie Grundbesitz hatte. Durch die doppelte Wirthschaftsführung gerieth er für die Dauer in ungünstige ökonomische Verhältnisse. In Brandenburg befreundete er sich mit Friedrich Buchholz, damals Professor an der Ritterakademie, und trat in Verbindung mit Fichte, Matthias Claudius, Garve, Schummel und anderen mehr. Mit Zerboni setzte er seinen lebhaften Verkehr fort, besuchte ihn auch während einer ihm bewilligten mehrmonatlichen Urlaubsreise auf seinem Gute in Neuostpreußen. Durch die gegen seinen Freund von neuem erhobenen Anklagen wurde seine Animosität gegen Hoym derartig gereizt, daß er 1801 das berüchtigte Buch: „Die wahren Jakobiner im preußischen Staate, oder aktenmäßige Darstellung der bösen Ränke und betrügerischen Dienstführung zweier preußischer Staatsminister“ — das sogenannte Schwarze Buch — veröffentlichte, worin er Hoym und den Großkanzler v. Goldbeck in maaßlos schmähendem Tone nicht nur schwacher und sorgloser, sondern geradezu gewissenloser Verwaltung beschuldigte, ohne doch einen sicheren Beweis dafür zu erbringen. Trotz der Gönnerschaft Struensee's und anderer Gegner der beiden nicht gerade beliebten Minister ward er nach längerem Processe zur Amtsentsetzung und 18 Monaten Gefängnis verurtheilt, appellirte und fügte zu seiner Vertheidigung seinem „Schwarzen Buche“ das „Schwarze Register“ hinzu, das angeblich schlimme Verschleuderungen von Staatsgut in Südpreußen aufdeckte. Aber auch diese Enthüllungen hat die neueste Forschung von C. Grünhagen als nicht begründet erachtet. Das Urtheil wurde in zweiter Instanz bestätigt und H. nach Kolberg gebracht. Durch einen fast wilden, Niemand schonenden und Alle verletzenden Fanatismus hatte er bei aller guter Absicht selbst den Erfolg seines Vorgehens verdorben und sich in den Ruf eines unerträglichen „Rumorgeistes“ gebracht. In Kolberg erging es ihm, von den kärglichen Subsistenzmitteln abgesehen, nicht schlecht; er erlangte bald leidliche Bewegungsfreiheit. Nach seiner Entlassung ward er in Berlin vom Minister v. Struensee wieder beschäftigt und war auch litterarisch thätig. Sein „Rundschreiben an Bonaparte" athmet Haß gegen den früher auch von ihm als Helden gepriesenen Tyrannen. Der „Patriotenspiegel für die Deutschen“ ist in ähnlichem Geiste verfaßt. „Struensee. Eine Skizze für diejenigen, denen sein Andenken werth ist“, zollt seinem Gönner den Tribut lebhafter und rückhaltloser Dankbarkeit. Der Tod desselben verschlechterte Held's Aussichten erheblich. Seine Tochter starb, von der Frau ward er geschieden. Dann kam der Krieg, die Besetzung Berlins, die ihn zur Flucht nach Neu-Ruppin nöthigte. Aufs tiefste erregte ihn die Noth des Vaterlandes. In das Gezänk der zeitgenössischen Publicistik ward er immer wieder hineingezogen. Die „Blicke hinter Vorhänge“ verfuhren mit seinen Gegnern nicht sänftiglich. Nicht ohne Grund spricht ihm sein Biograph Varnhagen die eigentlich schriftstellerische Befähigung ab, weil es ihm bei allen seinen Schriften weniger um eine bestimmte Wirkung auf sein Publicum zu thun war als darum, seinem stets erregten Herzen Luft zu machen. Wie sich ihm gerade die Wahrheit darstellte, warf er sie in die Oeffentlichkeit, nie schonte er die Personen, immer glaubte er an die Untrüglichkeit seines Urtheils. Erst 1810 kehrte er nach Berlin zurück. Durch Hardenberg ward er auch am 17. August 1812 wieder als Salzfactor in den Staatsdienst übernommen und gelangte damit endlich in das Fahrwasser eines|äußerlich ruhigen, wenn auch bescheidenen Lebens. Im Mai 1813 verheirathete er sich in zweiter Ehe mit Wilh. Karol. v. Treuenfels, die ihm vier Kinder schenkte. Immer noch verfolgte er die öffentlichen Vorgänge mit lebhafter Theilnahme, feierte sie in Gedichten, lebte aber still und zurückgezogen. Er konnte seine Gefühle so wenig meistern, daß er Gesellschaften unbequem fand. Die politische, religiöse, philosophische Entwicklung nach den Freiheitskriegen war wenig nach seinem altpreußisch-royalistischen Sinn, aber mit großer Begeisterung folgte er dem Erwachen der Naturwissenschaften und den Vorträgen A. v. Humboldt's. Ehrgeiz lockte ihn nicht mehr. Aus den Geldsorgen kam er nie heraus; sie trieben ihn schließlich in den Tod. Die Furcht, einen in seiner Salzkasse durch den Diebstahl eines Unterbeamten entstandenen Defect nicht ersetzen zu können, ließ den verzweifelten, vielleicht noch mehr von seiner Leidenschaftlichkeit, als von der Welt mitgenommenen Greis am 20. Mai 1842 zur Pistole greifen.

