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Bundesgesetzblatt: Für Die Republik Österreich

Der Staatsvertrag von 1955 stellt die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg sicher, indem er die Annexion durch Deutschland als null und nichtig erklärt. Er legt die politischen, territorialen und menschenrechtlichen Bestimmungen fest, die Österreichs Souveränität und Unabhängigkeit garantieren, sowie die Verpflichtung zur Auflösung nazistischer Organisationen. Der Vertrag wird von den Alliierten und Assoziierten Mächten anerkannt und unterstützt Österreichs Bewerbung um die Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen.

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Bundesgesetzblatt: Für Die Republik Österreich

Der Staatsvertrag von 1955 stellt die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg sicher, indem er die Annexion durch Deutschland als null und nichtig erklärt. Er legt die politischen, territorialen und menschenrechtlichen Bestimmungen fest, die Österreichs Souveränität und Unabhängigkeit garantieren, sowie die Verpflichtung zur Auflösung nazistischer Organisationen. Der Vertrag wird von den Alliierten und Assoziierten Mächten anerkannt und unterstützt Österreichs Bewerbung um die Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen.

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725

BUNDESGESETZBLATT
FÜR DIE REPUBLIK ÖSTERREICH
Jahrgang 1955 Ausgegeben am 30. Juli 1955 39. Stück
1 5 2 . Staatsvertrag, betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreich.

152.

Nachdem der am 15. Mai 1955 in Wien unterzeichnete Staatsvertrag


betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen
Österreich zwischen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken,
dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland, den
Vereinigten Staaten von Amerika und Frankreich einerseits und Österreich
andererseits, welcher also lautet:

86 74
726 Stück 39, Nr. 152.

Staatsvertrag
betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen
und demokratischen Österreich

Präambel Im Hinblick darauf, daß die Alliierten und


Assoziierten Mächte und Österreich zu diesem
Die Union der Sozialistischen Sowjetrepu- Zwecke den Wunsch hegen, den vorliegenden
bliken, das Vereinigte Königreich von Groß- Vertrag abzuschließen, um als Grundlage freund-
britannien und Nordirland, die Vereinigten schaftlicher Beziehungen zwischen ihnen zu
Staaten von Amerika und Frankreich, in der dienen und um damit die Alliierten und Assozi-
Folge die Alliierten und Assoziierten Mächte ge- ierten Mächte in die Lage zu versetzen, die
nannt, einerseits und Österreich anderseits; Bewerbung Österreichs um Zulassung zur Orga-
Im Hinblick darauf, daß Hitler-Deutschland nisation der Vereinten Nationen zu unter-
am 13. März 1938 Österreich mit Gewalt annek- stützen;
tierte und sein Gebiet dem Deutschen Reich ein- Haben daher die unterfertigten Bevollmäch-
verleibte; tigten ernannt, welche nach Vorweisung ihrer
Im Hinblick darauf, daß in der Moskauer Er- Vollmachten, die in guter und gehöriger Form
klärung, verlautbart am 1. November 1943, die befunden wurden, über die nachstehenden Be-
Regierung der Union der Sozialistischen Sowjet- stimmungen übereingekommen sind:
republiken, des Vereinigten Königreiches und der
Vereinigten Staaten von Amerika erklärten, daß Teil I
sie die Annexion Österreichs durch Deutschland
am 13. März 1938 als null und nichtig betrachten, Politische und territoriale Bestimmungen
und ihrem Wunsche Ausdruck gaben, Österreich A r t i k e l 1.
als einen freien und unabhängigen Staat wieder-
Wiederherstellung Österreichs als freier und un-
hergestellt zu sehen und daß das Französische
Komitee der Nationalen Befreiung am 16. No- abhängiger Staat
vember 1943 eine ähnliche Erklärung abgab; Die Alliierten und Assoziierten Mächte aner-
Im Hinblick darauf, daß als ein Ergebnis des kennen, daß Österreich als ein souveräner, unab-
alliierten Sieges Österreich von der Gewaltherr- hängiger und demokratischer Staat wiederherge-
schaft Hitler-Deutschlands befreit wurde; stellt ist.
Im Hinblick darauf, daß die Alliierten und A r t i k e l 2.
Assoziierten Mächte und Österreich unter Be- Wahrung der Unabhängigkeit Österreichs
rücksichtigung der Bedeutung der Anstrengungen,
die das österreichische Volk zur Wiederherstel- Die Alliierten und Assoziierten Mächte er-
lung und zum demokratischen Wiederaufbau klären, daß sie die Unabhängigkeit und ter-
seines Landes selbst machte und weiter zu ma- ritoriale Unversehrtheit Österreichs, wie sie ge-
chen haben wird, den Wunsch hegen, einen Ver- mäß dem vorliegenden Vertrag festgelegt sind,
trag abzuschließen, der Österreich als einen achten werden.
freien, unabhängigen und demokratischen Staat A r t i k e l 3.
wiederherstellt, wodurch sie zur Wiederaufrich-
tung des Friedens in Europa beitragen; Anerkennung der Unabhängigkeit Österreichs
Im Hinblick darauf, daß die Alliierten und durch Deutschland
Assoziierten Mächte den Wunsch haben, durch Die Alliierten und Assoziierten Mächte werden
den vorliegenden Vertrag in Übereinstimmung in den deutschen Friedensvertrag Bestimmungen
mit den Grundsätzen der Gerechtigkeit alle aufnehmen, welche die Anerkennung der
Fragen zu regeln, die im Zusammenhange mit Souveränität und Unabhängigkeit Österreichs
den oberwähnten Ereignissen einschließlich der durch Deutschland und den Verzicht Deutsch-
Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland lands auf alle territorialen und politischen An-
und seiner Teilnahme am Kriege als integrieren- sprüche in bezug auf Österreich und österreichi-
der Teil Deutschlands noch offenstehen; und sches Staatsgebiet sichern.
Stück 39, Nr, 152. 727

A r t i k e l 4. A r t i k e l 7.
Verbot des Anschlusses Rechte der slowenischen und kroatischen Minder-
1. Die Alliierten und Assoziierten Mächte er- heiten
klären, daß eine politische oder wirtschaftliche 1. Österreichische Staatsangehörige der slowe-
Vereinigung zwischen Österreich und Deutsch- nischen und kroatischen Minderheiten in Kärnten,
land verboten ist. Österreich anerkennt voll und Burgenland und Steiermark genießen dieselben
ganz seine Verantwortlichkeiten auf diesem Ge- Rechte auf Grund gleicher Bedingungen wie alle
biete und wird keine wie immer geartete poli- anderen österreichischen Staatsangehörigen ein-
tische oder wirtschaftliche Vereinigung mit schließlich des Rechtes auf ihre eigenen Organi-
Deutschland eingehen. sationen, Versammlungen und Presse in ihrer
2. Um einer solchen Vereinigung vorzu- eigenen Sprache.
beugen, wird Österreich keinerlei Vereinbarung 2. Sie haben Anspruch auf Elementarunterricht
mit Deutschland treffen oder irgendeine Hand- in slowenischer oder kroatischer Sprache und auf
lung setzen oder irgendwelche Maßnahmen eine verhältnismäßige Anzahl eigener Mittel-
treffen, die geeignet wären, unmittelbar oder schulen; in diesem Zusammenhang werden Schul-
mittelbar eine politische oder wirtschaftliche Ver- lehrpläne überprüft und eine Abteilung der
einigung mit Deutschland zu fördern oder seine Schulaufsichtsbehörde wird für slowenische und
territoriale Unversehrtheit oder politische oder kroatische Schulen errichtet werden.
wirtschaftliche Unabhängigkeit zu beeinträch- 3. In den Verwaltungs- und Gerichtsbezirken
tigen. Österreich verpflichtet sich ferner, inner- Kärntens, des Burgenlandes und der Steiermark
halb seines Gebietes jede Handlung zu verhin- mit slowenischer, kroatischer oder gemischter
dern, die geeignet wäre, eine solche Vereinigung Bevölkerung wird die slowenische oder kroatische
mittelbar oder unmittelbar zu fördern, und wird Sprache zusätzlich zum Deutschen als Amts-
den Bestand, das Wiederaufleben und die Tätig- sprache zugelassen. In solchen Bezirken werden
keit jeglicher Organisationen, welche die poli- die Bezeichnungen und Aufschriften topographi-
tische oder wirtschaftliche Vereinigung mit scher Natur sowohl in slowenischer oder kroati-
Deutschland zum Ziele haben, sowie großdeutsche scher Sprache wie in Deutsch verfaßt.
Propaganda zugunsten der Vereinigung mit
Deutschland verhindern. 4. Österreichische Staatsangehörige der slo-
wenischen und kroatischen Minderheiten in Kärn-
ten, Burgenland und Steiermark nehmen an den
A r t i k e l 5. kulturellen, Verwaltungs- und Gerichtseinrich-
Grenzen Österreichs tungen in diesen Gebieten auf Grund gleicher
Bedingungen wie andere österreichische Staats-
Die Grenzen Österreichs sind jene, die am angehörige teil.
1. Jänner 1938 bestanden haben.
5. Die Tätigkeit von Organisationen, die dar-
auf abzielen, der kroatischen oder slowenischen
A r t i k e l 6. Bevölkerung ihre Eigenschaft und ihre Rechte als
Menschenrechte Minderheit zu nehmen, ist zu verbieten.
1. Österreich wird alle erforderlichen Maß-
nahmen treffen, um allen unter österreichischer A r t i k e l 8.
Staatshoheit lebenden Personen ohne Unter- Demokratische Einrichtungen
schied von Rasse, Geschlecht, Sprache oder Reli-
gion den Genuß der Menschenrechte und der Österreich wird eine demokratische, auf ge-
Grundfreiheiten einschließlich der Freiheit der heime Wahlen gegründete Regierung haben und
Meinungsäußerung, der Presse und Veröffent- verbürgt allen Staatsbürgern ein freies, gleiches
lichung, der Religionsausübung, der politischen und allgemeines Wahlrecht sowie das Recht, ohne
Meinung und der öffentlichen Versammlung zu Unterschied von Rasse, Geschlecht, Sprache, Reli-
sichern. gion oder politische Meinung zu einem öffentli-
chen Amte gewählt zu werden.
2. Österreich verpflichtet sich weiters dazu, daß
die in Österreich geltenden Gesetze weder in
ihrem Inhalt noch in ihrer Anwendung zwischen A r t i k e l 9.
Personen österreichischer Staatsangehörigkeit auf Auflösung nazistischer Organisationen
Grund ihrer Rasse, ihres Geschlechtes, ihrer
Sprache oder ihrer Religion, sei es in bezug auf 1. Österreich wird die bereits durch die Er-
ihre Person, ihre Vermögenswerte, ihre geschäft- lassung entsprechender und von der Alliierten
lichen, beruflichen oder finanziellen Interessen, Kommission für Österreich genehmigter Gesetze
ihre Rechtsstellung, ihre politischen oder bürger- begonnenen Maßnahmen zur Auflösung der
lichen Rechte, sei es auf irgendeinem anderen Ge- nationalsozialistischen Partei und der ihr ange-
biete, diskriminieren oder Diskriminierungen zur gliederten und von ihr kontrollierten Organi-
Folge haben werden. sationen einschließlich der politischen, militäri-
728 Stück 39, Nr. 152.

