„Unkraut“ – Versionsunterschied

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Als '''Unkraut''' bezeichnet man [[Pflanzen]] der spontanen „Begleitvegetation“ in Kulturpflanzenbeständen, [[Grünland]] oder Gartenanlagen, die dort nicht gezielt angebaut werden und aus dem Samenpotential des Bodens, über [[Stolo|Wurzelausläufer]] oder über Zuflug der Samen zur Entwicklung kommen. Alternativ wird heute häufig von '''Beikraut''' oder Kulturpflanzenbegleitern gesprochen. Die Entfernung von Unkraut mithilfe von [[Werkzeug]]en wird als '''Jäten''' bezeichnet.
'''Unkraut''' ist die nichtwissenschaftliche Sammelbezeichnung für [[Pflanzen]] der spontanen „Begleitvegetation“ in Kulturpflanzenbeständen, [[Grünland]] oder [[Garten|Gärten]], die dort nicht vom Menschen angebaut wurden. Alternativ werden heute häufig die Bezeichnungen '''Beikraut''', '''Wildkraut''' oder Kulturpflanzenbegleitern verwendet. Die Samen diesen Pflanzen gelangen dabei entweder durch den Wind ([[Anemochorie]]), durch Tiere ([[Zoochorie]]) oder über [[Stolo|Wurzelausläufer]] in die Böden, oder sind dort bereits vorhanden.


Im allgemeinen Sprachgebrauch ist das Hauptkriterium, um eine Pflanze als Unkraut zu bezeichnen, dass sie unerwünscht ist. Je nach Sicht des Betroffenen kann ein bereits eingetretener, zu befürchtender wirtschaftlicher [[Schaden]] infolge [[Konkurrenz (Ökologie)|Konkurrenz]] oder ein ästhetischer Grund der Auslöser für das Störungsempfinden sein.
Im allgemeinen Sprachgebrauch ist das Hauptkriterium, um eine Pflanze als Unkraut zu bezeichnen, dass sie als unerwünscht betrachtet wird. Gründe sind beispielsweise ein zu befürchtender wirtschaftlicher [[Schaden]] (infolge von [[Konkurrenz (Ökologie)|Konkurrenz]] für angebaute Pflanzen), die mögliche Beschädigung von Infrastruktur (z. B. durch Überwucherung von [[Gleis|Bahngleisen]]) sowie ästhetische Gründen (z. B. in [[Ziergarten|Ziergärten]] oder auf [[Friedhof|Friedhöfen]]). Hierbei handelt es sich entweder um unerwünschte [[Wildpflanze]]n oder um spontan aufwachsende [[Kulturpflanze]]n.
[[Datei:État de la section d'Orchies à Ascq de la ligne de Somain à Halluin au 15 octobre 2017 (373, gare d'Ascq).JPG|mini|An Bahnanlagen wie [[Gleis]]en wird der pflanzliche Bewuchs regelmäßig entfernt, so lange sie genutzt werden (links aktive Strecke, rechts stillgelegte Strecke)]]

Hierbei kann es sich um unerwünschte Wildpflanzen oder um spontan aufwachsende Kulturpflanzen handeln. Der Begriff ist nicht auf [[Krautige Pflanze|Kräuter]] im eigentlichen Sinne beschränkt, sondern umfasst auch [[Gräser]], [[Farne]], [[Moose]] oder holzige Pflanzen. Im Bereich des Pflanzenschutzes werden unerwünschte Gräser auch „'''Ungras'''“ genannt.
Der negativ konnotierte Begriff ist nicht auf [[Krautige Pflanze|Kräuter]] im eigentlichen Sinne beschränkt, sondern umfasst auch [[Gräser]], [[Farne]], [[Moose]] oder holzige Pflanzen sowie schnell wachsende [[Pionierpflanze]]n.
Gegen diese Pflanzen setzen Menschen sowohl Methoden zur [[Mechanische Unkrautbekämpfung|mechanischen Unkrautbekämpfung]] (z. B. Jäten) ein, als auch chemische Bekämpfungsmethoden mit Hilfe von [[Herbizid]]en. Mittlerweile haben sich dabei zunehmend [[Resistenz]]en gebildet, so dass der Einsatz von [[Pflanzenschutzmittel]]n auch zur Entwicklung [[Herbizidresistente Unkräuter|herbizidresistenter Unkräuter]] geführt hat, die mitunter als''Superunkräuter'' bezeichnet werden.

[[Herbizidresistente Unkräuter]] werden als ''Superunkräuter'' bezeichnet.


== Begriffsklärung ==
== Begriffsklärung ==
Die Auslegung des Begriffs Unkraut hängt stark vom subjektiven menschlichen Empfinden ab. Zum Unkraut wird sie erst dadurch, dass sie als „störend“ empfunden wird. Unterschiedliche Auffassungen hierüber führen häufig zu Nachbarschaftsstreitigkeiten, manchmal sogar zu politischen Debatten. Es spielt keine Rolle, ob es sich bei einem Unkraut um eine [[Krautige Pflanze|krautige]] oder verholzende Pflanzenart handelt.


Im Zuge der [[Umweltbewegung]] in den 1980er Jahren wurde gefordert, den Begriff Unkraut durch „Wildkraut“ zu ersetzen. [[Wildkräuter|„Wildkraut“]] wird jedoch schon zur Bezeichnung wildlebender essbarer krautiger Pflanzen verwendet, sodass sich diese Forderung nicht durchsetzen konnte. In der [[Forstwirtschaft]] ist der Begriff [[Begleitwuchs]] gebräuchlich, da sowohl negative wie auch positive Begleiteffekte erwartet werden können.
Die Auslegung des Begriffs Unkraut hängt stark vom subjektiven menschlichen Empfinden ab. So werden manche [[Art (Biologie)|Pflanzenarten]] pauschal als Unkraut bezeichnet. Dies ist dem Grundprinzip nach falsch, da dieselbe Art als Unkraut, [[Nutzpflanze]], [[Heilkraut]], [[Zeigerpflanze]] oder in anderer Form auftreten kann. Zum Unkraut wird sie erst dadurch, dass sie als „störend“ empfunden wird. Unterschiedliche Auffassungen hierüber führen häufig zu Nachbarschaftsstreitigkeiten, manchmal sogar zu politischen Debatten. Es spielt keine Rolle, ob es sich bei einem „Unkraut“ um eine [[Krautige Pflanze|krautige]] oder verholzende Pflanzenart handelt.

Im Zuge der [[Umweltbewegung]] in den 1980er Jahren wurde gefordert, den Begriff „Unkraut“ durch „Wildkraut“ zu ersetzen. [[Wildkräuter|„Wildkraut“]] wird jedoch schon zur Bezeichnung wildlebender essbarer krautiger Pflanzen verwendet, sodass sich diese Forderung nicht durchsetzen konnte. In der [[Forstwirtschaft]] ist der Begriff [[Begleitwuchs]] gebräuchlich, da sowohl negative wie auch positive Begleiteffekte erwartet werden können.


Die [[ökologische Landwirtschaft]] hat eine differenziertere Sichtweise auf die „Unkräuter“, die sie nicht ausschließlich als Schadpflanze, sondern auch als wesentlichen Bestandteil des [[Ökosystem]]s sieht. Daher wird dort der negativ belegte Begriff „Unkraut“ abgelehnt und die neutrale Bezeichnung ''Beikraut'' bevorzugt. Die wissenschaftliche Bezeichnung für Ackerunkräuter lautet [[Segetalpflanze]]n.
Von Vertretern der [[ökologische Landwirtschaft]] wird der negativ belegte Begriff Unkraut abgelehnt und die neutrale Bezeichnung ''Beikraut'' bevorzugt. Die wissenschaftliche Bezeichnung für Ackerunkräuter lautet [[Segetalpflanze]]n.


Pflanzen werden in der Regel als Unkraut bezeichnet, wenn sie:
Pflanzen werden in der Regel als Unkraut bezeichnet, wenn sie:
* mit einer gezielt angebauten [[Nutzpflanze]] in Konkurrenz um Wachstumsfaktoren wie [[Nährstoff (Pflanze)|Nährstoffe]], Licht, Wasser treten, so dass die Nutzpflanze nicht den erwünschten [[Ertrag (Landwirtschaft)|Ertrag]] erreicht
* mit einer gezielt angebauten [[Nutzpflanze]] in Konkurrenz um Wachstumsfaktoren wie [[Nährstoff (Pflanze)|Nährstoffe]], Licht, Wasser treten, so dass die Nutzpflanze nicht den erwünschten [[Ertrag (Landwirtschaft)|Ertrag]] erreicht
* die Bewirtschaftung einer Fläche erschweren, indem sie z. B. in das Erntegut geraten und dieses verunreinigen (siehe [[Saatgutreinigung]])
* die Bewirtschaftung einer Fläche erschweren, indem sie z. B. in das Erntegut geraten und dieses verunreinigen (siehe [[Saatgutreinigung]])
* eine massenhafte Verbreitung aufweisen (durch Samenflug, extrem lange Wurzelgeflechte, Verdrängung von Konkurrenten) und somit die Gefahr besteht, dass sie auf zu schützende Flächen übersiedeln;
* sich massenhaft verbreiten (durch Samenflug, extrem lange Wurzelgeflechte, Verdrängung von Konkurrenten)
* Infrastruktur wie Bahngleise überwuchern
* das ästhetische Empfinden eines Menschen stören, zum Beispiel in Ziergärten, [[Park]]s, auf [[Rasen]]flächen oder bewuchsfrei zu haltenden Flächen
* das ästhetische Empfinden eines Menschen stören, zum Beispiel in Ziergärten, [[Park]]s, oder auf [[Rasen]]flächen
* durch ihre Giftwirkung den Ertrag einer Fläche unbrauchbar machen (Beispiel [[Herbstzeitlose]] in [[Heu]])
* durch ihre Giftwirkung den Ertrag einer Fläche unbrauchbar machen (Beispiel [[Herbstzeitlose]] in [[Heu]])
* als [[Neophyten]] angestammte Pflanzen von ihren Standorten verdrängen
* als [[Neophyten]] angestammte Pflanzen von ihren Standorten verdrängen
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== Ackerunkräuter ==
== Ackerunkräuter ==
Unkraut schafft der [[Landwirtschaft]] naturgemäß Probleme. Die Unkrautpopulationen auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche werden durch Faktoren wie [[Fruchtfolge]], Art der [[Bodenbearbeitung]], mechanische Pflegemaßnahmen (z. B. mit einem [[Hackstriegel]]) und andere beeinflusst. Allgemein verbreitet ist heute der Einsatz von Unkrautbekämpfungsmitteln ([[Herbizid]]en), durch die viele Ackerunkräuter in ihrem Bestand bedroht sind.
Unkraut schafft der [[Landwirtschaft]] naturgemäß Probleme. Die Unkrautpopulationen auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche werden durch Faktoren wie [[Fruchtfolge]], Art der [[Bodenbearbeitung]], [[mechanische Unkrautbekämpfung]] (z. B. mit einem [[Hackstriegel]]) und andere beeinflusst. Allgemein verbreitet ist heute der Einsatz von Unkrautbekämpfungsmitteln ([[Herbizid]]en), durch die viele Ackerunkräuter in ihrem Bestand bedroht sind.