  • Literatur

    Varnhagen von Ense, Hans von Held, in den Biographischen Denkmalen, Bd. 7. — C. Grünhagen, Zerboni und Held in ihren Konflikten mit der Staatsgewalt. Berlin 1897. — Held's eigne Schriften.

  • Autor/in

    , Markgraf.,
  • Zitierweise

    Markgraf, " Held, Hans von " in: Allgemeine Deutsche Biographie 50 (1905), S. 159-161 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100232515.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Held, Hans Heinrich Ludwig von

    Pseudonyme: Hans Deutschmann; Rivera; Innocenz

    1764 – 1842

    Schriftsteller, Publizist, Finanzbeamter

    Der preußische Finanzbeamte Hans von Held war eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Spätaufklärung. Als Schriftsteller und streitbarer Publizist setzte er sich vehement für Pressefreiheit und neue Vorstellungen von Gemeinwohl ein. Bekanntheit erlangte er v. a. als Verfasser des „Schwarzen Buchs“ – einer 1801 anonym publizierten Sammlung von Dokumenten, mit der er Korruption in der preußischen Staatsverwaltung aufdeckte.

    Lebensdaten

    Geboren am 15. November 1764 in Auras (Niederschlesien, heute Uraz, Polen)
    Gestorben am 30. Mai 1842 (Suizid) in Berlin
    Grabstätte Invalidenfriedhof in Berlin
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Hans von Held (InC)
    Hans von Held (InC)
  • 15. November 1764 - Auras (Niederschlesien, heute Uraz, Polen)

    1780 - 1784 - Berlin

    Schulbesuch

    Joachimsthalsches Gymnasium

    1784 - 1787 - Frankfurt an der Oder; Halle an der Saale; Helmstedt (Herzogtum Braunschweig)

    Studium der Rechts- und Kameralwissenschaften

    Universität

    1788 - 1791 - Glogau (Niederschlesien, heute Głogów, Polen)

    Sekretär; Kalkulator-Assistent; Kassenkontrolleur

    Niederschlesische Provinzialakzise- und Zolldirektion

    1791 - 1794 - Küstrin (Neumark, heute Kostrzyn nad Odrą, Polen)

    Sekretär

    Neumärkische Provinzialakzise- und Zolldirektion

    1793 - 1797 - Posen (heute Poznań, Polen)

    Assessor; seit 1794 Oberakzise- und Zollrat

    Provinzialzoll- und Konsumtionssteuerdirektion

    1797 - 1801 - Brandenburg an der Havel

    Strafversetzung; seit 1798 Oberakzise- und Zollrat

    Kurmärkische Akzise- und Zolldirektion

    1801 - Berlin

    Veröffentlichung des „Schwarzen Buchs“; Festnahme; Untersuchungshaft; Prozess und Verurteilung

    Kammergericht, Hausvogtei

    1801 - 1803 - Kolberg (Westpommern, heute Kołobrzeg, Polen)

    Festungshaft

    1803 - Berlin

    Privatangestellter bei Minister Carl August von Struensee (1735–1804)

    1806 - Neuruppin (Brandenburg)