schen und paramilitärischen auf österreichischem kommen oder Regelungen anzuerkennen, die von
Gebiet vollenden. Österreich wird auch die Be- den Alliierten und Assoziierten Mächten bezüg-
mühungen fortsetzen, aus dem österreichischen lich Deutschlands und Japans zur Wiederherstel-
politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Le- lung des Friedens herbeigeführt worden sind
ben alle Spuren des Nazismus zu entfernen, um oder künftig herbeigeführt werden.
zu gewährleisten, daß die obgenannten Organisa-
tionen nicht in irgendeiner Form wieder ins Le-
ben gerufen werden, und um alle nazistische oder Teil II
militaristische Tätigkeit und Propaganda in Militärische und Luftfahrt-Bestimmungen
Österreich zu verhindern.
A r t i k e l 12.
2. Österreich verpflichtet sich, alle Organisa-
tionen faschistischen Charakters aufzulösen, die Verbot der Dienstleistung in den österreichischen
auf seinem Gebiete bestehen, und zwar sowohl Streitkräften für ehemalige Mitglieder nazisti-
politische, militärische und paramilitärische, als scher Organisationen und Angehörige bestimmter
auch alle anderen Organisationen, welche eine anderer Personenkreise
irgendeiner der Vereinten Nationen feindliche Folgenden Personen ist es in keinem Falle er-
Tätigkeit entfalten oder welche die Bevölkerung laubt, in den österreichischen Streitkräften zu
ihrer demokratischen Rechte zu berauben be- dienen:
strebt sind. 1. Personen, die nicht die österreichische Staats-
3. Österreich verpflichtet sich, unter der An- angehörigkeit besitzen.
drohung von Strafsanktionen, die umgehend in 2. Österreichische Staatsangehörige, die zu ir-
Übereinstimmung mit den österreichischen gendeiner Zeit vor dem 13. März 1938 deutsche
Rechtsvorschriften festzulegen sind, das Bestehen Staatsangehörige waren.
und die Tätigkeit der obgenannten Organisa- 3. Österreichische Staatsangehörige, die in der
tionen auf österreichischem Gebiete zu unter- Zeit vom 13. März 1938 bis zum 8. Mai 1945 in
sagen. der deutschen Wehrmacht im Range eines Ober-
A r t i k e l 10. sten oder in einem höheren Range gedient haben.
Besondere Bestimmungen über die Gesetzgebung 4. Österreichische Staatsangehörige, die in eine
der folgenden Kategorien fallen, mit Ausnahme
1. Österreich verpflichtet sich, die Grundsätze, solcher Personen, die von den zuständigen Stel-
die in den von der österreichischen Regierung len gemäß dem österreichischen Recht entlastet
und vom österreichischen Parlament seit dem worden sind:
1. Mai 1945 angenommenen und von der Alli-
ierten Kommission für Österreich genehmigten, a) Personen, die zu irgendeiner Zeit der
auf die Liquidierung der Überreste des Naziregi- Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter-
mes und auf die Wiederherstellung des demokra- partei (NSDAP), oder den SS-, SA- oder
tischen Systems abzielenden Gesetze und Verord- SD-Organisationen, der Geheimen Staats-
nungen enthalten sind, aufrechtzuerhalten und polizei (Gestapo) oder dem nationalsozia-
ihre Durchführung fortzusetzen, die seit dem listischen Soldatenring oder der national-
1. Mai 1945 bereits getroffenen oder eingeleiteten sozialistischen Offiziersvereinigung angehört
gesetzgeberischen und administrativen Maßnah- haben;
men zu vollenden und die in den Artikeln 6, 8 b) Führer im nationalsozialistischen Flieger-
und 9 des vorliegenden Vertrages festgelegten korps (NSFK) oder in dem nationalsozia-
Grundsätze zu kodifizieren und in Kraft zu listischen Kraftfahrerkorps (NSKK) in ei-
setzen und, soweit dies nicht schon geschehen ist, nem Range nicht geringer als der eines
alle gesetzgeberischen und administrativen Maß- Untersturmführers oder Gleichgestellten;
nahmen, die zwischen dem 5. März 1933 und dem c) Funktionäre in einer der von der NSDAP
30. April 1945 getroffen wurden und die in kontrollierten oder ihr angegliederten Or-
Widerspruch mit den in den Artikeln 6, 8 und 9 ganisation in keinem niedrigeren Range als
festgelegten Grundsätzen stehen, aufzuheben dem entsprechend einem Ortsgruppenleiter;
oder abzuändern. d) Verfasser von Druckwerken oder von
2. Österreich verpflichtet sich ferner, das Ge- Drehbüchern, die wegen ihres nazistischen
setz vom 3. April 1919, betreffend das Haus Charakters von den von der österreichi-
Habsburg-Lothringen, aufrechtzuerhalten. schen Regierung bestellten zuständigen
Kommissionen in die Kategorie verbotener
A r t i k e l 11. Werke eingereiht wurden;
e) Leiter industrieller, kommerzieller und
Anerkennung der Friedensverträge finanzieller Unternehmungen, die auf
Österreich verpflichtet sich, die volle Geltung Grund von offiziellen und authentischen
der Friedensverträge mit Italien, Rumänien, Bul- Berichten von bestehenden industriellen,
garien, Ungarn und Finnland und anderer Ab- kommerziellen und finanziellen Vereini-
Stück 39, Nr. 152. 729

gungen, Gewerkschaften und Parteiorgani- gegebenen Weisungen zur Verfügung gestellt


sationen von den zuständigen Kommis- werden. Österreich verzichtet auf alle Rechte an
sionen als schuldig befunden wurden, an dem obenerwähnten Kriegsmaterial.
der Durchführung der Ziele der NSDAP 2. Innerhalb eines Jahres vom Inkrafttreten
oder einer der ihr angeschlossenen Organi- des vorliegenden Vertrages soll Österreich für
sationen aktiv mitgearbeitet, die Prinzipien Militärzwecke unbrauchbar machen oder ver-
des Nationalsozialismus unterstützt, natio- nichten:
nalsozialistische Organisationen oder ihre alles überschüssige Kriegsmaterial deutschen
Tätigkeit finanziert oder für sie Propaganda oder nichtalliierten Ursprungs;
getrieben und damit den Interessen eines
unabhängigen und demokratischen Öster- insoweit als sie sich auf modernes Kriegs-
reich geschadet zu haben. material beziehen, alle deutschen und japani-
schen Zeichnungen einschließlich vorhandener
Werkszeichnungen, Muster und Experimentier-
A r t i k e l 13.
modelle und Pläne;
Verbot von Spezialwaffen alles Kriegsmaterial, das durch Artikel 13
1. Österreich soll weder besitzen noch herstel- des vorliegenden Vertrages verboten ist;
len noch zu Versuchen verwenden: alle spezialisierten Einrichtungen einschließ-
lich Forschungs- und Produktionsausrüstung,
a) irgendeine Atomwaffe,
die durch Artikel 13 verboten sind und nicht
b) irgendeine andere schwerere Waffe, die jetzt für eine erlaubte Forschung, Entwicklung oder
oder in der Zukunft als Mittel für Massen- Konstruktion umgeändert werden können.
vernichtung verwendbar gemacht werden
kann und als solche durch das zuständige 3. Österreich wird innerhalb von sechs Mona-
Organ der Vereinten Nationen bezeichnet ten nach Inkrafttreten des vorliegenden Vertrages
worden ist, den Regierungen der Sowjetunion, des Vereinig-
ten Königreiches, der Vereinigten Staaten von
c) irgendeine Art von selbstgetriebenen oder Amerika und Frankreichs eine Liste von Kriegs-
gelenkten Geschossen, Torpedos sowie material und Einrichtungen übermitteln, die in
Apparaten, die für deren Abschuß und Paragraph 2 aufgezählt sind.
Kontrolle dienen,
4. Österreich soll kein Kriegsmaterial deutschen
d) Seeminen, Entwurfes herstellen.
e) Torpedos, die bemannt werden können, Österreich soll kein Kriegsmaterial deutscher
f) Unterseeboote oder andere Unterwasser- Erzeugung oder deutschen Ursprungs oder Ent-
fahrzeuge, wurfes öffentlich oder privat oder durch irgend-
g) Motor-Torpedoboote, welche andere Mittel erwerben oder besitzen, mit
der Ausnahme, daß die österreichische Regierung
h) spezialisierte Typen von Angriffs-Fahr-
zur Aufstellung der österreichischen Streitkräfte
zeugen,
beschränkte Mengen von Kriegsmaterial deutscher
i) Geschütze mit einer Reichweite von mehr Erzeugung, deutschen Ursprunges oder Entwur-
als 30 km, fes, das nach dem Zweiten Weltkrieg in Öster-
j) erstickende, ätzende oder giftige Stoffe oder reich verblieben ist, verwenden kann.
biologische Substanzen in größeren Men- 5. Eine Definition und Liste des Kriegsmate-
gen oder anderen Typen als solchen, die rials für die Zwecke des vorliegenden Vertrages
für erlaubte zivile Zwecke benötigt werden, sind in Annex I enthalten.
oder irgendwelche Apparate, die geeignet
sind, solche Stoffe oder Substanzen für krie-
gerische Zwecke herzustellen, zu schleudern A r t i k e l 15.
oder zu verbreiten. Verhinderung der deutschen Wiederaufrüstung
2. Die Alliierten und Assoziierten Mächte be- 1. Österreich arbeitet mit den Alliierten und
halten sich das Recht vor, zu diesem Artikel Ver- Assoziierten Mächten voll zusammen, um zu ge-
bote von irgendwelchen Waffen hinzuzufügen, währleisten, daß Deutschland nicht in der Lage
die als Ergebnis wissenschaftlichen Fortschritts ist, außerhalb des deutschen Territoriums Schritte
entwickelt werden könnten. für eine Wiederaufrüstung zu unternehmen.
2. Österreich soll in der militärischen oder
A r t i k e l 14. zivilen Luftfahrt oder bei Experimenten, Ent-
würfen, bei der Produktion oder Instandhaltung
Verfügung über Kriegsmaterial alliierten und
von Kriegsmaterial weder verwenden noch aus-
deutschen Ursprungs
bilden:
1. Alles Kriegsmaterial alliierten Ursprungs in Personen, die deutsche Staatsangehörige sind
Österreich wird der betreffenden Alliierten oder oder zu irgendeiner Zeit vor dem 13. März
Assoziierten Macht gemäß den von dieser Macht 1938 deutsche Staatsangehörige waren;
730 Stück 39, Nr. 152.

oder österreichische Staatsangehörige, die 2. Die österreichische Regierung wird jede


von der Dienstleistung in den Streitkräften Kommission, Delegation oder andere Organisa-
gemäß Artikel 12 ausgeschlossen sind; tion anerkennen, die von dem betreffenden Land
oder Personen, die nicht österreichische ermächtigt ist, die in Paragraph 1 angeführten
Staatsangehörige sind. Gräber und Bauten zu identifizieren, zu registrie-
ren, zu erhalten und zu regulieren; sie wird die
A r t i k e l 16. Arbeit solcher Organisationen erleichtern, sie
wird hinsichtlich der obenerwähnten Gräber und
Verbot betreffend Zivilflugzeuge deutscher und Bauten die für nötig befundenen Abkommen mit
japanischer Bauart dem betreffenden Land oder mit jeder von ihm
Österreich soll zivile Luftfahrzeuge deutscher bevollmächtigten Kommission oder Delegation
oder japanischer Bauart oder solche Luftfahr- oder mit irgendeiner anderen Organisation ab-
zeuge, die eine größere Zahl von Teilen deutscher schließen. Sie erklärt desgleichen ihr Einverständ-
oder japanischer Herstellung oder Bauart ent- nis, in Übereinstimmung mit angemessenen
halten, weder erwerben noch erzeugen. sanitären Vorsichtsmaßnahmen jede Erleichte-
rung für die Exhumierung und Überführung der
A r t i k e l 17. in den erwähnten Gräbern bestatteten Überreste
in deren Heimatland zu gewähren, sei es auf An-
Dauer der Beschränkungen suchen der offiziellen Organisationen des be-
Jede der militärischen und Luftfahrtsbestim- treffenden Staates oder auf Ansuchen der Ange-
mungen des vorliegenden Vertrages bleibt in hörigen der beerdigten Personen.
Kraft, bis sie zur Gänze oder zum Teil durch
ein Abkommen zwischen den Alliierten und Teil III
Assoziierten Mächten und Österreich oder, nach-
dem Österreich Mitglied der Vereinten Nationen A r t i k e l 20.
geworden ist, durch ein Abkommen zwischen dem Zurückziehung der Alliierten Streitkräfte
Sicherheitsrat und Österreich abgeändert wird.
1. Das Übereinkommen über den Kontroll-
apparat in Österreich vom 28. Juni 1946 ver-
A r t i k e l 18. liert mit dem Inkrafttreten des vorliegenden
Kriegsgefangene Vertrages seine Wirksamkeit.
1. Österreicher, die derzeit Kriegsgefangene 2. Mit dem Inkrafttreten des vorliegenden Ver-
sind, sollen sobald als möglich gemäß Regelun- trages hört die gemäß Paragraph 4 des Ab-
gen, die zwischen den einzelnen Mächten, die kommens über Besatzungszonen in Österreich
solche Kriegsgefangene festhalten, und Österreich und die Verwaltung der Stadt Wien vom 9. Juli
zu vereinbaren sind, heimbefördert werden. 1945 errichtete interalliierte Kommandantur auf,
irgendwelche Funktionen hinsichtlich der Ver-
2. Alle Kosten einschließlich der Unterhalts- waltung der Stadt Wien auszuüben. Das Über-
kosten, die sich aus dem Transport von Öster- einkommen über die Besatzungszonen in Öster-
reichern, die derzeit Kriegsgefangene sind, aus reich tritt mit der Beendigung der Räumung
den in Betracht kommenden Sammelstellen, wie Österreichs durch die Streitkräfte der Alliierten
sie von der Regierung der betreffenden Alliierten und Assoziierten Mächte gemäß Paragraph 3
oder Assoziierten Macht ausgewählt worden sind, dieses Artikels außer Kraft.
bis zum Punkte ihres Eintrittes auf österreichi-
sches Gebiet ergeben, werden von der öster- 3. Die Streitkräfte der Alliierten und Assoziier-
reichischen Regierung getragen werden. ten Mächte und die Mitglieder der Alliierten
Kommission für Österreich werden innerhalb
von neunzig Tagen, angefangen vom Inkraft-
A r t i k e l 19. treten des vorliegenden Vertrages, soweit irgend
Kriegsgräber und Denkmäler möglich, spätestens bis zum 31. Dezember 1955,
1. Österreich verpflichtet sich, die auf öster- aus Österreich zurückgezogen.
reichischem Gebiet befindlichen Gräber von 4. Die österreichische Regierung wird den
Soldaten, Kriegsgefangenen und zwangsweise Streitkräften der Alliierten und Assoziierten
nach Österreich gebrachten Staatsangehörigen der Mächte und den Mitgliedern der Alliierten Kom-
Alliierten Mächte und jener der anderen Verein- mission für Österreich bis zu ihrer Zurückziehung
ten Nationen, die sich mit Deutschland im Kriegs- aus Österreich alle Rechte, Immunitäten und
zustand befanden, zu achten, zu schützen und zu Begünstigungen gewähren, die ihnen unmittelbar
erhalten; desgleichen die Gedenksteine und vor dem Inkrafttreten dieses Vertrages zu-
Embleme dieser Gräber sowie Denkmäler, die standen.
dem militärischen Ruhm der Armeen gewidmet 5. Die Alliierten und Assoziierten Mächte ver-
sind, die auf österreichischem Staatsgebiet gegen pflichten sich, der österreichischen Regierung
Hitler-Deutschland gekämpft haben. nach Inkrafttreten dieses Vertrages und innerhalb
Stück 39, Nr. 152. 731

