Orjol

Stadt und Verwaltungszentrum der Oblast Orjol in Zentralrussland

Orjol (russisch Орёл [ʌˈrʲoɫ], wörtlich „Adler“; dt. manchmal auch Orel) ist eine russische Stadt in der Oblast Orjol in Zentralrussland. Orjol liegt an der Oka, rund 350 km südwestlich von Moskau. Heute ist Orjol Verwaltungszentrum der gleichnamigen Oblast und hat 317.747 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).[1]

Stadt
Orjol
Орёл
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Föderationskreis Zentralrussland
Oblast Orjol
Stadtkreis Orjol
Innere Gliederung 4 Stadtrajons
Bürgermeister Sergei Stupin
Gegründet 1566
Stadt seit 1566
Fläche 111 km²
Bevölkerung 317.747 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 2863 Einwohner/km²
Höhe des Zentrums 170 m
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7) 4862
Postleitzahl 302000–302044
Kfz-Kennzeichen 57
OKATO 54 401
Website www.orel-adm.ru
Geographische Lage
Koordinaten 52° 58′ N, 36° 5′ OKoordinaten: 52° 58′ 0″ N, 36° 5′ 0″ O
Orjol (Europäisches Russland)
Orjol (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Orjol (Oblast Orjol)
Orjol (Oblast Orjol)
Lage in der Oblast Orjol
Liste der Städte in Russland
Orjol
Klimadiagramm
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_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: Roshydromet

Geschichte

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Die Stadt wurde 1566 als Festung an der damaligen Südgrenze des Moskauer Reiches gegründet. 1611 wurde sie während des Polnisch-Russischen Krieges von den Polen verwüstet und wiederaufgebaut. Mit dem Wachsen des russischen Reiches verlor die Festung ihre Bedeutung.

Die Stadt Orjol, die inmitten des fruchtbaren Schwarzerdegebietes liegt, wandelte sich mit dem Bedeutungsverlust als Festung zu einem Zentrum des Getreideanbaus. Im 19. Jahrhundert wurden Eisenbahnen und Straßen errichtet, und Orjol versorgte Moskau mit Weizen und Mehl. Die Industrialisierung setzte erst in der Sowjetepoche ein.

Das 1840 erbaute Zentralgefängnis von Orjol war eine der bedeutendsten Haftstätten im zaristischen Russland.

Im Zweiten Weltkrieg eroberte die Wehrmacht Orjol Ende September 1941. Das Zentralgefängnis diente als deutsches Konzentrationslager. Unter deutscher Besatzung wurde die Stadt evtl. infolge falscher Transkription mit dem Namen Orel bezeichnet. Am 5. August 1943 befreite die Rote Armee die Stadt in der Orjoler Operation. Im Rahmen der Taktik der Verbrannten Erde ist die Stadt Orjol beim Rückzug der deutschen Truppen vollständig zerstört worden.[2] Ein britischer Reporter berichtete:

„Die Provinz Orjol ist nur noch ein rauchender und explodierender Trümmerhaufen […] Orjol [ist] nach dem Rückzug einfach nicht mehr da.“[3]

Danach bestanden in der Stadt die beiden Kriegsgefangenenlager 263 und 406, Orel, für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[4] Nach 1945 wurden weitere Industriebetriebe wie ein Stahlwerk und feinmechanische Industrien gegründet.

Im Russisch-Ukrainischen Krieg brannte ab der Nacht 11./12. März 2024 ein Treibstofflager eines Treibstoff- und Energiekomplexes nach Drohnenbeschuss.[5]

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr Einwohner
1897 69.735
1939 110.564
1959 151.521
1970 232.216
1979 304.971
1989 336.862
2002 333.310
2010 317.747

Anmerkung: Volkszählungsdaten

Stadtgliederung

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Stadtrajon
(Gorodskoi Rajon)
Russischer Name Einwohner
1. Januar 2006
Bemerkung
Sawodskoi Заводской 105.368 Name von Sawod (Werk)
Schelesnodoroschny Железнодорожный 69.052 Name von Schelesnaja Doroga (Eisenbahn)
Sewerny Северный 66.558 Name bedeutet Nördlicher Rajon
Sowetski Советский 84.967 Name bedeutet Sowjetischer Rajon

Quelle:[6]

Bei der Präsidentschaftswahl in Russland 2012 stimmten die Orjoler wie folgt ab:[7]

Kandidat Schelesnodoroschny-Rajon Sawodskoi-Rajon Sowetski-Rajon
Wladimir Putin 45,49 % 45,4 % 47,17 %
Gennadi Sjuganow 32,7 % 33,18 % 30,62 %
Michail Prochorow 8,75 % 8,68 % 9,76 %
Wladimir Schirinowski 7,8 % 7,55 % 7,01 %
Sergei Mironow 4,02 % 3,99 % 4,16 %

Wirtschaft

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Die Stadt ist ein Standort der Metallindustrie und des Maschinenbaus sowie der Nahrungsmittelindustrie. Die Region ist geprägt durch Viehzucht und Milchwirtschaft. Daneben ist auch die Landwirtschaft von Bedeutung, da Orjol in der fruchtbaren Schwarzerderegion liegt.

