„9K310 Igla-1“ – Versionsunterschied
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| Länge = 1,673<ref name="rwd">{{Internetquelle | url= http://www.rwd-mb3.de/pages/9k310.htm | titel= Fla-Raketenkomplex 9K310-Ä (Igla-1A)| titelerg= | autor= | hrsg= Raketen- und Waffentechnischer Dienst im Kdo. MB III | werk= rwd-mb3.de| seiten= | datum=| archiv-url= | archiv-datum= | zugriff=2019-10-24| sprache=de | format= | offline= }}</ref> |
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| Gefechtskopf = 1,27 kg Splittergefechtskopf<ref name="fiszer">Michal Fiszer & Jerzy Gruszczynski: ''On Arrows and Needles''. Journal of Electronic Defense (JED), Dezember 2002.</ref> |
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Die '''9K310 Igla-1''' ([[Russische Sprache|russ.]]: {{lang|ru|9К310 Игла-1|de=Nadel}}) ist eine [[Man Portable Air Defense System|schultergestützte Kurzstrecken-Boden-Luft-Rakete]] aus [[Sowjetunion|sowjetischer]] Produktion. Der [[NATO-Codename]] lautet '''SA-16 Gimlet'''. |
Die '''9K310 Igla-1''' ([[Russische Sprache|russ.]]: {{lang|ru|9К310 Игла-1|de=Nadel}}) ist eine [[Man Portable Air Defense System|schultergestützte Kurzstrecken-Boden-Luft-Rakete]] aus [[Sowjetunion|sowjetischer]] Produktion. Der [[NATO-Codename]] lautet '''SA-16 Gimlet'''. |
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== Entwicklung == |
== Entwicklung == |
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Im Jahr 1971 erteilte das [[ZK der KPdSU]] den Auftrag zur Entwicklung einer neuen, tragbaren Flugabwehrlenkwaffe, die Ende der 1970er-Jahre die Systeme [[9K32 Strela-2]] und [[9K34 Strela-3]] ersetzen sollte.<ref name="fiszer" /> Das neue Flugabwehrsystem bekam die Bezeichnung [[9K38 Igla]]. Die NATO gab diesem System die Bezeichnung SA-18 Grouse. Bei der Entwicklung kam es immer wieder zu Verzögerungen. Als die Entwicklung im Jahre 1978 immer noch nicht abgeschlossen war, entschied man sich für eine Zwischenlösung. Der bereits fertiggestellte Rumpf und der Raketenmotor der neuen Lenkwaffe sollten mit dem bewährten Suchkopf der 9K34 Strela-3 zu einem Interimssystem weiterentwickelt werden.<ref name="fiszer" /> Dieses System bekam die Bezeichnung ''9K310 Igla-1''. Es wurde im Jahre 1981 bei den [[Landstreitkräfte der UdSSR| |
Im Jahr 1971 erteilte das [[ZK der KPdSU]] den Auftrag zur Entwicklung einer neuen, tragbaren Flugabwehrlenkwaffe, die Ende der 1970er-Jahre die Systeme [[9K32 Strela-2]] und [[9K34 Strela-3]] ersetzen sollte.<ref name="fiszer" /> Das neue Flugabwehrsystem bekam die Bezeichnung [[9K38 Igla]]. Die NATO gab diesem System die Bezeichnung SA-18 Grouse. Bei der Entwicklung kam es immer wieder zu Verzögerungen. Als die Entwicklung im Jahre 1978 immer noch nicht abgeschlossen war, entschied man sich für eine Zwischenlösung. Der bereits fertiggestellte Rumpf und der Raketenmotor der neuen Lenkwaffe sollten mit dem bewährten Suchkopf der 9K34 Strela-3 zu einem Interimssystem weiterentwickelt werden.<ref name="fiszer" /> Dieses System bekam die Bezeichnung ''9K310 Igla-1''. Es wurde im Jahre 1981 bei den [[Landstreitkräfte der UdSSR|Landstreitkräften der UdSSR]] eingeführt und erhielt von der [[NATO]] die Bezeichnung ''SA-16 Gimlet'' („[[Holzbohrer#Nagelbohrer|Nagelbohrer]]“).<ref name="janes-lbad">Tony Cullen & [[Christopher F. Foss]]: ''Jane’s Land-based Air-Defence, Edition 2000–2001.'' [[Jane’s Information Group]], Vereinigtes Königreich, 2001, ISBN 0-7106-2022-5.</ref> |
