Unipolare Depression
Prof. Dr. Sarah Kittel-Schneider
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie
Direktor: Prof. Dr. J. Deckert
ICD-10 Kriterien
der depressiven Episode / rezidiv. Depression
Mind. zwei Wochen, getrennt durch mehrere Monate ohne affektive Symptomatik:
Obligate Symptome:
• Gedrückte Stimmung
• Interessenverlust
• Verminderung des Antriebs mit erhöhter Ermüdbarkeit
Weitere Symptome (bei schwerer Depression mindestens 4 weitere Symptome):
• Konzentrationsminderung
• Vermindertes Selbstwertgefühl
• Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit
• Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
• Suizidgedanken oder –handlungen
• Schlafstörungen
• Appetitminderung
ICD-10 Kriterien
der depressiven Episode / rezidiv. Depression
Klassifizierbar als leicht/ mittel/ schwer
Mit und ohne psychotische Symptome
Mit und ohne „somatische“ Symptome:
1. Interessenverlust, bes. für angenehme Aktivitäten
2. Mangelnde Fähigkeit, emotional zu reagieren
3. Früherwachen, > 2 Std. früher als gewohnt
4. Morgentief (Zirkadianik)
5. (Objektivierbare) Hemmung oder Agitiertheit
6. Deutlicher Appetitverlust
7. Gewichtsverlust (>5% im vergangenen Monat)
8. Deutlicher Libidoverlust
Häufigkeit depressiver Erkrankungen
Bundesgesundheitssurvey 98/99:
4-Wochen Prävalenz: 6,3%
(Jahres-)Prävalenz weltweit (2015): ca.
5%
Frauen doppelt so häufig betroffen wie
Männer
Erkrankung betrifft alle Altersgruppen
Ca. jede 4. Frau und jeder 8. Mann erkranken
im Laufe des Lebens an einer Depression
Folgen/Komplikationen von Depression
Psychosoziale Folgen (Arbeitslosigkeit, Frühberentung, Scheidung etc.)
Insgesamt hohe ökonomische Belastung durch Fehlzeiten am
Arbeitsplatz bzw. Arbeiten trotz Depression (Absentismus und Präsentismus)
Psychiatrische Komorbiditäten wie z.B. Substanzmissbrauch/-
abhängigkeit
Erhöhtes kardiovaskuläres Risiko
Erhöhtes Risiko für weitere somatische Erkrankungen aufgrund
ungesünderer Lebensführung
Deutlich erhöhtes Risiko für Suizidversuche/Suizide
Suizid
Weltweit 0,8 Mio. Suizide p.a. (ca.
11/100.000 Einwohner)
Weltweit zweithäufigste Todesursache
bei 15- bis 29jährigen
Vollendete Suizide häufiger bei Männer,
Suizidversuche häufiger bei Frauen
Suizidversuche ca. 20-fach häufiger als
vollendete Suizide
Im Jahr 2017 starben in Deutschland
9.235 Menschen durch Suizid (laut
Statistisches Bundesamt)
Stimmungserkrankungen und Suizid
Bis zu 15 % aller Pat. mit schwerer Depression versterben an Suizid
Ca. 25 % weisen einen Suizidversuch auf
Ca. 70 % haben Suizidgedanken
90% aller Suizidenten litten vorher unter psychiatrischen
Erkrankungen, am häufigsten Depression / Bipolarer Störung (50-85 %)
Suizidalität ist in den seltensten Fällen freie Willensentscheidung,
sondern ein (verhinderbares!, behandelbares!) Krankheitssymptom!
Depressive Symptome sind vielgestaltig
Veränderungen auf Ebene der
Stimmung/Affektivität
des Denkens
des Verhaltens
körperliches Empfindens /Körperfunktionen
Verschiedene Verläufe – unipolar depressive
Störungen
Einzelne Episode
Schlüssel:
Bedeutet
Depression
Rezidivierend
Rezidivierende Depression mit Vollremission zwischen den Episoden
Chronischer Verlauf
Rezidivierende Depression Chronischer Verlauf
Subtypen von Depressionen
Historische Unterscheidungen (ICD-9):
Reaktive Depression/ depressive Reaktion
Neurotische Depression vs. endogene Depression (Melancholie)
Orientierung an Lebensereignissen, dem Vorliegen von „somatischen
Symptomen“, Vorgeschichte des Patienten und positiver Familienanamnese
Implizites ätiologisches Konzept – oft irreführend!
