„Pola Negri“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Pola Negri 1919-1924 Ernst Sandau 001.jpg|mini|Pola Negri, Fotografie von Ernst Sandau, um 1917]]
'''Pola Negri''' (eigentlich ''Apolonia
== Leben ==
Pola Negri stammte aus der polnischen Stadt [[Lipno]] in der Region [[Kujawien]]. Ihr Vater, Jerzy Chalupec (1871–1920), war ein slowakischer [[Roma|Rom]] und von Beruf Klempner. Ihre Mutter, Eleonora Kiełczewska (1861–1954), war [[Polen (Ethnie)|Polin]].<ref>{{
Negri, die in [[Warschau]] in kleinbürgerlichen Verhältnissen aufwuchs, begann zunächst mit einer Ballettausbildung, die sie abbrechen musste, weil sie an [[Tuberkulose]] erkrankte. Sie wechselte zur Warschauer Schauspielschule und debütierte 1913 als Theaterschauspielerin in einem Stück von [[Henrik Ibsen]]. Kurz nach ihrem [[Debüt]] erhielt sie ein Engagement am [[Teatr Wielki (Warschau)|Polnischen Nationaltheater]], dessen Star sie
Nach [[Erster Weltkrieg|Kriegsende]] eröffnete sich für Pola Negri die Chance ihres Lebens. [[Ryszard Ordyński]], ein polnischer Regisseur, der mit [[Max Reinhardt]] in [[Berlin]] am [[Deutsches Theater Berlin|Deutschen Theater]] arbeitete, entdeckte sie und engagierte sie direkt für die polnische Premiere der Pantomime ''Sumurûn'', die später auch verfilmt wurde. Der internationale Durchbruch gelang ihr aber erst als ''[[Carmen (1918)|Carmen]]'' und als ''[[Madame Dubarry (1919)|Madame Dubarry]]'', jeweils unter der Regie von [[Ernst Lubitsch]].
[[Datei:Polanegri.jpg|mini|links|hochkant|Pola Negri, 1927]]
Es folgten weitere Filme mit Lubitsch. Auf dem Höhepunkt des Erfolges ging Negri mit einem lukrativen Vertrag der Filmgesellschaft [[Paramount Pictures|Paramount]] in die [[Vereinigte Staaten|USA]]. Sie wurde vom Studio als mögliche Konkurrentin von [[Gloria Swanson]] aufgebaut. Ihre [[Hollywood]]­filme erreichten allerdings meist nicht das Niveau ihrer Zusammenarbeit mit Lubitsch. Nach einigen enttäuschenden Produktionen ließ das Studio die beiden 1924 wieder gemeinsam für ''[[Das verbotene Paradies (1924)|Das verbotene Paradies]]'' (Forbidden Paradise) arbeiten, mit Negri als Zarin [[Katharina II.|Katharina die Große]].
Bekannt wurde Negri in den USA hauptsächlich durch ihre Schlagzeilen über Romanzen mit [[Charlie Chaplin]], dem sie 1921 zum ersten Mal begegnet war, und [[Rudolph Valentino]]. So soll sie nach der Nachricht vom Tod Valentinos direkt vom Drehort eines ihrer Filme nach [[New York City|New York]] zur Beerdigung aufgebrochen sein, um sich dramatisch über den Sarg des Schauspielers zu werfen. Ihre Ehe mit [[Serge Mdivani]] passte in ihre Selbstinszenierung als „Grande Dame“.<ref>F.-B. Habel: ''Verrückt vor Begehren. Die Filmdiven aus der Stummfilmzeit.'' 1999, S. 75.</ref> Nach dieser Heirat führte sie den Titel „Prinzessin Mdivani“ und bewohnte mit ihrem Ehemann das im 18. Jahrhundert erbaute Schloss Rueil in der französischen Gemeinde [[Seraincourt (Val-d’Oise)|Seraincourt]]. Nachdem die Ehe 1931 unter viel Pressewirbel geschieden worden war, ließ sie in verschiedenen deutschen Zeitungen ihre mehr oder weniger fantasievollen Memoiren abdrucken, die sie – entgegen der Beschwerde von Serge Mdivani – mit „Pola Negri, Prinzessin Mdivani“ unterzeichnete.<ref>{{Literatur |Titel=Altonaer Nachrichten/Hamburger neueste Zeitung |Datum=1932-01-12}}</ref>
