Zur Geschichte der Weidigschule |
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AUS DER GESCHICHTE DER WEIDIGSCHULE
(Ein kurzer historischer �berblick, der sich im wesentlichen auf die bekannte Schrift des Pr�laten Dr. D. DiehI �Zur Geschichte der Butzbacher Lateinschule" und auf Akten und Urkunden der Schule st�tzt.)
Die Weidigschule, deren gro�z�gig gestalteten Neubau wir in diesen Tagen auf besondere Art einweihen konnten, kann auf eine lange und stolze Tradition zur�ckblicken.
Unter den zur Zeit noch bestehenden 137 Gymnasien Hessens, zu denen noch 41 h�here Privatschulen kommen, steht sie, was das Alter angeht, an 6. Stelle. Sie hat sich, wenn auch nicht unmittelbar, so doch historisch aus der alten Butzbacher Lateinschule entwickelt, die im Verlauf der Reformation auf Betreiben des Landgrafen Philipp des Gro�m�tigen eingerichtet wurde.
Schon in vorreformatorischer Zeit gab es in Butzbach eine st�dtische Schule, die mit der Gr�ndung des Kugelhauses durch die Grafen von K�nigstein im Jahre 1468 an die KugeIherren �bergegangen war. Die wegen ihrer runden Kopfbedeckung so benannten �Br�der vom gemeinsamen Leben" (fratres de communi vita) und ihre Stiftsschule hatten mit dem Aufkommen der Reformation immer mehr an Bedeutung und Einflu� verloren. Nach langwierigen Verhandlungen mit den Mitherren der Stadt (K�nigstein-Stolberg und Solms) kam es endich zu einer vom Rat und der Stadt freudig begr��ten Vereinbarung.
In der Sitzung vom 6 . M�rz 1540 , die man als die Geburtsstunde der Butzbacher Lateinschule ansehen darf, wurde zugesichert, da� die Schule mit einer �tuglichen Person wie begert" bestellt und die Besoldung des k�nftigen Schulmeisters aus den Eink�nften des Kugelhauses bestritten werden soll.
Finanziell durch das zum Fonds erkl�rte Verm�gen des Kugelhauses gesichert, konnte sich die �Schola Butisbacensis", wie sie in den Urkunden des 16. und 17. Jahrhunderts genannt wurde, �beraus g�nstig entwickeln. Die anwachsende Sch�lerzahl machte im Jahre 1556 die Anstellung einer z. Lehrkraft notwendig, so da� nun 2 Klassen gebildet werden konnten, eine deutsche f�r die Anf�nger und eine lateinische f�r die Fortgeschrittenen. Unterrichtsziel f�r die Lateinschule war die Vorbereitung zur Sekunda des Marburger P�dagogiums, der damals einzigen Schule im Lande, die den unmittelbaren Obergang zur Universit�t vermittelte.
Personelle Schwierigkeiten, verursacht durch eine �berlastung des z. Schulmeisters mit Kirchendienst, wurde durch Losl�sung des Schuldienstes vom Pfarrdienst bald behoben, und gegen Ende des Jahrhunderts gab es in Butzbach mehr Sch�ler als in Friedberg, dem �oppidum Wetteranorum", so da� die Anstellung eines 3. Lehrers, der gleichzeitig den Organistendienst versehen sollte, unmittelbar bevorstand. Der gro�e Brand im Jahre 1603, dem Teile des Schlosses und �ber 100 H�user mit Nebengeb�uden zum Opfer fielen, machte diese Absicht auf lange Zeit zunichte. Erst unter der f�r Schule und Stadt gleicherma�en bedeutenden Regierung des Landgrafen Philipp III von Hessen-Butzbach (1609 - 1643) konnte eine 3. Lehrerstelle eingerichtet werden. Das gro�e Interesse, das dieser hochbegabte F�rst, der mit den ber�hmtesten Gelehrten und Forschern seiner Zeit, u. a. mit Galilei und Kepler, in Verbindung stand, f�r die Schulen seines kleinen Landes und besonders f�r die Lateinschule seiner Residenzstadt Butzbach zeigte, erkennt man vor allem an der Sorgfalt, mit der er die M�nner ausw�hlte, die als Rektoren, Konrektoren und Lehrer an seine Butzbacher Schule berufen werden sollten. Daher behauptet Diehl zu Recht, �da� es zu damaliger Zeit in Hessen keine Stadt gab, in der eine gleiche Reihe wirklich hervorragender Gelehrter die Schulleitung in H�nden hatten."
Und so ist es nicht verwunderlich, da� trotz der Schrecken und Wirren des Drei�igj�hrigen Krieges, in dem allenthalben Schulen eingingen, die Butzbacher Lateinschule den Grund zu ihrer h�chsten Bl�te legte und zu einer gewissen Ber�hmtheit gelangte. Als Beweis f�r das wissenschaftliche Niveau der Schule mag die Tatsache dienen, da� Absolventen der Lateinschule unmittelbar zur Universit�t entlassen werden konnten, die Schule also mit ihren Lehrzielen an die Stelle eines P�dagogiums h�tte treten k�nnen.
Doch die gegen Ende der Epoche der Glaubensk�mpfe um sich greifende weltliche Gesinnung und das Vertrauen auf die Kraft von Denken und Vernunft, nachhaltig verst�rkt durch Leistungen der Naturwissenschaften, zwangen auch das Bildungswesen in neue Richtungen und stellten den weitgehend von der Theologie her gepr�gten Schultyp immer mehr in Frage. So nimmt es nicht Wunder, da� auch an der Butzbacher Schule die Sch�lerzahl der Lateinschule st�ndig abnahm, eine Entwicklung, die auch durch eine Stiftung des Rektors CIermont f�r die besten Lateinsch�ler nicht aufzuhalten war. Man ma� damals der lateinischen Sprache keine allzu gro�e Bedeutung mehr zu und legte daf�r mehr Wert auf die gr�ndliche Erlernung eines Handwerks und auf die Aneignung der hierf�r erforderlichen Schulkenntnisse. Die Schule hatte die Form einer gehobenen Volksschule angenommen, doch bestand nach wie vor die M�glichkeit, in �Extrastunden" Sch�lern in den alten und neueren Sprachen gen�gend Anweisung zu geben, um ihnen so den Weg zum Studium zu erm�glichen. Zu diesem Zweck wurde, vor allem auf Dr�ngen der B�rgerschaft, die Schulordnung aus dem Jahre 1777 mit der Ma�gabe erg�nzt, da� au�er den beiden st�dtischen Geistlichen stets zwei Theologen mit den Amtstiteln Rektor und Konrektor die obersten Klassen leiten und dort den Fremdsprachunterricht erteilen sollten.