Diese Dichotomie wurde daher aufgegeben (lebt allerdings in Ansätzen im
Konzept der „Anpassungsstörung“ weiter)
Phänotypische Subtypen
Gehemmte Depression:
Reduktion der Psychomotorik und des Antriebs Extremfall: depressiver Stupor
Agitierte Depression:
Getriebenheit, Unruhe, ziellose Aktivität, „Jammerdepression“
Atypische Depression:
Gesteigerter Appetit (Kohlenhydratheißhunger), bleierne Schwere, Tagesmüdigkeit,
übermäßiges Schlafbedürfnis
Psychotische=wahnhafte Depression:
20% aller „endogenen“ Depressionen (Melancholien) mit affektkongruenten
Wahnideen: Verarmung, Versündigung, hypochondr. Wahn
Phänotypische Subtypen
Somatisierte (= „larvierte“ Depression):
vegetative/ funktionelle Organbeschwerden sind im Vordergrund
Depression im Sinne gedrückter Stimmung (vordergründig) gering
ausgeprägt
Vitalstörungen wie Abgeschlagenheit, Enge- und Schweregefühle
Leibnahe Symptome: Kopfschmerzen, Schwindel, Rücken-, Atem-,
Herz-, Magendarm-, Unterleibsbeschwerden
Häufig vorstellig bei Allgemein- und Fachärzten!
Subtypen – spezielle Lebensphasen
Schwangerschaftsdepression
Wochenbettdepression = postpartale Depression (hat nichts zu tun mit
„baby blues“ = „Heultage“, DD Wochenbettpsychose):
• In den ersten zwei bis sechs Wochen nach der Geburt
• Häufig: 10-15%
• Beginnt auch häufig schon in der Schwangerschaft
Involutions-/ Spätdepression (ab 50 J.)
• Protrahierte Phasendauer
• Hohe Suizidgefahr
Altersdepression (ab 60 J.):
• Oft mit hirnorganischen Beeinträchtigungen
Weitere Subtypen
Saisonale Depression:
Depressionen, die regelhaft im Frühjahr und Herbst auftreten (v.a.
Melancholie)
Winterdepression: Erkrankung Sept./ Okt., Vollbild Jan./ Feb. mit
Lethargie, Hypersomnie, Hyperphagie , oft Kohlenhydratheißhunger
(oft leichtere Depressionen von der Ausprägung her)
Zugehörige Diagnosen des affektiven Spektrums
Dysthymie (ICD-10 F34.1):
• Chronisch depressive Verstimmung, mindestens 2 Jahre andauernd, die nach Schweregrad und Dauer nicht
die Kriterien für eine depressive Episode erfüllen
• Bessere Phasen wechseln sich ab mit Verstimmungen, die depressiven Tage müssen für die Diagnose aber
überwiegen
• Dysthymie + Depression: sog. „double Depression“
Rezidivierende kurze depressive Störung (F38.1):
• Ein bis drei Tage andauernde, schwer depressive Phasen, hochfrequent bis zu einmal monatlich
• Hohes Suizidrisiko!
Dysphorische prämenstruelle Störung (DSM-5):
• zyklusabhängig, teils schwer ausgeprägt, aber nur kurz andauernd
• kann sich auch eher in kognitiven Defiziten oder Stimmungsschwankungen mit Gereiztheit äußern
• spricht auf SSRI an
Unipolare vs. bipolare Depression
Unipolar Bipolar
Majore depressive Störung Bipolar I
Dysthymie Bipolar II
Zyklothymie
Gemischte Zustände
Multikausales Modell
Ursachen:
Biologisch / genetische Faktoren Lerngeschichtliche Aspekte
(Hirnstoffwechsel, Stresshormone) z.B. Erfahrung von
Selbstwirksamkeit
Situative Auslöser: kritische
Lebensereignisse, systemische
Auslöser: Aspekte, Stress,
Vulnerabilitäts-Stress-Konzept
Schon vor dem Ausbruch der Erkrankung kommt es durch
verschiedene Faktoren zu Veränderungen im Gehirn, die eine
"Anfälligkeit" bedingen, aber für sich allein keine Erkrankung
auslösen.
Wenn zusätzlich noch bestimmte Stressfaktoren als
Belastungselemente auftreten, können diese durch das "anfällige"
Gehirn nicht mehr ausglichen werden: es kommt zum Ausbruch der
Erkrankung.