der in Paragraph 3 dieses Artikels vorgesehenen 3. Die Sowjetunion erhält Ölraffinerien mit
Frist zurückzustellen: einer jährlichen Gesamtproduktion von 420.000
a) alles Geld, das den Alliierten und Assoziier- Tonnen Rohöl gemäß Liste Nr. 3.
ten Mächten für Okkupationszwecke 4. Die Sowjetunion erhält jene mit der Ver-
kostenlos zur Verfügung gestellt worden teilung von Ölprodukten befaßten Unter-
und im Zeitpunkt der Beendigung der nehmungen, die sie zur Verfügung hat, gemäß
Zurückziehung der alliierten Streitkräfte der Liste Nr. 4.
unverausgabt geblieben ist; 5. Die Sowjetunion erhält die in Ungarn,
b) alles österreichische Eigentum, das von Rumänien und Bulgarien gelegenen Vermögens-
alliierten Streitkräften oder von der Alli- werte der DDSG; desgleichen gemäß der Liste
ierten Kommission requiriert wurde und Nr. 5 100% der im östlichen Österreich gelegenen
sich noch in deren Besitz befindet. Die sich Vermögenswerte der Donau-Dampfschiffahrts-
aus diesem Absatz ergebenden Verpflich- Gesellschaft.
tungen sind vorbehaltlich der Bestimmun- 6. Die Sowjetunion überträgt an Österreich
gen des Artikels 22 dieses Vertrages zu Vermögenschaften, Rechte und Interessen, die sie
erfüllen. als deutsche Vermögenswerte mit der vorhan-
denen Ausstattung innehat oder beansprucht,
Teil IV und überträgt auch Kriegsindustrie-Unter-
nehmungen zusammen mit vorhandenen Aus-
Aus dem Krieg herrührende Ansprüche stattungen, Häusern und ähnlichem Immobiliar-
A r t i k e l 21. vermögen einschließlich von in Österreich ge-
Reparationen legenen Grundstücken, die sie als Kriegsbeute
innehat oder beansprucht mit Ausnahme der in
Von Österreich werden keine Reparationen den Paragraphen 1, 2, 3, 4 und 5 dieses. Artikels
verlangt, die sich aus dem Bestehen eines Kriegs- erwähnten Vermögenswerte. Österreich ver-
zustandes in Europa nach dem 1. September 1939 pflichtet sich seinerseits, der Sowjetunion
ergeben. 150,000.000 USA-Dollar in frei konvertierbarer
Währung innerhalb eines Zeitraumes von sechs
A r t i k e l 22. Jahren zu zahlen.
Deutsche Vermögenswerte in Österreich Die angeführte Summe wird der Sowjetunion
von Österreich in gleichen dreimonatlichen Raten
Die Sowjetunion, das Vereinigte Königreich, von 6,250.000 Dollar in frei konvertierbarer
die Vereinigten Staaten von Amerika und Frank- Währung gezahlt werden. Die erste Zahlung
reich haben das Recht, über alle ehemaligen wird am ersten Tag des zweiten Monats geleistet
deutschen Vermögenswerte in Österreich gemäß werden, der auf den Monat folgt, in dem der
dem Protokoll der Berliner Konferenz vom vorliegende Vertrag in Kraft tritt. Die folgenden
2. August 1945 zu verfügen. dreimonatlichen Zahlungen werden am ersten
1. Die Sowjetunion erhält für eine Geltungs- Tag des entsprechenden Monates geleistet werden.
dauer von dreißig Jahren Konzessionen auf Öl- Die letzte dreimonatliche Zahlung wird am
felder, die 60% der Ölförderung in Österreich letzten Tag des Zeitraumes von sechs Jahren
im Jahre 1947 entsprechen, sowie Eigentums- nach dem Inkrafttreten des Vertrages geleistet.
rechte an allen Gebäuden, Konstruktionen, Aus- Die Grundlage für die in diesem Artikel vor-
rüstung und anderen Vermögenschaften, die gesehenen Zahlungen ist der USA-Dollar zu
gemäß Liste Nr. 1 und Karte Nr. 1, welche dem seiner Goldparität am 1. September 1949, das
Vertrag angeschlossen ist, zu diesen Ölfeldern sind 35 Dollar für eine Unze Gold
gehören.
Als Sicherstellung für die pünktliche Zahlung
2. Die Sowjetunion erhält Konzession auf der obenerwähnten der Sowjetunion zustehen-
60% aller im östlichen Österreich gelegenen den Summen wird die Österreichische National-
Schurfgebiete, die deutsche Vermögenschaften bank der Staatsbank der UdSSR innerhalb von
sind, auf welche die Sowjetunion gemäß dem zwei Wochen nach Inkrafttreten des vorliegen-
Potsdamer Abkommen Anspruch hat und welche den Vertrages Wechsel über die Gesamtsumme
derzeit in ihrem Besitz sind, gemäß der Liste von 150,000.000 USA-Dollar ausstellen, die zu
Nr. 2 und der Karte Nr. 2, welche dem Vertrag den im vorliegenden Artikel vorgesehenen Zeit-
angeschlossen ist. punkten fällig zu stellen sind.
Die Sowjetunion hat das Recht, in den in Die von Österreich auszustellenden Wechsel
diesem Paragraph erwähnten Schurfgebieten acht sind unverzinslich. Die Staatsbank der UdSSR
Jahre hindurch Schurfarbeiten durchzuführen beabsichtigt nicht, diese Wechsel weiterzubegeben,
und anschließend durch einen Zeitraum von sofern die österreichische Regierung und die
25 Jahren, beginnend mit dem Zeitpunkt des Österreichische Nationalbank ihre Verpflich-
Fündigwerdens, Öl zu gewinnen. tungen pünktlich und genau erfüllen.
732 Stück 39, Nr. 152.

7. Rechtsbestimmungen betreffend die Ver- Monaten vom Tag des Inkrafttretens dieses Ver-
mögenswerte: trages durchgeführt.
a) Alle ehemaligen deutschen Vermögens- 9. Die Sowjetunion erhält desgleichen das
werte, die gemäß Paragraph 1, 2, 3, 4 und 5 Eigentum an den Vermögenschaften, Rechten
dieses Artikels Eigentum der Sowjetunion und Interessen hinsichtlich aller Vermögenswerte,
geworden sind, bleiben grundsätzlich unter die zum Betrieb der in den nachstehenden
österreichischer Staatshoheit und dement- Listen 1, 2, 3, 4 und 5 aufgezählten Vermögen-
sprechend finden die österreichischen Ge- schaften von sowjetischen Organisationen seit
setze auf sie Anwendung. dem 8. Mai 1945 geschaffen oder käuflich erwor-
b) Hinsichtlich Gebühren und Abgaben, Vor- ben wurden, wo immer sie im östlichen Öster-
schriften für Handel, Gewerbe und Indu- reich gelegen sein mögen.
strie und der Einhebung von Steuern, Die in den Absätzen a, b, c und d des Para-
unterliegen diese Vermögenswerte nicht graph 7 dieses Artikels angeführten Bestimmun-
weniger günstigen Bestimmungen als jenen, gen finden auf diese Vermögenswerte entspre-
die auf Unternehmungen Anwendung chend Anwendung.
finden oder Anwendung finden werden, die
10. Meinungsverschiedenheiten, die sich hin-
Österreich oder seinen Staatsangehörigen
sichtlich der Anwendung der Bestimmungen des
und auch anderen Staaten und Personen ge-
vorliegenden Artikels ergeben, sind im Wege von
hören, denen Meistbegünstigungsbehand-
zweiseitigen Verhandlungen zwischen den betei-
lung gewährt wird.
ligten Parteien beizulegen.
c) Alle ehemaligen deutschen Vermögens- Im Falle, daß eine Einigung im Wege von
werte, die Eigentum der Sowjetunion ge- zweiseitigen Verhandlungen zwischen den Regie-
worden sind, sollen nicht ohne Zustim- rungen der Sowjetunion und Österreichs inner-
mung der Sowjetunion enteignet werden. halb von drei Monaten nicht erreicht wird, wer-
d) Österreich wird hinsichtlich der Ausfuhr den Meinungsverschiedenheiten zwecks Beilegung
von Gewinnen und anderen Einkommen einer Schiedskommission überwiesen, die aus
(das sind Miet- oder Pachtzinse) in Form einem Vertreter der Sowjetunion, einem Vertre-
von Produkten oder irgendeiner erhaltenen ter Österreichs und zusätzlich einem dritten Mit-
frei konvertierbaren Währung keine glied besteht, das Staatsangehöriger eines dritten
Schwierigkeiten bereiten. Landes ist und auf Grund einer Einigung zwi-
e) Die der Sowjetunion übertragenen Rechte, schen den beiden Regierungen ausgewählt wird.
Vermögenschaften und Interessen sowie die 11. Das Vereinigte Königreich, die Vereinigten
Rechte, Vermögenschaften und Interessen, Staaten von Amerika und Frankreich übertragen
welche die Sowjetunion Österreich über- hiemit Österreich alle Vermögenschaften, Rechte
trägt, werden ohne Lasten oder Ansprüche und Interessen, die von ihnen oder in ihrem
seitens der Sowjetunion oder seitens Öster-
Namen in Österreich als ehemalige deutsche Ver-
reichs übertragen. Unter den Ausdrücken
mögenswerte oder Kriegsbeute innegehabt oder
„Lasten und Ansprüche" sind nicht nur
beansprucht werden.
Gläubiger-Ansprüche zu verstehen, die sich
aus der Ausübung der Aliliierten Kontrolle Die Österreich gemäß diesem Paragraphen
über diese Vermögenschaften, Rechte und übertragenen Vermögenschaften, Rechte und In-
Interessen nach dem 8. Mai 1945 ergeben, teressen gehen seitens des Vereinigten König-
sondern auch alle anderen Ansprüche ein- reiches, der Vereinigten Staaten von Amerika
schließlich Ansprüchen hinsichtlich Steuern. oder Frankreichs frei von allen Lasten oder An-
Der gegenseitige Verzicht der Sowjetunion sprüchen, die sich aus der Ausübung ihrer Kon-
und Österreichs auf Lasten und Ansprüche trolle dieser Vermögenschaften, Rechte oder In-
bezieht sich auf alle Lasten und Ansprüche, teressen nach dem 8. Mai 1945 ergeben, auf
die im Zeitpunkt bestehen, in dem Öster- Österreich über.
reich die Rechte der Sowjetunion auf die 12. Nach Erfüllung aller Verpflichtungen, die
ihr übertragenen deutschen Vermögens- in den Bestimmungen des vorliegenden Artikels
werte formell einträgt, und die im Zeit- festgesetzt oder aus solchen Bestimmungen abge-
punkt der tatsächlichen Übertragung der leitet werden, durch Österreich sind die An-
von der Sowjetunion überlassenen Vermö- sprüche der Alliierten und Assoziierten Mächte
genswerte an Österreich bestehen. hinsichtlich ehemaliger deutscher Vermögens-
8. Die Übertragung aller in Paragraph 6 des werte in Österreich, die sich auf die Beschlüsse
vorliegenden Artikels vorgesehenen Vermögen- der Berliner Konferenz vom 2. August 1945
schaften, Rechte und Interessen auf Österreich gründen, als voll befriedigt anzusehen.
sowie die formelle Eintragung der Rechte der 13. Österreich verpflichtet sich, mit Ausnahme
Sowjetunion auf die zu übertragenden deutschen der erzieherischen, kulturellen, caritativen und
Vermögenswerte wird innerhalb von zwei religiösen Zwecken dienenden Vermögenschaften
Stück 39, Nr. 152. 733