Diese �Rektoratsschule" bestand bis zur Errichtung der �H�heren B�rgerschule" im Jahre 1876. In diese Zeit f�llt auch das Wirken des Mannes, der nicht nur f�r die Schule und die Stadt Butzbach, sondern auch f�r die politische Entwicklung der damaligen Zeit von gro�er Bedeutung war, des Rektors und Pfarrers Dr. Fr. L. Weidig.
Aber die Zeit ging weiter. Der fortschreitenden Entwicklung der durch die �industrielle Revolution" gekennzeichneten z. H�lfte des 19. Jahrhunderts war die alte Rektoratsschule nicht mehr gewachsen, und der fortschrittliche Teil der Bev�lkerung forderte den Ausbau der Schule zu einer Realschule. Nach langwierigen Verhandlungen und heftigen Diskussionen innerhalb der B�rgerschaft wurde 1886 mit dem Ausbau der zwischenzeitlich eingerichteten H�heren B�rgerschule zu einer Realschule begonnen und 1889 die erste Pr�fung f�r die Berechtigung zum einj�hrig-freiwilligen Milit�rdienst durchgef�hrt. Drei Jahre sp�ter erfolgte die Anerkennung als staatliche Realschule II. Ordnung. Der gl�nzende Aufschwung, den die neue Schule danach nahm und der sie zum Mittelpunkt des kulturellen Lebens der Stadt machte, fand in dem pr�chtigen Neubau, der 1902 eingeweiht wurde, seinen �u�eren Ausdruck.
Im weiteren Verlauf der Entwicklung sei noch auf die bald darauf erfolgte Gleichstellung der Reifezeugnisse aller h�heren Schulen des Landes verwiesen, der zufolge erfolgreiche Absolventen unserer Schule ohne weiteres in die Unterprima einer Oberrealschule eintreten konnten.
Der erste Weltkrieg mit seinen anf�nglichen Erfolgen und dem sp�teren Zusammenbruch bewegte das Leben der Schule tief. Vielerlei St�rungen beeintr�chtigten den Unterrichtsablauf. Aber trotz aller Ersch�tterungen durch den Krieg nahm die innere Entwicklung der Schule einen gedeihlichen Fortgang.
Nach Kriegsende stand als wichtigste Frage der weitere Ausbau der Schule zur Entscheidung, da die Sch�lerzahl im Laufe des Schuljahres 1923/24 auf die seither noch nie erreichte H�he von 263 Sch�lern gestiegen war. Dank der Opferwilligkeit der Eltern und der ans�ssigen Industriebetriebe erkl�rte sich die Stadt trotz angespannter Finanzlage bereit, die Kosten f�r den Ausbau der Schule zu �bernehmen. Nach beh�rdlicher Genehmigung wurde Ostern 1924 die Unterprima und im n�chsten Jahr die Oberprima eingerichtet, und Ostern 1926 fand die erste Reifepr�fung statt. 50 Jahre nach Einweihung der h�heren B�rgerschule hatte Butzbach nun eine staatlich anerkannte Oberrealschule. Sie erhielt anl��lich der 50-Jahr-Feier im Jahre 1926 offiziell den Namen des fr�heren Rektors Friedrich Ludwig Weidig.
Ein kurzer Oberblick bis zum Ende des z. Weltkrieges m�ge die wechselvolle Geschichte der Schule beenden. Mit der Macht�bernahme durch die Nationalsozialisten kam es auch zu einer Neugestaltung des h�heren Schulwesens. Die Weidigschule wurde in eine Oberschule f�r Jungen umgewandelt mit Englisch statt bisher Franz�sisch als erste Fremdsprache.
Der 2. Weltkrieg, Hitlers totaler Krieg, brachte Deutschland die totale Niederlage, eine Katastrophe, die in der neueren Geschichte ohne Beispiel ist. Alle Schulen waren geschlossen, da die meisten Lehrer entlassen und die Geb�ude zu schulfremden Zwecken beschlagnahmt worden waren.
Erst Anfang 1946 konnte f�r 120 Jungen und M�dchen eine Art Betreuungsunterricht eingerichtet werden. Dank der F�rsorge der Stadtverwaltung und der Selbsthilfe der Sch�ler konnte das eigene Schulgeb�ude wieder in einen gebrauchsf�higen Zustand versetzt und am 2. April 1946 die Schule mit 263 Sch�lern neu er�ffnet werden. Da nach den neuen Lehrpl�nen nunmehr Latein allgemein verbindliches Lehrfach geworden war, hatte die Schule damit den Charakter eines ReaIgymnasiums erhalten.
(HELMUT HABERMEHL)
aus der Festschrift anl�sslich der Einweihung des Neubaus im Jahr 1972
DR. FRIEDRICH LUDWIG WEIDIG UND DIE WEIDIGSCHULE
Im Rahmen dieser Festschrift kann nur in sehr knapper Form erl�utert werden, warum die Schule seit 1928 den Namen Weidigs tr�gt.
Dr. Friedrich Ludwig Weidig wurde am 15. 2. 1791 in Oberkleen geboren. Seine Mutter geh�rte zu der Familie Liebknecht. Aus dieser Familie sind auch die sp�teren Politiker Wilhelm und Dr. Karl Liebknecht hervorgegangen. Weidigs Vater lie� sich wegen der Gebietsver�nderungen durch den Reichsdeputationshauptschlu� (1803) nach Butzbach versetzen. Seit dieser Zeit ist Weidig mit Butzbach und seiner alten Lateinschule in mehrfacher Weise verbunden.