    Flucht nach der französischen Besatzung Berlins

    1812 - Berlin

    Salzfaktor

    30. Mai 1842 (Suizid) - Berlin

    Held verbrachte Kindheit und Jugend in Niederschlesien. Von 1780 bis 1784 besuchte er das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin und studierte anschließend bis 1787 Rechts- und Kameralwissenschaften in Frankfurt an der Oder, Halle an der Saale und Helmstedt (Herzogtum Braunschweig). 1788 begann er seine Laufbahn im preußischen Staatsdienst in der Niederschlesischen Provinzialakzise- und Zolldirektion in Glogau (Niederschlesien, heute Głogów, Polen). 1791 wechselte er als Sekretär der Neumärkischen Provinzialakzise- und Zolldirektion nach Küstrin (Neumark, heute Kostrzyn nad Odrą, Polen), wurde nach der Zweiten Teilung Polens 1793 Assessor in der Provinzialzoll- und Konsumtionssteuerdirektion der neu gegründeten Provinz Südpreußen in Posen (heute Poznań, Polen) und 1794 zum Oberakzise- und Zollrat ernannt.

    Neben seiner Tätigkeit im Staatsdienst wirkte Held schriftstellerisch und veröffentlichte Gedichte in aufklärerischen Zeitschriften wie der „Minerva“. Als Student seit 1784 im Constantistenorden aktiv, besuchte er in Glogau und Küstrin Lesegesellschaften und Freimaurerlogen. 1793 schloss er sich dem von Ignaz Aurelius Feßler (1756–1839) gegründeten Evergetenbund an. Held stand dem radikalen Teil des Geheimbunds nahe, der beabsichtigte, Korruption in der schlesischen und südpreußischen Provinzialverwaltung durch publizistische Tätigkeit aufzudecken. Als die Pläne aufflogen, wurden mehrere Vertraute Helds, unter ihnen der Beamte Joseph Zerboni (1766–1831), verhaftet.

    Die Verurteilung der Beteiligten durch einen Machtspruch König Friedrich Wilhelms II. (1744–1797) ohne ordentliches Gerichtsverfahren löste in Preußen eine öffentliche Debatte aus, an der sich Held führend beteiligte. 1797 veröffentlichte er ein kritisches Gedicht, das zu seiner Strafversetzung nach Brandenburg an der Havel führte. Hier beschaffte er sich Aktenmaterial aus südpreußischen Behörden, das belegen sollte, dass führende Beamte ihre Macht missbrauchten. 1801 publizierte er anonym eine kommentierte Sammlung dieser Dokumente u. d. T. „Die wahren Jakobiner im preußischen Staate, oder Darstellung der bösen Ränke zweier preußischer Staatsminister“, die wegen der Farbe des von Held für einige Exemplare gewählten Einbands als „Schwarzes Buch“ bekannt wurde. Er beschuldigte darin v. a. den preußischen Provinzialminister Karl Georg von Hoym (1739–1807), Günstlingswirtschaft zu betreiben und sich auf Kosten der schlesischen Bevölkerung zu bereichern.

    Nachdem Held als Autor ausfindig gemacht und festgenommen worden war, verurteilte ihn das Berliner Kammergericht wegen seiner die „Ehrfurcht gegen den Landesherrn“ verletzenden Äußerungen sowie wegen der Beleidigung hoher Staatsbeamter zu Amtsenthebung und 18 Monaten Festungshaft in Kolberg (Westpommern, heute Kołobrzeg, Polen). Der Prozess und die Verurteilung wurden öffentlich diskutiert. Einflussreiche Unterstützer wie der preußische Finanzminister Carl August von Struensee (1735–1804) setzten sich vergeblich für Held ein.

    Nach der Haft kehrte Held nach Berlin zurück, wo er trotz Verwarnung publizistisch aktiv blieb. Er verfasste zwei Pamphlete gegen Napoléon Bonaparte (1769–1821), weshalb er im Zuge der französischen Besatzung 1806 aus der Stadt fliehen musste. Von Neuruppin (Brandenburg) aus beteiligte er sich an der aufkommenden Reformpublizistik, stand in Austausch mit dem liberalen Publizisten Friedrich Buchholz (1768–1843) und lieferte sich öffentliche Auseinandersetzungen mit dem Schriftsteller Friedrich von Coelln (1766–1820) über dessen preußenkritische Werke.

