„Sikorsky Ilja Muromez“ – Versionsunterschied
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Version vom 29. Mai 2015, 10:59 Uhr
Sikorsky Ilja Muromez | |
---|---|
Ilja Muromez im Flug. | |
Typ | Schweres Bombenflugzeug |
Entwurfsland | |
Hersteller | RBWS |
Erstflug | 25. Februar 1914 |
Indienststellung | 1914 |
Produktionszeit | 1913–1918 |
Stückzahl | 73 |
Die Sikorski Ilja Muromez (russisch Сикорский Илья Муромец) war der erste in Serie produzierte viermotorige Bomber der Welt. Er konnte seine Bombenlast weit ins Feindgebiet tragen. Er wurde benannt nach der russischen Sagengestalt Ilja Muromez.
Entwicklung
Die Ilja Muromez wurde 1913 von Igor Iwanowitsch Sikorski im Russisch-Baltischen Waggon Werk (RBWS) in Sankt Petersburg konstruiert. Sie basierte auf dem Vorgängermodell Russki Witjas, welches eine wichtige Rolle in der russischen Luftfahrtentwicklung und im Bau mehrmotoriger Flugzeuge spielte.
Eigentlich war das Flugzeug (Werknummer 128) als bequemes Passagierflugzeug geplant. Es hatte einen eigenen isolierten Passagiersalon, komfortable Sessel, einen Schlafraum und ein Bad. Das Flugzeug war beheizt und hatte elektrisches Licht. Die ersten Tests begannen am 10. Dezember 1913. Der Erstflug war am 25. Februar 1914 mit 16 Passagieren und dem Hund namens Schkalik.[1] Vom 21. bis 23. Juni 1914 flog der lettische Pilot Kapitän Prussis das Flugzeug von Sankt Petersburg nach Kiew in 14 Stunden und 38 Minuten mit nur einer Zwischenlandung. Das Flugzeug erregte bei den Sommermanövern der russischen Armee in Zarskoje Selo die Aufmerksamkeit des Zaren, der ihm den Namen „Kiewski“ verlieh und Igor Sikorski mit dem Wladimir-Orden auszeichnete und eine Bestellung für 10 Riesenflugzeuge veranlasste.
Bei Kriegsbeginn 1914 gegen Deutschland hatten erst zwei der georderten Bombenflugzeuge die Produktion verlassen: die Nr. 135 mit deutschen 140-PS-Argus-Motoren und eine zweite Maschine, die mit schwereren wassergekühlten französischen Salmson-Motoren (zwei mit 200, zwei mit 130 PS) ausgerüstet werden musste. Die Maschinen konnten 800 kg Bomben tragen, dazu Maschinengewehre zur Selbstverteidigung. Die Motoren wurden mit 5 mm Stahl gepanzert.
Einsatzgeschichte
Im August 1914 wurden die Flugzeuge als „Schiff I“ und „Schiff II“ von den russischen Luftstreitkräften übernommen. „Schiff I“ führte bei der 3. Armee ab Mitte September 1914 unter dem Kommando von Stabshauptmann Rudnew aus dem Raum Lemberg Aufklärungsflüge gegen die Festung Przemyśl durch. Dieses Flugzeug erreichte mit seinen Argus-Motoren eine Höhe von knapp 1.000 m. Schiff II unter Stabshauptmann Pankratjew erreichte mit Salmson-Motoren zwar über 2.250 m, doch der Einsatzbericht von Rudnew veranlasste das russische Hauptquartier, das Flugzeug zunächst für frontuntauglich zu erklären. Am 10. Dezember 1914 jedoch stellte man eine Bomberstaffel von zehn Flugzeugen auf, die bis 1916 auf 20 erweitert wurde. Am 12. September 1916 verloren die Russen die erste Ilja Muromez im Kampf mit vier Albatros-Flugzeugen. Dies war neben einem weiteren die einzigen Verluste dieses Flugzeugtyps. Drei beschädigte Maschinen konnten ihre Heimatbasen wieder erreichen. Die Konstruktion des Flugzeuges war außerordentlich widerstandsfähig. Trotz nicht seltener starker Gefechtsschäden und Motorausfälle gingen insgesamt nur zwei Ilja Muromez während eines Feindfluges verloren; eine davon stürzte ab. Allerdings erwiesen sich die Schäden oftmals nach der Rückkehr als so schwerwiegend, dass das Flugzeug verschrottet werden musste. Auch ihre Kampfkraft war sehr groß: während nur eine Ilja Muromez durch Beschuss deutscher Jäger verlorenging, schossen die russischen Bomber mindestens zehn Gegner ab. Bei den deutschen Piloten trug das Flugzeug den Spitznamen „Igel“.
Die Russen verkauften Lizenzen nach England und Frankreich. Die Deutschen versuchten das Flugzeug aus den Resten des einzigen Abschusses nachzubauen. Die Entwicklung bildete eine Grundlage der späteren deutschen Riesenflugzeuge.
Ende 1916 wurde das Flugzeug durch seine weitere Bewaffnung zu schwer. Sikorski wandte sich einem neuen Flugzeugtyp zu, der Alexander Newski.
Insgesamt wurden 73 Ilja-Muromez-Bomber zwischen 1913 und 1918 gebaut. Ihre Bomben hatte eine Treffergenauigkeit von angeblich 90 %. Die Ilja Muromez flogen mehr als 400 Einsätze und warfen rund 65 Tonnen Bomben ab.
Die letzte Ilja Muromez flog 1922 in der Luftwaffenschule in Serpuchow.
Technische Daten (Ilja Muromez E-2)
Allgemeine Angaben
- Besatzung: vier bis acht (max. 12)
- Länge: 18,8 m
- Spannweite: 34,5 m
- Höhe: -
- Flügelfläche: 220 m²
- Leergewicht: 5.000 kg
- Startgewicht: 6.500 kg
- Max. Startgewicht: 7.460 kg
- Motor: 4 Renault-12-Zylinder-Motoren, je 162 kW (220 PS)
Leistungen
- Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h
- Reichweite: 560 km
- Gipfelhöhe: 3200 m
- Tragflächenbelastung: 29,5 kg/m²
- Leistung/Masse: 0,10 kW/kg
Bewaffnung:
- Verschiedene Anzahl und Kombinationen von Feuerwaffen im Krieg (12,7 mm, 15,3 mm, 25 mm, 37 mm und 7,62 mm-Gewehre), Maxim-Maschinengewehre, Lewis-Maschinengewehre, und Leonid Kurschewskis experimentelles rückstoßfreies Gewehr.
- Bombenzuladung acht 100-kg-Bomben, sechzehn 50-kg-Bomben oder eine 656-kg-Bombe
- sechs 127-mm-Raketen (unter den Tragflächen)
Literatur
- Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Bombenflugzeuge. transpress, Berlin 1989, ISBN 3-344-00391-7
- Ray Rimell (Hrsg.): The big Il’ya. In: Windsock International, No.3/Vol.6, Berkhamsted, Mai/Juni 1990, S. 16ff (engl.)
Einzelnachweise
- ↑ "Изящная светопись" о воздухоплавании в России (russisch)