Laut Berechnungen der herbizidindustrienahen<ref name="WSSA">[http://wssa.net/society/directories/ Unterstützer und Prädidialmitglieder der ''Weed Science Society of America'' = ''WSSA''.]</ref> [[Weed Science Society of America]] könnten Unkräuter ohne Unkrautbekämpfung Schäden von bis zu 27 Milliarden [[US-Dollar]] bei Mais und 16 Milliarden US-Dollar bei Sojabohne in den USA und Kanada verursachen. Ohne Unkrautbekämpfung lägen die durchschnittlichen Ernten um 52 % (Mais) bzw. 49,5 % (Sojabohne) niedriger.<ref name="KSRE2016">[http://www.ksre.k-state.edu/news/news-stories/2016-news-releases/may/uncontrolled-weeds051216.html ''Left uncontrolled, weeds would cost billions in economic losses every year.'' bei ''K-State Research and Extension News'', 16. Mai 2016.]</ref> 1996 wurde geschätzt, dass durch Unkräuter eine Ertragsminderung zwischen 20 % und 40 % verursacht wird.<ref name="Oerke1996">{{Literatur |Autor=Erich-Christian Oerke, Ulrike Steiner |Titel=Ertragsverluste und Pflanzenschutz. Die Anbausituation für die wirtschaftlich wichtigsten Kulturpflanzen. |Hrsg= |Sammelwerk=Schriftenreihe der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft. |Band=6 |Nummer= |Auflage= |Verlag=Ulmer Verlag |Ort= |Datum=1996 |ISBN= |Seiten=}}</ref> Werden hingegen mechanische Pflegemaßnahmen zur Unkrautregulierung eingesetzt, gehen die jeweiligen Erträge nur geringfügig zurück.<ref>{{Literatur |Titel=Positionspapier des Fachbeirats Nachhaltiger Pflanzenbau |TitelErg=Mehr Verunkrautung wagen: Plädoyer für einen Perspektivwechsel in der Unkrautbekämpfung im Ackerbau |Hrsg=Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit |Datum=2019-10-09 |Online=https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/04_Pflanzenschutzmittel/fachbeirat_nachpflbau_positionspapier2019.pdf;jsessionid=C21D44222FD80B4003455DCEB029ED24.1_cid322?__blob=publicationFile&v=5 |Format=PDF |KBytes=71 |Abruf=2019-11-20}}</ref>
Laut Berechnungen der Herbizidindustrie-nahen<ref name="WSSA">{{Internetquelle |url=https://wssa.net/society/directories/ |titel=Directories {{!}} Weed Science Society of America |sprache=en-US |abruf=2022-09-26}}</ref> ''Weed Science Society of America'' könnten Unkräuter ohne Unkrautbekämpfung Schäden von bis zu 27 Milliarden [[US-Dollar]] bei Mais und 16 Milliarden US-Dollar bei Sojabohne in den USA und Kanada verursachen. Ohne Unkrautbekämpfung lägen die durchschnittlichen Ernten um 52 % (Mais) bzw. 49,5 % (Sojabohne) niedriger.<ref name="KSRE2016">{{Internetquelle |url=https://www.ksre.k-state.edu/news/stories/2016/05/uncontrolled-weeds051216.html |titel=Left uncontrolled, weeds would cost billions in economic losses every year |abruf=2022-09-26}}</ref> 1996 wurde geschätzt, dass durch Unkräuter eine Ertragsminderung zwischen 20 % und 40 % verursacht wird.<ref name="Oerke1996">{{Literatur |Autor=Erich-Christian Oerke, Ulrike Steiner |Titel=Ertragsverluste und Pflanzenschutz. Die Anbausituation für die wirtschaftlich wichtigsten Kulturpflanzen. |Sammelwerk=Schriftenreihe der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft. |Band=6 |Verlag=Ulmer Verlag |Datum=1996}}</ref> Wird der Ertragsminderung durch Ausweitung der Anbaufläche ([[Urbarmachung]] z.&nbsp;B. von Moorflächen) begegnet, kann der Effekt auf die Umwelt sogar noch negativer sein, als es eine Bekämpfung der Unkräuter wäre. Werden hingegen mechanische Pflegemaßnahmen zur Unkrautregulierung eingesetzt, gehen die jeweiligen Erträge nur geringfügig zurück.<ref>{{Literatur |Hrsg=Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit |Titel=Positionspapier des Fachbeirats Nachhaltiger Pflanzenbau |TitelErg=Mehr Verunkrautung wagen: Plädoyer für einen Perspektivwechsel in der Unkrautbekämpfung im Ackerbau |Datum=2019-10-09 |Online=https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/04_Pflanzenschutzmittel/fachbeirat_nachpflbau_positionspapier2019.pdf;jsessionid=C21D44222FD80B4003455DCEB029ED24.1_cid322?__blob=publicationFile&v=5 |Format=PDF |KBytes=71 |Abruf=2019-11-20}}</ref> Je nach angewandter Methode der mechanischen Unkrautbekämpfung können jedoch andere negative Folgen auftreten, so zum Beispiel [[Bodenverdichtung]] oder Störung der Bodenlebewesen durch (zu häufiges) Pflügen. Dazu kommt der hohe Arbeitsaufwand traditioneller Methoden wie dem Jäten von Hand.


=== Geschichte ===
=== Geschichte ===
Die Problematik des Unkrauts ist so alt wie der [[Ackerbau]] selbst. In der [[Bibel]] wird es als Strafe Gottes für den [[Sündenfall]] erwähnt. So steht im [[1. Buch Mose]] (Kapitel 3, 17–18): „So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln lässt er dir wachsen und die Pflanzen des Feldes musst du essen.“
Die Problematik des Unkrauts ist so alt wie der [[Ackerbau]] selbst. In der [[Bibel]] wird es als Strafe Gottes für den [[Sündenfall]] erwähnt. So steht im [[1. Buch Mose]] (Kapitel 3, 17–18): „So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln lässt er dir wachsen und die Pflanzen des Feldes musst du essen.“


Da die Entwicklung der Unkräuter eng mit der der des Ackerbaus verwoben ist nahm sie ihren Ursprung wahrscheinlich im Gebiet des [[Fruchtbarer Halbmond|fruchtbaren Halbmonds]].<ref name="Willerding1988">{{Literatur |Autor=Ulrich Willerding |Titel=Zur Entwicklung von Ackerunkrautgesellschaften im Zeitraum vom Neolithikum bis in die Neuzeit in Der prähistorische Mensch und seine Umwelt. |Hrsg= |Sammelwerk=Forsch. u. Bericht Vor- und Frühgeschichte Bad.-Wütt. |Band= |Nummer=31 |Auflage= |Verlag= |Ort=Stuttgart |Datum=1988 |ISBN= |Seiten=31-41}}</ref> Von dort drangen sie mit der Landwirtschaft nach Mitteleuropa vor. Erste bäuerliche Siedlungen datieren die Anfänge des Ackerbaus in Europa auf 5000 v.&nbsp;Chr.<ref name="Burrichter1993">{{Literatur |Autor=Ernst Burrichter, Joachim Hüppe, Richard Pott |Titel=Agrarwirtschaftlich bedingte Vegetationsbereicherung und -verarmung in historischer Sicht |Sammelwerk=Phytocoenologia |Band=23 |Nummer=1-4 |Datum=1993-12-15 |ISSN=0340-269X |DOI=10.1127/phyto/23/1993/427 |Seiten=427–447 |Online=http://www.schweizerbart.de/papers/phyto/detail/23/81128/Agrarwirtschaftlich_bedingte_Vegetationsbereicheru?af=crossref |Abruf=2019-03-14}}</ref> Die so nach Europa gelangten Unkräuter werden zu den Archäophyten gezählt.<ref name="Zwerger2002">{{Literatur |Autor= Peter Zwerger, Hans Ulrich Ammon |Titel=Unkraut - Ökologie und Bekämpfung ; 105 Tabellen |Verlag=Ulmer |Ort=Stuttgart (Hohenheim) |Datum=2002 |ISBN=3800138468 }}</ref>
Da die Entwicklung der Unkräuter eng mit der des Ackerbaus verwoben ist nahm sie ihren Ursprung wahrscheinlich im Gebiet des [[Fruchtbarer Halbmond|fruchtbaren Halbmonds]].<ref name="Willerding1988">{{Literatur |Autor=Ulrich Willerding |Titel=Zur Entwicklung von Ackerunkrautgesellschaften im Zeitraum vom Neolithikum bis in die Neuzeit in Der prähistorische Mensch und seine Umwelt. |Sammelwerk=Forsch. u. Bericht Vor- und Frühgeschichte Bad.-Wütt. |Nummer=31 |Ort=Stuttgart |Datum=1988 |Seiten=31-41}}</ref> Von dort drangen sie mit der Landwirtschaft nach Mitteleuropa vor. Erste bäuerliche Siedlungen datieren die Anfänge des Ackerbaus in Europa auf 5000 v.&nbsp;Chr.<ref name="Burrichter1993">{{Literatur |Autor=Ernst Burrichter, Joachim Hüppe, Richard Pott |Titel=Agrarwirtschaftlich bedingte Vegetationsbereicherung und -verarmung in historischer Sicht |Sammelwerk=Phytocoenologia |Band=23 |Nummer=1-4 |Datum=1993-12-15 |ISSN=0340-269X |Seiten=427–447 |Online=http://www.schweizerbart.de/papers/phyto/detail/23/81128/Agrarwirtschaftlich_bedingte_Vegetationsbereicheru?af=crossref |Abruf=2019-03-14 |DOI=10.1127/phyto/23/1993/427}}</ref> Die so nach Europa gelangten Unkräuter werden zu den [[Archäophyt]]en gezählt.<ref name="Zwerger2002">{{Literatur |Autor=Peter Zwerger, Hans Ulrich Ammon |Titel=Unkraut Ökologie und Bekämpfung ; 105 Tabellen |Verlag=Ulmer |Ort=Stuttgart (Hohenheim) |Datum=2002 |ISBN=3-8001-3846-8}}</ref>