keine der ihm als ehemalige deutsche Vermögens- Sowjetunion übertragen einschließlich aller er-
werte übertragenen Vermögenschaften, Rechte giebigen wie auch unergiebigen Bohrlöcher mit
und Interessen in das Eigentum deutscher juristi- ihrer gesamten Obertags- und Untertagsaus-
scher Personen oder — sofern der Wert der Ver- rüstung, dem Ölsammelsystem, Einrichtungen
mögenschaften, Rechte oder Interessen und Ausrüstung für Bohrungen, Kompressor-
260.000 Schillinge übersteigt — in das Eigentum und Pumpstationen, mechanischen Werkstätten,
deutscher physischer Personen zu übertragen. Benzinanlagen, Dampfkesselanlagen, Elektrizi-
Österreich verpflichtet sich ferner, diejenigen in tätswerke und Unterstationen mit Leitungs-
den Listen 1 und 2 dieses Artikels erwähnten system, den Bohrleitungen, Wasserversorgungs-
Rechte und Vermögenschaften, welche von der anlagen und Wasserleitungs-Hauptrohren, elek-
Sowjetunion gemäß dem österreichisch-so- trischem Leitungssystem, Dampfleitungen, Gas-
wjetischen Memorandum vom 15. April 1955 an hauptleitungen, Werkstraßen in den Ölfeldern,
Österreich übertragen werden, nicht in auslän- Zufahrtsstraßen, Telephonleitungen, Feuerlösch-
disches Eigentum zu übertragen. ausrüstung, den Motorfahrzeugen und Traktoren-
14. Die Vorschriften dieses Artikels unter- parks, die zu den Ölfeldern gehörenden Dienst-
liegen den Bestimmungen des Annexes II dieses und Wohnräume und andere Vermögenschaften,
Vertrages. die mit der Ausbeutung der oben aufgezählten
Ölfelder im Zusammenhang stehen.
Liste N r . 1
Ölfelder im östlichen Österreich, an denen B. Das Eigentumsrecht und Pachtrechte an den
gesamten Vermögenschaften der oben erwähnten
der Sowjetunion Konzessionen eingeräumt
Produktionsfelder werden der Sowjetunion in
werden sollen
dem Ausmaße übertragen, in dem eine natürliche
oder juristische Person, welche Eigentümer dieser
Felder war, sie ausbeutete oder an ihrer Ausbeu-
tung teilnahm, Rechte, Titel oder Interessen an
den besagten Vermögenschaften besaß.
In Fällen, in denen eine der Vermögenschaften
gepachtet war, wird die in den Pachtverträgen
vorgesehene Pachtdauer vom Zeitpunkt des In-
krafttretens des vorliegenden Vertrags an be-
rechnet und die Pachtverträge können nicht ohne
Bemerkung: A. Die gesamten Vermögenschaf- die Zustimmung der Sowjetunion beendet
ten der oben aufgezählten Ölfelder werden der werden.

Liste Nr. 2
Konzessionen auf Ölschurfgebiete im östlichen Österreich, die der Sowjetunion übertragen
werden sollen
734 Stück 39, Nr. 152.

Bemerkung zu Liste Nr. 2 Liste Nr. 3


A. Die gesamten Vermögenschaften der oben an- Ölraffinerien im östlichen Österreich, deren
geführten Ölschurfgebiete werden der Sowjet- Eigentumsrechte der Sowjetunion übertragen
union übertragen. werden sollen

B. Das Eigentumsrecht und Pachtrechte an den


gesamten Vermögenschaften der oben ange-
führten Ölschurfgebiete werden der Sowjet-
union in dem Ausmaß übertragen, in dem jede
natürliche oder juristische Person, welche
Eigentümerin dieser Ölschurfgebiete war oder
sie ausgebeutet hat oder an ihrer Ausbeutung
beteiligt war, an den besagten Vermögen-
schaften, Rechte, Titel oder Interessen
hatte.

In Fällen, in denen irgendein Eigentum ge-


pachtet war, werden die Pachtfristen, wie sie in
den Pachtverträgen vorgesehen sind, vom Zeit-
punkt des Inkrafttretens des vorliegenden Ver-
trages an gerechnet, und die Pachtverträge kön-
nen nicht ohne Zustimmung der Sowjetunion
beendet werden.
Stück 39, Nr. 152. 735

Bemerkung zu Liste Nr. 3


A. Die Raffinerien werden mit ihren Vermögen-
schaften übertragen einschließlich technologi-
scher Anlagen, Elektrizitätswerke, Dampf-
kesselanlagen, mechanischer Werkstätten,
Ausrüstung für die Öldepots und Lager-
anlagen, Laderampen und Flußanlegeplätzen,
Rohrleitungen einschließlich der Rohrleitung
Lobau—Zistersdorf, Straßen, Zufahrtsstraßen,
Dienst- und Wohnräumen, Feuerlöschaus-
rüstung usw.
B. Das Eigentumsrecht und Pachtrechte an den
gesamten Vermögenschaften der oben ange- Bemerkung zu Liste Nr. 4
führten Ölraffinerien werden der Sowjetunion
in dem Ausmaß übertragen, in dem jede na- A. Die Unternehmungen werden der Sowjet-
türliche oder juristische Person, welche Eigen- union vollständig mit ihren gesamten im.
tümerin dieser Ölraffinerien war oder sie aus- östlichen Österreich gelegenen Vermögen-
gebeutet hat oder an ihrer Ausbeutung betei- schaften übertragen, einschließlich von Öl-
ligt war, an den besagten Vermögenschaften lagern, Rohrleitungen, Verteilungspumpen,
Rechte, Titel oder Interessen hatte. Lade- und Entladerampen, Flußanlegeplätzen,
Straßen, Zufahrtsstraßen usw.
In Fällen, in denen irgendein Eigentum ge-
pachtet war, werden die Pachtfristen, wie sie Außerdem werden der Sowjetunion die
in den Pachtverträgen vorgesehen sind, vom Eigentumsrechte über den gesamten Park der
Zeitpunkt des Inkrafttretens des vorliegenden sich jetzt im Besitz sowjetischer Organisatio-
Vertrages an gerechnet und die Pachtverträge nen befindlichen Eisenbahnkesselwagen über-
können nicht ohne Zustimmung der Sowjet- tragen.
union beendet werden. B. Das Eigentumsrecht und Pachtrechte an den
gesamten Vermögenschaften der oben ange-
führten, im östlichen Österreich gelegenen
Liste Nr. 4 Unternehmungen, die mit der Verteilung von
Unternehmungen im östlichen Österreich, die Ölprodukten befaßt sind, werden der Sowjet-
mit der Verteilung von Ölprodukten befaßt union in dem Ausmaß übertragen, in dem
sind und die in das Eigentum der Sowjet- jede natürliche oder juristische Person, welche
union übertragen werden sollen Eigentümerin dieser Unternehmungen war
oder sie ausgebeutet hat oder an ihrer Aus-
beutung beteiligt war, an den besagten Ver-
mögenschaften Rechte, Titel oder Interessen
hatte.
In Fällen, in denen irgendein Eigentum ge-
pachtet war, werden die Pachtfristen, wie sie
in den Pachtverträgen vorgesehen sind, vom
Zeitpunkt des Inkrafttretens des vorliegenden
Vertrages an gerechnet und die Pachtverträge
können nicht ohne Zustimmung der Sowjet-
union beendet werden.

Liste Nr. 5
Vermögenswerte der DDSG im östlichen
Österreich, die der Sowjetunion übertragen
werden sollen
I. Schiffswerft in der Stadt Korneuburg
Die Eigentumsrechte an der Schiffswerft in
der Stadt Korneuburg, die auf dem linken Ufer
der Donau bei Kilometer 1943 gelegen ist und
auf beiden Seiten des alten Donaubettes
Grundstücke umfaßt, mit einer Gesamtfläche
von 220.770 Quadratmetern, werden der
Sowjetunion übertragen. Die Kaianlage beträgt
736 Stück 39, Nr. 152.

61.300 Quadratmeter und die Ankerplatzanlage angrenzende Hafengebiet bis Kilometerpunkt


177 Meter. 1925, 529'30 auf dem von der Eisenbahn (Kai-
Weiters werden der Sowjetunion Pachtrechte bahnhof) verwendeten Gebiet, welches sich ent-
auf Schiffswerftgebiet von 2946 Quadratmetern lang der Kaiseite auf eine Gesamtdistanz von
übertragen. 135'4 Meter und mit einer durchschnittlichen
Breite von etwa 70 Meter erstreckt.
Die Eigentumsrechte und andere Rechte auf
die gesamten Vermögenschaften der Schiffswerft Die vier aufgezählten Gebiete des Hafens
bis zu dem Ausmaß, in dem die DDSG an den werden mit den gesamten wasserbaulichen Kon-
erwähnten Vermögenschaften Rechte, Titel oder struktionen, Lagerhäusern, Magazinen, Schup-
Interessen hatte, einschließlich aller Grundstücke, pen, der Schiffsstation, dem technischen Dienst
Gebäude, Werften und Hellinge, schwimmender und den Wohnhäusern, Hilfsgebäuden und
Geräte, Werkstätten, Gebäude und Räume, Hilfsanlagen, der mechanischen Lade- und Ent-
Kraftstationen und Transformatorunterstatio- ladeausrüstung und den mechanischen Einrich-
nen, Eisenbahnnebengeleise, Transportausrü- tungen, den Reparaturwerkstätten mit Ausrü-
stung, technologischer und Betriebsausrüstung, stung, Transformatorunterstationen und der
Werkzeuge und Lagerbestände, Verkehrsanlagen elektrischen Ausrüstung, den Verkehrsanlagen
und aller gemeinnützigen Anlagen, Wohnge- und gemeinnützigen Anlagen, den gesamten
bäude und Baracken sowie alles übrige Eigen- Straßen- und Transportanlagen und ebenso mit
tum, das zur Schiffswerft gehört, werden der den gesamten Vermögenschaften und dem ge-
Sowjetunion übertragen. samten Lagerbestand übertragen.

II. Gebiete des Hafens der Stadt Wien III. Vermögenschaften und Anlagen der Agen-
den, der Flußstationen und Lagerhäuser
a) E r s t e s G e b i e t ( N o r d b a h n -
brücke)
1. Das Hafengebiet von Kilometerpunkt 1931,
347'35 entlang des Laufes der Donau bis Kilo-
meterpunkt 1931, 211'65 einschließlich des
„Donausandwerkplatz"-Gebietes, und von Kilo-
meterpunkt 1931, 176'90 bis Kilometerpunkt
1930, 439'35 entlang des Laufes der Donau, ein-
schließlich der Gebiete „Nordbahnbrücke" und
„Zwischenbrücke", die sich entlang der Kaiseite
auf eine Gesamtdistanz von 873'2 Meter und
mit einer durchschnittlichen Breite von etwa
70 Meter erstrecken.

b) Z w e i t e s G e b i e t ( N o r d b a h n -
lande)
2. Das Hafengebiet von Kilometerpunkt 1929,
803'00 bis Kilometerpunkt 1929, 618'00 entlang
des Laufes der Donau, das sich entlang der Kai-
seite auf eine Distanz von 185'00 Meter und
mit einer durchschnittlichen Breite von etwa
15 Meter erstreckt, mit den beiden anliegenden
Eisenbahnen und auch dem Stück des „Kommu-
nalbäder"-Gebietes.

c) D r i t t e s G e b i e t ( P r a t e r k a i )
Das Hafengebiet von Kilometerpunkt 1928,
858'90 bis Kilometerpunkt 1927, 695'30 ent-
lang des Laufes der Donau auf eine Distanz von
1163'60 Meter und einer durchschnittlichen
Breite von etwa 70 Meter.

d) V i e r t e s G e b i e t
Das an Kilometerpunkt 1925, 664'7 der Donau
auf dem Gebiet des von der Ungarischen Dampf-
schiffahrtgesellschaft benützten Hafengebietes
Stück 39, Nr. 152. 737

IV. Eigentum in der Stadt Wien


1. Wohnhaus Erzherzog-Karl-Platz 11 (früher
Hausnummer 6), 2. Bezirk, das auf seinem eige-
nen Grund steht.
2. Eigentum an Grund und Gebäude, Han-
delskai 204, 2. Bezirk.
3. Eigentum an Baugrundstücken in der Wehli-
straße, 2. Bezirk, Katastralregister Nr. 1660,
1661, 1662.
4: Das gepachtete Grundstück Handelskai
Nr. 286, 2. Bezirk.
Die erwähnten in Abschnitt IV aufgezählten
Vermögenschaften werden mit der gesamten
Ausrüstung und dem gesamten Inventar über-
tragen.

