Bundesgesetzblatt: Für Die Republik Österreich
Bundesgesetzblatt: Für Die Republik Österreich
BUNDESGESETZBLATT
FÜR DIE REPUBLIK ÖSTERREICH
Jahrgang 1955 Ausgegeben am 30. Juli 1955 39. Stück
1 5 2 . Staatsvertrag, betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreich.
152.
86 74
726 Stück 39, Nr. 152.
Staatsvertrag
betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen
und demokratischen Österreich
A r t i k e l 4. A r t i k e l 7.
Verbot des Anschlusses Rechte der slowenischen und kroatischen Minder-
1. Die Alliierten und Assoziierten Mächte er- heiten
klären, daß eine politische oder wirtschaftliche 1. Österreichische Staatsangehörige der slowe-
Vereinigung zwischen Österreich und Deutsch- nischen und kroatischen Minderheiten in Kärnten,
land verboten ist. Österreich anerkennt voll und Burgenland und Steiermark genießen dieselben
ganz seine Verantwortlichkeiten auf diesem Ge- Rechte auf Grund gleicher Bedingungen wie alle
biete und wird keine wie immer geartete poli- anderen österreichischen Staatsangehörigen ein-
tische oder wirtschaftliche Vereinigung mit schließlich des Rechtes auf ihre eigenen Organi-
Deutschland eingehen. sationen, Versammlungen und Presse in ihrer
2. Um einer solchen Vereinigung vorzu- eigenen Sprache.
beugen, wird Österreich keinerlei Vereinbarung 2. Sie haben Anspruch auf Elementarunterricht
mit Deutschland treffen oder irgendeine Hand- in slowenischer oder kroatischer Sprache und auf
lung setzen oder irgendwelche Maßnahmen eine verhältnismäßige Anzahl eigener Mittel-
treffen, die geeignet wären, unmittelbar oder schulen; in diesem Zusammenhang werden Schul-
mittelbar eine politische oder wirtschaftliche Ver- lehrpläne überprüft und eine Abteilung der
einigung mit Deutschland zu fördern oder seine Schulaufsichtsbehörde wird für slowenische und
territoriale Unversehrtheit oder politische oder kroatische Schulen errichtet werden.
wirtschaftliche Unabhängigkeit zu beeinträch- 3. In den Verwaltungs- und Gerichtsbezirken
tigen. Österreich verpflichtet sich ferner, inner- Kärntens, des Burgenlandes und der Steiermark
halb seines Gebietes jede Handlung zu verhin- mit slowenischer, kroatischer oder gemischter
dern, die geeignet wäre, eine solche Vereinigung Bevölkerung wird die slowenische oder kroatische
mittelbar oder unmittelbar zu fördern, und wird Sprache zusätzlich zum Deutschen als Amts-
den Bestand, das Wiederaufleben und die Tätig- sprache zugelassen. In solchen Bezirken werden
keit jeglicher Organisationen, welche die poli- die Bezeichnungen und Aufschriften topographi-
tische oder wirtschaftliche Vereinigung mit scher Natur sowohl in slowenischer oder kroati-
Deutschland zum Ziele haben, sowie großdeutsche scher Sprache wie in Deutsch verfaßt.
Propaganda zugunsten der Vereinigung mit
Deutschland verhindern. 4. Österreichische Staatsangehörige der slo-
wenischen und kroatischen Minderheiten in Kärn-
ten, Burgenland und Steiermark nehmen an den
A r t i k e l 5. kulturellen, Verwaltungs- und Gerichtseinrich-
Grenzen Österreichs tungen in diesen Gebieten auf Grund gleicher
Bedingungen wie andere österreichische Staats-
Die Grenzen Österreichs sind jene, die am angehörige teil.
1. Jänner 1938 bestanden haben.
5. Die Tätigkeit von Organisationen, die dar-
auf abzielen, der kroatischen oder slowenischen
A r t i k e l 6. Bevölkerung ihre Eigenschaft und ihre Rechte als
Menschenrechte Minderheit zu nehmen, ist zu verbieten.
1. Österreich wird alle erforderlichen Maß-
nahmen treffen, um allen unter österreichischer A r t i k e l 8.
Staatshoheit lebenden Personen ohne Unter- Demokratische Einrichtungen
schied von Rasse, Geschlecht, Sprache oder Reli-
gion den Genuß der Menschenrechte und der Österreich wird eine demokratische, auf ge-
Grundfreiheiten einschließlich der Freiheit der heime Wahlen gegründete Regierung haben und
Meinungsäußerung, der Presse und Veröffent- verbürgt allen Staatsbürgern ein freies, gleiches
lichung, der Religionsausübung, der politischen und allgemeines Wahlrecht sowie das Recht, ohne
Meinung und der öffentlichen Versammlung zu Unterschied von Rasse, Geschlecht, Sprache, Reli-
sichern. gion oder politische Meinung zu einem öffentli-
chen Amte gewählt zu werden.
2. Österreich verpflichtet sich weiters dazu, daß
die in Österreich geltenden Gesetze weder in
ihrem Inhalt noch in ihrer Anwendung zwischen A r t i k e l 9.
Personen österreichischer Staatsangehörigkeit auf Auflösung nazistischer Organisationen
Grund ihrer Rasse, ihres Geschlechtes, ihrer
Sprache oder ihrer Religion, sei es in bezug auf 1. Österreich wird die bereits durch die Er-
ihre Person, ihre Vermögenswerte, ihre geschäft- lassung entsprechender und von der Alliierten
lichen, beruflichen oder finanziellen Interessen, Kommission für Österreich genehmigter Gesetze
ihre Rechtsstellung, ihre politischen oder bürger- begonnenen Maßnahmen zur Auflösung der
lichen Rechte, sei es auf irgendeinem anderen Ge- nationalsozialistischen Partei und der ihr ange-
biete, diskriminieren oder Diskriminierungen zur gliederten und von ihr kontrollierten Organi-
Folge haben werden. sationen einschließlich der politischen, militäri-
728 Stück 39, Nr. 152.
schen und paramilitärischen auf österreichischem kommen oder Regelungen anzuerkennen, die von
Gebiet vollenden. Österreich wird auch die Be- den Alliierten und Assoziierten Mächten bezüg-
mühungen fortsetzen, aus dem österreichischen lich Deutschlands und Japans zur Wiederherstel-
politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Le- lung des Friedens herbeigeführt worden sind
ben alle Spuren des Nazismus zu entfernen, um oder künftig herbeigeführt werden.
zu gewährleisten, daß die obgenannten Organisa-
tionen nicht in irgendeiner Form wieder ins Le-
ben gerufen werden, und um alle nazistische oder Teil II
militaristische Tätigkeit und Propaganda in Militärische und Luftfahrt-Bestimmungen
Österreich zu verhindern.
A r t i k e l 12.