In den Konfirmandenlisten der Markusgemeinde ist sein Name noch zu finden. Im Protokollbuch der Clermontschen Stiftung, der einzigen Urkunde im Archiv der Weidigschule aus der Zeit Weidigs, ist der Name Weidigs unter den Preistr�gern leider nicht nachweisbar, weil die entsprechenden Seiten fehlen. Das Fehlen dieser Seiten erkl�rt der Eintrag:
"Per militem Franco-Gallum, in meo auditorio pernoctantem, hic liber, forte in mensa jacens, scissus est anno MDCCCIX" (durch einen franz�sischen Soldaten, der in meinem Klassenraum �bernachtete, sind diese Seiten aus dem Buch, das zuf�llig auf dem Tisch lag, herausgerissen worden im Jahre 1809).
Weidigs Vorbereitungszeit zum Studium am P�dagogium in Gie�en, das Studium der Theologie und die Erlangung der Doktor-W�rde an der Philosophischen Fakult�t sind in Gie�en in mehreren Urkunden nachweisbar. Im Alter von 21 Jahren kehrt Weidig mit Wirkung vom z. 3. 1812 als Konrektor an die Lateinschule in Butzbach zur�ck, war ab 1824 ihr Rektor bis er am 7. 9. 1834 auf Grund einer Strafversetzung seinen Dienst als Pfarrer in Obergleen bei Alsfeld antrat.
22 Jahre wirkte Weidig als Lehrer und Rektor der Schule in Butzbach. Aber selbst seine schulische Arbeit stand von Anfang an unter politischen Gesichtspunkten, die Kirchen- und Schulakten geben jetzt noch dar�ber reichlich Auskunft.
Nach au�en hin pflegen am st�rksten die Turner die Erinnerung an Weidig, weil er seit 1814 als erster in Hessen auf dem Schrenzer mit seinen Sch�lern im Freien turnte, auch unter dem Gesichtspunkt zur Vorbereitung des Freiheitskampfes gegen die Herrschaft Napoleons. 1849 wurde auf dem Schrenzer der Weidighain gepflanzt, seit 1906 gibt es eine Weidigstra�e. Ab 1937 findet jedes Jahr auf dem Schrenzer das Weidigbergturnfest statt. Der gleichzeitig aufgestellte Gedenkstein erhielt 1967 ein Bronzerelief Weidigs.
Schon als Student in Gie�en war Weidig politisch t�tig. �So ging sein Streben dahin: im Zusammenwirken mit gleichgesinnten Freunden die Rohheit, Gemeinheit und Trinksucht von der Universit�t zu entfernen und Sinn f�r Wissenschaft und Vaterlandsliebe zu festigen . . ." (B�chner, 17. 9. 1848). Von seiner Mutter gepr�gt war Weidig Zeit seines Lebens ein gl�ubiger Theologe, und gerade in seinen Predigten erregt Weidig politisch Ansto�. So wird ihm im November 1818 nach einer Predigt vorgeworfen, da� er �. . . sich erlaubt habe, von der Kanzel f�r Landst�nde und um einen Kaiser zu beten, um die Schmach des Deutschen Volkes endlich zu enden . . ." Immer st�rker setzt sich Weidig im Kampf f�r die in einer demokratischen Verfassung gesicherten Rechte der Freiheit f�r das Volk ein, er wird zur bedeutendsten Pers�nlichkeit der demokratisch-nationalen Verschw�rer Hessens.
Seine Flugschriften, �Leuchter und Beleuchter f�r Hessen oder der Hessen Notwehr" stehen unter dem Motto �Recht und Gesetz". Die mit Georg B�chner herausgegebene Flugschrift �Der Hessische Landbote" tr�gt die Oberschrift �Friede den H�tten - Krieg den Pal�sten". Im Zusammenhang der Verbreitung seiner Flugschriften wurde Weidig am 25. 4. 1835 in Obergleen verhaftet. Anders als Georg B�chner hatte er das Angebot zur Flucht abgelehnt und starb am 23. z. 1837 in Darmstadt in Untersuchungshaft.
Sein Tod im Gef�ngnis wurde als Musterbeispiel der verbrecherischen Inquisitions-Proze�f�hrung in der �ffentlichkeit angeprangert. Zun�chst gaben seine Freunde die �Reliquien" heraus, eine Sammlung von 3 Predigten und 27 Gedichten Weidigs. Schon im M�rz 1848 bildete sich die �Weidigstiftung", die sich die Pflege des Grabes in Darmstadt und die Beschaffung von Buchpreisen f�r Sch�ler in Butzbach und Obergleen zur Aufgabe stellte.
Weidig wird als sehr guter P�dagoge gelobt. So hei�t es in den Akten der Philosophischen Fakult�t in Gie�en �Auch ist es richtig, da� die von Herrn Conrektor Weidig . . . f�r die Universit�t vorbereiteten J�nglinge sich in den Maturit�tspr�fungen von den anderswo vorbereiteten in der Regel vorteilhaft auszeichnen." Mehrmals steht Weidig an erster Stelle auf der Vorschlagsliste f�r besondere Pr�mien durch die Regierung. Neben Religion, Deutsch, Geschichte und Erdkunde lag der Schwerpunkt seiner schulischen Arbeit gerade in Mathematik, Physik und Botanik. �. . . besonders exellieren die Sch�ler aber immer in einem mit besonderer Liebe im vorhergehenden Semester bearbeiteten Lehr-Gegenst�nde". Diesmal war dies die reine Mathematik" (2. 4. 1823), �. . . besonders aber erw�hnen, da� er seinen Sch�lern in au�erordentlichen Stunden sch�ne Anleitungen zum praktischen Feldmessen sowie zum Zeichnen gegeben hat . . ." (17. 4. 1825), �. . . und wu�ten Astrolabium zum Ausmessen von Fl�ch und H�h wohl zu gebrauchen . . ." (27. 9. 1825), �. . . in der Mechanik, welche als neuer Unterrichtsgegenstand an dieser Schule vorkam . . ." (28. 4. 1822), � . . Botanisiert habe ich in dem Sommer wenig . . . Bed�rfnisse an Lehrmitteln: Ein Globus . . ." (25. 9. 1828), �. . . Eine Elektrisiermaschine w�rden die Sch�ler mit Dank annehmen . . ." (10. 4. 1830). Somit war Weidig selbst in den Forderungen an Lehrmitteln hoch modern.