Mit dem Hakenpflug war kein Wenden der gesamten Feldoberfläche möglich, zwischen den Pflugfurchen wurde die Unkrautvegetation kaum gestört. Die Äcker waren stark mit [[Ruderalvegetation|Ruderal]]- und Weidepflanzen durchsetzt. Bei archäologischen Untersuchungen fand man, dass die Artenzusammensetzung von der Jungsteinzeit (etwa 4000 v. Chr.) bis in die [[Bronzezeit]] (etwa 1250 v. Chr.) im Wesentlichen gleich blieb (mit abnehmender Häufigkeit: [[Weißer Gänsefuß]], [[Windenknöterich]], [[Gemeiner Rainkohl]], [[Taube Trespe]], [[Kleinfrüchtiges Kletten-Labkraut]], [[Ampfer]]-Arten, [[Knolliges Lieschgras]] (''Phleum nodosum''), [[Gewöhnliches Rispengras]], [[Floh-Knöterich]] und verschiedene [[Wicken (Vicia)|Wicken]]).<ref name="Eggers1979" />
Mit dem Hakenpflug war kein Wenden der gesamten Feldoberfläche möglich, zwischen den Pflugfurchen wurde die Unkrautvegetation kaum gestört. Die Äcker waren stark mit [[Ruderalvegetation|Ruderal]]- und Weidepflanzen durchsetzt. Bei archäologischen Untersuchungen fand man, dass die Artenzusammensetzung von der Jungsteinzeit (etwa 4000 v. Chr.) bis in die [[Bronzezeit]] (etwa 1250 v. Chr.) im Wesentlichen gleich blieb (mit abnehmender Häufigkeit: [[Weißer Gänsefuß]], [[Windenknöterich]], [[Gemeiner Rainkohl]], [[Taube Trespe]], [[Kleinfrüchtiges Kletten-Labkraut]], [[Ampfer]]-Arten, [[Knolliges Lieschgras]] (''Phleum nodosum''), [[Gewöhnliches Rispengras]], [[Floh-Knöterich]] und verschiedene [[Wicken (Vicia)|Wicken]]).<ref name="Eggers1979" />
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Während des [[Mittelalter]]s wurden die meisten Äcker nach dem Prinzip der [[Dreifelderwirtschaft]] (Wintergetreide – Sommergetreide – [[Brache]]) bestellt. Während der Brache wurde das Vieh auf die Äcker getrieben. Selbst die jungen Getreidebestände wurden beweidet, was sie nur wenig schädigte. Das Unkraut wurde stärker zurückgedrängt als das Getreide, das sich durch das Abweiden nur noch stärker [[Bestockung|bestockte]]. Eine gezielte Unkrautbekämpfung erfolgte durch Jäten, die Unkrautbestände enthielten viele Weidepflanzen.
Während des [[Mittelalter]]s wurden die meisten Äcker nach dem Prinzip der [[Dreifelderwirtschaft]] (Wintergetreide – Sommergetreide – [[Brache]]) bestellt. Während der Brache wurde das Vieh auf die Äcker getrieben. Selbst die jungen Getreidebestände wurden beweidet, was sie nur wenig schädigte. Das Unkraut wurde stärker zurückgedrängt als das Getreide, das sich durch das Abweiden nur noch stärker [[Bestockung|bestockte]]. Eine gezielte Unkrautbekämpfung erfolgte durch Jäten, die Unkrautbestände enthielten viele Weidepflanzen.


Im [[18. Jahrhundert]] kam die verbesserte Dreifelderwirtschaft (Wintergetreide – Sommergetreide – [[Hackfrucht|Hackfrüchte]]) auf. Es entstanden die typischen Hack- und Halmfruchtunkrautfluren.
Im 18. Jahrhundert kam die verbesserte Dreifelderwirtschaft (Wintergetreide – Sommergetreide – [[Hackfrucht|Hackfrüchte]]) auf. Es entstanden die typischen Hack- und Halmfrucht-Unkrautfluren.


=== Konkurrenz durch Unkräuter ===
=== Konkurrenz durch Unkräuter ===
Durch Unkräuter können sich zu Beginn der Vegetationsperiode bis zu 100.000 keimfähige Samen auf einem [[Quadratmeter]] Ackerland befinden, während z.&nbsp;B. bei [[Sommergerste]] nur eine Saatgutmenge von 400&nbsp;m<sup>−2</sup> gesät wird.<ref name="Cobb-Reade2010" />
Durch Unkräuter können sich zu Beginn der Vegetationsperiode bis zu 100.000 keimfähige Samen auf einem [[Quadratmeter]] Ackerland befinden, während z.&nbsp;B. bei [[Sommergerste]] nur eine Saatgutmenge von 400&nbsp;m<sup>−2</sup> gesät wird.<ref name="Cobb-Reade2010" />


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==== Jährliche Samenproduktion ====
|+ Jährliche Samenproduktion einiger Unkräuter
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|+ Samenproduktion einiger Unkräuter
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! botanischer Name
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! deutscher Name
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| ''[[Geruchlose Kamille|Tripleurospermum maritimum<br>&emsp;&emsp;subsp. inodorum]]''
| ''[[Geruchlose Kamille|Tripleurospermum maritimum<br /> subsp. inodorum]]''
| Geruchlose Kamille
| Geruchlose Kamille
| 15.000...19.000
| 15.000...19.000
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Unkräuter fördern die [[Bodengare]], indem sie den Boden zwischen den Kulturpflanzen durchwurzeln und vor direkter Sonneneinstrahlung schützen. Auf Feldern, die lange Zeit ohne Bewuchs bleiben (z.&nbsp;B. [[Mais]]), können sie der [[Bodenerosion|Erosion]] entgegenwirken. Dasselbe gilt für [[Weinberg]]e – hier ermöglicht ein Bewuchs mit niedrigen Pflanzen teilweise erst das Befahren.
Unkräuter fördern die [[Bodengare]], indem sie den Boden zwischen den Kulturpflanzen durchwurzeln und vor direkter Sonneneinstrahlung schützen. Auf Feldern, die lange Zeit ohne Bewuchs bleiben (z.&nbsp;B. [[Mais]]), können sie der [[Bodenerosion|Erosion]] entgegenwirken. Dasselbe gilt für [[Weinberg]]e – hier ermöglicht ein Bewuchs mit niedrigen Pflanzen teilweise erst das Befahren.


Wildpflanzen sind ein wichtiges Gen-Reservoir, das im Hinblick auf eine spätere Nutzung möglichst erhalten werden sollte. Einige Nutzpflanzen, wie die Kulturformen der [[Rübe (Art)|Rübe]], [[Gewöhnlicher Feldsalat|Feldsalat]] oder [[Roggen]], waren ursprünglich Unkräuter. Eine Reihe von Unkräutern sind wichtige [[Heilpflanze]]n, z.&nbsp;B. [[Kamille]], [[Spitzwegerich]] und [[Ackerschachtelhalm]].
Wildpflanzen sind ein wichtiges Gen-Reservoir, das im Hinblick auf eine spätere Nutzung möglichst erhalten werden sollte. Einige Nutzpflanzen, wie die Kulturformen der [[Rübe (Art)|Rübe]], [[Gewöhnlicher Feldsalat|Feldsalat]] oder [[Roggen]], waren ursprünglich Unkräuter. Eine Reihe von Unkräutern sind wichtige [[Heilpflanze]]n, z.&nbsp;B. [[Echte Kamille|Kamille]], [[Spitzwegerich]] und [[Ackerschachtelhalm]].


Im Rahmen der [[Biologische Schädlingsbekämpfung|biologischen Schädlingsbekämpfung]] bieten besonders blühende Unkräuter [[Schlupfwespen]], [[Raupenfliegen]] und anderen [[Nützling]]en Nektar und Pollen als Nahrung. Mit Schädlingen befallene Unkräuter ermöglichen Nützlingen zudem das Überleben auf dem Acker, solange keine befallenen Kulturpflanzen zur Verfügung stehen.
Im Rahmen der [[Biologische Schädlingsbekämpfung|biologischen Schädlingsbekämpfung]] bieten besonders blühende Unkräuter [[Schlupfwespen]], [[Raupenfliegen]] und anderen [[Nützling]]en Nektar und Pollen als Nahrung. Mit Schädlingen befallene Unkräuter ermöglichen Nützlingen zudem das Überleben auf dem Acker, solange keine befallenen Kulturpflanzen zur Verfügung stehen.