2. Österreich verpflichtet sich, alle Organisa-
tionen faschistischen Charakters aufzulösen, die Verbot der Dienstleistung in den österreichischen
auf seinem Gebiete bestehen, und zwar sowohl Streitkräften für ehemalige Mitglieder nazisti-
politische, militärische und paramilitärische, als scher Organisationen und Angehörige bestimmter
auch alle anderen Organisationen, welche eine anderer Personenkreise
irgendeiner der Vereinten Nationen feindliche Folgenden Personen ist es in keinem Falle er-
Tätigkeit entfalten oder welche die Bevölkerung laubt, in den österreichischen Streitkräften zu
ihrer demokratischen Rechte zu berauben be- dienen:
strebt sind. 1. Personen, die nicht die österreichische Staats-
3. Österreich verpflichtet sich, unter der An- angehörigkeit besitzen.
drohung von Strafsanktionen, die umgehend in 2. Österreichische Staatsangehörige, die zu ir-
Übereinstimmung mit den österreichischen gendeiner Zeit vor dem 13. März 1938 deutsche
Rechtsvorschriften festzulegen sind, das Bestehen Staatsangehörige waren.
und die Tätigkeit der obgenannten Organisa- 3. Österreichische Staatsangehörige, die in der
tionen auf österreichischem Gebiete zu unter- Zeit vom 13. März 1938 bis zum 8. Mai 1945 in
sagen. der deutschen Wehrmacht im Range eines Ober-
A r t i k e l 10. sten oder in einem höheren Range gedient haben.
Besondere Bestimmungen über die Gesetzgebung 4. Österreichische Staatsangehörige, die in eine
der folgenden Kategorien fallen, mit Ausnahme
1. Österreich verpflichtet sich, die Grundsätze, solcher Personen, die von den zuständigen Stel-
die in den von der österreichischen Regierung len gemäß dem österreichischen Recht entlastet
und vom österreichischen Parlament seit dem worden sind:
1. Mai 1945 angenommenen und von der Alli-
ierten Kommission für Österreich genehmigten, a) Personen, die zu irgendeiner Zeit der
auf die Liquidierung der Überreste des Naziregi- Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter-
mes und auf die Wiederherstellung des demokra- partei (NSDAP), oder den SS-, SA- oder
tischen Systems abzielenden Gesetze und Verord- SD-Organisationen, der Geheimen Staats-
nungen enthalten sind, aufrechtzuerhalten und polizei (Gestapo) oder dem nationalsozia-
ihre Durchführung fortzusetzen, die seit dem listischen Soldatenring oder der national-
1. Mai 1945 bereits getroffenen oder eingeleiteten sozialistischen Offiziersvereinigung angehört
gesetzgeberischen und administrativen Maßnah- haben;
men zu vollenden und die in den Artikeln 6, 8 b) Führer im nationalsozialistischen Flieger-
und 9 des vorliegenden Vertrages festgelegten korps (NSFK) oder in dem nationalsozia-
Grundsätze zu kodifizieren und in Kraft zu listischen Kraftfahrerkorps (NSKK) in ei-
setzen und, soweit dies nicht schon geschehen ist, nem Range nicht geringer als der eines
alle gesetzgeberischen und administrativen Maß- Untersturmführers oder Gleichgestellten;
nahmen, die zwischen dem 5. März 1933 und dem c) Funktionäre in einer der von der NSDAP
30. April 1945 getroffen wurden und die in kontrollierten oder ihr angegliederten Or-
Widerspruch mit den in den Artikeln 6, 8 und 9 ganisation in keinem niedrigeren Range als
festgelegten Grundsätzen stehen, aufzuheben dem entsprechend einem Ortsgruppenleiter;
oder abzuändern. d) Verfasser von Druckwerken oder von
2. Österreich verpflichtet sich ferner, das Ge- Drehbüchern, die wegen ihres nazistischen
setz vom 3. April 1919, betreffend das Haus Charakters von den von der österreichi-
Habsburg-Lothringen, aufrechtzuerhalten. schen Regierung bestellten zuständigen
Kommissionen in die Kategorie verbotener
A r t i k e l 11. Werke eingereiht wurden;
e) Leiter industrieller, kommerzieller und
Anerkennung der Friedensverträge finanzieller Unternehmungen, die auf
Österreich verpflichtet sich, die volle Geltung Grund von offiziellen und authentischen
der Friedensverträge mit Italien, Rumänien, Bul- Berichten von bestehenden industriellen,
garien, Ungarn und Finnland und anderer Ab- kommerziellen und finanziellen Vereini-
Stück 39, Nr. 152. 729
der in Paragraph 3 dieses Artikels vorgesehenen 3. Die Sowjetunion erhält Ölraffinerien mit
Frist zurückzustellen: einer jährlichen Gesamtproduktion von 420.000
a) alles Geld, das den Alliierten und Assoziier- Tonnen Rohöl gemäß Liste Nr. 3.
ten Mächten für Okkupationszwecke 4. Die Sowjetunion erhält jene mit der Ver-
kostenlos zur Verfügung gestellt worden teilung von Ölprodukten befaßten Unter-
und im Zeitpunkt der Beendigung der nehmungen, die sie zur Verfügung hat, gemäß
Zurückziehung der alliierten Streitkräfte der Liste Nr. 4.
unverausgabt geblieben ist; 5. Die Sowjetunion erhält die in Ungarn,
b) alles österreichische Eigentum, das von Rumänien und Bulgarien gelegenen Vermögens-
alliierten Streitkräften oder von der Alli- werte der DDSG; desgleichen gemäß der Liste
ierten Kommission requiriert wurde und Nr. 5 100% der im östlichen Österreich gelegenen
sich noch in deren Besitz befindet. Die sich Vermögenswerte der Donau-Dampfschiffahrts-
aus diesem Absatz ergebenden Verpflich- Gesellschaft.
tungen sind vorbehaltlich der Bestimmun- 6. Die Sowjetunion überträgt an Österreich
gen des Artikels 22 dieses Vertrages zu Vermögenschaften, Rechte und Interessen, die sie
erfüllen. als deutsche Vermögenswerte mit der vorhan-
denen Ausstattung innehat oder beansprucht,
Teil IV und überträgt auch Kriegsindustrie-Unter-
nehmungen zusammen mit vorhandenen Aus-
Aus dem Krieg herrührende Ansprüche stattungen, Häusern und ähnlichem Immobiliar-
A r t i k e l 21. vermögen einschließlich von in Österreich ge-
Reparationen legenen Grundstücken, die sie als Kriegsbeute
innehat oder beansprucht mit Ausnahme der in
Von Österreich werden keine Reparationen den Paragraphen 1, 2, 3, 4 und 5 dieses. Artikels
verlangt, die sich aus dem Bestehen eines Kriegs- erwähnten Vermögenswerte. Österreich ver-
zustandes in Europa nach dem 1. September 1939 pflichtet sich seinerseits, der Sowjetunion
ergeben. 150,000.000 USA-Dollar in frei konvertierbarer
Währung innerhalb eines Zeitraumes von sechs
A r t i k e l 22. Jahren zu zahlen.