Die �beraus vielseitige Pers�nlichkeit Weidigs l��t sich nicht in ein Klischee pressen. �Fragt man: Wie Weidig, wenn er noch lebte, die Jetztzeit aufgefa�t, zu welcher Partei er sich geschlagen h�tte? so halte ich diese Frage f�r sehr m��ig . . . . weil Weidig gewi� immer nur seiner Oberzeugung gefolgt w�re. Er stehe da als Wegweiser . . . in die Zeit der Freiheit und Gerechtigkeit (B�chner, 17. 9. 1848). Gerade auch f�r die heutige Sch�lerschaft sei zum Verst�ndnis Weidigs auf zweierlei hingewiesen:
�ber den Namenslisten der Preistr�ger aus der Clermontschen Stiftung steht jedesmal von der Hand Weidigs eingetragen:
�Discipuli praemiis virtutis et diligentiae digni" (Sch�ler, die der Auszeichnungen w�rdig waren auf Grund innerer und �u�erer Ordnung).
Die Verleihungsurkunde der Preise aus der �Weidigstiftung" lautete:
�Weidigs-Pr�mium. Dieses Pr�mium wurde gestiftet im Jahre 1848 zum Andenken an den am 23. Februar 1837 verstorbenen Pfarrer Dr. Friedrich Ludwig Weidig, einem Mann, der sich durch die seltensten Eigenschaften des Geistes und Herzens auszeichnete. Brave und flei�ige Sch�ler in Butzbach und Obergleen, wo Weidig als Lehrer und Seelsorger segensreich wirkte, sollen die� Pr�mium erhalten. Ertheilt dem durch die Wahl seiner Mitsch�ler w�rdig befundenen . . . im Herbst 18 . . .".
(WERNER MEYRAHN)
aus der Festschrift anl�sslich der Einweihung des Neubaus im Jahr 1972
Weidig und die Entwickung der Weidigschule
Aus der alten Lateinschule der Kugelherren vom Jahre 1470 hatte sich schlie�lich �ber eine H�here B�rgerschule und Realschule eine Oberrealschule entwickelt. Nach dem ersten Abitur 1926 wurde von der Stadt Butzbach der Schule der Name "Weidigschule" verliehen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird seitdem an dieser Schule an ihren Namensgeber gedacht. Mit Recht k�nnte die Frage gestellt werden, ob es �berhaupt noch etwas Neues �ber Weidig zu berichten gibt. Im Hinblick auf die zahlreichen Veranstaltungen anl��lich seines Todes vor 150 Jahren im Gef�ngnis in Darmstadt am 23. Februar 1837 wurden noch einmal alle fraglichen Archive auf Quellen von Weidig untersucht - und dabei eine alle Erwartungen �bertreffende F�lle zu Tage gef�rdert.
Friedrich Ludwig Weidig wurde am 15. Februar 1791 in Oberkleen geboren, kam 1803 mit seinen Eltern nach Butzbach, studierte von 1808 - 1811 in Gie�en Theologie, war von 1812 - 1834 Konrektor und Rektor der Schule in Butzbach, wurde nach Obergleen bei Alsfeld als Pfarrer versetzt, dort am 22. April 1835 verhaftet, nach Darmstadt in Untersuchungshaft gebracht, wo er unter tragischen Umst�nden verstarb.
Ob Weidig zu den besten Sch�lern der Schule in Butzbach geh�rte,
l��t sich nicht mehr nachweisen, weil im Protokollbuch der Clermontschen Stiftung die
entsprechenden Seiten von einem franz�sischen Wachsoldaten seinerzeit herausgerissen
wurden.
W�hrend seiner Studentenzeit bek�mpfte er den liederlichen Wandel von Studenten, trat immer wieder als F�hrer und Schriftf�hrer der Studentenschaft hervor und hielt durch Mitgliedschaft in mehreren Verbindungen den Kontakt zu den Studenten. Nach seiner Promotion zum Doktor der Philosophie Ende 1822 wird ihm die F�higkeit zu einem Gelehrten bescheinigt. Doch er bleibt in Butzbach.
Durch sein p�dagogisches Geschick und seinen Eifer wird er mehrmals gelobt und ausgezeichnet. In der englischen Zeitung "The Morning Chronicle", London, vom 16. November 1819 wird die Schule Butzbach neben der in Eisenach als Musterschule in Deutschland erw�hnt.
Neben seiner umfangreichen p�dagogischen T�tigkeit war Weidig von Anfang an politisch t�tig und schlie�lich die f�hrende Pers�nlichkeit der Opposition weit �ber Oberhessen hinaus im Kampf um Freiheit, Recht und Verfassung. So ist auch schon seine Gr�ndung des ersten hessischen Turnplatzes im Jahre 1814 auf dem Schrenzer in Butzbach zu sehen.
Ab 1818 wird er politisch beschattet. In dem Reisebericht �ber die Visitation der Wetterau durch den Staatsminister K. L. von Grolmann vom Jahre 1825/26 hei�t es �ber Weidig: "Der belobte Rektor Weidig, den das demagogische Pr�judiz am verdienten Fortkommen hindert". Um gr��ere politische Bewegungsfreiheit zu erlangen, bewirbt er sich 1825 um eine Pfarrstelle in Dortelweil, das politisch zu dem liberalen Frankfurt geh�rte. Die Zusammenarbeit mit Georg B�chner und die Herausgabe des "Hessischen Landboten" f�hrten schlie�lich zu seiner Strafversetzung als Pfarrer nach Obergleen und zu seiner Verhaftung.
Seine Sch�ler nahmen unsagbare Leiden der Verfolgung auf sich und hielten das Ged�chtnis an ihn wach. Wilhelm Braubach, der sieben Jahre im Exil in der Schweiz verbrachte und am Totenbett von Georg B�chner in Z�rich (gestorben 19. 2. 1837) Wache gehalten hatte, hielt nach seiner R�ckkehr am 17. Dezember 1845 im Gasthaus "Zum L�wen" in Butzbach folgenden Trinkspruch auf Weidig: "Wir wollen nicht vers�umen, uns auch der M�nner aus dem Volk zu erinnern, welche mit Eifer, Uneigenn�tzigkeit und Einsicht das k�stliche Gut einer landst�ndischen Verfassung mehren halfen, sowie zugleich auch derer, welche ihrer Zeit zur Erlangung einer verfassungsm��igen Freiheit mitwirkten. Unwillk�rlich gedenke ich hierbei eines Mannes, der unserer Stadt, unserem Herzen so nahe stand, da� er wohl nie vergessen werden wird, eines Mannes, der ebenfalls f�r gesagten Zweck meist th�tig war trotz mancher Anfeindung und Verd�chtigung, eines Mannes, dessen anerkannter hoher Gemeinsinn und edle Uneigenn�tzigkeit eines nachahmenswerthes Muster seyn. Dem Andenken des Rectors Weidig dieses Glas!"
