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Zentrale Prüfungen 2024 - Deutsch Erster Prüfungsteil: Leseverstehen

Der Text behandelt die Umweltauswirkungen von Popkonzerten und die Bemühungen der Musikindustrie um Nachhaltigkeit, insbesondere durch Künstler wie Billie Eilish und Coldplay. Es wird aufgezeigt, dass trotz des hohen CO2-Fußabdrucks von Konzerten Initiativen zur Verbesserung der Umweltbilanz ergriffen werden, wie die Verwendung von Ökostrom und Recyclingmaßnahmen. Der Autor betont, dass die Musikbranche das Potenzial hat, einen kulturellen Wandel hin zu mehr Umweltbewusstsein zu fördern.

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Zentrale Prüfungen 2024 - Deutsch Erster Prüfungsteil: Leseverstehen

Der Text behandelt die Umweltauswirkungen von Popkonzerten und die Bemühungen der Musikindustrie um Nachhaltigkeit, insbesondere durch Künstler wie Billie Eilish und Coldplay. Es wird aufgezeigt, dass trotz des hohen CO2-Fußabdrucks von Konzerten Initiativen zur Verbesserung der Umweltbilanz ergriffen werden, wie die Verwendung von Ökostrom und Recyclingmaßnahmen. Der Autor betont, dass die Musikbranche das Potenzial hat, einen kulturellen Wandel hin zu mehr Umweltbewusstsein zu fördern.

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Zentrale Prüfungen 2024 – Deutsch


Anforderungen für den Mittleren Schulabschluss (MSA)

Erster Prüfungsteil: Leseverstehen


Joachim Hentschel: Kann Pop das Klima retten?
(1) Ein besonderes musikalisches Ereignis, Tausende von Teenagern haben ihm entgegengefiebert.
Die 17 000 Plätze der Mercedes-Benz-Arena Berlin sind besetzt, der Lärm ist gewaltig, schon bevor
die Musik beginnt. An diesem Donnerstagabend im Sommer 2022 tritt Billie Eilish auf. 20 Jahre alt,
eine der erfolgreichsten Musikerinnen der Welt, Stilikone, Influencerin. Die großen, drängenden
5 Fragen werden an diesem Abend trotzdem nicht ausgeblendet: Beim Song „All the good girls go to
hell“ flimmern verstörende Videos über die LED-Bildschirme: Waldbrände, schmelzendes Polareis,
Wasserschildkröten, die sich in Plastikmüll verheddern. „Die Menschheit ist so dumm“, singt Billie
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Eilish zum wummernden Beat, „warum sollten wir sie retten?“


(2) Die jungen Leute singen mit. Sie gehören zur Fridays-for-Future-Generation und würden wohl
10 fast alle die Alarmparole unterschreiben, die Billie Eilish gelegentlich auf ihrem T-Shirt trägt: „No
Music on a Dead Planet“. Dass sie sich hier allerdings auf einer Veranstaltung mit denkbar schlechtem
CO2-Fußabdruck1 befinden, wissen viele nicht. Popkonzerte sind gigantische Energie- und Ressourcen-
fresser: Zu den Hunderten Kilowattstunden, die Soundanlage, Scheinwerfer und Effekte jeden Abend
verbrauchen, kommen Bewirtschaftung, Licht, Lüftung, Müll und Transport. Nicht nur die Künstler,
15 ihr Team und ihre Ausrüstung fliegen und fahren durch die Welt, in Berlin reisen 17 000 Zuschauer
an und ab.
(3) „Wir alle, und das betrifft jede Branche, müssen die beste Art finden, um unsere Jobs weiter prak-
tizieren zu können“, sagte Coldplay-Sänger Chris Martin 2019 dem britischen Radio- und Fernseh-
sender BBC und vermeldete, die Band werde nicht mehr touren, bis sie nachhaltige Alternativen ent-
20 deckt habe. Immerhin setzen solche Drohungen die Entertainmentbranche unter Druck. Die hat sich
für Nachhaltigkeit lange Zeit wenig interessiert. Fans wundern sich schon länger, wenn zum Konzert-
ticket nicht automatisch die kostenlose Anfahrt per Bus oder Bahn gehört. Doch hinter den Kulissen
wäre viel mehr möglich. „Eine der vielversprechendsten Möglichkeiten ist die Energieversorgung mit
Ökostrom“, sagt Fine Stammnitz von Green Touring Network2. „Die Musikindustrie hat die Strahl-
25 kraft, den Wandel zum effektiven Klimaschutz kulturell zu begleiten und zu emotionalisieren.“ Nur
müsse sie dieses Potenzial auch nutzen.
(4) Beim Eilish-Konzert sieht man, was schon möglich ist. In einem der Korridore der Arena, in denen
sonst Cola, Würstchen und T-Shirts verkauft werden, stehen Aktivistinnen und Aktivisten an ihrem

1
CO2-Fußabdruck: Mengenmaß für Treibhausgas-Absonderungen, die erhebliche Auswirkungen auf das Klima haben
2
Green Touring Network: eine Organisation, welche sich die Stärkung ökologischer Nachhaltigkeit in der Musikindustrie
zum Ziel gesetzt hat