B e m e r k u n g z u d e n A b s c h n i t t e n II,
III u n d IV
Der Grund, der von dem in Abschnitt II der
vorliegenden Liste erwähnten Hafengebiet und
ebenso von den in Abschnitt III und IV der
vorliegenden Liste aufgezählten Agentiegebäu-
den, Stromstationen, Lagerhäusern und anderen
Gebäuden eingenommen wird, und alle in den
Abschnitten II, III und IV angeführten Ver-
mögenschaften sind der Sowjetunion unter den-
selben gesetzlichen Bedingungen zu übertragen,
unter denen die DDSG diesen Grund und die
anderen Vermögenschaften innegehabt hat, mit
der Maßgabe, daß am 8. Mai 1945 im Eigentum
der DDSG gestandener Grund in das Eigentum
der UdSSR übergeht.
In Fällen, in denen Vereinbarungen, die die
gesetzliche Grundlage für die Übertragung von
Gründen an die DDSG herstellten, nicht die
Übertragung der Eigentumsrechte an diesen
Gründen an die DDSG vorsahen, wird die öster-
reichische Regierung verpflichtet, die Übertra-
gung der von der DDSG durch solche Verein-
barungen erworbenen Rechte an die UdSSR zu
verbüchern und die Gültigkeit dieser Verein-
barungen für eine unbestimmte Zeitdauer unter
dem Vorbehalt zu verlängern, daß in der Zu-
kunft die Gültigkeit solcher Vereinbarungen
nicht ohne die Zustimmung der Regierung der
UdSSR widerrufen wird.
Das Ausmaß der Verpflichtungen der Sowjet-
union hinsichtlich dieser Vereinbarungen ist
durch ein Abkommen zwischen der Regierung
der UdSSR und der österreichischen Regierung
festzusetzen. Diese Verpflichtungen sollen nicht
die Verpflichtungen überschreiten, die von der
Die in Abschnitt III aufgezählten Vermögen- DDSG in Übereinstimmung mit den vor dem
schaften werden mit der gesamten Ausrüstung 8. Mai 1945 abgeschlossenen Vereinbarungen
und dem gesamten Lagerbestand übertragen. eingegangen worden waren.
738 Stück 39, Nr. 152.

V. Im östlichen Österreich gelegene und der DDSG gehörige Schiffe, die der UdSSR zu
übertragen sind
Stück 39, Nr. 152. 739

A r t i k e l 23. Staatsangehöriger auf alle Ansprüche irgend-


welcher Art gegen die Alliierten und Assoziier-
Österreichisches Vermögen in Deutschland und ten Mächte, soweit sich solche Ansprüche un-
Verzicht Österreichs auf Forderungen gegen- mittelbar aus dem Krieg in Europa nach dem
über Deutschland 1. September 1939 oder aus Maßnahmen, die
1. Vom Zeitpunkt des Inkrafttretens des vor- infolge des Kriegszustandes in Europa nach die-
liegenden Vertrages ist das in Deutschland be- sem Datum ergriffen wurden, ergeben, gleich-
findliche Vermögen der österreichischen Regie- gültig, ob sich die Alliierte oder Assoziierte
rung oder österreichischer Staatsangehöriger ein- Macht zu jenem Zeitpunkt mit Deutschland im
schließlich von Vermögen, das nach dem Krieg befand oder nicht. Dieser Verzicht um-
12. März 1938 gewaltsam aus dem österreichi- faßt folgende Ansprüche:
schen Staatsgebiet nach Deutschland verbracht a) Ansprüche für Verluste oder Schäden, die
worden ist, seinen Eigentümern wieder zurück- infolge von Handlungen der Streitkräfte
zugeben. Diese Bestimmung bezieht sich nicht oder Behörden Alliierter oder Assoziierter
auf das Eigentum von Kriegsverbrechern oder Mächte erlitten wurden;
Personen, die den Strafbestimmungen der Ent- b) Ansprüche, die sich aus der Anwesenheit,
nazifizierungsmaßnahmen unterliegen; solches aus Operationen oder Handlungen von
Vermögen wird der österreichischen Regierung Streitkräften oder Behörden Alliierter oder
zur Verfügung gestellt, sofern es nicht gemäß Assoziierter Mächte auf österreichischem
den in Deutschland nach dem 8. Mai 1945 in Staatsgebiet ergeben;
Kraft stehenden Gesetzen oder Verordnungen
blockiert oder konfisziert wurde. c) Ansprüche hinsichtlich der Entscheidungen
oder Anordnungen von Prisengerichten der
2. Die Wiederherstellung österreichischer Ver- Alliierten oder Assoziierten Mächte, wobei
mögensrechte in Deutschland ist im Einklang mit Österreich damit einverstanden ist, alle
Maßnahmen durchzuführen, die durch die Be- Entscheidungen und Anordnungen solcher
satzungsmächte in Deutschland in ihren Besat- Prisengerichte, die vom 1. September 1939
zungszonen festgelegt werden. an ergangen sind und sich auf österreichi-
3. Unbeschadet dieser und aller anderen zu- schen Staatbürgern gehörige Schiffe oder
gunsten Österreichs und österreichischer Staats- Güter oder auf die Bezahlung von Kosten
angehöriger getroffenen Verfügungen der Be- beziehen, als gültig und bindend anzuer-
satzungsmächte in Deutschland verzichtet Öster- kennen;
reich, unbeschadet der Giltigkeit bereits getrof- d) Ansprüche, die sich aus der Ausübung oder
fener Regelungen, im eigenen Namen und im vermeintlichen Ausübung von Rechten der
Namen der österreichischen Staatsangehörigen Kriegsführenden ergeben.
auf alle am 8. Mai 1945 noch offenen Forderun- 2. Die Bestimmungen dieses Artikels schließen
gen gegen Deutschland und deutsche Staatsange- vollständig und endgültig alle Ansprüche der
hörige, mit Ausnahme jener, die aus Verträgen hierin angeführten Natur aus, die von nun an
und anderen Verpflichtungen stammen, die vor erloschen sein sollen, welche Vertragsteile auch
dem 13. März 1938 eingegangen wurden sowie immer ein Interesse daran haben mögen. Die
der vor dem 13. März 1938 erworbenen Rechte. österreichische Regierung stimmt zu, eine billige
Dieser Verzicht umfaßt alle Forderungen hin- Entschädigung in Schillingen den Personen zu
sichtlich der während der Zeit der Annexion leisten, die den Streitkräften der Alliierten oder
Österreichs durch Deutschland durchgeführten Assoziierten Mächte im österreichischen Staats-
Transaktionen und alle Forderungen hinsichtlich gebiet auf Grund von Requisition Güter geliefert
der während dieses Zeitraumes erlittenen Ver- oder Dienste geleistet haben und ebenso eine
luste oder Schäden, insbesondere hinsichtlich der Entschädigung zur Befriedigung von Ansprüchen
im Besitz der österreichischen Regierung oder aus Nichtkampfschäden gegen die Streitkräfte
österreichischer Staatsangehöriger befindlichen der Alliierten oder Assoziierten Mächte, die auf
öffentlichen deutschen Schulden und der Zah- österreichischem Staatsgebiet entstanden sind.
lungsmittel, die zur Zeit der Geldkonversion 3. Desgleichen verzichtet Österreich im Namen
eingezogen wurden. Solche Zahlungsmittel sind der österreichischen Regierung oder österreichi-
bei Inkrafttreten des vorliegenden Vertrages zu scher Staatsangehöriger auf alle Ansprüche der
vernichten. in Paragraph 1 dieses Artikels bezeichneten Art
gegen jede Vereinte Nation, deren diplomatische
Beziehungen mit Deutschland zwischen dem
A r t i k e l 24. 1. September 1939 und dem 1. Jänner 1945 ab-
gebrochen waren und die mit den Allierten oder
Verzicht Österreichs auf Ansprüche gegen die Assoziierten Mächten aktiv zusammengearbeitet
Alliierten hat.
1. Österreich verzichtet im Namen der öster- 4. Die österreichische Regierung wird für
reichischen Regierung oder österreichischer alliiertes Militärgeld im Nennwert von fünf
740 Stück 39, Nr. 152.

Schilling und darunter, das in Österreich von Fällen, in denen der Anspruchstellende beweisen
alliierten Militärbehörden ausgegeben wurde, ein- kann, daß er innerhalb dieser Zeit seine Anmel-
schließlich jenes Geldes, das sich beim Inkraft- dung nicht vornehmen konnte.
treten des vorliegenden Vertrages im Umlauf be- 3. Die österreichische Regierung wird Über-
findet, die volle Einlösepflicht übernehmen. Von tragungen in bezug auf Staatsangehörigen der
den alliierten Militärbehörden ausgegebene No- Vereinten Nationen gehörende Vermögen-
ten im Nennwert von mehr als fünf Schilling schaften, Rechte und Interessen jeder Art, für
werden vernichtet und Ansprüche in diesem Zu- ungültig erklären, soferne solche Übertragungen
sammenhang können gegen keine der Alliierten durch von Regierungen der Achsenmächte oder
und Assoziierten Mächte erhoben werden. deren Dienststellen in der Zeit zwischen dem Be-
5. Der Verzicht auf Ansprüche durch Öster- ginn der Feindseligkeiten zwischen Deutschland
reich nach Paragraph 1 dieses Artikels umfaßt und der betreffenden Vereinten Nation und dem
alle Ansprüche, die sich aus Maßnahmen ergeben, 8. Mai 1945 ausgeübten Zwang zustande ge-
die von irgendeiner Alliierten oder Assoziierten kommen sind.
Macht hinsichtlich solcher Schiffe ergriffen wur- 4. a) In Fällen, in denen die österreichische
den, die österreichischen Staatsangehörigen im Regierung eine Entschädigung für Verluste
Zeitraum zwischen dem 1. September 1939 und leistet, die auf Grund einer während der
dem Inkrafttreten des vorliegenden Vertrages deutschen Besetzung Österreichs oder wäh-
gehörten, und ebenso alle Ansprüche und Schul- rend des Krieges erlittenen Verletzung oder
den, die sich aus jetzt in Kraft befindlichen Ab- einer Schädigung an Vermögen in Öster-
kommen über Kriegsgefangene ergeben. reich entstanden sind, soll den Staatsange-
hörigen der Vereinten Nationen keine
weniger vorteilhafte Behandlung einge-
Teil V räumt werden, als österreichischen Staats-
Eigentum, Rechte und Interessen angehörigen gewährt wird; und in solchen
Fällen sollen Staatsangehörige der Ver-
A r t i k e l 25. einten Nationen, die unmittelbar oder mit-
Vermögen der Vereinten Nationen in Österreich telbar Eigentumsinteressen an Gesellschaf-
ten oder Vereinigungen besitzen, die nicht
1. Soweit Österreich dies nicht schon durchge- Staatsangehörige der Vereinten Nationen
führt hat, wird es alle den Vereinten Nationen im Sinne des Paragraphen 8 a dieses Ar-
und ihren Staatsangehörigen gehörenden gesetz- tikels sind, eine Entschädigung erhalten,
lichen Rechte und Interessen in Österreich die unter Zugrundelegung des gesamten
wiederherstellen, wie sie an dem Tag bestanden, Verlustes oder Schadens, den diese Gesell-
an dem die Feindseligkeiten zwischen Deutsch- schaften oder Vereinigungen erlitten ha-
land und der betreffenden Vereinten Nation be- ben, Berechnet ist, und in jenem Verhältnis
gannen, und wird alles Vermögen der Vereinten zu diesem Verlust oder Schaden steht, das
Nationen und ihrer Staatsangehörigen in Öster- der kapitalsmäßigen Beteiligung eines
reich zurückgeben, wie es jetzt vorhanden ist. solchen Staatsangehörigen an der Gesell-
2. Die österreichische Regierung verpflichtet schaft oder Vereinigung entspricht.
sich, alle unter diesen Artikel fallenden Ver- b) Die österreichische Regierung wird den
mögenschaften, Rechte und Interessen frei von Vereinten Nationen und deren Staatsange-
allen Belastungen und Kosten jeder Art wieder- hörigen in der Zuteilung von Material für
herzustellen, denen sie als Folge des Krieges mit die Reparatur oder den Wiederaufbau
Deutschland unterworfen sein mögen, und ohne ihres Eigentums in Österreich und in. der
Auferlegung irgendwelcher Kosten durch die Zuteilung von Devisen für die Einfuhr von
österreichische Regierung aus Anlaß ihrer Rück- solchem Material die gleiche Behandlung
gabe. Die österreichische Regierung wird alle Maß- wie den österreichischen Staatsangehörigen
nahmen der Beschlagnahme, Sequestrierung oder gewähren.
Kontrolle für nichtig erklären, die gegen Ver-
mögen von Vereinten Nationen in Österreich in 5. Alle angemessenen Ausgaben, die in Öster-
der Zeit zwischen dem Tag des Beginns der reich im Zusammenhang mit der Geltend-
Feindseligkeiten zwischen Deutschland und der machung von Ansprüchen, einschließlich der
betreffenden Vereinten Nation und dem Inkraft- Kosten für die Festsetzung des Verlustes oder
treten des vorliegenden Vertrages ergriffen wur- Schadens, erwachsen, werden von der österreichi-
den. In Fällen, in denen das Eigentum nicht schen Regierung getragen.
innerhalb von sechs Monaten nach Inkrafttreten 6. Staatsangehörige der Vereinten Nationen
dieses Vertrages zurückgegeben worden ist, ist und deren Vermögen sind von allen außerordent-
die Anmeldung zwecks Rückgabe des Eigentums lichen Steuern, Abgaben und Auflagen befreit,
bei den österreichischen Behörden spätestens mit denen ihre Kapitalswerte in Österreich
innerhalb von zwölf Monaten nach Inkrafttreten durch die österreichische Regierung oder irgend-
des Vertrages vorzunehmen, ausgenommen in eine österreichische Behörde zwischen dem Zeit-
Stück 39, Nr. 152. 741