Paul H�bner, dessen Schauspiel "Der Fall Weidig" 1982 in Bremerhaven aufgef�hrt wurde, schreibt dazu: "Ich hatte dabei schon l�nger die �berlegung, warum B�chner, der wahrscheinlich weniger Anteil an den K�mpfen des Kreises um Pfarrer Weidig als dieser selbst hatte, zu gro�em Ruhm (nat�rlich als Dichter) gekommen ist, w�hrend Weidig den Kopf hinhalten mu�te und vergessen wurde".
Professor Dr. Walter Grab von der Universit�t Tel Aviv stellte anl��lich der Preisverteilung bei der Jubil�umsfeier 1982 in Hambach an Professor Dr. Harald Braun f�r seine Arbeit: "Das politische und turnerische Wirken von Fr. L. Weidig" fest: "Weidig ist nun aus dem Schatten B�chners herausgetreten und hat den ihm geb�hrenden Platz neben anderen Liberalen der Vorm�rz-Zeit einger�umt bekommen".
Erst seit einigen Jahren ist an der Stra�enfront der Weidigschule der Name in blauen Plastikbuchstaben angebracht, 1986 erfolgte ein Nachgu� der Bronzetafel vom Weidigstein. Neben einer Reihe von Sch�lerarbeiten schrieb Dr. Hartwig L�dige 1983 seine Hausarbeit f�r die zweite Staatspr�fung: "Wer war Weidig?" Trotzdem kann das Quellenmaterial �ber Weidigs Lehrt�tigkeit nicht als aufgearbeitet gelten.
Werner Meyrahn (1910-1996) in einer Schulbrosch�re der Weidigschule zum Weidigjahr 1987
Wie kam F. L. Weidig zu Tode?
1991 feierte die mittelhessische Lokalgeschichte den 200.
Geburtstag von Dr. Friedrich Ludwig Weidig, der am 15. Februar 1791 in Oberkleen (heute
Ortsteil von Langg�ns) geboren wurde, und der als P�dagoge, Theologe, Literat, Turner
und auch als Revolution�r sich einen Namen bzw. Ruf erwarb, der bis heute im Schatten von
Georg B�chner steht. In Butzbach und seinem Geburtsort Oberkleen gab es damals
Festveranstaltungen, Vortr�ge und in Butzbach eine Sonderausstellung des Museums zum 200.
Geburtstag Weidigs gegeben. Doch weder 1991 noch im Weidig-Jahr 1987, als man des 150.
Todestages von Weidig gedachte, konnten die n�heren Umst�nde seines Todes aufgekl�rt
werden.
Dr. Alexander Friedrich Ludwig Weidig, so der vollst�ndige
Name, verstarb am 23. Februar 1837 gegen 11 Uhr in seiner Zelle im Darmst�dter
Gef�ngnis. In diesen Tagen gedenken wir also des 160. Todestages des Mannes, der auch als
Vorl�ufer demokratischer Ideale angesehen werden kann und auf den der Terminus
"Revolution�r" sicherlich nicht, wie im heutigen Sinn gebr�uchlich, angewendet
werden darf. Von den Beh�rden wurde Weidig als "Revolution�r", als einer, der
sich gegen die Obrigkeit, gegen die bestehende Ordnung auflehnt, ausgemacht. In Butzbach
scharte er einen Kreis von Gleichgesinnten, von Verschw�rern um sich, und durch
Flugschriften ("Der Hessische Landbote" ist die bekannteste), die er �ber
Mittelsm�nner unters Volk brachte, machte er und sein Kreis auf die bestehenden
Mi�st�nde und die Diskrepanz zwischen "arm" und "reich" aufmerksam.
Erschwerend kam hinzu, da� breite Teile der verarmten Bev�lkerung nicht lesen oder
schreiben konnten und die Flugschriften (heimlich) vorgelesen werden mu�ten. Das war den
Beh�rden nat�rlich ein Dorn im Auge - Weidig und seine Leute wurden schlie�lich nach
und nach verhaftet. Dr. Weidig, der als Pfarrer, er hatte in Gie�en studiert, nach
Obergleen (Ortsteil von Kirtorf bei Alsfeld) strafversetzt wurde, um dem mittelhessischen
oppositionellen Zentrum seine Haupt-Antriebsfeder zu entziehen, wurde am 22. April 1835
morgens zwischen vier und f�nf Uhr vom Alsfelder Kreisrat in seiner Wohnung in Obergleen
verhaftet und kam zun�chst nach Friedberg ins Gef�ngnis. Zwei Monate sp�ter wurde er
mit anderen H�ftlingen zusammen nach Darmstadt verlegt.
Was geschah am Morgen des 23. Februar 1837 im Darmst�dter
Gef�ngnis in der Zelle von Dr. Weidig? Aufgrund der Akten aus dieser Zeit und den
Forschungen von ThomasMichael Mayer und Harald Braun k�nnen wir einen relativ dichten
Zeitplan entwerfen. Gegen 7.30 Uhr an jenem 23. Februar 1837 findet Gef�ngnisw�rter
Preuninger Weidig blutverschmiert auf seiner Schlafstelle in der Gef�ngniszelle. Gegen
7.45 Uhr hat Preuninger Hofgerichtrat Georgi, der durch unz�hlige mit Foltermethoden
durchgef�hrte Verh�re zum klassischen Feind Weidigs geworden war, �ber diesen Vorfall
unterrichtet. Gegen 8.00 Uhr ist Georgi mit Referent Sch�ffer und zwei weiteren
Gerichtsbeamten eingetroffen und hat die Zelle Weidigs betreten. Zu diesem Zeitpunkt lebte
Weidig noch! Gegen 9.45 erschien einer der beiden mittlerweile benachrichtigten �rzte,
der andere kam etwas sp�ter. Doch Georgi, der Weidig auch geistig klar unterlegen war,
hat die Hilfe noch rund eine Viertelstunde verz�gert. Nach 10 Uhr m�ssen die �rzte die
Zelle Weidigs erst betreten haben, Weidig war also zwei Stunden sich selbst
�berlassen gewesen. Zudem waren die Scherben, mit denen er sich die Verletzungen
zugef�gt hatte und die Preuninger bereits gegen 7.30 Uhr gefunden hatte, nicht entfernt
worden.