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Stand. Billie Eilish hat die NGOs3 persönlich eingeladen, sie zu begleiten. Das ist Segen und Bekenntnis.
30 „Viele Künstler wollen heute nicht nur ihre CO2-Bilanzen verbessern, sondern auch ihren Aktivismus
mit ihren Fans teilen“, sagt Lauren Sullivan, zweite Chefin von Reverb. Die Non-Profit-Agentur4 für
Nachhaltigkeit im Musikgeschäft gibt es seit 2004. „Unsere Arbeit ist oft nur ein Wassertropfen, aber
er zieht Kreise, von den Konzertbesuchern bis zu den Gemeinden vor Ort, in die sie die Ideen hinein-
tragen“, erzählt sie per Videokonferenz.
35 (5) Für die Billie-Eilish-Tour hat Reverb einen Nachhaltigkeits-Roadie5 eingeführt. Er kümmert sich
an jeder Station um Recycling- und Bewirtungsfragen, stellt sicher, dass die vertraglich zugesicherte
vegane Verpflegung fürs Publikum bereitsteht. Für manche Kunden recherchiert Reverb Ökobauern
entlang der Tourstrecke und vereinbart regionale Lieferungen in die Hallen. Die Mitarbeiter sortieren
Müll, sammeln sogar gerissene Gitarrensaiten ein, um sie zu verwerten oder zu spenden. Die wahr-
40 haft großen Räder müssen aber noch gedreht werden: Ökostrom in den Hallen, Biodiesel oder E-An-
trieb für die Zubehörtrucks sowie ein Ausgleich für die Anreise der Fans – solche Leistungen müsse
man noch aufbauen, sagt Lauren Sullivan. Ob manche Band sie bucht, um Umweltfreundlichkeit
vorzutäuschen? „Kann ich mir kaum vorstellen“, antwortet sie. „Dafür wird es viel zu nervig und
unbequem, wenn unsere Leute erst loslegen.“
45 (6) Viele Künstlerinnen und Künstler ergreifen Eigeninitiative. Coldplay, die sich 2019 selbst auf null
setzten, sind neu zurückgekehrt und fliegen mit Flugzeugen, die mit pflanzlichem Bio-Kraftstoff be-
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tankt sind. Die Rock-Band Radiohead boykottiert Konzerthallen mit schlechtem Anschluss an den
öffentlichen Nahverkehr und die Band The 1975 kündigt an, keine neuen T-Shirts zu produzieren.
Fans können zu den Auftritten gebrauchte Shirts mitbringen, die vor Ort bedruckt werden. Der An-
50 fang ist gemacht. Doch bis zur Klimaneutralität ist es noch ein weiter Weg. Allein die Musikfestivals
in Deutschland verbrauchen nach einer Schätzung des Aktionswerks Nachhaltigkeit zur Stromerzeu-
gung rund 400 Millionen Liter Diesel pro Saison. Entfernt von den Zentren gibt es keine Ökostrom-
steckdosen; die meisten der 80 000 Besucher des Hurricane Festival kommen mit dem Auto nach
Scheeßel6. Die Müllberge auf den Campingplätzen sehen entsprechend beeindruckend aus.
55 (7) Müll und Logistik7 lassen sich vielleicht lösen. Woher aber den Strom in der freien Natur nehmen?
Denn das Erlebnis der Natur gehört nun mal zur Festivalatmosphäre. Die Lösung könnte bald eine
bushäuschengroße mobile Brennstoffzelle mit dem Namen Every2where liefern, ein mit Wasserstoff
betriebenes, schadstofffrei arbeitendes Kraftwerk mit 100 Kilowatt Leistung, das man von der Wiese
zur Wüste und wieder zurückfahren kann. Die Technologie ist völlig neu, auch andernorts einsetzbar.
60 In den besten Fällen kann die Branche ein Antrieb für Erneuerung sein, eine Art Labor. Jacob Bilabel,
Leiter des Aktionsnetzwerks Nachhaltigkeit, vergleicht ein Musikfestival mit einer vorübergehend
aufgebauten Stadt. „Gelingt es uns, sie zukunftsfähig zu machen, was Energie, Mobilität, Vielfalt
und den Umgang mit Ressourcen betrifft, dann lernen wir daraus viel, was man in Barcelona, Passau,
New York oder Koblenz praktizieren kann.“

Quelle: Joachim Hentschel: Kann Pop das Klima retten? In: For Our Planet 1/2022, S. 17 – 19 (Text gekürzt und adaptiert)

3
NGO: Non-Governmental Organisation: gemeinnütziger, regierungsunabhängiger Interessenverband
4
Non-Profit-Agentur: Dienstleistungsunternehmen, das ideellen Zielen folgt und nicht gewinnorientiert arbeitet
5
Roadie: mitreisender Veranstaltungstechniker
6
Scheeßel: kleiner Ort zwischen Hamburg und Bremen
7
Logistik: hier: Veranstaltungsplanung und -organisation, u. a. Beschaffung und Bereitstellung von Waren oder Dienst-
leistungen

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Aufgaben zu: Kann Pop das Klima retten?


1. Kreuze die richtige Antwort an.
Zu Beginn des Textes erfahren die Lesenden, dass Billie Eilish (Abschnitt 1) …
a)  schon seit 20 Jahren als Influencerin bekannt ist.
b)  auch auf bedrohliche Umweltthemen hinweisen will.
c)  junge Menschen von ihren Problemen ablenken möchte.
d)  vor allem Teenager für Umweltschäden verantwortlich macht.

2. Kreuze die richtige Antwort an.


Laut Autor Joachim Hentschel (Abschnitt 2) …
a)  sind die Umweltauswirkungen von Popkonzerten vielen Besuchern nicht bewusst.
b)  wollen junge Leute von problematischen Folgen der Popkonzerte nichts wissen.
c)  werden Umweltschäden als Folge von Popkonzerten häufig überschätzt.
d)  sind vor allem Flugreisen zu Popkonzerten schädlich für die Umwelt.
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3. Kreuze die richtige Antwort an.


Die Ankündigung der Band Coldplay im Jahr 2019, ohne nachhaltige Reisemöglichkeit nicht
mehr auf Tour zu gehen, (Abschnitt 3) …
a)  veranlasste die Veranstalter, der Band mit Schadenersatz zu drohen.
b)  drängte die Entertainmentbranche dazu, mehr Umweltbewusstsein zu zeigen.
c)  führte zu verwunderten Äußerungen von Fans in einer Radio-Sendung des BBC.
d)  bestätigte die Musikindustrie in ihren bisherigen Bemühungen um hohe Nachhaltigkeit.