Deutsche Vermögenswerte in Österreich Die angeführte Summe wird der Sowjetunion
von Österreich in gleichen dreimonatlichen Raten
Die Sowjetunion, das Vereinigte Königreich, von 6,250.000 Dollar in frei konvertierbarer
die Vereinigten Staaten von Amerika und Frank- Währung gezahlt werden. Die erste Zahlung
reich haben das Recht, über alle ehemaligen wird am ersten Tag des zweiten Monats geleistet
deutschen Vermögenswerte in Österreich gemäß werden, der auf den Monat folgt, in dem der
dem Protokoll der Berliner Konferenz vom vorliegende Vertrag in Kraft tritt. Die folgenden
2. August 1945 zu verfügen. dreimonatlichen Zahlungen werden am ersten
1. Die Sowjetunion erhält für eine Geltungs- Tag des entsprechenden Monates geleistet werden.
dauer von dreißig Jahren Konzessionen auf Öl- Die letzte dreimonatliche Zahlung wird am
felder, die 60% der Ölförderung in Österreich letzten Tag des Zeitraumes von sechs Jahren
im Jahre 1947 entsprechen, sowie Eigentums- nach dem Inkrafttreten des Vertrages geleistet.
rechte an allen Gebäuden, Konstruktionen, Aus- Die Grundlage für die in diesem Artikel vor-
rüstung und anderen Vermögenschaften, die gesehenen Zahlungen ist der USA-Dollar zu
gemäß Liste Nr. 1 und Karte Nr. 1, welche dem seiner Goldparität am 1. September 1949, das
Vertrag angeschlossen ist, zu diesen Ölfeldern sind 35 Dollar für eine Unze Gold
gehören.
Als Sicherstellung für die pünktliche Zahlung
2. Die Sowjetunion erhält Konzession auf der obenerwähnten der Sowjetunion zustehen-
60% aller im östlichen Österreich gelegenen den Summen wird die Österreichische National-
Schurfgebiete, die deutsche Vermögenschaften bank der Staatsbank der UdSSR innerhalb von
sind, auf welche die Sowjetunion gemäß dem zwei Wochen nach Inkrafttreten des vorliegen-
Potsdamer Abkommen Anspruch hat und welche den Vertrages Wechsel über die Gesamtsumme
derzeit in ihrem Besitz sind, gemäß der Liste von 150,000.000 USA-Dollar ausstellen, die zu
Nr. 2 und der Karte Nr. 2, welche dem Vertrag den im vorliegenden Artikel vorgesehenen Zeit-
angeschlossen ist. punkten fällig zu stellen sind.
Die Sowjetunion hat das Recht, in den in Die von Österreich auszustellenden Wechsel
diesem Paragraph erwähnten Schurfgebieten acht sind unverzinslich. Die Staatsbank der UdSSR
Jahre hindurch Schurfarbeiten durchzuführen beabsichtigt nicht, diese Wechsel weiterzubegeben,
und anschließend durch einen Zeitraum von sofern die österreichische Regierung und die
25 Jahren, beginnend mit dem Zeitpunkt des Österreichische Nationalbank ihre Verpflich-
Fündigwerdens, Öl zu gewinnen. tungen pünktlich und genau erfüllen.
732 Stück 39, Nr. 152.
7. Rechtsbestimmungen betreffend die Ver- Monaten vom Tag des Inkrafttretens dieses Ver-
mögenswerte: trages durchgeführt.
a) Alle ehemaligen deutschen Vermögens- 9. Die Sowjetunion erhält desgleichen das
werte, die gemäß Paragraph 1, 2, 3, 4 und 5 Eigentum an den Vermögenschaften, Rechten
dieses Artikels Eigentum der Sowjetunion und Interessen hinsichtlich aller Vermögenswerte,
geworden sind, bleiben grundsätzlich unter die zum Betrieb der in den nachstehenden
österreichischer Staatshoheit und dement- Listen 1, 2, 3, 4 und 5 aufgezählten Vermögen-
sprechend finden die österreichischen Ge- schaften von sowjetischen Organisationen seit
setze auf sie Anwendung. dem 8. Mai 1945 geschaffen oder käuflich erwor-
b) Hinsichtlich Gebühren und Abgaben, Vor- ben wurden, wo immer sie im östlichen Öster-
schriften für Handel, Gewerbe und Indu- reich gelegen sein mögen.
strie und der Einhebung von Steuern, Die in den Absätzen a, b, c und d des Para-
unterliegen diese Vermögenswerte nicht graph 7 dieses Artikels angeführten Bestimmun-
weniger günstigen Bestimmungen als jenen, gen finden auf diese Vermögenswerte entspre-
die auf Unternehmungen Anwendung chend Anwendung.
finden oder Anwendung finden werden, die
10. Meinungsverschiedenheiten, die sich hin-
Österreich oder seinen Staatsangehörigen
sichtlich der Anwendung der Bestimmungen des
und auch anderen Staaten und Personen ge-
vorliegenden Artikels ergeben, sind im Wege von
hören, denen Meistbegünstigungsbehand-
zweiseitigen Verhandlungen zwischen den betei-
lung gewährt wird.
ligten Parteien beizulegen.
c) Alle ehemaligen deutschen Vermögens- Im Falle, daß eine Einigung im Wege von
werte, die Eigentum der Sowjetunion ge- zweiseitigen Verhandlungen zwischen den Regie-
worden sind, sollen nicht ohne Zustim- rungen der Sowjetunion und Österreichs inner-
mung der Sowjetunion enteignet werden. halb von drei Monaten nicht erreicht wird, wer-
d) Österreich wird hinsichtlich der Ausfuhr den Meinungsverschiedenheiten zwecks Beilegung
von Gewinnen und anderen Einkommen einer Schiedskommission überwiesen, die aus
(das sind Miet- oder Pachtzinse) in Form einem Vertreter der Sowjetunion, einem Vertre-
von Produkten oder irgendeiner erhaltenen ter Österreichs und zusätzlich einem dritten Mit-
frei konvertierbaren Währung keine glied besteht, das Staatsangehöriger eines dritten
Schwierigkeiten bereiten. Landes ist und auf Grund einer Einigung zwi-
e) Die der Sowjetunion übertragenen Rechte, schen den beiden Regierungen ausgewählt wird.