Aufgrund der blutigen Fu�spuren in der Zelle l��t sich
rekonstruieren, da� Weidig zwischen 9 und 10 Uhr in der Zelle umhergegangen sein mu�. In
dieser Zeitspanne hat er sich vielleicht die t�dliche, mit den Glasscherben verursachten
Wunden, die die �rzte bei ihrer ersten Untersuchung an den Schlagadern beider Handgelenke
und Unterschenkel sowie am Hals entdeckten, zwar nicht erst beigebracht, so doch
erweitert. Als die �rzte Weidig fanden, lebte er noch, hatte aber schon zu viel Blut
verloren, so da� er nicht mehr gerettet werden konnte.
Er konnte aber noch auf eine Wand in seiner Zelle deuten,
wo mit Blut geschrieben stand: "Da mir der / Feind jede Verteidigung / versagt, so
w�hle ich einen / schimpfl. Tod / von / freien St�cken. F.L.W."
Rein oberfl�chlich betrachtet handelt es sich um
Selbstmord, da sich Weidig die Wunden mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst zugef�gt hat.
Doch klar ist auch, da� die Beh�rden (Georgi etc.) Weidig mit ihren Methoden zu dieser
Tat und damit in den Tod getrieben haben. Ganz genau wird man die n�heren Todesumst�nde
Weidigs wohl nie aufkl�ren k�nnen.
Volkmar K�hler
(c) by Butzbacher Zeitung
Auf den Spuren von F. L. Weidig
Stadtf�hrerin Stefanie Rieck beschreibt Weidigs Leben und Wirken in Butzbach
BUTZBACH. Unter dem Motto "Leben und Wirken von Friedrich Ludwig Weidig" stand am Samstagnachmittag eine Themenf�hrung durch Butzbach. Stefanie Rieck nahm rund 30 Interessierte zu einem kostenlosen und etwa 1 1/2-st�ndigen Rundgang mit. Vor dem "Weidigha�s" zwischen Hexen- und Kirchplatz entstand unser Bild.
BUTZBACH (d�). Eine spannende Stadtf�hrung auf den Spuren des Butzbacher Schulmannes, evangelischen Theologen, Publizisten, Freiheitsk�mpfers und Turnvaters Friedrich Ludwig Weidig unternahmen am Samstag die Stadtf�hrerin Stefanie Rieck und zahlreiche Interessierte. "Weidigs Leben und Wirken in Butzbach" nannte sich die fakten- und geschichtenreiche Unternehmung, die etwa 90 Minuten lang zu historischen St�tten f�hrte, die in Butzbach mit Weidig urs�chlich in Beziehung stehen.
Vor der ehemaligen Lateinschule, heute Hans Bang, am Kirchplatz.
Stefanie Rieck (re) stellte das Leben Weidigs vor. Links neben ihr Dagmar Storck, die am 12. Juni den Rundgang durch Butzbch leiten wird.
Die beiden Bilder entstanden in der Guldengasse (oben) und vor dem BZ-Verlagsgeb�ude, in der Langgasse, wo Weidig mit seiner Familie von 1827 bis 1834 wohnte.
Friedrich Ludwig Weidig stammte aus dem Butzbacher Nachbarort Oberkleen. Er wurde dort am 15. Februar 1791 als Sohn eines Oberf�rsters geboren. Sein Vater zog sp�ter nach Butzbach, die Familie wohnte in der Griedeler Stra�e, Ecke Schlossstra�e. Der Sohn besuchte die Lateinschule am Kirchplatz (heute Schreinerei Bang), wo er einen sehr guten Unterricht erhielt. Nach einem weiteren halben Jahr am Gymnasium in Gie�en studierte Weidig ab Herbst 1808 an der dortigen Universit�t Theologie. Im M�rz 1812 wurde er zum Konrektor an der Lateinschule zu Butzbach ernannt.
Weidig war ein vorz�glicher Lehrer, dem viel an der allseitigen Ausbildung der Jugend gelegen war. Stefanie Rieck schilderte einen Weidig von tadellosem Lebenswandel und seltener Uneigenn�tzigkeit, der durch seine zutiefst menschliche Art die begeisterte Zuneigung und r�ckhaltlose Verehrung seiner Sch�ler gewann. Nach dem Vorbild des Berliners Friedrich Ludwig Jahn f�hrte Weidig mit seinen Sch�lern Turn- und Exerzier�bungen etwa auch mit Holzgewehren durch, �bte mit ihnen Laufen, H�pfen, Springen, lie� sie patriotische Lieder singen und gr�ndete um 1814 einen Turnplatz auf dem Schrenzer, den ersten Turnplatz in Hessen. Weidig rief in Butzbach auch eine "Deutsche Gesellschaft" ins Leben, die politische Zwecke verfolgte. Er proklamierte eine eigene ideale deutsche Verfassung. Dies blieb im Zeichen der Restauration nicht unbemerkt.
Die misstrauische Obrigkeit verd�chtigte ihn bald, etwa 1818, revolution�ren Lehren gegen�ber nicht abgeneigt zu sein. Es gab erste Denunziationen und Bespitzelungen. Wegen politischer Bet�tigung wurde er im Schulunterricht, in den Predigten und auch privat �berwacht. Weidig verwickelte man in den Jahren 1819/20 wegen "revolution�rer Beeinflussung der Jugend" in eine Untersuchung, die jedoch im Sande verlief. 1822 erwarb er den philosophischen Doktorgrad, und im Dezember 1826 wurde er endlich nach langen Jahren des Wartens zum Rektor der Butzbacher Lateinschule bef�rdert. Er f�hrte die Schule zu nie gekannter Gr��e und hatte einen gro�en Anh�nger- und Freundeskreis.