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-10764, Pola Negri mit Ehemann.jpg|mini|hochkant|Pola Negri und Serge Mdivani bei ihrer Hochzeit am 14. Mai 1927|alternativtext=]]▼
▲[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-10764, Pola Negri mit Ehemann.jpg|hochkant|mini|
Infolgedessen geriet sie in finanzielle Schwierigkeiten. Sie ging zurück nach Europa und drehte auf Einladung [[Willi Forst]]s einige Filme für die [[UFA]]. Ihr bekanntester Film wurde 1935 die Produktion von ''[[Mazurka (1935)|Mazurka]]''; den Gesangspart der hohen Töne übernahm [[Hilde Seipp]]. Obwohl sie zunächst wegen ihrer angeblich jüdischen Abstammung von Propagandaminister [[Joseph Goebbels]] mit einem Drehverbot belegt worden war, durfte sie nach einer persönlichen Intervention [[Adolf Hitler]]s die Rolle spielen.<ref>F.-B. Habel: ''Verrückt vor Begehren. Die Filmdiven aus der Stummfilmzeit.'' 1999, S. 77.</ref> Zwei Jahre später wurde der Film unter dem Titel ''Confession'' mit [[Kay Francis]] in Amerika als Remake gedreht.▼
▲Obwohl sie für die Rolle als Katharina die Große von der Kritik gelobt wurde, war dies der letzte finanzielle Erfolg für die Schauspielerin. Mit Ausnahme von ''Hotel Imperial'', das sie 1927 mit [[Mauritz Stiller]] drehte, lehnten Publikum und Kritik ihre weiteren Filme ab. Mit dem Tonfilm ging Negris nordamerikanische Karriere zu Ende: Ihr starker Akzent kam beim Publikum nicht an.<ref>F.-B. Habel: ''Verrückt vor Begehren. Die Filmdiven aus der Stummfilmzeit.'' 1999, S. 76.</ref> Infolgedessen geriet sie in finanzielle Schwierigkeiten. Sie ging zurück nach Europa und drehte auf Einladung [[Willi Forst]]s einige Filme für die [[UFA]]. Ihr bekanntester Film wurde 1935
Ab den 1950er Jahren lebte sie im [[Texas|texanischen]] [[San Antonio]] und wurde eine erfolgreiche Grundstücksmaklerin.<ref name="habel80">F.-B. Habel: ''Verrückt vor Begehren. Die Filmdiven aus der Stummfilmzeit.'' 1999, S. 80.</ref> Sie drehte nur noch zwei Filme, 1943 und 1964. In der [[The Walt Disney Company|Disney]]-Produktion ''[[Der Millionenschatz]]'' von 1964 zog sie bereits eine Bilanz ihres Lebens: „Ich habe zwei Weltkriege überlebt, vier Revolutionen und fünf Männer“.<ref name="habel80" /> Kurz kam sie noch einmal ins Gespräch für die Besetzung der Norma Desmond in ''[[Boulevard der Dämmerung]]'' von [[Billy Wilder]]. Wilder berichtete, Negris Akzent habe eine Besetzung unmöglich gemacht. Andere Quellen behaupten, Negri selbst hätte es als Affront empfunden, einen ehemaligen Star zu spielen.