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* '''9K310F Igla-1F''': Version für die Marine.<ref name="janes-lbad" /> |
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== Technik == |
== Technik == |
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Das System 9K310 Igla-1 besteht aus den folgenden Komponenten:<ref name="rwd" /> |
Das System 9K310 Igla-1 besteht aus den folgenden Komponenten:<ref name="rwd" /> |
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* '''9P322''' Transport- und Startbehälter |
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* '''9P238''' Behälter mit [[Thermalbatterie]] und Kühlmittel für den Suchkopf |
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Die 9M313-Lenkwaffen sind in versiegelten [[Glasfaserverstärkter Kunststoff|GFK]]-Transport- und Startbehältern untergebracht. An dem Startbehälter ist das ''9P519''-Griffstück mit integrierter Elektronik, ''9P238''-[[Thermoelektrischer Generator]] sowie einer Visiereinrichtung mit Tageslicht-Zieloptik angebracht. Die Igla-1 wiegt im startbereiten Zustand 17,9 kg. An die Visiereinrichtung kann das ''1L14''-[[Freund-Feind-Erkennung]]-System angeschlossen werden.<ref name="rwd" /> Die 9M336-Lenkwaffe ist mit einem passiven [[Infrarot]]-Suchkopf von ''[[Lomo|LOMO]]'' ausgerüstet. Der Suchkopf verwendet einen [[Indiumantimonid]]-[[Halbleiter]] und reagiert auf IR-[[Elektromagnetische Strahlung|Strahlung]] zwischen 3 und 5 µm Wellenlänge.<ref name="fiszer" /> Vor dem Start wird der Suchkopf mit flüssigem [[Stickstoff]] gekühlt. Der Suchkopf ermöglicht das Erfassen von Zielen bei schlechtem Wetter oder in der Nacht. Ebenso können frontal anfliegende Ziele bekämpft werden. Der Splittergefechtskopf wiegt 1,27 kg und wird durch einen [[Aufschlagzünder]] zur Detonation gebracht, d. h., die Rakete muss das Ziel direkt treffen.<ref name="rwd" /> Als Antrieb dient ein [[Feststoffrakete|Feststoff]]-[[Raketentriebwerk]], das gezündet wird, wenn die von einer Gasladung ausgestoßene Rakete das Startrohr einige Meter verlassen hat. Die Zielverfolgung durch die Lenkwaffe erfolgt nach dem Prinzip der [[Proportionalnavigation]], d. h. die Elektronik errechnet die [[Winkelgeschwindigkeit]] des Ziels und sendet Steuerbefehle, um die Differenz auf Null zu bringen. Verfehlt die Lenkwaffe das Ziel, zerstört sie sich nach einer bestimmten Flugzeit durch Selbstzerlegung.<ref name="fiszer" /> |
Die 9M313-Lenkwaffen sind in versiegelten [[Glasfaserverstärkter Kunststoff|GFK]]-Transport- und Startbehältern untergebracht. An dem Startbehälter ist das ''9P519''-Griffstück mit integrierter Elektronik, ''9P238''-[[Thermoelektrischer Generator]] sowie einer Visiereinrichtung mit Tageslicht-Zieloptik angebracht. Die Igla-1 wiegt im startbereiten Zustand 17,9 kg. An die Visiereinrichtung kann das ''1L14''-[[Freund-Feind-Erkennung]]-System angeschlossen werden.<ref name="rwd" /> Die 9M336-Lenkwaffe ist mit einem passiven [[Infrarot]]-Suchkopf von ''[[Lomo|LOMO]]'' ausgerüstet. Der Suchkopf verwendet einen [[Indiumantimonid]]-[[Halbleiter]] und reagiert auf IR-[[Elektromagnetische Strahlung|Strahlung]] zwischen 3 und 5 µm Wellenlänge.<ref name="fiszer" /> Vor dem Start wird der Suchkopf mit flüssigem [[Stickstoff]] gekühlt.<ref name="opfor">Threat Support Directorate: ''OPFOR Worldwide Equipment Guide (WEG).'' TRADOC DCSINT, Fort Leavenworth, 2016.</ref> Der Suchkopf ermöglicht das Erfassen von Zielen bei schlechtem Wetter oder in der Nacht. Ebenso können frontal anfliegende Ziele bekämpft werden. Der Splittergefechtskopf wiegt 1,27 kg und wird durch einen [[Aufschlagzünder]] zur Detonation gebracht, d. h., die Rakete muss das Ziel direkt treffen.<ref name="rwd" /> Als Antrieb dient ein [[Feststoffrakete|Feststoff]]-[[Raketentriebwerk]], das gezündet wird, wenn die von einer Gasladung ausgestoßene Rakete das Startrohr einige Meter verlassen hat. Die Zielverfolgung durch die Lenkwaffe erfolgt nach dem Prinzip der [[Proportionalnavigation]], d. h. die Elektronik errechnet die [[Winkelgeschwindigkeit]] des Ziels und sendet Steuerbefehle, um die Differenz auf Null zu bringen. Verfehlt die Lenkwaffe das Ziel, zerstört sie sich nach einer bestimmten Flugzeit durch Selbstzerlegung.<ref name="fiszer" /> |
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Die Igla-1 funktioniert nach dem [[Fire-and-Forget]]-Prinzip, d. h. nach dem Abfeuern verfolgt die Rakete ihr Ziel selbstständig. Mit der Igla-1 können Flugzeuge, Hubschrauber und [[Unbemanntes Luftfahrzeug|Drohnen]] bekämpft werden. Der vertikale Einsatzbereich der Lenkwaffe liegt bei 10 bis 3.500 m bei einem horizontalen Kampfbereich von 0,5 bis 5,4 km.<ref name="fiszer" /> Frontal anfliegende Luftziele können bis zu einer Fluggeschwindigkeit von 360 m/s bekämpft werden.<ref name="rwd" /> Die maximale Fluggeschwindigkeit für die Bekämpfung eines wegfliegenden Luftziels liegt bei 320 m/s.<ref name="fiszer" /> |
Die Igla-1 funktioniert nach dem [[Fire-and-Forget]]-Prinzip, d. h. nach dem Abfeuern verfolgt die Rakete ihr Ziel selbstständig. Mit der Igla-1 können Flugzeuge, Hubschrauber und [[Unbemanntes Luftfahrzeug|Drohnen]] bekämpft werden. Der vertikale Einsatzbereich der Lenkwaffe liegt bei 10 bis 3.500 m bei einem horizontalen Kampfbereich von 0,5 bis 5,4 km.<ref name="fiszer" /> Frontal anfliegende Luftziele können bis zu einer Fluggeschwindigkeit von 360 m/s bekämpft werden.<ref name="rwd" /> Die maximale Fluggeschwindigkeit für die Bekämpfung eines wegfliegenden Luftziels liegt bei 320 m/s.<ref name="fiszer" /> |
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Neben den offiziellen Benutzern der Igla-1 wird die Waffe auch in den Händen von Separatisten- und Extremistengruppen vermutet. |
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[[Datei:Damaged A-10A.JPEG|mini|Das von einer SA-16 schwer beschädigte Heck einer [[Fairchild-Republic A-10|A-10 Thunderbolt II]]]] |
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Die Igla-1 kam bei verschiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen in der Golfregion, in Afrika, in Südamerika, auf dem Balkan sowie im Kaukasus zum Einsatz. Während der Operation [[Desert Storm]] im [[Irak]] wurden sieben Flugzeuge und vier Hubschrauber der Allianz mit der Igla-1 abgeschossen. |
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Bei den [[Jugoslawienkriege|Auseinandersetzungen auf dem Balkan]] fielen mindestens zwei Flugzeuge der NATO der |
Bei den [[Jugoslawienkriege|Auseinandersetzungen auf dem Balkan]] fielen mindestens zwei Flugzeuge der NATO der Igla-1 zum Opfer. Auch bei den Auseinandersetzungen im Kaukasus wurden mehrere russische Kampfflugzeuge und Hubschrauber mit Igla-1-Lenkwaffen der Rebellen abgeschossen. |
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Der [[Abschuss des Präsidentenflugzeugs in Ruanda am 6. April 1994]], der den nachfolgenden [[Völkermord in Ruanda]] mit mindestens 800.000 Toten auslöste, wurde mit |
Der [[Abschuss des Präsidentenflugzeugs in Ruanda am 6. April 1994]], der den nachfolgenden [[Völkermord in Ruanda]] mit mindestens 800.000 Toten auslöste, wurde mit Igla-1-Raketen verübt.<ref>[https://www.lemonde.fr/afrique/article/2019/04/05/au-rwanda-la-residence-d-habyarimana-n-a-pas-livre-tous-ses-secrets_5445998_3212.html Pierre Lepidi: ''Au Rwanda, 25 ans après le génocide, la résidence du président tué n’a pas livré tous ses secrets.''] [[Le Monde]] vom 5. April 2019</ref> |
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In den Jahren 2003 bis 2006, nach der US-[[Irak-Krieg|Invasion im Irak]], wurden mindestens sechs US-Hubschrauber mit Igla-1-Lenkwaffen der Widerstandskämpfer abgeschossen. Im Irak verfügt die nordirakische Armee der [[Autonome Region Kurdistan|autonomen Kurdenregion]] nach eigenen Angaben über mehrere hundert Igla-1. |
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== Literatur == |
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* ''Land-Based Air Defence Edition 2005'' Jane's Verlag |
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* ''Das Boden-Luft-Lenkwaffensystem SA-16 GIMLET'' DTIG – Defense Threat Informations Group, August 2005 |
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* ''On Arrows and Needles'' by Michal Fiszer and Jerzy Gruszczynski, Journal of Electronic Defense (JED), December 2002. |
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* ''RUSSIA'S ARMS 2004 CATALOG'' Military Parade Publishing House |
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* ''RUSSIA'S ARMS AND TECHNOLOGIES. THE XXI CENTURY ENCYCLOPEDIA Volume 9 – Air and ballistic missile defense'' The Publishing House – Arms and Technologies |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
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Version vom 21. Dezember 2022, 13:35 Uhr
9K310 Igla-1 | |
---|---|
9K310 Igla-1 | |
Allgemeine Angaben | |
Typ | Flugabwehrlenkwaffe |
Heimische Bezeichnung | 9K310 Igla-1, 9K310F Igla-1F |
NATO-Bezeichnung | SA-16 Gimlet, SA-N-10 Gimlet |
Herkunftsland | Sowjetunion |
Hersteller | Konstruktionsbüro KBM |
Entwicklung | 1971 |
Indienststellung | 1981 |
Technische Daten | |
Länge | 1,673[1] |
Durchmesser | 72,2 mm |
Gefechtsgewicht | 10,8 kg |
Spannweite | 160 mm |
Antrieb | Feststoffraketentriebwerk |
Geschwindigkeit | 570 m/s (Mach 1,67) |
Reichweite | 0,5–5,4 km |
Dienstgipfelhöhe | 10–3.500 m |
Ausstattung | |
Lenkung | Gyroskop |
Zielortung | passiv IR |
Gefechtskopf | 1,27 kg Splittergefechtskopf[2] |
Zünder | Aufschlagzünder |
Waffenplattformen | MANPADS |
Listen zum Thema |
Die 9K310 Igla-1 (russ.: 9К310 Игла-1 ‚Nadel‘) ist eine schultergestützte Kurzstrecken-Boden-Luft-Rakete aus sowjetischer Produktion. Der NATO-Codename lautet SA-16 Gimlet.