Je nachdem, welche Risikogenvarianten vorliegen und wie andere
neurobiologische Faktoren vorhanden sind, können verschieden
Entwicklungs- und Umweltfaktoren dann unterschiedliche
psychische Erkrankungen auslösen
Differenzialdiagnosen unipolare Depression
Anpassungsstörung
• Bis 6 Monate nach einem belastenden Ereignis, ohne das die Störung mutmaßlich nicht
aufgetreten wäre
• Kriterien für depressive Episode sind nicht voll erfüllt
Störungen, die häufig mit depressiven Symptomen einhergehen:
• Angststörungen
• Zwangsstörungen
• Somatoforme Störungen
• Essstörungen
• Persönlichkeitsstörungen
• Abhängigkeitserkrankungen
Cave: Die Diagnose einer Depression wird nur dann gestellt, wenn die
Depression vor der anderen Störung auftrat!
Differenzialdiagnosen
Organische affektive Störung
Kriterien für depressive Episode können erfüllt sein, doch häufig fehlen
Zirkadianik, Früherwachen, aufgehobene Schwingungsfähigkeit; dafür
deutliche Antriebsminderung
Primär durch zerebrale Erkrankungen oder Störungen verursacht,
z.B.:
• hirnatrophische degenerative Prozesse
• vaskuläre Erkrankungen
• metabolische/ endokrine Erkrankungen
• Intoxikationen
• Entzug von psychotropen Substanzen
Differentialdiagnosen
Schizophrenien, schizoaffektive Störungen, wahnhafte Störungen
• Depression als Prodromalsymptom
• Gleichzeitig mit schizophrenen Symptomen
• Depression als Residualsymptom
Andere, endogene und exogene Faktoren
• Herzvitien, Myokardinfarkt
• Kollagenosen
• Infektionskrankheiten
• Malignome
• Schlafapnoe
• Anämie
Differentialdiagnosen
Depressions-ähnliche Symptome werden zudem häufig
verursacht durch:
• Medikamente (orale Kontrazeptiva, anabole Steroide, Glukokortikosteroide,
Betablocker, Interferone…)
• Endokrine Erkrankungen: Hypothyreose, M. Cushing, M. Addison, Hyper- und
Hypoparathyreodismus…
• Neurologische Erkrankungen: M. Parkinson, Chorea Huntington, Multiple
Sklerose, Demenzen, Hirntumore, Subduralhämatom…
Zusatzdiagnostik
Ausschluss organischer Ursachen durch:
• Orientierende internistische Untersuchung
• Gründliche neurologische Untersuchung
• Laborparameter (BKS, BB, Elektrolyte, Leber-, Nierenwerte, Schilddrüsenwerte, Lues-
Serologie, BZ, evtl. LP, weiterführende Endokrinologie)
• EEG, EKG
• Zumindest bei erster Episode zerebrale Bildung (cMRT)
Weitere Diagnostik:
• Testpsychologie: Leistungstestung, Persönlichkeitstestung
Zusammenfassung: Diagnostik und Kriterien
Depression
Aus der deutschen S3 Leitlinie
Behandlungsformen bei Depressionen
Leichte Episode: „watchful waiting“, ggf. Empfehlung körperliche
Aktivität, positive Aktivitäten…
Mittelschwere Episode: Psychotherapie und Antidepressiva
gleichwertig
Schwere Episode: medikamentöse Therapie mit Antidepressiva.
Begleitend ist eine psychotherapeutische Behandlung bei allen
Arten von Depressionen empfehlenswert.
Spezielle Behandlungsformen wie z.B. Elektrokonvulsionstherapie,
transkranielle Magnetstimulation, Lichttherapie, Wachtherapie, haben
spezielle Indikationsgebiete.
S3 Leitlinie Unipolare Depression
Medikamentöse Therapie:
- Erst Monotherapie AD
- Ggf. Switch zu anderen AD
Klasse
- Ggf. Kombination zweier AD
aus verschiedenen
Wirkklassen
- Ggf. Tranylcypromin
- Augmentation eines ADs durch
ein Antipsychotikum,
Lithiumcarbonat oder
Schilddrüsenhormon
- (Esketamin iv/intranasal)
Verlauf der medikamentösen
Depressionsbehandlung
(„Kupfer-Schema“)
Akuttherapie Erhaltungstherapie Rezidivprophylaxe
Ziel: Ziel: Ziel:
Remission Erhaltung der Verhinderung neuer
4–12 Wochen Remission Episoden
6-12 Monate 1 Jahr u. länger
Euthymie
Depression
Rückfall Rezidiv
Zeit
Beginn der Behandlung
Klinische Aspekte bei der Auswahl eines
bestimmten Antidepressivums
Alle Antidepressiva bewirken primär eine Stimmungsaufhellung.
Weitere je nach Substanz unterschiedlich ausgeprägte
Wirkschwerpunkte:
• Sedierung und Entspannung
• Antriebsförderung und Aktivierung
Die Auswahl des Antidepressivums richtet sich vor allem
nach den angestrebten Wirkschwerpunkten unter
Berücksichtigung des Nebenwirkungsrisikos und der
Medikamentenanamnese.
Wirkungsweise von Antidepressiva (1)
Die Mehrzahl der AD bewirken
durch eine Hemmung der
Rückaufnahme der
Neurotransmitter Serotonin
und Noradrenalin in das
präsynaptische Neuron eine
Steigerung des
Neurotransmitterangebots an der
Synapse
„Monoaminhypothese“
der Depression!
Seltenere Wirkprinzipien stellen
die Hemmung des
Neurotransmitterabbaus, die
Blockade von Autorezeptoren
bzw. die Bereitstellung von
Präkursoren der
Neurotransmitter dar.
Abb.: Laux, Dietmaier, König, 2001
Wirkungsweise von Antidepressiva (2)
Eine Substanz, die neuerdings auch als rasch wirksame antidepressive Substanz untersucht
und auch schon eingesetzt werden, ist Ketamin bzw. Esketamin
• Esketamin ist ein NMDA-Rezeptorantagonist und wirkt daher im glutamatergen System
Generell muss jedoch zwischen den akuten Wirkmechanismen und den längerfristigen
Wirkmechanismen unterschieden werden:
• Aus der Veränderung des Neurotransmitterangebots resultieren mittelfristig komplexe
funktionelle und mikrostrukturelle Adaptationsprozesse (vereinfacht: „Up- bzw. Down-
Regulationen“ der Rezeptorenempfindlichkeit)
• Diese Adaptationsprozesse werden als das eigentliche Korrelat der AD-Wirkung angesehen:
es kommt zu einer „Neuordnung“ bestimmter Funktionen der zentralen
Neurotransmission (einschließlich von second messenger Prozessen und intrazellulärer
Signaltransmission)
• und einer Änderung der neuronalen Plastizität, z.B. durch vermehrte Ausschüttung von brain
derived neurotrophic factor (BDNF), einem Nervenwachstumsfaktor, bei dem ein Mangel bei
Patienten mit akuten Depressionen vorliegt.
Abb.: Möller, Laux, Kapfhammer, 2003,
Schröter et al., 2019
Weitere biologische Behandlungsverfahren bei
Depressionen
Nicht-invasive Stimulationsverfahren:
• Elektrokonvulsionstherapie (EKT): v. a. bei schweren, wahnhaften und
therapieresistenten Depressionen
• Repetitive transkranielle Magnetstimulation/transkranielle
Gleichstromstimulation (rTMS/tDCS): gibt Hinweise auf antidepressive
Wirksamkeit, auch augmentativ bei chron./therapieresistenter Depression, aber
deutlich weniger effektiv als EKT
Invasive Hirnstimulationsverfahren:
• Tiefe Hirnstimulation (THS) (analog bei M. Parkinson, aber andere
Stimulationsorte): Studienlage noch uneindeutig
Chronotherapeutische Verfahren :
• Lichttherapie: v. a. bei saisonalen Depressionen sinnvoll.
• Schlafentzugstherapie: additive Behandlung, oft kurzfristig gut wirksam, Effekt
meist aber nicht anhaltend.
Exkurs EKT
Geschichte der EKT:
• 1930er Jahre zunächst pharmakologische Krampfauslösung
(Kampfer, Cardiazol; Ladislas Meduna)
• Elektrokrampftherapie dann durch Cerletti und Bini entwickelt (erste
EKT bei einem SCZ Patienten, 1938)
• Bis in die 1970er Jahre ohne Narkose, heutzutage nur noch in
Narkose (zumeist Propofol +/- Esketamin) und Muskelrelaxation (Succinylcholin)
Wirkungsweise EKT
Durch Abgabe eines niedrigen Stromimpuls (0,8 A; 480V) am Kopf
des Patienten wird ein generalisierter Krampfanfall ausgelöst
Dadurch: Regulierung von Dysbalancen in den Neurotransmittern
Ausschüttung von Nervenwachstumsfaktoren (z.B. BDNF)
Stimulation von Synapsenbildung
Keine Schädigung von Nervengewebe!