Vermögenschaften und Interessen sowie die 11. Das Vereinigte Königreich, die Vereinigten
Rechte, Vermögenschaften und Interessen, Staaten von Amerika und Frankreich übertragen
welche die Sowjetunion Österreich über- hiemit Österreich alle Vermögenschaften, Rechte
trägt, werden ohne Lasten oder Ansprüche und Interessen, die von ihnen oder in ihrem
seitens der Sowjetunion oder seitens Öster-
Namen in Österreich als ehemalige deutsche Ver-
reichs übertragen. Unter den Ausdrücken
mögenswerte oder Kriegsbeute innegehabt oder
„Lasten und Ansprüche" sind nicht nur
beansprucht werden.
Gläubiger-Ansprüche zu verstehen, die sich
aus der Ausübung der Aliliierten Kontrolle Die Österreich gemäß diesem Paragraphen
über diese Vermögenschaften, Rechte und übertragenen Vermögenschaften, Rechte und In-
Interessen nach dem 8. Mai 1945 ergeben, teressen gehen seitens des Vereinigten König-
sondern auch alle anderen Ansprüche ein- reiches, der Vereinigten Staaten von Amerika
schließlich Ansprüchen hinsichtlich Steuern. oder Frankreichs frei von allen Lasten oder An-
Der gegenseitige Verzicht der Sowjetunion sprüchen, die sich aus der Ausübung ihrer Kon-
und Österreichs auf Lasten und Ansprüche trolle dieser Vermögenschaften, Rechte oder In-
bezieht sich auf alle Lasten und Ansprüche, teressen nach dem 8. Mai 1945 ergeben, auf
die im Zeitpunkt bestehen, in dem Öster- Österreich über.
reich die Rechte der Sowjetunion auf die 12. Nach Erfüllung aller Verpflichtungen, die
ihr übertragenen deutschen Vermögens- in den Bestimmungen des vorliegenden Artikels
werte formell einträgt, und die im Zeit- festgesetzt oder aus solchen Bestimmungen abge-
punkt der tatsächlichen Übertragung der leitet werden, durch Österreich sind die An-
von der Sowjetunion überlassenen Vermö- sprüche der Alliierten und Assoziierten Mächte
genswerte an Österreich bestehen. hinsichtlich ehemaliger deutscher Vermögens-
8. Die Übertragung aller in Paragraph 6 des werte in Österreich, die sich auf die Beschlüsse
vorliegenden Artikels vorgesehenen Vermögen- der Berliner Konferenz vom 2. August 1945
schaften, Rechte und Interessen auf Österreich gründen, als voll befriedigt anzusehen.
sowie die formelle Eintragung der Rechte der 13. Österreich verpflichtet sich, mit Ausnahme
Sowjetunion auf die zu übertragenden deutschen der erzieherischen, kulturellen, caritativen und
Vermögenswerte wird innerhalb von zwei religiösen Zwecken dienenden Vermögenschaften
Stück 39, Nr. 152. 733
keine der ihm als ehemalige deutsche Vermögens- Sowjetunion übertragen einschließlich aller er-
werte übertragenen Vermögenschaften, Rechte giebigen wie auch unergiebigen Bohrlöcher mit
und Interessen in das Eigentum deutscher juristi- ihrer gesamten Obertags- und Untertagsaus-
scher Personen oder — sofern der Wert der Ver- rüstung, dem Ölsammelsystem, Einrichtungen
mögenschaften, Rechte oder Interessen und Ausrüstung für Bohrungen, Kompressor-
260.000 Schillinge übersteigt — in das Eigentum und Pumpstationen, mechanischen Werkstätten,
deutscher physischer Personen zu übertragen. Benzinanlagen, Dampfkesselanlagen, Elektrizi-
Österreich verpflichtet sich ferner, diejenigen in tätswerke und Unterstationen mit Leitungs-
den Listen 1 und 2 dieses Artikels erwähnten system, den Bohrleitungen, Wasserversorgungs-
Rechte und Vermögenschaften, welche von der anlagen und Wasserleitungs-Hauptrohren, elek-
Sowjetunion gemäß dem österreichisch-so- trischem Leitungssystem, Dampfleitungen, Gas-
wjetischen Memorandum vom 15. April 1955 an hauptleitungen, Werkstraßen in den Ölfeldern,
Österreich übertragen werden, nicht in auslän- Zufahrtsstraßen, Telephonleitungen, Feuerlösch-
disches Eigentum zu übertragen. ausrüstung, den Motorfahrzeugen und Traktoren-
14. Die Vorschriften dieses Artikels unter- parks, die zu den Ölfeldern gehörenden Dienst-
liegen den Bestimmungen des Annexes II dieses und Wohnräume und andere Vermögenschaften,
Vertrages. die mit der Ausbeutung der oben aufgezählten
Ölfelder im Zusammenhang stehen.
Liste N r . 1
Ölfelder im östlichen Österreich, an denen B. Das Eigentumsrecht und Pachtrechte an den
gesamten Vermögenschaften der oben erwähnten
der Sowjetunion Konzessionen eingeräumt
Produktionsfelder werden der Sowjetunion in
werden sollen
dem Ausmaße übertragen, in dem eine natürliche
oder juristische Person, welche Eigentümer dieser
Felder war, sie ausbeutete oder an ihrer Ausbeu-
tung teilnahm, Rechte, Titel oder Interessen an
den besagten Vermögenschaften besaß.
In Fällen, in denen eine der Vermögenschaften
gepachtet war, wird die in den Pachtverträgen
vorgesehene Pachtdauer vom Zeitpunkt des In-
krafttretens des vorliegenden Vertrags an be-
rechnet und die Pachtverträge können nicht ohne
Bemerkung: A. Die gesamten Vermögenschaf- die Zustimmung der Sowjetunion beendet
ten der oben aufgezählten Ölfelder werden der werden.
Liste Nr. 2
Konzessionen auf Ölschurfgebiete im östlichen Österreich, die der Sowjetunion übertragen
werden sollen
734 Stück 39, Nr. 152.
Liste Nr. 5
Vermögenswerte der DDSG im östlichen
Österreich, die der Sowjetunion übertragen
werden sollen
I. Schiffswerft in der Stadt Korneuburg
Die Eigentumsrechte an der Schiffswerft in
der Stadt Korneuburg, die auf dem linken Ufer
der Donau bei Kilometer 1943 gelegen ist und
auf beiden Seiten des alten Donaubettes
Grundstücke umfaßt, mit einer Gesamtfläche
von 220.770 Quadratmetern, werden der
Sowjetunion übertragen. Die Kaianlage beträgt
736 Stück 39, Nr. 152.
II. Gebiete des Hafens der Stadt Wien III. Vermögenschaften und Anlagen der Agen-
den, der Flußstationen und Lagerhäuser
a) E r s t e s G e b i e t ( N o r d b a h n -
brücke)
1. Das Hafengebiet von Kilometerpunkt 1931,
347'35 entlang des Laufes der Donau bis Kilo-
meterpunkt 1931, 211'65 einschließlich des
„Donausandwerkplatz"-Gebietes, und von Kilo-
meterpunkt 1931, 176'90 bis Kilometerpunkt
1930, 439'35 entlang des Laufes der Donau, ein-
schließlich der Gebiete „Nordbahnbrücke" und
„Zwischenbrücke", die sich entlang der Kaiseite
auf eine Gesamtdistanz von 873'2 Meter und
mit einer durchschnittlichen Breite von etwa
70 Meter erstrecken.
b) Z w e i t e s G e b i e t ( N o r d b a h n -
lande)
2. Das Hafengebiet von Kilometerpunkt 1929,
803'00 bis Kilometerpunkt 1929, 618'00 entlang
des Laufes der Donau, das sich entlang der Kai-
seite auf eine Distanz von 185'00 Meter und
mit einer durchschnittlichen Breite von etwa
15 Meter erstreckt, mit den beiden anliegenden
Eisenbahnen und auch dem Stück des „Kommu-
nalbäder"-Gebietes.