Der spanische Stadtplaner und Architekt Ángel Panero wies darauf hin, dass bestimmte Unkrautsorten die Temperatur des Bodens um bis zu 28 Grad Celsius verringern, wenn sie in [[Pflaster (Bodenbelag)|Pflaster]]-Fugen wachsen. Unkraut könne so einen Beitrag zur Verringerung des Hitzestresses in Städten leisten.<ref>{{Internetquelle |autor=Ulrike Prinz |url=https://www.spektrum.de/news/bewachsene-fugen-superunkraeuter-gegen-hitzestress/2142636 |titel=Bewachsene Fugen: Mit Superunkräutern gegen den Hitzestress |werk=spektrum.de |datum=2023-05-24 |abruf=2023-05-31}}</ref>


=== Zugehörigkeit zu Pflanzenfamilien ===
=== Zugehörigkeit zu Pflanzenfamilien ===
In Europa können etwa 650 Pflanzenarten zu den Ackerunkräutern gezählt werden. Davon gehört die Hälfte zu den Familien der [[Korbblütler]], [[Kreuzblütengewächse]], [[Nelkengewächse]] und [[Süßgräser]]. Diese Familien sind auch außerhalb der Unkrautgesellschaften sehr artenreich. Auffallend ist eher der überproportionale Anteil der [[Gänsefußgewächse|Gänsefuß-]], [[Fuchsschwanzgewächse|Fuchsschwanz-]] und [[Knöterichgewächse]].<ref name="Wilmanns1993" />
In Europa können etwa 650 Pflanzenarten zu den Ackerunkräutern gezählt werden. Davon gehört die Hälfte zu den Familien der [[Korbblütler]], [[Kreuzblütengewächse]], [[Nelkengewächse]] und [[Süßgräser]]. Diese Familien sind auch außerhalb der Unkrautgesellschaften sehr artenreich. Auffallend ist eher der überproportionale Anteil der [[Gänsefußgewächse|Gänsefuß-]], [[Fuchsschwanzgewächse|Fuchsschwanz-]] und [[Knöterichgewächse]].<ref name="Wilmanns1993" />


Unkräuter sind oft „Samenunkräuter“ mit einer kurzen Generationsdauer und teilweise mehreren Generationen pro Jahr. Die Zahl der Samen pro Pflanze kann außerordentlich hoch sein, beim [[Gewöhnliches Hirtentäschel|Gewöhnlichen Hirtentäschel]] kann eine kräftige Pflanze 90.000 Samen entwickeln. Gelangt Unkrautsamen einige Zentimeter in den Boden, beispielsweise durch das Pflügen, kann er dort viele Jahre überdauern. Man spricht in diesem Zusammenhang von der [[Diasporenbank|Samenbank]] des Bodens.
Unkräuter sind oft Samenunkräuter mit einer kurzen Generationsdauer und teilweise mehreren Generationen pro Jahr. Die Zahl der Samen pro Pflanze kann außerordentlich hoch sein, beim [[Gewöhnliches Hirtentäschel|Gewöhnlichen Hirtentäschel]] kann eine kräftige Pflanze 90.000 Samen entwickeln. Gelangt Unkrautsamen einige Zentimeter in den Boden, beispielsweise durch das Pflügen, kann er dort viele Jahre überdauern. Man spricht in diesem Zusammenhang von der [[Diasporenbank|Samenbank]] des Bodens.


[[Dauerunkräuter]] sind ausdauernde Pflanzen, die sich aus ihren [[Wurzel (Pflanze)|Wurzeln]] oder [[Rhizom (Botanik)|Rhizomen]] schnell regenerieren können. Dazu zählen beispielsweise [[Acker-Kratzdistel]], [[Ackerwinde]], [[Gemeine Quecke|Quecke]], [[Giersch]], einige [[Ampfer]]-Arten sowie [[Acker-Schachtelhalm]]. Diese Arten können durch inkonsequent durchgeführte mechanische Bekämpfung sogar gefördert werden, da sie auch aus Wurzel- und Rhizomfragmenten neu austreiben.
[[Dauerunkräuter]] sind ausdauernde Pflanzen, die sich aus ihren [[Wurzel (Pflanze)|Wurzeln]] oder [[Rhizom (Botanik)|Rhizomen]] schnell regenerieren können. Dazu zählen beispielsweise [[Acker-Kratzdistel]], [[Ackerwinde]], [[Gemeine Quecke|Quecke]], [[Giersch]], einige [[Ampfer]]-Arten sowie [[Acker-Schachtelhalm]]. Diese Arten können durch inkonsequent durchgeführte mechanische Bekämpfung sogar gefördert werden, da sie auch aus Wurzel- und Rhizomfragmenten neu austreiben.
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Die Eigenschaften des jeweiligen Bodens wirken sich ebenfalls auf die Unkrautbestände aus. Wichtig sind insbesondere die Einflüsse der [[Boden-pH|Bodenreaktion]], der [[Nährstoff (Pflanze)|Nährstoff]]- und Wasserversorgung und der [[Bodenart]]. Auch das [[Klima]] und die am jeweiligen Standort vorhandene ''Samenbank'' sind von Bedeutung.
Die Eigenschaften des jeweiligen Bodens wirken sich ebenfalls auf die Unkrautbestände aus. Wichtig sind insbesondere die Einflüsse der [[Boden-pH|Bodenreaktion]], der [[Nährstoff (Pflanze)|Nährstoff]]- und Wasserversorgung und der [[Bodenart]]. Auch das [[Klima]] und die am jeweiligen Standort vorhandene ''Samenbank'' sind von Bedeutung.


Die Unkrautgesellschaften wurden in der [[Pflanzensoziologie|pflanzensoziologischen]] Systematik während der letzten 80 Jahre immer wieder neu gruppiert, beispielsweise durch [[Josias Braun-Blanquet|Braun-Blanquet]] 1936 oder [[Erich Oberdorfer|Oberdorfer]] 1957. Die letzte umfassende Neugliederung erfolgte 1990 durch Hüppe und Hofmeister.<ref name="Hüppe1990" />
Die Unkrautgesellschaften wurden in der [[Pflanzensoziologie|pflanzensoziologischen]] Systematik während der letzten 80 Jahre immer wieder neu gruppiert, beispielsweise durch [[Josias Braun-Blanquet|Braun-Blanquet]] 1936 oder [[Erich Oberdorfer|Oberdorfer]] 1957. Die letzte umfassende Neugliederung erfolgte 1990 durch Hüppe und Hofmeister.<ref name="Hüppe1990" />


Neben der Gliederung aufgrund von pflanzenphysiologischen Systematiken gibt es auch Gliederungen nach Wuchs, Lebensform, Diasporenausbreitung, Temperaturoptimum und eine ökologisch soziologische Gliederung.<ref name="Zwerger2002" />
Neben der Gliederung aufgrund von pflanzenphysiologischen Systematiken gibt es auch Gliederungen nach Wuchs, Lebensform, Diasporenausbreitung, Temperaturoptimum und eine ökologisch soziologische Gliederung.<ref name="Zwerger2002" />
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In Deutschland gilt ein Drittel der etwa 270 Pflanzenarten, die ihr Hauptvorkommen in der Ackerunkraut- und kurzlebigen [[Ruderalvegetation]] haben, als regional gefährdet oder ausgestorben. Der Erhalt dieser Arten durch Aufrechterhalten der althergebrachten Bewirtschaftungsweise wäre sehr teuer. Ihr Erhalt in [[Botanischer Garten|botanischen Gärten]] ist schwierig, da dabei fast zwangsläufig Pflanzen [[Zuchtwahl|ausgelesen]] werden, denen wichtige (Unkraut-)Eigenschaften wie der [[Dormanz#Dormanz in der Botanik|Keimverzug]] fehlen.
In Deutschland gilt ein Drittel der etwa 270 Pflanzenarten, die ihr Hauptvorkommen in der Ackerunkraut- und kurzlebigen [[Ruderalvegetation]] haben, als regional gefährdet oder ausgestorben. Der Erhalt dieser Arten durch Aufrechterhalten der althergebrachten Bewirtschaftungsweise wäre sehr teuer. Ihr Erhalt in [[Botanischer Garten|botanischen Gärten]] ist schwierig, da dabei fast zwangsläufig Pflanzen [[Zuchtwahl|ausgelesen]] werden, denen wichtige (Unkraut-)Eigenschaften wie der [[Dormanz#Dormanz in der Botanik|Keimverzug]] fehlen.