    Nach dem Abzug der Franzosen lehnte Held eine ihm von Staatskanzler Karl August von Hardenberg (1750–1822) angebotene Anstellung als pressepolitischer Mitarbeiter ab, wurde stattdessen 1812 Salzfaktor in Berlin und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Am 30. Mai 1842 erschoss sich der hochverschuldete Held vor dem Berliner Invalidenhaus. Sein Biograf, Karl August Varnhagen von Ense (1785–1858), stilisierte ihn 1845 zum Wegbereiter der liberalen Bewegung des 19. Jahrhunderts. An der Wende zum 20. Jahrhundert unterstellte der Historiker Colmar Grünhagen (1828–1911) hingegen, Held habe Lügen über verdiente Staatsmänner verbreitet. In jüngster Zeit fand Held Aufmerksamkeit im Umfeld der historischen Korruptions- und der Aufklärungsforschung.

    1784 Mitglied des Constantistenordens, Frankfurt an der Oder, Halle an der Saale, Helmstedt
    1792 Mitglied der Freimaurerloge „Friedrich Wilhelm zum goldenen Zepter“, Küstrin (Neumark, heute Kostrzyn nad Odrą, Polen)
    1793 Mitglied des Evergetenbunds, Glogau (Niederschlesien, heute Głogów, Polen), Posen (heute Poznań, Polen)

    Teilnachlässe:

    Biblioteka Jagiellońska, Krakau, Sammlung Autographa, Hans Heinrich Ludwig von Held; Sammlung Varnhagen von Ense, Nr. 84, Hans Heinrich Ludwig von Held.

    Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle an der Saale, Sign. Yg St. 8° 66/54a, Stammbuch Hans Heinrich Ludwig von Held.

    Personalakten:

    Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin, I. HA Geheimer Rat, Rep. 7 C Südpreußen, Nr. 3560 (Deduktion in der weiteren Verteidigungsinstanz des ehemaligen Oberakzise- und Zollrates v. Held in der gegen ihn wegen Herausgabe des sogenannten „Schwarzen Buches“ schwebenden Untersuchung, 1801), I. HA, Rep. 96 A Geheimes Zivilkabinett, ältere Periode (1797–1808), Nr. 56 (Die Untersuchung wider den Ober-Accise und Zollrath von Held, 1797–1804), II. HA Generaldirektorium, Abt. 24 Generalakzise- und Zolldepartement, B III Titel II, Nr. 7 (Acta personalia betreffend den Accise-Rath v. Held, 1797).

    Briefe:

    Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Nachlass August Hennings/Briefe, NHA: 5–6; Campe-Sammlung, CS 6, Held: 1–2.

    Monografien:

    Die wahren Jacobiner im preußischen Staate oder actenmäßige Darstellung der bösen Ränke und betrügerischen Dienstführung zweyer preußischer Staatsminister, 1801. (anonym) (Onlineressource)

    Ueber Preußens Vergrößerung in Westen. Mit einigen Nebenbetrachtungen, 1801. (anonym) (Onlineressource)

    Das gepriesene Preußen oder Beleuchtung der gegenwärtigen Regierung, Parallelen, Anekdoten und Erzählungen. Alles Aktenmäßige Wahrheiten, 1802. (Onlineressource)

    Sendschreiben an Bonaparte. Von einem seiner ehemaligen eifrigsten Anhänger in Deutschland, 1804. (anonym)

    Patriotenspiegel für die Deutschen in Deutschland. Ein Angebinde für Bonaparte bey seiner Kayserkrönung, 1804. (anonym)

    Ueber das Meerbad bei Colberg und die beste und wohlfeilste Art sich desselben mit Nutzen zu bedienen, 1804.

    Struensee. Eine Skizze für diejenigen, denen sein Andenken werth ist, 1805. (Onlineressource)

    Ueber und wider die vertrauten Briefe und neuen Feuerbrände des preußischen Kriegesrathes von Cölln, 1808. (Onlineressource)

    Geschichte der drei Belagerungen Kolbergs während des siebenjährigen Krieges, herausgegeben von seinem Sohne, 1847. (Onlineressource)

    Gedichte und kürzere Beiträge:

    An den Finanzminister von Struensee, bei seiner Erhebung zu diesem wichtigen Staatsposten, d. 20. Oktob. 1791, in: Berlinische Monatsschrift 18 (1791), S. 489–491.