4. Kreuze die richtige Antwort an.


Fine Stammnitz von Green Touring Network ist der Meinung, dass die Musikindustrie
(Abschnitt 3) …
a)  durch ihre Strahlkraft Menschen für den Klimaschutz gewinnen kann.
b)  bei Kulturveranstaltungen effektiv Klimaschutzvorgaben umsetzt.
c)  ihr Potenzial schon erfolgreich für Klimaschutzwerbung einsetzt.
d)  unbemerkt schon seit langem Klimaschutzziele verfolgt.

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5. Kreuze die richtige Antwort an.


Lauren Sullivan von Reverb stellt fest, dass die Konzertbesucher (Abschnitt 4) …
a)  die Gedanken der Agentur weiterverbreiten.
b)  Veranstaltungen in ihren Gemeinden vor Ort bevorzugen.
c)  von den Künstlern immer mehr Aktivismus erwarten.
d)  die Arbeit von Reverb oft kritisch bewerten.

6. Kreuze die richtige Antwort an.


Die Agentur Reverb kümmerte sich bei der Billie-Eilish-Tour unter anderem um (Abschnitt 5) …
a)  die vollständige Versorgung der Konzerthallen mit Ökostrom.
b)  eine werbewirksame Ablenkung von Umweltschäden durch die Konzerte.
c)  die Verfügbarkeit veganer Nahrung für die Konzertbesucher.
d)  eine günstigere Energieversorgung für die Begleitfahrzeuge der Sängerin.
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7. Kreuze die richtige Antwort an.


Der Autor geht davon aus, dass Musikveranstaltungen (Abschnitt 6) …
a)  gar nicht umweltfreundlicher ausgerichtet werden können.
b)  noch lange Zeit nicht klimaneutral ausgerichtet sein werden.
c)  auch zukünftig keine Umweltschutzvorgaben erfüllen müssen.
d)  bereits in naher Zukunft mit deutlich weniger Strom auskommen.

8. Kreuze die richtige Antwort an.


Die moderne Brennstoffzelle mit dem Namen Every2where (Abschnitt 7) …
a)  ersetzt alle früheren Methoden der Energiegewinnung.
b)  sorgt für Strom auch außerhalb bebauter Gebiete.
c)  wurde unter anderem in Koblenz entwickelt.
d)  arbeitet mit Sonnenenergie.

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9. Erläutere den Zusammenhang zwischen dem Foto und dem Text (Abschnitte 5 – 7).

Das Foto wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.


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Quelle: https://edition.cnn.com/2019/06/25/world/plastic-waste-emissions-music-festivals-intl/index.html,
27.06.2019 (Zugriff: 20.02.2024)

10. Ordne die folgenden Überschriften den passenden Abschnitten (4 – 7) zu.

Überschrift Textabschnitt (4 – 7)
a) Beispiele für Nachhaltigkeitsbemühungen einiger
Künstler und anhaltende Herausforderungen
b) Neue Technologie zur mobilen Energieversorgung
c) Umweltschutzinformation statt Warenverkauf bei
Konzertveranstaltungen
d) Aufgaben einer Nachhaltigkeitsagentur vor und bei
Konzert-Events

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11. Erläutere im Textzusammenhang, inwiefern die Musikbranche „ein Antrieb für Erneuerung“
(Z. 60) sein kann (Abschnitt 7).

12. Kreuze die richtige Antwort an.


Der Autor macht in seinem Text insgesamt deutlich, dass (alle Abschnitte) …
a)  für Umweltschäden durch Festivals besonders deren Besucher verantwortlich sind.
b)  kritische Popsongs schon einiges zur Verbesserung des Klimas beigetragen haben.
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c)  das Hauptproblem des hohen Treibstoffverbrauchs bei Konzerten nicht lösbar ist.
d)  auch bei großen Musikfestivals nachhaltiger Umweltschutz möglich ist.

13. Eine Schülerin sagt nach dem Lesen des Textes:


„Die Veranstaltung großer Konzert-Events sollte aus Umweltschutzgründen verboten werden.“

Schreibe eine kurze Stellungnahme zu dieser Aussage.


Du kannst der Auffassung zustimmen oder nicht. Wichtig ist, dass du deine Meinung begründest.
Beziehe dich dabei auf den Text.

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Zweiter Prüfungsteil – Schreiben


Der zweite Prüfungsteil enthält zwei Wahlthemen, aus denen eines von dir
ausgewählt und bearbeitet werden muss!

Wahlthema 1
• Lies bitte zunächst den Text, bevor du die Aufgabe bearbeitest.
• Schreibe einen zusammenhängenden Text.

Aufgabe
Analysiere den Textauszug aus dem Roman „Koller“ von Annika Büsing.
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Gehe dabei so vor:

• Schreibe eine Einleitung, in der du Textsorte, Titel, Autorin und Erscheinungsjahr benennst
sowie das Thema formulierst.

• Fasse den Inhalt zusammen.

• Stelle dar, wie Chris die Persönlichkeit seiner Mutter und ihr Auftreten gegenüber seiner Tante
wahrnimmt.

• Erläutere, wie er sich rückblickend an das Verhalten seiner Tante zu Anfang (Z. 30 – 43) und im
weiteren Verlauf des Besuchs (Z. 44 – 63) erinnert.

• Untersuche, wie durch sprachliche Mittel das angespannte Verhältnis zwischen den Schwestern
zum Ausdruck kommt (mögliche Aspekte: Wortwahl, Satzbau, stilistische Mittel).

• Verfasse einen kurzen Text aus der Sicht von Chris’ Tante nach der Abreise von Chris und seiner
Mutter:

– Welche Gedanken hat sie, als sie noch einmal über den Besuch der beiden nachdenkt?
– Was denkt sie über das Geschenk, das ihre Schwester ihr mitgebracht hat?

Schreibe in der Ich-Form und berücksichtige die Informationen, die der Textauszug gibt.