punkt der Übergabe der deutschen Streitkräfte Nationen in Österreich, die in Übereinstimmung
und dem Inkrafttreten dieses Vertrages zu dem mit Gesetzen und Verordnungen erfolgte, die als
besonderen Zwecke belastet worden sind, Aus- österreichisches Recht am 28. Juni 1946 in Kraft
gaben, die sich aus dem Kriege ergeben, oder die waren.
Kosten der Besatzungstruppen damit zu decken.
10. Die österreichische Regierung anerkennt,
Beträge, die aus diesem Titel bezahlt wurden,
daß das Abkommen von Brioni vom 10. August
sind zurückzuerstatten.
1942 null und nichtig ist. Sie verpflichtet sich,
7. An Stelle der Bestimmungen dieses Artikels mit den anderen Signataren des Abkommens von
können der Eigentümer des betreffenden Ver- Rom vom 21. März 1923 an Verhandlungen teil-
mögens und die österreichische Regierung eine zunehmen, die den Zweck verfolgen, in die Be-
Vereinbarung treffen. stimmungen des Abkommens die nötigen Modi-
8. Die in diesem Artikel gebrauchten Aus- fikationen einzufügen, um eine billige Regelung
drücke: der darin vorgesehenen Annuitäten sicherzustel-
a) „Staatsangehörige der Vereinten Nationen" len.
bedeuten physische Personen, die im Zeit- A r t i k e l 26.
punkt des Inkrafttretens dieses Vertrages
Staatsangehörige irgendeiner der Vereinten Vermögenschaften, Rechte und Interessen von
Nationen sind, oder Gesellschaften oder Minderheitsgruppen in Österreich
Vereinigungen, die im Zeitpunkt des In- 1. Soweit solche Maßnahmen noch nicht ge-
krafttretens dieses Vertrages gemäß dem troffen worden sind, verpflichtet sich Österreich
Recht irgendeiner der Vereinten Nationen in allen Fällen, in denen Vermögenschaften, ge-
errichtet worden sind, vorausgesetzt, daß setzliche Rechte oder Interessen in Österreich
diese physischen Personen, Gesellschaften seit dem 13. März 1938 wegen der rassischen
oder Vereinigungen diesen Status auch am Abstammung oder der Religion des Eigentümers
8. Mai 1945 besessen haben. Gegenstand gewaltsamer Übertragung oder von
Der Ausdrück „Staatsangehörige der Maßnahmen der Sequestrierung, Konfiskation
Vereinten Nationen" schließt auch alle oder Kontrolle gewesen sind, das angeführte
physischen Personen, Gesellschaften und Vermögen zurückzugeben und diese gesetzlichen
Vereinigungen ein, die gemäß den während Rechte und Interessen mit allem Zubehör wieder-
des Krieges in Österreich geltenden Ge- herzustellen. Wo eine Rückgabe oder Wieder-
setzen als Feinde behandelt worden sind. herstellung nicht möglich ist, wird für auf Grund
b) „Eigentümer" bedeutet eine der Vereinten solcher Maßnahmen erlittene Verluste eine Ent-
Nationen oder einen Staatsangehörigen schädigung in einem Ausmaß gewährt, wie sie
einer der Vereinten Nationen im Sinne der bei Kriegsschäden österreichischen Staatsangehö-
Definition des oben angeführten Ab- rigen jetzt oder späterhin generell gegeben wird.
satzes a), der einen Rechtsanspruch auf das 2. Österreich stimmt zu, alle Vermögenschaf-
in Frage stehende Vermögen hat, und um- ten, gesetzlichen. Rechte und Interessen in Öster-
faßt auch den Rechtsnachfolger des Eigen- reich, die Personen, Organisationen oder Gemein-
tümers, vorausgesetzt, daß der Rechtsnach- schaften gehören, die einzeln oder als Mitglieder
folger gleichfalls eine Vereinte Nation oder von Gruppen rassischen, religiösen oder anderen
ein Staatsangehöriger einer Vereinten Naziverfolgungsmaßnahmen unterworfen wor-
Nation im Sinne der Definition des Ab- den sind, unter seine Kontrolle zu nehmen, wenn,
satzes a) ist. Wenn der Rechtsnachfolger falls es sich um Personen handelt, diese Ver-
das Vermögen in einem beschädigten Zu- mögenschaften, Rechte und Interessen ohne
stand erworben hat, behält der Über- Erben bleiben oder durch sechs Monate nach In-
tragende seine Rechte auf Entschädigung krafttreten des vorliegenden Vertrages nicht
gemäß diesem Artikel; Verpflichtungen beansprucht werden oder wenn, falls es sich um
nach Landesrecht zwischen dem Über- Organisationen und Gemeinschaften handelt,
tragenden und dem Erwerber werden hie- diese Organisationen und Gemeinschaften auf-
durch nicht berührt. gehört haben zu bestehen. Österreich soll diese
c) „Vermögen" bedeutet alles bewegliche oder Vermögenschaften, Rechte und Interessen ge-
unbewegliche, materielle oder immaterielle eigneten, von den vier Missionschefs in Wien im
Vermögen einschließlich gewerblichen, lite- Wege von Vereinbarungen mit der österreichi-
rarischen und künstlerischen Eigentums so- schen Regierung zu bestimmenden Dienststellen
wie alle Eigentumsrechte und -interessen oder Organisationen übertragen, damit sie für
jeder Art. Hilfe und Unterstützung von Opfern der Ver-
9. Die Bestimmungen dieses Artikels finden folgung durch die Achsenmächte und für Wieder-
keine Anwendung auf die Übertragung von Ver- gutmachung an solche verwendet werden; diese
mögen, Rechten oder Interessen von Vereinten Bestimmungen sind dahin zu verstehen, daß sie
Nationen oder von Staatsangehörigen Vereinter von Österreich keine Zahlungen in fremder
742 Stück 39, Nr. 152.

Währung oder andere Überweisungen an fremde trollrecht über die österreichischen Staatsfinanzen
Länder erfordern, die eine Belastung der öster- einräumen.
reichischen Wirtschaft darstellen würden. Diese 3. Das Bestehen des Kriegszustandes zwischen
Übertragung wird innerhalb von achtzehn den Alliierten und Assoziierten Mächten und
Monaten nach Inkrafttreten des vorliegenden Deutschland berührt an sich nicht die Verpflich-
Vertrages durchgeführt werden und Vermögen- tung zur Bezahlung von Geldschulden, die ent-
schaften, Rechte und Interessen, deren Wieder- weder aus vor Bestehen des Kriegszustandes
herstellung in Paragraph 1 dieses Artikels ver- stammenden Verpflichtungen und Verträgen her-
langt wird, einschließen. rühren oder aus Rechten hervorgehen, die vor
Bestehen des Kriegszustandes erworben wurden,
soweit diese Schulden vor dem Inkrafttreten des
A r t i k e l 27.
vorliegenden Vertrages fällig geworden sind und
Österreichisches Vermögen im Gebiete der die der Regierung oder den Staatsangehörigen
Alliierten und Assoziierten Mächte einer der Alliierten und Assoziierten Mächte
gegen die Regierung oder Staatsangehörige
1. Die Alliierten und Assoziierten Mächte er-
Österreichs zustehen, oder die der Regierung oder
klären ihre Absicht, österreichische Vermögen-
Staatsangehörigen Österreichs gegen die Regie-
schaften, Rechte und Interessen, so wie sie sich
rung oder Staatsangehörige einer der Alliierten
derzeit in ihren Gebieten vorfinden, zurück-
und Assoziierten Mächte zustehen.
zustellen oder, soweit solche Vermögenschaften,
Rechte und Interessen einer Liquidierungs-, 4. Soweit nicht in dem vorliegenden Vertrag
Verwendungs- oder sonstigen Verwertungsmaß- ausdrücklich etwas anderes bestimmt ist, ist darin
nahme unterzogen worden sind, den Erlös, der nichts dahin auszulegen, daß dadurch das
sich aus der Liquidierung, Verwendung oder Ver- Schuldner-Gläubigerverhältnis beeinträchtigt
wertung solcher Vermögenschaften, Rechte und wird, das sich aus Verträgen ergibt, die zu irgend-
Interessen ergeben hat, abzüglich der auf- einem Zeitpunkt vor dem 1. September 1939 ent-
gelaufenen Gebühren, Verwaltungsausgaben, weder von der österreichischen Regierung oder
Gläubigerforderungen und arideren ähnlichen von Personen, die am 12. März 1938 österreichi-
Lasten auszufolgen. Die Alliierten und Assozi- sche Staatsangehörige waren, abgeschlossen wor-
ierten Mächte sind bereit, zu diesem Behufe Ver- den sind.
einbarungen mit der österreichischen Regierung
abzuschließen.
2. Unbeschadet der vorstehenden Bestimmun- Teil VI
gen wird der Föderativen Volksrepublik Jugo-
Allgemeine Wirtschaftsbeziehungen
slawien das Recht eingeräumt, österreichische
Vermögenschaften, Rechte und Interessen, die A r t i k e l 29.
sich im Zeitpunkt des Inkrafttretens des vor- 1. Bis zum Abschluß von Handelsverträgen
liegenden Vertrages auf jugoslawischem Gebiet oder -abkommen zwischen einzelnen der Verein-
befinden, zu beschlagnahmen, zurückzubehalten ten Nationen und Österreich gewährt die öster-
oder zu liquidieren. Die österreichische Regierung reichische Regierung während eines Zeitraumes
verpflichtet sich, österreichische Staatsangehörige, von achtzehn Monaten vom Inkrafttreten des
deren Vermögen auf Grund dieses Paragraphen vorliegenden Vertrages jeder der Vereinten Na-
herangezogen wird, zu entschädigen. tionen, die Österreich tatsächlich in reziproker
Weise eine gleichartige Behandlung in analogen
A r t i k e l 28. Angelegenheiten einräumt, folgende Behandlung:
a) In allem, was Abgaben und Lasten auf die
Schulden
Ein- oder Ausfuhr, die innerstaatliche Be-
1. Die Alliierten und Assoziierten Mächte an- steuerung eingeführter Waren und sämt-
erkennen, daß Zinsenzahlungen und ähnliche liche einschlägigen Regelungen betrifft,
Auflagen, die österreichische Staatspapiere be- wird den Vereinten Nationen die bedin-
lasten und nach dem 12. März 1938 und vor dem gungslose Meistbegünstigung gewährt.
8. Mai 1945 fällig wurden, einen Anspruch gegen b) In jeder anderen Hinsicht wird Österreich
Deutschland und nicht gegen Österreich dar- Güter, die aus dem Gebiet einer der Ver-
stellen. einten Nationen stammen oder für deren
2. Die Alliierten und Assoziierten Mächte er- Gebiet bestimmt sind, im Verhältnis zu den
klären ihre Absicht, von den Bestimmungen von gleichen Gütern, die aus dem Gebiet einer
Anleiheabkommen, die von der österreichischen anderen der Vereinten Nationen oder
Regierung vor dem 13. März 1938 abgeschlossen irgendeinem anderen fremden Lande stam-
wurden, keinen Gebrauch zu machen, insoweit men oder dorthin bestimmt sind, nicht
diese Bestimmungen den Gläubigern ein Kon- willkürlich diskriminierend behandeln.
Stück 39, Nr. 152. 743