    Hymnus an J. J. Rousseau, in: Minerva. Ein Journal historischen und politischen Inhalts 1 (1795), S. 180–184. (Übersetzer)

    An den Gemeinsinn, in: Der Genius der Zeit 13 (1798), S. 257–262.

    Patriotische Gefühle beim Geburtsfeste Friedrich Wilhelms des Dritten des Besten der Könige. Posen, den 3. August 1800, in: Jahrbücher der preußischen Monarchie 3 (1800), S. 89–91. (anonym)

    Geschichte des vom Bruder Feßler, ehemals projektirten Evergetenordens in Schlesien, in: Maurerisches Taschenbuch auf das Jahr 5 802 bis 5 803 von X. Y. Z. (1802), S. 129–174.

    Das schwarze Register oder General-Tableau, sämmtlicher in Süd-Preußen, während der Minister von Hoym diese Provinz verwaltet hat, in den Jahren 1794 bis 1798, als Gratialgüter verschenkten, ehemaligen pohlnischen Kron- und geistlichen Güter, in: Neue Feuerbrände zum Brennen und Leuchten 1/2 (1807), S. 65–90. (anonym)

    Monografien:

    Karl August Varnhagen von Ense, Hans von Held. Ein preußisches Karakterbild, 1845. (P) (Onlineressource)

    Colmar Grünhagen, Zerboni und Held in ihren Konflikten mit der Staatsgewalt. 1796–1802, 1897.

    Peter F. Barton, Erzieher, Erzähler, Evergeten. Ein Beitrag zur politischen Geschichte, Geistes- und Kirchengeschichte Schlesiens und Preußens 1786/88–1796. Feßler in Schlesien, 1980.

    Walter Grab, Ein Volk muß seine Freiheit selbst erobern. Zur Geschichte der deutschen Jakobiner, 1984.

    Florian Maurice, Freimaurerei um 1800. Ignaz Aurelius Feßler und die Reform der Großloge Royal York in Berlin, 1997.

    Robert Bernsee, Moralische Erneuerung. Korruption und bürokratische Reformen in Bayern und Preußen, 1780–1820, 2017.

    Joachim Bahlcke/Anna Joisten (Hg.), Wortgewalten. Hans von Held. Ein aufgeklärter Staatsdiener zwischen Preußen und Polen, 2018. (P)

    Anna Joisten, „Vor den Richterstuhl der Zeitgenossen und der öffentlichen Meynung“. Der Fall des preußischen Staatsdieners und Spätaufklärers Hans von Held, 2023. (Qu, W, L, P)

    Aufsätze:

    Wojciech Kunicki, „Südpreußen“ als Wirkungsfeld des radikalen schlesischen Bürgertums, in: Iwan-Michelangelo D’Aprile (Hg.), Europäische Ansichten. Brandenburg-Preußen um 1800 in der Wahrnehmung europäischer Reisender und Zuwanderer, 2004, S. 209–228.

    Iwan-Michelangelo D’Aprile, Die letzten Aufklärer. Politischer Journalismus in Berlin um 1800, in: Ursula Goldenbaum/Alexander Košenina (Hg.), Kulturwissenschaftliche Studien, Bd. 4: Berliner Aufklärung, 2011, S. 179–206. (P)

    Lexikonartikel:

    Hermann Markgraf, Art. „Held, Hans von“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 50 (1905), S. 159–161. (Onlineressource)

    Rolf Straubel, Art. „Johann Heinrich Ludwig von Held“, in: ders. (Hg.), Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15, Bd. 1, 2009, S. 400 f.

    Anna Joisten, Art. „Hans von Held“, in: Joachim Bahlcke (Hg.), Schlesische Lebensbilder, Bd. 12, 2017, S. 145–163.

    Kupferstich von Friedrich Wilhelm Bollinger (1777–1825) nach einer Zeichnung von dems., 1801, Abbildung in: Karl August Varnhagen von Ense, Hans von Held. Ein preußisches Karakterbild, 1845.

  • Autor/in

    Anna Joisten (Horb am Neckar)

  • Zitierweise

    Joisten, Anna, „Held, Hans von“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/100232515.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA