Gender Training Gap: Karrierechancen im Ungleichgewicht

Gender Training Gap: Karrierechancen im Ungleichgewicht

Frauen haben oft weniger Zugang zu beruflicher Weiterbildung, die die Karrierechancen verbessert. Ein gesetzlicher Anspruch auf Weiterbildung könnte die Gleichstellung am Arbeitsmarkt fördern, so der neue Gleichstellungsbericht des WSI.

Der Internationale Frauentag am 8. März liegt hinter uns – ein Tag, der weltweit mit Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen für Gleichberechtigung, Frauenrechte und soziale Gerechtigkeit begangen wurde. Das ist extrem wichtig – und sollte Motivation sein, die Entwicklung von Frauenrechten und Gleichstellung an jedem Tag im Jahr im Blick zu haben. Was sagen die aktuellen Daten?

Der bekannte Gender Pay Gap beim Stundenlohn hat sich leicht verkleinert: Frauen verdienen unbereinigt 16 Prozent weniger als Männer, im Vorjahr waren es noch 18 Prozent. Der Rückgang liegt vor allem an steigenden Bruttogehältern von Frauen. Doch selbst bei gleicher Qualifikation, Tätigkeit und Berufserfahrung verdienen Frauen unverändert sechs Prozent weniger als Männer. Kein Grund zur Freude also.

Gut und wichtig ist, dass zusätzliche Indikatoren für Geschlechterungleichheiten in den vergangenen Jahren stärker in den öffentlichen Fokus gerückt sind. Denn nicht nur in der bezahlten Erwerbsarbeit, sondern auch in der unbezahlten Sorgearbeit bestehen erhebliche Unterschiede. Frauen tragen hier oft die Hauptverantwortung. Selbst wenn sie erwerbstätig sind, leisten sie im Schnitt acht Stunden pro Woche mehr als Männer in Bezug auf Haushalt, Kinderbetreuung und der Pflege von Angehörigen. Der Gender Care Gap bleibt also bestehen.

Neben dem Gender Pension Gap (42 Prozent; Destatis 2024) und dem Gender Digital Gap (17 Prozent) rückt der Gender Training Gap in den Fokus. Er zeigt, wie sich die Chancen auf betriebliche Weiterbildung verteilen. Zudem spielt er eine wichtige Rolle, um auf die Veränderungen durch den Strukturwandel und die digitale Transformation vorbereitet zu sein. Besonders relevant sind betriebliche Weiterbildungen, da Vorgesetzte und Arbeitgeber wichtige Ressourcen wie Zeit oder finanzielle Unterstützung für die betrieblich oft notwendigen Weiterbildungen bereitstellen – oder auch nicht.

Frauen sind besonders betroffen, da historisch bedingte Ungleichheit und aktuelle Entwicklungen ihre Chancen einschränken. Betriebliche Weiterbildungen fördern nicht nur individuelle Kompetenzen, sondern sind auch ein entscheidender Hebel für mehr Geschlechtergleichheit am Arbeitsmarkt. Sie ermöglichen Frauen den Zugang zu strategisch relevanten, gut bezahlten Berufen und stärken ihre Mitgestaltung der Transformationen, die die Arbeitswelt prägen werden.

Ein Gender Training Gap zeigt sich insbesondere beim Umfang von Weiterbildungen, nicht zwingend beim Zugang. Sind sie nur kurz und routiniert oder so umfassend, dass sie Karrierechancen fördern? Unsere Analyse zeigt, dass Frauen, besonders Mütter und Teilzeitkräfte, Weiterbildungen nutzen, aber oft vom Betrieb unzureichend unterstützt werden. Bei längeren Weiterbildungen kommen sie seltener zum Zuge als Männer. Dies verstärkt die Benachteiligung von Frauen mit Sorgetätigkeiten.

Für mehr Selbstbestimmung, für mehr Rechte von Frauen und für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf würde es beim Thema betriebliche Weiterbildungen helfen, einen gesetzlichen Anspruch zu schaffen. Aktuell hängt der Zugang zu Weiterbildung stark von der Machtposition der Beschäftigten ab. Dies aufzuheben wäre ein wichtiges Signal – insbesondere für erwerbstätige Frauen und Mütter.

Magdalena Polloczek , Referatsleiterin für Aus- und Weiterbildung für eine transformierte Arbeitswelt am WSI

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