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Annika Büsing: Koller1 (Textauszug)


Chris, der viel nachdenkt und wenig redet, erinnert sich Jahre später an die Geschehnisse eines
Tages in seiner Kindheit, als er mit seiner Mutter seine Tante Uta in Kassel besucht hat.

Wir besuchten meine Tante. Ich war neun Jahre alt, und meine Mutter, die sich für göttlich, und wenn
nicht, dann aber doch für unfehlbar hielt, hatte meiner Tante, ihrer jüngeren Schwester, ein Geschenk
besorgt: eine Nudelmaschine. Nun mag man über den Sinn und Unsinn von Nudelmaschinen streiten,
man mag ihnen gegenüber auch eine Haltung der vollkommenen Gleichgültigkeit einnehmen, doch
5 meiner Tante eine solche zu schenken, war ein kalkulierter Affront2. Meine Tante kann nicht kochen.
Alles, was sie kocht, ist aufgetaut und aufgewärmt. Beispiel für ein typisches Mittagessen bei meiner
Tante: mit Frischkäse gefüllte Kartoffelecken aus der Gefriertruhe, im Backofen nach Packungsan-
weisung gebacken, dazu Brokkoli aus der Gefriertruhe, im Topf mit etwas Wasser erwärmt. Oder:
Cordon bleu3 aus der Gefriertruhe, in der Pfanne gebraten, dazu Kaisergemüse4 aus der Gefriertruhe,
10 im Topf mit etwas Wasser erwärmt, und Kroketten, Zubereitung: siehe Kartoffelecken. Woher weiß
ich das, wenn ich nur ein einziges Mal bei meiner Tante war? Habe ich gelogen und war doch öfter
bei meiner einzig lebenden Verwandtschaft?
Nein, ich weiß es, weil es seit dem Desaster5 mit der Nudelmaschine kein Thema gab, über das sich
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meine Mutter häufiger ausließ.


15 Immer und immer wieder hat sie mir Gerichte aufgezählt und deren Zubereitung durch meine Tante
geschildert.
Und sie tat dies keineswegs mit Gehässigkeit, sondern stets nüchtern und sachlich. Der Verdacht, sie
wolle über meine Tante herziehen, kam daher nicht auf. Es war die Sache an sich, die sie so mürbe6
machte. Ich habe gesagt: Es war ein kalkulierter Affront. Und das war es. Bei jedem Menschen. Außer
20 bei meiner Mutter. Sie hatte nicht den Gedankengang, der ungefähr so geht: Wenn ich, als ältere
Schwester, meiner jüngeren Schwester, die seit Jahr und Tag von Gefrierkost lebt und noch nicht
einmal auf die Idee kommt, Brokkoli oder Kaisergemüse etwas Butter, Salz und Pfeffer zuzusetzen,
eine Nudelmaschine schenke, dann könnte sie das als Hinweis darauf verstehen, dass ihr Essen ein
geschmack- und liebloses Nullereignis ist, und gekränkt sein, weil sie sich mit dem, was sie tut, zwar
25 nicht anstrengt, aber doch gute Absichten hegt. (Und umgebracht hat sie mit ihrem Essen schließlich
auch noch niemanden.) Meine Mutter dachte: Uta kocht nur Murks, also schenke ich ihr eine Nudel-
maschine, damit sie frische Nudeln machen kann. Und nachher dachte sie: Was regt sie sich denn auf?
Die Nudelmaschine ist doch 1A7!
Wir kamen also in Kassel an.
30 „Das ist dein Sohn? Schon so groß! Möchtest du eine Johannisbeersaftschorle?“

1
Koller: Zorn, Wutanfall; im Roman zugleich der Spitzname einer männlichen Figur
2
Affront: Provokation
3
Cordon bleu: ein Fleischgericht (ein mit Käse und Schinken gefülltes Schnitzel)
4
Kaisergemüse: typische Tiefkühl-Gemüsemischung, u. a. aus Brokkoli, Möhren und Blumenkohl
5
Desaster: Unglück, Misserfolg, Katastrophe
6
mürbe machen: hier: nerven, ärgern
7
1A: umgangssprachlicher Ausdruck für etwas, das von besonderer, allerbester Qualität ist

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Wir sitzen in der Küche, mit Schorle und Kuchen, meine Tante packt das Geschenk aus, und der
Dialog geht dann etwa so:
Meine Tante: „Eine Nudelmaschine.“
Meine Mutter: „Damit kannst du frische Nudeln machen.“
35 Meine Tante: „Ich esse gar nicht so oft Nudeln.“
Meine Mutter: „Ja, weil es die nicht aus der Tiefkühltruhe gibt.“
Das geht schon richtig gut rein. Wenn man Gesichter liest, aber das tut meine Mutter in diesem Moment
nicht, dann würde man hier merken, dass die Stimmung schon gekippt ist. Meine Tante ist sauer.
„Ich koche nicht nur Sachen aus der Tiefkühltruhe“, sagt sie.
40 „Was kochst du denn, was nicht aus der Tiefkühltruhe kommt?“, fragt meine Mutter.
„Na ja, Milchreis zum Beispiel.“
„Siehst du, und jetzt kannst du frische Nudeln machen“, sagt meine Mutter.
Meine Tante bedankt sich.
Später wurde darüber gesprochen, was es am Abend zu essen geben sollte, und meine Mutter sagte:
45 „Lass uns doch Nudeln machen, mit deiner neuen Maschine!“
Es wurde so beschlossen, und beide kneteten einen Nudelteig zusammen, eine beinahe schwesterliche
Atmosphäre stellte sich ein. Dann ging es an die Maschine.
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Meine Mutter teilte den Teig in Stücke und wies meine Tante an, ihn durch die Maschine zu drehen.
„Mach du das lieber“, sagte meine Tante zögerlich.
50 Meine Mutter stopfte den Teig in die Maschine und drehte die Kurbel. So erhielt sie lange, flache
Teigbahnen, die sie geschickt auf dem Tisch ausbreitete. Die Teigbahnen mussten in einem zweiten
Arbeitsschritt ein weiteres Mal durch die Maschine gedreht werden, wobei sie zerteilt wurden und
Spaghetti ergaben. Die Spaghetti mussten angenommen und in Mehl gewälzt werden, damit sie nicht
verklebten, und diese Aufgabe fiel meiner Tante zu, aber alles, was sie produzierte, waren Teig-
55 klumpen. Sie schwitzte und fluchte. Meine Mutter kurbelte weiter fleißig Teigbahnen aus der Maschine.
Sie hätte langsamer machen können, hätte sie nur registriert, dass sie zu schnell kurbelte. Irgendwann
wurde es meiner Tante zu bunt. Sie knallte ihren Teigklumpen mit Wucht auf die Arbeitsplatte und
schrie:
„Was ist denn das für eine kack Maschine?“
60 Meine Mutter darauf: „Das ist nicht die Schuld der Maschine, Uta, das bist du mit deinen dicken
Fingern.“
Das war’s. Wir saßen nudellos um 20:00 Uhr wieder im Zug nach Hause. Meine Mutter war ratlos,
denn die Nudelmaschine war doch wirklich 1A.