c) D r i t t e s G e b i e t ( P r a t e r k a i )
Das Hafengebiet von Kilometerpunkt 1928,
858'90 bis Kilometerpunkt 1927, 695'30 ent-
lang des Laufes der Donau auf eine Distanz von
1163'60 Meter und einer durchschnittlichen
Breite von etwa 70 Meter.
d) V i e r t e s G e b i e t
Das an Kilometerpunkt 1925, 664'7 der Donau
auf dem Gebiet des von der Ungarischen Dampf-
schiffahrtgesellschaft benützten Hafengebietes
Stück 39, Nr. 152. 737
B e m e r k u n g z u d e n A b s c h n i t t e n II,
III u n d IV
Der Grund, der von dem in Abschnitt II der
vorliegenden Liste erwähnten Hafengebiet und
ebenso von den in Abschnitt III und IV der
vorliegenden Liste aufgezählten Agentiegebäu-
den, Stromstationen, Lagerhäusern und anderen
Gebäuden eingenommen wird, und alle in den
Abschnitten II, III und IV angeführten Ver-
mögenschaften sind der Sowjetunion unter den-
selben gesetzlichen Bedingungen zu übertragen,
unter denen die DDSG diesen Grund und die
anderen Vermögenschaften innegehabt hat, mit
der Maßgabe, daß am 8. Mai 1945 im Eigentum
der DDSG gestandener Grund in das Eigentum
der UdSSR übergeht.
In Fällen, in denen Vereinbarungen, die die
gesetzliche Grundlage für die Übertragung von
Gründen an die DDSG herstellten, nicht die
Übertragung der Eigentumsrechte an diesen
Gründen an die DDSG vorsahen, wird die öster-
reichische Regierung verpflichtet, die Übertra-
gung der von der DDSG durch solche Verein-
barungen erworbenen Rechte an die UdSSR zu
verbüchern und die Gültigkeit dieser Verein-
barungen für eine unbestimmte Zeitdauer unter
dem Vorbehalt zu verlängern, daß in der Zu-
kunft die Gültigkeit solcher Vereinbarungen
nicht ohne die Zustimmung der Regierung der
UdSSR widerrufen wird.
Das Ausmaß der Verpflichtungen der Sowjet-
union hinsichtlich dieser Vereinbarungen ist
durch ein Abkommen zwischen der Regierung
der UdSSR und der österreichischen Regierung
festzusetzen. Diese Verpflichtungen sollen nicht
die Verpflichtungen überschreiten, die von der
Die in Abschnitt III aufgezählten Vermögen- DDSG in Übereinstimmung mit den vor dem
schaften werden mit der gesamten Ausrüstung 8. Mai 1945 abgeschlossenen Vereinbarungen
und dem gesamten Lagerbestand übertragen. eingegangen worden waren.
738 Stück 39, Nr. 152.
V. Im östlichen Österreich gelegene und der DDSG gehörige Schiffe, die der UdSSR zu
übertragen sind
Stück 39, Nr. 152. 739
Schilling und darunter, das in Österreich von Fällen, in denen der Anspruchstellende beweisen
alliierten Militärbehörden ausgegeben wurde, ein- kann, daß er innerhalb dieser Zeit seine Anmel-
schließlich jenes Geldes, das sich beim Inkraft- dung nicht vornehmen konnte.
treten des vorliegenden Vertrages im Umlauf be- 3. Die österreichische Regierung wird Über-
findet, die volle Einlösepflicht übernehmen. Von tragungen in bezug auf Staatsangehörigen der
den alliierten Militärbehörden ausgegebene No- Vereinten Nationen gehörende Vermögen-
ten im Nennwert von mehr als fünf Schilling schaften, Rechte und Interessen jeder Art, für
werden vernichtet und Ansprüche in diesem Zu- ungültig erklären, soferne solche Übertragungen
sammenhang können gegen keine der Alliierten durch von Regierungen der Achsenmächte oder
und Assoziierten Mächte erhoben werden. deren Dienststellen in der Zeit zwischen dem Be-
5. Der Verzicht auf Ansprüche durch Öster- ginn der Feindseligkeiten zwischen Deutschland
reich nach Paragraph 1 dieses Artikels umfaßt und der betreffenden Vereinten Nation und dem
alle Ansprüche, die sich aus Maßnahmen ergeben, 8. Mai 1945 ausgeübten Zwang zustande ge-
die von irgendeiner Alliierten oder Assoziierten kommen sind.
Macht hinsichtlich solcher Schiffe ergriffen wur- 4. a) In Fällen, in denen die österreichische
den, die österreichischen Staatsangehörigen im Regierung eine Entschädigung für Verluste
Zeitraum zwischen dem 1. September 1939 und leistet, die auf Grund einer während der
dem Inkrafttreten des vorliegenden Vertrages deutschen Besetzung Österreichs oder wäh-
gehörten, und ebenso alle Ansprüche und Schul- rend des Krieges erlittenen Verletzung oder
den, die sich aus jetzt in Kraft befindlichen Ab- einer Schädigung an Vermögen in Öster-
kommen über Kriegsgefangene ergeben. reich entstanden sind, soll den Staatsange-
hörigen der Vereinten Nationen keine
weniger vorteilhafte Behandlung einge-
Teil V räumt werden, als österreichischen Staats-
Eigentum, Rechte und Interessen angehörigen gewährt wird; und in solchen
Fällen sollen Staatsangehörige der Ver-
A r t i k e l 25. einten Nationen, die unmittelbar oder mit-
Vermögen der Vereinten Nationen in Österreich telbar Eigentumsinteressen an Gesellschaf-
ten oder Vereinigungen besitzen, die nicht
1. Soweit Österreich dies nicht schon durchge- Staatsangehörige der Vereinten Nationen
führt hat, wird es alle den Vereinten Nationen im Sinne des Paragraphen 8 a dieses Ar-
und ihren Staatsangehörigen gehörenden gesetz- tikels sind, eine Entschädigung erhalten,
lichen Rechte und Interessen in Österreich die unter Zugrundelegung des gesamten
wiederherstellen, wie sie an dem Tag bestanden, Verlustes oder Schadens, den diese Gesell-
an dem die Feindseligkeiten zwischen Deutsch- schaften oder Vereinigungen erlitten ha-
land und der betreffenden Vereinten Nation be- ben, Berechnet ist, und in jenem Verhältnis
gannen, und wird alles Vermögen der Vereinten zu diesem Verlust oder Schaden steht, das
Nationen und ihrer Staatsangehörigen in Öster- der kapitalsmäßigen Beteiligung eines
reich zurückgeben, wie es jetzt vorhanden ist. solchen Staatsangehörigen an der Gesell-