Mit großem Erfolg wurden in den [[1980er]] Jahren in mehreren Bundesländern [[Ackerrandstreifen]]-Programme eingeführt. Dabei verpflichten sich Landwirte gegen eine Entschädigung, den Ackerrandstreifen nicht mit [[Pflanzenschutzmittel]]n zu behandeln. In vielen Bundesländern hat das Interesse an den Ackerrandstreifen-Programmen über die [[1990er]] Jahre bis heute stark abgenommen.<ref name="van Elsen2005" /> Die in den [[Rote Liste gefährdeter Arten|Roten Listen]] dokumentierte Gefährdungssituation für die [[Segetalflora]] hat sich nicht verbessert (genauere Beschreibung im Karlstädter Positionspapier).<ref name="Karlstädter Positionspapier" /> Aus diesem Grund wurde 2007 das bundesweite Schutzackerprojekt „100 Äcker für die Vielfalt“ ins Leben gerufen.<ref name="schutzaecker.de" />
Mit großem Erfolg wurden in den 1980er Jahren in mehreren Bundesländern [[Ackerrandstreifen]]-Programme eingeführt. Dabei verpflichten sich Landwirte gegen eine Entschädigung, den Ackerrandstreifen nicht mit [[Pflanzenschutzmittel]]n zu behandeln. In vielen Bundesländern hat das Interesse an den Ackerrandstreifen-Programmen über die 1990er Jahre bis heute stark abgenommen.<ref name="van Elsen2005" /> Die in den [[Rote Liste gefährdeter Arten|Roten Listen]] dokumentierte Gefährdungssituation für die [[Segetalflora]] hat sich nicht verbessert (genauere Beschreibung im Karlstädter Positionspapier).<ref name="Karlstädter Positionspapier" /> Aus diesem Grund wurde 2007 das bundesweite Schutzackerprojekt „100 Äcker für die Vielfalt“ ins Leben gerufen.<ref name="schutzaecker.de" /> Auch das Umstellen auf den [[Ökolandbau|Ökologischen Landbau]] kann zum Erhalt dieser gefährdeten Arten beitragen.<ref>Frieben, B.; Prolingheuer, U.; Wildung, M. & Meyerhoff, E. (2012): ''Aufwertung der Agrarlandschaft durch ökologischen Landbau''. Naturschutz und Landschaftsplanung 44: 108–114, 154–160.</ref> Mit speziellen Naturschutzstandards wird die Effektivität des Ökologischen Landbaus für den Segetalartenschutz gerade in und am Rande von Großschutzgebieten optimiert.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Handbuch-Landwirtschaft-fuer-Artenvielfalt.pdf |titel=Landwirtschaft für Artenvielfalt |format=PDF |abruf=2022-09-26}}</ref> Eine weitere sehr effektive Möglichkeit des Schutzes sind „Schlaginterne Naturschutzbrachen“: Dies sind sehr kleine Flächen innerhalb eines Feldes wie z.&nbsp;B. sandige Kuppen, die hochwertige Lebensräume und Vernetzungsstrukturen schaffen.<ref>Werner, A.; Berger, G.; Glemnitz, M.; Stachow, U.; Platen, R.; Stein-Bachinger, K.; Hufnagel, J.; Wurbs, A.; Schröder, B. (2011): ''Bedeutung der landwirtschaftlichen Produktion für die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft''. - In: {{Webarchiv |url=http://publ.ext.zalf.de/publications/ef219735-c394-4e98-b922-66bb591be786.pdf |text=Neue Wege zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodiversität: Effektivität und Perspektiven von Fördermaßnahmen im Agrarbereich; Tagungsband BMELV: 70-84; Bonn (IBV) |wayback=20150723123503}}.</ref>
Auch das Umstellen auf den [[Ökolandbau|Ökologischen Landbau]] kann zum Erhalt dieser gefährdeten Arten beitragen.<ref>Frieben, B.; Prolingheuer, U.; Wildung, M. & Meyerhoff, E. (2012): ''Aufwertung der Agrarlandschaft durch ökologischen Landbau''. Naturschutz und Landschaftsplanung 44: 108–114, 154–160.</ref> Mit speziellen Naturschutzstandards wird die Effektivität des Ökologischen Landbaus für den Segetalartenschutz gerade in und am Rande von Großschutzgebieten optimiert.<ref>Gottwald F. & Stein-Bachinger K. (2015): ''Landwirtschaft für Artenvielfalt – Ein Naturschutzstandard für ökologisch bewirtschaftete Betriebe''. [http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Handbuch-Landwirtschaft-fuer-Artenvielfalt.pdf www.landwirtschaft-artenvielfalt.de, 208 S].</ref> Eine weitere sehr effektive Möglichkeit des Schutzes sind „Schlaginterne Naturschutzbrachen“: Dies sind sehr kleine Flächen innerhalb eines Feldes wie z.&nbsp;B. sandige Kuppen, die hochwertige Lebensräume und Vernetzungsstrukturen schaffen.<ref>Werner, A.; Berger, G.; Glemnitz, M.; Stachow, U.; Platen, R.; Stein-Bachinger, K.; Hufnagel, J.; Wurbs, A.; Schröder, B. (2011): ''Bedeutung der landwirtschaftlichen Produktion für die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft''. - In: [http://publ.ext.zalf.de/publications/ef219735-c394-4e98-b922-66bb591be786.pdf Neue Wege zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodiversität: Effektivität und Perspektiven von Fördermaßnahmen im Agrarbereich; Tagungsband BMELV: 70-84; Bonn (IBV)].</ref>


Neben den Pflanzenarten selbst sind auch verschiedene Tiergruppen vom Rückgang der Unkräuter betroffen, da sich diese Tiere teilweise oder vollständig von [[Pollen]], [[Nektar (Botanik)|Nektar]], Stängeln und Blättern, [[Wurzel (Pflanze)|Wurzeln]] oder [[Samen (Pflanze)|Samen]] der Unkräuter ernähren oder die Unkräuter als [[Habitat]] nutzen.<ref name="Gerowitt" /><ref name="Marshall" />
Neben den Pflanzenarten selbst sind auch verschiedene Tiergruppen vom Rückgang der Unkräuter betroffen, da sich diese Tiere teilweise oder vollständig von [[Pollen]], [[Nektar (Botanik)|Nektar]], Stängeln und Blättern, [[Wurzel (Pflanze)|Wurzeln]] oder [[Samen (Pflanze)|Samen]] der Unkräuter ernähren oder die Unkräuter als [[Habitat]] nutzen.<ref name="Gerowitt" /><ref name="Marshall" />
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Die folgende Tabelle ist die vereinfachte Version einer ähnlichen Tabelle in Wilmanns (1993).<ref name="Wilmanns1993" /> Sie soll einen ersten Überblick verschaffen, welche Pflanzenarten auf welchen Ackerstandorten vorkommen (siehe auch [[Zeigerpflanzen]]).
Die folgende Tabelle ist die vereinfachte Version einer ähnlichen Tabelle in Wilmanns (1993).<ref name="Wilmanns1993" /> Sie soll einen ersten Überblick verschaffen, welche Pflanzenarten auf welchen Ackerstandorten vorkommen (siehe auch [[Zeigerpflanzen]]).


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|auf allen Äckern, aber auch in Ruderalgesellschaften ||colspan="3"| [[Gewöhnliches Hirtentäschel]], [[Weißer Gänsefuß]], [[Kleiner Storchschnabel]], [[Gewöhnliches Greiskraut]], [[Gemüse-Gänsedistel]], [[Vogelmiere]], [[Geruchlose Strandkamille]]
|auf allen Äckern, aber auch in Ruderalgesellschaften ||colspan="3"| [[Gewöhnliches Hirtentäschel]], [[Weißer Gänsefuß]], [[Kleiner Storchschnabel]], [[Gewöhnliches Greiskraut]], [[Gemüse-Gänsedistel]], [[Vogelmiere]], [[Geruchlose Strandkamille]]
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Horst Klaaßen, Joachim Freitag: ''Ackerunkräuter und Ackerungräser rechtzeitig erkennen.'' Landwirtschaftsverlag, Münster-Hiltrup 2004 ISBN 3-7843-3280-3
* Horst Klaaßen, Joachim Freitag: ''Ackerunkräuter und Ackerungräser rechtzeitig erkennen.'' Landwirtschaftsverlag, Münster-Hiltrup 2004, ISBN 3-7843-3280-3
* Alexandra Sabine Wening: ''Möglichkeiten der biologischen Unkrautregulierung im integrierten und ökologischen Landbau. Wissensstand, Probleme, Empfehlungen.'' Universität Gießen, Gießen 2007 (Magisterarbeit, als {{Digitalisat|http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2007/5079/}})
* Alexandra Sabine Wening: ''Möglichkeiten der biologischen Unkrautregulierung im integrierten und ökologischen Landbau. Wissensstand, Probleme, Empfehlungen.'' Universität Gießen, Gießen 2007 (Magisterarbeit, als {{Digitalisat |http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2007/5079/}})
* Arbeitsgemeinschaft Freiraum und Vegetation (Hrsg.): ''Krautern mit Unkraut.'' Kassel 1986 (Notizbuch der Kasseler Schule, Bd. 2), [http://www.freiraumundvegetation.de/nb2.php Inhaltsverzeichnis mit Downloadmöglichkeit der einzelnen Beiträge als PDF-Datei]
* Arbeitsgemeinschaft Freiraum und Vegetation (Hrsg.): ''Krautern mit Unkraut.'' Kassel 1986 (Notizbuch der Kasseler Schule, Bd. 2), [http://www.freiraumundvegetation.de/nb2.php Inhaltsverzeichnis mit Downloadmöglichkeit der einzelnen Beiträge als PDF-Datei]
* Arbeitsgemeinschaft Freiraum und Vegetation (Hrsg.): ''Pflege ohne Hacke und Herbizid.'' Kassel 1990 (Notizbuch der Kasseler Schule, Bd. 17)
* Arbeitsgemeinschaft Freiraum und Vegetation (Hrsg.): ''Pflege ohne Hacke und Herbizid.'' Kassel 1990 (Notizbuch der Kasseler Schule, Bd. 17)
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
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*[https://www.oekolandbau.de/erzeuger/pflanzenbau/allgemeiner-pflanzenbau/pflanzenschutz/beikrautregulierung/bestimmungshilfe-fuer-beikraeuter/ Bestimmungshilfe für Beikräuter] mit Informationen zu ihrer Regulierung im Ökologischen Landbau
* [https://www.oekolandbau.de/erzeuger/pflanzenbau/allgemeiner-pflanzenbau/pflanzenschutz/beikrautregulierung/bestimmungshilfe-fuer-beikraeuter/ Bestimmungshilfe für Beikräuter] mit Informationen zu ihrer Regulierung im Ökologischen Landbau
*Beratung und Information für den Süddeutschen Zuckerrübenanbau: [http://bisz.suedzucker.de/Pflanzenschutz/Unkrautbestimmung-Online/ ''Unkrautbestimmung – Online'']
* Beratung und Information für den Süddeutschen Zuckerrübenanbau: [http://bisz.suedzucker.de/Pflanzenschutz/Unkrautbestimmung-Online/ ''Unkrautbestimmung – Online'']
* Bochumer Botanischer Verein: [http://www.botanik-bochum.de/pflanzenbilder_ackerunkraeuter.htm ''Bildübersicht Ackerunkräuter Nordrhein-Westfalens'']
* Bochumer Botanischer Verein: [http://www.botanik-bochum.de/pflanzenbilder_ackerunkraeuter.htm ''Bildübersicht Ackerunkräuter Nordrhein-Westfalens'']
* Botanischer Garten der Ruhr-Universität Bochum: {{Webarchiv | url=http://www.ruhr-uni-bochum.de/boga/Ackerwildkraeuter.html | wayback=20080205131348 | text=''Ackerunkräuter Nordrhein-Westfalens''}}
* [http://www.hear.org/gcw/ ''Global Compendium of Weeds'']
* [http://www.hear.org/gcw/ ''Global Compendium of Weeds'']
* [http://www.phytomedizin.org/herbologie.html Arbeitskreis Herbologie der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft e.&nbsp;V.]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references>
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Thomas van Elsen, Matthias Berg, Detlev Drenckhahn, Franz-G. Dunkel, Thomas Eggers, Eckhard Garve, Bernhard Kaiser, Hubert Marquart, Dietmar Pilotek, Dieter Rodi, Gisela Wicke: ''Ackerwildkrautschutz – Hintergründe, Entwicklungstendenzen und Perspektiven. Anlage zum Karlstadter Positionspapier.'' In: ''Naturschutz und Landschaftsplanung.'' Band 37, 2005, Nr. 9, S. 284–286, [http://orgprints.org/8628/1/vanElsen-etal-2005-Karlst_PosPapierEndfassung_mit_Bildern.pdf (PDF-Datei einer Entwurfsfassung; 230&nbsp;kB)].
Thomas van Elsen, Matthias Berg, Detlev Drenckhahn, Franz-G. Dunkel, Thomas Eggers, Eckhard Garve, Bernhard Kaiser, Hubert Marquart, Dietmar Pilotek, [[Dieter Rodi]], Gisela Wicke: ''Ackerwildkrautschutz – Hintergründe, Entwicklungstendenzen und Perspektiven. Anlage zum Karlstadter Positionspapier.'' In: ''Naturschutz und Landschaftsplanung.'' Band 37, 2005, Nr. 9, S. 284–286, [http://orgprints.org/8628/1/vanElsen-etal-2005-Karlst_PosPapierEndfassung_mit_Bildern.pdf (PDF-Datei einer Entwurfsfassung; 230&nbsp;kB)].
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[http://www.schutzaecker.de/ 100 Äcker für die Vielfalt].
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[[Kategorie:Pflanzenschutz im Gartenbau]]
[[Kategorie:Pflanzenschutz im Gartenbau]]
[[Kategorie:Pflanzenschutz in der Feldwirtschaft]]
[[Kategorie:Pflanzenschutz in der Feldwirtschaft]]
[[Kategorie:Phytomedizin]]