Im Weidig-Haus am Kirchplatz lebte er f�r zwei Jahre. Er heiratete Amalie Hofmann, mit der er eine gl�ckliche Ehe f�hrte. Die hessischen Verfassungs- und Kammerstreitigkeiten verfolgte er mit leidenschaftlichem Interesse, die Freiheitsk�mpfe in Europa mit Begeisterung. 1830 wurde er Augenzeuge des "Blutbads von S�del", als die von ihm ungeliebten Butzbacher Dragoner, die bis 1813 f�r Kaiser Napoleon gek�mpft h�tten, in dem Nachbarort w�teten, zwei Bewohner t�teten, 17 Bauern verwundeten und etliche H�user anz�ndeten auf der vergeblichen Jagd nach l�ngst geflohenen, von purer Not getriebenen Aufst�ndischen aus dem Vogelsberg.
1833, nach. dem Frankfurter Wachensturm, geriet Weidig in eine neue gerichtliche Untersuchung. Man lastete ihm den Umgang mit bekannten Revolution�ren an. Weidig verteidigte sich mit gro�er Festigkeit, leugnete alles und bestritt die Rechtm��igkeit des gegen ihn er�ffneten Verfahrens. Er sa� w�hrend dessen in Butzbach in einem Privathause unter B�rgerbewachung in Haft. Die Regierung in Darmstadt traute ihm nicht mehr und schickte den Unbotm��igen auf eine gering dotierte Pfarrstelle,nach Ober-Gleen bei Alsfeld. Weidig geh�rte zu den Liberaldemokraten, die ein vereinigtes einiges Deutschland als demokratischen Nationalstaat mit einem Kaiser an der Spitze anstrebten. Deshalb reiste er 1832 nach S�dwestdeutschland und half bei den Vorbereitungen des Hambacher Festes, an dem er aber aufgrund der beh�rdlichen �berwachung nicht teilnehmen konnte:
1833 wurde Weidig zum ersten Mal inhaftiert; doch er ver�ffentlichte trotzdem 1834 illegal vier Ausgaben des "Leuchter und Beleuchter f�r Hessen (oder der Hessen Notwehr)". Im selben Jahr traf.er erstmals mit Georg B�chner zusammen, eine Begegnung, die ihm schlie�lich zum Verh�ngnis werden sollte. Weidig arbeitete ein von B�chner vorgelegtes Manuskript, �brigens gegen dessen Willen, zum "Hessischen Landboten" um. Druck und Verteilung der verbotenen Flugschrift wurden ma�geblich durch Weidig und seine Sch�ler organisiert. Seit dem 5. April 1834 war Weidig vom Schuldienst suspendiert. Als das Projekt des "Hessischen Landboten" ("Friede den H�tten! Krieg den Pal�sten!", dieser h�ufig gebrauchte Wahlspruch w�hrend der Franz�sischen Revolution war das Leitmotiv der Flugschrift) im Sommer .1834 verraten wurde, fl�chtete B�chner nach Stra�burg, w�hrend Weidig sich weigerte, mit seiner Familie in die sichere Schweiz zu emigrieren.
Bald darauf wurde er in Ober-Gleen verhaftet, in der Friedberger Klosterkaserne, festgesetzt und im Juni 1835 ins Arresthaus nach Darrnstadt verlegt. Nach etwa zwei Jahren �belster Tortur und scharfen Disziplinarstrafen beging er am 23. Februar 1837 unter furchtbaren Umst�nden Selbstmord, nachdem er zwei Jahre lang von den Untersuchungsrichtern (insbesondere von dem als brutalen S�ufer bekannten Hofrat Konrad Georgi) gequ�lt und k�rperlich misshandelt worden war. Weidig litt in der Haft zeitweilig an Sinnest�uschungen. Er h�rte Rufe seiner Angeh�rigen, sah S�rge gef�llt mit gef�lschten Verh�rprotokollen und glaubte, dass seine heimliche Hinrichtung bevorstehe. Der Untersuchungsrichter hingegen erkl�rte alles f�r Verstellung.
Im Gebiet des heutigen Hessen und des angrenzenden Mittelrheingebiets war Weidig einer der ma�geblichen Protagonisten des Vorm�rz und ein Wegbereiter der Revolution von 1848. Nach Weidig hat man in Butzbach eine Stra�e benannt, man feiert hier allj�hrlich das Weidig-Bergtumfest, die Weidigschule tr�gt seinen Namen und auch die Weidigsporthalle in Oberkleen.