2. Die österreichische Regierung verpflichtet schaft oder Vereinigung entspricht.
sich, alle unter diesen Artikel fallenden Ver- b) Die österreichische Regierung wird den
mögenschaften, Rechte und Interessen frei von Vereinten Nationen und deren Staatsange-
allen Belastungen und Kosten jeder Art wieder- hörigen in der Zuteilung von Material für
herzustellen, denen sie als Folge des Krieges mit die Reparatur oder den Wiederaufbau
Deutschland unterworfen sein mögen, und ohne ihres Eigentums in Österreich und in. der
Auferlegung irgendwelcher Kosten durch die Zuteilung von Devisen für die Einfuhr von
österreichische Regierung aus Anlaß ihrer Rück- solchem Material die gleiche Behandlung
gabe. Die österreichische Regierung wird alle Maß- wie den österreichischen Staatsangehörigen
nahmen der Beschlagnahme, Sequestrierung oder gewähren.
Kontrolle für nichtig erklären, die gegen Ver-
mögen von Vereinten Nationen in Österreich in 5. Alle angemessenen Ausgaben, die in Öster-
der Zeit zwischen dem Tag des Beginns der reich im Zusammenhang mit der Geltend-
Feindseligkeiten zwischen Deutschland und der machung von Ansprüchen, einschließlich der
betreffenden Vereinten Nation und dem Inkraft- Kosten für die Festsetzung des Verlustes oder
treten des vorliegenden Vertrages ergriffen wur- Schadens, erwachsen, werden von der österreichi-
den. In Fällen, in denen das Eigentum nicht schen Regierung getragen.
innerhalb von sechs Monaten nach Inkrafttreten 6. Staatsangehörige der Vereinten Nationen
dieses Vertrages zurückgegeben worden ist, ist und deren Vermögen sind von allen außerordent-
die Anmeldung zwecks Rückgabe des Eigentums lichen Steuern, Abgaben und Auflagen befreit,
bei den österreichischen Behörden spätestens mit denen ihre Kapitalswerte in Österreich
innerhalb von zwölf Monaten nach Inkrafttreten durch die österreichische Regierung oder irgend-
des Vertrages vorzunehmen, ausgenommen in eine österreichische Behörde zwischen dem Zeit-
Stück 39, Nr. 152. 741
punkt der Übergabe der deutschen Streitkräfte Nationen in Österreich, die in Übereinstimmung
und dem Inkrafttreten dieses Vertrages zu dem mit Gesetzen und Verordnungen erfolgte, die als
besonderen Zwecke belastet worden sind, Aus- österreichisches Recht am 28. Juni 1946 in Kraft
gaben, die sich aus dem Kriege ergeben, oder die waren.
Kosten der Besatzungstruppen damit zu decken.
10. Die österreichische Regierung anerkennt,
Beträge, die aus diesem Titel bezahlt wurden,
daß das Abkommen von Brioni vom 10. August
sind zurückzuerstatten.
1942 null und nichtig ist. Sie verpflichtet sich,
7. An Stelle der Bestimmungen dieses Artikels mit den anderen Signataren des Abkommens von
können der Eigentümer des betreffenden Ver- Rom vom 21. März 1923 an Verhandlungen teil-
mögens und die österreichische Regierung eine zunehmen, die den Zweck verfolgen, in die Be-
Vereinbarung treffen. stimmungen des Abkommens die nötigen Modi-
8. Die in diesem Artikel gebrauchten Aus- fikationen einzufügen, um eine billige Regelung
drücke: der darin vorgesehenen Annuitäten sicherzustel-
a) „Staatsangehörige der Vereinten Nationen" len.
bedeuten physische Personen, die im Zeit- A r t i k e l 26.
punkt des Inkrafttretens dieses Vertrages
Staatsangehörige irgendeiner der Vereinten Vermögenschaften, Rechte und Interessen von
Nationen sind, oder Gesellschaften oder Minderheitsgruppen in Österreich
Vereinigungen, die im Zeitpunkt des In- 1. Soweit solche Maßnahmen noch nicht ge-
krafttretens dieses Vertrages gemäß dem troffen worden sind, verpflichtet sich Österreich
Recht irgendeiner der Vereinten Nationen in allen Fällen, in denen Vermögenschaften, ge-
errichtet worden sind, vorausgesetzt, daß setzliche Rechte oder Interessen in Österreich
diese physischen Personen, Gesellschaften seit dem 13. März 1938 wegen der rassischen
oder Vereinigungen diesen Status auch am Abstammung oder der Religion des Eigentümers
8. Mai 1945 besessen haben. Gegenstand gewaltsamer Übertragung oder von
Der Ausdrück „Staatsangehörige der Maßnahmen der Sequestrierung, Konfiskation
Vereinten Nationen" schließt auch alle oder Kontrolle gewesen sind, das angeführte
physischen Personen, Gesellschaften und Vermögen zurückzugeben und diese gesetzlichen
Vereinigungen ein, die gemäß den während Rechte und Interessen mit allem Zubehör wieder-
des Krieges in Österreich geltenden Ge- herzustellen. Wo eine Rückgabe oder Wieder-
setzen als Feinde behandelt worden sind. herstellung nicht möglich ist, wird für auf Grund
b) „Eigentümer" bedeutet eine der Vereinten solcher Maßnahmen erlittene Verluste eine Ent-
Nationen oder einen Staatsangehörigen schädigung in einem Ausmaß gewährt, wie sie
einer der Vereinten Nationen im Sinne der bei Kriegsschäden österreichischen Staatsangehö-
Definition des oben angeführten Ab- rigen jetzt oder späterhin generell gegeben wird.
