„Georg von Rauch (Historiker)“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Link
Markierungen: Visuelle Bearbeitung Mobile Bearbeitung Mobile Web-Bearbeitung
 
Zeile 58: Zeile 58:
[[Kategorie:Militärperson (Heer der Wehrmacht)]]
[[Kategorie:Militärperson (Heer der Wehrmacht)]]
[[Kategorie:Corpsstudent (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Corpsstudent (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Mitglied der Baltischen Historischen Kommission]]
[[Kategorie:Ehrenmitglied der Baltischen Historischen Kommission]]
[[Kategorie:Deutsch-Balte]]
[[Kategorie:Deutsch-Balte]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Deutscher]]

Aktuelle Version vom 16. August 2023, 19:35 Uhr

Georg Alexander Cornelius Erich von Rauch (* 31. Julijul. / 13. August 1904greg. in Pleskau, Russisches Kaiserreich; † 17. Oktober 1991 in Kiel) war ein deutscher Historiker.

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Georg von Rauchs Vater Cornelius von Rauch war Arzt im russischen Zarenreich. 1911 zog die Familie aus Pleskau auf das Gut Sagnitz im Gouvernement Livland um. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde dieser Teil Livlands Bestandteil des neuen Staates Estland. Auch die Universität Tartu stand nun unter estnischem Einfluss und die Vorlesungen wurden von Deutsch auf Estnisch umgestellt. In dieser Universität begann von Rauch sein Studium.

Er studierte ab 1922 Geschichte in Tartu (dt.: Dorpat) (Mitglied des Corps Neobaltia), Tübingen und Breslau, wurde Mag. phil. (in Deutschland später als Dr. phil. anerkannt) und trat zunächst eine Stelle als Lehrer und Erzieher an einem Internat der Herrnhuter Brüdergemeine in Niesky in der Oberlausitz an. 1928 wurde er Oberlehrer an der Walterschen Schule in Tartu, 1930 am dortigen Gymnasium, 1938 Dozent für Geschichte und Kirchengeschichte am Lutherinstitut in Tartu. Von 1936 bis 1939 fungierte er als Vorsitzender des Dorpater Deutschen Lehrervereins und der Dorpater Deutschen Genealogischen Gesellschaft.

Nach der durch den Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag erzwungenen Umsiedlung 1939 gelangte er in den „Warthegau“ nach Posen. Dort wurde in den Folgejahren die Reichsuniversität Posen etabliert. Durch seinen Kriegseinsatz war eine Tätigkeit an dieser Universität nur beschränkt möglich. Nominell wurde er als wissenschaftlicher Assistent und ab 1943 als Dozent am historischen Seminar geführt.[1] Über seine Veröffentlichungen während der Kriegszeit schreibt sein Biograf Michael Garleff: „Im Jahr 1941 publizierte von Rauch zwei Beiträge, die in formaler Hinsicht die deutlichsten Konzessionen an den „Zeitgeist“ aufzuweisen scheinen.“[2] Nach der Habilitation in Greifswald (1941) und Kriegsteilnahme (1941–1945, Sonderführer bzw. Dolmetscher in der Gruppe III (Vernehmung und Beute-Auswertung) der Generalstabs-Abteilung Fremde Heere Ost (FHO)[3]) wurde von Rauch 1946 Dozent, 1953 außerplanmäßiger Professor für osteuropäische Geschichte an der Universität Marburg. Später folgte er einem Ruf an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, wo er das Seminar für osteuropäische Geschichte neu aufbaute und auch Dekan der Philosophischen Fakultät wurde. 1972 wurde er emeritiert. Er war von 1973 bis 1979 Vorsitzender der Baltischen Historischen Kommission.

Der mehrsprachige und in vielen Dingen erfahrene von Rauch verstand es wie sonst nur wenige, in der Zeit des Kalten Kriegs und Eisernen Vorhangs Kontakte zu Fachkollegen in Ost- und Ostmitteleuropa zu knüpfen.

Georg von Rauch war ab 1938 verheiratet mit Margarethe Reimer, Tochter des Arztes Arthur Reimer aus Tartu. Sein Sohn Georg (1947–1971), der jüngste ihrer drei Söhne, gehörte zur militanten linksradikalen Szene in Berlin. Georg von Rauchs Grab befindet sich auf dem Parkfriedhof Eichhof in Kronshagen bei Kiel.

Schriften (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Eine Polemik zur Judenfrage im Kurland, Zeitschrift Jomsburg 1941
  • Zur Judenfrage in Rußland, Zeitschrift Deutsche Post aus dem Osten Nr. 11, 1941
  • Die Universität Dorpat und das Eindringen der frühen Aufklärung in Livland 1690–1710. Essener Verlagsanstalt, Essen 1943 (zugleich: Habilitationsschrift, Universität Greifswald, 1943).
  • Russland. Staatliche Einheit und Nationale Vielfalt. Föderalistische Kräfte und Ideen in der russischen Geschichte. Isar, München 1953.
  • Lenin. Grundlegung des Sowjetsystems, Musterschmidt, Göttingen 1957 (= Persönlichkeit und Geschichte, Band 8) (3. Auflage 1962).
  • Studien über das Verhältnis Russlands zu Europa, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1964.
  • Zarenreich und Sowjetstaat im Spiegel der Geschichte. Aufsätze und Vorträge, Muster-Schmidt, Göttingen 1980, ISBN 3-7881-1699-4.
  • Der Rigaer Prophetenclub und andere Aufsätze zur baltischen und russischen Geschichte, Hirschheydt, Hannover-Döhren 1988 (= Beiträge zur baltischen Geschichte, Band 11), ISBN 3-7777-0035-5.
  • Geschichte des bolschewistischen Russland. Rheinische Verlagsanstalt, Wiesbaden 1955; später als Geschichte der Sowjetunion. Zuletzt: 8. Auflage. Kröner, Stuttgart 1990, ISBN 3-520-39408-1.
  • Geschichte der baltischen Staaten. Kohlhammer, Stuttgart 1970; 3. Auflage: dtv, München 1990, ISBN 3-423-04297-4.
  • als Herausgeber: Geschichte der deutschbaltischen Geschichtsschreibung. Im Auftrag der Baltischen Historischen Kommission, Böhlau, Köln / Wien 1986, ISBN 3-412-05085-7 (= Ostmitteleuropa in Vergangenheit und Gegenwart, Band 20).
  • Schriften aus dem Nachlaß. Hrsg. von Michael Garleff, Tartu Ülikooli Kirjastus, Tartu 1994, ISBN 9985-56-062-0.
  • Bruno von Lingen, Georg von Rieder: Album Neobaltorum 1879–1956, o. O. 1956.
  • Uwe Liszkowski (Hrsg.): Rußland und Deutschland. [Festschrift für Georg von Rauch zum 70. Geburtstag], Klett, Stuttgart 1974 (= Kieler historische Studien, Band 22), ISBN 3-12-906650-0.
  • Michael Garleff: Georg von Rauch über die interethnischen Beziehungen in der baltischen Region. Zu seiner Geschichtsschreibung der Jahre 1935 bis 1943. In: Zwischen Konfrontation und Kompromiss. Oldenburger Symposium „Interethnische Beziehungen in Ostmitteleuropa als historiographisches Problem der 1930er/1940er Jahre“. Oldenbourg, München 1996, ISBN 3-486-56047-6, S. 197–215.
  • Gert von Pistohlkors: Nachruf auf Georg von Rauch. In: Zeitschrift für Ostforschung 41, 1992, S. 258–260.
  • Uwe Liszkowski: Brückenbauer in eine fremde Welt. Georg von Rauch als Russlandhistoriker. In: Olaf Mertelsmann (Hrsg.): Estland und Rußland. Aspekte der Beziehungen beider Länder, Kovač, Hamburg 2005 (= Schriftenreihe Hamburger Beiträge zur Geschichte des östlichen Europa, Band 11), S. 289–312, ISBN 3-8300-1510-0.
  • Braunbuch . Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik, Hrs. Nationalrat der Nationalen Front, Staatsverlag Berlin 1965, S. 331ff.
  1. Roland Gehrke: Deutschbalten an der Reichsuniversität Posen. In: Deutschbalten, Weimarer Republik und Drittes Reich. Band 1. Böhlau Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-412-12199-0, S. 401 f.
  2. Michael Garleff: Georg v. Rauch über interethnische Beziehungen. In: Zwischen Konfrontation und Kompromiss. Oldenburger Symposium. Interethnische Beziehungen in Ostmitteleuropa als historiographisches Problem der 1930er/1940er Jahre. Bundesinstitut für ostdeutsche Kultur und Geschichte. Oldenbourg, München 1995, ISBN 3-486-56047-6. Auf Seite 209 werden die folgenden Publikationen erwähnt:
    • Eine Polemik zur Judenfrage in Kurland. In: Jomsburg 5 (1941), S. 84–95 (Bericht über Kontroversen am Ende des 18. Jahrhunderts).
    • F. W. R. von Berg. Ein deutscher Staatsmann in russischen Diensten. In: Deutsche Wissenschaftliche Zeitschrift im Wartheland 3–4 (1941), S. 258–281 (Biografie eines Protagonisten in der Mitte des 19. Jahrhunderts).
  3. Hermann Zolling, Heinz Höhne: Pullach intern. Die Geschichte des Bundesnachrichtendiensts. In: Der Spiegel. Nr. 12, 1971 (online).