Aktuelle Version vom 16. September 2024, 10:58 Uhr

Klatschmohn und Kornblume als unerwünschte Beikräuter in Getreide
Haferfeld mit Disteln

Unkraut ist die nichtwissenschaftliche Sammelbezeichnung für Pflanzen der spontanen „Begleitvegetation“ in Kulturpflanzenbeständen, Grünland oder Gärten, die dort nicht vom Menschen angebaut wurden. Alternativ werden heute häufig die Bezeichnungen Beikraut, Wildkraut oder Kulturpflanzenbegleitern verwendet. Die Samen diesen Pflanzen gelangen dabei entweder durch den Wind (Anemochorie), durch Tiere (Zoochorie) oder über Wurzelausläufer in die Böden, oder sind dort bereits vorhanden.

Im allgemeinen Sprachgebrauch ist das Hauptkriterium, um eine Pflanze als Unkraut zu bezeichnen, dass sie als unerwünscht betrachtet wird. Gründe sind beispielsweise ein zu befürchtender wirtschaftlicher Schaden (infolge von Konkurrenz für angebaute Pflanzen), die mögliche Beschädigung von Infrastruktur (z. B. durch Überwucherung von Bahngleisen) sowie ästhetische Gründen (z. B. in Ziergärten oder auf Friedhöfen). Hierbei handelt es sich entweder um unerwünschte Wildpflanzen oder um spontan aufwachsende Kulturpflanzen.

An Bahnanlagen wie Gleisen wird der pflanzliche Bewuchs regelmäßig entfernt, so lange sie genutzt werden (links aktive Strecke, rechts stillgelegte Strecke)

Der negativ konnotierte Begriff ist nicht auf Kräuter im eigentlichen Sinne beschränkt, sondern umfasst auch Gräser, Farne, Moose oder holzige Pflanzen sowie schnell wachsende Pionierpflanzen. Gegen diese Pflanzen setzen Menschen sowohl Methoden zur mechanischen Unkrautbekämpfung (z. B. Jäten) ein, als auch chemische Bekämpfungsmethoden mit Hilfe von Herbiziden. Mittlerweile haben sich dabei zunehmend Resistenzen gebildet, so dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auch zur Entwicklung herbizidresistenter Unkräuter geführt hat, die mitunter alsSuperunkräuter bezeichnet werden.

Begriffsklärung

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Die Auslegung des Begriffs Unkraut hängt stark vom subjektiven menschlichen Empfinden ab. Zum Unkraut wird sie erst dadurch, dass sie als „störend“ empfunden wird. Unterschiedliche Auffassungen hierüber führen häufig zu Nachbarschaftsstreitigkeiten, manchmal sogar zu politischen Debatten. Es spielt keine Rolle, ob es sich bei einem Unkraut um eine krautige oder verholzende Pflanzenart handelt.

Im Zuge der Umweltbewegung in den 1980er Jahren wurde gefordert, den Begriff Unkraut durch „Wildkraut“ zu ersetzen. „Wildkraut“ wird jedoch schon zur Bezeichnung wildlebender essbarer krautiger Pflanzen verwendet, sodass sich diese Forderung nicht durchsetzen konnte. In der Forstwirtschaft ist der Begriff Begleitwuchs gebräuchlich, da sowohl negative wie auch positive Begleiteffekte erwartet werden können.

Von Vertretern der ökologische Landwirtschaft wird der negativ belegte Begriff Unkraut abgelehnt und die neutrale Bezeichnung Beikraut bevorzugt. Die wissenschaftliche Bezeichnung für Ackerunkräuter lautet Segetalpflanzen.

Pflanzen werden in der Regel als Unkraut bezeichnet, wenn sie:

  • mit einer gezielt angebauten Nutzpflanze in Konkurrenz um Wachstumsfaktoren wie Nährstoffe, Licht, Wasser treten, so dass die Nutzpflanze nicht den erwünschten Ertrag erreicht
  • die Bewirtschaftung einer Fläche erschweren, indem sie z. B. in das Erntegut geraten und dieses verunreinigen (siehe Saatgutreinigung)
  • sich massenhaft verbreiten (durch Samenflug, extrem lange Wurzelgeflechte, Verdrängung von Konkurrenten)
  • Infrastruktur wie Bahngleise überwuchern
  • das ästhetische Empfinden eines Menschen stören, zum Beispiel in Ziergärten, Parks, oder auf Rasenflächen
  • durch ihre Giftwirkung den Ertrag einer Fläche unbrauchbar machen (Beispiel Herbstzeitlose in Heu)
  • als Neophyten angestammte Pflanzen von ihren Standorten verdrängen

Das Fachgebiet der Unkrautkunde hat sich in den letzten Jahrzehnten unter der Bezeichnung Herbologie zu einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin entwickelt. Das Fachgebiet beschäftigt sich mit Fragen der Unkrautbiologie, Unkrautökologie und Unkrautbekämpfung und den daraus resultierenden Einflüssen auf die Umwelt.

Ackerunkräuter

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Unkraut schafft der Landwirtschaft naturgemäß Probleme. Die Unkrautpopulationen auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche werden durch Faktoren wie Fruchtfolge, Art der Bodenbearbeitung, mechanische Unkrautbekämpfung (z. B. mit einem Hackstriegel) und andere beeinflusst. Allgemein verbreitet ist heute der Einsatz von Unkrautbekämpfungsmitteln (Herbiziden), durch die viele Ackerunkräuter in ihrem Bestand bedroht sind.

Laut Berechnungen der Herbizidindustrie-nahen[1] Weed Science Society of America könnten Unkräuter ohne Unkrautbekämpfung Schäden von bis zu 27 Milliarden US-Dollar bei Mais und 16 Milliarden US-Dollar bei Sojabohne in den USA und Kanada verursachen. Ohne Unkrautbekämpfung lägen die durchschnittlichen Ernten um 52 % (Mais) bzw. 49,5 % (Sojabohne) niedriger.[2] 1996 wurde geschätzt, dass durch Unkräuter eine Ertragsminderung zwischen 20 % und 40 % verursacht wird.[3] Wird der Ertragsminderung durch Ausweitung der Anbaufläche (Urbarmachung z. B. von Moorflächen) begegnet, kann der Effekt auf die Umwelt sogar noch negativer sein, als es eine Bekämpfung der Unkräuter wäre. Werden hingegen mechanische Pflegemaßnahmen zur Unkrautregulierung eingesetzt, gehen die jeweiligen Erträge nur geringfügig zurück.[4] Je nach angewandter Methode der mechanischen Unkrautbekämpfung können jedoch andere negative Folgen auftreten, so zum Beispiel Bodenverdichtung oder Störung der Bodenlebewesen durch (zu häufiges) Pflügen. Dazu kommt der hohe Arbeitsaufwand traditioneller Methoden wie dem Jäten von Hand.

Die Problematik des Unkrauts ist so alt wie der Ackerbau selbst. In der Bibel wird es als Strafe Gottes für den Sündenfall erwähnt. So steht im 1. Buch Mose (Kapitel 3, 17–18): „So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln lässt er dir wachsen und die Pflanzen des Feldes musst du essen.“

Da die Entwicklung der Unkräuter eng mit der des Ackerbaus verwoben ist nahm sie ihren Ursprung wahrscheinlich im Gebiet des fruchtbaren Halbmonds.[5] Von dort drangen sie mit der Landwirtschaft nach Mitteleuropa vor. Erste bäuerliche Siedlungen datieren die Anfänge des Ackerbaus in Europa auf 5000 v. Chr.[6] Die so nach Europa gelangten Unkräuter werden zu den Archäophyten gezählt.[7]

Mit dem Hakenpflug war kein Wenden der gesamten Feldoberfläche möglich, zwischen den Pflugfurchen wurde die Unkrautvegetation kaum gestört. Die Äcker waren stark mit Ruderal- und Weidepflanzen durchsetzt. Bei archäologischen Untersuchungen fand man, dass die Artenzusammensetzung von der Jungsteinzeit (etwa 4000 v. Chr.) bis in die Bronzezeit (etwa 1250 v. Chr.) im Wesentlichen gleich blieb (mit abnehmender Häufigkeit: Weißer Gänsefuß, Windenknöterich, Gemeiner Rainkohl, Taube Trespe, Kleinfrüchtiges Kletten-Labkraut, Ampfer-Arten, Knolliges Lieschgras (Phleum nodosum), Gewöhnliches Rispengras, Floh-Knöterich und verschiedene Wicken).[8]

Zur Zeit der Römer wurden viele Unkrautarten, die heute für Getreidefelder typisch sind, mit Saatgut aus den Mittelmeerländern eingeschleppt.