satzes a), der einen Rechtsanspruch auf das 2. Österreich stimmt zu, alle Vermögenschaf-
in Frage stehende Vermögen hat, und um- ten, gesetzlichen. Rechte und Interessen in Öster-
faßt auch den Rechtsnachfolger des Eigen- reich, die Personen, Organisationen oder Gemein-
tümers, vorausgesetzt, daß der Rechtsnach- schaften gehören, die einzeln oder als Mitglieder
folger gleichfalls eine Vereinte Nation oder von Gruppen rassischen, religiösen oder anderen
ein Staatsangehöriger einer Vereinten Naziverfolgungsmaßnahmen unterworfen wor-
Nation im Sinne der Definition des Ab- den sind, unter seine Kontrolle zu nehmen, wenn,
satzes a) ist. Wenn der Rechtsnachfolger falls es sich um Personen handelt, diese Ver-
das Vermögen in einem beschädigten Zu- mögenschaften, Rechte und Interessen ohne
stand erworben hat, behält der Über- Erben bleiben oder durch sechs Monate nach In-
tragende seine Rechte auf Entschädigung krafttreten des vorliegenden Vertrages nicht
gemäß diesem Artikel; Verpflichtungen beansprucht werden oder wenn, falls es sich um
nach Landesrecht zwischen dem Über- Organisationen und Gemeinschaften handelt,
tragenden und dem Erwerber werden hie- diese Organisationen und Gemeinschaften auf-
durch nicht berührt. gehört haben zu bestehen. Österreich soll diese
c) „Vermögen" bedeutet alles bewegliche oder Vermögenschaften, Rechte und Interessen ge-
unbewegliche, materielle oder immaterielle eigneten, von den vier Missionschefs in Wien im
Vermögen einschließlich gewerblichen, lite- Wege von Vereinbarungen mit der österreichi-
rarischen und künstlerischen Eigentums so- schen Regierung zu bestimmenden Dienststellen
wie alle Eigentumsrechte und -interessen oder Organisationen übertragen, damit sie für
jeder Art. Hilfe und Unterstützung von Opfern der Ver-
9. Die Bestimmungen dieses Artikels finden folgung durch die Achsenmächte und für Wieder-
keine Anwendung auf die Übertragung von Ver- gutmachung an solche verwendet werden; diese
mögen, Rechten oder Interessen von Vereinten Bestimmungen sind dahin zu verstehen, daß sie
Nationen oder von Staatsangehörigen Vereinter von Österreich keine Zahlungen in fremder
742 Stück 39, Nr. 152.
Währung oder andere Überweisungen an fremde trollrecht über die österreichischen Staatsfinanzen
Länder erfordern, die eine Belastung der öster- einräumen.
reichischen Wirtschaft darstellen würden. Diese 3. Das Bestehen des Kriegszustandes zwischen
Übertragung wird innerhalb von achtzehn den Alliierten und Assoziierten Mächten und
Monaten nach Inkrafttreten des vorliegenden Deutschland berührt an sich nicht die Verpflich-
Vertrages durchgeführt werden und Vermögen- tung zur Bezahlung von Geldschulden, die ent-
schaften, Rechte und Interessen, deren Wieder- weder aus vor Bestehen des Kriegszustandes
herstellung in Paragraph 1 dieses Artikels ver- stammenden Verpflichtungen und Verträgen her-
langt wird, einschließen. rühren oder aus Rechten hervorgehen, die vor
Bestehen des Kriegszustandes erworben wurden,
soweit diese Schulden vor dem Inkrafttreten des
A r t i k e l 27.
vorliegenden Vertrages fällig geworden sind und
Österreichisches Vermögen im Gebiete der die der Regierung oder den Staatsangehörigen
Alliierten und Assoziierten Mächte einer der Alliierten und Assoziierten Mächte
gegen die Regierung oder Staatsangehörige
1. Die Alliierten und Assoziierten Mächte er-
Österreichs zustehen, oder die der Regierung oder
klären ihre Absicht, österreichische Vermögen-
Staatsangehörigen Österreichs gegen die Regie-
schaften, Rechte und Interessen, so wie sie sich
rung oder Staatsangehörige einer der Alliierten
derzeit in ihren Gebieten vorfinden, zurück-
und Assoziierten Mächte zustehen.
zustellen oder, soweit solche Vermögenschaften,
Rechte und Interessen einer Liquidierungs-, 4. Soweit nicht in dem vorliegenden Vertrag
Verwendungs- oder sonstigen Verwertungsmaß- ausdrücklich etwas anderes bestimmt ist, ist darin
nahme unterzogen worden sind, den Erlös, der nichts dahin auszulegen, daß dadurch das
sich aus der Liquidierung, Verwendung oder Ver- Schuldner-Gläubigerverhältnis beeinträchtigt
wertung solcher Vermögenschaften, Rechte und wird, das sich aus Verträgen ergibt, die zu irgend-
Interessen ergeben hat, abzüglich der auf- einem Zeitpunkt vor dem 1. September 1939 ent-
gelaufenen Gebühren, Verwaltungsausgaben, weder von der österreichischen Regierung oder
Gläubigerforderungen und arideren ähnlichen von Personen, die am 12. März 1938 österreichi-
Lasten auszufolgen. Die Alliierten und Assozi- sche Staatsangehörige waren, abgeschlossen wor-
ierten Mächte sind bereit, zu diesem Behufe Ver- den sind.
einbarungen mit der österreichischen Regierung
abzuschließen.
2. Unbeschadet der vorstehenden Bestimmun- Teil VI
gen wird der Föderativen Volksrepublik Jugo-
Allgemeine Wirtschaftsbeziehungen
slawien das Recht eingeräumt, österreichische
Vermögenschaften, Rechte und Interessen, die A r t i k e l 29.
sich im Zeitpunkt des Inkrafttretens des vor- 1. Bis zum Abschluß von Handelsverträgen
liegenden Vertrages auf jugoslawischem Gebiet oder -abkommen zwischen einzelnen der Verein-
befinden, zu beschlagnahmen, zurückzubehalten ten Nationen und Österreich gewährt die öster-
oder zu liquidieren. Die österreichische Regierung reichische Regierung während eines Zeitraumes
verpflichtet sich, österreichische Staatsangehörige, von achtzehn Monaten vom Inkrafttreten des
deren Vermögen auf Grund dieses Paragraphen vorliegenden Vertrages jeder der Vereinten Na-
herangezogen wird, zu entschädigen. tionen, die Österreich tatsächlich in reziproker
Weise eine gleichartige Behandlung in analogen
A r t i k e l 28. Angelegenheiten einräumt, folgende Behandlung:
a) In allem, was Abgaben und Lasten auf die
Schulden
Ein- oder Ausfuhr, die innerstaatliche Be-
1. Die Alliierten und Assoziierten Mächte an- steuerung eingeführter Waren und sämt-
erkennen, daß Zinsenzahlungen und ähnliche liche einschlägigen Regelungen betrifft,
Auflagen, die österreichische Staatspapiere be- wird den Vereinten Nationen die bedin-
lasten und nach dem 12. März 1938 und vor dem gungslose Meistbegünstigung gewährt.