Durchführung EKT
Kontraindikationen:
Herzinfarkt vor < 3 Monaten
Schlaganfall vor < 3 Monaten
Aneurysma
schwere Herzerkrankungen
schwere Lungenerkrankungen
Daher vor EKT: cerebrale Bildgebung und
Prämedikation mit EKG und Routinelabor;
Ggf. Röntgenthorax
Wirksamkeit der EKT
EKT ist hochwirksam
Evidenz der Wirksamkeit der EKT
Echte EKT ist signifikant besser als Placebo EKT (d.h. Narkose ohne
EKT) (n = 256)
EKT ist signifikant wirksamer als Pharmakotherapie (n=1144)
Bilaterale EKT ist effektiver als unilaterale EKT (n=1408)
Hoch-Dosis EKT ist effektiver als niedrig Dosis-EKT
The UK ECT Review Group, Lancet 361 (2003)
Psychotherapeutische Strategien bei Depressionen I
Analytische Psychotherapie
• Keine randomisiert-kontrollierten Studien (RCT)
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
• Nur fokale, strukturierte Kurzzeitinterventionen wurden mit ausreichend guten
wissenschaftlichen Methoden untersucht (waren einer Warteliste-
Kontrollbedingung überlegen)
Systemische Psychotherapie
• Bisher keine Metanalysen, aber wenige RCTs liegen vor, die Effektivität zeigen
Gesprächspsychotherapie
• Einige, wenige Studien, die aber Wirksamkeit zeigen
S3 Leitlinie Depression
Psychotherapeutische Strategien bei
Depressionen II
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
• Hat die beste Evidenzlage und ist wirksam
• Weiterentwicklung: internetbasierte Psychotherapie: z.B. Deprexis, iFight
Depression
Interpersonelle Psychotherapie (IPT)
• Ebenfalls gute Evidenzlage und Wirksamkeit
Dritte-Welle Verfahren:
CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy) für
chronische Depression mit interpersonellen
Interaktionsschwierigkeiten
Akzeptanz und Commitment Therapie (ACT)
S3 Leitlinie Depression
Mindfulness-based cognitive therapy (MBCT)
Therapieresistente Depression = schwierig zu
behandelnde Depression
Definition Therapieresistente/Therapierefraktäre Depression
Nicht ganz einheitlich definiert
Meistens ist damit gemeint, dass ein Patient keine Remission erreicht hat nach zwei
Behandlungsversuchen mit zwei verschiedenen Antidepressiva aus unterschiedlichen
Wirkklassen
Betrifft ca. 20-30% der Patienten
Risikogruppe besonders „ängstliche Depression“
Wichtig ist hier zu überprüfen mittels Therapeutischen Drug Monitoring:
Adhärenz
Ggf. schneller Metabolisierer-Status
Überprüfung der Diagnose
Augmentationsstrategien
Medikamentös (Kombinationen, Antipsychotika, Lithium, SD Hormone; Esketamin)
Nicht-Medikamentös (EKT, rTMS, tDCS, THS, chronotherapeutische Verfahren)
Psychotherapeutisch (CBASP)
Take Home Messages
Die unipolare Depression ist eine weltweit häufige Erkrankung
Die Depression kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen wie Suizidalität,
ein erhöhtes Risiko für kardiale Erkrankungen und psychosoziale wie
ökonomische negative Folgen
Depressive Episoden werden häufig spät als solcher erkannt, wenn Pat. primär die
somatischen Symptome berichten
In der Diagnostik der Depression müssen somatische und psychische
Differentialdiagnosen ausgeschlossen werden
Die Behandlung orientiert sich am Schweregrad, aber ab einer mittelschweren
Episode werden i.d.R. antidepressive Medikamente eingesetzt
Auch bei therapieresistenten Depression existieren verschiedene biologische und
psychotherapeutische Augmentationsmöglichkeiten
Daher sind Depressionen gut behandelbar, aber noch immer unterdiagnostiziert
und häufig auch insuffizient therapiert.
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