Während des Mittelalters wurden die meisten Äcker nach dem Prinzip der Dreifelderwirtschaft (Wintergetreide – Sommergetreide – Brache) bestellt. Während der Brache wurde das Vieh auf die Äcker getrieben. Selbst die jungen Getreidebestände wurden beweidet, was sie nur wenig schädigte. Das Unkraut wurde stärker zurückgedrängt als das Getreide, das sich durch das Abweiden nur noch stärker bestockte. Eine gezielte Unkrautbekämpfung erfolgte durch Jäten, die Unkrautbestände enthielten viele Weidepflanzen.

Im 18. Jahrhundert kam die verbesserte Dreifelderwirtschaft (Wintergetreide – Sommergetreide – Hackfrüchte) auf. Es entstanden die typischen Hack- und Halmfrucht-Unkrautfluren.

Konkurrenz durch Unkräuter

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Durch Unkräuter können sich zu Beginn der Vegetationsperiode bis zu 100.000 keimfähige Samen auf einem Quadratmeter Ackerland befinden, während z. B. bei Sommergerste nur eine Saatgutmenge von 400 m−2 gesät wird.[9]

Jährliche Samenproduktion einiger Unkräuter
botanischer Name deutscher Name Samenproduktion
pro Pflanze
Veronica persica Persischer Ehrenpreis 00.050...100
Avena fatua Flug-Hafer 00.100...450
Galium aparine Kletten-Labkraut 00.300...450
Senecio vulgaris Gewöhnliches Greiskraut 01.100...1.200
Capsella bursa-pastoris Gewöhnliches Hirtentäschel 03.500...4.000
Cirsium arvense Acker-Kratzdistel 04.000...5.000
Taraxacum officinale Gewöhnlicher Löwenzahn 05.000 (200 pro Kopf)
Portulaca oleracea Portulak 10.000
Stellaria media Gewöhnliche Vogelmiere 15.000
Papaver rhoeas Klatschmohn 14.000...19.500
Tripleurospermum maritimum
subsp. inodorum
Geruchlose Kamille 15.000...19.000
Echinochloa crus-galli Hühnerhirse 02.000...40.000
Chamaenerion angustifolium Schmalblättriges Weidenröschen 80.000
Eleusine indica Indische Fingerhirse 50.000...135.000
Digitaria sanguinalis Blutrote Fingerhirse 02.000...150.000
Chenopodium album Gänsefuß 13.000...500.000
Triticum aestivum Weichweizen 00.090...100

Nutzwert von Unkräutern

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Unkräuter fördern die Bodengare, indem sie den Boden zwischen den Kulturpflanzen durchwurzeln und vor direkter Sonneneinstrahlung schützen. Auf Feldern, die lange Zeit ohne Bewuchs bleiben (z. B. Mais), können sie der Erosion entgegenwirken. Dasselbe gilt für Weinberge – hier ermöglicht ein Bewuchs mit niedrigen Pflanzen teilweise erst das Befahren.

Wildpflanzen sind ein wichtiges Gen-Reservoir, das im Hinblick auf eine spätere Nutzung möglichst erhalten werden sollte. Einige Nutzpflanzen, wie die Kulturformen der Rübe, Feldsalat oder Roggen, waren ursprünglich Unkräuter. Eine Reihe von Unkräutern sind wichtige Heilpflanzen, z. B. Kamille, Spitzwegerich und Ackerschachtelhalm.

Im Rahmen der biologischen Schädlingsbekämpfung bieten besonders blühende Unkräuter Schlupfwespen, Raupenfliegen und anderen Nützlingen Nektar und Pollen als Nahrung. Mit Schädlingen befallene Unkräuter ermöglichen Nützlingen zudem das Überleben auf dem Acker, solange keine befallenen Kulturpflanzen zur Verfügung stehen.

Der spanische Stadtplaner und Architekt Ángel Panero wies darauf hin, dass bestimmte Unkrautsorten die Temperatur des Bodens um bis zu 28 Grad Celsius verringern, wenn sie in Pflaster-Fugen wachsen. Unkraut könne so einen Beitrag zur Verringerung des Hitzestresses in Städten leisten.[10]

Zugehörigkeit zu Pflanzenfamilien

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In Europa können etwa 650 Pflanzenarten zu den Ackerunkräutern gezählt werden. Davon gehört die Hälfte zu den Familien der Korbblütler, Kreuzblütengewächse, Nelkengewächse und Süßgräser. Diese Familien sind auch außerhalb der Unkrautgesellschaften sehr artenreich. Auffallend ist eher der überproportionale Anteil der Gänsefuß-, Fuchsschwanz- und Knöterichgewächse.[11]

Unkräuter sind oft Samenunkräuter mit einer kurzen Generationsdauer und teilweise mehreren Generationen pro Jahr. Die Zahl der Samen pro Pflanze kann außerordentlich hoch sein, beim Gewöhnlichen Hirtentäschel kann eine kräftige Pflanze 90.000 Samen entwickeln. Gelangt Unkrautsamen einige Zentimeter in den Boden, beispielsweise durch das Pflügen, kann er dort viele Jahre überdauern. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Samenbank des Bodens.

Dauerunkräuter sind ausdauernde Pflanzen, die sich aus ihren Wurzeln oder Rhizomen schnell regenerieren können. Dazu zählen beispielsweise Acker-Kratzdistel, Ackerwinde, Quecke, Giersch, einige Ampfer-Arten sowie Acker-Schachtelhalm. Diese Arten können durch inkonsequent durchgeführte mechanische Bekämpfung sogar gefördert werden, da sie auch aus Wurzel- und Rhizomfragmenten neu austreiben.

In der mitteleuropäischen Forstwirtschaft zählen beispielsweise die Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus) oder die Robinie (Robinia pseudoacacia) zu den „ungeliebten“ Pflanzenarten.

Ackerunkrautgesellschaften

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Die Zusammensetzung der Unkrautbestände auf den Äckern ist von einer Reihe von Faktoren abhängig. Wichtiger noch als die jeweilige Kulturpflanze ist der Zeitpunkt der letzten „radikalen“ Kulturmaßnahme, sei es durch Hacken, Pflügen, Eggen, Dämpfen oder die Anwendung eines Herbizids.

Falls die letzte Bodenbearbeitung im Spätherbst oder Vorfrühling geschieht, entsteht eine Getreide-Unkrautgesellschaft, selbst wenn auf dem Feld in diesem Jahr kein Getreide angebaut wird. Erfolgt diese letzte Kulturmaßnahme erst im Mai oder Juni, bildet sich eine sogenannte Hackunkraut-Gesellschaft. Die Ursache dafür sind unterschiedliche Dormanz und Keimtemperaturen der Unkrautsamen.[12]

Die Eigenschaften des jeweiligen Bodens wirken sich ebenfalls auf die Unkrautbestände aus. Wichtig sind insbesondere die Einflüsse der Bodenreaktion, der Nährstoff- und Wasserversorgung und der Bodenart. Auch das Klima und die am jeweiligen Standort vorhandene Samenbank sind von Bedeutung.

Die Unkrautgesellschaften wurden in der pflanzensoziologischen Systematik während der letzten 80 Jahre immer wieder neu gruppiert, beispielsweise durch Braun-Blanquet 1936 oder Oberdorfer 1957. Die letzte umfassende Neugliederung erfolgte 1990 durch Hüppe und Hofmeister.[13]

Neben der Gliederung aufgrund von pflanzenphysiologischen Systematiken gibt es auch Gliederungen nach Wuchs, Lebensform, Diasporenausbreitung, Temperaturoptimum und eine ökologisch soziologische Gliederung.[7]

Naturschutzaspekte

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In Deutschland gilt ein Drittel der etwa 270 Pflanzenarten, die ihr Hauptvorkommen in der Ackerunkraut- und kurzlebigen Ruderalvegetation haben, als regional gefährdet oder ausgestorben. Der Erhalt dieser Arten durch Aufrechterhalten der althergebrachten Bewirtschaftungsweise wäre sehr teuer. Ihr Erhalt in botanischen Gärten ist schwierig, da dabei fast zwangsläufig Pflanzen ausgelesen werden, denen wichtige (Unkraut-)Eigenschaften wie der Keimverzug fehlen.