Orjol ist mit der russischen Hauptstadt Moskau über die Fernstraße M2 Krym verbunden. Gleichzeitig ist die Stadt Ausgangspunkt der Abzweigung R120, die in nordwestlicher Richtung über Brjansk und Smolensk zur belarussischen Grenze führt. Ebenfalls hier beginnen die R92, die die Stadt mit Kaluga verbindet, sowie die R119, die in Zentralrussland über Lipezk nach Tambow verläuft.

In Orjol befindet sich das Museum für Bildende Künste Orjol.

Weiterführende Bildungseinrichtungen

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Blick auf die Stadt von einem Riesenrad
 
Orjol im Winter
 
Bahnhof von Orjol im September 1941
 
Innenstadt von Orjol im September 1941
 
Beschädigte Kulturdenkmäler in Orjol im September 1941
 
Untere Stadtteile von Orjol am Ufer der Oka im September 1941
  • Staatliche Universitäten
    • Staatliche Universität Orjol (seit 2014 Orjoler Staatliche Turgenjew-Universität)
    • Staatliche Technische Universität Orjol (2016 vereinigt mit der Orjoler Staatlichen Turgenew-Universität)
    • Staatliche Landwirtschaftliche Akademie Orjol
    • Staatliche Universität für Wirtschaft und Handel Orjol[8]
  • Sonstige Hochschulen und Institute
    • Fakultät des Allrussischen Ferninstituts für Finanzen und Ökonomie
    • Handelsinstitut Orjol
    • Juristisches Institut Orjol des Innenministeriums Russlands
    • Militärinstitut für Regierungsfernmeldewesen
    • Regionalakademie für Staatsdienst Orjol
    • Staatliches Institut für Kunst und Kultur Orjol

Persönlichkeiten

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Söhne und Töchter der Stadt

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Städtepartnerschaften

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Orjol listet folgende Partnerstädte auf:[9]

Stadt Land seit Typ
Brest   Belarus  Belarus 1997
Budweis   Tschechien  Čechy, Tschechien 2012 Partnerstadt[10]
Kaluga   Russland  Zentralny, Russland 2003 Kooperationsvereinbarung
Kolpino   Russland  Sewero-Sapadny, Russland 2010 Kooperationsvereinbarung
Maribor   Slowenien  Štajerska, Slowenien 2017 Kooperationsvereinbarung
Mary Turkmenistan  Turkmenistan 2017
Nokia   Finnland  Pirkanmaa, Finnland 1967
Novi Sad   Serbien  Vojvodina, Serbien 2017 Kooperationsvereinbarung
Nowosibirsk   Russland  Sibirien, Russland 2014 Kooperationsvereinbarung
Offenbach am Main   Deutschland  Hessen, Deutschland 1988 Kooperationsvereinbarung[11]
Pensa   Russland  Wolga, Russland 2018 Kooperationsvereinbarung
Rajon Wolokolamsk   Russland  Zentralny, Russland 2014 Kooperationsvereinbarung
Rasgrad   Bulgarien  Bulgarien 2016 Kooperationsvereinbarung
Schodsina   Belarus  Minsk, Belarus 2016 Kooperationsvereinbarung
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Commons: Orjol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Orjol – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. MGFA (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Stuttgart 1990, Band 8, S. 258.
  3. Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 8, S. 258.
  4. Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.
  5. Brand in russischem Treibstofflager nach Drohnenangriff orf.at, 12. März 2024, 06.13 UTC+1; abgerufen am 12. März 2024.
  6. Staatliches Statistikamt der Russischen Föderation (Memento des Originals vom 3. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gks.ru, auf www.gks.ru, abgerufen am 8. Oktober 2018
  7. Zentrale Wahlkommission der Russischen Föderation (Memento des Originals vom 26. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cikrf.ru, auf www.cikrf.ru, abgerufen am 8. Oktober 2018
  8. Staatliche Universität für Wirtschaft und Handel Orjol. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Dezember 2020; abgerufen am 10. April 2018 (russisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/orelgiet.ru
  9. Партнерские связи. Offizielle Website der Stadtverwaltung Orel, abgerufen am 28. Januar 2023 (russisch).
  10. Пятым зарубежным побратимом Орла стал чешский город Ческе-Будеевице — Павел Арсеньев — Российская Газета
  11. Städtepartnerschaften. (Memento vom 25. März 2018 im Internet Archive) Auf: offenbach.de, abgerufen am 25. März 2018.