Pola Negris sterbliche Überreste
Ihr Leben erzählt das 3D-Musical „Polita“, das 2011 in Warschau uraufgeführt wurde und weiterhin auf dem Programm steht.<ref>
== Filmografie ==
'''Stummfilme'''
{{Mehrspaltige Liste |breite=30em |anzahl=3 |abstand=1em |liste=
* 1914: Sklavin der Sinne ''(Niewolnica zmysłów)'' – Regie: Jan Pawłowski
* 1915: Die Ehefrau ''(Żona)'' – Regie: Jan Pawłowski
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* 1917: Küsse, die man stiehlt im Dunkeln
* 1917: Die toten Augen
* 1918: [[Rosen, die der Sturm entblättert]]
* 1918: [[Wenn das Herz in Haß erglüht]]
* 1918: Liebesersatz ''(Surogaty lyubvi)'' – Regie: [[Viktor Tourjansky]]
Zeile 72 ⟶ 66:
* 1924: Die Schatten von Paris ''(Shadows of Paris)'' – Regie: Herbert Brenon
* 1924: Cleo, das Mädchen der Straße ''(Men)''
* 1924: [[Die Frau des Kommandeurs]] ''(Lily of the Dust)''
* 1924: [[Das verbotene Paradies (1924)|Das verbotene Paradies]] ''(Forbidden Paradise)'' – Regie: Ernst Lubitsch
* 1925: Opfer des Blutes ''(East of Suez)'' – Regie: [[Raoul Walsh]]
Zeile 79 ⟶ 73:
* 1925: [[Eine mondäne Frau]] (''A Woman of the World'') – Regie: [[Malcolm St. Clair]]
* 1926: Die Lügenkönigin ''(The Crown of Lies)''
* 1926:
* 1927: [[Hotel Stadt Lemberg]] ''(Hotel Imperial)'' – Regie: [[Mauritz Stiller]]
* 1927: [[Stacheldraht (1927)|Stacheldraht]] (''Barbed Wire'') – USA, Regie: [[Rowland V. Lee]]
* 1927:
* 1928: [[Das Geheimnis einer Stunde (1928)|Das Geheimnis einer Stunde]] ''(The Secret Hour)''
* 1928: [[Das zweite Leben (1928)|Das zweite Leben]] ''(Three Sinners)''
* 1928: Die Liebschaften einer Schauspielerin ''(Loves of an Actress)''
* 1928: [[Die Dame aus Moskau]] (''The Woman From Moscow'')
Zeile 91 ⟶ 85:
'''Tonfilme'''
{{Mehrspaltige Liste |breite=30em |anzahl=3 |abstand=1em |liste=
* 1932: [[Um eine Fürstenkrone]] ''(A Woman Commands)''
* 1934: [[Fanatisme]]
Zeile 98 ⟶ 92:
* 1937: [[Madame Bovary (1937)|Madame Bovary]]
* 1937: [[Tango Notturno]]
* 1938: [[Die fromme Lüge]]
* 1938: [[Die Nacht der Entscheidung (1938)|Die Nacht der Entscheidung]]
* 1943: [[Hi Diddle Diddle]]
* 1964: [[Der Millionenschatz]] ''(The Moon-Spinners)''
Zeile 116 ⟶ 110:
* [[Frank-Burkhard Habel|F.-B. Habel]]: ''Verrückt vor Begehren. Die Filmdiven aus der Stummfilmzeit. Ein leidenschaftlicher Blick zurück in die Zeit der ersten Stars.'' Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1999, ISBN 3-89602-128-1.
* {{NDB|19|35||Negri, Pola|Jürgen Kasten|118843249}}
* Mariusz Kotowski: ''Pola Negri: Hollywood's first femme fatale''. Lexington, Ky.: University Press of Kentucky, 2014, ISBN 978-0-8131-4488-7.
* Frank Noack: ''Pola Negri – Schauspielerin.'' In: ''[[CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film]].'' Lieferung 51, 2012.
* Jerzy Nowakowski: ''Boska Pola i inni.'' To My, Warschau 2000.
* [[Jürgen W. Schmidt]]: ''Pola Negri und Bromberg – Ein Filmstar unter Spionageverdacht.'' In: ''Bromberg. Zeitschrift der Bidegastvereinigung.'' Nr. 136, Dezember 2004, {{ISSN|0171-1644}}, S. 3–4.
*
== Weblinks ==
Zeile 128 ⟶ 123:
* {{VHy Name|768}}
* {{Findagrave|5147}}
* {{Webarchiv |
* [http://www.culture.pl/web/english/resources-film-full-page/-/eo_event_asset_publisher/eAN5/content/pola-negri-1 Pola Negri] auf culture.pl (englisch)
* Christopher Long, Laurie E. Jasinski: ''[https://www.tshaonline.org/handbook/entries/chalupec-barbara-apolonia-pola-negri Chalupec, Barbara Apolonia <nowiki>[Pola Negri]</nowiki> (1897–1987).]'' Eintrag im ''Handbook of Texas'', 5. November 2014, zuletzt aktualisiert am 5. August 2020.
== Einzelnachweise ==
Zeile 151 ⟶ 147:
{{Personendaten
|NAME=Negri, Pola
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=polnisch-amerikanische Schauspielerin der Stummfilmzeit
|GEBURTSDATUM=3. Januar 1897
|GEBURTSORT=[[Lipno]], [[
|STERBEDATUM=1. August 1987
|STERBEORT=[[San Antonio (Texas)|San Antonio]], [[Texas]], [[USA]]
|