Mit großem Erfolg wurden in den 1980er Jahren in mehreren Bundesländern Ackerrandstreifen-Programme eingeführt. Dabei verpflichten sich Landwirte gegen eine Entschädigung, den Ackerrandstreifen nicht mit Pflanzenschutzmitteln zu behandeln. In vielen Bundesländern hat das Interesse an den Ackerrandstreifen-Programmen über die 1990er Jahre bis heute stark abgenommen.[14] Die in den Roten Listen dokumentierte Gefährdungssituation für die Segetalflora hat sich nicht verbessert (genauere Beschreibung im Karlstädter Positionspapier).[15] Aus diesem Grund wurde 2007 das bundesweite Schutzackerprojekt „100 Äcker für die Vielfalt“ ins Leben gerufen.[16] Auch das Umstellen auf den Ökologischen Landbau kann zum Erhalt dieser gefährdeten Arten beitragen.[17] Mit speziellen Naturschutzstandards wird die Effektivität des Ökologischen Landbaus für den Segetalartenschutz gerade in und am Rande von Großschutzgebieten optimiert.[18] Eine weitere sehr effektive Möglichkeit des Schutzes sind „Schlaginterne Naturschutzbrachen“: Dies sind sehr kleine Flächen innerhalb eines Feldes wie z. B. sandige Kuppen, die hochwertige Lebensräume und Vernetzungsstrukturen schaffen.[19]

Neben den Pflanzenarten selbst sind auch verschiedene Tiergruppen vom Rückgang der Unkräuter betroffen, da sich diese Tiere teilweise oder vollständig von Pollen, Nektar, Stängeln und Blättern, Wurzeln oder Samen der Unkräuter ernähren oder die Unkräuter als Habitat nutzen.[20][21] Die verminderte Verfügbarkeit von Unkrautsamen hat so in den letzten Jahrzehnten unter anderem zu einem starken Rückgang von granivoren (Samen fressenden) Vogelarten der Agrarlandschaft mit beigetragen.[22][23]

Artenübersicht

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Die folgende Tabelle ist die vereinfachte Version einer ähnlichen Tabelle in Wilmanns (1993).[11] Sie soll einen ersten Überblick verschaffen, welche Pflanzenarten auf welchen Ackerstandorten vorkommen (siehe auch Zeigerpflanzen).

auf allen Äckern, aber auch in Ruderalgesellschaften Gewöhnliches Hirtentäschel, Weißer Gänsefuß, Kleiner Storchschnabel, Gewöhnliches Greiskraut, Gemüse-Gänsedistel, Vogelmiere, Geruchlose Strandkamille
auf Äckern und in Gärten, relativ unabhängig von der Nährstoffversorgung Acker-Gauchheil, Stängelumfassende Taubnessel, Purpurrote Taubnessel, Acker-Vergissmeinnicht, Windenknöterich, Floh-Knöterich, Acker-Gänsedistel, Feld-Ehrenpreis, Acker-Stiefmütterchen
auf basenarmen Böden (saure Bodenreaktion, nährstoffarm) Acker-Hundskamille, Acker-Rettich, Einjähriger Knäuel, Acker-Spark, Acker-Schmalwand, Kleiner Sauerampfer im Wintergetreide Gemeiner Windhalm, Kornblume, Schmalblättrige Wicke, Rauhaarige Wicke
in Hackfruchtäckern auf Sandböden Blutrote Fingerhirse, Gewöhnlicher Reiherschnabel, Behaartes Knopfkraut, Rote Borstenhirse, Grüne Borstenhirse
in Hackfruchtäckern auf Lehmböden Vielsamiger Gänsefuß, Knäuel-Hornkraut, Aufrechter Sauerklee
auf basenreichen Böden (kalkhaltig, nährstoffreich) Hundspetersilie, Acker-Fuchsschwanz, Flughafer, Schlitzblättriger Storchschnabel, Klatschmohn, Ackersenf, Acker-Hellerkraut, Persischer Ehrenpreis im Wintergetreide Gewöhnlicher Feldrittersporn, Kleine Wolfsmilch, Knollen-Platterbse, Acker-Steinsame, Finkensame, Acker-Hahnenfuß, Gezähnter Feldsalat
in Hackfruchtäckern Sonnwend-Wolfsmilch, Garten-Wolfsmilch, Gewöhnlicher Erdrauch
Wiktionary: Unkraut – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Wildkraut – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: jäten – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Weeds (plants) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Unkraut – Zitate

Einzelnachweise

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  1. Directories | Weed Science Society of America. Abgerufen am 26. September 2022 (amerikanisches Englisch).
  2. Left uncontrolled, weeds would cost billions in economic losses every year. Abgerufen am 26. September 2022.
  3. Erich-Christian Oerke, Ulrike Steiner: Ertragsverluste und Pflanzenschutz. Die Anbausituation für die wirtschaftlich wichtigsten Kulturpflanzen. In: Schriftenreihe der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft. Band 6. Ulmer Verlag, 1996.
  4. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Hrsg.): Positionspapier des Fachbeirats Nachhaltiger Pflanzenbau. Mehr Verunkrautung wagen: Plädoyer für einen Perspektivwechsel in der Unkrautbekämpfung im Ackerbau. 9. Oktober 2019 (bund.de [PDF; 71 kB; abgerufen am 20. November 2019]).
  5. Ulrich Willerding: Zur Entwicklung von Ackerunkrautgesellschaften im Zeitraum vom Neolithikum bis in die Neuzeit in Der prähistorische Mensch und seine Umwelt. In: Forsch. u. Bericht Vor- und Frühgeschichte Bad.-Wütt. Nr. 31. Stuttgart 1988, S. 31–41.
  6. Ernst Burrichter, Joachim Hüppe, Richard Pott: Agrarwirtschaftlich bedingte Vegetationsbereicherung und -verarmung in historischer Sicht. In: Phytocoenologia. Band 23, Nr. 1-4, 15. Dezember 1993, ISSN 0340-269X, S. 427–447, doi:10.1127/phyto/23/1993/427 (schweizerbart.de [abgerufen am 14. März 2019]).
  7. a b Peter Zwerger, Hans Ulrich Ammon: Unkraut – Ökologie und Bekämpfung ; 105 Tabellen. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2002, ISBN 3-8001-3846-8.
  8. Thomas Eggers: Werden und Wandel der Ackerunkraut-Vegetation. In: Otti Wilmanns, Reinhold Tüxen (Hrsg.): Werden und Vergehen von Pflanzengesellschaften. In: Berichte der Internationalen Symposien der Internationalen Vereinigung für Vegetationskunde. Band 22, 1979, ISBN 3-7682-1218-1, S. 503–527.
  9. Andrew H. Cobb, John P.H. Reade: Herbicides and Plant Physiology. 2. Auflage. Wiley-Blackwell, Newport (Shropshire) 2010, ISBN 978-1-4051-2935-0, S. 12 (englisch).
  10. Ulrike Prinz: Bewachsene Fugen: Mit Superunkräutern gegen den Hitzestress. In: spektrum.de. 24. Mai 2023, abgerufen am 31. Mai 2023.
  11. a b Otti Wilmanns: Ökologische Pflanzensoziologie. 5. Auflage. 1993. In: Uni-Taschenbücher. Band 269, Quelle & Meyer, Heidelberg, ISBN 3-8252-0269-0, S. 130–148.
  12. Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht (= UTB für Wissenschaft. Große Reihe. Band 8104). 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8252-8104-3.
  13. Joachim Hüppe, Heinrich Hofmeister: Syntaxonomische Fassung und Übersicht über die Ackerunkrautgesellschaften der Bundesrepublik Deutschland. In: Berichte der Reinhold-Tüxen-Gesellschaft. Band 2, 1990, S. 61–81.
  14. Thomas van Elsen, Matthias Berg, Detlev Drenckhahn, Franz-G. Dunkel, Thomas Eggers, Eckhard Garve, Bernhard Kaiser, Hubert Marquart, Dietmar Pilotek, Dieter Rodi, Gisela Wicke: Ackerwildkrautschutz – Hintergründe, Entwicklungstendenzen und Perspektiven. Anlage zum Karlstadter Positionspapier. In: Naturschutz und Landschaftsplanung. Band 37, 2005, Nr. 9, S. 284–286, (PDF-Datei einer Entwurfsfassung; 230 kB).
  15. Thomas van Elsen, Matthias Berg, Detlev Drenckhahn, Franz-G. Dunkel, Thomas Eggers, Eckhard Garve, Bernhard Kaiser, Hubert Marquart, Dietmar Pilotek, Dieter Rodi, Gisela Wicke: Karlstadter Positionspapier zum Schutz der Ackerwildkräuter. In: Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz. Sonderheft XX, 2006, S. 527–533, Stuttgart, (PDF-Datei; 230 kB).
  16. 100 Äcker für die Vielfalt - 100 Äcker für die Vielfalt. Abgerufen am 26. September 2022.
  17. Frieben, B.; Prolingheuer, U.; Wildung, M. & Meyerhoff, E. (2012): Aufwertung der Agrarlandschaft durch ökologischen Landbau. Naturschutz und Landschaftsplanung 44: 108–114, 154–160.
  18. Landwirtschaft für Artenvielfalt. (PDF) Abgerufen am 26. September 2022.
  19. Werner, A.; Berger, G.; Glemnitz, M.; Stachow, U.; Platen, R.; Stein-Bachinger, K.; Hufnagel, J.; Wurbs, A.; Schröder, B. (2011): Bedeutung der landwirtschaftlichen Produktion für die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft. - In: Neue Wege zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodiversität: Effektivität und Perspektiven von Fördermaßnahmen im Agrarbereich; Tagungsband BMELV: 70-84; Bonn (IBV) (Memento vom 23. Juli 2015 im Internet Archive).
  20. B. Gerowitt, E. Bertke, S.-K. Hespelt, C. Tute: Towards multifunctional agriculture – weeds as ecological goods? In: Weed Research. Band 43, Nr. 4, 2003, S. 227–235 doi:10.1046/j.1365-3180.2003.00340.x.
  21. E. J. P. Marshall, V. K. Brown, N. D. Boatman, P. J. W. Lutman, G. R. Squire, L. K. Ward: The role of weeds in supporting biological diversity within crop fields. In: Weed Research. Band 43, Nr. 2, 2003, S. 77–89, doi:10.1046/j.1365-3180.2003.00326.x.
  22. John R. Krebs, Jeremy D. Wilson, Richard B. Bradbury, Gavin M. Siriwardena: The second silent spring? In: Nature. Band 400, Nr. 6745, 1999, S. 611–612, doi:10.1038/23127.
  23. D. Moorcroft, M. J. Whittingham, R. B. Bradbury, J. D. Wilson: The selection of stubble fields by wintering granivorous birds reflects vegetation cover and food abundance. In: Journal of Applied Ecology. Band 39, Nr. 3, 2002, S. 535–547, doi:10.1046/j.1365-2664.2002.00730.x.