8. Mai 1945 fällig wurden, einen Anspruch gegen b) In jeder anderen Hinsicht wird Österreich
Deutschland und nicht gegen Österreich dar- Güter, die aus dem Gebiet einer der Ver-
stellen. einten Nationen stammen oder für deren
2. Die Alliierten und Assoziierten Mächte er- Gebiet bestimmt sind, im Verhältnis zu den
klären ihre Absicht, von den Bestimmungen von gleichen Gütern, die aus dem Gebiet einer
Anleiheabkommen, die von der österreichischen anderen der Vereinten Nationen oder
Regierung vor dem 13. März 1938 abgeschlossen irgendeinem anderen fremden Lande stam-
wurden, keinen Gebrauch zu machen, insoweit men oder dorthin bestimmt sind, nicht
diese Bestimmungen den Gläubigern ein Kon- willkürlich diskriminierend behandeln.
Stück 39, Nr. 152. 743
c) Staatsangehörigen der Vereinten Nationen, keinem Einverständnis über die Wahl eines
einschließlich juristischen Personen, wird in dritten Mitgliedes der Kommission gelangen,
allen Angelegenheiten, die Handel, Indu- kann jede der beiden Regierungen die Chefs der
strie, Schiffahrt und andere Formen der Ge- diplomatischen Missionen der Sowjetunion, des
schäftstätigkeit innerhalb Österreichs be- Vereinigten Königreiches, der Vereinigten Staaten
treffen, die gleiche Behandlung wie den In- von Amerika und Frankreichs in Wien ersuchen,
ländern und der meistbegünstigten Nation die Bestellung vorzunehmen. Wenn sich die
gewährt. Diese Bestimmungen finden auf Missionschefs innerhalb eines Zeitraumes von
die Handelsluftfahrt keine Anwendung. einem Monat nicht über die Bestellung dieses
d) Österreich gewährt keinem Land für den dritten Mitgliedes einigen können, kann der
Generalsekretär der Vereinten Nationen von
Betrieb von Handelsflugzeugen im inter-
jeder der beiden Parteien ersucht werden, die
nationalen Verkehr ausschließliche oder
Bestellung vorzunehmen.
präferenzielle Rechte, es bietet allen Ver-
einten Nationen gleiche Möglichkeiten, 2. Wenn eine Vergleichskommission nach
internationale Handelsluftfahrtsrechte auf Paragraph 1 dieses Artikels bestellt ist, hat sie
österreichischem Staatsgebiet zu erwerben, die Jurisdiktion über alle Streitfälle, die in Hin-
einschließlich des Rechtes der Landung zur kunft zwischen der in Betracht kommenden
Brennstoffaufnahme und Reparatur, und Vereinten Nation und Österreich bezüglich der
gewährt hinsichtlich des Betriebes von Han- Anwendung oder der Auslegung des in Para-
delsflugzeugen im internationalen Verkehr graph 1 dieses Artikels genannten Artikels ent-
allen Vereinten Nationen auf Grundlage stehen könnten, und übt die ihr durch diese Be-
der Gegenseitigkeit und nicht diskriminie- stimmungen zugewiesenen Funktionen aus.
render Behandlung das Recht, über öster-
3. Jede Vergleichskommission bestimmt ihr
reichisches Gebiet zu fliegen ohne zu lan-
Verfahren selbst, wobei eine der Gerechtigkeit
den. Diese Bestimmungen dürfen die In-
und der Billigkeit entsprechende Geschäftsord-
teressen der österreichischen Landesvertei-
nung anzunehmen ist.
digung nicht beeinträchtigen.
4. Jede Regierung bezahlt das Honorar des
2. Es besteht Einverständnis darüber, daß die von ihr bestellten Mitgliedes der Vergleichskom-
obigen Verpflichtungen Österreichs den Ausnah- mission und jedes Bevollmächtigten, den sie zu
men unterworfen sind, die üblicherweise in den ihrer Vertretung vor der Kommission bestimmt.
vor dem 13. März 1938 von Österreich abge- Das Honorar des dritten Mitgliedes wird durch
schlossenen Handelsverträgen enthalten waren; besondere Vereinbarung zwischen den in Be-
die Bestimmungen bezüglich der von jeder der tracht kommenden Regierungen festgesetzt und
Vereinten Nationen gewährten Gegenseitigkeit zusammen mit den gemeinsamen Auslagen jeder
sind gleichfalls mit jenen Ausnahmen zu ver- Kommission zu gleichen Teilen durch die beiden
stehen, die üblicherweise in den von diesem Staat Regierungen bezahlt.
geschlossenen Handelsverträgen enthalten sind. 5. Die Parteien verpflichten sich, daß ihre Be-
hörden der Vergleichskommission direkt jeden
in ihrer Macht stehenden Beistand leisten wer-
Teil VII den.
6. Die Entscheidung der Mehrzahl der Mit-
Regelung von Streitfällen glieder der Kommission stellt die Entscheidung
A r t i k e l 30. der Kommission dar und ist von den Parteien
als endgültig und bindend anzunehmen.
1. Alle Streitfälle, die bei Ausführung des Ar-
tikels über das Eigentum der Vereinten Nationen
in Österreich dieses Vertrages entstehen könnten,
werden einer auf paritätischer Grundlage gebil- Teil VIII
deten Vergleichskommission, die aus einem Ver- Verschiedene wirtschaftliche Bestimmungen
treter der Regierung der in Betracht kommenden
Vereinten Nation und einem Vertreter der öster- A r t i k e l 31.
reichischen Regierung besteht, überwiesen wer-
Bestimmungen betreffend die Donau
den. Wenn innerhalb von drei Monaten, nach-
dem der Streitfall der Vergleichskommission Die Schiffahrt auf der Donau ist für die An-
überwiesen wurde, keine Einigung erzielt wor- gehörigen, die Handelsschiffe und die Waren
den ist, kann jede der Regierungen die Zuzie- aller Staaten auf Grundlage der Gleichstellung
hung eines dritten Mitgliedes zur Kommission bezüglich der Hafen- und Schiffahrtsgebühren
beantragen, das von den beiden Regierungen ein- und der Bedingungen für die Handelsschiffahrt
vernehmlich aus den Angehörigen eines dritten frei und offen. Vorstehendes findet keine An-
Landes ausgewählt wird. Sollten die beiden Re- wendung auf den Verkehr zwischen Häfen des-
gierungen innerhalb von zwei Monaten zu selben Staates.
744 Stück 39, Nr. 152.
L.S. V. Molotow
L. S. J. Iljitschow
L. S. Harold Macmillan
L. S. Geoffrey Wallinger
L. S. Llewellyn E. Thompson
L. S. Ant. Pinay
L. S. R. Lalouette
L. S. Leopold Figl
Stück 39, Nr. 152. 799
Der Bundespräsident:
Körner
Der Bundeskanzler:
Raab
Der Vizekanzler:
Schärf
Stück 39, Nr. 152. 809