c) Staatsangehörigen der Vereinten Nationen, keinem Einverständnis über die Wahl eines
einschließlich juristischen Personen, wird in dritten Mitgliedes der Kommission gelangen,
allen Angelegenheiten, die Handel, Indu- kann jede der beiden Regierungen die Chefs der
strie, Schiffahrt und andere Formen der Ge- diplomatischen Missionen der Sowjetunion, des
schäftstätigkeit innerhalb Österreichs be- Vereinigten Königreiches, der Vereinigten Staaten
treffen, die gleiche Behandlung wie den In- von Amerika und Frankreichs in Wien ersuchen,
ländern und der meistbegünstigten Nation die Bestellung vorzunehmen. Wenn sich die
gewährt. Diese Bestimmungen finden auf Missionschefs innerhalb eines Zeitraumes von
die Handelsluftfahrt keine Anwendung. einem Monat nicht über die Bestellung dieses
d) Österreich gewährt keinem Land für den dritten Mitgliedes einigen können, kann der
Generalsekretär der Vereinten Nationen von
Betrieb von Handelsflugzeugen im inter-
jeder der beiden Parteien ersucht werden, die
nationalen Verkehr ausschließliche oder
Bestellung vorzunehmen.
präferenzielle Rechte, es bietet allen Ver-
einten Nationen gleiche Möglichkeiten, 2. Wenn eine Vergleichskommission nach
internationale Handelsluftfahrtsrechte auf Paragraph 1 dieses Artikels bestellt ist, hat sie
österreichischem Staatsgebiet zu erwerben, die Jurisdiktion über alle Streitfälle, die in Hin-
einschließlich des Rechtes der Landung zur kunft zwischen der in Betracht kommenden
Brennstoffaufnahme und Reparatur, und Vereinten Nation und Österreich bezüglich der
gewährt hinsichtlich des Betriebes von Han- Anwendung oder der Auslegung des in Para-
delsflugzeugen im internationalen Verkehr graph 1 dieses Artikels genannten Artikels ent-
allen Vereinten Nationen auf Grundlage stehen könnten, und übt die ihr durch diese Be-
der Gegenseitigkeit und nicht diskriminie- stimmungen zugewiesenen Funktionen aus.
render Behandlung das Recht, über öster-
3. Jede Vergleichskommission bestimmt ihr
reichisches Gebiet zu fliegen ohne zu lan-
Verfahren selbst, wobei eine der Gerechtigkeit
den. Diese Bestimmungen dürfen die In-
und der Billigkeit entsprechende Geschäftsord-
teressen der österreichischen Landesvertei-
nung anzunehmen ist.
digung nicht beeinträchtigen.
4. Jede Regierung bezahlt das Honorar des
2. Es besteht Einverständnis darüber, daß die von ihr bestellten Mitgliedes der Vergleichskom-
obigen Verpflichtungen Österreichs den Ausnah- mission und jedes Bevollmächtigten, den sie zu
men unterworfen sind, die üblicherweise in den ihrer Vertretung vor der Kommission bestimmt.
vor dem 13. März 1938 von Österreich abge- Das Honorar des dritten Mitgliedes wird durch
schlossenen Handelsverträgen enthalten waren; besondere Vereinbarung zwischen den in Be-
die Bestimmungen bezüglich der von jeder der tracht kommenden Regierungen festgesetzt und
Vereinten Nationen gewährten Gegenseitigkeit zusammen mit den gemeinsamen Auslagen jeder
sind gleichfalls mit jenen Ausnahmen zu ver- Kommission zu gleichen Teilen durch die beiden
stehen, die üblicherweise in den von diesem Staat Regierungen bezahlt.
geschlossenen Handelsverträgen enthalten sind. 5. Die Parteien verpflichten sich, daß ihre Be-
hörden der Vergleichskommission direkt jeden
in ihrer Macht stehenden Beistand leisten wer-
Teil VII den.
6. Die Entscheidung der Mehrzahl der Mit-
Regelung von Streitfällen glieder der Kommission stellt die Entscheidung
A r t i k e l 30. der Kommission dar und ist von den Parteien
als endgültig und bindend anzunehmen.
1. Alle Streitfälle, die bei Ausführung des Ar-
tikels über das Eigentum der Vereinten Nationen
in Österreich dieses Vertrages entstehen könnten,
werden einer auf paritätischer Grundlage gebil- Teil VIII
deten Vergleichskommission, die aus einem Ver- Verschiedene wirtschaftliche Bestimmungen
treter der Regierung der in Betracht kommenden
Vereinten Nation und einem Vertreter der öster- A r t i k e l 31.
reichischen Regierung besteht, überwiesen wer-
Bestimmungen betreffend die Donau
den. Wenn innerhalb von drei Monaten, nach-
dem der Streitfall der Vergleichskommission Die Schiffahrt auf der Donau ist für die An-
überwiesen wurde, keine Einigung erzielt wor- gehörigen, die Handelsschiffe und die Waren
den ist, kann jede der Regierungen die Zuzie- aller Staaten auf Grundlage der Gleichstellung
hung eines dritten Mitgliedes zur Kommission bezüglich der Hafen- und Schiffahrtsgebühren
beantragen, das von den beiden Regierungen ein- und der Bedingungen für die Handelsschiffahrt
vernehmlich aus den Angehörigen eines dritten frei und offen. Vorstehendes findet keine An-
Landes ausgewählt wird. Sollten die beiden Re- wendung auf den Verkehr zwischen Häfen des-
gierungen innerhalb von zwei Monaten zu selben Staates.
744 Stück 39, Nr. 152.

A r t i k e 1 32. formation erteilen und jeden Beistand leisten,


Transiterleichterungen den sie zur Erfüllung der ihnen aus diesem Ver-
trage erwachsenden Aufgaben benötigen sollten.
1. Österreich wird soweit wie möglich den
Eisenbahn-Transitverkehr durch sein Staats-
gebiet zu angemessenen Tarifen erleichtern und A r t i k e l 35.
ist bereit, mit den Nachbarstaaten zu diesem Auslegung des Vertrages
Zwecke notwendige Gegenseitigkeitsabkommen 1. Soweit kein anderes Verfahren in irgend-
abzuschließen. einem Artikel des vorliegenden Vertrages beson-
2. Die Alliierten und Assoziierten Mächte ver- ders vorgesehen ist, wird jede Meinungsverschie-
pflichten sich, die Aufnahme von Bestimmungen denheit über die Auslegung oder die Durchfüh-
zwecks Erleichterung des Transits und der Ver- rung des Vertrages, die nicht durch unmittelbare
bindungen ohne Zölle und sonstige Lasten zwi- diplomatische Verhandlungen beigelegt wird, den
schen Salzburg und Lofer (Salzburg) über den vier Missionschefs überwiesen, die gemäß Ar-
Reichenhall-Steinpaß und zwischen Scharnitz tikel 34 vorgehen, jedoch mit der Maßgabe, daß
(Tirol) und Ehrwald (Tirol) über Garmisch- die Missionschefs in diesem Fall nicht durch die
Partenkirchen in die Regelung hinsichtlich in diesem Artikel vorgesehene Frist beschränkt
Deutschlands zu unterstützen. sind. Jede Meinungsverschiedenheit dieser Art, die
von ihnen nicht innerhalb eines Zeitraumes von
Artikel 33. zwei Monaten beigelegt worden ist, wird, falls
sich die streitenden Parteien nicht über andere
Anwendungsbereich Mittel der Beilegung einigen, auf Ersuchen einer
Die mit „Vermögen der Vereinten Nationen der beiden Parteien einer Kommission überwie-
in Österreich" und „Allgemeine Wirtschafts- sen, die aus einem Vertreter jeder Partei und
beziehungen" überschriebenen Artikel dieses einem dritten Mitglied besteht, das von den bei-
Vertrages sind auf die Alliierten und Assoziier- den Parteien einvernehmlich aus Angehörigen
ten Mächte und diejenigen der Vereinten Natio- eines dritten Staates ausgewählt wird. Sollten
nen anzuwenden, die diesen Status am 8. Mai sich die beiden Parteien innerhalb eines Monats
1945 hatten und deren diplomatische Beziehun- nicht über die Bestellung des dritten Mitgliedes
gen mit Deutschland im Zeitraum zwischen dem einigen können, kann der Generalsekretär der
1. September 1939 und 1. Jänner 1945 abgebro- Vereinten Nationen von jeder der beiden Par-
chen worden sind. teien ersucht werden, die Bestellung vorzuneh-
men.
2. Die Entscheidung der Mehrzahl der Mit-
Teil IX glieder der Kommission stellt die Entscheidung
Schlußbestimmungen der Kommission dar und ist von den Parteien
als endgültig und bindend anzunehmen.
A r t i k e l 34.
Missionschefs A r t i k e l 36.
1. Für einen Zeitraum, der achtzehn Monate Geltung der Annexe
vom Inkrafttreten dieses Vertrages an gerechnet
nicht zu überschreiten hat, werden die Chefs Die Bestimmungen der Annexe haben als inte-
der diplomatischen Missionen der Sowjetunion, grierende Bestandteile dieses Vertrages Geltung
des Vereinigten Königreiches, der Vereinigten und Wirksamkeit.
Staaten von Amerika und Frankreichs in Wien
im einvernehmlichen Vorgehen die Alliierten A r t i k e 1 37.
und Assoziierten Mächte in allen die Durch-
führung und Auslegung des vorliegenden Ver- Beitritt zum Vertrage
trages betreffenden Fragen der österreichischen 1. Jedes Mitglied der Vereinten Nationen, das
Regierung gegenüber vertreten. am 8. Mai 1945 sich mit Deutschland im Kriegs-
2. Die vier Missionschefs werden der öster- zustand befunden und den Status einer Verein-
reichischen Regierung Anleitung, technischen ten Nation besessen hat und nicht Signatar des
Rat und Aufklärung geben, die etwa erforder- vorliegenden Vertrages ist, kann dem Vertrag
lich sein sollten, um die rasche und wirksame beitreten und ist nach Beitritt für die Zwecke des
Durchführung des vorliegenden Vertrages so- Vertrages als Assoziierte Macht anzusehen.
wohl dem Wortlaut als dem Sinne nach zu ge- 2. Die Beitrittsurkunden sollen bei der Regie-
währleisten. rung der Union der Sozialistischen Sowjetrepu-
3. Die österreichische Regierung wird den ge- bliken hinterlegt werden und treten mit der
nannten vier Missionschefs jede notwendige In- Hinterlegung in Kraft.
Stück 39, Nr. 152. 745

A r t i k e l 38. dererseits in Kraft. Die Ratifikationsurkunden


sollen in möglichst kurzer Zeit bei der Regierung
Ratifikation des Vertrages der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
hinterlegt werden.
1. Der vorliegende Vertrag, dessen russischer,
2. Der Vertrag soll bezüglich jeder Alliierten
englischer, französischer und deutscher Text oder Assoziierten Macht, deren Ratifikations-
authentisch ist, soll ratifiziert werden. Er tritt urkunde hienach hinterlegt wird, am Tag der
unmittelbar nach Hinterlegung der Ratifikations- Hinterlegung in Kraft treten. Der vorliegende
urkunden durch die Union der Sozialistischen Vertrag soll in den Archiven der Regierung
Sowjetrepubliken, durch das Vereinigte König- der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
reich von Großbritannien und Nordirland, durch hinterlegt werden, die jedem der Signatar-
die Vereinigten Staaten von Amerika und durch staaten und beitretenden Staaten beglaubigte Ab-
Frankreich einerseits und durch Österreich an- schriften übermitteln wird.
746 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 747
748 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 749
750 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 751
752 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 753
754 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 755
756 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 757
758 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 759
760 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152: 761
762 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 763
764 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 765
766 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 767
768 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 769
770 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 771
772 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 773
774 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 775
776 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 777
778 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 779
780 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 781
782 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 783
784 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 785
786 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 787
788 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 789
790 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 791
792 Stück 39, Nr. 152.
Stück39, Nr. 152. 793
794 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 795
796 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 797
798 Stück 39, Nr. 152.

Zu Urkund dessen haben die unterzeichneten Bevollmächtigten den vorliegenden Vertrag


unterzeichnet und mit ihren Siegeln versehen.
Geschehen in der Stadt Wien in russischer, englischer, französischer und deutscher Sprache
am 15. Mai 1955.