Quelle: Annika Büsing: Koller. Göttingen: Steidl 2023, S. 54 – 58 (Text gekürzt und adaptiert)

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Wahlthema 2
Lies bitte zunächst die Aufgabe und dann die Materialien aufmerksam, bevor du mit dem Schreiben
beginnst.

Situation:
Deine Schule organisiert eine Projektwoche zum Thema „Selbstständigkeit und Unternehmertum“,
um mehr Jugendliche für unternehmerisches Handeln und Denken zu begeistern. Eine Broschüre zu
dieser Projektwoche soll Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften einen Überblick geben,
welche Möglichkeiten sich für junge Gründende bieten.

Du bist gebeten worden, für diese Broschüre einen informierenden Text über Start-ups zu verfassen.
Zu diesem Zweck wird dir eine Materialsammlung (M 1 – M 6) zur Verfügung gestellt.

Schreibauftrag:
Verfasse auf der Grundlage der Materialien M 1 – M 6 einen informierenden Text zum Thema
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„Start-ups“. Schreibe nicht einfach aus den Materialien ab, sondern achte auf eine eigenständige
Darstellung in einem zusammenhängenden Text.

Gehe dabei so vor:


• Formuliere für deinen Text eine passende, zum Lesen anregende Überschrift.

• Erkläre einleitend, was Start-up-Unternehmen sind und durch welche Aspekte sie sich von anderen
Unternehmen unterscheiden.

• Stelle die derzeitige Situation des Start-up-Marktes in Deutschland dar und erkläre, welche Faktoren
zum Erfolg eines Start-ups beitragen.

• Erläutere die rechtlichen Rahmenbedingungen und die grundsätzlichen Herausforderungen, die für
minderjährige Jugendliche mit der Gründung eines Start-ups verbunden sind.

• Beurteile anhand der Materialien und eigener Überlegungen, inwieweit es empfehlenswert ist,
schon im Jugendalter ein Start-up zu gründen.

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M 1a: Was bedeutet eigentlich „Start-up“? [unbekannter Verfasser]


„Ein Start-up beschreibt ein kürzlich gegründetes Unternehmen“ – dieses Begriffsverständnis ist sehr
verbreitet. Doch nicht jedes frisch gestartete Unternehmen kann man als Start-up bezeichnen, auch
wenn das fälschlicherweise oft getan wird. Für die Definition sind zwei weitere Faktoren wichtig:
Das junge Unternehmen muss ein wirklich innovatives Produkt haben und das Ziel verfolgen, schnell
5 zu wachsen. Was Start-ups von anderen Gründungen unterscheidet, ist oft auch die Art der Finanzie-
rung. Die jungen Firmen nehmen häufig keine klassischen Kredite auf, sondern werden zum Beispiel
durch einen Gründungszuschuss, spezielle Gründerkredite, Business Angels1 oder über Crowdfunding2
finanziert. Wird jedes Start-up erfolgreich? Nein, definitiv nicht. Über 90 % aller jungen Unternehmen
stellen nach wenigen Jahren ihren Betrieb ein. Die Gründe sind vielfältig. Es kann an der Kommuni-
10 kation und Führung der Gründerinnen und Gründer liegen, an der falsch gewählten Zielgruppe sowie
einer Fehleinschätzung des Marktes. Häufig scheitern Start-ups an einem Mangel an Geld.
Quelle: https://startupwissen.biz/was-bedeutet-eigentlich-startup/, ohne Angabe eines Veröffentlichungsdatums
(Zugriff: 18.03.2024) (Text gekürzt und adaptiert; Überschrift geändert)
Hinweis: Der Text wurde ohne namentliche Nennung eines Verfassers veröffentlicht.

M 1b: Was ist ein Start-up? [unbekannter Verfasser]


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Start-ups sind ein ganz kleiner Teil des Gründungsgeschehens, über sie wird dennoch viel gesprochen.
Sie gelten als wichtiger Motor für wirtschaftliche Entwicklung und sozialen Fortschritt, denn sie schaf-
fen nicht nur Arbeitsplätze, sondern verhelfen auch neuen Ideen und Technologien zum Durchbruch.
Vielfach wird der Begriff Start-up für jede Art von Unternehmensgründung verwendet, die irgend-
5 wie frisch und modern erscheint. Wenn du jedoch in deiner Stadt einen Friseursalon eröffnest, kann
dieser noch so hip sein – das macht ihn aber nicht zu einem Start-up. Von einem Start-up spricht man,
wenn ein Unternehmen mit einer neuartigen Geschäftsidee und hohem Wachstumspotenzial gegründet
wird. Darüber hinaus stehen Start-ups aber auch für ein bestimmtes Selbstverständnis: Sie stellen ge-
wohnte Abläufe infrage und probieren Neues aus. Dabei beweisen sie ein feines Gespür für Trends
10 und dafür, was die Menschen wollen und brauchen. Start-ups greifen neue Entwicklungen schneller
auf als die Konkurrenz und setzen diese in innovative Produkte um.