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Die Weidigschule vor 80 Jahren Der Schulalltag im Schuljahr 1928/29 |
Zur Schulgeschichte Die Wurzeln der Weidigschule liegen in der "alten Lateinschule", die Landgraf Philipp von Hessen 1540 gr�nden lie�. Im 18. Jahrhundert ging die Zahl der Lateinsch�ler zur�ck, Latein verlor seinen Stellenwert, und die Lehranstalt entwickelte sich langsam zu einer B�rgerschule mit erweiterten Lehrzielen. Ihr bedeutendster Lehrer und Rektor war Friedrich Ludwig Weidig von 1812 bis 1832. Im 19. Jahrhundert hie� die Anstalt "Rektoratsschule". 1876 wurde im Lahntor-Schulhaus die st�dtische H�here B�rgerschule eingerichtet, die nach harten Auseinandersetzungen ab 1886 ausgebaut wurde. 1888 wurde die Obersekunda einer Realschule II. Ordnung aufgesetzt. 1891 folgte die Anerkennung als staatliche Realschule, und 1902 wurde der Neubau in der August-Storch-Stra�e bezogen. 1923 begann der Ausbau zur Vollanstalt bis Klasse 13 mit dem Abitur als Abschluss. Mit der ersten Reifepr�fung 1926 erhielt die Schule als staatliche Ober-Realschule den Namen Weidig-Oberrealschule. Der Lehrk�rper Im Schuljahr 1929 unterrichteten insgesamt 19 Lehrer (davon 14 hauptamtlich, 5 nebenamtlich) in folgenden F�chern (in Klammern) an der Weidig-Oberrealschule: OStD Dr. Binzel (E, Sp, F); StR Prof. Dr. F. Werner (D,G); StR Prof. Dr. O. Weide (B, C); StR Prof. L. Horst (G,F,D); StR M. Werner (F,E,R); StR H. Steinhardt (F,D); StR W. R�derer (M, Ph,Geom); StR A. Schad (D,G,SK,B); StR E, Schmidt (L,F,D); StR P. Schoch (M,P,Ek); StR E. Kurz (M,Ek,T); StAss H. Dietz (ET); StAss W. Backes (M,P,C,Ek etc.); ORL H. Gr�n (Z); Pfarrer O. Lindenstruth (eR); Pfarrer K. Schneider (eR); Pfarrer J. Adler (kR); Lehrer M. Fuld (israel. R); Handarbeitslehrerin A. Diehl. Die 14 hauptamtlichen Lehrer unterrichteten im Durchschnitt 25, die vier nebenamtlichen 2 bis 6 Wochenstunden. 9 Lehrkr�fte waren Klassenlehrer (pro Klasse durchschnittlich 22 Sch�ler). Da in den meisten Klassen ein oder zwei israelitische Sch�ler vertreten waren, erteilte Lehrer Fuld diesen 10 zwei Stunden israelitischen Religionsunterricht pro Woche. Ein Lehrer hatte es 1929 einfacher als heute, da die Klassen kleiner und die Sch�ler folgsamer waren. Die Sch�lerschaft Die Sch�lerzahl zum 15. Mai 1928 betrug 196. Hiervon waren 165 evangelisch, 20 katholisch, 10 israelitisch und einer religionslos. 118 Sch�ler kamen aus Butzbach, 78 aus anderen Orten. Die Klassenst�rke in den neun Klassen betrug 21,7. Auf eine hauptamtliche Lehrkraft kamen 14 Sch�ler. Der durchschnittliche Anteil an M�dchen pro Klasse lag bei 21,6%. Von etwa 20 Sch�lern, die in der Sexta (KI. 5) eingeschult worden waren, bestanden immerhin 16 das Abitur. (dav. zwei Externe). Die 14 Butzbacher Abiturienten des Jahrganges 1929 wollten vorwiegend akademische Berufe ergreifen. Es ist interessant festzustellen, dass die Abiturienten sich in der Mehrzahl aus der Mittel- (9) und Oberschicht (5) rekrutierten. Allerdings f�llt auch auf, dass kaum Abiturienten aus den Nachbarorten von Butzbach kamen. 23 Sch�ler der Untersekunda erhielten das Zeugnis der Reife f�r Obersekunda (Kl.11) Abiturienten, deren V�ter ein Handwerk aus�bten, waren nichtvertreten. Die Ferien verteilten sich wie folgt: Osterferien vom 23. M�rz bis 15. April; Pfingstferien vom 18. Mai bis 27. Mai; Sommerferien vom 12. Juli bis 12. August; Herbstferien vom 21. September bis 7. Oktober; Weihnachtsferien vom 21. Dezember bis 6. Januar, insgesamt also 12 Wochen wie heute. Schulgeld und Freistellen 1929 musste an Schulgeld gezahlt werden: a) f�r ein Kind monatlich 17,50 RM b) bei gleichzeitigem Schulbesuch von 2, 3, 4 und mehr Kindern je 14,50; 11,50; 9,00 RM etc. Die Erm��igung galt auch, wenn Geschwister andere Schulen besuchten. Freistellen wurden nur in begabte und strebsame Sch�ler mit gutem Betragen f�r ein J�hr vergeben, wenn die Eltern nachweisen konnten, dass ihnen die Bezahlung schwer fiel bzw. unm�glich war. Die Freistellung konnte widerrufen werden. Eine Reichsmark entspricht einer Kaufkraft von etwa 3,50 Euro, so dass f�r einen Sch�ler vergleichsweise etwa 60; Euro pro Monat zu entrichten waren, was sicherlich vielen Eltern schwer fiel. Stundentafel und Unterrichtsverteilung Alle Klassen wurden durchg�ngig in 8 F�chern (Deutsch, Franz�sisch, Mathematik, Biologie, Erdkunde, Religion, Zeichnen, Turnen), in 14 F�chern (vgl. �bersicht) nur auf einzelnen Klassenstufen unterrichtet. Den Fremdsprachen kam ein anderes Gewicht als heute zu, denn Franz�sisch wurde in allen Klassen, Englisch erst ab Klasse 8, Latein ab Klasse 10 und Spanisch nur in 9 und 10 unterrichtet. Die Naturwissenschaften besa�en einen hohen-Stellenwert, wie zus�tzliche praktische �bungen in Biologie, Physik und Chemie in der Oberstufe zeigen. In 12 und 13 wurden zus�tzlich zwei Stunden Darstellende Geometrie angeboten. Die Stundentafel war an das Alter der Sch�ler angepasst, wie zwei Stunden Singen in 5 und 6 und Werken in 8 und 9 zeigen. Trotz sechs Unterrichtstagen lag die Stundenzahl pro Woche etwa so hoch wie heute, wenn man von .G 8 absieht. Die Pflichtstundenzahl reduziert sich vor allem in der Oberstufe, aber auch in den unteren Klassen, da Latein, Spanisch, physikalische, chemische und biologische �bungen, Stenografie, Handarbeit und Werkunterricht zum wahlfreien Unterricht z�hlten, der kleineren interessierten Gruppen (3-20 Sch�ler) angeboten wurde. An weiteren schulischen Veranstaltungen sind noch zu nennen: Spielnachmittage, Chorsingen, Besuch vonAusstellungen, Museen u. Firmen und sportliche Aktivit�ten (Reichsjugendwettk�mpfe, Schulmeisterschaften, Faustball, Leichtathletik, V�lkerball, Schlagball, Handball). Die VDA-Schulgruppe (Verein f�r das Deutschtum im Ausland) unter StR Schad, die sich mit Fragen des Auslandsdeutschtums besch�ftigte, war sehr aktiv. Fast alle Sch�ler waren Mitglied dieser national-konservativen Vereinigung, die mit den Boden f�r den Nationalsozialismus bereitete. Zwar wurde der F�cherkanon bis heute ver�ndert bzw. erweitert, aber er ist trotz allem in seiner Grundstruktur geblieben. Quellen: (c) by Butzbacher Zeitung |
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