Entwicklung
Im Jahr 1971 erteilte das ZK der KPdSU den Auftrag zur Entwicklung einer neuen, tragbaren Flugabwehrlenkwaffe, die Ende der 1970er-Jahre die Systeme 9K32 Strela-2 und 9K34 Strela-3 ersetzen sollte.[2] Das neue Flugabwehrsystem bekam die Bezeichnung 9K38 Igla. Die NATO gab diesem System die Bezeichnung SA-18 Grouse. Bei der Entwicklung kam es immer wieder zu Verzögerungen. Als die Entwicklung im Jahre 1978 immer noch nicht abgeschlossen war, entschied man sich für eine Zwischenlösung. Der bereits fertiggestellte Rumpf und der Raketenmotor der neuen Lenkwaffe sollten mit dem bewährten Suchkopf der 9K34 Strela-3 zu einem Interimssystem weiterentwickelt werden.[2] Dieses System bekam die Bezeichnung 9K310 Igla-1. Es wurde im Jahre 1981 bei den Landstreitkräften der UdSSR eingeführt und erhielt von der NATO die Bezeichnung SA-16 Gimlet („Nagelbohrer“).[3]
Varianten
- 9K310 Igla-1: Grundversion[3]
- 9K310E Igla-1E: Exportversion[3]
- 9K310M Igla-1M: Vereinfachte Exportversion[4]
- 9K310F Igla-1F: Version für die Marine.[3]
Technik
Das System 9K310 Igla-1 besteht aus den folgenden Komponenten:[1]
- 9P322 Transport- und Startbehälter
- 9M313 Lenkwaffe
- 9P519 Start- und Visiergerät
- 9P238 Behälter mit Thermalbatterie und Kühlmittel für den Suchkopf
Die 9M313-Lenkwaffen sind in versiegelten GFK-Transport- und Startbehältern untergebracht. An dem Startbehälter ist das 9P519-Griffstück mit integrierter Elektronik, 9P238-Thermoelektrischer Generator sowie einer Visiereinrichtung mit Tageslicht-Zieloptik angebracht. Die Igla-1 wiegt im startbereiten Zustand 17,9 kg. An die Visiereinrichtung kann das 1L14-Freund-Feind-Erkennung-System angeschlossen werden.[1] Die 9M336-Lenkwaffe ist mit einem passiven Infrarot-Suchkopf von LOMO ausgerüstet. Der Suchkopf verwendet einen Indiumantimonid-Halbleiter und reagiert auf IR-Strahlung zwischen 3 und 5 µm Wellenlänge.[2] Vor dem Start wird der Suchkopf mit flüssigem Stickstoff gekühlt.[5] Der Suchkopf ermöglicht das Erfassen von Zielen bei schlechtem Wetter oder in der Nacht. Ebenso können frontal anfliegende Ziele bekämpft werden. Der Splittergefechtskopf wiegt 1,27 kg und wird durch einen Aufschlagzünder zur Detonation gebracht, d. h., die Rakete muss das Ziel direkt treffen.[1] Als Antrieb dient ein Feststoff-Raketentriebwerk, das gezündet wird, wenn die von einer Gasladung ausgestoßene Rakete das Startrohr einige Meter verlassen hat. Die Zielverfolgung durch die Lenkwaffe erfolgt nach dem Prinzip der Proportionalnavigation, d. h. die Elektronik errechnet die Winkelgeschwindigkeit des Ziels und sendet Steuerbefehle, um die Differenz auf Null zu bringen. Verfehlt die Lenkwaffe das Ziel, zerstört sie sich nach einer bestimmten Flugzeit durch Selbstzerlegung.[2]
Die Igla-1 funktioniert nach dem Fire-and-Forget-Prinzip, d. h. nach dem Abfeuern verfolgt die Rakete ihr Ziel selbstständig. Mit der Igla-1 können Flugzeuge, Hubschrauber und Drohnen bekämpft werden. Der vertikale Einsatzbereich der Lenkwaffe liegt bei 10 bis 3.500 m bei einem horizontalen Kampfbereich von 0,5 bis 5,4 km.[2] Frontal anfliegende Luftziele können bis zu einer Fluggeschwindigkeit von 360 m/s bekämpft werden.[1] Die maximale Fluggeschwindigkeit für die Bekämpfung eines wegfliegenden Luftziels liegt bei 320 m/s.[2]
Verbreitung
- Afghanistan – 100
- Angola – 150
- Bosnien und Herzegowina – unbekannte Anzahl
- Deutsche Demokratische Republik – 375
- Bosnien und Herzegowina
- Botswana – 50
- Bulgarien – 200
- Ecuador – 222
- Finnland – 190
- Indien – 2.500
- Indonesien – 16
- Irak– 1.000
- Kasachstan – 20
- Kuba – 100
- Kroatien – unbekannte Anzahl
- Laos – 100
- Malaysia – 382
- Montenegro – unbekannte Anzahl
- Myanmar – 2.000
- Nicaragua – 360
- Nordkorea – 1.500
- Peru – unbekannte Anzahl
- Russland – unbekannte Anzahl
- Serbien – unbekannte Anzahl
- Slowakei – unbekannte Anzahl
- Slowenien – 4
- Südkorea – 50
- Syrien – unbekannte Anzahl
- Tschechien – unbekannte Anzahl
- Ukraine – unbekannte Anzahl
- Vereinigte Arabische Emirate – 400
- Vereinigtes Königreich – 31 (für Tests)
- Vietnam – 400
Neben den offiziellen Benutzern der Igla-1 wird die Waffe auch in den Händen von Separatisten- und Extremistengruppen vermutet.
Einsätze
Die Igla-1 kam bei verschiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen in der Golfregion, in Afrika, in Südamerika, auf dem Balkan sowie im Kaukasus zum Einsatz. Während der Operation Desert Storm im Irak wurden sieben Flugzeuge und vier Hubschrauber der Allianz mit der Igla-1 abgeschossen.
Bei den Auseinandersetzungen auf dem Balkan fielen mindestens zwei Flugzeuge der NATO der Igla-1 zum Opfer. Auch bei den Auseinandersetzungen im Kaukasus wurden mehrere russische Kampfflugzeuge und Hubschrauber mit Igla-1-Lenkwaffen der Rebellen abgeschossen.
Der Abschuss des Präsidentenflugzeugs in Ruanda am 6. April 1994, der den nachfolgenden Völkermord in Ruanda mit mindestens 800.000 Toten auslöste, wurde mit Igla-1-Raketen verübt.[8]
In den Jahren 2003 bis 2006, nach der US-Invasion im Irak, wurden mindestens sechs US-Hubschrauber mit Igla-1-Lenkwaffen der Widerstandskämpfer abgeschossen. Im Irak verfügt die nordirakische Armee der autonomen Kurdenregion nach eigenen Angaben über mehrere hundert Igla-1.
Weiter setzen die Ukrainischen Streitkräfte die Igla-1 beim russischen Überfall auf die Ukraine ein.[9]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Fla-Raketenkomplex 9K310-Ä (Igla-1A). In: rwd-mb3.de. Raketen- und Waffentechnischer Dienst im Kdo. MB III, abgerufen am 24. Oktober 2019.
- ↑ a b c d e f g Michal Fiszer & Jerzy Gruszczynski: On Arrows and Needles. Journal of Electronic Defense (JED), Dezember 2002.
- ↑ a b c d e Tony Cullen & Christopher F. Foss: Jane’s Land-based Air-Defence, Edition 2000–2001. Jane’s Information Group, Vereinigtes Königreich, 2001, ISBN 0-7106-2022-5.
- ↑ Tomasz Szulc: Russian Surface-to-Air Missiles by 2005. Military Technology Magazine. Volume 28, Issue 8, August 2004, S. 60–62.
- ↑ a b Threat Support Directorate: OPFOR Worldwide Equipment Guide (WEG). TRADOC DCSINT, Fort Leavenworth, 2016.
- ↑ Trade Register auf sipri.org, abgerufen am 21. Dezember 2022
- ↑ The International Institute for Strategic Studies (IISS): "The Military Balance 2022." Routledge, 2022, ISBN 978-1-032-27900-8.
- ↑ Pierre Lepidi: Au Rwanda, 25 ans après le génocide, la résidence du président tué n’a pas livré tous ses secrets. Le Monde vom 5. April 2019
- ↑ GICHD: Explosive Ordnance Guide for Ukraine 2022. Geneva International Centre for Humanitarian Demining (GICHD), 1211 Genf, Schweiz, 2022. S. 130–131.
Weblinks
- www.globalsecurity.org/ (englisch)