Um erfolgreich zu sein, gehören Glück und das richtige Timing dazu. Dennoch lassen sich von Top-
Start-ups auch bestimmte Erfolgsmuster ableiten: Zunächst reagieren sie mit ihrem Angebot fast
immer auf einen konkreten, nachweisbaren Bedarf. Wenn du in deinem Alltag auf ein Ärgernis stößt
15 und dir eine überzeugende Lösung in den Sinn kommt, bist du auf einem guten Weg. Zweitens
sollte die Lösung innovativ sein. Und schließlich tüfteln Top-Start-ups nicht im Stillen vor sich hin,
bis ihr Angebot ausgereift ist, sondern suchen früh den permanenten Austausch mit ihrer Zielgruppe.
Quelle: https://gruenderplattform.de/startup-gruenden, ohne Angabe eines Veröffentlichungsdatums (Zugriff: 18.03.2024)
(Text gekürzt und adaptiert; Überschrift geändert)
Hinweis: Der Text wurde ohne namentliche Nennung eines Verfassers veröffentlicht.

1
Business Angel: jemand, der Unternehmensgründer finanziell und mit Erfahrung unterstützt
2
Crowdfunding: Art der Finanzierung, bei der viele Menschen einen Beitrag für ein Projekt spenden

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M 1c: Verteilung von Start-ups in Deutschland im Jahr 2023

Hauptsitz der Start-ups nach Bundesländern

Schleswig-Holstein Mecklenburg-Vorpommern
Hamburg
Brandenburg
Bremen

Niedersachsen
Berlin
Sachsen-Anhalt
Nordrhein-Westfalen
Sachsen
Hessen

Rheinland-Pfalz Thüringen
Saarland
Bayern
Baden-Württemberg
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Branchen
Informations- und Kommunikationstechnologie 31,9 %
Medizin und Gesundheitswesen 9,2 %
Nahrungsmittel und Konsumgüter 8,6 %
Mobilität und Logistik 5,0 %
Energie 4,9 %
Finanzen und Versicherungen 4,6 %
Industriegüter 4,5 %
Human Resources 4,2 %
Bildung 3,7 %
Bau und Immobilien 3,5 %
Freizeit, Sport und Gaming 3,4 %
Chemie und Biologie 3,0 %
Medien und Kreativwirtschaft 2,4 %
Agrar- und Landwirtschaft 2,3 %
Textilbranche 2,1 %
Beratung und Agentur 1,7 %
Tourismus 1,5 %
Sonstiges 3,5 %

Quelle: 6WDUWXS9HUEDQGhttps://startupverband.de/fileadmin/startupverband/mediaarchiv/research/dsm/dsm_2023.pdf,
September 2023 (Zugriff: 18.03.2024) (Überschrift geändert)

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M 2: Gründungen unter 18 – gesetzliche Regelung [unbekannter Verfasser]


Jugendliche unter 18 Jahren, die sich selbstständig machen möchten, benötigen hierzu eine Ermächti-
gung, also die Erlaubnis der gesetzlichen Vertreterinnen und Vertreter. Das sind grundsätzlich die Eltern
oder – wenn diese nicht zur Vertretung berechtigt sind – ein sogenannter Vormund. Diese Ermächtigung
muss wiederum vom Familiengericht genehmigt werden. Dies ist eine gesetzliche Vorgabe und im Bür-
5 gerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt. Minderjährige Personen dürfen Verträge oder Geschäfte in der
Regel nur im Rahmen des sogenannten Taschengeldparagraphen vornehmen. Das heißt, dass sie keine
Arbeits- oder Mietverträge abschließen dürfen, da das Taschengeld hierfür in der Regel nicht be-
stimmt ist. Wer jedoch ein Unternehmen leiten möchte, muss eigenständig solche Verträge abschließen
dürfen. Dafür benötigt man als minderjährige Person die oben beschriebene Zustimmung des gesetzli-
10 chen Vertreters bzw. der Eltern und des Familiengerichts. Durch die Einbindung des Familiengerichts
sollen Minderjährige vor unangemessenen haftungsrechtlichen Folgen geschützt werden. Solche Folgen
können sie schnell überfordern, weil Minderjährige meist nur über geringe Finanzmittel verfügen. Es
geht nicht darum, gründungsinteressierte Jugendliche vom Gründen abzuhalten, sondern sie zu schützen.
Quelle: https://gründen.nrw/schwerpunkte/gruendungen-unter-18-jahren/gruendungen-unter-18-ein-leitfaden, ohne Angabe
eines Veröffentlichungsdatums (Zugriff: 18.03.2024) (Text gekürzt und adaptiert; Überschrift geändert)
Hinweis: Es handelt sich um eine Veröffentlichung des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie
des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Text wurde ohne namentliche Nennung eines Verfassers veröffentlicht.
Zentrale Prüfungen 10