L.S. V. Molotow

L. S. J. Iljitschow

L. S. Harold Macmillan

L. S. Geoffrey Wallinger

L. S. John Foster Dulles

L. S. Llewellyn E. Thompson

L. S. Ant. Pinay

L. S. R. Lalouette

L. S. Leopold Figl
Stück 39, Nr. 152. 799

Annex I Chassis und Karosserien speziell militärischen


Typs, außer den in Punkt 1 angeführten.
Definition und Liste von Kriegsmaterial
3. Panzerplatten mit mehr als drei Zoll Dicke,
Der Ausdruck „Kriegsmaterial", wie er im die für Schutzzwecke im Kriege verwendet
vorliegenden Vertrag gebraucht wird, umfaßt werden.
alle Waffen, Munition und Ausrüstungsgegen- Kategorie III.
stände, die für den Gebrauch im Kriege speziell
entworfen oder adaptiert wurden, soweit sie 1. Ziel- und Einstellungsvorrichtungen zur
nachstehend aufgezählt sind. Vorbereitung und Kontrolle des Feuers ein-
schließlich Zielmeßgeräte und Flächenmeßgeräte
Die Alliierten und Assoziierten Mächte be-
für Feuerkontrolle; Feuerlenkungsgeräte, Kano-
halten sich das Recht vor, die Liste periodisch
nen- und Bombenzielvorrichtungen, Einstellungs-
durch Änderung oder Hinzufügung im Hinblick
vorrichtungen für Zündladungen, Ausrüstungen
auf die künftige wissenschaftliche Entwicklung
für die Kalibrierung von Geschützen und Feuer-
zu ergänzen.
kontrollinstrumente.
Kategorie I. 2. Sturmbrücken, Angriffs- und Sturmboote.
1. Militärgewehre, Karabiner, Revolver und 3. Objekte für Täuschung im Felde; Blend- und
Pistolen; Läufe für diese Waffen, und andere Lockvorrichtungen.
Ersatzteile, die nicht ohne weiteres für zivilen 4. Persönliche Kriegsausrüstung spezialisierter
Gebrauch umgeändert werden können. Natur, die nicht ohne weiteres für zivilen Ge-
2. Maschinengewehre, automatische und selbst- brauch zu adaptieren ist.
ladende Militärgewehre und Maschinenpistolen;
Läufe für diese Waffen und andere Ersatzteile, Kategorie IV.
die nicht ohne weiteres für zivilen Gebrauch um-
geändert werden können; Maschinengewehr- 1. Kriegsschiffe aller Art einschließlich um-
gestelle. gebaute Schiffe und Fahrzeuge, die für deren
3. Kanonen, Haubitzen, Mörser, Minenwerfer, Unterstützung und Versorgung konstruiert und
Spezialkanonen für Flugzeuge, verschlußlose oder bestimmt sind, die technisch nicht wieder für
rückstoßfreie Geschütze und Flammenwerfer; zivilen Gebrauch abgeändert werden können, als
Läufe für diese Waffen und Ersatzteile, die nicht auch Waffen, Panzerung, Munition, Flugzeuge
ohne weiteres für zivilen Gebrauch umgeändert und alle andere Ausrüstung, Material, Maschinen
werden können; Lafetten und Gestelle für die und Vorrichtungen, die in Friedenszeiten nicht
vorgenannten. auf anderen Schiffen als auf Kriegsschiffen ver-
4. Abschußvorrichtungen für Raketen; Ab- wendet werden.
schuß- und Kontrollmechanismen für selbst- 2. Landungsboote und amphibische Fahrzeuge
getriebene und gelenkte Geschosse und Projektile; oder Ausrüstung jeder Art; Sturmboote oder
Montierungen für diese. Vorrichtungen aller Art sowie Katapulte oder
5. Selbstgetriebene und gelenkte Geschosse, andere Apparate zum Starten oder Abschleudern
Projektile, Raketen, scharfe Munition und Kar- von Flugzeugen, Raketen, angetriebene Waffen
tuschen, sei es gefüllt oder ungefüllt, für die oder andere Geschosse, Instrumente oder Vor-
Waffen, die in den oben angeführten Punkten 1 richtungen, sei es bemannt oder unbemannt, sei
bis 4 aufgezählt sind und Zündvorrichtungen, es gesteuert oder ungesteuert.
Zündladungen oder Auslöser, um dieselben zur 3. Tauchfähige oder halbtauchfähige Schiffe,
Explosion zu bringen oder zu betätigen. Zündvor- Fahrzeuge, Waffen, Vorrichtungen oder Apparate
richtungen für zivile Zwecke sind nicht einge- jeder Art einschließlich speziell entworfene Aus-
schlossen. leger zur Hafenverteidigung, ausgenommen
6. Granaten, Bomben, Torpedos, Minen, solche, die für Bergung, Rettung oder andere
Wasserbomben und Brandsätze und Ladungen, zivile Zwecke benötigt werden, ferner alle Aus-
sei es gefüllt oder ungefüllt, alle Mittel, um sie rüstung, Zubehör, Ersatzteile, experimentelle
zur Explosion zu bringen oder zu betätigen. oder Ausbildungshilfen, Instrumente oder Vor-
Zündvorrichtungen für zivilen Gebrauch sind richtungen, die besonders für ihre Konstruktion,
nicht eingeschlossen. Erprobung, Unterhaltung oder Unterbringung
7. Bajonette. derselben entworfen wurden.

Kategorie II. Kategorie V.


-1. Gepanzerte Kampfwagen; Panzerzüge, die 1. Zusammengestellte oder nicht zusammen-
technisch nicht für zivilen Gebrauch umzuändern gestellte Luftfahrzeuge, schwerer oder leichter
sind. als Luft, die für den Luftkampf durch den Ge-
2. Mechanische und selbstgetriebene Fahrzeuge brauch von Maschinengewehren, Raketenvorrich-
für alle in Kategorie I angeführten Waffen; tungen oder Geschützen oder für Mitführen und
800 Stück 39, Nr. 152.

Abwurf von Bomben entworfen oder adaptiert Kategorie VIII.


sind, ferner solche, die für Geräte der in Absatz 2 Fabrik- und Werkzeugausrüstungen, die
angeführten Art eingerichtet oder nach ihrem speziell für die Herstellung und Instandhaltung
Entwurf oder ihrer Konstruktion dafür bestimmt des oben angeführten Materials bestimmt sind
sind. und technisch nicht für zivilen Gebrauch umge-
2. Bordgeschützstände und Montierungen, wandelt werden können.
Bombenhälter, Torpedoträger und Auslösevor-
richtungen für Bomben oder Torpedos, Geschütz-
türme und Deckungen. Annex II
3. Speziell für Luftlandetruppen bestimmte In Anbetracht der zwischen der Sowjetunion
und nur von ihnen benützte Ausrüstung. und Österreich getroffenen und in dem in Mos-
4. Katapulte und Abschußapparate für Flug- kau am 15. April 1955 unterzeichneten Memo-
zeuge auf Mutterschiffen, Land- und Seeflugzeuge, randum niedergelegten Vereinbarungen gilt Ar-
Apparate für den Abschuß von fliegenden Ge- tikel 22 dieses Vertrages nach Maßgabe folgender
schossen. Bestimmungen:
5. Sperrballons. 1. Auf Grund der einschlägigen wirtschaft-
lichen Bestimmungen der Vereinbarungen zwi-
Kategorie VI. schen der Sowjetunion und Österreich vom
15. April 1955 überträgt die Sowjetunion an
Erstickende, blasenerzeugende, tödliche, giftige Österreich innerhalb von zwei Monaten vom
oder lähmende Stoffe, die für Kriegszwecke be- Tage des Inkrafttretens dieses Vertrages alle Ver-
stimmt oder über die zivilen Bedürfnisse hinaus mögenswerte, Rechte und Interessen, die sie ge-
hergestellt werden. mäß Artikel 22 behalten oder erhalten hat, aus-
genommen die Vermögenswerte der Donau-
Kategorie VII. Dampfschiffahrts-Gesellschaft (DDSG) in Ungarn,
Antriebsstoffe, Explosivstoffe, pyrotechnische Rumänien und Bulgarien.
Stoffe oder verflüssigte Gase, die für Antrieb, 2. Es besteht Übereinstimmung, daß die
Explosion, Laden oder Füllen von oder für den Rechte Österreichs hinsichtlich aller Vermögen-
Gebrauch in Verbindung mit Kriegsmaterial im schaften, Rechte und Interessen, die an Öster-
Sinn dieser Kategorien bestimmt und für zivile reich gemäß diesem Annex übertragen werden,
Zwecke nicht verwendbar sind oder über die nur in der im Paragraph 13 des Artikels 22 dar-
Zivilbedürfnisse hinaus hergestellt werden. gelegten Weise beschränkt werden.
Stück 39, Nr. 152. 801
802 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 803
804 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 805
806 Stück 39, Nr. 152.
Stück 39, Nr. 152. 807

und nachdem der Anhang zu diesem Vertrag, beinhaltend die wirt-


schaftlichen Bestimmungen der im Annex II zitierten Vereinbarungen
zwischen der Sowjetunion und Österreich vom 15. April 1955,
welcher also lautet:
Über die Lieferung von Waren an die UdSSR Nationalbank werden nach Maßgabe der Tilgung
zur Ablöse des Wertes der gemäß dem öster- der Wechselsumme durch Warenlieferungen zu-
reichischen Staatsvertrag (Artikel 22) übergebe- rückgegeben werden.
nen sowjetischen Unternehmen in Österreich
1. Die Sowjetregierung ist im Sinne ihrer auf Zur Übergabe der von der UdSSR in Österreich
der Konferenz in Berlin 1954 gemachten Zu- innegehabten Ölunternehmungen an Österreich
sage bereit, den Gegenwert der in Artikel 22
angeführten Pauschalsumme von 150 Millionen 1. Die sowjetische Delegation nimmt den Vor-
Dollar zur Gänze in österreichischen Warenlie- schlag der österreichischen Delegation an, wo-
ferungen entgegenzunehmen. nach die österreichische Regierung für die an
Österreich übergebenen und von der UdSSR
2. Die sowjetische Delegation nimmt die Er- innegehabten Ölfelder und Ölraffinerien eine
klärung der österreichischen Delegation zur Bezahlung durch Lieferungen von Rohöl im
Kenntnis, daß diese die Liste der Waren, welche Ausmaß von einer Million Tonnen jährlich
sie von der sowjetischen Delegation erhalten innerhalb von 10 Jahren, also von insgesamt
hat, als Grundlage annimmt und in diesem Zu- 10 Millionen Tonnen, an die Sowjetunion leisten
sammenhang besondere Bevollmächtigte der wird.
österreichischen Regierung nicht später als bis Die sowjetische Delegation nimmt die Erklä-
Ende Mai dieses Jahres sich nach Moskau bege- rung der österreichischen Delegation zur Kennt-
ben werden. nis, daß die österreichische Regierung sich das
3. Die sowjetische Delegation nimmt auch die Recht vorbehält, die Lieferungen der angeführ-
Erklärung der österreichischen Delegation zur ten Menge von Rohöl an die Sowjetunion auch
Kenntnis, daß die österreichische Regierung in kürzeren Fristen durchzuführen. Das Rohöl
eine besondere Kommission bilden wird, welche wird zu folgenden Bedingungen geliefert wer-
sich mit den Terminen und der Qualität der den: franko österreichische Grenze, frei von
Lieferung der Waren an die Sowjetunion befas- Abgaben und Zöllen.
sen wird, und zwar in den vereinbarten Mengen 2. Die österreichische Delegation hat die Er-
für die allgemeine Summe von 150 Millionen klärung der sowjetischen Delegation zur Kennt-
am. Dollar, das heißt 25 Millionen am. Dollar nis genommen, daß zu den von der Sowjet-
jährlich. union an Österreich übergebenen Ölunter-
4. Die österreichische Delegation hat sich be- nehmen und Ölfeldern auch die Raffinerien und
reit erklärt, den Vertretern des sowjetischen die Aktiengesellschaft für Handel mit Ölpro-
Bestellers die Möglichkeit zu gewährleisten, bei. dukten (OROP) gehören.
Übernahme der Waren, die zur Lieferung an
die Sowjetunion auf Rechnung der obigen Zur Übergabe der Vermögenswerte der Donau-
Summe bestimmt sind, Prüfungen durchzufüh- dampfschiffahrtsgesellschaft im östlichen Öster-
ren. Es besteht Einverständnis darüber, daß die reich an Österreich
Lieferung der Waren franko österreichische
Grenze zu Weltmarktpreisen erfolgen soll. Die Die sowjetische Seite übergibt an Österreich
Preise und die Menge der Waren werden durch alle Vermögenswerte der Donaudampfschiff-
die beiden Parteien jährlich, drei Monate vor fahrtsgesellschaft, die sich im östlichen Österreich
Beginn eines jeden Jahres abgesprochen werden. befinden einschließlich der Schiffswerft in Kor-
Die Österreichische Nationalbank wird Garan- neuburg, der Schiffe und Hafenanlagen, wofür
tiewechsel zur Sicherstellung der obigen Waren- die österreichische Regierung gleichzeitig mit
lieferungen auf die im Staatsvertragsentwurf der Übergabe dieser Vermögenswerte an
erwähnte Summe von 150 Millionen am. Dollar Österreich den Betrag von zwei Millionen
ausfolgen. Die Wechsel der Österreichischen am. Dollar an die Sowjetunion auszahlen wird.
808 Stück 39, Nr. 152.

die verfassungsmäßige Genehmigung des Nationalrates erhalten hat, er-


klärt der Bundespräsident diesen Staatsvertrag für ratifiziert und verspricht
im Namen der Republik Österreich die gewissenhafte Erfüllung der in
diesem Vertrage enthaltenen Bestimmungen.

Zu Urkund dessen ist die vorliegende Ratifikationsurkunde vom


Bundespräsidenten unterzeichnet, vom Bundeskanzler, vom Vizekanzler,
vom Bundesminister für Inneres, vom Bundesminister für Justiz, vom
Bundesminister für Unterricht, vom Bundesminister für soziale Verwal-
tung, vom Bundesminister für Finanzen, vom Bundesminister für Land-
und Forstwirtschaft, vom Bundesminister für Handel und Wiederaufbau,
vom Bundesminister für Verkehr und verstaatlichte Betriebe und vom
Bundesminister für die Auswärtigen Angelegenheiten gegengezeichnet
und mit dem Staatssiegel der Republik Österreich versehen worden.

Geschehen zu Wien, den 8. Juni 1955.

Der Bundespräsident:

Körner

Der Bundeskanzler:
Raab

Der Vizekanzler:

Schärf
Stück 39, Nr. 152. 809

Der Bundesminister für Inneres:


Helmer

Der Bundesminister für Justiz:


Kapfer

Der Bundesminister für Unterricht:


Drimmel

Der Bundesminister für soziale Verwaltung:


Maisel

Der Bundesminister für Finanzen:


Kamitz

Der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft:


Thoma

Der Bundesminister für Handel und Wiederaufbau:


Illig

Der Bundesminister für Verkehr und verstaatlichte Betriebe:


Waldbrunner

Der Bundesminister für die Auswärtigen Angelegenheiten:


Figl
810 Stück 39, Nr. 152.

Der vorliegende Vertrag ist nach Hinterlegung der Ratifikations-


urkunden durch Österreich, durch die Union der Sozialistischen Sowjet-
republiken, durch das Vereinigte Königreich von Großbritannien und
Nordirland, durch die Vereinigten Staaten von Amerika und durch
Frankreich gemäß seinem Artikel 38 am 27. Juli 1955 in Kraft
getreten.
Raab

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