„Gleitmittel“ – Versionsunterschied
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Version vom 20. Februar 2011, 12:38 Uhr
Mit Gleitmittel, Gleitgel oder Gleitcreme bezeichnet man zähe Flüssigkeiten, die als Schmierstoff der Reibungsminderung dienen. Sie werden in der Medizin, in der Technik, im Handwerk oder auch für sexuelle Praktiken angewandt.
Gleitmittel in Technik und Labor
Gleitmittel dienen der Montage von Schlauchverbindungen, die auf entsprechende Anschlüsse geschoben werden müssen. Auch bei der Montage eines Autoreifens auf die Felge wird der Felgenrand mit einem Gleitmittel eingepinselt, damit der Gummireifen leichter in die Felge rutscht.
Gleitmittel in der Medizin
Ein Gleitmittel wird für das Einführen von Sonden, Endoskopen oder Ultraschallköpfen in den Körper durch natürliche Öffnungen genutzt, um Hautirritationen möglichst gering zu halten. Beispiele sind das Einführen von Magensonden, Wendltuben, Blasenkathetern, Endotrachealtuben bei der Intubation oder bei der Rektoskopie. Häufig enthalten medizinische Gleitmittel einen Zusatz an einem Desinfektionsmittel wie z.B. Endosgel und/oder einem Lokalanästhetikum, wie z. B. dem Lidocain oder Instillagel, da gerade Schleimhäute sehr schmerzempfindlich sind, aber gleichzeitig auch das Medikament schnell resorbieren.
In der Geburtshilfe können Gleitmittel sowohl in der Eröffnungs- als auch in der Austreibungsphase eingesetzt werden, um den Geburtsvorgang zu erleichtern. Schon im Altertum wird die Anwendung von Olivenöl als Gleitmittel in der Veterinärmedizin, der Gynäkologie und der Geburtshilfe erwähnt. Aus Gründen der Nebenwirkungen wie Allergien, Infektionen und Fremdreaktionen wurden in den letzten beiden Jahrhunderten Gleitmittel in der Geburtshilfe kaum eingesetzt. Durch moderne Entwicklungen existieren mittlerweile polymere Gele, die die Anforderungen an ein geburtshilfliches Gleitmittel (Sterilität, Hypoallergenität, Schleimhautverträglichkeit etc.) erfüllen.
Des Weiteren werden Gleitmittel in der Massagetherapie, ein Teilgebiet der physikalischen Medizin, angewendet.
Gleitmittel und Sexualität
Ein Gleitmittel dient auch beim Geschlechtsverkehr oder bei der Selbstbefriedigung der Reibungsminderung. Es erleichtert das Eindringen des Penis und von Sexspielzeug in Vagina bzw. Anus, gleicht eine trockene Schleimhaut aus und verhindert damit Schmerzen, oder wird bloß zur Bereicherung des Liebeslebens verwendet. Gleitmittel sollten das Latex der Kondome nicht angreifen, eine Weile vorhalten und im Normalfall geruchlich und geschmacklich neutral sein. Für Safer Sex scheiden somit Öle und Vaseline aus (ebenso Genussmittel wie Butter und Backfett, wie z. B. das früher unter Homosexuellen verbreitete Crisco). Diese sind fetthaltig und können somit mikroskopisch kleine Risse in einem Latex-Kondom verursachen, die es für Spermien und Krankheitserreger (HIV, Chlamydien) durchlässig machen können. Unempfindlich gegen Fette sind das Femidom und Kondome für Latexallergiker, die beispielsweise aus dem Kunststoff Polyurethan bestehen. (Fettfreie) Gleitmittel auf Wasserbasis greifen das Latex nicht an, sie neigen jedoch dazu, nicht so lange gleitfähig zu sein. Dennoch sind diese beim Analverkehr mit Kondom dringend angeraten.
Die Verwendung medizinischer Gleitgels mit Xylocain oder anderen Lokalanästhetika ist im Zusammenhang mit sexuellen Handlungen gefährlich, da sie das Verletzungsrisiko erhöhen.
Seit 2004 gibt es Gleitmittel auf der Basis von Wasser und Silikon, die sehr gleitfähig und kondomverträglich sind. Diese sollten jedoch nicht zusammen mit Sexspielzeugen auf Silikonbasis, wie z. B. hochwertigen Dildos, verwendet werden, da die Silikonverbindungen in den Gleitmitteln das Silikon der Dildos angreifen kann. Hierfür gibt es wiederum spezielle Gleitmittel nur auf Wasser-Basis.
Gleitcreme ist in Apotheken, Sexshops und Drogeriemärkten erhältlich.