M 3: Marco Weimer: Teenie-Gründer programmiert Grammatik-App


Mit „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ hat der Autor Bastian Sick 2004 einen überraschenden
Bestseller über die deutsche Grammatik gelandet. Eine Generation später fallen Kommasetzung und
andere Rechtschreibregeln vielen Menschen immer noch schwer. Diese Erfahrung hat auch Jung-
unternehmer Dominik Klepek gemacht. „Ich war 15, als ich gemerkt habe, dass in meinem schulischen
5 Umfeld viele Menschen Probleme mit der deutschen Grammatik und Rechtschreibung haben“, sagt
Klepek. Daraufhin hat er eine eigene App entwickelt, die sich vor allem auf Muttersprachler fokus-
siert, aber auch Fremdsprachlern weiterhelfen soll. Es gehe bei „Grammario“ darum, weniger Fehler
beim Schreiben zu machen und Sprachprobleme aufzulösen – und zwar mithilfe von Spiel-Elementen.
Seine App hat Klepek überwiegend mit seinen eigenen Programmierkenntnissen entwickelt. Die
10 habe er sich über das Internet und durch Ferienjobs als Software-Entwickler angeeignet. Doch die
Entwicklungszeit der App habe sich deutlich länger hingezogen, als Klepek erwartet hätte. Mit 16
Jahren erwirkte er dann gerichtlich seine Geschäftsfähigkeit1.
Zur Schule zu gehen und an der App zu arbeiten lasse sich nicht immer leicht vereinbaren, so Klepek.
Doch er sagt, dass es die richtige Entscheidung gewesen sei, schon so früh an der App gearbeitet zu
15 haben. Nicht nur von seinen Mitschülern gab es viel Unterstützung, sondern zuletzt auch von dem
Lehrer-Kollegium und der Schulleitung. Klepek hat im Jahr 2021 den ersten Platz bei einem Start-up-
Wettbewerb gewonnen – auch mithilfe der Stimmen seines Schulumfelds. Mit dem Preisgeld von
10 000 Euro möchte Klepek nun einen ersten Mitarbeiter, einen Mitschüler, einstellen und mehr
Freelancer2 für die Inhalte der App beschäftigen. Außerdem will er sich auf die Suche nach einem
20 Business Angel machen: „Um einen Mentor zu haben und von der Expertise lernen zu können.“
Quelle: https://www.welt.de/wirtschaft/gruenderszene/article234936290/Grammario-Teenie-Gruender-programmiert-
Grammatik-App.html, 12.11.2021 (Zugriff: 18.03.2024) (Text gekürzt und adaptiert; Überschrift geändert)

1
Geschäftsfähigkeit: rechtlicher Status, der das Eröffnen sowie Verwalten eigener Konten ermöglicht und die Möglichkeit
einräumt, eigenständig Kauf- und Kreditverträge abzuschließen
2 Freelancer: hier: freie Mitarbeitende eines Unternehmens, die dort nicht fest angestellt sind

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M 4: Josefine Kramer: Jugendliche zum Gründen befähigen


Laut einer YouGov1-Umfrage können sich 46 Prozent der befragten 16- bis 24-Jährigen vorstellen,
ein eigenes Unternehmen zu gründen. 42 Prozent geben als größtes Hindernis aber fehlendes Wissen
an. Hier setzt Startup Teens an. „Wir möchten junge Menschen befähigen, ihre eigenen Ideen umzu-
setzen und Probleme zu lösen“, so der Geschäftsführer Hauke Schwiezer. Bei Startup Teens gibt es
5 Lernvideos von der Finanzplanung bis zu Programmier-Grundlagen, Camps zur Weiterentwicklung
von Geschäftsideen, Networking2-Veranstaltungen und Mentoren sowie einen Businessplan-Wett-
bewerb.

Junge Menschen haben, wenn sie haftungsbeschränkt3 eine Firma gründen, eine niedrige Fallhöhe
und geringe Risiken. Sie sammeln Erfahrungen, die ihnen im weiteren Leben enorm helfen und die
10 nur wenige Menschen aufweisen können. „Wenn sich ein Jugendlicher selbstständig macht, kann er
davon immer profitieren: Ob im Bewerbungsgespräch oder bei komplexen Aufgaben – das sind Er-
fahrungswerte, die auf jeden Fall weiterhelfen“, so Guido Langemann von der Industrie- und Handels-
kammer Hannover. Das Sicherheitsbedürfnis werde im Alter nur größer. Später muss der Lebens-
unterhalt verdient werden, um die Familie zu ernähren, Kredite zu tilgen oder sonstige regelmäßige
15 Ausgaben zahlen zu können.
Zentrale Prüfungen 10

Wie sind aber die Erfolgschancen so junger Gründerinnen und Gründer? „Mäßig“, sagt Langemann.
„Die Frage ist aber: Wie definierst du Erfolg?“ Wenn es um wirtschaftliches Wachstum gehe, sähen
die Chancen jedoch schlecht aus. „Das Ziel sollte nicht sein, Geld zu verdienen. Das Ziel sollte sein,
Erfahrung zu sammeln und eine gute Idee mal bis zum Ende durchzusetzen.“ Wenn am Ende nur fünf
20 Produkte verkauft wurden, sei das ein Erfolg, keine Niederlage. Sicherlich sei es keine wirtschaftli-
che Meisterleistung, aber man habe ein Produkt bis zur Marktreife gebracht.

Im Internet gibt es Äußerungen dazu, dass die Bürokratie4 junge Menschen daran hindere, ein Un-
ternehmen zu gründen. Guido Langemann meint, Bürokratie habe ihren Zweck – es müsse bei-
spielsweise sichergestellt werden, dass die Grundlagen für eine Gründung gegeben seien. Er rät
25 dazu, die Bürokratie als Test zu verstehen. Denn die Verwaltungsarbeit verschwände nach einer
Gründung nicht, ein Unternehmen zu führen bedeute eine Menge Papierkram.
Quelle: https://t3n.de/news/teenager-gruenden-unternehmen-1434841, 10.12.2021 (Zugriff: 18.03.2024)
(Text gekürzt und adaptiert; Überschrift geändert)

1
YouGov: international tätiges Markt- und Meinungsforschungsinstitut
2
Networking: Aufbau und Pflege von Kontakten mit dem Ziel, ein soziales Netzwerk aufzubauen
3
haftungsbeschränkt: hier: Unternehmensgründende müssen nicht ihr privates Eigentum zur Begleichung von Schulden
einsetzen, die durch unternehmerischen Misserfolg begründet sind.
4
Bürokratie: Verwaltungsaufwand, Verwaltungsarbeit: Bearbeitung von Formularen, Anträgen usw.

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M 5: Interview mit Christian Hassel [unbekannter Verfasser]


Christian Hassel ist Bereichsvorstand einer Bank und Unterstützer der Initiative Startup Teens.

Christian, du persönlich und die Bank, für die du arbeitest, unterstützen bereits seit einigen
Jahren das Programm Startup Teens. Warum eigentlich?
Wir tun das, weil unsere jüngsten Unternehmensgründerinnen und -gründer im Land jede Hilfe ver-
dienen und eine Lobby1 brauchen. Eine tolle Idee zu haben und diese umsetzen zu wollen, das ist
5 keine Frage des Alters; es dann tatsächlich zu können, oft allerdings schon. Zum einen braucht es
Grundlagenwissen aus Betriebswirtschaftslehre, Finanzplanung, Marketing, Organisationsplanung,
Recht und Steuern und so weiter. Zum anderen geht es darum, ernst genommen zu werden und letztlich
auch Mentorinnen oder Mentoren sowie Investierende zu finden. Hier können wir helfen.

Das klingt gut. Inwiefern macht es dir Spaß, dabei zu sein?


10 Wenn du erlebst, mit welcher Begeisterung und welchem Ehrgeiz junge Gründende zur Tat schreiten,
dann packt dich das auch. So viel Neugierde, Wissensdurst und Experimentierfreude haben die
meisten Menschen wohl nur in ihren jungen Jahren. Junge Menschen denken viel mehr in Möglich-
keiten als in Grenzen.
Zentrale Prüfungen 10

Wie genau sieht euer Engagement aus?


15 Das Ziel von Startup Teens ist es, unternehmerisches Denken und Handeln bei jungen Menschen
zwischen 14 und 19 Jahren zu entwickeln, zu fördern und zu verankern. Neben finanzieller Unter-
stützung geben wir Ratschläge, knüpfen Kontakte und öffnen Türen. Das setzt sich in einem Wett-
bewerb fort, in dem wir die spannendsten Ideen prämieren.

Was wünschst du dir für die Zukunft junger Gründerinnen und Gründer?
20 Ich wünsche mir insgesamt weniger Bestimmungen und Bürokratie, dafür einfachere und schnellere
Verfahren in der Startphase von Unternehmen. Fehler zu machen muss erlaubt sein. Wichtig ist, daraus
zu lernen. Es darf kein Makel sein, mit Ideen zu scheitern, denn schon der nächste Einfall kann der
richtige sein. Hier wünsche ich mir Toleranz und mehr Respekt vor unternehmerischem Mut.

Und der Faktor Bildung?


25 Gerade in einer Gesellschaft, die sich weiterentwickelt, spielt Bildung eine zentrale Rolle. Unter-
nehmenslehre gehört ins Klassenzimmer. Je früher wir eine solide Bildung vermitteln, desto besser.
Startup Teens führt uns doch allen auch vor Augen, dass Gründergeist keine Frage des Alters, des
Geschlechts oder der Herkunft ist. Lasst uns weiter daran arbeiten, dass junge Menschen faire Chancen
bekommen, und den Gründergeist in Deutschland wecken!
Quelle: https://www.startupteens.de/news/das-ausfuehrliche-interview-aus-der-startup-teens-sonderbeilage-in-der-welt-
am-sonntag/, 09.11.2021 (Zugriff: 18.03.2024) (Text gekürzt und adaptiert; Überschrift geändert)
Hinweis: Das Interview wurde im Rahmen der Startup Teens Sonderbeilage der Welt am Sonntag geführt. Der Text wurde
ohne namentliche Nennung eines Verfassers veröffentlicht.

1
Lobby: Interessenvertretung

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M 6: Stimmen junger Gründerinnen und Gründer [unbekannter Verfasser]


Samuel Pemsel (18): „Im jungen Alter hat man noch so gut wie nichts von der Welt gesehen – diese
nicht vorhandene Erfahrung kann einem auch als Nachteil ausgelegt werden. Aber dann denkt man
eben auch selten in vorgefertigten Strukturen.“

Bersa Shazimani (19): „Bei unserem Start-up geht es darum, gerade die jungen Zielgruppen zu ver-
5 stehen und zu wissen, worauf es ankommt. Da hilft es, selbst dieser Generation anzugehören. Die
große Chance, die man als Junggründer oder Junggründerin hat, ist es, sich selbst zu formen und zu
lernen, eigene Erfahrungen zu nutzen, um Herausforderungen zu meistern.“

Amir Younes Gdamsi (16): „Als besonders junger Gründer kann man nicht unbedingt mehr, aber
man hat eben mindestens fünf Jahre Zeitvorsprung – und das ist enorm wertvoll. Ich sehe mich in
10 den kommenden Jahren in verschiedenen Unternehmen und vielleicht auch im Studium. Ich will
viel lernen und viel ausprobieren. Das macht mir Spaß.“

Davis Zöllner (19): „Oft denkt man, dass Junggründer nicht ernst genommen werden. Das mag an-
fangs auch so sein, aber wenn man sich dann durchsetzt, genießt man bei Geschäftspartnern einen
umso größeren Respekt aufgrund des jungen Alters.“
Zentrale Prüfungen 10

15 Henning Hünerbein (20): „Wer früh Verantwortung übernimmt, der lernt damit umzugehen. Es hat
auch finanzielle Vorteile, da man während der Schule noch nicht von den Gewinnen des Start-ups
leben muss, sondern direkt reinvestieren1 kann.“
Quelle: https://www.businessinsider.de/gruenderszene/perspektive/20-unter-20-gruender-2022-a/, 20.08.2022
(Zugriff: 18.03.2024) (Text gekürzt und adaptiert; Überschrift geändert)
Hinweis: Der Text wurde ohne namentliche Nennung eines Verfassers veröffentlicht.

1
reinvestieren: hier: Erzielte Gewinne fließen zurück in das Start-up und werden zu dessen Ausbau genutzt.

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